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Nachfolge - beim KMU-HSG - Universität St.Gallen

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18 | <strong>Nachfolge</strong> | Credit Suisse Bulletin plus«Betreiben Sie ein aktivesFamilien management»<strong>Nachfolge</strong>regelungen verlaufen häufig sehr emotional. Der Psychologeund Experte für Familienunternehmen Arist von Schlippeüber die Ursache von Konflikten und Möglichkeiten, die Übergabepositiv zu gestalten.Bulletin: Warum ist das Thema<strong>Nachfolge</strong>regelung für Unternehmeroft so emotionsgeladen?Arist von Schlippe: Ich nutze hier gerneden Begriff der «Nitroglyzerin-Fläschchen»:Sie liegen in Unternehmerfamilienherum und werden oft jahrzehntelanggeschickt umgangen. Aber um eines,näm lich das «<strong>Nachfolge</strong>-Fläschchen»,kommt man einfach nicht herum – schonaus biologischen Gründen nicht. Dannzeigt sich, wie «voll» dieses im Laufe derZeit geworden ist, etwa indem man dasThema tabuisierte, die Familie im Unklarenliess oder sich selbst zu wenig aufden Ruhestand vorbereitete. Und je vollerdieses «Fläschchen», desto heftiger dieemotionale Explosion.Wo liegen die Knackpunkte beifamilieninternen Lösungen?Bei der <strong>Nachfolge</strong> ergeben sich zwangsläufigparadoxe Situationen. Ein Beispiel:Als Übergeber erwartet man Gefolgschaftund Unterordnung. Gleichzeitig ruhenauf dem Kind die Hoffnungen, dassArist von Schlippe leitet an der <strong>Universität</strong>Witten/Herdecke den Lehrstuhl für Führungund Dynamik von Familienunternehmen.Zudem berät er Unternehmen in gleicher Sache.Zu seinen Werken gehört « Familienunternehmenverstehen», Vandenhoeck & Ruprecht,2008.«Vermeintlich gerechte Lösungenbei der <strong>Nachfolge</strong>regelung sind oftZeitbomben.»es sich als starke Persönlichkeit unabhängigverhält. Wir haben hier also dieLogik der Familie, die vom <strong>Nachfolge</strong>rerwartet: «Sei ein braver Sohn!», unddie des Unternehmens, die verlangt:«Sei eine erwachsene Geschäftsperson!»Die ses Spannungsfeld führt, vor allemwenn es nicht reflektiert wird, zu heftigenEmo tio nen auf beiden Seiten.Noch komplexer wird es <strong>beim</strong>ehreren Kindern.Ja, das Gerechtigkeitsparadox ist dievielleicht schwierigste Klippe: Die Familieberuht auf einer Logik von Gleichheit:Alle Kinder sollen gleich behandelt werden.Im Unternehmen herrscht die Logikder Ungleichheit, so findet es etwa keinePutzfrau ungerecht, dass sie wenigerverdient als der Chef. Das führt im <strong>Nachfolge</strong>prozesszu komplizierten Konstruktionendurch die Hoffnung, beides miteinander verbinden zu können. Oft sinddas Zeitbomben, weil sich nur schwererreichen lässt, dass sich niemand benachteiligtfühlt.Sind familienexterne <strong>Nachfolge</strong>regelungenemotional einfacher ?Nicht einfacher, anders. Die Firma ist einLebenswerk, für das man unglaublicheOpfer gebracht hat und sowohl sichselbst wie auch die Familie vernachlässigte,um es aufzubauen. Wenn das nichtin der Familie bleibt und weitergeht, kanndas einen intensiven Schmerz verursachenund den Unternehmer mit derSinnfrage konfrontieren. Aber ich bin derMeinung, man sollte den Verkauf ein<strong>St</strong>ück weit entdramatisieren, es ist docheine ganz normale Unternehmensakti vitätund oft eine gute Lösung.Wie lässt sich verhindern, dassEmotionen zum <strong>St</strong>olperstein werden?Es gibt kein <strong>St</strong>andardrezept. Eine Leitlinieist «consciousness raising», Bewusstseinsbildung.Das bedeutet, ins Gesprächzu kommen, sich die paradoxe Situationbewusst zu machen und die Zwickmühlegemeinsam zu bewältigen. Dabei gilt esgängige Klischees zu überwinden, wie«Der Alte will ja nicht los las sen» oder «DerJunge ist einfach zu feige». So kommtman nicht weiter.Wann sollte die <strong>Nachfolge</strong>regelungangegangen werden?Ein guter <strong>Nachfolge</strong>prozess dauert lange.Der wichtigste Imperativ lautet: BetreibenSie vom Moment der Geburt an einaktives Familienmanagement. SprechenSie schon sehr früh darüber, nehmen Siedie Kinder mit in die Firma, formulierenSie die Ausbildungsbedingungen für Ihre<strong>Nachfolge</strong>r. Manchmal denke ich, es istein wenig wie früher <strong>beim</strong> Thema Sexualität:Je früher man die Kinder daran heranführt,desto unkomplizierter.Sollen externe Berater das ThemaEmotionen ansprechen?Ein professioneller Berater klammertkein Thema aus, auch nicht die Emotionen.Für die Handhabung dieser oft intensivenKonfliktdynamiken braucht es jedochdas nötige Handwerkszeug. Wer esnicht hat, sollte besser die Finger davonlassen und an einen Experten verweisen.Michael Krobath

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