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Hugo Schuhmacher - Casa del Arte

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durch soziale Sicherheit, ist spröde geworden. Der freie Fall verliert in seinen Träu -<br />

men die Richtung. Die Drachen flattern gar lustig über der friedlichen Landschaft. Kei -<br />

ne Gefahren - weit und breit. "Fantasie lässt sich nicht bezahlen", meinen die andern.<br />

Zu ihrer Ankurbelung reicht der Bundesrat in corpore Jetons, buntgetupft, aufgefrackt,<br />

Damenwahl. Die roten Teppiche schwitzen und sausen über das Zickzack der Berg -<br />

spitzen: Ein Ringelreigen um das Matterhorn herum, ein Hofknicks vor der schnee -<br />

bedeckten Jungfrau, ein "Achte-Dich" vor dem Eiger, kein übermässiges Ver wei len<br />

beim Schreckhorn, ein verschämter Aufmuckser neben dem Pilatus, hindurch - durch<br />

ein verirrtes Wölklein, doch ab und zu tauchen Herden von Wölkchen auf, hindurch,<br />

hindurch ...; "bitte rollt mich nicht wieder ein", seufzt der Teppich, "noch nie durfte ich<br />

derart vielen ausgetüftelten Modeschöpfungen unbeobachtet unter die Röcke und<br />

zwischen die Hosen zwinkern, Küsschen links und Küsschen rechts, ach, wie herzt<br />

sich die Menschheit. Ich würde es vermissen, nicht mehr getreten zu werden, und die<br />

Marschmusik des 1. Infanterieregiments würde mir fehlen, das raffinierte Bumm der<br />

Pauke, das Pathos der Bläser. Habt Verständnis mit mir. Ich wehre mich doch nicht,<br />

biete eine solide Vorlage. Meine Sehnsucht gelüstet nun einmal nach dem Knistern<br />

von feiner Wäsche". - Man möchte wiedergewählt werden. Kommissionen und<br />

Kommissiönchen und Kommissäre(-innen) teilen sich die Verdienste ihres Lan des.<br />

Übrigens Stimmen fängt man, indem man z. B. mit einem massiv untersetzten Ko -<br />

stenvoranschlag den Bau einer Volksbibliothek empfiehlt. Ein unverfänglicher, um -<br />

weltschonender Vorschlag, weil kaum einer sich von Büchern wirklich aufhalten lässt<br />

und sie deshalb völlig ungefährlich sind. Entsprechenden Schriften würde es am nötigen<br />

Platz mangeln. Ob die zu erwartenden Rechnungen begleichbar sind oder nicht,<br />

fällt höchstens zweitrangig ins Gewicht, denn jene, die wenig verdienen, stimmen ja,<br />

weil es sie nichts kostet, und jene, die viel versteuern, stimmen nein, weil es sie etwas<br />

kostet und man schliesslich über eine eigene, vornehm ausgestattete Bü cherwand<br />

befindet. In liberaleren Häusern gesellt sich schon einmal die Ge samtausgabe von<br />

Bertolt Brecht dazu. Empfindsamere Menschen lassen sich beispielsweise durch die<br />

Verse "An die Parzen" von Friedrich Hölderlin aufkratzen.<br />

Nur einen Sommer gönnt, ihr Gwaltigen!<br />

Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,<br />

Dass williger mein Herz, vom süssen<br />

Spiele gesättigt, dann mir sterbe.<br />

Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht<br />

nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht;<br />

Doch ist mir einst das Heilge, das am<br />

Herzen mir liegt, das Gedicht gelungen,<br />

Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt!<br />

Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel<br />

Mich nicht hinabgeleitet; einmal<br />

Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht.<br />

Etwas Emanzipiertere beschäftigen sich mit entlegener Frauenliteratur. Wie beiläufig<br />

schleicht sich ein Nachtragskredit hinein. Solchermassen betrachtet, hat jeder schon<br />

bei nahe Takt bewiesen und gezeigt, dass er mit seiner Interessenlage stets vertraut

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