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Denkmalpflege Informationen Nr. 156 (November 2013)

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Zum Abschieddass das Staatsministerium für Wissenschaft, Forschungund Kunst und viele andere Institutionen und Personen umfassendeund inhaltlich greifbare – und fast immer rechtzeitige– Antworten auf ihre Schreiben und Anfragen bekamen,wäre ohne die gute Seele des GK-Büros, ohne ElkeFuchs und der Unterstützung in den letzten Jahren durchHerta Huber, nicht möglich gewesen.Mit Bildern und starken Worten riss Egon JohannesGreipl viele mit, sie machten ihn aber zunehmend auch zumunbequemen Beamten. Denn „… ich bin nicht der Typ, derauf dem Schoß der Politiker sitzt und das Maul hält. Ich binkein Diplomat, und die Taktik des stillen Netzwerkens istnicht die meine.“ (PNP 19.9.<strong>2013</strong>) Zunehmend konnte er sichüber den „Schwarzen Peter“ ereifern, welcher der <strong>Denkmalpflege</strong>vielerorts zugeschoben wurde und wird: „Städte, wie… schaffen es nicht, sich selbst Regeln im nötigen Umfangzu geben – Altstadt-Satzungen, Gestaltungssatzungen oderVeränderungsgebote für bestimmte Gebiete. Das könntejede Kommune selbst gestalten. Manche greifen aber lieberzum Instrument des Denkmalschutzes, weil das bequemerist.“ Denn: „Denkmalschutz ist … besonders anfälligfür Instrumentalisierung. Dass man zum Beispiel sagt, esgehe ums historische Erbe, in Wirklichkeit aber etwas anderesmeint – Nachbarschaftsinteressen, die Interessen derStadtgestaltung, Stadtentwicklung. Da wird dann, wenn einereine besonders große Keule sucht, gerne der Denkmalschutzgenommen.“ (SZ 19.7.<strong>2013</strong>)Ein besonderes Anliegen war und ist Greipl, auf dietatsächlichen bzw. anstehenden Denkmalverluste hinzuweisen.Als eine der Ursachen führte er in diesem Zusammenhangimmer wieder, wie im Übrigen auch sein guterFreund, der leider vor wenigen Wochen verstorbene „Vaterdes Denkmalschutzgesetzes“ und langjährige Vorsitzendedes Landesdenkmalrats, Dr. Erich Schosser, die Streichungder sogenannten Dissenzregelung an, also die bis 1994festgelegte Notwendigkeit, dass denkmalrechtliche Genehmigungeneinvernehmlich zwischen Unteren Denkmalschutzbehördenund der Denkmalfachbehörde ausgesprochenwerden mussten. Zusätzlich „… hat sich (das Ganze)noch verstärkt, weil der Denkmalschutz, ebenfalls seit1990, finanziell ausgehungert worden ist. Die Linie, denDenkmalschutz in die Zange von schwachem Gesetz undmiserabler Finanzierung zu nehmen, ist konsequent bis indie Gegenwart fortgesetzt worden.“ (SZ 19.7.<strong>2013</strong>)Ein besonderes Anliegen war dem Generalkonservatorimmer das Dorf als die alte, ursprüngliche Siedlungsform inBayern. Den vielerorts zu beobachtenden, oft schon abgeschlossenenDenkmalverlust kommentierte er: „In meinemEmpfinden ist vom Dorf, das lebenswert ist, vom sogenanntenliebenswerten Bayern und seinen landschaftlichen Reizenviel vor die Hunde gegangen.“ (PNP 19.9.<strong>2013</strong>) Denn:„Was ist ein vitales Dorf? Da gehören bestimmte Dingedazu. In einem Dorf muss es ein Wirtshaus geben … ZumDorf gehört eine Schule … Und ins Dorf gehört auch derLehrer, er muss dort wohnen … Was ist ein Dorf ohne Kircheund Pfarrhaus? … Ganz wichtig schließlich: Ein Dorfist kein Dorf ohne sichtbare Geschichte, ohne seine Denkmäler…“ (PNP 19.9.<strong>2013</strong>) Dazu gehört auch die Feststellung:„Das führt bei mir zu einer ohnmächtigen Wut, weilich zusehen muss, wie allein in Bayern mehr als dreitausendObjekte (Denkmäler) verfallen …“ (FAZ 1.12.2012) Undfast schon resignierend, aber als Aufruf zum Umdenken gemeint,klingt eines seiner Resümees: „Was weg ist, ist weg.Wenn die Lunge kaputt geraucht ist, ist buchstäblich derOfen aus. Wenn ein historisches Haus, das fünfhundert Jahreauf dem Buckel hat, weg ist, dann kann man es nicht wiederhinstellen. Also: Wenn man erst durch den Totalschadenklug wird, ist es im Falle der Denkmäler zu spät. Es gilt, dasThema der Authentizität und ihres Wertes zu vermitteln.“(PNP 19.9.<strong>2013</strong>)„Was weg ist, ist weg!“ hat Egon Johannes Greipl mehrals einmal gesagt und in der FAZ vom 1.12.2012 als seinCredo bezeichnet. Was konnte, was hat das BayerischeLandesamt mit und unter ihm gegen das Wegkommen derDenkmäler tun können? Eine der wichtigsten Maßnahmenist ohne Zweifel die 2004 begonnene und für die Bodendenkmälerzum Jahresende <strong>2013</strong> zum Abschluss gebrachte,für die Baudenkmäler Ende 2014 zum Abschluss kommendeNachqualifizierung der Denkmalliste. Mit großem personellenund finanziellen Aufwand und der Unterstützungvieler externer Fachkräfte wurden alle bekannten Denkmälerauf ihre Lage, den Erhaltungszustand und damit oftmalsauf ihre pure (Noch)Existenz sowie auf die Gründe für denDenkmaleintrag überprüft. Dies macht es möglich, Bilanzüber den Denkmälerbestand in Bayern zu ziehen. Die Ergebnissewaren vielfach erschütternd und prägten in denletzten Jahren die Reaktionen und das Auftreten des Generalkonservatorsaus der Feststellung, dass über die Zeitnicht nur viele Tausend Denkmäler ohne Erlaubnis undohne Dokumentation schleichend so verändert wurden,dass ihre Denkmaleigenschaft verloren gegangen ist, sonderndass zahlreiche Bau- und Bodendenkmäler seit ihrerErsterfassung oder -erkenntnis in den 1970er-Jahren sogarvöllig „verschwunden“ sind. Manche Ensembles waren,z. T. mit historisierenden Neubauten so stark verändert,dass sie gestrichen werden mussten oder noch zur Streichunganstehen. Aktuelle Planungen vielerorts lassen weitereEinbrüche vorhersehen. Greipl formuliert deshalb alsein weiteres Credo: „Ich bin fürs Echte. An Authentizitätsollte sich kritisches Bewusstsein schulen. Aber viele Städtebasteln sich da ihre Wunschgeschichte.“ (ImmobilienZeitung 4.7.<strong>2013</strong>)Mit der Einführung des Fachinformationssystems FISals digitales Arbeitsinstrument können alle noch vorhandenenund teilweise neu identifizierten Denkmäler präzisiert,also erstmals flächenscharf kartiert und – die Arbeit erleichternd– in einem geografischen Informationssystem (GIS)abgebildet werden. In der Bodendenkmalpflege werden,darauf aufbauend, heute schon alle denkmalrechtlichenVorgänge in diesem Fachinformationssystem bearbeitetund so auch elektronisch abgelegt, in der Baudenkmalpflegewird dies in den kommenden Jahren ebenfalls eingeführtwerden. Zu einer deutlichen Verbesserung der Informationsowie zu Arbeitserleichterungen bei allen Partnern führteauch das in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Vermessungsverwaltung2007 eingerichtete, im Internet abrufbareöffentliche Fenster des Fachinformationssystems, dersogenannte BayernViewer-denkmal. Über die Homepage7

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