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10‒2013 - Von Hundert

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Olafur Eliasson, „your waste of time“, 20062006, im Jahr des Stern-Reports (N. Stern: „Stern Reviewon the Economics of Climate Change“), ließ Olafur Eliassonsechs Tonnen Eis, die von einem der größten und ältestenGletscher in seiner isländischen Heimat abgebrochen waren,in die Berliner Galerie neugerriemschneider transportieren,wo sie von einer an der Decke angebrachten, isoliertenKühlungsmaschine bei einer konstanten Temperatur vonminus sechs Grad in Form gehalten wurden. Jedes Jahr sinktder Vatnajökull um 1 mm ab. Das 15.000 Jahre alte Gletschereis,durch Gletscherschmelze aufgrund globaler Erwärmungakut vom Verschwinden bedroht, wurde im Galerieraum untererheblichem Energieaufwand – der wiederum seinen Teilzur Klimakatastrophe beiträgt – für die Dauer der Ausstellungkünstlich konserviert. Gleichzeitig verwieß der unverhältnismässigeTransportaufwand auf die Absurdität globalisierterHandelswege. Die Qualität der Arbeit liegt gerade im offensichtlichenWiderspruch zwischen ihrer skulpturalen Schönheitund der implizierten kunsthistorischen Referenzen vonCasper David Friedrich bis zu Werken der Land Art auf dereinen Seite, und ihren verstörenden ökonomischen, ökologischenwie politischen Implikationen auf der anderen.Tue Greenfort, „Exceeding 2 degrees“, 20072° Celsius – dies war die Voraussage des Stern-Reports 2006zu einer mindestens zu erwartenden Erderwärmung. Vorausgesetzt,es würden drastische Maßnahmen ergriffen, dieKonzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre unter550 ppm zu halten. Heute sind wir bereits bei nicht mehrzu kontrollierenden 4° Celsius. In seinem Beitrag für die 8.Sharjah Biennale 2007 nahm der in Berlin lebende dänischeKünstler Tue Greenfort diese längst überholte optimistischePrognose auf, um ihre abstrakte Größe durch einen visuellkaum wahrzunehmenden institutionellen Eingriff sichtbar zumachen. Er ließ die Temperatur des extrem stark klimatisiertenSharjah-Art-Museums um genau 2° hochsetzen (ein Unterfangenvon ungeahntem bürokratischen Ausmaß), den resultierendenEffekt mittels eines Thermohydrographen aufzeichnen,und stellte die wöchentlich ausgedruckten Messungenim ansonsten leer belassenen Galerieraum aus. Mit der –ironielos gut gemeinten – Aktion stellte Greenfort eine einfacheÖkorechnung auf: mittels der Ersparnis an Elektrizitätüber die Ausstellungsdauer von zwei Monaten erwarb derKünstler 6105,4125 m 2 Regenwald in Ecuador./ 100 / 29

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