DIE ELEMENTARGEFAHR WASSEREXTREMEREIGNIS HOCHWASSERIm August 2002 kam es zum Jahrhunderthochwasser an der Elbe undihren Nebenflüssen, mit schweren Überschwemmungen in Deutschland, Öster -reich, Polen, Tschechien und Italien. ImOktober 1998 schwoll die Oos, ein Fluss,der normalerweise mit einem Wasserstandvon 30 Zentimetern durch Ba den-Baden plätschert, auf drei Meter Wasserstandan und richtete Millionenschädenan. Ursache beider Hochwasser warenextreme Starkregenereignisse.Überschwemmungen durch Hochwasser an Flüssen, die durch hohe Niederschlagsmengenbegründet sind, werdenhäufiger. Der Grund dafür ist imZu sammenhang mit dem Klimawandeleinfach: Steigt die Durchschnittstemperaturan, verdunstet mehr Wasser ausBöden und Gewässern. Die Feuchtigkeitsmengein der Luft nimmt zu. DieseFeuchtigkeit kommt als Niederschlagwieder zur Erde. Je mehr Feuchtigkeitin der Luft vorhanden ist, desto stärkerwerden Regen und Hagel. Weder Hagelnoch Starkregen sind dabei vorab örtlicheingrenzbar. Es kann buchstäblichjeden treffen. Wo starker Hagel niedergeht,kommt es zu Schäden. Trifft heftigerRegen auf ausgetrockneten Boden,kann er nicht schnell aufgenommenwerden. Das Wasser fließt ab. Das kanndie Kanalisation überfordern und zuÜberschwemmungen führen. Der größteTeil des Wassers fließt letztlich in Bä -che und Flüsse, die dadurch über dieUfer treten können. Nur hier ist die Versicherwirtschaftbisher in der Lage, Ri -si koabschätzungen vorzunehmen.HOCHWASSERZONIERUNGS -SYSTEM ZÜRSDer Gesamtverband der deutschenVersicherungswirtschaft (GDV) hat fürdie gesamte Versicherungswirtschaftdas Zonierungssystem für Überschwemmung,Rückstau und Starkregen (ZÜRS)entwickelt, das auch die <strong>SV</strong> in modifi -zier ter Form benutzt. Das ZÜRS-Systemermöglicht eine genaue Risikoabschätzungeinzelner Grundstücke hinsichtlichihrer individuellen Hochwasserbeziehungsweise Überschwemmungsgefähr dung im Vorfeld. Durch die Simulationeines 10- und 50-jährigen Hochwassersan den jeweiligen Gewässernwerden Über schwemmungszonen er -mittelt. Durch die zusätzliche Verknüpfungmit einem digitalen Straßennetzkann bis auf Hausnummerebene festgestellt werden, welcher Gefährdungsklassebeziehungsweise Zone das entsprechendeGrundstück zuzuordnen ist.WASSER IST LEBENS- UNDGEFAHRENQUELLEAber Wasser ist nicht nur Gefahrenquelle.Denn: Ohne Wasser gäbe es keinLe ben. Wir nehmen uns in diesem Heftdes Themas Wassers deshalb in großerBreite an: Die ganze Spanne von Wasserals unersetzlichem Lebensmittel bishin zu neuen Konzepten der Hochwasservorsorgekommt zu Wort.Den An fang macht ein Aufsatz vonProfessor Franz Nestmann, der den globalenWas serkreislauf und die möglichenAus wirkungen von Klimawandelund mensch lichem Eingreifen erklärt.Über die po si tiven Eigenschaften desWassers als unersetzlichem Lebens mittelberichtet Herbert Masino, Ge schäftsführerder Bad Liebenzeller Mineralbrunnen,Hartmut Jenner, Geschäftsführerder Kärcher AG, schätzt die Kräfte desWassers für Reinigungszwecke und er -klärt, wie Wasseraufbereitung funktioniert.Über die Risiken des Ertrinkensberichtet Falk Dieter Widmaier, Vorsitzenderder Stiftung Wasserrettung desDLRG. Ein zerstörerisches Hochwasserhat Reinhard Kuge erlebt, Geschäftsführerder Faubel GmbH. Horst Haselsteiner,Ge schäftsführer der Haselsteiner GmbH,be richtet, was es nach ei nem Schadenbei der Bautrocknung zu be achten gibt.Zukunftsgerichtetes findet sich in Thü -ringen, wo Helmut Teltscher, Refe rats -leiter im Ministerium für Landwirtschaft,Naturschutz und Umwelt, von den Hochwasserkonzeptenspricht und Man fredSchmitt, Leiter der Berufsfeuer wehr inErfurt, dies am Beispiel Er furts verdeutlicht.Professor Helmut Striff ler, Ehrenpräsidentdes Rhein-Kolleg, be richtetüber ein hochwasser ge schützt gebautesGymnasium. Die Faszi nation desWassers als Forschungsobjekt be leuchtetProfessor Bernd-Helmut Kröp lin,der Wasser als Träger von Informationenuntersucht.GB 2007 | Einführung | 17
Die Erforschung globaler Zusammenhänge hilft bei regionalen Entscheidungen | Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Franz Nestmann |»Klimawandel und menschliche Eingriffebeeinflussen den Wasserkreislauf.«DIE ERFORSCHUNG GLOBALER ZUSAMMENHÄNGEHILFT BEI REGIONALEN ENTSCHEIDUNGENDas Wasser ist das befruchtende, dasfor mende, das Leben schenkende Elementauf Erden.Es ist rastloser Vermittler der Naturkreisläufe, durch die Kraft des Feuers istes der Gestalter auf Erden, die Formender Land schaften in festlichen Konzertenprägend.In uns ist es Teil der Schöpfung im le -benslangen Fließen, das unsere Sinnebelichtet, uns Kräfte schenkt und dieviel fältigen, schönen Klänge der Naturhervorbringt.Als Wegbegleiter allen Lebens steht esbei der Taufe am Anfang und bei derSegnung am Ende.Unter den Elementen Erde, Feuer undLuft ist das Wasser das verbindendeElement.DER WASSERKREISLAUFDer gesamte Wasservorrat auf derErde wird auf etwa 1,46 Milliarden km 3geschätzt, der sich ungleich auf unterschiedlicheSpeicher erstreckt. Die Mee -re enthalten circa 96 Prozent, Gletscherund polare Eismassen circa drei Prozentund der Rest von etwa einem Prozentist im Grundwasser, den Seen undFlüssen, der Atmosphäre und der Bio -sphäre enthalten. Global betrachtet be -findet sich das Wasser auf einer andauerndenWanderschaft zwischen denzahl reichen Speichern, den Ozeanen, derAtmosphäre und dem Festland. Der an -dauernde Kreislauf mittels Wasserverdunstungaus den Ozeanen und vomFestland in die Atmosphäre und überdie Niederschläge zurück auf die Erde,führt auf dem Festland zur Grundwasserbildungund den Abflussvorgängenin den Gewässern und von dort zurückzum Ozean. Man nennt diesen Vorgangden Wasserkreislauf oder den hydrologischenZyklus.Die Zusammenhänge von Fließgewässern,Klima, Biosphäre und Landnutzungwerden erst seit drei Jahrzehntensystematisch aufgearbeitet. Somit gibt