Für den UnterrichtFür den UnterrichtDer Deutschlotse – PrüfungsarbeitsheftThema: Arbeitsschritte für eine VisualisierungVisualisierung Visualisierungbrauch und kaputte Böden rund um die Blumenfarmenkratzen am Image der Rosen. Von Ausbeutung und Vergiftungder Arbeiter, gar von „Blutrosen“ für die Discounter(…) sprechen Menschenrechtsorganisationen (…).Einen anderen, sozial und auch ökologisch saubererenWeg versuchen die Plantagen zu gehen, die für den FairenHandel produzieren. Die meisten liegen in Kenia. Eine davonist Finlays, der Arbeitgeber von Ann. Seit 2007 arbeitetder britische Konzern, der mit 4500 Arbeitern auf drei Farmenin Kenia jährlich an die 120 Millionen Rosen produziert,nach den strengen Richtlinien von Fairtrade International.Das heißt: Finlays darf keine Kinder beschäftigen. DerKonzern muss angemessene Löhne zahlen. Das Wasser filtern.Den Einsatz von Pestiziden reduzieren. Dafür dürfenseine Fairtrade-zertifizierten Plantagen an jeden Stängel,der als faire Rose in den Export geht, das blau-grüne Siegelanbringen. Es zeigt dem Verbraucher: Diese Blume wurdefair erzeugt. Und es finden sich immer mehr solcher Blütenim Handel: Allein 2011 wurden nach Angaben von Trans-Fair, der Siegelorganisation in Deutschland, bundesweit81 Millionen fairer Schnittblumen gekauft – zwölf Prozentmehr als im Vorjahr. Blumen sind inzwischen das zweitwichtigsteFairtrade-Produkt – gleich nach Kaffee. (…)Für Ann bedeutet das Siegel auf den Rosen, die sieprüft und verpackt, dass sie mit 8730 Schilling im Monat,umgerechnet 80 Euro, fast doppelt so viel Lohn erhält wieArbeiter, die auf einer nicht zertifizierten Farm arbeiten.Dass sie und ihre Kinder krankenversichert sind, Ann eineRente bekommen wird. Dafür kontrolliert die Kenianerinacht Stiele pro Minute, acht Stunden am Tag, sechs Tagedie Woche – auf einer konventionellen Farm läge ihr Sollbei zehn bis zwölf Rosen pro Minute. Finlays stellt ihrauch mietfrei ein kleines Häuschen auf der Plantage.Als Arbeiterin auf einer Fairtrade-Plantage bekommtAnn nicht nur einen höheren Lohn und ihr Kollege, der imGewächshaus Pestizide versprüht, einen sicheren Schutzanzug.Ann profitiert auch von der Fairtrade-Prämie – fasteinen Cent pro verkaufter Rose. Allein durch die fairen Rosender Finlays-Farmen kamen in den vergangenen fünfJahren an die 836.000 Euro Prämien für die Finlays-Arbeiterzusammen. Nimmt man nur die Verkäufe fairer Blumenin Deutschland in 2011, liegt die erzielte Prämie bei766.000 Euro. Wie das Geld verwendet wird, darüber entscheidetein von Arbeitern gewählter Joint Body, eine ArtBetriebsrat. Es gibt nur eine Vorgabe: Das Projekt mussder Gemeinschaft dienen.Die Arbeiter auf Anns Farm haben mit der Prämie Gerätefürs Hospital und Schulbücher gekauft sowie hunderteKinder geimpft. Mit der Prämie finanzieren sie auchStipendien, Fahr- oder Nähkurse, „damit die Arbeiter einEinkommen haben, falls sie die Farm einmal verlassen“,sagt John Ongori von Fairtrade International. Er berät diePlantagen bei der Umstellung auf das faire System undweiß: „Bildung ist der Schlüssel zu einer besseren Zukunft.“„Die ersten jungen Menschen“, sagt Ongori, „sind40Visualisierung4550Martina HahnFaire Rosen gegen Armut556065Schwer liegt der betörende Duft über der riesigen Packhalle.Doch Ann Chapkirui sieht nicht das Meer voller Rosen,rot, gelb und rosé blühend, das die Besucherin ausDeutschland fasziniert. Ann hat nur Augen für ihren Job,der ihr und ihrer Familie das Brot sichert und den Kinderneine Zukunft verspricht. Die junge Frau zieht konzentrierteine Rose aus dem frisch geschnittenen und entdorntenHaufen vor ihr auf dem Pult. Legt den Stiel neben das Lineal.Kappt ihn bei 40 Zentimetern – der Kunde in Europawill es so. Prüft die Blätter der empfindlichen Köpfe. Legtdie Rose neben elf weiteren Stielen auf ein Stück Karton,klebt das blau-grüne Fairtrade-Etikett drauf und legt denStrauß auf das Förderband neben sich. Es muss schnellgehen, Schnittblumen verderben rasch. In wenigen Stundenwerden die Rosen per Lkw von der Finlays Plantagenach Nairobi, der Hauptstadt Kenias, transportiert. Werdennachts gen Norden fliegen. Und 48 Stunden später zueinem Preis zwischen 2,99 und 3,99 Euro irgendwo in Europain einem Eimer neben der Supermarktkasse oder beieinem Floristen stehen.Über drei Milliarden Euro geben die Bundesbürgerjährlich für Blumen aus; jeder vierte verkaufte Stiel ist eineRose. Was die meisten Verbraucher nicht wissen: DiePflanzen kommen schon lange nicht mehr aus der Heimatoder den Niederlanden, sondern immer öfter aus armenLändern. Die meisten Exportblumen wachsen heute in Keniaoder Kolumbien, Ecuador oder Tansania. Auch Chinaund Indien drängen auf den lukrativen Markt. (…)Doch das Produkt, das wie kaum ein anderes für Gefühleund Wohlstand steht, hat eine Schattenseite: Dasblühende Geschäft ist häufig auch ein schmutziges: MiserableLöhne für die Pflücker, im Pestizidnebel stehendeArbeiter mit kaputten Schutzmasken oder unbezahlteÜberstunden vor dem Mutter- oder Valentinstag sind aufvielen konventionell arbeitenden Blumenplantagen in Afrikaund Lateinamerika eher die Regel denn die Ausnahme.Auch überdüngte Gewässer, ein zu hoher Wasserver-1070157520802585309053531305271_030-038bearb.indd 30 22.12.12 15:42 5271_030-038bearb.indd 31 22.12.12 15:4230 Flügelstift 1/<strong>2013</strong>© Winklers, aus „Der Deutschlotse“, Prüfungsarbeitsheft, Deutsch für Berufsschulen in Baden-Württemberg“, 978-3-8045-5271-5
Für den UnterrichtDer Deutschlotse – PrüfungsarbeitsheftThema: Arbeitsschritte für eine VisualisierungVisualisierung Visualisierung Visualisierung Visualisierung95schon auf der Uni.“ Ihren Kindern dies ermöglichen zukönnen, mache die Arbeiterinnen stolz: „Sie haben sichdie Prämie ja selbst erwirtschaftet.“ Vielleicht ist diesesneue Selbstbewusstsein, mitentscheiden zu können, erstmalseine Chance zu bekommen, für die Blumenpflückerinnensogar noch wichtiger als der höhere Lohn, den siemit nach Hause nehmen.Aus: Erziehung und Wissenschaft 07–08/2012, S. 38 f.1Arbeitsschritte für eine VisualisierungArbeitsschritt 1: Genaues Lesen des TextesLesen Sie den Text genau durch und verschaffen Sie sich einen ersten Eindruck bezüglichdes behandelten Themas. Notieren Sie das Thema des Textes:Aufgabenstellung1. Visualisieren Sie die wichtigsten Aussagen des Textes.2. Kinderarbeit ist gängige Praxis in Schwellen- und Entwicklungsländern und wird vor allemin den Industrieländern abgelehnt und verurteilt. Das Engagement, Kinderarbeitweltweit abzuschaffen, war bisher allerdings wenig erfolgreich.1Arbeitsschritt 2: Texterschließung mit dem WörterbuchLesen Sie den Text ein zweites Mal, unterstreichen Sie unbekannte Wörter und schlagen Siediese Wörter in einem Wörterbuch (Duden zum Beispiel) nach.Welche Vorteile könnten andere aus Kinderarbeit ziehen und welchen Einfluss haben Sieals Verbraucher?2Erklären Sie, was die folgenden Begriffe bedeuten:Zeitvorgabe Berufsschule:120 Minutenlukrativ (Z. 28):InformationZur Aufgabenstellungvon VisualisierungsaufgabenDie Visualisierungsaufgabe besteht aus zwei Teilen:⦁ der grafischen Darstellung des Textinhaltes und⦁ einer kurzen Stellungnahme zu einem im Text angesprochenen Problem.Visualisieren heißt Inhalte „sichtbar darstellen“. Bei der Visualisierung von Textinhaltensollen Sie zeigen, dass Sie den Text verstanden haben und in der Lage sind, wichtige vonunwichtigen Informationen zu unterscheiden und Begründungszusammenhänge zu erfassenund darzustellen.In einer weiterführenden Fragestellung wird von Ihnen erwartet, dass Sie Ihre Meinung zueinem Sachverhalt schlüssig darlegen.Die erfolgreiche Bearbeitung der Visualisierungsaufgabe setzt voraus, dass Sie mit unterschiedlichenVisualisierungsformen vertraut sind und wissen, bei welchen Textinhaltendie jeweilige Darstellungsform angemessen bzw. passend ist (zum Beispiel passt einFluss diagramm zur Darstellung einer logischen Abfolge von Vorgängen oder das Fischgrätendiagramm,um den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung abzubilden).Die Entscheidung für eine bestimmte Form der Visualisierung können Sie erst treffen,nachdem Sie den Textinhalt unter Einsatz von Textmarkierungstechniken ausgewertet habenund wissen, welche Aussagen der Text macht und welche Informationen wichtig, welcheunwichtig sind. Für die Visualisierung wird der Textinhalt auf Stichworte oder kurzeSätze reduziert. Zur besseren Anschaulichkeit können Sie Farben, Symbole etc. verwenden.Die Stellungnahme zur weiterführenden Fragestellung verfassen Sie in vollständigenSätzen als Fließtext.miserabel (Z. 31 f.):konventionell (Z. 35):ökologisch (Z. 42):Pestizid (Z. 51):zertifiziert (Z. 52):betörend (Z. 1):kappen (Z. 9):das Soll (Z. 68):Prämie (Z. 74):3Finden Sie für die unten stehenden Begriffe eine für den Textzusammenhang passende bedeutungsgleicheFormulierung. Schlagen Sie im Zweifelsfall die Bedeutung im Wörterbuch nach.MethodeVorgehensweise bei derErstellung einer Visualisierungvon Sachtexten1. Schritt Genaues Lesen des Textes2. Schritt Texterschließung mit dem Wörterbuch3. Schritt Einsatz von Textmarkierungstechniken4. Schritt Entscheidung für eine passende Visualisierungsform5. Schritt Übertrag der Textinformationen in die Visualisierungsform6. Schritt Überarbeitung7. Schritt Bearbeitung der Zusatzfrage12Arbeitsschritt 3: Einsatz von TextmarkierungstechnikenUnterstreichen Sie – eventuell in verschiedenen Farben – die wichtigsten Informationen desTextes, die zum Thema bzw. zum behandelten Problem gehören. Unterstreichen Sie nicht zu viel!Ermitteln Sie aufgrund Ihrer Unterstreichungen die inhaltliche Gliederung des Textes,indem Sie die drei Hauptthemen kennzeichnen und am Rand des Textes markieren. FindenSie für jedes Hauptthema eine Art „Überschrift“ (s. nächste Seite).32335271_030-038bearb.indd 32 22.12.12 15:42 5271_030-038bearb.indd 33 22.12.12 15:42© Winklers, aus „Der Deutschlotse“, Prüfungsarbeitsheft, Deutsch für Berufsschulen in Baden-Württemberg“, 978-3-8045-5271-5Flügelstift 1/<strong>2013</strong>31