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Denkmalpflege Informationen Nr. 156 (November 2013)

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Aktuellder freigelegten Mauern umso bemerkenswerter. Besondersins Auge fiel ein fast 50 m langer Abschnitt der Contrescarpe– der feldseitigen Stützmauer des frühneuzeitlichen Wehrgrabens–, die allerdings nur auf der Außenseite, also dervom Graben abgewandten Wange freigelegt werden konnte.Die einzelnen Ziegellagen der 1,80 m breiten Mauer warennicht waagrecht, sondern mit leichter Neigung zur Grabenaußenseitegesetzt worden, sodass die Mauer eine Neigungvon ca. fünf Grad aufwies. Auf der Grabenaußenseite befandensich im Abstand von 4 m etwa 1 m breite Stützpfeiler,die jeweils mit einem Tonnengewölbe verbunden waren.Darunter lagen jedoch keine zugänglichen Räume. DerZweck dieser Gewölbe scheint vielmehr darin gelegen zuhaben, dass mittels absichtlicher Erdauffüllungen zusätzlicheAuflast gegen den Druck des anstehenden Erdreichserreicht werden konnte. Bemerkenswert ist weiterhin derNachweis einer Baugrube, deren Böschungswinkel annäherndidentisch mit der Neigung der Mauer war. Jeweilsim Bereich der Gewölbescheitel konnten in der Baugruben-Augsburg. Vogelschauplan von Christoph Schißler von 1602. Blick nachWesten. Rechts das Gögginger Tor mit vorgelagerter Bastion. Die Stützmaueran der äußeren Grabenböschung endet knapp neben der Brücke(Plan: Stadt Augsburg)böschung regelmäßige Rücksprünge beobachtet werden.Dabei dürfte es sich um Abdrücke von Balken einer provisorischenBaugrubenverschalung gehandelt haben.Wie das <strong>156</strong>3 vollendete Stadtmodell von Hans Rogel zeigt,war im fortgeschrittenen 16. Jahrhundert lediglich einkurzer Abschnitt der Contrescarpe zwischen Rotem Tor undder Eser-Bastion mit einer weiß verputzten bzw. getünchtenStützmauer versehen. Auf dem Stadtplan von ChristophSchißler von 1602 zieht sich die Stützmauer dagegenvom Roten Tor bis zum Gögginger Tor. Die wenigen Fundeaus der Baugrubenverfüllung bestätigen die Datierung derBaumaßnahme in das letzte Drittel des 16. Jahrhunderts. Inmehreren punktuellen Einblicken südlich der Grabungsflächevon 2012 konnten die Strebepfeiler auf einer weiterenStrecke von 80 m im gleichen Rapport und mit denselbenAbmessungen nachgewiesen werden. Es ist daher durchausmöglich, dass die Stützmauer der Contrescarpe auf demgesamten, 630 m langen Abschnitt zwischen der Bastionam Eser und dem Gögginger Tor nach einem einheitlichenAugsburg. Das Rogelsche Stadtmodell von <strong>156</strong>3. Im Gegensatz zur Rundungum die Eserwallbastion im Vordergrund weist die äußere Grabenböschungam Abschnitt zum nördlich gelegenen Gögginger Tor noch keineStützmauer auf. Rechts die Kirche St. Ulrich und Afra.Schema errichtet wurde. Eine Fortführung der Stützmaueran der Contrescarpe nach Norden in Richtung Alter Einlasskonnte offensichtlich nie realisiert werden. Auf sämtlichenjüngeren Stadtansichten und auch auf den Katasterplänendes frühen 19. Jahrhunderts ist dieser Abschnitt als reineErdböschung gekennzeichnet.Aussagen zur Tiefe des Wehrgrabens und damit zur Höheder Stützmauer waren am Königsplatz nicht möglich, da dienotwendige Eingrifftiefe nur bei ca. 3 m lag. Beim Bau einerfünfgeschossigen Tiefgarage an der Fuggerstraße etwa 400m nördlich des Königsplatzes konnte jedoch 2007 die stadtseitigeStützmauer des Wehrgrabens (Escarpe) in mehrerenAbschnitten dokumentiert werden. Die Unterkante derMauer, die sich in Abmessungen und vielen Details inklusiveder Stützpfeiler mit der Konstruktion am Königsplatzvergleichen lässt, lag in einer Tiefe von 8,70 m unter demheutigen Straßenniveau!Wie die Ausgrabungen eindrücklich zeigten, stellte dieModernisierung der Augsburger Fortifikation im 16. Jahrhundertein gewaltiges Unterfangen dar. Allein am gut600 m langen Abschnitt zwischen Eser und Gögginger Torwaren für die Stützmauern an Escarpe und Contrescarpejeweils über 10 000 m² Ziegelmauerwerk zu errichten. ZurAnlage des ca. 9 m tiefen und – inklusive Baugruben derStützmauern – 33 m breiten Grabens mussten auf dieserTeilstrecke fast 180 000 m² Erdreich bewegt werden.Sebastian GairhosLiteratur: Günther Fleps, Neue Erkenntnisse zu den mittelalterlichenBefestigungsanlagen in Augsburg. Arch. Jahr Bayern 2000, 121–124; ders.,Raetiens Hauptstadt größer als angenommen? Ausgrabung in der Gutenbergstr.1 in Augsburg. Arch. Jahr Bayern 2008, 89–92. – Bernt von Hagen/Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg. Ensembles, Baudenkmäler,archäologische Denkmäler. Denkmäler in Bayern VII 83 (München 1994)36 f. – Franz Häußler, Augsburgs Tore. Der Reichsstadt Wehr und Zier(Augsburg 2002). – Robert Hoffmann, Die Thore und Befestigungen derStadt Augsburg von dem 10. bis zum 15. Jahrhundert. Zeitschr. Hist. Ver.Schwaben u. Neuburg 13, 1886, 1–48. – Hermann Kießling/Ulrich Lohrmann,Türme – Tore – Bastionen. Die reichsstädtischen BefestigungsanlagenAugsburgs (Augsburg 1987). – Jürgen Kraus, Das Militärwesen derReichsstadt Augsburg 1548–1806 (Augsburg 1980) 354–366. – SalvatoreOrtisi, Die Stadtmauer der raetischen Provinzhauptstadt Aelia Augusta –Augsburg. Augsburger Beitr. Arch. 2 (Augsburg 2001).20

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