LINDE TECHNOLOGY #1.10 // Vapormate50Vapormateeignet sich überalldort, wo frischewaren transportiert,gelagert oderverarbeitet werden –von Getreide überBananen bis zu Tabakund Kakao.Paradies für Schädlinge: Bananen werden zwar grüngeerntet und dann um die halbe Welt transportiert,aber für Schädlinge wie die Spinnmilbe (unten) sinddie unreifen Früchte ein Leckerbissen – über den sie aufden langen Seereisen liebend gerne herfallen.gende Chemikalien allmählich zu reduzieren und letztlich abzuschaffen.Das verschaffte einem anderen <strong>Gas</strong> zur Schädlingsbekämpfungin Getreidesilos und auf Frachtern große Popularität: Phosphin. Dochauch dieser Wirkstoff hat einige Haken: Er ist giftig, und die Behandlungvon Früchten oder Getreide dauert mehrere Tage. Und in Australienund Asien haben die Insekten inzwischen teilweise Resistenzengegen das Mittel entwickelt. Nach dem Wegfall von Methylbromid undden Problemen mit Phosphin ist der Bedarf an effektiver Schädlingsbekämpfungsehr groß.Die Dole Food Company – weltgrößter Anbieter von frischemObst, Gemüse und Schnittblumen – begann im Jahr 2002 nach Alternativenzu suchen. Man beschloss, an einem Pilotversuch teilzunehmen:Gemeinsam mit CSIRO, der nationalen australischen Wissenschaftsbehörde,hat die damalige BOC – heute <strong>Linde</strong> – ein Schädlingsbekämpfungsgasentwickelt: Vapormate – ein Gemisch aus Kohlendioxidund Ameisensäureethylester. Erste Labortests führte die Organisationerfolgreich an Getreide durch. Das neuseeländische Institut fürAgrarpflanzen und Nahrungsmittel testete das <strong>Gas</strong> außerdem beiÄpfeln, Callalilien und Zwiebeln gegen Schädlinge wie Fransenflüglerund Blattläuse. Dole wagte dann das erste, kommerzielle Projekt– mit Erfolg. Das Verfahren wird seither bei dem Handelskonzerneingesetzt.<strong>Gas</strong>e-Schutzhülle für Ananas und Co.„Vapormate wirkt rasch, gründlich und es gibt keine bekannten Resistenzen“,sagt Lex van Leeuwen, der für die weltweite Kommerzialisierungneuer Begasungsmittel von <strong>Linde</strong> zuständig ist. Das Gemischwird verflüssigt in Stahlflaschen geliefert – der aktive Wirkstoff ist17 Prozent Ameisensäureethylester, auch Ethylformiat genannt, derRest Kohlendioxid. Die Substanz kommt in vielen Pflanzen vor und istsogar als Nahrungszusatzstoff zugelassen. In Reinform ist sie leichtentflammbar, doch in der richtigen Mischung mit Kohlendioxid nicht.Das Kohlendioxid dient zudem als Treibgas, um das Ethylformiat ineinem Nebel mikrometerkleiner Aerosolteilchen zu verbreiten. Wennsie verdampfen, hüllen sie Getreide, Bananen oder Ananas gleichmäßigein. Das <strong>Gas</strong> greift das Atmungssystem der Insekten an, was seinerasche Wirksamkeit erklärt. Bei Getreide dauert eine Behandlung nur24 Stunden, bei Obst und Gemüse in abgeschlossenen Räumen reichensogar vier Stunden. Gefährliche Rückstände bleiben nicht, denn:Vapormate zerfällt zu Ameisensäure und Ethanol – Substanzen, diein der Natur ohnehin vorkommen.Damit ist Vapormate ideal für die Schädlingsbekämpfungbei Früchten und anderen Agrarprodukten. Selbst Tabak könnte davonprofitieren. Denn bevor der auf die Weltmärkte kommt, wird er verarbeitetund lagert für längere Zeit. Dann sind die Blätter besondersanfällig für Schädlinge wie Raupen der Kakaomotte und Larven desTabakkäfers.Vapormate lässt sich zudem überall einsetzen, wo frischeWaren transportiert, gelagert oder verarbeitet werden: in Farmsilos,bei der Quarantänebehandlung importierter Früchte in Lagerhallenoder sogar kurz nach der Ernte, noch vor der Verschiffung.So entwickelte Willy Bayerl, bei <strong>Linde</strong> zuständig für neue Spezialgase-Anwendungen,im Auftrag des Dole-Konzern ein Vapormate-Dosierungssystem. Keine leichte Aufgabe, denn in einer Bananen-
Vapormate // LINDE TECHNOLOGY #1.1051Blinde Passagiere in der Ananas: In den meisten Herkunftsländern wird das Obst für den Transport zwar noch von Hand verpackt. Die für das bloße Auge meistunsichtbaren Schädlinge gelangen aber gut versteckt auf den Früchten bis in die Transportcontainer.plantage herrschen widrige Umstände: hohe Luftfeuchtigkeit, Staubund Hitze. Die Bemühungen blieben nicht unbemerkt: Im Jahr 2007erreichte Vapormate das Finale bei dem Wettbewerb um einenLandwirtschafts- und Unternehmenspreis der National Australia Bankin der Kategorie „Technologie und Innovationen“.Zerfall in natürliche BestandteileBisher ist das neuartige <strong>Linde</strong>-Schädlingsbekämpfungsmittel Vapormatein Australien, Neuseeland und Israel zugelassen. Genehmigungsverfahrenlaufen derzeit in Korea, Brasilien, Kenia, den VereinigtenStaaten, auf den Philippinen und in Südafrika. Der Prozess nimmtin jedem Land etwa zwei bis drei Jahre in Anspruch. Und <strong>Linde</strong> istdabei, auch in anderen Ländern tätig zu werden. In den Empfängerstaatender exportierten Produkte muss Vapormate dagegen nichtregistriert sein, denn bis zur Ankunft der Früchte ist das <strong>Gas</strong> längst inseine natürlichen Bestandteile zerfallen.Dabei ist Vapormate nicht das einzige <strong>Gas</strong> von <strong>Linde</strong>, dasdie Nachfolge von Schädlingsbekämpfungsmitteln wie Methylbromidund Phosphin antreten will. Es gehört zu einer Gruppe von Envirosolgenannten <strong>Gas</strong>en, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommensollen. Ihnen allen ist gemein, dass flüssiges Kohlendioxid zur Vermischungund als Treibgas dienen kann. Eines dieser Mittel ist „Sterigas“mit dem Wirkstoff Ethandinitril, das vor allem Schädlinge in Erdeund Holz bekämpfen soll. Ein anderes ist „Cosmic“ mit Kohlenoxidsulfid,das für Getreide geeignet ist und gegen Insekten wirkt. Beidesind bislang nur im Labor getestet worden, aber <strong>Linde</strong> hat bereits dieersten Pilotprojekte initiiert. Sie ergänzen glänzend Vapormate, dasdabei hilft, dass Kiwis, Orangen und Ananas auch künftig ohne Schädlingsbefallfrisch und knackig in die Supermarktregale kommen.Link:www.linde-gas.com