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<strong>Zürcher</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Psychologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> – Heft 2, 2013Appendix:Summaries (in German, English, French and Italian) of the main findingsof the study on individual justice attitudes, life goals and positionstowards the unconditional basic incomeFür und Gegen das BedingungsloseGrundeinkommen: eine Frage von Unterschiedenin Gerechtigkeitsempfinden undLebenszielen? 13Seit <strong>der</strong> Lancierung <strong>der</strong> Volksinitiative für ein BedingungslosesGrundeinkommen (BGE) im April2012 wird eine lebhafte Diskussion über die Möglichkeiteiner Gesellschaft mit BGE geführt. DerVorschlag <strong>der</strong> Einführung eines Grundeinkommensohne Bedürftigkeitsprüfung erhält sowohlstarke Zustimmung als auch starke Ablehnung.Was sind mögliche Gründe dafür? Dieser Frageist eine aktuelle Studie nachgegangen, die imRahmen einer Masterarbeit an <strong>der</strong> FachhochschuleNordwestschweiz entstand und von <strong>der</strong> <strong>ETH</strong><strong>Zürich</strong> wissenschaftlich betreut wurde. Die Ergebnisse<strong>der</strong> Online-Befragung zeigen einen Zusammenhangzwischen <strong>der</strong> individuellen Positionzum BGE auf <strong>der</strong> einen und Gerechtigkeitsauffassungensowie persönlichen Lebenszielen auf <strong>der</strong>an<strong>der</strong>en Seite. Befürworter des BGE ist Gleichheitin <strong>der</strong> Gesellschaft wichtig, wohingegen Nicht-Befürworter des BGE Ungleichheiten zwischenIndividuen tolerieren, wenn sie auf individuellerLeistung beruhen. Für Befürworter sind – bezüglich<strong>der</strong> Lebensziele – Gemeinschaft und PersönlichesWachstum wichtiger als für Nicht-Befürworter, die Wohlstand und Image eine grössereBedeutung beimessen. Jedoch stellen fürBefürworter sowie Nicht-Befürworter intakte SozialeBeziehungen und Persönliches Wachstum diewichtigsten Lebensziele dar.StichprobeIn <strong>der</strong> Studie antworteten insgesamt 1283 Personenzu ihrem Gerechtigkeitsempfinden, ihren Lebenszielenund ihrer Position zum BGE. Die Masterarbeitwertete die Auskünfte von 780 Auskunftspersonenaus <strong>der</strong> Schweizer Bevölkerung aus. Für die hier präsentiertenstatistischen Analysen wurden zwei Gruppen,176 BGE Befürworter und 176 Nicht-Befürworter,miteinan<strong>der</strong> verglichen.Soziodemografische UnterschiedeIn Bezug auf das Geschlecht, das Alter, die familiäreSituation (Zivilstand, mit o<strong>der</strong> ohne Kin<strong>der</strong>), die Konfessiono<strong>der</strong> die Parteizugehörigkeit lassen sich keinestatistischen Unterschiede zwischen den beidenGruppen, Befürworter und Nicht-Befürworter 14 , finden.Unterschiede finden sich jedoch bei <strong>der</strong> beruflichenSituation. Die Nicht-Befürworter befinden sich tendenziellin höheren beruflichen Positionen und beziehenhöhere Einkommen: 41% <strong>der</strong> Nicht-Befürworter habeneine Führungsposition inne o<strong>der</strong> sind <strong>Arbeit</strong>nehmendemit Vorgesetztenfunktion. Nur 20% haben einesolche Position unter den Befürwortern. Die Befürwortersind hingegen häufiger (28%) selbständig erwerbstätig;nur 20% sind selbständig erwerbstätig unter denNicht-Befürwortern. Nicht berufstätig sind 18% <strong>der</strong>Befürworter; nur 4% sind es unter den Nicht-Befürwortern.GerechtigkeitWas können mögliche Gründe für die Ablehnung bzw.Befürwortung des BGE sein? Es ist sozialwissenschaftlichgut belegt, dass die politische Einstellungeiner Person auf ihre Gerechtigkeitsauffassungen<strong>zur</strong>ückzuführen ist. Ob dies auch für die individuellePosition zum BGE zutrifft, wollte die vorliegende Studieklären. Es können vier Auffassungen einer gerechtenGesellschaft unterschieden werden. Währendjede Auffassung eine spezifische Antwort auf die Fragebereithält, wie Güter in einer Gesellschaft verteiltsein sollen, kann ein und dieselbe Person mehrereGerechtigkeitsauffassungen gleichzeitig vertreten.EgalitarismusIndividualismusAskriptivismusBestreben nach Verteilungsgleichheit,u.a. durch staatliche InterventionenUngleichheit wird hingenommenund legitimiert durch individuelleLeistung im Erwerbsarbeitsmarktund WettbewerbUngleichheit wird ebenfalls hingenommen,wird aber durch dieZugehörigkeit zu einer sozialen13 Entstanden ist die <strong>Arbeit</strong> unter dem Titel Bossard, Evi (2013):«Diversität <strong>der</strong> Gerechtigkeit. Eine Studie zum Gerechtigkeitsempfinden<strong>der</strong> Schweizer Bevölkerung in Bezug auf ein bedingungslosesGrundeinkommen» (unveröffentlichte Master Thesis an <strong>der</strong>Fachhochschule Nordwestschweiz).14 Als Befürworter wurden alle Auskunftspersonen definiert, die eine<strong>der</strong> folgenden Fragen mit «dafür» bzw. «ja» beantworteten: «Wenndie Abstimmung über das Bedingungslose Grundeinkommen zuStande käme und bereits in drei Tagen wäre, wie würden Sie stimmen?»;und «Sind Sie für ein Bedingungsloses Grundeinkommenals mögliches Gesellschaftsmodell?». Als Nicht-Befürworter geltenhier alle, die eine <strong>der</strong> beiden Fragen mit «dagegen», «nein», «ichwürde nicht abstimmen» o<strong>der</strong> «weiss nicht» beantworteten.51