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Hugo Schuhmacher - Casa del Arte

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Nach Verlag und Edition war 1974 die erste Galerie Silvio R. Baviera entstanden,<br />

Filialen in Biel und Cavigliano folgten, bevor 1990 ein eigenes Museum eröffnet werden<br />

konnte, im Kreis 4, an der Zwinglistrasse 10. Weiter ausgebaut, zieht es sich seit<br />

ein paar Jahren über drei Stockwerke hin. Kühle Sachlichkeit prägt die Muse ums -<br />

räume, die meist ganz anders temperierte Kunst beherbergen. Baviera sammelt vor<br />

allem figurative, politisch und erotisch geladene Kunst. In Kriegszeiten geboren, hatte<br />

er das Nachkriegseuropa als seelisches Vakuum erlebt. Dass er sich besonders für<br />

das anarchische Element in der Kunst interessiert, hat sicher auch damit zu tun. Die<br />

These vom autonomen Kunstwerk konnte er nie akzeptieren. Form und In halt reiben<br />

sich aneinander.<br />

"Man müsste zeichnen und Klavier spielen können, gleichermassen", steht programmatisch<br />

auf einer Zeichnung geschrieben, der mit anderen Gemeinschaftsarbeiten<br />

ein eigener Raum im Helmhaus gewidmet ist. Dicht gehängt, vom Boden bis zur<br />

Decke, versteht sich der grosse Saal als "Hommage an Sammler". Keimzelle bildet<br />

der phantastische Realismus zürcherischer Prägung. Die Schweizer Kunst bedeckt<br />

drei Wände. Limmatseitig hängen die Arbeiten aus Deutschland und Österreich.<br />

Mehr oder weniger alphabetisch geordnet. Kein selbstgefälliges ästhetisches Arran -<br />

gieren, keine populistische oder marktorientierte Bonusvergabe. Ein Leporello verrät<br />

massstabgetreu, wer was ausgeheckt hat.<br />

Baviera, der mit dem Slogan "Für Wohlstand und Kultur" bei den letzten Stadtrats -<br />

wahlen kandidierte, plädiert für Farbe und Standortwechsel. Universitäre Reflexions -<br />

arbeit sieht er als verstaubte Selbstbespiegelungsangelegenheit.<br />

Schon in den 70er Jahren vertrat er die Idee einer lebendigen Plastik. Er stellte Rat -<br />

ten einen dreiteiligen Aktionsraum zur Verfügung in der Hoffnung, dass die Kompar ti -<br />

mente "Bau" "Erde/Gras" - "Spielzeug" eine Durchmischung erfahren. Im Helm haus<br />

hebt er sich selbst und seine drei Brüder hervor, die Künstler Peter, Michael und<br />

Vincenzo Baviera. Als Kinder schauten sie sich gemeinsam Laurel-und-Hardy-Filme<br />

an, später ging jeder seinen eigenen, unterschiedlich erfolgreichen künstlerischen<br />

Weg.<br />

Schräge Töne<br />

Bei allen Unterschieden geht Bavieras Universum fast gleitend in dasjenige von<br />

Susann Walder über, die im Kleinen Helmhaus "The Happy Christmas Show" inszeniert<br />

hat. So schillernd-schräg, wie die 37jährige ihre Rollen spielt, hat sie den Raum<br />

weihnachtlich dekoriert, mit allen Klischees, die dazugehören, und mit der Lust einer<br />

Dilettantin, die Subversion anpeilt. Die Beute ihrer vorweihnachtlichen Streifzüge hat<br />

die Köni gin des Untergrunds als persönlichen Kosmos inszeniert, der im Glanz der<br />

Kugeln und Kuscheltiere die morbide Stimmung der Welt und damit die Leere eines<br />

Phan toms widerspiegelt. Viele suchen das Weite, wenn Walder mit Inbrunst Lieder<br />

der Sehnsucht singt.<br />

Beide Ausstellungen bis 26. Januar 1997.<br />

Sabine Arlitt, Tages-Anzeiger<br />

04.01.1997<br />

Klimazelle im Helmhaus: Silvio R. Baviera und Susann Walder<br />

Der kulturelle Allrounder Silvio R. Baviera gibt im Helmhaus einen Überblick über sei -<br />

ne vielseitigen Tätigkeiten. Neben eigenen Werken und Belegen von kol labo rativen<br />

Ak tionen stellt seine Sammlung das Hauptstück der Aus stellung dar. Im Kleinen<br />

Helm haus präsentiert die «Crossover-Künstlerin» Susann Walder ihre «Hap py Christ -<br />

mas Show», die Partikel des vorweih nächt lichen Konsum-Kosmos versammelt.

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