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Ein FEINDBILD ist für vieles GUT<br />
Ein Feindbild ENTLASTET<br />
Ein Feindbild entlastet: Nicht wir, nicht unsere Freunde, der Feind<br />
trägt alle Schuld!<br />
Unsere verdrängten Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle, unsere<br />
Aggressionen und Frustrationen lassen sich gefahrlos nach<br />
außen ableiten, auf ihn projizieren. Feindbilder ermöglichen ein<br />
Sündenbock-Denken.<br />
Ein Feindbild verbindet: Sind wir auch in vielem uneins, so sind<br />
wir doch verschworen gegen den Feind!<br />
Ein gemeinsamer Feind stärkt den Zusammenhalt. Er lässt uns die<br />
Reihen fest schließen und Abweichler ausgrenzen. Feindbilder fördern<br />
das Block-Denken.<br />
Ein Feindbild polarisiert: Wissen wir auch nicht, wofür wir sind, so<br />
doch wogegen! Die Fronten sind geklärt. Jeder weiß, wo er steht!<br />
Durch eine Reduktion der Möglichkeiten auf ein Entweder-Oder<br />
lassen sich die Menschen für die politische Auseinandersetzung<br />
nach Freund und Feind effektiv gruppieren und instrumentalisieren.<br />
Feindbilder pressen alles in ein Freund-Feind-Schema.<br />
Ein Feindbild aktiviert: Feindbilder überwinden Tötungshemmungen.<br />
Eigene Information und Orientierung sind nicht notwendig.<br />
Wir dürfen, wir sollen uns wehren gegen die Anderen, Fremden,<br />
Feinde, äußere wie innere. Da ist nicht nur Misstrauen, sondern<br />
auch Feindseligkeit und, wenn nötig, auch Gewalt angebracht gegen<br />
Sachen und Personen, physische, psychische, politische, ja militärische<br />
Gewalt.<br />
Feindbilder führen leicht zum kalten oder heißen Krieg.<br />
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HANS KÜNG, Spurensuche