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Zürcher Beiträge zur Psychologie der Arbeit - PdA - ETH Zürich

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<strong>Zürcher</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong>zur</strong> <strong>Psychologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> – Heft 2, 2013Reduktion des<strong>Arbeit</strong>spensumsMehr Zeit für beruflicheWeiterbildungWechsel <strong>der</strong> TätigkeitWechsel in SelbständigkeitMehr Geld für beruflicheWeiterbildungWechsel des <strong>Arbeit</strong>gebersKeiner Erwerbsarbeit mehrnachgehen19%13%7%14%30%24%40%38%37%41%64%63%Abbildung 4: Gruppenvergleich in Bezug auf die konkreten beruflichenVerän<strong>der</strong>ungen nach Einführung eines BGE unter 352befragten Auskunftspersonen; Mehrfach-nennungen warenmöglich.FazitDie Studie zeigt, dass sich Befürworter und Nicht-Befürworter in ihrem Gerechtigkeitsempfinden unterscheiden.Dies wird beson<strong>der</strong>s deutlich mit Blick aufdie Einstellung <strong>zur</strong> Verteilungsgleichheit (Egalitarismus)und zum Erhalt von Sozialstatus (Askriptivismus).Weniger eindeutig sind die Befunde jedoch inBezug auf die Bedeutung, welche das Leistungsprinzip(Individualismus) in beiden Gruppen einnimmt.Die Priorisierung des Egalitarismus unter den Befürwortern- welcher das BGE in <strong>der</strong> Weise entgegenkommenwürde, als dass alle Bürger durch ein staatlichgarantiertes Grundeinkommen in die gleiche Ausgangslageversetzt würden - mag ihre Position zumBGE beeinflussen. Zudem mag die Zustimmung zumBGE ihre Entsprechung in <strong>der</strong> dezidierten Ablehnungdes Askriptivismus in dieser Gruppe haben. Gegenden Askriptivismus zu sein bedeutet, dass Befürwortereine Gesellschaft ablehnen, die sich damit begnügt,den Sozialstatus einiger zu erhalten anstelleallen eine gute Ausbildung, Rente und soziales Ansehenzu ermöglichen.Was den Individualismus anbelangt, zeigen die Befunde,dass Befürworter sowie Nicht-Befürworter esfür wichtig halten, dass sich individuelle Leistunglohnt. Dies bedeutet, dass besser bezahlt werdensollte, wer mehr am <strong>Arbeit</strong>splatz leistet, wer mehrVerantwortung trägt und wer sich mehr anstrengt alsan<strong>der</strong>e. Auch wenn das Leistungsprinzip bei denNicht-Befürwortern grösser geschrieben wird als beiden Befürwortern, schlägt sich in diesem Befund dochdie allgemein tiefe Verinnerlichung <strong>der</strong> normativenGrundlagen unserer <strong>Arbeit</strong>s- und Leistungsgesellschaftnie<strong>der</strong>.48%63%BefürworterNicht-BefürworterDie Unterscheidung von Befürwortern und Nicht-Befürwortern des BGE scheint hier weniger auf Unterschiedezwischen Individuen hinsichtlich Alter o<strong>der</strong>Geschlecht aufzubauen. Vielmehr weisen die Befundedaraufhin, dass die Unterscheidung in <strong>der</strong> unterschiedlichenAusrichtung an <strong>der</strong> Leistungsnorm alsauch in <strong>der</strong> spezifisch individuellen Erwerbsarbeitsbiografieund Einkommenssituation begründet ist. Eingebettetin klassische <strong>Arbeit</strong>smarktstrukturen und mitFührungspositionen ausgestattet, die zu finanziellerSicherheit führten, mögen Nicht-Befürworter nicht dieNotwendigkeit o<strong>der</strong> die zusätzlichen Möglichkeitendurch ein BGE wahrnehmen. Subjektive Erfahrungenflexibler <strong>Arbeit</strong>smarktanbindung hingegen, z.B. desselbständigen Unternehmertums, mögen dazu beitragen,dass Befürworter das BGE als biografie- undkarriereunterstützend wahrnehmen.Die gemeinsame Betrachtung <strong>der</strong> Einstellung zumIndividualismus und <strong>der</strong> Erwerbsarbeitssituation verdeutlicht,dass individuelle Leistungserbringung fürBefürworter wie Nicht-Befürworter lebensweltlich zentralist. Eine ablehnende Haltung gegenüber dem BGEmag dann daher rühren, dass Nicht-Befürworter sichtendenziell stärker nach dem Leistungsprinzip ausrichten,womit sie in dieser Gesellschaft bereits guteErfahrungen gemacht haben. Zudem mögen sie indem BGE eine Belohnung sehen, für die keine Gegenleistungo<strong>der</strong> Anstrengung erbracht wird, waswomöglich eine Kränkung für eigene Anstrengungendarstellt.Der Annäherung von Befürwortern und Nicht-Befürwortern könnte neben einer kritischen Auseinan<strong>der</strong>setzungmit dem Leistungsprinzip, ein Dialogüber persönliche Lebensziele wie Soziale Beziehungenund Persönliches Wachstum dienen. Denn - imGegensatz zu Wohlstand und Image - stimmen Befürworterund Nicht-Befürworter in ihrer Wertschätzungvon intakten Sozialen Beziehungen und PersönlichemWachstum überein. Führt man zudem die vorliegendenBefunde zusammen, dass Befürwortersowie Nicht-Befürworter individuelle Leistungserbringunghochhalten und gleichzeitig persönlichesWachstum zu erreichen suchen, so könnte das BGEeinen Möglichkeitsraum für persönliche Entwicklungdarstellen, <strong>der</strong> gemeinsam diskutiert werden sollte.53

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