Im AmtWeitere AspekteOrientiert an den Kategorien des Naturschutzgesetzes könnteder Begriff der „Historischen Kulturlandschaft“ eine Würdigunganbieten. Sie bindet die Landschaft, den Raum in demsich etwas befindet, nicht nur ein, sondern macht die Landschaftselbst zum Schutzgut. Wie im Denkmalbegriff wirdder (intakte) Zusammenhang hier als zentrales Wesensmerkmaldes Schutzgutes definiert. Aus der Sicht der Bodendenkmalpflegemuss dieser Begriff künftig verstärkt mit Lebenoder besser mit Bedeutung gefüllt werden.Bei den Bodendenkmälern des Altbergbaus wird raschanschaulich, dass der räumliche Zusammenhang eine wichtigeVoraussetzung für die Denkmalwürdigkeit darstellt.Gleichzeitig sind solche Zonen heute auch wichtige Elementeder historischen Kulturlandschaft, die zwar in dasArbeitsfeld des Natur- und Umweltschutzes fallen, aberdoch von der <strong>Denkmalpflege</strong> wahrgenommen und erfasstwerden, weil sie einen eigenständigen historischen Zeugniswertbesitzen.Beitrag der Öffentlichkeit<strong>Denkmalpflege</strong> und Denkmalschutz brauchen die ÖffentlicheWahrnehmung und ein breites Verständnis für ihreAnliegen und Ziele. Erhaltung braucht Mehrheiten, dieverstehen, dass es sich beim Denkmalschutz um die Formulierungihrer eigenen Anliegen handelt – und nicht umdiejenigen einer kleinen Minderheit im Elfenbeinturm. Mitden Ergebnissen unserer Denkmalerfassung, die wir imBayernViewer-denkmal vorbehaltlos offenlegen, haben wireinen wichtigen Schritt in diese Richtung getan. Die vermeintlichneuen Bodendenkmäler fordern noch mehr – undnicht weniger Öffentlichkeit.Jochen HaberstrohWollen Sie in die „2“, dann drücken Sie die „4“…Die Verlegung der Dienststelle Ingolstadt nach ThierhauptenMit diesen Worten versuchten wir einem Mitarbeiter einesPaketdienstes die Tücken der Aufzugbenutzung zu erklären.Kopfschüttelnd verließ er die erste Etage, die er zunächstwohl noch erleichtert erreicht hatte in der Hoffnung, endlicham Ziel angekommen zu sein. Bereits vier Kollegen unterschiedlicherAbteilungen hatten ihm den Weg zum Bauarchiv,Ökonomiegebäude Ost, 2. Stock, erklärt – doch nun befand ersich im 1. Stock, obschon er doch die „2“ gedrückt hatte. Obdieses Paket schließlich im Bauarchiv, 2. Stock, ÖkonomiegebäudeOst ankam? Wir wissen es nicht, aber es ist doch sehrwahrscheinlich. Denn mittlerweile sind solche Hindernisseüberwunden, und so kann die tägliche Arbeit ohne größereEinschränkungen fortgesetzt werden, auch wenn noch immerMöbel, Schlüssel, Schilder, Schlösser, Griffe und Hakenfehlen und noch einige Kisten auszupacken bleiben.Zum 2. Mai <strong>2013</strong> wurde die Dienststelle Ingolstadt nach über30-jährigem Bestehen geschlossen, dem Ministerratsbeschlussdes Jahres 2003 folgend. Die Mitarbeiter des ReferatesB I – Oberbayern/München wurden an die DienststelleThierhaupten im Regierungsbezirk Schwaben umgesetzt.Für andere Kollegen der ehemaligen Dienststelle Ingolstadtbedeutete die Schließung eine Verlegung des Dienstortesnach Regensburg, für einige ist nun München Einsatzort.Doch für alle Betroffenen bedeutet die Verlegung einenschweren Abschied von Ingolstadt, den Kollegen und schließlichder „Wunderlkasematte“.Nach der Gebietsreform 1972 wurde der gesamte vergrößerteBezirk Oberbayern zunächst noch von München aus betreut.Seit 1978 besteht die Teilung des Referates Oberbayern in einnördliches und südliches Gebiet.Der 1972 neu entstandene Nordteil des Bezirks Oberbayernmit den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen,Pfaffenhofen a. d. Ilm und der Stadt Ingolstadt wurde ausRandteilen mehrerer Bezirke gebildet, die bis dahin entsprechendan den Randbereichen der vormals zuständigenBezirksaußenstellen des Bayerischen Landesamtes für <strong>Denkmalpflege</strong>lagen. Mit Bildung der Region 10 um den schnellwachsenden Zentralort Ingolstadt lagen diese ehemals eherperipheren Regionen nun im Zentrum. Die Notwendigkeit, indieser archäologisch sehr reichen Fundlandschaft schnell zureagieren, wurde erkannt.Die neue Außenstelle „Mittlere Donau“ mit Sitz in Ingolstadtsollte jenen durch immensen Baudruck entstehenden bodendenkmalpflegerischenAufgaben durch die Präsenz vor Ortbegegnen. „Was Eingeweihte zunächst nur vermutet hatten,trat nun in nicht vorhersehbarem Ausmaß ein. Luftbildarchäologieund hauptamtliche Betreuung des Gebiets um Ingolstadtförderte eine Dichte von Bodendenkmälern sondergleichenim Ingolstädter Raum zutage, von denen nicht wenige durchgroßflächige Neuplanungen höchst gefährdet waren“, so fasstnur wenige Jahre nach Einrichtung der Außenstelle SiegfriedHofmann, damals Stadtheimatpfleger, 1. Vorsitzenderdes Historischen Vereins Ingolstadt und Kulturreferent derStadt, die Bedeutung des „Grabungsbüros“ zusammen. DieArbeit vor Ort erbrachte nicht nur einen großen Erkenntnisgewinnvorgeschichtlicher Siedlungstätigkeit, sondernkonnte zunächst noch durch eigene bauvorgreifenden Sicherungsmaßnahmen,später mit Unterstützung archäologischerFachfirmen einer undokumentierten Zerstörung von Bodendenkmälernentgegenwirken. Damals wie heute erfordern dierege Bautätigkeit und der immense Flächenbedarf der Regionein hohes Maß an Betreuung.Dass bereits früh ein Grabungsbüro in Ingolstadt errichtetwurde, war auch der Initiative der Stadt zu verdanken, diesich schon zu Beginn der 1980er Jahre um die Niederlassungarchäologischer Institute bemühte, um den neuen Herausforderungengerecht zu werden. So konnte 1980 die Forschungsstelleder Römisch-Germanischen Kommission des DAI inIngolstadt eingerichtet werden, im darauffolgenden Jahr dasGrabungsbüro des Bayerischen Landesamtes für <strong>Denkmalpflege</strong>.Zunächst bezog man ein Gebäude der Stadtwerke,Ringlerstraße 28. 1983 folgte der Umzug ins Tillyhaus. Im52
Im AmtSeptember 1987 schließlich wurde der Dienstsitz in die neusanierte Wunderlkasematte, Unterer Graben 37, verlegt.„In wenigen Jahren hat sich erwiesen, wie wichtig diesesAmt für den Ingolstädter Raum, ein in vorgeschichtlicherZeit dicht besiedeltes, heute den vielfältigen Wandlungenunterliegendes Gebiet schon jetzt geworden ist und weiterhinsein wird“, unterstrich der damalige Oberbürgermeister PeterSchnell 1988 anlässlich der Einweihung der Wunderlkasemattenochmals die Bedeutung, welche die Stadt der Ansiedlungdes BLfD zumaß.Mit der Verlegung der Dienststelle ist nicht nur für die Stadt,sondern für die gesamte Region ein Umbruch verbunden.Die Menschen waren es gewohnt, Beratung direkt vor Ortin einem persönlichen Gespräch zu erhalten. Viele Ämter,auch das Landratsamt Eichstätt, haben sich zentral in Ingolstadtangesiedelt. Neben Bauherren nutzten auch die UnterenDenkmalschutzbehörden, Ehrenamtliche und Mitarbeiter derregionalen Museen die Wunderlkasematte stets als Anlaufstellefür Fragen um die Bodendenkmalpflege.Mit der Verlegung der Dienststelle an einen Ort außerhalbdes Referatsgebietes verlängern sich die Wege, doch diegewohnte Präsenz vor Ort versuchen wir aufrecht zu erhal-ten. Unsere Partner in den Unteren Denkmalschutzbehörden,Ehrenamtliche und Bauherren sind gut informiert und erreichenuns seit dem ersten Tag auch im Kloster Thierhaupten.Für manche ist es jedoch noch ungewohnt, dass man nunnicht mehr „schnell“ auf die Ausgrabung kommen kann, auchwenn eine drängende Frage geklärt werden muss. Doch dasswir nach dem Wegzug mehr als vorher auf einen Einsatz vorOrt achten müssen, zeigte sich bereits in den ersten Wochen.Leider kam es – völlig ungewohnt – zu vielerlei Eingriffenin Bodendenkmäler, bei denen wir nur noch im Nachgangreagieren konnten. Aber wir sind zuversichtlich, dass es unsgelingen wird, diese erste Phase zu überwinden und einenmodus vivendi zu finden, um die Region 10 auch aus Schwabenweiterhin intensiv zu betreuen.Dass wir auf einem guten Weg sind, zeigt neuerdings auchdie Beschriftung des Aufzugs: „Wenn Sie zu B I wollen, danndrücken Sie die 2!“Ruth SandnerZu Geschichte der Dienststelle vgl. Stadt Ingolstadt (Hrsg.), Wunderlkasematte.Sitz des Bayerischen Landesamtes für <strong>Denkmalpflege</strong>. GrabungsbüroIngolstadt (1988). Zitate ebd.Dipl.-Rest. (Univ.) Stephanie EdlmannDipl.-Rest. (Univ.) Milena HuberReferat Z III – DokumentationswesenDienststelle MünchenTel. 089/2114-324E-Mail: stephanie.edlmann@blfd.bayern.demilena.huber@blfd.bayern.deZur Digitalisierung der Planfilme im Bildarchiv teilensich die beiden Restauratorinnen seit 1. Juli <strong>2013</strong> eineStelle.Stephanie Edlmann hat 2004–2009 bei Prof. Emmerlingein Studium in Restaurierung, Kunsttechnologieund Konservierungswissenschaft an der TU Münchenabsolviert, mit Schwerpunkt im Fachbereich Metall undtechnisches Kulturgut. Anschließend machte sie ein Jahrwissenschafltiches Volontariat im Bayerischen Nationalmuseumim Fachbereich Volkskunde, ehe sie sich alsfreiberufliche Restauratorin etablierte. Auch mit demBLfD war sie während der Ausbildung schon mehrfach inBerührung gekommen, sowohl mit den Restaurierungswerkstättenals auch mit den Glasplattennegativen.Milena Huber studierte fast gleichzeitig ebenfalls ander TU München Restaurierung, Kunsttechnologie undKonservierungswissenschaft, verlegte sich jedoch mehrauf Gemälde und Skulpturen. Im Rahmen diverser studienbegleitenderPraktika arbeitete sie bereits im BLfD,aber auch ein Jahr lang in einem Atelier in Würzburg undeinige Wochen in China. Seit Mai <strong>2013</strong> betätigt sie sichauch als freiberufliche Restauratorin.Die beiden Kolleginnen freuen sich über die günstigenRahmenbedingungen, welche die Kombination derAnstellung mit der freiberuflichen Tätigkeit und Fami-lie ermöglichen. Sie müssen hier historische Fotografiendigitalisieren; zugleich sind die zugehörigen <strong>Informationen</strong>zu den Bildern in eine datenbankfähige Exceltabelleeinzupflegen und zu kontrollieren.Die vermeintlich trockene Materie verstaubter Glasplattenund Routinetätigkeit der Digitalisierung enthält für FrauHuber und Frau Edlmann sehr viel Leben und Inhalt. „DieBilder, die wir digitalisieren geben uns Einblicke in dieVergangenheit, und wir machen mit ca. 400 Bildern proArbeitstag oft eine Denkmal-Reise kreuz und quer durchBayern – und manchmal darüber hinaus“, sagt StephanieEdlmann. „Dass wir helfen, bislang unentdeckte Bildschätzefür die Nachwelt zu bewahren und der Öffentlichkeitzugängig machen, und dass wir dazu beitragen,dass die Bildinformationen zu vielen Kunstwerken, dieteilweise gar nicht mehr existieren, nicht für immer verlorengehen, ist eine lohnende Tätigkeit“, ergänzt MilenaHuber.DEEin gutes Gespann:Stephanie Edlmann(links) undMilena Huber(rechts)(Foto: BLfD,Ingeborg vonQuillfeldt)53