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Zürcher Beiträge zur Psychologie der Arbeit - PdA - ETH Zürich

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Hanna Ketterer et al.: Gerechtigkeitseinstellungen und Positionen zum Bedingungslosen Grundeinkommen.5 Schlussbetrachtung5.1 Fazit und DiskussionMit <strong>der</strong> im Rahmen dieser <strong>Arbeit</strong> durchgeführten Studie konnte ein Zusammenhang zwischendem individuellen Gerechtigkeitsempfinden <strong>der</strong> Schweizer Bevölkerung und <strong>der</strong> Präferenz füro<strong>der</strong> gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen festgestellt werden. Mittels einer Online-Befragung, die eine Stichprobe von 780 Teilnehmern generierte (Schweizer und Nicht-Schweizer mit Wohnsitz in <strong>der</strong> Schweiz), wurden die Gerechtigkeitsideologien Individualismus,Askriptivismus, Egalitarismus und Fatalismus gemessen. Auch wurden Lebensziele,Gerechter-Welt-Glaube und die Einstellung zum aktuellen Erwerbsarbeitsmodell <strong>der</strong> Schweizgemessen. Durch die Frage nach dem möglichen Abstimmungsverhalten - sollte die aktuelllaufende Volksinitiative erfolgreich sein - konnten die Teilnehmer in zwei Gruppen unterteiltwerden. Die Gruppe <strong>der</strong> Befürworter (N = 592) bezogen mit ihrer Aussage, dass sie für dieEinführung eines bedingungslosen Grundeinkommens stimmen würden, klar Stellung. ZurGruppe <strong>der</strong> Nicht-Befürworter (N = 176) wurden jene Studien-Teilnehmer gezählt, welchesich gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen entscheiden würden o<strong>der</strong> zum Zeitpunkt<strong>der</strong> Umfrage noch unschlüssig waren, bzw. gar nicht abstimmen würden. Mittels einer Zufallsstichprobevon 176 Teilnehmern aus den Befürwortern wurden diese beiden Gruppenmiteinan<strong>der</strong> verglichen.Ein Vergleich <strong>der</strong> soziodemografischen Daten ergab keine statistisch signifikanten Unterschiedezwischen den Befürwortern und Nicht-Befürwortern in Bezug auf das Geschlecht,Alter, die familiäre Situation (Zivilstand, mit o<strong>der</strong> ohne Kin<strong>der</strong>), die Konfession o<strong>der</strong> die Tatsache,dass Befürworter o<strong>der</strong> Nicht-Befürworter politisch aktiv, bzw. passiv sind. Weiter unterscheidensich die beiden Gruppen nicht in Bezug auf das Lebensziel soziale Beziehungen,welches sowohl für die Befürworter wie auch die Nicht-Befürworter das höchste Lebenszielist. Fragt man die beiden Gruppen nach <strong>der</strong>en Gerechtigkeitsempfinden in Bezug auf dasaktuelle Erwerbarbeitsmodell <strong>der</strong> Schweiz, unterscheiden sie sich statistisch nicht signifikant,wenn es um die Bedarfsgerechtigkeit geht. Die Befürworter und Nicht-Befürworter sindgleichermaßen <strong>der</strong> Meinung, dass sie vom Staat aktuell in mittlerem Ausmaß unterstütztwerden, wenn ihre eigenen Mittel o<strong>der</strong> Kräfte nicht ausreichen, bzw. wenn es um die Erreichung<strong>der</strong> individuellen Lebensziele geht. Dieses Ergebnis erstaunt, bzw. kann als Zeichenvon kulturell verankertem impliziten Wissen <strong>der</strong> Schweizer Bevölkerung gedeutet werden(Wegener, 1998). Das Entrichten von Sozialleistungen durch den Staat - bei nachweislichemBedarf - ist sowohl den Befürwortern wie auch den Nicht-Befürwortern gleichermaßen bewusstund kann zu diesem indifferenten Ergebnis geführt haben. Unterscheiden sich Befürworterund Nicht-Befürworter signifikant, kann dies auf strukturelle Faktoren, die eine bestimmteGerechtigkeitsideologie prägen, <strong>zur</strong>ückzuführen sein (Wegener, 1998).Eine weitere Gemeinsamkeit <strong>der</strong> Befürworter und Nicht-Befürworter ist, dass beide keinenHang zu Fatalismus haben. Bei sämtlichen weiteren Vergleichen im Rahmen dieser <strong>Arbeit</strong>ergeben sich statistisch signifikante Unterschiede, wobei die Effektstärke in den meisten Fälleneher klein bzw. mittelgroß ausfällt. Dies deutet darauf hin, dass die Befürwortung o<strong>der</strong>das Ablehnen eines bedingungslosen Grundeinkommens von vielen weiteren - in dieser Studienicht gemessenen - Einflüssen abhängig ist.34

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