8 | <strong>Nachfolge</strong> | Credit Suisse Bulletin plusriskant: Ein Drittel aller Unternehmer über65 haben ge mäss eigenen Angaben ihreAltersvor sorge noch nicht geklärt. DieKonsequenz: Manche sind auf den Verkaufserlös angewiesen, um die eigeneRente zu sichern. Dies wiederum erfordert,dass das Unternehmen fit und somitfür interessierte Käufer attraktiv ist(mehr zum Thema Vorsorge S.16 ).Gestiegene AufmerksamkeitDie gute Nachricht der <strong>St</strong>udie zumSchluss: Die Aufmerksamkeit für dasThema <strong>Nachfolge</strong> ist bei den SchweizerUnternehmern gestiegen. Waren es 2005noch 60 Prozent, die schon konkretePläne für eine Übergabe des Unternehmensangestellt hatten, so sind es heutebereits 72 Prozent. Besonders deutlichwird dies bei den Kleinstunternehmern,von denen 2005 noch knapp die Hälftemit «Weiss noch nicht» antworteten.2008 waren es gerade noch 27 Prozent.Weniger gut sieht es aus, wenn esdarum geht, den ersten Schritt zu machen– nämlich der <strong>Nachfolge</strong>regelungge nü gend Platz einzuräumen und sichihrer Vielschichtigkeit bewusst zu werden.Wie die <strong>St</strong>udie zeigt, sitzt der Teufelim Detail, hinzu kommen die Emotionen,die der Ver nunft einen <strong>St</strong>reich spielenkönnen. Die Verfasser plädieren deshalbfür eine ganzheitliche Prozessbegleitung:«An gesichts der Komplexität der Aufgabenstellungempfiehlt sich ein Prozessmanagement durch eine Drittperson»,sagt Frank Halter. «Am besten ein erfahrener<strong>Nachfolge</strong>experte mit Generalistenwissen.»Michael Krobath4 Nutzung von UnterstützungsangebotenAm häufigsten nehmen die Übergeber die Hilfe von Juristen und Finanz spezialistenin Anspruch. (Mehrfachnennung möglich)<strong>St</strong>euerberater, WirtschaftsprüferRechtsanwalt, NotarFreunde, FamilieHausbankVerwaltungsrat des Unternehmens22%20%Unternehmensberater19%16%Langjährige Mitarbeitende des Unternehmens16%8%Übergeber, Übernehmer10%12%M & A-Berater12%2%Andere6%5%Branchenverband3%4%Gewerbeverband3%2%23%Industrie- und Handelskammer2%1%nur familieninternnur familienextern26%29%38%46%49%0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%70%84%Die <strong>St</strong>udie «Erfolgreiche Unternehmensnachfolge» wurde vonder <strong>Universität</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> im Auftrag der Credit Suisse durchgeführt.Sie beschreibt die neuesten Trends in der <strong>Nachfolge</strong>landschaftSchweiz und liefert konkrete Handlungs empfehlungen für einezeit gemässe <strong>Nachfolge</strong>regelung. Die Publikation kann auf unsererWebsite www.credit-suisse.com/nachfolge bezogen werden.
Credit Suisse Bulletin plus | <strong>Nachfolge</strong> | 9<strong>Nachfolge</strong>regelung: drei Beispiele aus der PraxisDas Center for Family Business der <strong>HSG</strong> hat für seine <strong>St</strong>udie «Erfolgreiche Unternehmensnachfolge»Hintergrundgespräche mit Unternehmern geführt. Dabei wird klar: <strong>Nachfolge</strong>regelungenmüssen keine Belastung darstellen. Hansjörg Zimmerli hat einen genauen Zeitplan, favorisiert eineLösung – den Verkauf an einen externen Jungunternehmer – und bleibt doch offen für andereOptionen. Walter A. Brunner prozessierte mit einem Grosskonzern vor Bundesgericht. Das Ganzeendete – mit einer <strong>Nachfolge</strong>regelung. Edi Schiess realisiert mit der fami lieninternen Firmenübergabeden früheren Normalfall. Andreas SchiendorferÜbergabe in vierJahren – doch an wen?In zwei Jahren weiss HansjörgZimmerli Bescheid, was mit der Firmapassiert. Bis dann ist alles offen.H. J. Zimmerli AG, ZofingenGegründet 196215 MitarbeitendeInhaber: Hansjörg Zimmerli<strong>Nachfolge</strong>r: noch offenwww.schreinerei-zimmerli.ch«Als es in Richtung Pensionsalter ging,habe ich mich konkret mit der Frage der<strong>Nachfolge</strong>regelung zu befassen begonnen.Bis 70 will ich das Problem gelösthaben», erklärt Hansjörg Zimmerli, Jahrgang1942. Und präzisiert: «Es ist nichtdas erste Mal, dass ich mich damit beschäftige.Eigentlich ist es auch gar keinProblem, sondern eine Überraschung.Die meisten gehen davon aus, dass meineTochter Iris Roth-Zimmerli meineNach folgerin wird, weil sie im Betriebmitarbeitet und die nötigen Fähigkeitenbesitzt. Doch eine mittelgrosse Schreinereizu führen, erfordert die volle Konzentrationund ist zeitlich sehr anspruchsvoll.Diese Belastung will sie sich und vorallem ihrer Familie nicht zumuten. DieserEntscheid ist auch in meinem Sinn.»Die Vorstellung, dass das Familienunternehmennach rund 50 Jahren infremde Hände übergehen wird, scheintihm nichts auszumachen. «Mein Vater,der zehn Jahre zuvor in Murgenthal eineFirma gekauft hatte, übernahm 19 62den Betrieb meines Lehrmeisters. MeineInteressen gingen damals in RichtungInnenarchitektur, weshalb ich eine Zusatzausbildungin Schweden absolvierenwollte. Als mein Vater erkrankte, eilte ich1969 zurück, um die kleine Firma bis zuseiner Genesung zu leiten. Doch leiderverstarb mein Vater. Ich habe es aber niebereut, in der Firma geblieben zu sein,zumal ich mein gestalterisches Flair inder Beratung, <strong>beim</strong> Küchen- und Innenausbausehr gut anwenden konnte.»Nachwuchsförderung ist wichtigIn der Firmengeschichte spielt der Neubau1976 am jetzigen <strong>St</strong>andort eine zentraleRolle. Das Unternehmen wuchsstark, zeitweise zählte es 20 Mitarbeiter.«Weil Überkapazitäten vorhanden sind,herrscht jedoch ein brutaler Preiskampf,vor allem von so genannten Garagenschreinern.Zudem gibt es immer saisonaleSchwankungen sowie rezessiveJahre. Deshalb liegt für mich die idealeGrösse zwischen 10 und 15 Beschäftigten.»Entlassungen musste Zimmerli nievornehmen, und mit drei Lehrlingen proJahr legt er auch grossen Wert auf dieNachwuchsförderung.Diese idealistische Komponente istnicht verborgen geblieben. Und so warer 22 Jahre lang Vorstandsmitglied desVerbands der Schweizerischen Schreinermeister,zwölf Jahre davon als Präsident.Dies ist aus dem Blickwinkel der <strong>Nachfolge</strong>regelunginsofern von Bedeutung,Hansjörg Zimmerli. Holz prägt sein Leben.als Zimmerli vor der Übernahme des Präsidiumsdie Doppelbelastung vermeidenund den Betrieb einem befreundetenUnternehmen anvertrauen wollte. Umden geplanten Übergang in finanziellerHinsicht zu optimieren, gründete er 1990eine Aktiengesellschaft. Zuletzt klapptees nicht, weil dem Partner wegen derRezession das Risiko zu gross erschien.«Ich bin nicht im Zugzwang»«Heute sind mehrere Optionen möglich,die ich aber nicht öffentlich ausbreite»,so Zimmerli. «Eine davon bevorzuge ichinnerlich: die Übergabe an einen jungenSchreinermeister, der die nötige Fachkompetenzmitbringt, stark in der Regionverwurzelt ist und charakterlich zu meinemTeam passt. Trotzdem ist es mirwichtig, dass ich noch etwa zwei Jahreoffen für alles bin. Ich bin weder aus gesundheitlichennoch aus finanziellenGründen im Zugzwang.» •>