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AMOK Diskussionsunterlagen - HTL Villach

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o n l i n e j o u r n a l k u l t u r & g e s c h l e c h t # 5 ( 2 0 0 9 )B e c k e r E i c k e l m a n n K o n t r o l l v e r l u s t8eines ökonomisch sinnvollen und effizienten Konstruktionsprinzips. Bei demPanopticon handelt es sich um einen mehrstöckigen, zylindrischen Bau, derseine Anwendung in verschiedenen Institutionen wie Gefängnissen, Krankenhäusern,Fabriken oder Schulen findet. Am Rand befinden sich ‚Zellen’,die von hinten mit Licht durchflutet werden, so dass der ‚Zellinsasse’ eineroptimalen Sichtbarkeit ausgesetzt ist. In der Mitte befindet sich ein Turm,von welchem aus der Wärter jeden einzelnen ‚Zellinsassen’ sehen kann. DieKonstruktion des Turmes ist in Bezug auf die Funktionalität des Panopticonsvon entscheidender Bedeutung: Aufgrund von angebrachten Jalousien könnendie ‚Zellinsassen’ den Wärter nicht sehen. Die Konsequenz ist, dass die‚Zellinsassen’ eine Beobachtung nie ausschließen können, so dass sie permanentvon eben dieser ausgehen müssen. In der Konsequenz dieser permanentenMöglichkeit, beobachtet zu werden, liegt die eigentlicheEffektivität. Die ‚Insassen’ beugen sich automatisch, aufgrund der reinenMöglichkeit sanktioniert werden zu können, den institutionellen Regeln. 16Foucault hat in den 1970er Jahren den Wandel dieses Disziplinarprogrammsund die ‚neue Einbindung des Individuums‘ in eben diese Strukturen thematisiert17 . Die Allgegenwärtigkeit moderner Aufzeichnungssysteme bedingeeinen Wandel in Bezug auf die Disziplinierung des Subjekts. Die verblüffendeSituationsumwertung durch die Subjektivität der Überwachung verweistsomit unmittelbar auf die Identifikation mit dem Überwachungsapparat. Eslässt sich an dieser Stelle also von einer selbsthergestellten Subjektivität derÜberwachung sprechen, die dabei den Bedeutungsverlust lebensweltlicherEreignisse zur Folge hat. Im Zeitalter der Überwachung reichen also zwischenmenschlicheHandlungen (im Sinne von Face-to-Face-Kommunikation) allein nicht mehr aus, um ein Ereignis zu konstituieren. Derüberwachende Blick wird in der Postmoderne zu jenem Blick umgedeutet,der einem Ereignis erst den Status der Realität verleiht. Die Notwendigkeitder medialen Repräsentation, der Bebilderung, rückt also in den Vordergrundder Identitätsgenese.16 Ebd., S. 9.17 Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt a.M.1977, S. 251ff.

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