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Der Bielefelder Fragebogen zu Partnerschaftserwartungen (BFPE ...

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teilweise ansprechbar und somit für entsprechende Signale anderer <strong>zu</strong>gänglich, ohne ihrerseitsForderungen nach Zuwendung <strong>zu</strong> stellen. Es ist an<strong>zu</strong>nehmen, daß sie im sozialen Netzwerkeher <strong>zu</strong> den Gebenden als <strong>zu</strong> den Nehmenden gehören und insofern in Krisensituationen –also bei akut und nachhaltig aktiviertem eigenem Bindungssystem – wenig konkretenRückhalt bei anderen Menschen erwarten.Mit seiner spezifischen Konfiguration der <strong>BFPE</strong>-Skalen und den daran anschließendenÜberlegungen nimmt dieses Bindungsmuster offenbar eine Zwischenposition zwischen demsicheren und dem unsicher-vermeidenden Bindungsmuster ein. Im Hinblick auf dieKompatibilität mit anderen Operationalisierungen der Bindungsrepräsentationen erscheint espragmatisch, es als Variante des sonst als sicher bezeichneten Musters ein<strong>zu</strong>ordnen und als„bedingt sicher“ <strong>zu</strong> benennen. Im Vergleich <strong>zu</strong>m „unbedingt sicheren“ Bindungsmusterdürften die angenommenen Defizite der Selbstwahrnehmung, ebenso die geringere Fähigkeit<strong>zu</strong>r Mobilisierung sozialer Ressourcen, in gravierenderen Streßsituationen <strong>zu</strong> einer größerenAnfälligkeit für psychische Störungen führen. Insofern wäre die Abgren<strong>zu</strong>ng diesesBindungsmusters vom „unbedingt sicheren“ von diagnostischer und prognostischerBedeutung. Studien <strong>zu</strong>r Validierung einer solchen Differenzierung sind im Gange.Gegenüber der Identifikation von „Typen“ besteht insbesondere in derPersönlichkeitspsychologie eine (wissenschaftshistorisch erklärbare) prinzipielleZurückhaltung, die inzwischen allerdings einem deutlichen Interesse an empirischbegründeten „Persönlichkeitsprototypen“ <strong>zu</strong> weichen scheint (vgl. Asendorpf und van Aken,im Druck; Robins, John, Caspi, Moffitt und Stouthamer-Loeber, 1996). Die in dervorliegenden Studie gewählte Methodik beruht auf dem Prinzip, Operationalisierungen einerTheorie strikt an deren expliziten wie auch impliziten Modellvorstellungen <strong>zu</strong> orientieren.Nach den originalen Formulierungen der Bindungstheorie bedeutet dies in be<strong>zu</strong>g auf dieIdentifikation von Bindungsmustern, nach komplexen adaptiven Strategien im Sinne vonumschriebenen Mustern des auf das Bindungssystem bezogenen Verhaltens und Erlebens <strong>zu</strong>suchen, die sich in Form von Kategorien bzw. Prototypen darstellen. Bereits Ainsworth et al.(1978) bezogen sich in ihrer grundlegenden Untersuchung auf „patterns of attachment“ (also„Muster“) und stellten fest, daß sich eine der Realität angemessene Abbildung desBindungsverhaltens erst aus einer auf eine Klassifikation zielende Kombination der von ihnenverwendeten einzelnen Beobachtungsdimensionen ergab (Ainsworth et al., 1978, S. 57 f.).Abgesehen von der angemesseneren Abbildung der Konstrukte hat die Suche nachKategorien/Prototypen gegenüber einem an Dimensionen orientierten Ansatz denstrategischen Vorteil der prinzipiell größeren Offenheit gegenüber Erweiterungen,Präzisierungen oder Differenzierungen, worauf ebenfalls bereits Ainsworth et al. (1978, S. 55ff.) aufmerksam gemacht haben. Die hier erfolgte Identifikation eines fünftenBindungsmusters spricht für dieses Vorgehen. Die an einer derartigen Offenheit orientierteempirische Suche nach Bindungsmustern bei Erwachsenen kann auch jetzt noch nicht alsabgeschlossen angesehen werden.<strong>Der</strong> bei Kategorien im Vergleich <strong>zu</strong> Dimensionen mit Normwerten oft geltend gemachteNachteil einer schwierigeren Klassifikation einzelner Fälle sowie kleinerer oder imZusammenhang mit der Fragestellung oft einseitig ausgelesener Stichproben ist angesichts derinzwischen verfügbaren Möglichkeiten der Datenverarbeitung recht gering. Die Zuweisung <strong>zu</strong>den Bindungsmustern anhand der Skalenwerte des <strong>BFPE</strong> kann auf der Grundlage vonDiskriminanzmodellen erfolgen. <strong>Der</strong> eine (präzisere) Weg besteht darin, die <strong>zu</strong>klassifizierenden Fälle mit ihren <strong>BFPE</strong>-Skalenwerten an eine geeignete Referenzstichprobemit bekannten Zugehörigkeiten <strong>zu</strong> den Clustern an<strong>zu</strong>fügen und die neuen Fälle über einegemeinsame Diskriminanzsanalyse <strong>zu</strong> klassifizieren (Interessenten steht hierfür dieStichprobe der vorliegenden Studie <strong>zu</strong>r Verfügung). Ein anderer Weg besteht darin, für einePerson anhand ihrer <strong>BFPE</strong>-Skalenwerte (z-transformiert anhand der Mittelwerte undStandardabweichungen aus Tabelle 3) sowie der Parameter der Diskriminanzfunktionen den20

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