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Der Bielefelder Fragebogen zu Partnerschaftserwartungen (BFPE ...

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ehält seine Funktion während der gesamten Lebensspanne (Ainsworth, 1989; Bowlby, 1980,Rothbard und Shaver, 1994), wenn auch mit - dem jeweiligen Lebensalter entsprechend -anderen Verhaltensformen und auf andere Personen gerichtet.Wesentliches Merkmal des Bindungssystems ist seine Adaptation an die in der realenUmwelt vorgefundenen Bedingungen, d.h. an das Antwortverhalten der Bindungspersonenauf das Bindungsverhalten des Individuums. Diese Adaptation erfolgt in unterschiedlichenFormen der Verhaltensorganisation, den Bindungsmustern die sich nach Ainsworth et al.(1978) in einigen Grundformen <strong>zu</strong>sammenfassen lassen. Sie beobachteten 12 und 18 Monatealte Kleinkinder in Begleitung ihrer Mütter (später auch ihrer Väter) in einer quasiexperimentellenSituation, der „Fremde-Situation“ „strange situation“), die aus kurzenTrennungs- und Wiedersehensepisoden bestand und so das Bindungssystem der Kinder inmäßigem Grade aktivierte. Dabei identifizierten die Autoren anhand desInteraktionsverhaltens der Kinder sieben hinsichtlich ihres Verhaltens weitgehend homogeneGruppen, die sie schließlich <strong>zu</strong> drei Hauptgruppen <strong>zu</strong>sammenfaßten und nach dem Grad<strong>zu</strong>nehmenden Verstörtseins mit- A („unsicher-vermeidend“, d.h. die Kinder zeigten keine Reaktion auf die Abwesenheitder Mutter und zeigten sich bei deren Rückkehr indifferent bis abwehrend),- B („sicher“, d.h. bei der Trennung von der Mutter zeigten die Kinder deutlichesSuchverhalten und weinten; bei deren Rückkehr begrüßten sie sie und ließen sich trösten)und- C („unsicher-ambivalent“, d.h. die Kinder reagierten auf die Trennung von der Mutter mitheftiger Verzweiflung und ließen sich auch nach deren Rückkehr nicht oder nur schwerberuhigen) bezeichneten. Diese Muster stehen im Zusammenhang mit der Feinfühligkeitder Bindungsperson, d.h. ihrer Bereitschaft und Fähigkeit, die Signale des Kindeswahr<strong>zu</strong>nehmen, richtig <strong>zu</strong> interpretieren sowie prompt und angemessen auf sie <strong>zu</strong>antworten (Ainsworth, Bell u. Stayton 1974).Nach Main (1990) ist das Antwortverhalten unterschiedlicher Bindungspersonen unbegrenztvariabel, reduziert sich jedoch letztlich auf drei Grundformen, die beim Kind entsprechendumschriebene Strategien des Bindungssystems bedingen, die sich den drei Bindungsmustern<strong>zu</strong>ordnen lassen:1. Die primäre Strategie (sicheres Bindungsmuster) entwickelt sich, wenn Nähe undUnterstüt<strong>zu</strong>ng direkt und <strong>zu</strong>verlässig gewährt werden. Sie beruht auf der Erwartung<strong>zu</strong>verlässiger Zuwendung und besteht im direkten Signalisieren der Bedürfnisse desaktivierten Bindungssystems und dessen Deaktivierung nach erfolgter Zuwendung (undBefriedigung).2. Sekundäre Strategien entwickeln sich, wenn diese <strong>zu</strong>verlässige Zuwendung fehlt. Dieskann in zweierlei Formen der Fall sein:a) Konstante Frustration des Bedürfnisses nach Nähe und Unterstüt<strong>zu</strong>ng. DieBeziehungsperson reagiert auf das Bindungsverhalten des Kindes mit Zurückweisungund toleriert das Kind noch am ehesten, wenn es kein explizites Bindungsverhaltenzeigt. Das Kind erreicht ein relatives Optimum an Zuwendung also dann, wenn es seinBindungsverhalten unterdrückt d.h. eine sekundär-deaktivierende Strategie entwickelt(unsicher-vermeidend).b) Intermittierende, für das Kind nicht vorhersagbare Befriedigung oder Frustration desBedürfnisses nach Nähe und Unterstüt<strong>zu</strong>ng. Die hier adaptive sekundärhyperaktivierendeStrategie besteht in einem permanent erhöht aktiviertenBindungssystem (d.h. übersteigertem Bindungsverhalten) und Mißtrauen (unischerambivalent).Diese bereits im Alter von 12 Monaten entwickelten Bindungsmuster haben sich inLängsschnittstudien - <strong>zu</strong>mindest während der Kindheit - als weitgehend stabil erwiesen. Auchwerden sie über die Generationen hinweg weitergegeben (Fonagy, Steele, Moran, Steele,3

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