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Zürcher Beiträge zur Psychologie der Arbeit - PdA - ETH Zürich

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<strong>Zürcher</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Psychologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> – Heft 2, 2013Rolle in <strong>der</strong> Gesellschaft und das Gemeinschaftsargument, da ein Grundeinkommen dieFreiwilligenarbeit för<strong>der</strong>e. Zu den ökonomischen Argumenten zählen unter an<strong>der</strong>em dieKaufkraftstabilität, die Erhöhung des Human Kapitals durch Weiterbildung (vermehrt möglichdank <strong>der</strong> finanziellen Unterstützung eines Grundeinkommens), sowie die Reduktion <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeitauf Grund <strong>der</strong> Umverteilung und Flexibilisierung von <strong>Arbeit</strong> in Form von Teilzeitarbeit(Vobruba, 2006c, zitiert nach Neumann, 2008).Weiter wird mit möglichen Kosteneinsparungen durch eine Reduktion <strong>der</strong> Bürokratie dankVereinfachung und Transparenz mittels eines Grundeinkommens argumentiert. Dies im Vergleichzu den aktuellen Sozialleistungen und <strong>der</strong>en aufwändige Handhabung. Die sozialpolitischenArgumente werden durch das Armutsargument dominiert, welches grundsätzlich inden Grundeinkommens-Debatten den höchsten Stellenwert einnimmt. Das Mindesteinkommensoll jedem Bürger eine menschenwürdige Existenz sichern und so Armut eliminieren.Denn das Grundeinkommen wird oft so hoch angesetzt, dass es die Armutsgrenze, das soziokulturelleMinimum o<strong>der</strong> das Existenzminimum (je nach Definition dieser Begriffe), überschreitet.In <strong>der</strong> Schweiz entspricht dies, im Rahmen <strong>der</strong> Volksinitiative, einem Betrag vonCHF 2500 pro Bürger. Grundeinkommens-Kritiker zweifeln an den oben aufgeführten positivenEffekten eines bedingungslosen Grundeinkommens. Sie befürchten, dass ein wesentlicherAnteil <strong>der</strong> arbeitsfähigen Bürger aus Bequemlichkeit und Faulheit nicht mehr arbeitenwird, und ohne weitere Erwerbsarbeit vollumfänglich vom Grundeinkommen leben will. Siewürden so nichts mehr <strong>zur</strong> unbestritten weiterhin notwendigen Produktivität <strong>der</strong> Schweiz beitragen.Zudem hegen sie große Zweifel an <strong>der</strong> Finanzierbarkeit eines solchen Gesellschaftsmodellsund begründen ihre Skepsis weiter mit dem Argument, ein bedingungslosesGrundeinkommen laufe <strong>der</strong> Gerechtigkeitsvorstellung <strong>der</strong> Bevölkerung grundlegend zuwi<strong>der</strong>(Liebig & Mau, 2002).2.2 GerechtigkeitIn <strong>der</strong> sozialwissenschaftlichen Debatte um Gerechtigkeit fällt auf, dass es keine allgemeingültigeDefinition von Gerechtigkeit gibt. Vielmehr liest man von Schwierigkeiten, Unklarheiten,Wi<strong>der</strong>sprüchen, Überlappungen (Neumann, 2008) und von einer inflationären Verwendungdes Gerechtigkeitsbegriffs (Kerstling, 2004, zitiert nach Neumann, 2008), wenn es umdie Erläuterung von Gerechtigkeit geht. Gerechtigkeit ist sowohl eine normative als auch einedeskriptive Vorstellung <strong>der</strong> Menschen (Wegener, 1994) und damit einhergehend eine subjektivesituative Empfindung. Tatsache ist, dass Alltagsbeobachtungen und empirische Untersuchungenzeigen, dass Menschen großen Wert auf Gerechtigkeit legen (Schmitt, 1993). DassMenschen dabei unterschiedliche Vorstellungen von Gerechtigkeit haben und artikulieren,zeigen verschiedene Studien (Lippl, 2000). Dass Gerechtigkeit gefor<strong>der</strong>t wird, ist völlig unstrittig.Was Gerechtigkeit erfor<strong>der</strong>t, ist dagegen höchst umstritten (Boshammer, 2005).Neumann kommt gar zum Schluss, dass soziale Gerechtigkeit jenseits <strong>der</strong> institutionellenStruktur einer Gesellschaft, nicht abschließend bestimmt werden kann.Als Bestandteil dieser <strong>Arbeit</strong> zum Gerechtigkeitsempfinden <strong>der</strong> Schweizer Bevölkerung inBezug auf ein bedingungsloses Grundeinkommen versuche ich in <strong>der</strong> Folge, trotz <strong>der</strong> obenthematisierten Komplexität, einen kurzen Einblick in die Definition von Gerechtigkeit zu liefern.Eine detaillierte Ausführung sprengt hier jedoch den Rahmen.9

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