NFV_06_2008 - Rot Weiss Damme
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Hans-Joachim Weinhold, Ehrenamtspreisträger<br />
des <strong>NFV</strong>-Kreises Helmstedt,<br />
zeigte sich irritiert. Denn mit<br />
Hannover 96 verbindet er die Farbe <strong>Rot</strong>.<br />
Doch beim Besuch des Spiels gegen Hertha<br />
BSC sprangen ihm bis auf die Spielertrikots<br />
eher andere „Farben“ ins Auge: Ob<br />
auf den Fahnen vor der Arena, auf seiner<br />
Eintrittskarte oder im Presseraum – überall<br />
dominierte Schwarz-Weiß-Grün. „Warum<br />
ist das so?“ fragte er deshalb Martin Kind,<br />
als der 96-Präsident am Abschlusstag die<br />
freiwilligen Helfer in Barsinghausen besuchte.<br />
Versionen hierzu gibt es einige. Zu<br />
den wahrscheinlichsten zählt jene, nach<br />
der in den Anfangsjahren des Fußballsports<br />
in Hannover das Stadtamt für<br />
Leibesübungen die Trikotfarben vergab.<br />
Der Hannoversche Sportverein von<br />
1896, dessen Vereinsfarben schwarzweiß-grün<br />
sind, erhielt rote Leibchen<br />
und die grün-weiße Arminia blaue<br />
Hemden. Durch die spätere Rivalität der<br />
beiden Klubs, hier der Arbeiterverein<br />
96, dort die bürgerliche Arminia, entstand<br />
im Sprachschatz der Fans die<br />
Unterscheidung zwischen den „<strong>Rot</strong>en“<br />
und den „Blauen“.<br />
Bezeichnungen, die in der Region<br />
Hannover jeder Fußballfan kennt, die aber<br />
landes- und bundesweit für Irritationen<br />
sorgen. Nicht nur bei Hans-Joachim Weinhold.<br />
Weil Martin Kind dies nur zu gut<br />
weiß, hat er die Vereinsmitglieder und die<br />
Anhänger nun vor die Entscheidung gestellt:<br />
<strong>Rot</strong> oder Schwarz-Weiß-Grün?<br />
„Der Wiedererkennungswert muss<br />
eindeutig sein. Nur so bekommen wir die<br />
Marke 96 hin. Ich persönlich war für <strong>Rot</strong>,<br />
doch die Mehrheit sowohl im Verein als<br />
auch in der Fanszene hat sich anders entschieden“,<br />
berichtete Kind. Die Folge:<br />
„Wir ziehen das jetzt in aller Konsequenz<br />
durch, bis hin zum Trikot.“ Und auch der<br />
Zeitrahmen steht schon fest: „In den nächsten<br />
fünf Jahre fällt alles <strong>Rot</strong>e weg.“<br />
Seit 1997 ist der 64-jährige Unternehmer,<br />
abgesehen von einer kurzen Pause in<br />
der Saison 2005/<strong>06</strong>, der starke Mann im<br />
Verein. Als Geschäftsführer der Hannover<br />
96 GmbH & Co. KGaA steht er der Profifußballmannschaft<br />
ebenso vor wie als Präsident<br />
dem Gesamtverein. Denn 96 ist<br />
nicht nur Fußball. „Wir haben sieben andere<br />
Bereiche, die ausschließlich ehrenamtlich<br />
organisiert sind“, erklärte Kind<br />
und räumte in diesem Zusammenhang<br />
Dankeschön-Wochenende<br />
„Die <strong>Rot</strong>en“ verlieren ihre Farbe:<br />
96 setzt auf Schwarz-Weiß-Grün<br />
<strong>NFV</strong>-Ehrenamtspreisträger 2007<br />
Bereits 1997 hat der DFB seine Ehrenamtsaktion zur Stärkung freiwilliger Vereinsmitarbeit ins<br />
Leben gerufen. Bundesweit werden seitdem jährlich rund 400 Männer und Frauen mit dem Ehrenamtspreis<br />
ausgezeichnet, die mit großem Engagement freiwilligen Dienst in ihren Vereinen leisten. In<br />
Niedersachsen waren es 2007 erneut 47 verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen der DFB<br />
mit der Verleihung des Ehrenamtspreises ein besonderes Dankeschön aussprach. Diesem Dank<br />
schloss sich der <strong>NFV</strong> mit der Ausrichtung eines Erlebniswochenendes vom 25. bis 27. April <strong>2008</strong> im<br />
Gilde Sporthotel Fuchsbachtal an. Damit würdigten DFB und <strong>NFV</strong> den herausragenden Einsatz der<br />
freiwilligen Helferinnen und Helfer, die mit ihren Lebenspartnern nach Barsinghausen eingeladen<br />
wurden. Die Ehrenamtspreisträger 2007, <strong>NFV</strong>-Bezirk Braunschweig: Ellen Hannebohn (Freie Turner<br />
Braunschweig, Kreis Braunschweig), Günther Schönfeld (TuS Seershausen/Ohof, Kreis Gifhorn),<br />
Wolfgang Hungerland (Bovender SV, Kreis Göttingen), Heinz Göttling (SC 18 Harlingerode, Kreis Goslar),<br />
Hans-Joachim Weinhold (SV Esbeck, Kreis Helmstedt), Klaus Grobe (MTV Markoldendorf, Kreis<br />
Northeim-Einbeck), Wilhelms Hausmann, Tuspo Petershütte, Kreis Osterode), Lutz Bertram (VT Union<br />
Groß Ilsede, Kreis Peine), Manfred Rybatzki (SV Union Salzgitter, Kreis Salzgitter), Manfred Wallat (SV<br />
Schladen, Kreis Wolfenbüttel), Bodo Tykarski (TSG Mörse, Kreis Wolfsburg). <strong>NFV</strong>-Bezirk Hannover:<br />
Clemens Anneken (FC Sulingen, Kreis Diepholz),Dieter Sigusch (MTSV Aerzen 04, Kreis Hameln-Pyrmont),<br />
Kerstin Freese (HSC Hannover, Kreis Hannover), Heinrich Zieseniß (TSV Mariensee-Wulfelade,<br />
Kreis Hannover-Land), Helmut Buschbaum (TSV Sibbesse, Kreis Hildesheim), Klaus Gallo (TSV Kemnade,<br />
Kreis Holzminden), Stefan Theodor (SV Schessinghausen, Kreis Nienburg), Otto Zimmermann<br />
(TSV Liekwegen, Kreis Schaumburg). <strong>NFV</strong>-Bezirk Lüneburg: Stefan Biermann (TuS Höfer, Kreis Celle),<br />
Stefan Mangels (SG Meckelstedt/Stinstedt, Kreis Cuxhaven), Ehepaar Michael und Annette Jordan<br />
(SG Wintermoor „68“, Kreis Soltau Fallingbostel), Hinrich Bostelmann (SG Salzhausen/Garlstorf, Kreis<br />
Harburg), Udo Peters (VfL Breese, Kreis Lüchow-Dannenberg), Markus Vick (TSV Bardowick, Kreis<br />
Lüneburg), Ralf Strömer (VSK Osterholz-Scharmbeck), Klaus Piel (TuS Tarmstedt, Kreis <strong>Rot</strong>enburg),<br />
Dieter Ernst (SV Ahlerstedt/Ottendorf, Kreis Stade), Paul-Gerhard Müller (VfL Suderburg, Kreis Uelzen),<br />
Matthias Mahnke (FC Verden 04, Kreis Verden). <strong>NFV</strong>-Bezirk Weser-Ems: Karl-Heinz Dietrich<br />
(TV Metjendorf, Kreis Ammerland), Thomas Bogdanski (SV Spetzerfehn, Kreis Aurich), Christa Pasternak<br />
(SV Vorwärts Nordhorn, Kreis Bentheim), Egbert Gröneweg (STV Barßel, Kreis Cloppenburg), Gabriele<br />
Töpfer (Delmenhorster BV, Kreis Delmenhorst), Dieter Block (SuS Emden, Kreis Emden), Aloys<br />
Köbbe (SV Heidekraut Andervenne, Kreis Emsland), Anette Haupt (TuS Obenstrohe, Kreis Friesland),<br />
Willi Kubin (Frisia Loga, Kreis Leer), Jochen Reil (VfR Wardenburg, Kreis Oldenburg-Land), Ludger Popken<br />
(1. FC Ohmstede, Kreis Oldenburg-Stadt), Norbert Holtwerth (FC Westerwiede, Kreis Oldenburg-<br />
Land), Arben Arifaj (SV Kosova, Kreis Osnabrück-Stadt), Josef Peckskamp (SV SW Kroge-Ehrendorf,<br />
Kreis Vechta), Holger Beyer (SG Großenmeer, Kreis Wesermarsch), Hans Günther Kregel (WSC Frisia<br />
Wilhelmshaven, Kreis Wilhelmshaven), Friedhelm Janssen (SV Ochtersum, Kreis Wittmund).<br />
Klaus Gallo und die übrigen Preisträger erfuhren<br />
von Martin Kind, dass die Farbe <strong>Rot</strong><br />
bei Hannover 96 keine Zukunft haben wird.<br />
„Defizite“ ein. „Wir müssen das ehrenamtliche<br />
Engagement weiter entwickeln.<br />
Wir brauchen Menschen, die aktiv bei uns<br />
Sport treiben und die aktiv bei uns ein Amt<br />
übernehmen.“ Denn von den derzeit<br />
8.600 Mitgliedern treiben bei 96 nur etwa<br />
2.000 Sport – die große Mehrheit rekrutiert<br />
sich aus der Fanszene der Profifußballmannschaft.<br />
In der Fußball-Bundesliga hält er einen<br />
Platz zwischen eins und sechs auf absehbare<br />
Zeit für ausgeschlossen. „Der FC<br />
Bayern erwirtschaftet dieses Jahr einen<br />
Umsatz von 250 Millionen, wir 47 Millionen.<br />
Bayern hat ein Eigenkapital von 170<br />
Millionen, wir eines von fünf Millionen.<br />
Während 96 keinen Gewinn verbucht, erwirtschaften<br />
die Bayern knapp 20 Millionen“,<br />
verdeutlichte Kind die Unterschiede.<br />
Doch nicht nur im Vergleich zum Klassenprimus<br />
wird klar, warum Martin Kind<br />
ein vehementer Gegner der 50+1 Regelung<br />
ist, durch die es in Deutschland verboten<br />
ist, dass ein Investor mehr als die<br />
Hälfte der Anteile eines Vereins, also 50<br />
Prozent plus eine Stimme, übernehmen<br />
kann. Schalke gab für das Geschäftsjahr<br />
2007 einen Gesamtumsatz von 149,5<br />
Millionen Euro bekannt (Gewinn: 12,8<br />
Millionen Euro), Bremen meldete einen<br />
Umsatz von 105,8 Millionen Euro (Gewinn<br />
8,3 Millionen Euro).<br />
So übersteigen bei beiden Vereinen<br />
allein die Gewinne im letzten Geschäftsjahr<br />
das gesamte Eigenkapital von 96.<br />
Deshalb gibt es für Kind nur eine Lösung:<br />
„Um wettbewerbsfähig bleiben zu können,<br />
müssen wir uns dem Kapitalmarkt<br />
öffnen. Fällt 50+1weg, würde ja kein Verein<br />
gezwungen, seine Anteile zu verkaufen.<br />
Nur sollte es in der Entscheidungsgewalt<br />
eines jeden Klubs liegen, ob er Investoren<br />
haben will oder nicht.“<br />
Juni <strong>2008</strong> 13