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10‒2013 - Von Hundert

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Einer von hundert/ 100 / 46/ Tagebuch aus dem Berliner Sommer und Frühherbst12. Juli, 10.13 Uhr im BüroSchock am frühen morgen. Silke Neumann schreibt in einerknappen Pressemitteilung, dass Martin Klosterfelde schließt.Dass es den kleinen Galerien nicht gut geht, ist klar. Kaum einerkauft noch Arbeiten nach Gefallen, damit fällt das sogenanntemittlere Segment aus. Aber Klosterfelde? Er gehört eigentlichzu den Groß-Galerien Berlins. John Bock verkauftesich bestimmt gut, Jorinde Voigt bestimmt auch wie teureBrezeln, flankiert von Altstars wie Hanne Darboten und MattMullican, oder Wiederentdeckungen wie Jürgen Drescher.Außerdem Jorindes Freund Jankowski … Dass Klosterfeldezu den Galeristen mit der schlechtesten Zahlungsmoral gehörte,nahm ich eher als unangenehmen Tick wahr, als dassich dahinter dauerhafte Finanzknappheit vermutete. Er verlorauch einige wichtige Künstler über die Jahre. Die kompletteHenrik-Olesen-Peer-Group wanderte vor etlichen Jahren ab.Darunter Kirsten Pieroth und Elmgreen&Dragset.Ich spekuliere, dass es eher Ermüdungserscheinungen waren,die zur Aufgabe bewogen. Er hat als Galerist eigentlich alleserreicht, war auf allen Messen präsent, schon lange in den innerenMachtzirkeln der Berliner Kunstszene. Die nächstenzwanzig Jahre wären nur noch auf Erhalt des Bestehendenhinausgelaufen, weitere 107 Ausstellungen, weitere Enttäuschungen,die dauerhafte Institutionalisierung aller sozialenBindungen höhlt einen über die Zeit aus. Da kann man sichschon mal das große Warum fragen? Ich frage mich, was erjetzt vorhat, Kunsthandel ist ja eigentlich noch öder? Da fälltmir ein, ich muss mal wieder meine Liste der geschlossenenGalerien seit 2000 aktualisieren …5. August, nachmittags, ZimmerstraßeErst Amerika, dann Klemm’s, jetzt Ikono – ihr Friseur in Berlin.So nur eine der vielen Transformationen in der Brunnenstraßebzw. in Mitte. Irgendwie schon ein mulmiges Gefühl… Ähnlich in der Zimmerstraße 88–89 am Checkpoint Charlie.Im Gebäude, in dem früher u. a. Claes Nordenhake undBarbara Weiss investiert und mit ihren Mitarbeiter/innen undKünstler/innen geackert und brilliert haben, befindet sichjetzt nach Totalentkernung und -umbau ein modernes Hotel:Winters Hotel Berlin Mitte. Ziemlich seltsam … Ein Ausfluglohnt sich, kann ich wirklich empfehlen.1. September, Philippstraße<strong>Von</strong> der alten Galerie neu ist jetzt gar nichts mehr zu sehen.Wie ausradiert das Ding, das da mal so forsch neben der Charitéstand. Dort soll jetzt ein neues Forschungszentrum hin.9. September, abends zuhauseErst Playboy- dann Grünen-Wahl-Werbung auf der Monopol-Website! Auf der Suche nach „hot news“ gestern Abend konnteich meinen Augen kaum trauen. Gefunden habe ich dannnoch die Neuigkeit, dass Martin Klosterfelde Chef von Phillipsin Berlin wird.12. September, LichtblickkinoKlaue mir das kleine Artweek-Booklet von einem zum Verkaufausliegenden Tip. Zwölf Leute führen durch ihr Kunst-Berlin. Lese: „Es gibt neben Kaffee, auch Quiche, Möbel vonManuel Raeder, Taschen von Bless, die auch als Handtuch verwendetwerden können, das abc-Büro ist in den Shop eingezogen… “ Hilfe!Lese woanders: „Die KünstlerInnen dieser Ausstellungen zeigenihre eindrucksvollen Werke in einer neuen, vollkommeneigenen Bildsprache. Jedes Objekt für sich repräsentiert einenAspekt der Künstlerpersönlichkeit.“ Hier ein klarer Fall für PeterK. Koch (siehe nächste Seite). Der Rest ist eigentlich ganzgut und ich kenne nicht viel vom Beschriebenen.

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