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Mein Freund, der Bewerber - Haufe.de

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10.2013 | 11.80 EURwww.personalmagazin.<strong>de</strong>Material-Nr. 04062-5156<strong>Mein</strong> <strong>Freund</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewerber</strong>Wie Sie mit Social Recruiting geeignete Mitarbeiter fin<strong>de</strong>n S. 14Zeit & ZutrittMobilität undSicherheit wer<strong>de</strong>nwichtigerS. 54folge Wie Sie die Ergebnisse vonMitarbeiterbefragungen besserund nachhaltiger nutzen S. 30Ursache Gehaltsanalysen zeigenGrün<strong>de</strong> für unterschiedliche Löhnebei Männern und Frauen S. 48Wirkung Ein Wechsel in Teilzeitkann einen langen Urlaub <strong>de</strong>sMitarbeiters zur Folge haben S. 74


Editorial3Liebe Leserinnen und Leser,die Deutsche Bahn hat mit <strong>de</strong>n Personalproblemen am Mainzer Hauptbahnhofeine hitzige öffentliche Debatte ausgelöst, auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalerszene.Hat das Personalmanagement versagt, wie die Kritiker vorwerfen?Erstens: Die Vorfälle in Mainz waren für die Bahn eine Blamage, die <strong>de</strong>nKun<strong>de</strong>n, Mitarbeitern und <strong>de</strong>m Unternehmen gescha<strong>de</strong>t hat. Das räumtePersonalvorstand Ulrich Weber öffentlich ein. Zweitens: Für das enormeEcho in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit spieltenSommerloch und Wahlkampf„Wegen eine zentrale Rolle. CEO RüdigerGrube und <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalvorstandhaben zwar etwas späteines lokalenreagiert, sind aber offensiv mitVorgangsFehlern umgegangen. Das warwur<strong>de</strong> dievorbildlich. Drittens: Nach einemgesamte Personalpolitik Jahrzehnt <strong>de</strong>s Personalabbausvon Ulrich Weber infrage hat Weber einen Kurswechselgestellt. Das ist bitter.“ eingeleitet. Dazu gehörte dieReiner Straub, HerausgeberEinführung <strong><strong>de</strong>r</strong> strategischenPersonalführung und einebeachtenswerte Rekrutierungsoffensive.Dass die Massenmedien das nicht wahrnehmen (wollen), istnachvollziehbar. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalerszene nicht. Viertens: Der Personalvorstandhat die Gewerkschaften, die hier ihre Chance witterten, eingefangen;gemeinsam wird die Personalplanung erneut analysiert.Wegen eines lokalen Vorgangs wur<strong>de</strong> die gesamte Personalpolitik vonUlrich Weber infrage gestellt, die auf einem zukunftsweisen<strong>de</strong>n Weg ist.Das ist bitter. „Jetzt erst recht“ lautet die Reaktion aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalabteilung<strong><strong>de</strong>r</strong> Bahn. In einem Fachbeitrag, <strong>de</strong>n wir lange vor Mainz beauftragthaben, stellt Weber mit BCG-Beratern <strong>de</strong>n Kurswechsel dar. Ihm kommtnun beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Aufmerksamkeit zu.IhrSprachentrainingfür Fach- u. Führungskräfte für Ihre Brancheo<strong><strong>de</strong>r</strong> in Ihrem UnternehmenKERN AGIKL Business Language Training & Co. KGLeipziger Straße 51, 60487 Frankfurt / Mainkern.frankfurt@kerntraining.com✆ (0 69) 7 56 07 39-0www.kerntraining.com10 / 13 personalmagazinKERN AG IKL Sprachzentren unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em in:Aachen · Augsburg · Berlin · Bielefeld · Bochum · BonnBraunschweig · Bremen · Darmstadt · Dortmund · Dres<strong>de</strong>nDuisburg · Düsseldorf · Essen · Frankfurt / Main · FreiburgFriedrichshafen ·Hamburg ·Hannover · Heilbronn · IngolstadtKaiserslautern · Karlsruhe · Kassel · Kiel · Köln · LeipzigMainz · Mannheim · Mönchengladbach · München · MünsterNürnberg · Offenbach · Saarbrücken · Schweinfurt · StuttgartUlm · Weil a. Rh. · Wiesba<strong>de</strong>n · Wuppertal · Würzburg


4 Inhalt_oktober 201310Ein Berliner TraumDie Personalverbän<strong>de</strong> müssen sich zusammentun,um in Berlin zu punkten.14<strong>Mein</strong> <strong>Freund</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewerber</strong>Mitarbeiter empfehlen, Kontakte pflegen, offenes Image aufbauen: dieErfolgsfaktoren für Unternehmen im „Social Recruiting“.Szene06 News und Events10 Ein Berliner TraumWarum <strong><strong>de</strong>r</strong> politische Einfluss vonHR-Verbän<strong>de</strong>n bisher begrenzt istTitelthema14 <strong>Mein</strong> <strong>Freund</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewerber</strong>Social Recruiting heißt vor allem:Beziehungen zu <strong>Bewerber</strong>n pflegen17 Der persönliche Kontakt zähltDie Techniker Krankenkasse setztauf <strong>de</strong>n Dialog mit <strong>de</strong>n <strong>Bewerber</strong>n20 I<strong>de</strong>ntifikation und EmpfehlungWie die Berliner Stadtreinigung mitihrem Arbeitgeberimage punktet22 Die Tücken bei <strong><strong>de</strong>r</strong> AnspracheGrundsätzliche Kommunikationsregelnkennen und einhalten24 Kandidaten von Konkurrentenabwerben: Wie Unternehmen hiervorgehen können und dürfen, zeigtRechtsanwalt Dr. Carsten UlbrichtManagement26 News und Dienstleistungsmarkt30 Frischer Wind für FolgeprozesseWie Change-Projekte nach Mitarbeiterumfragennachhaltiger wer<strong>de</strong>n,zeigt das Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> K+S Gruppe34 Ganzheitlich neu aufstellenDie Bahn steht wegen Personalengpässenin <strong><strong>de</strong>r</strong> Kritik. Mit welchenMaßnahmen sie <strong>de</strong>n Mangel zubekämpfen versucht38 Stufe für Stufe zum TransferAus Theorie wird Praxis: Führungsleitlinienim Alltag implementierenSpezial54 Neue Sicherheitsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenEine Luftfrachtregelung bringt verschärfteZutrittskontrollen mit sich56 Mehr Schutz für UnternehmenSicherheit wird wichtiger: Wie sich<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitwirtschaftsmarkt verän<strong><strong>de</strong>r</strong>tOrganisation42 News und Softwaremarkt44 Fluch und Segen zugleichEin handlungsleiten<strong><strong>de</strong>r</strong> Überblickzu <strong>de</strong>n zahlreichen Arbeitgeberwettbewerben,-rankings und -siegeln48 Ursachen für die EntgeltlückeEine Analyse zeigt Ansatzpunkte füreine geschlechtsneutrale Vergütung52 Nicht ohne meinen SchlüsselDie verschie<strong>de</strong>nen Wege, um vertraulicheEmails zu verschlüsseln59 Sensible Daten kontrollierenWie sich mobile Geräte sicher in <strong><strong>de</strong>r</strong>Zeiterfassung einsetzen lassen60 Kurz verreist – lang verwaltetEinsparpotenziale in <strong><strong>de</strong>r</strong> Reisezeiterfassungund -abrechnung nutzenpersonalmagazin 10 / 13


574Skurril lange UrlaubeDie Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Urlaubstage berechnen: Wenn Mitarbeiter ihreArbeitszeit reduzieren, birgt das einige Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen.62 NewsRecht64 Aktuelle Urteile66 Abbruch o<strong><strong>de</strong>r</strong> KorrekturWas zu tun ist, wenn Fehler in<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsratswahl unterlaufen70 Vollmacht nicht vergessenWelche formalen Grün<strong>de</strong> eineKündigung unwirksam wer<strong>de</strong>nlassen – auch wenn sie davonabgesehen inhaltlich richtig ist74 Urlaub bei Wechsel in TeilzeitDen Urlaubsanspruch richtig berechnen,wenn Mitarbeiter ihreWochenarbeitszeit verringernPersönlich76 News und WeiterbildungVergütungs-Check: Das verdientein fachlicher Trainer78 Führen Sie sich selbstWarum es gilt, erst zu lernen,sich selbst zu steuern, um danachan<strong><strong>de</strong>r</strong>e anleiten zu können80 Buchtipps82 Ganz persönlichRoland Hehn, Geschäftsführerbei <strong><strong>de</strong>r</strong> Otto Bock HealthcareGmbH, beantwortet <strong>de</strong>n FragebogenRubriken03 Editorial81 Impressum, Rückblick82 Vorschau10 / 13 personalmagazin


6 Szene_NewsStellenwechselFlorian WurzerSeit August leitet Florian Wurzer als Head of Talent Acquisition Region Süd bei <strong><strong>de</strong>r</strong> DeutscheBahn Mobility Logistics AG das Regionalteam für Recruiting, Employer Brandingund Personalmarketing. Der 33-jährige Diplom-Kaufmann hat in <strong>de</strong>n vergangenen Jahrenin zahlreichen Unternehmen von Payback bis Danone, von Unicredit bis Microsoft Erfahrungenim Personalbereich gesammelt, unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em im Bereich Employer Branding,Talentmanagement und Nachfolgeplanung sowie im Recruiting. Zuletzt war er bei Intelfür Employer Branding, Hochschul-/Personalmarketing, Media Management und weitereThemen zuständig. Florian Wurzer bloggt zu Personalthemen und ist als Dozent für Kommunikations-,Marketing- und Projektmanagementthemen tätig.© Deutsche Bahn© Zurich GruppeAlexan<strong><strong>de</strong>r</strong> LiborAm 1. September übernahm Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> Libor das Vorstandsressort Unternehmensentwicklung unddie Position <strong>de</strong>s Arbeitsdirektors <strong><strong>de</strong>r</strong> Zurich Gruppe in Deutschland. In dieser neuen Funktion soll<strong><strong>de</strong>r</strong> 44-Jährige die strategische Unternehmensentwicklung mit Blick auf das Personalwesen weitervorantreiben. Der Diplom-Kaufmann begann seine Karriere im Personalwesen beim AutomobilzuliefererLeoni. Daraufhin folgten weitere berufliche Stationen als Human Resources Manager undDirector Human Resources Europe bei Alcoa. Beim Marktforschungsinstitut GFK SE war Liborglobaler Leiter Human Resources. Zuletzt arbeitete er als Direktor Corporate Human Resources bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Celesio AG. Bei Zurich folgt er auf Dr. Rolf Niemann, <strong><strong>de</strong>r</strong> En<strong>de</strong> August in <strong>de</strong>n Ruhestand ging.Thorsten DreyerSeit September ist Thorsten Dreyer im Vorstand <strong><strong>de</strong>r</strong> Bo<strong>de</strong>lschwinghschen Stiftungen Bethel für dieRessorts Personalwesen und Recht zuständig. Der 44-jährige Diplom-Kaufmann war seit 2000 bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Bertelsmann-Tochter Arvato beschäftigt, wo er verschie<strong>de</strong>ne Aufgaben als Personalleiter und Geschäftsführerwahrnahm. Zuvor war er für eine Unternehmensberatung tätig. Zu seinen künftigenSchwerpunkten zählt er die strategische Personalarbeit sowie die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Nachwuchskräftenund Leistungsträgern. Für Bethel arbeiten rund 17.000 Personen. Thorsten Dreyer folgt Thomas Oelkersnach, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Vorstand <strong><strong>de</strong>r</strong> Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe gewechselt ist.© Bethel StiftungenJulia BorggräfeSeit Kurzem leitet Dr. Julia Borggräfe <strong>de</strong>n Bereich Personal <strong><strong>de</strong>r</strong>Messe Berlin. Die promovierte Juristin war zuvor unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em fürDamler, die Kölnmesse sowie als Unternehmensberaterin tätig.Holger HohreinZum 1. Oktober übernimmt Holger Hohrein das Amt als Finanz- undPersonalvorstand <strong><strong>de</strong>r</strong> Comdirect Bank AG mit Hauptsitz in Quickborn.Er folgt auf <strong>de</strong>n bisherigen Finanz- und Personalvorstand ChristianDiekmann, <strong><strong>de</strong>r</strong> sein Mandat zum 30. September nie<strong><strong>de</strong>r</strong>legt.Andrea LarkensNeue Bereichsleiterin Personal bei Intersport Deutschland ist AndreaLarkens. Die 40-Jährige war zuletzt Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> strategischenPersonalleitung bei Rossmann. Bei Intersport folgte sie auf <strong>de</strong>nbisherigen Personalleiter Ralf Karnowsky.Annette SieringNeuer Vorstand für Personal und Finanzen bei <strong>de</strong>n Berliner Bä<strong><strong>de</strong>r</strong>-Betrieben ist Annette Siering. Zuletzt war sie kaufmännische Prokuristinund Geschäftsführerin <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt und Land Facilty Gesellschaft.Ernst SuldingerZum neuen Teamleiter Personal bei Hörmann Automotive wur<strong>de</strong> vorKurzem Ernst Suldinger ernannt. Er ist seit 2005 beim Automobilzulieferertätig. Zuvor war <strong><strong>de</strong>r</strong> 56-Jährige stellvertreten<strong><strong>de</strong>r</strong> Personalleiterbei Automotive Components Penzberg und Personalreferent beiMAN Nutzfahrzeuge, Werk Penzberg.+++ Aktuelle Personalien +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++ Rubrik „Personalszene“personalmagazin 10 / 13


7Zitate„Wenn sich die Unternehmennun darüber beschweren, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>Gesetzgeber harte Vorschriftenin <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstandsvergütung macht,sollten sie noch einmal überdie Genese dieses Themas nach<strong>de</strong>nken– vor allem Banken undGroßunternehmen.“Philip Heßen, Head of Total Rewards & Mobility, Osram,bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Towers Watson HR Executive-Konferenz„Der <strong>de</strong>mografische Wan<strong>de</strong>l ist keineBedrohung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine Chance. Für dieTelekom gilt: Wir müssen produktiver wer<strong>de</strong>nund unsere Potenziale besser nutzen,beispielsweise durch Internationalisierung,durch eine bessere Beteiligung von Frauenund vor allem durch stärkere Beteiligungvon Menschen, die älter als 55 Jahre sind.“Prof. Dr. Marion Schick, Personalvorstand Deutsche Telekom,bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Towers Watson HR Executive-KonferenzDrei Fragen an ...... Eckart von Hirschhausen zum Thema Humor und ArbeitFrage eins: Kann Humor <strong>de</strong>n Krankenstandim Unternehmen tatsächlichbeeinflussen?Eckart von Hirschhausen: Historisch habensich Medizin und Psychologie lange damitbeschäftigt, was Menschen krankmacht. Min<strong>de</strong>stens genauso spannend istdoch die Frage, warum Menschen nichtkrank wer<strong>de</strong>n und vielleicht sogar glücklichsind. Diese Forschung ist erst rund20 Jahre alt, international eine große Revolutionim Denken, in Deutschland abernoch nicht richtig angekommen. Humorist eine <strong><strong>de</strong>r</strong> zentralen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standskräftegegen das Verzweifeln. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologienennt man die Fähigkeit, mit Belastungenumzugehen, „Resilienz“ und die kannman stärken und trainieren. Humor ist einGradmesser, <strong>de</strong>nn lange bevor ich krankwer<strong>de</strong>, verliere ich <strong>de</strong>n Spaß an <strong>de</strong>n Dingen.Deutsche sagen gerne: erst die Arbeit,dann das Vergnügen. Das mag im Bergwerkgelten, aber keiner, <strong><strong>de</strong>r</strong> dieses Heftliest, verdient sein Geld durch körperlicheAnstrengung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit geistiger Leistung.Wer beim Arbeiten kein Vergnügenhat, macht etwas Grundsätzliches falsch.Frage zwei: Sollen Unternehmen also mitFeelgood-Managern und Pausenclownseinem Burnout vorbeugen?Von Hirschhausen: Die Freu<strong>de</strong> kann nur voninnen kommen, aber Unternehmen könnensehr wohl Rahmen schaffen, in <strong>de</strong>nensich Menschen wohler und freier fühlenund eine bestimmte Kultur von Vertrauenmöglich ist. Oft arbeiten Unternehmenmit Angst und Druck. Daher wäreviel schon gewonnen, wenn man die Demotivationweglässt. Zusammen mit <strong>de</strong>nGesundheitswissenschaftlern <strong><strong>de</strong>r</strong> Uni Coburghaben wir untersucht, ob ein Online-Training mit Vi<strong>de</strong>os und Impulsen aus <strong><strong>de</strong>r</strong>positiven Psychologie bei gestressten Mitarbeiterneines Callcenters etwas an <strong><strong>de</strong>r</strong>Stimmung und <strong>de</strong>m Stress än<strong><strong>de</strong>r</strong>n kann.Dr. Eckart von Hirschhausen,Arzt, Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ator und Kabarettist, for<strong><strong>de</strong>r</strong>tmehr Humor in <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitswelt. Auf<strong>de</strong>m Haward Symposium (siehe Seite 8)erklärt er, wie positive Psychologie Medizinund Arbeitswelt verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n kann.Die Arbeit wird bald publiziert sein, aberschon jetzt darf ich verraten: Es wirkt.Frage drei: Wo hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Spaß ein En<strong>de</strong>?Von Hirschhausen: Oft hört man: „Wo gelachtwird, gibt es noch Reserven.“ Es ist zynisch,Menschen wie Zitronen auspressenzu wollen, bis alle sauer sind. Humor beginntda, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Spaß aufhört!10 / 13 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


8 Szene_eVENTSWorkshops für mehrGesundheit im BetriebAm 20. November wird zum fünften Mal <strong><strong>de</strong>r</strong> CorporateHealth Award an die gesün<strong>de</strong>sten UnternehmenDeutschlands verliehen. Initiatoren <strong>de</strong>sPreises sind Han<strong>de</strong>lsblatt, Tüv Süd und EuPD SustainableManagement. Die Preisverleihung fin<strong>de</strong>t innerhalbeiner Konferenz zum Gesundheitsmanagement statt,bei <strong><strong>de</strong>r</strong> unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em erfolgreiche Praxisbeispieleaus Unternehmen zur Reduzierung psychischer Belastungenund Stress vorgestellt wer<strong>de</strong>n. Eine Podiumsdiskussionbehan<strong>de</strong>lt Motivationsstrategien für dasbetriebliche Gesundheitsmanagement. Im Vorfeld zurKonferenz und Auszeichnung fin<strong>de</strong>n darüber hinauskostenfreie Workshops rund um das Thema betrieblichesGesundheitsmanagement statt. Hierbei geht esunter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em um Ernährungskompetenz, psychischeGesundheit und effektives Stressmanagement. Veranstaltungsortist das Steigenberger Hotel Frankfurter Hofin Frankfurt.www.corporate-health-award.<strong>de</strong>Termine10. bis 11. Oktober,Köln22. und 23. Oktober,München23. Oktober,München24. bis 25. Oktober,Amsterdam4. bis 5. November,Düsseldorf12. bis 13. November,Königswinter bei Bonn15. November,Neckarsulm20. November,Frankfurt am MainBetriebliches GesundheitsmanagementTel. 02421 12177-0www.mcc-seminare.<strong>de</strong>20. Han<strong>de</strong>lsblatt JahrestagungPersonal 2013Tel. 0211 9686-3688www.han<strong>de</strong>lsblatt-personal.<strong>de</strong>9. Personalmesse MünchenTel. 089 94937-0www.personal-world.<strong>de</strong>HR Tech EuropeTel. 0036 1201-1469www.hrtecheurope.comArbeitswelt 2020Tel. 0211 20063-0http://wiwo.konferenz.<strong>de</strong>/arbeitsweltenHaward Fürstenberg SymposiumTel. 04133 22440-29www.haward.<strong>de</strong>3. Deutsches Arbeitsmarkt ForumTel. 0791 943066-0www.arbeitsmarktforum.comKonferenz Corporate Health AwardTel. 0228 97143-44www.corporate-health-award.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


© Messe München International9Im MOC München fin<strong>de</strong>t am 23. Oktober die Personalmesse2013 statt.Produkte, Fachinfos undnoch viel mehrVon Arbeitsorganisation bis Zeitwirtschaft reichtdas Produktangebot auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalmesse 2013.Die Münchner Fachmesse, die mittlerweile zumneunten Mal stattfin<strong>de</strong>t, wartet mit über 30 Ausstellernsowie mit Vorträgen in zwei parallelen Foren auf.Dort geht es unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em um Ausbildungsmarketing,um Talentmanagement und organisationale Energie sowieum die Frage, wie Unternehmen von Hochschulenprofitieren können. Rechtsanwalt Klaus Parchent trägtvor, wie Personaler in Stellenanzeigen Verstöße gegendas AGG und gegen das Wettbewerbsrecht vermei<strong>de</strong>n.Und Gabriele Bäumler vom Berufsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ungswerkMünchen erläutert, wie Arbeitgeber die Leistungsfähigkeitihrer Mitarbeiter erhalten und das Potenzial vonWie<strong><strong>de</strong>r</strong>einsteigern nutzen können. Die Personalmessefin<strong>de</strong>t am 23. Oktober 2013 im MOC München (Halle 4)statt.www.personal-world.<strong>de</strong>Next Generation AwardZum fünften Mal wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> HR Next GenerationAward für exzellente Personaler unter 35 Jahrenverliehen. Gewonnen hat Dr. Rebecca Mäke von<strong><strong>de</strong>r</strong> Airberlin Technik GmbH. Im Audit konnte sie sichgegen die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Finalistinnen durchsetzen: ChristinaGräßel, Capgemini Deutschland, Marta Harmacka, HellmannWorldwi<strong>de</strong> Logistics, Dirka Klettner, Zalando, undNadja Prinz, Tesa Werk Offenburg. Alle fünf erhieltenbeim Netzwerkabend <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative Neue Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeit (Inqa) ihre Auszeichnung. Der Award zeichnetjunge Personaler aus, die am Beginn ihrer Karrierebereits Außergewöhnliches leisten. Vergeben wird <strong><strong>de</strong>r</strong>Preis vom Personalmagazin zusammen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> MesseZukunft Personal, <strong><strong>de</strong>r</strong> Promerit AG, <strong><strong>de</strong>r</strong> Inqa und <strong><strong>de</strong>r</strong>Initiative Wege zur Selbst-GmbH sowie <strong>de</strong>m SponsorMonster.<strong>de</strong>. Den ausführlichen Bericht lesen Sie in <strong><strong>de</strong>r</strong>nächsten Ausgabe. www.hr-next-generation-award.<strong>de</strong> 10 / 13 personalmagazin


10 Szene_LobbyingEin Berliner Traumeinblick. Es gibt viele Verbän<strong>de</strong>, die Personalern eine Stimme verleihen wollen. Dochwelchen Einfluss haben sie auf die Politik? Bisher steht es schlecht um eine HR-Lobby.Von Ruth LemmerPersonalmanager können einem<strong>de</strong>utschen Hobby frönen, <strong><strong>de</strong>r</strong>Vereinsmeierei: als Firmenvertreterim Fachverband DGFP, alspersönliches Mitglied im BPM, bei <strong><strong>de</strong>r</strong>Selbst GmbH o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Goinger Kreissowie <strong><strong>de</strong>r</strong>en Dachverband HR Allianceo<strong><strong>de</strong>r</strong> im Human Capital Club, dazu in Arbeitskreisen<strong><strong>de</strong>r</strong> regionalen o<strong><strong>de</strong>r</strong> übergreifen<strong>de</strong>nBranchenverbän<strong>de</strong> und in<strong><strong>de</strong>r</strong> BDA. Die unterschiedlichen Zugänge– über <strong>de</strong>n Arbeitgeber, ein persönlichesAnmel<strong>de</strong>formular o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Einladungdurch Bürgen – und Ziele <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessenvertretungensind in <strong>de</strong>n Satzungenenthalten. Eines wollen alle: HR-Themenöffentlich machen, ihre Relevanz betonensowie in Gesellschaft und Politik<strong>Mein</strong>ung machen und etwas bewegen.„Wir selbst müssen aus unserer Professionheraus Zukunftsthemen setzenund mehr Präsenz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeitzeigen“, formuliert Katharina Heuer,seit Frühjahr Geschäftsführerin <strong><strong>de</strong>r</strong>Deutschen Gesellschaft für Personalführung(DGFP). Als Fachorganisation willDeutschlands ältester Personalerverbandmit Studien, Befragungen und Initiativenaufzeigen, bei welchen Themen esbrennt. Wenn es hingegen um pure Lobbyarbeitin Richtung Politik geht, pflegtdie DGFP traditionell eine enge Verbindungzur Bun<strong>de</strong>svereinigung <strong><strong>de</strong>r</strong> DeutschenArbeitgeberverbän<strong>de</strong> (BDA). „Dasmacht die Bun<strong>de</strong>svereinigung professionell“,sagt Netzwerkerin Heuer. „Wirwollen künftig stärker auch mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>engemeinsam Themen vorantreiben.“Bisher hat die HR-Szene wenig Einflussauf relevante Themen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik.Tatsächlich ist es BDA-Hauptaufgabe,unternehmerische Interessen in <strong><strong>de</strong>r</strong>Sozialpolitik zu vertreten. Und dazu gehörtauch die Personalpolitik – zumaldie meisten Unternehmen in <strong><strong>de</strong>r</strong> DGFPüber ihre Branchenverbän<strong>de</strong> zugleichBDA-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> sind. Rund eine MillionBetriebe mit circa 20 Millionen Beschäftigtenwer<strong>de</strong>n – so die BDA-Broschürezur 60-Jahr-Feier 2009 – über regionaleLan<strong>de</strong>s- und Spitzenverbän<strong>de</strong> erfasst.Allein diese schiere Größe bewirkt, dassdie Politik hinhört. Und doch liegt ineben dieser Größe auch das Risiko: DieKonsensbildung frisst Energie. Personalarbeitwird im BDA-Ausschuss Personalpolitikbeackert. Dort sitzen <strong>de</strong>nnauch mit Geschäftsführerin KatharinaHeuer und Referatsleiter Sascha Armutatzwei Abgesandte <strong><strong>de</strong>r</strong> DGFP. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitsebene wer<strong>de</strong>n auch <strong><strong>de</strong>r</strong> GoingerKreis, BPM o<strong><strong>de</strong>r</strong> die HR Alliance in dieDiskussion einbezogen. Netzwerken isthier Profession: In MINT-Initiativen undin <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative Neue Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit(Inqa) mischt <strong><strong>de</strong>r</strong> BDA mit.Udo Hüls, HR-Geschäftsführer undArbeitsdirektor <strong><strong>de</strong>r</strong> Harman Becker AutomotiveSystems GmbH in Karlsbad,fällt allerdings ein hartes Urteil über diepersonalmagazin 10 / 13


11Lobbyarbeiter: „Die Stän<strong>de</strong>organisationensind zahnlose Tiger.“ Vor allem diefür <strong>de</strong>n Mittelstand relevanten Inhaltesieht er verdrängt durch die Themen<strong><strong>de</strong>r</strong> Großunternehmen. „Auf Tagungenpen<strong>de</strong>ln Personaler zwischen Jammerzustandund Selbstbeweihräucherung.“Die wirklichen Probleme wür<strong>de</strong>n durchSelbstbezogenheit und Mo<strong>de</strong>themen verdrängt.„Wir müssen gesamtwirtschaftlichagieren – und international.“Der BPM will in Berlin mitmischenWer also wird gehört? Ein bisschen wieeine Anti-DGFP-Gründung erschien 2009die Gründung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong><strong>de</strong>r</strong>Personalmanager (BPM), <strong><strong>de</strong>r</strong> inzwischenauf 3.800 Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> angewachsen ist.Allerdings hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Verband von Beginnan auch mit <strong>de</strong>m Image zu kämpfen, einGeschäftsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Lobby-SpezialistenHelios zu sein, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch Vertreter vonPublic Relations bedient. Nina Göllinger,die als Angestellte <strong><strong>de</strong>r</strong> Helios MediaGmbH in Berlin die Bun<strong>de</strong>sgeschäftsstelle<strong>de</strong>s BPM leitet, versteht sich alsDienstleister: „Das Präsidium entschei<strong>de</strong>tinhaltlich und steuert die Geschäftsstelleunter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em über wöchentlicheTelefonkonferenzen. Wir stehen mitunserer Kompetenz im Marketing, imEventmanagement und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>verwaltunggegen eine Pauschale ineinem Auftragsverhältnis.“ Das Fachmagazin„Human Resources Manager“ istein Verlagsprodukt mit Verbandsseiten –und nur auf diese nehmen die ehrenamtlichagieren<strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>s- und Regionalgruppenredaktionellen Einfluss, auchwenn das gesamte Organ laut Webseitedie offizielle Publikation <strong>de</strong>s BPM ist.Joachim Sauer, vom Start weg Präsi<strong>de</strong>nt,strebt über die Fachebene hinaus:„Personalthemen gehören in die allgemeineÖffentlichkeit.“ Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> DeutschenPresseagentur o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Frankfurter„Wir wollen künftig stärker auch mitan<strong><strong>de</strong>r</strong>en gemeinsam Themen vorantreiben.“Katharina Heuer, Deutsche Gesellschaft für PersonalführungAllgemeinen Zeitung zitiert zu wer<strong>de</strong>n,etwa dazu, dass Geschäftsführerinnenkeinen Mutterschutz haben o<strong><strong>de</strong>r</strong> wie guteFührung funktioniert, damit will Saueraus <strong><strong>de</strong>r</strong> Spezialistenecke herauskommen.Bei Gesetzesvorhaben möchte er in Anhörungendie Personalerposition vertreten.Der ungeduldig wirken<strong>de</strong> BPM-Präsi<strong>de</strong>ntweiß um die Be<strong>de</strong>utung persönlicherKontakte: „Die müssen wachsen.“ Und erbehält sein Ziel im Auge, dass die Entschei<strong><strong>de</strong>r</strong>in <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik bei Arbeitsthemenirgendwann äußern: „Übrigens sagt dasauch <strong><strong>de</strong>r</strong> BPM.“HR Alliance spannt Netze aufSprachrohr <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalfachleute zu seinist auch das Kernziel <strong>de</strong>s DachverbandsHR Alliance. Er ist geprägt von <strong>de</strong>m ehemaligenPersonalvorstand Thomas Sattelberger,jetzt erstmals Vorstandsvorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong><strong>de</strong>s Verbands. Seit 2007 vertrittdie HR Alliance die Initiative Wege zurSelbst GmbH und <strong>de</strong>n Goinger Kreis –und damit rund 600 Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>, die, sodie Satzung, in ihren Funktionen alsPersonalmanager, Berater o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaftlereinflussreich sind. Vor allemeine innovative Stimme will die HR Alliancesein, die über enge Personalthemenin Unternehmen hinaus das SystemArbeit in seinen unternehmerischen wiegesellschaftlichen Facetten zukunftsfähigvor<strong>de</strong>nkt und gestaltet. Sattelberger,<strong><strong>de</strong>r</strong> seit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> seiner Telekom-Vorstandszeitauch als Themenbotschafterfür die Inqa unterwegs ist, sucht weitereund an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Netzwerke: „Wir müssen professionellere,breitbandigere Konstrukteschaffen, um koalitionsfähig zu sein fürAkteure, die klassischerweise nicht imPersonal angesie<strong>de</strong>lt sind.“ Schnittstellenzur Bildungs- und Arbeitspolitik,zu Migrantenvereinigungen, zu BerufsundFührungskräfteverbän<strong>de</strong>n gilt esin Kooperationen zu verwan<strong>de</strong>ln. „Erstdann wer<strong>de</strong>n wir gehört“, sagt <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalprofi,<strong>de</strong>ssen Überzeugung es ist,„dass die Politik Türen zu <strong>de</strong>n Betriebenbraucht, weil dort die Demografiepolitikgestaltet wird.“HCC war bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kanzlerin eingela<strong>de</strong>nEs sind immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Einzelpersönlichkeitenwie Sattelberger o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sauer, diedie große Bühne suchen. Zu ihnen zähltauch <strong><strong>de</strong>r</strong> Diplompsychologe Peter Frie<strong><strong>de</strong>r</strong>ichs,<strong><strong>de</strong>r</strong> 2001 nach Beendigung seineraktiven Personalmanagerzeit <strong>de</strong>n HumanCapital Club (HCC) in München grün<strong>de</strong>te.Wirtschaftlicher und humanitärerFortschritt funktioniere nur gemeinsam,so lautet das HCC-Credo. Zum ersten Demografiegipfelhatte die Bun<strong>de</strong>skanzlerinAngela Merkel <strong>de</strong>n Club eingela<strong>de</strong>n.„Die Entschei<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik sollenirgendwann sagen: ‚Übrigens sagt dasauch <strong><strong>de</strong>r</strong> BPM‘.“Joachim Sauer, Bun<strong>de</strong>sverband <strong><strong>de</strong>r</strong> PersonalmanagerAuch beim Treffen <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalfachverbän<strong>de</strong>mit Arbeitsministerin Ursula von<strong><strong>de</strong>r</strong> Leyen gehörte <strong><strong>de</strong>r</strong> HCC 2012 zu <strong>de</strong>nfünf Eingela<strong>de</strong>nen – und begrüßte anschließenddie Initiative <strong><strong>de</strong>r</strong> Ministerin,die Plattform Inqa zu nutzen, um Personalthemenvernetzt zu forcieren.BMAS kennt nur einzelne HR-VertreterDoch trotz solcher vereinzelten Erfolgebleibt es weitgehend still um diePersonal-Lobbyisten. Nach Gesprächen10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


12 Szene_Lobbyingmit Personalspezialisten aus Unternehmengefragt, liest sich die offizielleAntwort aus <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sarbeitsministerium(BMAS) eher weich: „Das BMASpflegt einen regelmäßigen, nicht aberfest ins titutionalisierten Austausch mit<strong>de</strong>n Interessen- und Berufsverbän<strong>de</strong>nvon Personalverantwortlichen. DieserAustausch lässt sich aber nicht nacheinzelnen Verbän<strong>de</strong>n quantifizieren.“Inoffiziell allerdings hört sich die gepflegteVerbandsvielfalt in einer an sichkleinen Berufsgruppe an, als sei sie einHemmschuh fürs Lobbying: Nur Persönlichkeiten,<strong><strong>de</strong>r</strong>en Namen <strong>de</strong>m Staatssekretäreinfielen, könnten erfolgreichihre I<strong>de</strong>en zur Personalwirtschaft insMinisterium tragen, sagt ein Insi<strong><strong>de</strong>r</strong>. Gehörfän<strong>de</strong>n klare For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, pointiert„Viel Kraft – außer in Worten – habenBPM, DGFP und HR Alliance bishernicht entfaltet.“Thomas Sattelberger, Themenbotschafter <strong><strong>de</strong>r</strong> Inqavorgetragen und vor allem mit eineminhaltlichen Mehrwert im Vergleichzu <strong>de</strong>m, was ohnehin schon diskutiertwird. Doch genau solche Impulse zu gebenwird für die Verbän<strong>de</strong> zum Problem,weil sie auf ihre Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> Rücksichtnehmen müssen, die in verschie<strong>de</strong>nenBranchen und Unternehmensgrößen aktivsind. Die Politprofis <strong><strong>de</strong>r</strong> BDA könnenein Lied von <strong>de</strong>n Eiertänzen um die klareLinie in <strong>de</strong>n eigenen Reihen singen.Gemeinsam sind die Verbän<strong>de</strong> stärkerThomas Sattelberger macht da wenigUmschweife. „Viel Kraft – außer inWorten – haben BPM, DGFP und HRAlliance bisher nicht entfaltet“, sagt erselbstkritisch. Der Netzwerker, <strong><strong>de</strong>r</strong> esals Telekom-Personaler mit <strong><strong>de</strong>r</strong> 30-Prozent-Frauenquoteimmerhin zu einemAuftritt in <strong>de</strong>n TV-Abendnachrichtenbrachte, wür<strong>de</strong> am liebsten gemeinsammit <strong>de</strong>n Konkurrenten antreten.Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollblutpersonaler weiß, dassStaatssekretäre wenig Neigung haben,sich mit drei o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr Verbän<strong>de</strong>n undihren Argumentationsvarianten zumBeispiel über <strong>de</strong>n Fachkräftemangelauseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen.Hauptakteure sind schon verban<strong>de</strong>ltOb die berufsbiografischen Berührungspunkte<strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptakteure inBPM, DGFP und HR Alliance künftigeKooperationen beför<strong><strong>de</strong>r</strong>n, wer<strong>de</strong>n dienächsten Monate zeigen: KatharinaHeuer arbeitete vor über 20 Jahren imDasa-Personalmarketing für ThomasSattelberger, <strong><strong>de</strong>r</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um Aufsichtsratsvorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong><strong>de</strong>s französischen AutomobilzulieferersFaurecia ist und alssolcher Joachim Sauer im Sommer zumPersonalgeschäftsführer bestellte. Diebei<strong>de</strong>n Männer sind ausgeprägte, nichtgera<strong>de</strong> uneitle Alphatiere. Ob KatharinaHeuer da die ausgleichen<strong>de</strong> Dritte machenmöchte, dazu äußert sie sich nicht.Themen für eine Zusammenarbeit <strong><strong>de</strong>r</strong>Verbän<strong>de</strong> gibt es genug: Jugendlicheohne Ausbildung, betriebliche Altersversorgung,unregelmäßig Beschäftigte,<strong>de</strong>mografischer Wan<strong>de</strong>l. Hinzu kommendie Fel<strong><strong>de</strong>r</strong>, in <strong>de</strong>nen Firmen wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong>Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>betreuung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Qualifizierungvon Jugendlichen Aufgaben übernehmen,die bisher <strong><strong>de</strong>r</strong> Staat erledigte. Undumgekehrt taucht <strong><strong>de</strong>r</strong> Staat in Unternehmensgefil<strong>de</strong>nauf, etwa beim Min<strong>de</strong>stlohno<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Managergehältern. DochDurchsetzungskraft hat nur, wer miteiner Stimme re<strong>de</strong>t – am besten wäreein „Anchorman“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine „Anchorwoman“.„Lobbyismus ist Politikberatung,da muss einer sich im Politikgeschäftauskennen, Netzwerke haben, wissen,wie Entscheidungen laufen und wie diePresse funktioniert“, meint dazu einalter Hase <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialpolitischen Arbeit.Einen Draht zu <strong>de</strong>n ersten Ebenen <strong><strong>de</strong>r</strong>Ministerien müsse man sich erarbeiten.Und das brauche einen langen Atem.Gehör erhält, wer Kontakte pflegt„Wir brauchen einen Verband, nichtdrei“, for<strong><strong>de</strong>r</strong>t Gunther Olesch, <strong><strong>de</strong>r</strong> alsGeschäftsführer <strong>de</strong>s Blomberger ElektrotechnikunternehmensPhoenix Contactseit Jahren als Redner eine Lanze fürinnovative Personalarbeit bricht. „Wennwir Fraktionen bil<strong>de</strong>n, haben wir nichtgenügend Schlagkraft.“ Politische Botschaftenwill <strong><strong>de</strong>r</strong> Praktiker auch über dieBDA und <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sverband <strong><strong>de</strong>r</strong> DeutschenIndustrie (BDI) voranbringen, weileine allzu große Spezialisierung innerhalbeiner Berufsgruppe von HR-frem<strong>de</strong>nAkteuren nicht verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>.Annäherungen gibt es. HR Alliance undDGFP haben immerhin schon gemeinsamein Forschungsprojekt im Mittelstand gestartet.Und dass Katharina Heuer <strong>de</strong>nBPM-Kongress in Berlin besuchte, wur<strong>de</strong>auch als Mauerfall begriffen. Mit Inqa habenPolitiker und Personaler, öffentlicheund private Institutionen momentandie breiteste Plattform. Doch gleichzeitigsetzten HR-Schaffen<strong>de</strong> im April erneutauf <strong>de</strong>n feinen Unterschied. Rund30 Juristen haben <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sverbandfür Arbeitsrechtler in Unternehmen(BVAU) gegrün<strong>de</strong>t. Einen Antrittsbesuchim Bun<strong>de</strong>sarbeitsministerium gab esschon. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>versammlungsamt Fachkongress im November sollendie Positionen für die avisierte Arbeitsrechtspraxisfestgeklopft wer<strong>de</strong>n. Aberauch dieser Expertenverband wird Kooperationspartnersuchen müssen, wenner seinen Interessen in Berlin Gehör verschaffenwill.Ruth Lemmer ist freie Journalistin undFachautorin in Düsseldorf.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


14 Titel_Social Recruiting<strong>Mein</strong> <strong>Freund</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewerber</strong>Trend. Immer mehr Unternehmen pflegen aktiv Beziehungen zu <strong>Bewerber</strong>n undMitarbeitern – nicht nur in sozialen Netzwerken. Kommunikation wird wichtiger.Von Daniela Furkel (Red.)Recruiting wird sozialer. Mitdieser These ist nicht die umgangssprachlicheBe<strong>de</strong>utung<strong>de</strong>s Worts „sozial“ gemeint,die unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em Einfühlsamkeit undFürsorge impliziert, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die fachsprachlicheKonnotation, die wechselseitigeBeziehungen von Menschenbeinhaltet. Übertragen auf das Recruitingheißt das: Die Kommunikation mitund die Beziehung zu Mitarbeitern und<strong>Bewerber</strong>n befin<strong>de</strong>t sich in einem grundlegen<strong>de</strong>nWan<strong>de</strong>l. Unternehmen gehenverstärkt in die proaktive Ansprache vonKandidaten und bin<strong>de</strong>n zunehmend diebestehen<strong>de</strong>n Mitarbeiter sowie <strong><strong>de</strong>r</strong>en Beziehungsnetze– online und offline – indie Personalgewinnung mit ein.Während viele Unternehmen SocialRecruiting noch mit Social-Media-Recruitinggleichsetzen, gilt es, das Verständnisvon Social Recruiting weiter zufassen. Eine gute Definition lieferte MattAl<strong><strong>de</strong>r</strong>, Grün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s BeratungsunternehmensMetashift: „Social Recruiting isteine Konzeption und kein bestimmtestechnisches Verfahren.“ Es beinhaltetseiner Auffassung nach sowohl aktivesals auch passives Recruiting und insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>eauch Beziehungspflege.Beim Thema Social Recruiting geht esalso nicht nur darum, Social Media undneue Technologien für die Mitarbeitergewinnungeinzusetzen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es gehtin erster Linie um eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommunikation mit Mitarbeiternund interessanten Kandidaten. „Also eigentlichum eine radikale Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>sRecruitings“, sagt Wolfgang Brickwed<strong>de</strong>,Director <strong>de</strong>s ICR Insititute for CompetititveRecruiting.„Social Recruiting isteine Konzeption, keinbestimmtes technischesVerfahren. Es geht umaktives und passives Recruiting,vor allem aberum Beziehungspflege.“Matt Al<strong><strong>de</strong>r</strong>, Grün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>sBeratungsunternehmens MetashiftMehr Netzwerke und EmpfehlungenDass das Recruiting einem grundlegen<strong>de</strong>nWan<strong>de</strong>l unterliegt, bestätigenmehrere Studien, die zwar vornehmlicheinzelne Recruiting-Kanälee wie sozialeMedien o<strong><strong>de</strong>r</strong> Jobbörsen betrachten. Dennochkönnen daraus einige Erkenntnisseabgeleitet wer<strong>de</strong>n, die das Verständnisvon Social Recruiting als Konzeptionstützen: Laut <strong><strong>de</strong>r</strong> Linkedin-Studie „GlobalRecruiting Trends“ setzten aktuell37 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Unternehmenbei <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeitergewinnung auf Businessnetzwerke– <strong>de</strong>utlich mehr als imVorjahr (plus 25 Prozent). Noch höherim Kurs bei <strong>de</strong>n Recruitern stehen Programmefür die Mitarbeiterempfehlung.Diese haben im Vorjahresvergleich um22 Prozentpunkte zugelegt und liegennun mit 40 Prozent auf Platz zwei bei<strong>de</strong>n genutzten Recruiting-Wegen. Nurnoch Personalvermittlungen liegen in<strong><strong>de</strong>r</strong> Umfrage weiter vorn (43 Prozent) –aber mit abnehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Ten<strong>de</strong>nz.„Wie unsere Studie zeigt, erleben zumeinen Programme für Mitarbeiterempfehlungen,zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Onlinebusinessnetzwerkedas größte Wachstumunter <strong>de</strong>n Rekrutierungskanälen. Wasbei <strong>de</strong>n Empfehlungsprogrammen gegebenist, wird in Online-Businessnetzwerkenhingegen häufig unterschätzt:Die persönliche Ansprache ist wichtig“,resümiert Till Kaestner, GeschäftsleiterDeutschland, Österreich, Schweiz beiLinkedin. Damit meint er nicht nur einemöglichst personalisierte Erstanspracheinteressanter Kandidaten in <strong>de</strong>n Netzwerken.Sein Unternehmen arbeite sehrerfolgreich mit geschlossenen Gruppen,in <strong>de</strong>nen Angestellte eines Unternehmensmit Kandidaten sprechen können,um festzustellen, ob die Chemie stimmt,berichtet er – und ergänzt: „Ich bin überzeugt,dass diese Art von intensiver, persönlicherAnsprache in <strong>de</strong>n nächstenJahren noch zunehmen wird.“Firmen agieren unstrukturiertAuch <strong><strong>de</strong>r</strong> ICR-Recruiting-Report 2013,für <strong>de</strong>n mehr als 10.000 Personalerbefragt wur<strong>de</strong>n, verzeichnet einWachstum beim Recruiting über Social-Media-Netzwerke. Dieser Kanal liegtmittlerweile an dritter Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> genutztenMaßnahmen – nach Stellenanzeigenin Onlinejobbörsen und Stellenanzeigenauf eigenen Karriereseiten. An vierterStelle folgen die Mitarbeiterempfehlun-Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


15gen. Gera<strong>de</strong> das Thema Mitarbeiterempfehlungenscheint die Personaler <strong><strong>de</strong>r</strong>zeitstark zu bewegen, <strong>de</strong>nn sie gaben in <strong><strong>de</strong>r</strong>Studie an, dass sie dort mit <strong>de</strong>n größtenVerbesserungsbedarf sehen. Allerdingserfolgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatz von Social-Media-Recruiting und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Maßnahmen in<strong>de</strong>n meisten Fällen noch ziemlich unstrukturiert.Das stellt eine Studie <strong><strong>de</strong>r</strong>Hays AG fest: 45 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> befragtenFirmen haben keine Rekrutierungsstrategie.Das heißt: Obwohl es für vieleUnternehmen schwieriger wird, qualifizierteneue Mitarbeiter zu fin<strong>de</strong>n, gehensie die Rekrutierung noch nicht systematischund ganzheitlich an. Auch bei<strong><strong>de</strong>r</strong> proaktiven Ansprache interessanterKandidaten in <strong>de</strong>n sozialen Netzwerkenmachen sie noch viele Fehler. Denn wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverband Deutscher Unternehmensberaterfeststellt, reagieren© sharpshutter22 / Fotolia.com„Komm mit in unser Unternehmen!“Empfehlungengewinnen an Be<strong>de</strong>utung.10 / 13 personalmagazin


16 Titel_Social Recruiting<strong>Bewerber</strong> zunehmend verärgert auf dieTatsache, dass sie in <strong>de</strong>n Netzwerkenmit unqualifizierten Ansprachen überhäuftwer<strong>de</strong>n.<strong>Bewerber</strong> hören auf KollegenMit <strong>de</strong>m verstärkten Einsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenenMitarbeiter für die Personalgewinnungfolgen die Firmen einer Entwicklung,die auch auf <strong>Bewerber</strong>seite festzustellenist. Eine Umfrage von Xing zeigt: 69 Prozent<strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten haben bereits min<strong>de</strong>stenseinmal ein Stellenangebot aus<strong>de</strong>m Bekanntenkreis empfohlen bekommen,36 Prozent haben ein solches Angebotauch angenommen. Dabei sehendie Befragten es als beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wichtigan, sich über ihre Kontakte individuelleInformationen über <strong>de</strong>n potenziellenArbeitgeber einzuholen. Gleichzeitigsind sie auch dazu bereit, sich mit ihrendirekten o<strong><strong>de</strong>r</strong> indirekten Kontaktenüber die Arbeitgeberqualitäten <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenenFirma auszutauschen. 98 Prozentstimmten diesem Austausch zu.„Zufrie<strong>de</strong>ne Mitarbeiter sind diewichtigsten Aushängeschil<strong><strong>de</strong>r</strong>, die einArbeitgeber haben kann. Daher ist esratsam, Mitarbeiter in die Personalarbeitmit einzubin<strong>de</strong>n“, sagt Dr. ThomasVollmoel ler, CEO von Xing. Dabei sei esauch keine Katastrophe, wenn sich einigeMitarbeiter kritisch über das Unternehmenäußern wür<strong>de</strong>n. „Solange es dieWahrheit ist, profitieren Arbeitgeber wie-nehmer. Für bei<strong>de</strong> gibt es im Grun<strong>de</strong>nichts Schlimmeres, als zu spät zu merken,dass sie nicht zusammenpassen.“Weitaus be<strong>de</strong>nklicher sei es, wenn manfeststelle, dass die Mitarbeiter nur ungerndie eigene Firma als Arbeitgeberempfehlen. „Dann sollten alle Alarmglockenangehen und die Ursachen ermitteltwer<strong>de</strong>n“, so Vollmoeller.Unterstützung durch ITEigentlich ist es nichts Neues, dassUnternehmen die Kontakte ihrer Mitarbeiterzu früheren Kollegen o<strong><strong>de</strong>r</strong>Kommilitonen nutzen, um so zu neuemPersonal zu kommen. Neu sind jedochMitarbeiter überlegen essich fünfmal, bevor siejeman<strong>de</strong>n empfehlen.Das macht <strong>de</strong>n Reiz <strong><strong>de</strong>r</strong>Empfehlungsprogram meaus – und <strong>de</strong>n Erfolg diesesRecruiting-Kanals.die Technologien, die dies unterstützen.Ein gutes Beispiel dafür ist die Lindner-Gruppe, die im Frühjahr 2013 eine Empfehlungsplattformvon Bonago einführte,über die Mitarbeiter offene Stellenper E-Mail o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch soziale Netzwerkeweiterleiten können. Für erfolgreicheEmpfehlungen erhalten sie Gutscheinebei Firmen von Aral bis Zalando (siehePersonalmagazin 6/2013).Zahlreiche weitere Anbieter brachtenin <strong>de</strong>n vergangenen Wochen undMonaten Lösungen auf <strong>de</strong>n Markt, dieJobempfehlungen softwaretechnisch unterstützen.Der Dienst „Whizper“ stellteinen Empfehlungs-Button bereit, <strong>de</strong>nArbeitgeber in Online-Stelleninserateeinbin<strong>de</strong>n können. Wer auf <strong>de</strong>n Buttonklickt, kann die ausgeschriebene Stellevia E-Mail und soziale Netzwerke an<strong>Freund</strong>e und Bekannte weiterleiten.Wird einer <strong><strong>de</strong>r</strong> empfohlenen Kandidateneingestellt, wird eine Vermittlungsprämieausgezahlt. Unternehmen zahleneine Gebühr, um <strong>de</strong>n Button und dieverbun<strong>de</strong>nen Funktionen nutzen zukönnen. Die Vermittlungsprämie an <strong>de</strong>nNutzer und an <strong>de</strong>n Anbieter wird nur beierfolgreicher Vermittlung fällig.Ganz ähnlich ist die Funktionsweise<strong><strong>de</strong>r</strong> Plattform „Buddybroker“: <strong>Freund</strong>eund Bekannte vermitteln einan<strong><strong>de</strong>r</strong> alsMakler freie Stellen und erhalten dafüreine Provision. Unternehmen könnenauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Plattform inserieren und bekommenim weiteren Prozess Kandidatenempfehlungenund Bewerbungen alsanonymisierte Profile zugesandt. Sowohlfür das Öffnen eines Profils als auch fürdie erfolgreiche Vermittlung erhalten <strong><strong>de</strong>r</strong>Anbieter und <strong><strong>de</strong>r</strong> Empfehler ein Entgelt.Hier ist das Empfehlungsprinzip überdie Grenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Mitarbeiter inssoziale Web weiterentwickelt. Das bietetdie Chance einer größeren Reichweite,aber auch das Risiko weniger zielgerichteterEmpfehlungen.Neue Recruiting-Wege rechnen sichDer goße Vorteil <strong>de</strong>s Prinzips Mitarbeiterempfehlungenist nämlich: Bestehen<strong>de</strong>Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n es sichfünfmal überlegen, bevor sie jeman<strong>de</strong>nempfehlen. Denn bringt dieser nichtdie gewünschte Leistung o<strong><strong>de</strong>r</strong> erweistsich als schwierige Persönlichkeit, wirftdies einen negativen Schatten auf <strong>de</strong>nEmpfehler. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb sind dieEmpfehlungsprogramme so interessantfür Unternehmen. Wie eine Studie <strong><strong>de</strong>r</strong>Hochschule Furtwangen vor einiger Zeitherausfand, führen drei von sieben Empfehlungenzur Einstellung eines neuenMitarbeiters. 59 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragtensagen: „Unser Programm erwies sich in<strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit als sehr erfolgreich.“Auch ohne Softwareunterstützung könnensich Empfehlungen rechnen, <strong>de</strong>nnUnternehmen erreichen über diesen WegKandidaten, zu <strong>de</strong>nen sie sonst keinenZugang hätten, etwa weil diese sich nichtaktiv nach einer neuen Stelle umsehen.Wie das Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner Stadtreinigung(siehe Seite 20) zeigt, kann diePersonalgewinnung erheblich davon profitieren,wenn Mitarbeiter in ihrem Umfeldfür ihren Arbeitgeber werben – auchohne explizites Empfehlungsprogramm.Nicht alles muss mit Softwarelösungeno<strong><strong>de</strong>r</strong> Social-Media-Anbindungen abge<strong>de</strong>cktwer<strong>de</strong>n. Das ist auch die Ansichtvon Jürgen Sorg von <strong><strong>de</strong>r</strong> Techniker Krankenkasse(sie he Seite 17). Viel wichtigersei <strong><strong>de</strong>r</strong> individuelle Kontakt. Lassen Siesich von <strong>de</strong>n Beispielen und Tipps zurAnsprache von Kandidaten für Ihrenpersönlichen Weg <strong>de</strong>s Social Recruitingsinspirieren. personalmagazin 10 / 13


17Der persönliche Kontakt zähltPraxis. Menschen wollen mit Menschen sprechen. Deshalb setzt die Techniker Krankenkasseauf <strong>de</strong>n Dialog mit <strong>Bewerber</strong>n, sowohl in Social Media als auch „offline”.Von Daniela Furkel (Red.)Mehr als 12.400 Mitarbeitersind für die TechnikerKrankenkasse (TK) tätig,pro Jahr wer<strong>de</strong>n insgesamtrund 500 neue Mitarbeiter gesucht, darunter270 Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>. Seit Anfang2012 setzt die Krankenkasse, die bereits1884 gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, dabei auch aufdas Business-Netzwerk Xing, seit En<strong>de</strong>2012 zusätzlich auf Twitter und Facebook.Darüber hinaus sind die „Personalberater“,wie die Personaler mitRecruiting-Funktion im Unternehmengenannt wer<strong>de</strong>n, in verschie<strong>de</strong>nen Forenund auf einigen Plattformen aktiv, die siezum Dialog mit potenziellen <strong>Bewerber</strong>nnutzen.Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr „offline“Das Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e dabei: Es sind nicht sosehr die technischen Elemente wie Social-Media-Anwendungeno<strong><strong>de</strong>r</strong> spezielleSoftwaretools, die bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalgewinnung<strong><strong>de</strong>r</strong> Techniker Krankenkasseim Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vorallem Kontaktaufbau und Beziehungspflege.„Verschie<strong>de</strong>ne Befragungen undMarktforschungen haben gezeigt, dasses vor allem <strong><strong>de</strong>r</strong> persönliche Kontakt ist,<strong><strong>de</strong>r</strong> für die Arbeitgeberwahl entschei<strong>de</strong>ndsein kann: Wie hat sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Kandidatberaten, informiert und wahrgenommengefühlt? Das gilt für Azubis sowiefür Fach- und Führungskräfte“, erklärtSocial Media Manager Jürgen Sorg.Deshalb zählt er auch „Offline-Events“wie Messen, Rekrutierungsveranstaltungenund Aktionen in Schulen zu <strong>de</strong>nrelevanten Elementen, um individuelleKontakte zu potenziellen neuen Mitarbeiternund Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n aufzubauen.„Für uns hat sich gezeigt, dass gera<strong>de</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> echte, persönliche Kontakt die anschließen<strong>de</strong>Kommunikation über SocialMedia und Co. maßgeblich unterstützenund vereinfachen kann“, berichtet er.Infolge dieser Erfahrungen sieht SorgSocial Media eher als eine Art Katalysatoran, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Recruiting beschleunigenund vereinfachen sowie es mit Fotos, Vi<strong>de</strong>osund Geschichten anreichern kann.„Aber tatsächlich entschei<strong>de</strong>nd sind diemenschlichen Kontaktpunkte. Daherbestärken wir ‚Offline‘-Veranstaltungenwie ‚Azubis an die Schule‘ o<strong><strong>de</strong>r</strong> ausgewählteMessen und versuchen kontinuierlich,die ‚Candidate Experience‘ mitBlick auf die <strong>Bewerber</strong>kommunikationzu verbessern. Bereits eine E-Mail, dasTelefonat mit <strong>de</strong>m Personaler und ins-Persönlich undsympathischkommunizieren– dafür lassensich auch dieHR-Kollegengern ablichten.10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


18 Titel_Social Recruitingbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e das Bewerbungsgesprächstellen für <strong>Bewerber</strong> ausschlaggeben<strong>de</strong>Kontaktpunkte dar“, erklärt er.Die Mitarbeiter einbeziehenDer Social Media Manager sieht daher<strong>de</strong>n Fokus <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalgewinnung auf<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommunikation. Dazu gehöre aucheine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beziehungen zu<strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n und künftigen Mitarbeitern.Das be<strong>de</strong>utet zum einen, dassdie Personaler verstehen, inwiefernsich die Bedürfnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmerverän<strong><strong>de</strong>r</strong>n und dass sie auch ihre Haltunggegenüber <strong>de</strong>n <strong>Bewerber</strong>n än<strong><strong>de</strong>r</strong>n,in<strong>de</strong>m sie sie nicht mehr als Bittstelleransehen. Zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en heißt das, dassdie Personaler Relevanz und Wert <strong><strong>de</strong>r</strong>Kommunikations- und Dialogangebotehinterfragen und diese mit <strong>de</strong>n strategischenZielen <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalgewinnungverbin<strong>de</strong>n. „Social Recruiting verlangtnach einem integrierten Ansatz, <strong><strong>de</strong>r</strong>auch die bestehen<strong>de</strong>n Mitarbeiter miteinbeziehen muss. Eine Strategie isthier <strong>de</strong>finitiv notwendig“, sagt er.Schon bevor die Techniker Krankenkassemit Social Media anfing, war dieEmpfehlung von Mitarbeitern gelebtePraxis. Diese Bereitschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter,die TK weiterzuempfehlen, will dieTK nun weiter unterstützen und steigern.Zum Beispiel, in<strong>de</strong>m Stellenanzeigenüber die eigenen Netzwerke <strong><strong>de</strong>r</strong>Mitarbeiter verbreitet wer<strong>de</strong>n. „Eigentlichliegt es auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand, interessanteJobangebote an <strong>Freund</strong>e und Bekannteweiterzuleiten. Aber viele Mitarbeiterwissen gar nicht, dass sie das dürfen –und auch sollten. Deshalb müssen wirsie ansprechen und sagen, dass wir unsdarüber freuen, wenn sie Stellenangeboteweiterleiten“, so Jürgen Sorg.Das Mitarbeiterempfehlungsprogramm<strong><strong>de</strong>r</strong> TK besteht weiter undfunktioniert gut. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n 60Dienststellen vor Ort, die die Fachkräfteselbst rekturieren können, wer<strong>de</strong>nEmpfehlungen häufig genutzt. „Aberwir haben erkannt, dass wir <strong>de</strong>n Empfehlungsmodusvereinfachen müssen.Für die Mitarbeiter muss es leichter wer<strong>de</strong>n,ein Stellenangebot weiterzuleiten“,„Social Recruiting verlangt nach einemintegrierten Ansatz, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch die bestehen<strong>de</strong>nMitarbeiter mit einbeziehen muss.“Jürgen Sorg ist Social Media Manager bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Techniker Krankenkasse.gibt Jürgen Sorg zu be<strong>de</strong>nken. Derzeitarbeitet die TK an einem praktikablenTool, mit <strong>de</strong>m Links zu Stellenangebotenverbreitet und nachverfolgt wer<strong>de</strong>n können.Auch die Verlinkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Stellenanzeigenmit Vi<strong>de</strong>os und Hintergrundinfossollen dann möglich wer<strong>de</strong>n, um siebeispielsweise in Blog-Beiträgen zu verbreiten.Die Zielgruppe erreichenDenn auch Blog-Beiträge, Interviewso<strong><strong>de</strong>r</strong> Diskussionen in Fach- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Experten-Communitiessieht <strong><strong>de</strong>r</strong> Social MediaManager als relevant für das Recruitingan. Wichtig sei die Frage, in welchenNetzwerken und über welche Kanälesich welche Zielgruppen überhaupt erreichenlassen. Proaktive Ansprache be<strong>de</strong>utetdaher für ihn, auch über spezielleCommunities und Foren <strong>de</strong>n Dialog mitinteressanten Kandidaten aufzunehmen.Je nach gesuchtem Beruf gehendie Personalberater <strong><strong>de</strong>r</strong> TK selbst in Foreno<strong><strong>de</strong>r</strong> im Bussines-Netzwerk Xing aufdie Suche. Da sie aber keine klassischenRecruiter sind, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem Berater,die die einzelnen Fachabteilungenin Sachen Personalbedarf und -planungunterstützen, wer<strong>de</strong>n bei Spezialistenpositionenauch externe Personaldienstleistermit <strong>de</strong>m „Active Sourcing“ beauftragt.Aber auch die Fachabteilungenkönnen hier wertvollen Input liefern,in<strong>de</strong>m sie auf relevante Medien, Foren,Gruppen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Netzwerke hinweisen.Dazu Jürgen Sorg: „Diese Einblickebrauchen wir und bekommen wir auchvon <strong>de</strong>n Kollegen. Das hilft uns.“Er hat festgestellt, dass die proaktiveSuche vor allem bei Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n gutfunktioniert. Diese tauschen sich häufigin speziellen Schülernetzwerken undAzubiforen aus. Gera<strong>de</strong> jüngere Leute,die in ihrer Berufswahl noch unspezifischsind, benötigen Orientierung und freuensich über Informationen über möglicheBerufe, Einstiegsmöglichkeiten und Unternehmen.Bei Spezialisten dagegengeht es um weitaus speziellere Fragenzum Arbeitsbereich, <strong>de</strong>m Arbeitsumfeldund <strong>de</strong>n Arbeitgeberleistungen. Deshalbwird die proaktive Ansprache bei sehrspezialisierten Profilen an Personaldienstleisterausgelagert, die über einspezielles Know-how verfügen.Auf <strong>de</strong>n Ton kommt es anOb Mitarbeiter aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Fachabteilung,interner Personalberater o<strong><strong>de</strong>r</strong> externerPersonaldienstleister – wichtig ist dieArt <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansprache. „Mir geht es selbstso, dass ich Anfragen über Xing erhalte,bei <strong>de</strong>nen ich <strong>de</strong>nke: ‚Das geht garnicht.‘ Solche Recruiting-Anfragen sindoft Serienschreiben und auf keinenFall medienadäquat“, berichtet JürgenSorg. Deshalb veranstaltet sein Teamauch Schulungen mit Tipps und gutenBeispielen für eine aktive Ansprachein Social Media – auch für die Kollegenaus <strong>de</strong>n Fachabteilungen. Denn es isteinfach glaubwürdiger, wenn ein Fachkollegeeinen interessanten Kandidatenkontaktiert. Man kommt aus <strong>de</strong>m gleichenberuflichen Umfeld und sprichtdie gleiche Sprache. Abgesehen von <strong><strong>de</strong>r</strong>Be<strong>de</strong>utung einer Kommunikation aufBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


19Augenhöhe hat die TK festgestellt, dasseine formelle, soli<strong>de</strong> und gleich auf <strong>de</strong>nPunkt gebrachte Ansprache die bestenErgebnisse bringt. Die Nachricht solltedie Frage beantworten, warum jemandangesprochen wird, weshalb das Unternehmensich für ihn interessiert und siesoll <strong>de</strong>m Adressaten das Gefühl geben,dass sich das Unternehmen mit seinemProfil beschäftigt hat. Jürgen Sorg: „Diegenaue Wortwahl ist meiner <strong>Mein</strong>ungnach weniger entschei<strong>de</strong>nd. Wichtigerist, das konkrete Vorhaben zu erläuternund die Person zum Dialog per Xing, Telefono<strong><strong>de</strong>r</strong> E-Mail zu motivieren.“Für ihn steht fest, dass gleichzeitigauch die Kontaktaufnahme seitens <strong><strong>de</strong>r</strong><strong>Bewerber</strong> zunimmt: Wenn sie ein Stellenangebotsehen, sprechen sie Mitarbeiter<strong><strong>de</strong>r</strong> TK, die sie über Xing angezeigtbekommen, an und stellen ihnen Fragenzum Unternehmen und zum Arbeitsumfeld.Die Kommunikation wird also auchaus <strong><strong>de</strong>r</strong> Richtung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewerber</strong> verstärktgesucht. Deshalb ist es wichtig, dass dieMitarbeiter wissen, wie sie reagierenkönnen. „Bei <strong>de</strong>n ersten <strong>Bewerber</strong>anfragenüber Xing kommt es erfahrungsgemäßzu Irritationen, ob und wie manantworten sollte. Deshalb geben wir <strong>de</strong>nMitarbeitern Hilfestellung, berichtenvon unseren eigenen Erfahrungen undversuchen mit ihnen zusammen, zeitnahzu erarbeiten, wie sie reagieren können.Denn in Social Media zählt auch eineschnelle Antwort“, erklärt er.Eine Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> HaltungSocial Recruting stellt für Jürgen Sorgin erster Linie eine Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Haltungdar, nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Kanäle. Das heißt, ein Unternehmenmuss innen ansetzen, entsprechen<strong>de</strong>Ressourcen schaffen unddie Bereitschaft zur Teilnahme, zumDialog, zum aktiven Zuhören wecken– nicht nur innerhalb von HR, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nauch bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern. „Mitarbeiter,Prozesse und Regeln müssen passen.Und am wichtigsten: Der Blick auf <strong>de</strong>nAdressaten: Wen will das Unternehmenerreichen? Wo sind diese Leute zu erreichen?Wer ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, diese aufAugenhöhe und zielführend anzusprechen“,fasst er zusammen und ziehtsein Fazit: „Changemanagement istdas Schlagwort. Unbedingt vermei<strong>de</strong>nsollten die Unternehmen Schnellschüsse,die zu einer Facebook-Karrierepageohne Konzept o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer unspezifischenKandidatenansprache führen, <strong>de</strong>nn imSocial Recruiting geht es darum, dassMenschen mit Menschen sprechenwollen.“ DIE EFFEKTIVERE GEHALTSUMWANDLUNG:FÜR HÖCHSTE EFFIZIENZFirmenwagen für alle! Steigern Sie die Motivation IhrerMitarbeiter und Ihre Attraktivität als Arbeitgeber – für Siefrei von Haftungsrisiken und Arbeitsaufwand. Lernen Sieunsere effektivere Gehaltsumwandlung unter 02131 132-200kennen. It’s easier to leaseplan.WWW.LEASEPLAN.DE10 / 13 personalmagazin


20 Titel_Social RecruitingI<strong>de</strong>ntifikation und EmpfehlungPraxis. Wenn das Arbeitgeberimage stimmt, wer<strong>de</strong>n Mitarbeiterempfehlungen zumSelbstläufer. Das zeigt das Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner Stadtreinigung.Von Daniela Furkel (Red.)Warum entschei<strong>de</strong>n sichMenschen für ein Unternehmen?Zu <strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>nzählen die Attraktivität<strong>de</strong>s Unternehmens und -umfelds, dieAttraktivität <strong>de</strong>s angebotenen Arbeitsverhältnissesund die Rahmen- undEntwicklungsbedingungen im Unternehmen.Das Betriebsklima ist heute fürdie Arbeitnehmer viel wichtiger als einehohe Bezahlung, wie auch eine Umfrage<strong><strong>de</strong>r</strong> Bertelsmann-Stiftung belegt.Die Berliner Stadtreinigung (BSR)macht hierbei offenbar sehr viel richtig.Zwar existiert kein explizites Mitarbeiterempfehlungsprogramm,<strong>de</strong>nnochkommt ein sehr großer Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> neuenMitarbeiter über Empfehlungen. „Häufigsind das Mitarbeiterkin<strong><strong>de</strong>r</strong>, teilweiseauch Bekannte, <strong>Freund</strong>e o<strong><strong>de</strong>r</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Verwandte. Das ist bei unsTradition – wir sind sozusagen eingroßes Familienunternehmen“, sagtAndreas Scholz-Fleischmann, VorstandPersonal, Soziales und technischeDienstleistungen, und fährt fort: „Einausdrückliches Empfehlungsprogrammbrauchen wir nicht, weil das sowiesoschon läuft.“einen die Tatsache bei, dass ein Großteil<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter im gewerblicheno<strong><strong>de</strong>r</strong> operativen Bereich tätig ist – <strong><strong>de</strong>r</strong>Müllabfuhr o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Straßenreinigung.Das sind Anlern-Tätigkeiten, die häufigvon Menschen ausgeübt wer<strong>de</strong>n, die zuvorin <strong><strong>de</strong>r</strong> Baubranche tätig waren. Nunarbeiten sie in einem öffentlich-rechtlichenUnternehmen, das tarifgebun<strong>de</strong>nist und regelmäßig das Gehalt zahlt.„Das be<strong>de</strong>utet ein hohes Maß an Sicherheit,das unsere Mitarbeiter sehr schätzen“,so Andreas Scholz-Fleischmann.„Und das ist sicherlich auch einer <strong><strong>de</strong>r</strong>Treiber für die Empfehlungen.“Zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en trägt eine Imagekampagne,die schon vor über zehn Jahrengestartet wur<strong>de</strong>, in hohem Maße zurI<strong>de</strong>ntifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter mit <strong>de</strong>mUnternehmen bei. Das ursprünglicheZiel war eigentlich nur, die Berlineraufzurufen, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Sauberkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadtmitzuwirken. Die Tatsache, dass dieKampagne mit sympathischer Selbstironie,witzigen Sprüchen wie „We kehr foryou“ und vor allem mit realen Mitarbeiternaufwartete, brachte eine erheblicheWirkung mit sich. „Plötzlich wur<strong>de</strong>nunsere Mitarbeiter ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s wahrgenommenund wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Leutenauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Straße gegrüßt“, erzählt <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalvorstand.„Da kam plötzlich eineWertschätzung hinzu, die wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenbei unseren Beschäftigtenbewirkte, die heute ein <strong>de</strong>utlich höheresSelbstwertgefühl haben als früher. VonSicherheit und WertschätzungAls Treiber für diesen hohen Empfehlungsanteilsieht er mehrere Faktorenan. Der stärkste sei die ausgeprägteI<strong>de</strong>ntifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> rund 5.300 Beschäftigtenmit <strong>de</strong>m Unternehmen. Die durchschnittlicheBetriebszugehörigkeit liegebei knapp 22 Jahren. Dazu trägt zumBereits die Azubi-Kampagne setzt stark auf die I<strong>de</strong>ntifikation mit <strong>de</strong>m Unternehmen.personalmagazin 10 / 13


21da an haben wir die Imagekampagne bewusstgenutzt, um die I<strong>de</strong>ntifikation unsererMitarbeiter mit <strong><strong>de</strong>r</strong> BSR zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n.Wir fahren immer eine Doppelstrategie,bei <strong><strong>de</strong>r</strong> wir auch im Blick haben, wie dasThema auf unsere Mitarbeiter wirkt.“Stipendien und Azubi-WebseiteAber auch bei <strong>de</strong>n nichtgewerblichenMitarbeitern profitiert die BSR von einerhohen Anzahl an Empfehlungen. „Sogibt es auch <strong>de</strong>n Effekt, dass die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>studieren und anschließend auf Empfehlungihrer Eltern, die bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Müllabfuhrbeschäftigt sind, bei uns arbeiten“, berichtetScholz-Fleischmann. Allerdingsstellt er mittlerweile auch fest, dasses gera<strong>de</strong> im IT-Bereich nicht mehr soleicht ist wie früher, Mitarbeiter zu fin<strong>de</strong>nund zu bin<strong>de</strong>n. „Hier haben wir eineganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Fluktuation als in unserenKernbereichen, aber noch kein wirklichexistenzielles Problem“, erklärt er.Abgesehen von <strong><strong>de</strong>r</strong> IT gibt es bei <strong>de</strong>nhoch qualifizierten Berufen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Planung,Steuerung und Kontrolle <strong>de</strong>sUnternehmens noch keine großen Besetzungsprobleme.„Wir tun aber auchetwas dafür, wir haben zum Beispiel„Plötzlich wur<strong>de</strong>n unsereMitarbeiter ganzan<strong><strong>de</strong>r</strong>s wahrgenommenund sogar von <strong>de</strong>nLeuten auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Straßegegrüßt.“Andreas Scholz-Fleischmann, Personalvorstand<strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner StadtreinigungKooperationen mit Hochschulen und dieAnzahl an Deutschlandstipendien vonzwei auf sechs erhöht“, so <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalvorstand.Darüber hinaus hat die BSR imSeptember eine Webseite gestartet, diesich gezielt an Schulabgänger richtet(http://ausbildung.BSR.<strong>de</strong>). Quantitativbesteht noch kein Problem: Für die 60bis 70 Ausbildungsplätze, die jährlich zubesetzen sind, kommen über 2.000 Bewerbungenins Haus. „Aber wir habennicht immer für alle Berufe die richtigenBewerbungen und wir wollen das ThemaFrauen in Technikberufen forcieren“, soScholz-Fleischmann. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil anJugendlichen mit Migrationshintergrundsoll weiter ausgebaut wer<strong>de</strong>n, obwohlAuch die sympathische Imagekampagne trägt stark zur Arbeitgeberattraktivität bei.© bei<strong>de</strong> bil<strong><strong>de</strong>r</strong>: BSRdieser bei <strong>de</strong>n Azubis schon bei rund 20Prozent liegt. Die BSR will Azubis auchfür die IT-Abteilung gewinnen. Die neueAzubi-Webseite ermöglicht nun auch dieBewerbung über mobile Endgeräte undstellt <strong>de</strong>n Kontakt zu Facebook-Gruppenvon Azubis her.Stärker auf Kandidaten zugehenDie proaktive Suche nach potenziellenMitarbeitern im Internet sieht <strong><strong>de</strong>r</strong>Personalvorstand ziemlich kritisch.Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e bei Menschen, die in ihrenOnline-Profilen keinen Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungswillenangeben, fragt er sich, obeine Ansprache überhaupt sinnvoll ist.Trotz<strong>de</strong>m nutzt die BSR soziale Medien:So startete sie kürzlich das „Xing-Forum Orange“, das eine Plattform füraktuelle und für bereits ausgeschie<strong>de</strong>neMitarbeiter bereitstellen soll. Die Beschäftigtensollen auf das Know-how<strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen, die sich in Altersteilzeito<strong><strong>de</strong>r</strong> in Rente befin<strong>de</strong>n, zurückgreifenkönnen. Gleichzeitig sollen ausgeschie<strong>de</strong>neMitarbeiter, die weiter Interesseam Unternehmen haben, auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>ngehalten wer<strong>de</strong>n.Die BSR ist we<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Unternehmenmit explizitem Empfehlungsprogramm,noch ein Unternehmen, das proaktiv insozialen Netzwerken nach interessantenKandidaten sucht. Dennoch kann sie alsgutes Beispiel für ein Unternehmen dienen,das enge Beziehungen zu aktuellen,ehemaligen und künftigen Mitarbeiternpflegt. Und das nicht nur abwartet, bisBewerbungen ins Haus kommen. Dies istauch die Ansicht von PersonalvorstandScholz-Fleischmann: „Die Unternehmenmüssen insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e ihre Haltung än<strong><strong>de</strong>r</strong>n,dass sie die Personalabteilung als‚Wächter an <strong><strong>de</strong>r</strong> Tür‘ ansehen: Nur dieBesten kommen hier durch und sie müssensehr viel tun, damit sie überhaupthineingelassen wer<strong>de</strong>n. Da hat sich einfach<strong><strong>de</strong>r</strong> Markt gedreht und wird sichnoch weiter drehen. Alle Firmen wer<strong>de</strong>nviel stärker auf die Leute zugehen müssenund intensivere Beziehungen zu ihnenaufbauen.“10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


22 Titel_Social RecruitingDie Tücken bei <strong><strong>de</strong>r</strong> AnsprachePRAXIS. Nicht je<strong>de</strong> Ansprache führt zum Ziel – einer Reaktion <strong>de</strong>s Kandidaten. Miteinigen Grundregeln können Arbeitgeber die Antwortrate jedoch <strong>de</strong>utlich erhöhen.Von Wolfgang Brickwed<strong>de</strong>Active Sourcing ist im Recruitingangekommen. Wie <strong><strong>de</strong>r</strong>ICR Social Media RecruitingReport zeigt, suchen aktuelldoppelt so viele Arbeitgeber wie 2010(25 Prozent zu zwölf Prozent) immerproaktiv in Social Media nach neuenMitarbeitern. Damit erschließen sie sichauch <strong>de</strong>n latenten Arbeitsmarkt. „ActiveSourcing“ kann offline o<strong><strong>de</strong>r</strong> online betriebenwer<strong>de</strong>n. Die Online-Anspracheist weniger aufwendig und erreicht einegroße Anzahl an potenziellen Kandidaten.So zählt das Business-NetzwerkXing über 6,5 Millionen Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> im<strong>de</strong>utschsprachigen Raum, Linkedin unddas Karrierenetzwerk Experteer rundzwei Millionen registrierte Personen.Die richtigen Leute richtig ansprechenWie <strong><strong>de</strong>r</strong> ICR Active Sourcing Report2013 zeigt, nutzen die meisten Personalerfür die proaktive Ansprache Xingmit klarem Abstand vor Linkedin undLebenslauf-Datenbanken. Das Auffin<strong>de</strong>ninteressanter Kandidaten funktioniertbereits ganz gut. Doch nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Suchebeginnt die eigentliche Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung:die Ansprache <strong><strong>de</strong>r</strong> meist fest angestelltenPersonen.Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> in sozialen Netzwerken o<strong><strong>de</strong>r</strong>Lebenslauf-Datenbanken geben auf ganzunterschiedliche Weise an, ob sie an einerneuen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung interessiertsind o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob sie in Ruhe gelassen wer<strong>de</strong>nwollen. Die einen schreiben etwa in ihrProfil „Suche neue Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung“o<strong><strong>de</strong>r</strong> „ab sofort verfügbar“, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>envermerken dort „bitte keine Jobangebote“.Generell können die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> inaktiv und latent Suchen<strong>de</strong> sowie passiveKandidaten unterteilt wer<strong>de</strong>n. Die Anteile<strong><strong>de</strong>r</strong> aktiv Suchen<strong>de</strong>n sind höher,wenn es sich um eine reine Lebenslauf-Datenbank han<strong>de</strong>lt, wie sie zum BeispielStepstone o<strong><strong>de</strong>r</strong> Monster anbieten, o<strong><strong>de</strong>r</strong>wenn es sich um ein Karrierenetzwerk,etwa Experteer o<strong><strong>de</strong>r</strong> Placement24, han<strong>de</strong>lt.Business-Netzwerke wie Xing o<strong><strong>de</strong>r</strong>Linkedin weisen einen höheren Anteilan latent Suchen<strong>de</strong>n auf.Bei Xing können Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> im neuenProfil ebendiese Kategorien auswählen.Das Karrierenetzwerk Experteer hat dieUnterteilung beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s elegant gelöst:Basierend auf ihren Aktivitäten, wieKlicks auf Stellenangebote o<strong><strong>de</strong>r</strong> Antwortauf Ansprachen, wer<strong>de</strong>n die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>in die drei Kategorien unterteilt. Dementsprechendist für Unternehmen guterkennbar, ob sich eine Ansprache lohnt.Die Fehler <strong><strong>de</strong>r</strong> VergangenheitDie Möglichkeit, Kandidaten direkt in<strong>de</strong>n sozialen Netzwerken anzusprechen,wur<strong>de</strong> anfangs vor allem von Personalvermittlungenund -beratungen genutzt.Doch nicht nur diese begingen diverseFehler und hinterließen verbrannte Er<strong>de</strong>.Wenn Kandidaten mehrere Ansprachenfolgen<strong>de</strong>n Wortlauts erhalten, wer<strong>de</strong>n siekaum noch offen für Anfragen sein: „Sehrgeehrter Herr Mustermann, wir habeneine Stelle offen, welche für Sie interessantsein könnte. Link: https//:www.xxx.com/jobs&karriere.“Der Erfolg einer Ansprache liegtin <strong><strong>de</strong>r</strong> Antwortrate. Wie hoch sollteDurch unqualifizierteAnsprachen in sozialenNetzwerken wur<strong>de</strong>schon viel verbrannteEr<strong>de</strong> hinterlassen.diese in etwa sein? Bei Lebenslauf-Datenbankenund Karrierenetzwerken sindaufgrund <strong>de</strong>s höheren Anteils <strong><strong>de</strong>r</strong> aktivSuchen<strong>de</strong>n zwischen 40 und 70 ProzentRücklauf realistisch. Experteer beispielsweisegibt an, dass Recruiter bei Premium-Kandidateneine durchschnittlicheAntwortrate von 64 Prozent erreichen,bei allen Kandidaten immerhin noch53 Prozent. In <strong>de</strong>n sozialen Netzwerkenliegen diese Zahlen <strong>de</strong>utlich darunter.Linkedin gibt bei <strong>de</strong>n kostenpflichtigen„Inmails“ international eine Response-Quote von 35 Prozent an. Xing erfasstdiese Zahlen nicht. Recruiter in Unternehmengeben im ICR Active SourcingReport an, im Mittel eine Rücklaufquotevon 20 Prozent zu erreichen.Faktoren für mehr RücklaufAuch auf die Frage, wie eine Anspracheaussehen sollte, damit sie zu einer hohenRücklaufquote führt, gibt die Studieeine Antwort. Sie analysierte, welcheBestandteile Ansprachen mit höherenRücklaufquoten (41 bis 50 Prozent) aufweisen– im Vergleich zu <strong>de</strong>njenigenmit geringen Rücklaufquoten (unterfünf Prozent). Dabei zeigte sich: Erfolg­Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


23Tipps PraxisbeispielRichtig kommunizierenFür eine Erfolg versprechen<strong>de</strong> Kandidatenansprache im Rahmen von „Active Sourcing“gilt es, einige grundsätzliche Kommunikationsregeln zu beachten.Passgenauigkeit. De angebotene Stelle muss zum Karriereziel passen. Der Recruitersollte sich im Vorfeld Gedanken machen, was <strong><strong>de</strong>r</strong> nächste Karriereschritt <strong>de</strong>s gefun<strong>de</strong>nenKandidaten sein könnte. Nur wenn dieser mit <strong><strong>de</strong>r</strong> angebotenen Stelle vereinbar ist,sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Kandidat auch angesprochen wer<strong>de</strong>n.Aussagekräftige Betreffzeile. Eine Ansprache, die nicht geöffnet wird, verpufft wirkungslos.Damit die Nachricht gelesen wird, ist es hilfreich, bereits in <strong><strong>de</strong>r</strong> BetreffzeileBezug auf das im Profil angegebene Karriereziel <strong>de</strong>s Kandidaten zu nehmen.Persönliche Ansprache. Mit einem Standardschreiben wird ein Recruiter die Kandidateneher verärgern als sie für sich gewinnen. Der Empfänger merkt schnell, wenn es sichum einen 08/15-Standardtext han<strong>de</strong>lt, und empfin<strong>de</strong>t dies im schlimmsten Fall gar alsBelästigung. Deshalb muss das Anschreiben einen persönlichen Bezug zum Kandidatenherstellen, in<strong>de</strong>m es auf Angaben aus <strong>de</strong>ssen Profil individuell eingeht.Individuelle Antworten. Die Ansprache muss für <strong>de</strong>n Kandidaten die Frage beantworten,warum er seine Stelle wechseln und weshalb er genau zu diesem Unternehmengehen soll. Wenn das Schreiben keinen individuell passen<strong>de</strong>n Wechselgrund bereitstellt(zum Beispiel: nächster Karriereschritt, bessere Work-Life-Balance, persönliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten),sinken die Erfolgsaussichten.Diese Ausführungen zeigen: Eine proaktive Ansprache von interessanten Kandidatenunterschei<strong>de</strong>t sich nicht grundlegend von einer guten Bewerbung. Sie soll passgenau,persönlich und aussagekräftig sein und für <strong>de</strong>n Empfänger individuelle Antwortenbereitstellen. Unternehmen, die diese Regeln beachten, wer<strong>de</strong>n ihre Antwortrate wesentlichverbessern.Der Active Sourcing Report 2013 und <strong><strong>de</strong>r</strong> Social Media Recruiting Report 2013 sin<strong><strong>de</strong>r</strong>hältlich unter www.competitiverecruiting.<strong>de</strong>/Studien.reiche Ansprachen unterschei<strong>de</strong>n sichvon weniger erfolgreichen, in<strong>de</strong>m sie• Angaben zur Vakanz bereitstellen, diezum Profil <strong>de</strong>s Kandidaten passen,• Bezug nehmen auf die Angaben aus<strong>de</strong>m Profil <strong>de</strong>s Kandidaten,• nur vage über die zu besetzen<strong>de</strong> Stelleinformieren, um zunächst einmal Interessezu wecken,• persönliche Informationen über <strong>de</strong>nRecruiter bereitstellen,• auf Links zu einer konkreten Vakanzund zum Arbeitgeber verzichten.Weitere Erfolgskriterien: Etwa zwei Drittel<strong><strong>de</strong>r</strong> erfolgreichen „Active Sourcer“sprechen nur wenige Kandidaten an, aufdie die Vakanz allerdings sehr gut passt.Mehr als die Hälfte versen<strong>de</strong>t ein biszwei Erinnerungen an die angesprochenenKandidaten. Fast alle erfolgreichenRe cruiter geben in ihrem Anschreibenihre Telefonnummer und ihre E-Mail-Adresse für eine Kontaktaufnahme an. Wolfgang Brickwed<strong>de</strong> ist Director <strong>de</strong>sICR Institute for Competitive Recruiting,Hei<strong>de</strong>lberg.


24 Titel_Social Recruiting„Nicht zu penetrant vorgehen“INTERVIEW. Wie Unternehmen mögliche Kandidaten von Konkurrenten abwerben dürfenund was dabei zu beachten ist, erklärt Rechtsanwalt Carsten Ulbricht im Interview.personalmagazin: Dürfen Unternehmenüber soziale Netzwerke neue Mitarbeiterbei Konkurrenten suchen, ansprechenund für sich gewinnen?Dr. Carsten Ulbricht: Das Abwerben frem<strong><strong>de</strong>r</strong>Mitarbeiter ist auch bei planmäßigemVorgehen grundsätzlich erlaubt – auchüber Social-Media-Kanäle. Das „Ob“ istalso nicht das Problem. Die Frage isteher „Wie“, also was darf ich sagen undwo muss ich aufpassen. Verfolgen Unternehmenbei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansprache nämlicheinen verwerflichen Zweck o<strong><strong>de</strong>r</strong> setzensie verwerfliche Mittel o<strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong>nein, dann stellt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Abwerbeversuchals wettbewerbswidrig dar.personalmagazin: Wie dürfen UnternehmenKandidaten angehen – und wie nicht?Ulbricht: Es ist grundsätzlich nicht verboten,jeman<strong>de</strong>n anzusprechen und ihmein Stellenangebot zu unterbreiten, alsoetwa darauf hinzuweisen, dass man einattraktives Unternehmen sei, dass mandieses mache und jenes anbiete. DieGrenze ist jedoch überschritten, wennes das primäre Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Abwerbung ist,ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Unternehmen zu behin<strong><strong>de</strong>r</strong>no<strong><strong>de</strong>r</strong> auszubeuten. Dann verfolgt<strong><strong>de</strong>r</strong> Abwerben<strong>de</strong> einen verwerflichenZweck. Unzulässige Mittel o<strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong>nsieht die Rechtsprechung dann,wenn Recruiter zum Vertragsbruch verleiten,irreführen<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> herabsetzen<strong>de</strong>Äußerungen über <strong>de</strong>n aktuellen Arbeitgebertätigen, unwahre Aussagen übergeplante Personalmaßnahmen treffen,<strong>de</strong>m Mitarbeiter mit Nachteilen droheno<strong><strong>de</strong>r</strong> rechtswidrige Vorteile versprechen.Abwerben ist also im GrundsatzDr. Carsten Ulbricht ist Rechtsanwaltund Partner bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kanzlei Diem & Partnerin Stuttgart. Er berät zu rechtlichen Themen<strong>de</strong>s Internets, ist Autor <strong>de</strong>s Buchs „SocialMedia und Recht“ sowie <strong>de</strong>s Blogswww.rechtzweinull.<strong>de</strong>.möglich. Unternehmen sollten nur nichtzu penetrant vorgehen, nicht in <strong>de</strong>n privatenBereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Kandidaten eindringenund in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansprache nicht über diegenannten Grenzen hinausgehen.personalmagazin: Können Sie für dieseGrenzen Beispiele nennen?Ulbricht: Oft ist in Arbeitsverträgen einWettbewerbsverbot vereinbart, also <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitnehmer darf beispielsweise sechsMonate nach Verlassen <strong>de</strong>s Unternehmensnicht im gleichen geschäftlichenUmfeld arbeiten. Tragen Recruiter <strong>de</strong>mKandidaten nun an, das Verbot zu igno-rieren und die Nachteile zu kompensieren,die aus diesem Verbot entstehen,so wäre das ein<strong>de</strong>utig unzulässig.O<strong><strong>de</strong>r</strong>: In einer aktuellen Entscheidung<strong>de</strong>s Landgerichts Hei<strong>de</strong>lberg hatte einKonkurrent einem Mitarbeiter überXing geschrieben: „Sie wissen ja hoffentlich,in was für einem UnternehmenSie gelan<strong>de</strong>t sind. Ich wünsche Ihneneinfach mal viel Glück. Bei Fragen gebeich gerne Auskunft.“ Damit macht man<strong>de</strong>n aktuellen Arbeitgeber schlecht.Die abwerten<strong>de</strong>n Bemerkungen warensachlich nicht gerechtfertigt, unverhältnismäßigund daher unzulässig.personalmagazin: Was sind die Folgen einersolch unzulässigen Ansprache?Ulbricht: Der aktuelle Arbeitgeber hateinerseits einen Unterlassungs-, an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseitseinen Scha<strong>de</strong>nersatzanspruch– soweit er das unzulässige Verhaltenmitbekommt. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n häufig genanntenScha<strong>de</strong>nersatz sehe ich praktischjedoch nicht. Die Schwierigkeitist, dass Unternehmen lediglich <strong>de</strong>ntatsächlich entstan<strong>de</strong>nen Scha<strong>de</strong>n ersetztbekommen, <strong><strong>de</strong>r</strong> aber sehr seltennur konkret in Euro und Cent zu bestimmenist. Praktisch häufiger ist dagegenein Unterlassungsanspruch. Üblicherweisewird dabei das abwerben<strong>de</strong> Unternehmenzunächst abgemahnt undaufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, eine Unterlassungserklärungzu unterschreiben sowie bei einemVerstoß dagegen eine Vertragsstrafe zuzahlen. Bis dahin sind Anwaltskostenvon zumin<strong>de</strong>st 1.000 bis 2.000 Euroangefallen, die bei einem unzulässigenVerhalten das abwerben<strong>de</strong> Unterneh-Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


25men bezahlen muss. Wird die Erklärungnicht unterschrieben, kommt eszum gerichtlichen Verfahren, eventuellmit zusätzlichen Kosten.personalmagazin: Haften Unternehmenauch für Verfehlungen von Headhuntern?Ulbricht: Ja. Wir bewegen uns bei <strong><strong>de</strong>r</strong>aktiven Ansprache meist im Wettbewerbsrecht,da Mitarbeiter oft von Konkurrentenabgeworben wer<strong>de</strong>n. Nach§ 8 Absatz 2 <strong>de</strong>s Gesetzes gegen <strong>de</strong>nunlauteren Wettbewerb gilt: Was Mitarbeitero<strong><strong>de</strong>r</strong> beauftragte Dienstleistertun, das müssen sich Unternehmenzurechnen lassen. Wenn sie also Kandidatenunzulässig abwerben, dannwird das wettbewerbsrechtlich <strong>de</strong>mAuftraggeber zugerechnet. Daher ist esauch wichtig, einen guten Dienstleisterauszuwählen.personalmagazin: Gibt es wettbewerbsrechtlicheinen Unterschied, ob Kandidatenauf privat o<strong><strong>de</strong>r</strong> geschäftlich genutztenNetzwerken angesprochen wer<strong>de</strong>n?Ulbricht: Ich wür<strong>de</strong> da kein grundsätzlichesProblem sehen. Ob Arbeitgeber„Abwerben ist grundsätzlichmöglich. SetzenFirmen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansprachejedoch verwerflicheMittel o<strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong>nein, stellt sich das alswettbewerbswidrig dar.“die Kandidaten über einen Xing- o<strong><strong>de</strong>r</strong> einenFacebook-Account ansprechen: DerHintergrund – nämlich die Abwerbung– bleibt ein rein geschäftlicher. Dahergelten die genannten Grenzen, soweitdie Intention rein geschäftlich ist. DerInhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Anfrage ist entschei<strong>de</strong>nd.personalmagazin: Können abwan<strong><strong>de</strong>r</strong>ungswilligeMitarbeiter auch ihre Noch-Kollegenabwerben und quasi mitnehmen?Ulbricht: Es gibt keine explizite Entscheidungdazu, aber in einem solchen Fallwäre ich sehr vorsichtig und zurückhaltend.Es kommt zwar häufiger vor, dassKollegen in die neue Firma mitgehen.Solange Arbeitnehmer noch im Arbeitsverhältnisstehen, gelten für sie jedochbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Treuepflichten. Ein aktivesAbwerben eines Kollegen geht da zuweit. Allerdings ist auch hier die reinpraktische Frage, ob es öffentlich wird.Spreche ich meine Noch-Kollegen überXing an, ist das meist nachweisbar – imGegensatz zum Gespräch auf <strong>de</strong>m Flur.personalmagazin: Gibt es datenschutzrechtlicheRegeln, die beim Abwerben übersoziale Netzwerke zu beachten sind?Ulbricht: Die Ansprache an sich ist datenschutzrechtlichunproblematisch, an<strong><strong>de</strong>r</strong>sals eine meistens vorausgehen<strong>de</strong>Vorab-Recherche im Internet. Diese istnur eingeschränkt zulässig. So dürfenfrei verfügbare Informationen überSuchmaschinen erhoben wer<strong>de</strong>n. Auchdie Recherche bei Xing dürfte selten einProblem darstellen. Schwierig wird esbei personenbezogenen Daten in freizeitorientertenNetzwerken, etwa wennein Personaler Kontaktanfragen beiFace book stellt, um an zusätzliche Datenzu kommen. Gibt er sich nicht als potenziellerArbeitgeber zu erkennen, liegteine unzulässige Irreführung vor. Das Interview führte Michael Miller.Personalfragen optimal lösen.„Management und Karriere“ – die Stellenseiten <strong><strong>de</strong>r</strong> WELT und WELT KompaktVon Trainee bis Top-Manager, von Young Professional bis Senior Consultant,ob Recruiting o<strong><strong>de</strong>r</strong> Personalimage: „Management und Karriere“ –die Stellenseiten <strong><strong>de</strong>r</strong> WELT und WELT Kompakt erscheinen je<strong>de</strong>n Freitagim Wirtschaftsteil. Dort, wo Experten schreiben und Entschei<strong><strong>de</strong>r</strong> lesen.Buchen Sie Erfolg!Ihr Kontakt zur Anzeigenschaltung: Theresia Maas-JacobsTelefon 030/2591-73088 . E-Mail: theresia.maas-jacobs@axelspringer.<strong>de</strong>DIE WELT GEHÖRT DENEN, DIE NEU DENKEN.


26 Management_NEWSNachgehaktBesser kulturell sensibilisiertDie neuen Azubis sind daIn <strong>de</strong>n meisten Unternehmen hat das neue Ausbildungsjahr im Septemberbegonnen. Zahlreiche Meldungen über die neuen, jungen Mitarbeitersind im Umlauf: Volkswagen vermel<strong>de</strong>t 1.590 neue Azubis, BMWspricht von 1.400 weltweit. Die Autobauer sind weiterhin sehr beliebt alsAusbildungsbetrieb. Laut einer Studie von Tren<strong>de</strong>nce liegt BMW auf Rangvier und Porsche auf Platz neun in <strong><strong>de</strong>r</strong> Beliebtheitsskala <strong><strong>de</strong>r</strong> Schulabgänger.Ganz vorne ist weiterhin die Polizei, danach folgen Prosieben-Sat1-Media und die Bun<strong>de</strong>swehr.Doch es sind wohl noch einige Lehrstellen offen, wie die Bun<strong>de</strong>sagenturfür Arbeit vermel<strong>de</strong>te. Gleichzeitig bemühen sich die Unternehmen verstärktum Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, da in einigen Branchen gera<strong>de</strong>zu ein Mangelherrscht. So versucht die Stellenbörse Kalaydo es mit einem Azubi-Speed-Dating im Kletterpark, bei <strong>de</strong>m sich potenzielle Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und Personalerin schwin<strong>de</strong>ln<strong><strong>de</strong>r</strong> Höhe kennenlernen. Die Deutsche Bahn dagegensetzt weniger auf spektakuläreEvents, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf eine neueMetho<strong>de</strong> zur Azubi-Auswahl:Sie schafft die Vorauswahl überSchulnoten ab und führt einenergänzen<strong>de</strong>n Onlinetest für alleSchüler ein, die ab Herbst 2014eine Berufsausbildung o<strong><strong>de</strong>r</strong>ein duales Studium beginnenwollen. Alle <strong>Bewerber</strong> wer<strong>de</strong>nohne Vorauswahl dazu eingela<strong>de</strong>n.Ziel ist, die Auswahl von<strong>Bewerber</strong>n dauerhaft noch stärkeran <strong><strong>de</strong>r</strong>en Potenzialen undTalenten auszurichten. Daherist <strong><strong>de</strong>r</strong> Onlinetest abgestimmtIm September hat in <strong>de</strong>n meisten Unternehmendas Ausbildungsjahr begonnen.auf jene Kompetenzen, welchefür die jeweilige Fachrichtungerfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich sind.Heute müssen Unternehmen einerseitszunehmend mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Globalisierung undinterkulturellen Verständigungsproblemenkämpfen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits dieinterkulturellen Teams angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong>zunehmen<strong>de</strong>n Digitalisierung auch nochin virtuellen Räumen zusammenhalten.Welche Trainings können hier weiterhelfen,um virtuelle interkulturelle Teamsbei <strong><strong>de</strong>r</strong> effektiven Zusammenarbeit zuunterstützen? Die Trainingslandschaft istgroß und zahlreiche Angebote sind auf<strong>de</strong>m Markt. Wie ein Beitrag von ProfessorJulia Brandl, Universität Innsbruck, undDr. Anne-Katrin Neyer, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in <strong><strong>de</strong>r</strong> aktuellenAusgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> „Personal Quarterly“zeigt, stehen jedoch Trainings zu län<strong><strong>de</strong>r</strong>spezifischenKulturen diesem Ziel eher imWeg. Dagegen seien kultursensibilisieren<strong>de</strong>Trainings eine „vielversprechen<strong>de</strong>Alternative“. Während kulturspezifischeTrainings Wissen über die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Kulturund damit Sicherheit im Umgang vermittelnsollen, helfen kultursensibilisieren<strong>de</strong>Trainings Situationen <strong><strong>de</strong>r</strong> Unsicherheitzu meistern. Statt gelernte Stereotypeanzuwen<strong>de</strong>n, sollen die Interaktion mitan<strong><strong>de</strong>r</strong>en geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t und individuelle Erfahrungengesammelt wer<strong>de</strong>n. Kultursensibilisieren<strong>de</strong>Trainings unterstützen also<strong>de</strong>n kognitiven Anpassungsprozess, sodas Resümee <strong><strong>de</strong>r</strong> Forscherinnen. Damittrügen solche Trainings „zur Steuerung<strong>de</strong>s Lernens bei“.News <strong>de</strong>s MonatsTraining Was paradox klingt, will das Massachussetts Institute of Technology jetzt möglich machen: mit <strong>de</strong>m Computer soziale Interaktionzu trainieren. Die neue Software könne zum Beispiel jene Mitarbeiter schulen, die Probleme haben, vor Publikum zu sprechen.Coaching Einsam an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze – diese Lage trifft einer Studie <strong><strong>de</strong>r</strong> Stanford University zufolge auf viele CEOs zu. Die Studie legt nahe, dass dieCoaching-Möglichkeiten in vielen Unternehmen bei Weitem noch nicht ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n. 66 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Topmanager geben an,keine externe Lea<strong><strong>de</strong>r</strong>ship-Beratung zu erhalten, obwohl fast 100 Prozent einem solchen Angebot positiv gegenüberstehen.Weiterbildung Eine Studie hat untersucht, wie <strong>de</strong>utsche Arbeitnehmer ihre beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten einschätzen. Das Resultat:Knapp die Hälfte ist damit unzufrie<strong>de</strong>n. Vor allem ältere Mitarbeiter beklagen sich. Auch Führungskräfte sind nicht durchweg zufrie<strong>de</strong>n.+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


28 Management_DienstleistunGen© mtkang / shutterstock.comkurznachrichtenHauptquartier in DüsseldorfDer Ingenieur- und ProjektdienstleisterExcellence AG eröffnete im Juli 2013 seininternationales Hauptquartier in Düsseldorfund ist damit an insgesamt sieben Standortenin Deutschland und Österreich vertreten.Ab Oktober übernimmt Vera Calasan, bisherDeutschland-Chefin von Manpower, <strong>de</strong>nVorstandsvorsitz. www.excellence.agKandidaten per Vi<strong>de</strong>oDer Kölner Personalvermittler Humaniax hatein neues Geschäftsmo<strong>de</strong>ll für <strong>Bewerber</strong>vi<strong>de</strong>osgestartet. <strong>Bewerber</strong> können vor Ortkostenlos ein Zwei-Minuten-Vi<strong>de</strong>o erstellenlassen. Arbeitgeber erhalten diese Vi<strong>de</strong>oszusätzlich zu <strong>de</strong>n üblichen Kandidatenprofilen– ebenfalls kostenlos. Der Anbieterwill damit eine möglichst passgenaueVermittlung ermöglichen. Diese kostet dannnatürlich Geld. www.humaniax.comUnwissenheit in Sachen ZeitarbeitWas erwarten Arbeitnehmer von Arbeitgebern, wie bewerten sieihre Jobchancen und wie stehen sie zu Themen wie Zeitarbeit?Diese Fragen stan<strong>de</strong>n im Mittelpunkt einer Befragung unter2.072 Arbeitnehmern durch die Lünendonk GmbH im Auftrag von Orizon– mit teilweise überraschen<strong>de</strong>n Ergebnissen. Gera<strong>de</strong> beim Thema Zeitarbeitwur<strong>de</strong>n Wissenslücken offenbar. So zeigte sich, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong>Zeitarbeit auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Arbeitsmarkt <strong>de</strong>utlich überschätzt wird.Rund 67 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten glauben, dass 20 Prozent o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr allerBeschäftigten in Zeitarbeit tätig sind, während <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitarbeitnehmerin Wirklichkeit etwas mehr als zwei Prozent ausmacht. Den aktuellenTariflohn in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitarbeit können immerhin rund 50 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong>Befragten richtig einschätzen, jedoch gehen 40 Prozent davon aus, dass er<strong>de</strong>utlich geringer ist. 81 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten haben noch nie von einemBranchenzuschlag gehört. www.orizon.<strong>de</strong>Employer-Branding-CheckDie Hochschule <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien Stuttgart hat mit<strong><strong>de</strong>r</strong> Strategieberatung Wertekern ein Bewertungsmo<strong>de</strong>llfür die Effizienz <strong><strong>de</strong>r</strong> Employer-Branding-Maßnahmen in digitalen Medienentwickelt. Dieses fin<strong>de</strong>t auf zwei Ebenenstatt: Der Attraktivitäts-In<strong>de</strong>x bewertetdie inhaltliche Ebene <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommunikation,<strong><strong>de</strong>r</strong> Medieneffizienz-In<strong>de</strong>x untersucht <strong>de</strong>nWirkungsgrad <strong><strong>de</strong>r</strong> Maßnahmen. www.employer-branding-check.<strong>de</strong>Neuer WeiterbildnerIm Sommer ist die F.A.Z. Executive School,ein Tochterunternehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> F.A.Z. GmbH,mit einem Bildungsprogramm für Top-Führungskräfte gestartet. In einem erstenSchritt bietet sie Unternehmen Seminareaus <strong>de</strong>n Sektoren Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaftan. Demnächst sollen zu<strong>de</strong>mExecutive-Master-Programme ins Angebotaufgenommen wer<strong>de</strong>n. www.faz-es.netNeues von <strong>de</strong>n StellenmärktenJobanzeigen mit Kontakt. DasBusiness-Netzwerk Xing hat imSommer eine neue Generation <strong><strong>de</strong>r</strong>Jobanzeigen gestartet, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Stellensuchen<strong>de</strong>automatisch sehen,welche <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Kontakte in<strong>de</strong>m Unternehmen arbeiten o<strong><strong>de</strong>r</strong>welche Kontakte mit Mitarbeiterndort vernetzt sind. www.xing.<strong>de</strong>Portal für Zuwan<strong><strong>de</strong>r</strong>er. Das imMai gestartete Jobvermittlungsportal„Experts go Europe“ wirbtum ausländische Zuwan<strong><strong>de</strong>r</strong>er inDeutschland. Das Portal ist nichtStellenanzeigen-getrieben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nfunktioniert nach <strong>de</strong>m Matching-Prinzip: Jobsuchen<strong>de</strong> können kostenlosein Profil erstellen. Dieseswird mit <strong><strong>de</strong>r</strong> (kostenpflichtigen) Arbeitgeber-Datenbankabgeglichen.www.experts-go-europe.comJobsuchmaschine. Im Juli hat dieJobsuchmaschine In<strong>de</strong>ed ihr erstesBüro in Deutschland eröffnet. DieJobsuchmaschine wur<strong>de</strong> 2004 gestartetund ist mittlerweile in über50 Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n aktiv. www.in<strong>de</strong>ed.<strong>de</strong>Neues Jobportal. Im August ist einneues Jobportal für Fremdsprachenexpertenonline gegangen. Betreibervon Fremdsprachen-Jobs.<strong>de</strong>ist das Langwhich-Sprachennetzwerk.www.fremdsprachen-jobs.<strong>de</strong>MobilE Recruiting. Für das E-Recruiting-SystemBeesite steht nunein mobiles Frontend zur Verfügung.Stellenanzeigen wer<strong>de</strong>n fürdie Ansicht auf Smartphones angepasst,bleiben aber im Look &Feel <strong>de</strong>s jeweiligen Unternehmenserhalten. www.milchundzucker.<strong>de</strong>Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Recruiting-Erfolg hat eine Story.Active Sourcing mit <strong>de</strong>m XING Talentmanager.Angela Linker, Senior Recruiterin, Deutsche Telekom AGDie ganze Story auf:talentmanager.xing.com*Im Vergleich zum Bun<strong>de</strong>sdurchschnitt (Quelle: Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit) entspricht die Besetzung einer Stelle innerhalb von 31 Tagen einer Zeitersparnis von 75%.NEXT LEVEL RECRUITING


31Trends bei FolgeprozessenSchwerpunktverlagerungen bei klassischenFolgeprozessen• Fokus auf nachhaltiges Mitarbeiterengagement• Weniger, teilweise gar keine verpflichten<strong>de</strong>nMaßnahmen je Organisationseinheit• Fokus auf strukturellen Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsprojekten<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmens-, Geschäftsbereichs- undStandortebene• Weniger o<strong><strong>de</strong>r</strong> kleinere Workshops im Unternehmen• Stärkerer Fokus auf Zielgruppen (Segmentierung)• Integration <strong><strong>de</strong>r</strong> Ergebnisse in bereits laufen<strong>de</strong>Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsprozesseErgänzungen zu klassischen Folgeprozessen• Nutzung verschie<strong>de</strong>ner (sozialer) Medienund neuer Technologien zur Ergebnis- undFortschrittskommunikation• Kurze Stichprobenbefragungen zur Erfassung<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung <strong>de</strong>s Folgeprozesses• Regelmäßige Auswertung von Freitextkommentarenauf dauerhaft etabliertenAustauschplattformen online• Integration <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragungsergebnisse inScorecards von Führungskräften• Verknüpfung mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Kennzahlen undErhebung von WechselwirkungenNutzung alternativer Ansätze• Speziell in Matrixorganisationen: kohärenteErgebniskommunikation und Maßnahmenplanunganhand verschie<strong>de</strong>ner organisatorischerPerspektiven• Poolbildung bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Maßnahmenplanung –zum Beispiel für Organisationseinheiten o<strong><strong>de</strong>r</strong>I<strong>de</strong>en für Maßnahmen• Erfassung von Präferenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter zukonkreten Maßnahmen über das eigene TeamhinausIn <strong>de</strong>n Unternehmen zeichnen sich verschie<strong>de</strong>ne neue Herangehensweisenbei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestaltung von Folgeprozessen ab. Diese lassen sichin drei Gruppen glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n: neue Schwerpunktsetzungen, Ergänzungungenklassicher Prozesse sowie gänzlich alternative Ansätze.Quelle: Towers WatsonARBEITSHILFEBeitrag Mitarbeiterbefragungen konzipierenund erfolgreich umsetzen (HI1120102)Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong>Personal Office (HPO). Internetzugriff:www.haufe.<strong>de</strong>/hi1120102geprozessen o<strong><strong>de</strong>r</strong> um die Ergänzung <strong><strong>de</strong>r</strong>Prozesse o<strong><strong>de</strong>r</strong> aber um gänzlich alternativeAnsätze (siehe Abbildung oben).Diese neuen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ergänzen<strong>de</strong>n Elementewer<strong>de</strong>n sehr unterschiedlich genutzt.Der Folgeprozess muss in je<strong>de</strong>mFall zur Kultur, zu <strong>de</strong>n Kapazitäten und<strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>s jeweiligen Unternehmenspassen. Außer<strong>de</strong>m ist es ratsam,<strong>de</strong>n Zuschnitt <strong>de</strong>s Folgeprozesses bereitszu Beginn <strong>de</strong>s Befragungsprojekts zu <strong>de</strong>finieren.Der Folgeprozess sollte so gestaltetsein, dass er eine klare methodischeLinie vorgibt, aber Ergebnisoffenheitfür die Richtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Folgemaßnahmenzulässt. Auch im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommunikationim und über <strong>de</strong>n Folgeprozessempfiehlt es sich, diesen Zweiklang vonMetho<strong>de</strong> und Inhalt zu berücksichtigen.Viele Praxisbeispiele zeigen, dassfür die Phase nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragung zwarein Prozess geplant wird, aber <strong>de</strong>n Führungskräfteninhaltlich allenfalls einKatalog von Standardmaßnahmen angebotenwird. So ist es auch kein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>,dass auf zentraler Ebene immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong>die gleichen Standardmaßnahmen ergriffenwer<strong>de</strong>n, die strukturell allerdingswenige Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen bewirken– als da wären: bessere Kommunikationvon Unternehmensstrategie, Unternehmenswertenund Unternehmens-Performance,Führungskräftetrainings sowiedie Verpflichtung zur Problemlösung auf<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsebene in Form von vielen <strong>de</strong>sintegriertenEinzelworkshops. Das Spektrummöglicher echter Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,die aus Mitarbeiterbefragungen resultieren,ist jedoch <strong>de</strong>utlich vielfältiger (siehedazu Abbildung auf Seite 32).Ein Beispiel für die gelungene integriertePlanung eines Folgeprozesses,<strong><strong>de</strong>r</strong> methodisch sauber und in angemessenerWeise konzipiert wur<strong>de</strong> unddann auch strukturelle Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenbrachte, stellt die Mitarbeiterbefragung<strong><strong>de</strong>r</strong> K+S Gruppe dar.Folgeprozess mit positiver ResonanzDie K+S Gruppe hat im Sommer 2012ihre erste unternehmensweite Mitarbeiterbefragungdurchgeführt, zu <strong><strong>de</strong>r</strong>alle knapp 14.000 Mitarbeiten<strong>de</strong>n eingela<strong>de</strong>nwur<strong>de</strong>n. Schon zu Beginn <strong>de</strong>sBefragungsprojekts wur<strong>de</strong> auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Folgeprozesskonzipiert, sodass genügendVorlaufzeit bis zur Implementierungsphaseblieb.Die hohe Rücklaufquote von 76 Prozentwar Auftrag und Ansporn zugleich,<strong>de</strong>n hohen Erwartungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiteran die Verwertung ihres Feedbacks gerechtzu wer<strong>de</strong>n. Folgen<strong>de</strong> Punkte waren– neben etlichen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en – für dieSteuerung <strong>de</strong>s Folgeprozesses bei K+Sessenziell:• Integration mit <strong>de</strong>m Berichtswesen:Definition von Unternehmensebenenmit verpflichten<strong><strong>de</strong>r</strong> Maßnahmenplanungsowie zugeschnittene Gestaltung<strong><strong>de</strong>r</strong> Berichtsformate auf verschie<strong>de</strong>neZielgruppen10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>


32 Management_mitarbeiterbefragungBeispiele für FolgeprojekteFinanzdienstleister180.000 MitarbeiterEnergieunternehmen(55.000 Mitarbeiter)Medienunternehmen(25.000 Mitarbeiter)Logistikunternehmen(15.000 Mitarbeiter)Produzieren<strong>de</strong>s Gewerbe(6.500 Mitarbeiter)Finanzdienstleister(4.000 Mitarbeiter)Folgeprojekte• Total RewardsStatements an alleMitarbeiter• Kommunikationsplanzur internenRückmeldung vonKun<strong>de</strong>nfeedback• Entwicklung einesSenior-Management-TrainingsprogrammsFolgeprojekte• Überarbeitung <strong>de</strong>sVergütungsprogramms• Überarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong>Karrierepfa<strong>de</strong> undProgramme für HighPotentials• Segmentierung <strong><strong>de</strong>r</strong>Belegschaft, zielgerichteteInterventionenFolgeprojekte• Design und Einführungeiner EVP, alsoeiner „EmployeeValue Proposition“Folgeprojekte• Neuorganisation <strong><strong>de</strong>r</strong>HR-Funktion zumBusiness Partner –zur Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong>Effektivität• Entwicklung einerWertelandschaftFolgeprojekte• Toolkit zur Verbesserung<strong><strong>de</strong>r</strong> Qualität vonStellenbewertungen• Entwicklung einesunternehmensweitenAnsatzes zur Reduzierungvon Redundanzenin Entscheidungs- undBewilligungsprozessenFolgeprojekte• Bewertung,Neugestaltung undKommunikation <strong><strong>de</strong>r</strong>Sozial- und NebenleistungenDas Spektrum möglicher Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, die aus Mitarbeiterbefragungenresultieren können, ist groß. Statt lediglich Standardmaßnahmenabzuspulen, können Unternehmen bei mutigen, angepasstenFolgeprojekten tatsächlich auch substanziell profitieren.Quelle: towers watson• Etablierung und Befähigung einesNetzwerks von Koordinatoren und eineszentralen „Kümmerers“ sowie Aufgabenklärungfür verschie<strong>de</strong>ne Rollen• Frühzeitiges Erwartungsmanagementfür Führungskräfte und Koordinatorenauf Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> Leitfrage: „Was kommtnach <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragung auf mich zu?“• Integration <strong>de</strong>s Monitorings in vorhan<strong>de</strong>neStrukturen – das heißt: halbjährlicheDiskussion <strong>de</strong>s Umsetzungsstandsbeim sogenannten „Managementdialog“• Neben <strong>de</strong>zidierten quantitativen Analysen:interaktive Auswertung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freitextantwortenin sechs SprachenZentrale Handlungsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>finiertZusätzlich zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Vielzahl spezifischerMaßnahmen in verschie<strong>de</strong>nen betrieblichenEinheiten wur<strong>de</strong>n im Anschlussan die Befragung drei zentrale Schwerpunkteauf Unternehmens ebene i<strong>de</strong>ntifiziert,wo <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit nun mittels verschie<strong>de</strong>nerProjekte Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenimplementiert wer<strong>de</strong>n. So soll die Kommunikationzur strategischen Ausrichtung<strong><strong>de</strong>r</strong> K+S Gruppe gestärkt wer<strong>de</strong>n.Für die einzelnen Unternehmenseinheitenwer<strong>de</strong>n ferner regelmäßige Mitarbeiterbesprechungeneingeführt, soferndies noch nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war. Schließlichwird K+S <strong>de</strong>n Mitarbeitern die Entwicklungschancenkünftig klarer aufzeigen.Das schließt unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em das Schaffeneiner transparenteren Nachfolgeplanungbei Stellenbesetzungen sowiedas Einrichten von Jobarchitekturen ein.Ein erstes Feedback zu diesem Mix austypischen und eher unkonventionellen,weiterreichen<strong>de</strong>n Folgeaktivitäten ergab,dass Folgeprozess und -projektebei Führungskräften, Mitarbeitern undHR-Koordinatoren auf positive Resonanzstoßen. Es stellen sich aber auch ersteFragen für die Zukunft:• Wie wer<strong>de</strong>n künftig kleine Gruppen,die keinen eigenen Bericht erhalten, indie Maßnahmenplanung integriert?• Welche Vor- und Nachteile ergebensich durch die verbindliche Kommunikation<strong>de</strong>s nächsten Befragungszeitraums?• In welcher Weise wer<strong>de</strong>n die Erfahrungenaus <strong><strong>de</strong>r</strong> sehr arbeitsintensivenAufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> „Kümmerer“ und Koordinatorenaufgegriffen?Diese Fragen wird K+S wie<strong><strong>de</strong>r</strong>umfrühzeitig angehen, <strong>de</strong>nn eine kontinuierlicheWeiterentwicklung gehörtgleichsam zum Wesen eines funktionieren<strong>de</strong>nFolgeprozesses.Weiter reichen<strong>de</strong> Folgen zulassenFolgeprozesse bei Mitarbeiterbefragungensind auch im Optimalfall keineSelbstläufer, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n bleiben Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen.Mittlerweile gibt es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxisaber gute Ansätze zur Neugestaltungo<strong><strong>de</strong>r</strong> Ergänzung von Folgeprozessen, diean<strong><strong>de</strong>r</strong>e Unternehmen adaptieren können.Wie das Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> K+S Gruppe zeigt,ist es wichtig, nicht nur die Prozesse imAuge zu haben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch strukturelleVerän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen als Konsequenz aus<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiterbefragung zuzulassen.So kann die Befragung einen größerenMehrwert entfalten als Schema F. Dr. Roland Abel istPractice Head OrganizationalSurveys and Insights bei TowersWatson Deutschland.Ingo Werthmann istLeiter Personalstrategie bei<strong><strong>de</strong>r</strong> K+S AG.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


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34 Management_PersonalgewinnungGanzheitlich neu aufstellenPraxis. Die Bahn steht wegen Personalengpässen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kritik. Welche Maßnahmensie ergriffen hat, um langfristig Überalterung und Fachkräftemangel zu überwin<strong>de</strong>n.Von Ulrich Weber, Kerstin Wagner,Antonella Mei-Pochtler und Rainer StrackMit Blick auf die Personalsituationsteht die DeutscheBahn vor großen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen.Insgesamt muss<strong><strong>de</strong>r</strong> Konzern bis 2020 jährlich rund 5.000bis 7.000 neue Mitarbeiter einstellen, um<strong>de</strong>n durch natürliche und altersbedingteFluktuation entstehen<strong>de</strong>n Personalbedarfzu <strong>de</strong>cken.Um dieser Situation entgegenzuwirkenund neue Mitarbeiter zu fin<strong>de</strong>n, ist eineganzheitliche Vorgehensweise wichtig.Die Deutsche Bahn (DB) hat sich im vergangenenJahr dieses Themas angenommenund ihr Employer Branding undRecruiting neu aufgestellt. Schließlichhat die Deutsche Bahn trotz ihres hohenBekanntheitsgrads historisch mit einergeringen Attraktivität ihrer Arbeitgebermarkezu kämpfen. In <strong>de</strong>n Vorjahren hatsie außer<strong>de</strong>m nur in geringem Umfanggezielte Aktivitäten zur Stärkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarkeund für professionellesRecruiting initiiert. Die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungensind noch nicht alle gelöst, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorfall am Mainzer Hauptbahnhofbelegt, wo es durch Personalengpässezu Zugausfällen kam. Doch erste mittelfristigeErfolge dieser Maßnahmen sinddurchaus schon zu verzeichnen (sieheKasten auf Seite 33).Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung langfristig angehenDie Neuausrichtung war ganz im Sinne<strong>de</strong>s integrierten Talent Acquisition Managements– ein ganzheitlicher Ansatzzur Gewinnung von Personal – gestaltet.Die Motive <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Arbeitgeberkampagne zeigen die unterschiedlichen Berufe. Mithilfesolcher Imageanzeigen soll die Arbeitgebermarke langfristig gestärkt wer<strong>de</strong>n.Startpunkt ist die Neuausrichtung <strong>de</strong>sEmployer Brandings, um eine Arbeitgebermarkeaufzubauen, die unterschiedlicheZielgruppen anspricht. Die nachfolgen<strong>de</strong>Recruiting-Strategie muss dieAnzahl und Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> eingehen<strong>de</strong>nBewerbungen steuern. Anschließendgilt es, <strong>de</strong>n Recruiting-Prozess und dieRecruiting-Organisation schnell und effizientzu gestalten. Ein effektives undvollständiges Onboarding ist für ein erfolgreichesTalent Acquisition Managementebenfalls unabdingbar. Die Maßnahmenzur Personalbindung run<strong>de</strong>ndas Konzept umfassend ab.2012 hat die Deutsche Bahn diesenProzess zusammen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> BostonConsulting Group (BCG) initiiert, umdie gesamte Personalgewinnung neuaufzustellen. Seit Juni 2012 sind Em-© Deutsche Bahnpersonalmagazin 10 / 13


35Neuausrichtung in vier PhasenAnalysephaseStrategieentwicklungAudit zur Arbeitgebermarke1 Marktrecherche2 3 Positionierung 4 MaßnahmenAnalyse <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>zeitigenMarkenpositionierung und­wahrnehmung• Definition <strong><strong>de</strong>r</strong> Zielgruppensegmente• Onlineumfrage mit 1.000 neueingestellten Mitarbeitern• 80 Fokusgruppeninterviews mitManagern und MitarbeiternVerständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedürfnissepotenzieller <strong>Bewerber</strong>• Externe Onlineumfrage mit5.000 potenziellen <strong>Bewerber</strong>n• 80 Fokusgruppeninterviews mitManagern und MitarbeiternEntwicklung einer glaubhaftenPositionierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarke• I<strong>de</strong>ntifizierung von Kernmarkenattributen• Entwicklung einer Markenvisionfür je<strong>de</strong> ZielgruppePriorisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebel zur Umsetzung<strong><strong>de</strong>r</strong> Markenpositionierung• Bewertung <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistung existieren<strong><strong>de</strong>r</strong>Markenmaßnahmen undKommunikationskanäle• Planung <strong>de</strong>s künftigen Maßnahmenpaketsund Priorisierung <strong><strong>de</strong>r</strong>Kanäle – Fokus onlineZur Neuausrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarke <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Bahn wur<strong>de</strong>nvier Phasen durchlaufen. Diese betrafen sowohl die Innenansichtals auch die Außenansicht <strong>de</strong>s Unternehmens, die Entwicklung<strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Strategie und die Ableitung von passen<strong>de</strong>n Maßnahmen.Quelle: the boston consulting groupployer Branding und Recruiting untereinem Dach zusammengeführt. DiePersonalstrategie ist dabei eng mit <strong><strong>de</strong>r</strong>Konzernstrategie verknüpft: Die Konzernstrategie„DB 2020“ hat zum Ziel,dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzern im Jahr 2020 profitablerMarktführer mit Kun<strong>de</strong>n- undQualitätsorientierung, Umweltvorreiterund Top-Arbeitgeber sein soll.Zur Neuausrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarke– als Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> integrierten Personalgewinnungsstrategie– wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>vier Phasen durchlaufen: Audit zur Arbeitgebermarke,Marktrecherche, Positionierungund Maßnahmen.Erste Phase: Audit zur Employer BrandIn <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Phase galt es, die Innensichtzur <strong><strong>de</strong>r</strong>zeitigen Positionierungund Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarkegenau zu verstehen. Dazu führtedie Deutsche Bahn gemeinsam mit BCGeine Onlineumfrage mit 1.000 Beschäftigtendurch, die innerhalb <strong>de</strong>s vergangenenJahres eingestellt wor<strong>de</strong>n sind.Darüber hinaus gab es umfangreiche Interviewsmit mehr als 80 Führungskräftenund Mitarbeitern. Auch interne un<strong>de</strong>xterne Arbeitgeberstudien wur<strong>de</strong>n mitBlick auf die folgen<strong>de</strong>n Kernfragen ausgewertet:Wie sehen unsere <strong><strong>de</strong>r</strong>zeitigenMarketing- und Kommunikationsaktivitäten,Budgets und Mitarbeiterkapazitätenaus? Wie haben neue Mitarbeiterihren kürzlich erlebten Recruiting-Prozessund die damit verbun<strong>de</strong>nen Employer-Branding-Maßnahmenwahrgenommen?Wie wird die Arbeitgebermarkeintern wahrgenommen, wo besteht Optimierungspotenzial?Zweite Phase: MarktrechercheIn <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Phase ging es darum,die externe Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarkezu ermitteln sowie die sichwan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Bedürfnisse und Entscheidungsfaktorenpotenzieller <strong>Bewerber</strong> zuuntersuchen. Dafür war es vorweg notwendig,die relevanten Zielgruppen zu<strong>de</strong>finieren – eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungfür <strong>de</strong>n Konzern, da er für einegroße Bandbreite an Zielgruppen (Schulabgänger,Stu<strong>de</strong>nten, nichtaka<strong>de</strong>mischeund aka<strong>de</strong>mische Berufserfahrene) alsArbeitgeber attraktiv sein muss.Um ein besseres Verständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedürfnissepotenzieller Arbeitnehmer zuerlangen, wur<strong>de</strong> eine externe Onlineumfragekonzipiert, die 5.000 Personenüber alle Zielgruppen hinweg befragte.Ergänzend wur<strong>de</strong>n 80 Fokusgruppeninterviewsdurchgeführt. Hierzu wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>„Mind Discovery“-Ansatz genutzt, <strong>de</strong>nBCG entwickelt hat. Der Ansatz erfasstmithilfe von assoziativen Techniken verborgeneWünsche und Zielvorstellungenspezifischer Fokusgruppen. Dabeiwer<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> fünf Elemente durchleuchtet– wobei für die ersten bei<strong>de</strong>nElemente noch keine Arbeitgebermarkengenannt wer<strong>de</strong>n: Personen und ihreMotivation, Faktoren bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl<strong>de</strong>s Arbeitgebers, Wettbewerbsposition,zukünftige Optionen zur Positionierungund Kommunikationskanäle. Kernfragen<strong><strong>de</strong>r</strong> DB waren hierbei: Welche Bedürfnisseund Vorstellungen haben dieZielgruppen in Bezug auf Erwartungenan <strong>de</strong>n Arbeitgeber, die Arbeit und Karriere?Was erwarten die Kandidaten,wenn sie mit <strong><strong>de</strong>r</strong> DB in Kontakt treten?Wie sind die <strong><strong>de</strong>r</strong>zeitige Markenpositionierungund Wahrnehmung auf <strong>de</strong>mTalentmarkt? Welche Außenwahrnehmungbesteht? Ist sie konsistent mit <strong><strong>de</strong>r</strong>internen Markenwahrnehmung? WelcheRecruiting-Kanäle und Recruiting-Maßnahmenwer<strong>de</strong>n von spezifischen Zielgruppenpräferiert? Zum Abschluss <strong><strong>de</strong>r</strong>Analysephase wur<strong>de</strong>n Selbstbild undFremdbild verglichen und gespiegelt,um die Positionierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarkezu i<strong>de</strong>ntifizieren.Die externe Marktrecherche zeigteeindrücklich die hohen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<strong>de</strong>nen sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzern mit Blick auf sei-10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>


36 Management_Personalgewinnungne Arbeitgebermarke stellen muss: 99,7Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> potenziellen <strong>Bewerber</strong> kanntendie Marke Deutsche Bahn, doch gera<strong>de</strong>einmal fünf Prozent konnten sich dasUnternehmen als Arbeitgeber vorstellen.Lediglich zwei Prozent wür<strong>de</strong>n sichtatsächlich bewerben. Dieses Ergebnismacht <strong>de</strong>utlich, dass die enorme Markenbekanntheitkeineswegs auch dasInteresse am Unternehmen als Arbeitgeberverstärkt o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich in entsprechendhohen <strong>Bewerber</strong>zahlen nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlägt.Dritte Phase: NeupositionierungAuf Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> Analysen entwickelte dieDB in <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten Phase mit BCG ihreEmployer-Branding-Strategie. Dafür galtes, die Kernmarkenattribute und Optionenzur Positionierung zu i<strong>de</strong>ntifizieren.Zunächst wur<strong>de</strong>n dazu die Zielgruppen,basierend auf <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>s„Mind Discovery “ -Ansatzes, abgeleitet.Mithilfe von Zuordnungen hinsichtlichArbeitsmotivation und Verhältnis zumArbeitgeber konnten bestimmte Musterunterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Das heißt,für je<strong>de</strong> Zielgruppe zeichnete sich einspezifisches Muster bezogen auf die Erwartungenan einen Arbeitgeber ab. Aufdiese Weise wur<strong>de</strong> eine Arbeitgebermarkenvisionfür je<strong>de</strong> Zielgruppe entwickelt.Vierte Phase: Maßnahmen bewertenAnschließend leitete <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzern in <strong><strong>de</strong>r</strong>vierten Phase Maßnahmen zur Neuausrichtung<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarke abund priorisierte diese. Er <strong>de</strong>finierte dieentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Attribute <strong><strong>de</strong>r</strong> EmployerValue Proposition (EVP) und formulierteSchlüsselbotschaften, die in Employer-Branding-Maßnahmen umgesetzt wur<strong>de</strong>n.Richtlinie für das Vorgehen war dieglaubwürdige Abbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> internenUnternehmensrealität.Die Deutsche Bahn richtete ihreEmployer-Branding-Aktivitäten an <strong>de</strong>n<strong>Bewerber</strong>erwartungen aus. Es wur<strong>de</strong>nZiele und Initiativen <strong>de</strong>finiert, einZeitplan erarbeitet, eine Werbeagenturausgewählt und Maßnahmen einer großangelegten Employer-Branding-Kampagneerarbeitet und abgestimmt. DieZielgruppensegmentierung war eineentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Basis, um eine optimaleMedienstrategie zu entwickeln. Es wur<strong>de</strong>festgelegt, welche Botschaft an welcheZielgruppe gesen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n soll. Dafüranalysierte man die Leistung existieren<strong><strong>de</strong>r</strong>Employer-Branding-Maßnahmenund Recruiting-Kanäle, um herauszuarbeiten,welche Gruppe über welche Kanäleam besten zu erreichen ist.Erste PraxisbeispielErfolgeErgebnisse in ZahlenDie Kampagne nach innenAuf Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Employer-Branding-Strategieentwickelte <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzerneine <strong>de</strong>utschlandweite Arbeitgeberkampagnemit <strong>de</strong>m Ziel, sich am Arbeitsmarktals vielfältiger, attraktiver undverantwortungsbewusster Arbeitgeberzu präsentieren und die Entwicklungsmöglichkeitenim Unternehmen darzustellen.In <strong><strong>de</strong>r</strong> Kampagne wur<strong>de</strong>n gezieltdie Mitarbeiter in <strong>de</strong>n Mittelpunktgestellt, um einen authentischen Blickhinter die Kulissen zu gewähren.Der Kampagnenstart erfolgte zunächstunternehmensintern, um die eigenenMitarbeiter zu Botschaftern ihres Arbeitgeberszu machen. Diese interneVerankerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarke isterfolgskritisch, wird aber häufig von vielenUnternehmen vernachlässigt.Eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s kreative Maßnahme,die von Tren<strong>de</strong>nce mit <strong>de</strong>m Son<strong><strong>de</strong>r</strong>preis„Employer Branding Innovation <strong>de</strong>s Jahres2013“ ausgezeichnet wur<strong>de</strong>, war dieEntwicklung eines „Plakat-Generators“.Mit diesem Grafiktool konnten die Mitarbeiterein selbst konzipiertes Plakat imDesign <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeberkampagne erstellen.Auf insgesamt 42 Veranstaltungen in20 Städten wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> „Plakat-Generator“vorgestellt. Mit dieser Roadshow wur<strong>de</strong>nrund 12.000 Mitarbeiter erreicht undmehr als 5.000 Plakate gedruckt. VorOrt konnten sich die Bahn-Mitarbeiterfotografieren lassen, ihre individuellenAngaben zu <strong>de</strong>n Plakaten machen unddie Plakate anschließend ausgedruckto<strong><strong>de</strong>r</strong> im Dateiformat mitnehmen.Die Motive, die für die Arbeitgeberkampagneverwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, zeigen aktiveMitarbeiter aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen(siehe Abbildungauf Seite 30). Diese sollen die verschie<strong>de</strong>nenZielgruppen ansprechen, unter-Vor gut einem Jahr wur<strong>de</strong> die gesamte Personalgewinnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Bahn neuaufgestellt und mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuausrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarke begonnen. KonkreteZahlen belegen, dass diese Schritte in die richtige Richtung führen.Das systematische Vorgehen beim Integrierten Talent Acquisition Management ist auflangfristige Ziele ausgelegt. Trotz<strong>de</strong>m lässt sich schon innerhalb <strong>de</strong>s ersten Jahres miteiner optimierten Strategie zur Personalgewinnung an einigen Zahlen ablesen, dass dieAttraktivität <strong>de</strong>s Unternehmens für <strong>Bewerber</strong> gestiegen ist.• Bewerbungen: Die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> eingehen<strong>de</strong>n Bewerbungen stieg durchschnittlich um 40Prozent.• Recruiting: Rund 11.000 Mitarbeiter wur<strong>de</strong>n im ersten Jahr nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Optimierung <strong><strong>de</strong>r</strong>Employer-Branding-Strategie (2012) neu eingestellt.• Arbeitgeberattraktivität: Im <strong>de</strong>utschen Arbeitgeberranking (Universum 2012) verbessertesich die Deutsche Bahn um mehr als 20 Plätze.• Employer Branding Award: Das Projekt „Plakat-Generator“ wur<strong>de</strong> von Tren<strong>de</strong>nce mit<strong>de</strong>m Son<strong><strong>de</strong>r</strong>preis „Employer Branding Innovation <strong>de</strong>s Jahres 2013“ ausgezeichnet.Quelle: DB Kampagnen-Reporting, Universum Employer Ranking 2012, DB-Interviews, BCG-Analysenpersonalmagazin 10 / 13


37Bis 2020 muss dieBahn jährlich rund5.000 bis 7.000 neueMitarbeiter einstellen,um ihren fluktuationsbedingtenPersonalbedarfzu <strong>de</strong>cken.schiedliche Aufgaben präsentieren unddie Vielfalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeiten innerhalb<strong>de</strong>s Unternehmens konkret vermitteln.In <strong><strong>de</strong>r</strong> Kampagne wer<strong>de</strong>n Mitarbeiterabgebil<strong>de</strong>t, die ihrer Aufgabe nachgehen,um einen ansprechen<strong>de</strong>n Einblick in dieVielfalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufe und Karrieremöglichkeitenzu geben. Die Eigenschaften <strong><strong>de</strong>r</strong>Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n in farbigen Blasenpräsentiert. Mit dieser starken unternehmensinternenVermarktung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgebermarkehebt die Bahn sich vonan<strong><strong>de</strong>r</strong>en Unternehmen ab, die darauf oftzu wenig achten.Die Kampagne nach außenDie externe Verbreitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kampagnefolgte einem 360-Grad-Ansatz. Das heißt,die Bahn präsentierte sich auf allen fürihre Zielgruppen relevanten Kanälenmit ihrem neuen Arbeitgeberauftritt.Dabei setzte sie nicht nur auf klassischeMedien wie Print, Außenwerbung undMessen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zusätzlich auch starkauf Onlinemaßnahmen und entwickelteeine Social-Media-Strategie, die relevantePlattformen wie Facebook und Twitterberücksichtigte. Zusätzlich wird ein aufwendigproduzierter Werbespot („KeinJob wie je<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e“) im Fernsehen,Kino und Internet ausgestrahlt, womitdie DB ebenfalls neue Wege geht.Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Webauftritt wur<strong>de</strong> neu entwickelt,um Arbeitnehmergruppen wie Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>,Hochschulabsolventen undBerufstätige individuell anzusprechen.Die Karriereseite ist dabei <strong><strong>de</strong>r</strong> zentraleAnlaufpunkt aller Interessenten. Aucheigene Produkte <strong>de</strong>s Verkehrsunternehmenswur<strong>de</strong>n als Werbeträger für die Arbeitgebermarkenbotschafteneingesetzt.Beispielsweise zieren seit einigen MonatenMotive <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeberkampagneeinen Waggon <strong><strong>de</strong>r</strong> Münchener S-Bahn.Diese „Karriere-S-Bahn“ fährt seit März2013 durch München und macht auf dieDB als Arbeitgeber aufmerksam.Recruiting-Strategie und -ProzessUm einen dauerhaften Erfolg <strong><strong>de</strong>r</strong> neuenEmployer-Branding-Strategie zu sichern,mussten die Professionalisierung <strong>de</strong>s Recruitingsinitiiert und die Bereiche in einerOrganisationseinheit neu aufgestelltwer<strong>de</strong>n. Ein ganzheitlicher Talent-Acquisition-Ansatzerfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, dass das EmployerBranding, die Recruiting-Strategie und<strong><strong>de</strong>r</strong> Recruiting-Prozess eng verzahnt wer<strong>de</strong>n.Eine gut konzipierte Organisationsowie effektive und effiziente Prozessesind dabei Erfolgskriterien. Der Konzernstellte nicht nur das Employer-Branding-Team neu auf, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die Recruiting-Organisation,um <strong>de</strong>n <strong>Bewerber</strong> vomersten Eindruck bis zur Einstellung zubegleiten und glaubwürdig aufzutreten.Die neue Personalgewinnungsorganisationumfasst sieben regionale Recruiting-Teams,die eng mit <strong>Bewerber</strong>nund <strong>de</strong>m Business zusammenarbeiten.Standardisierte Aufgaben wer<strong>de</strong>n ineinem Recruiting-Center gebün<strong>de</strong>lt.Die Recruiting-Strategie wird zentralentwickelt, die Aufgaben im EmployerBranding, in Hochschul- und Schulkooperationensowie Social Media wer<strong>de</strong>nebenfalls zentral gesteuert. Dadurch könneneinheitliche, schnelle und effektiveProzesse gewährleistet wer<strong>de</strong>n.Zehn Hebel für <strong>de</strong>n ErfolgZentrale Richtschnur sind die zehn Hebelfür erfolgreiche Personalgewinnung:• ein koordiniertes Vorgehen am Arbeitsmarkt,• glaubwürdiges Employer Branding,• professionelles Recruiting,• zeitgemäße Recruiting-Kompetenzen,• ansprechen<strong><strong>de</strong>r</strong> Social-Media- undWebauftritt,• mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne IT-Plattform,• Kooperationen mit (Hoch-) Schulen,• attraktive Nachwuchsprogramme,• Internationalisierung von EmployerBranding und Recruiting sowie• aussagekräftige Key PerformanceIndicators (KPIs)Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuorganisation im Recruitinghat die Deutsche Bahn ein eigenesTrainingsprogramm für Recruiter insLeben gerufen, um die Recruiting-Kompetenzenweiterzuentwickeln. Denn dasBerufsbild <strong>de</strong>s Recruiters hat sich injüngster Zeit stark verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Recruitingist heute eine eigene Profession,die von Proaktivität und Marktkenntnisgeprägt ist. Der Recruiter begleitet <strong>Bewerber</strong>sowie Führungskräfte bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Besetzungeiner Stelle und muss sich dabeipermanent an <strong>de</strong>n Trends <strong>de</strong>s <strong>Bewerber</strong>marktsund an <strong>de</strong>n Erwartungshaltungen<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewerber</strong> ausrichten. Dabei ist nichtnur Metho<strong>de</strong>nkompetenz im Recruitinggefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch ein gutes Netzwerkund eine effektive Nutzung sozialerMedien.Erfolg muss sich langfristig einstellenDer beschriebene Ansatz <strong>de</strong>s integriertenTalent Acquisition Managements istganzheitlich gedacht und auf langfristigeResultate angelegt. Die ersten Erfolge<strong>de</strong>s neuen Recruitings lassen sich an<strong>de</strong>n höheren Bewerbungszahlen ablesen.Auch die Arbeitgeberattraktivitätist schon im ersten Jahr gestiegen. DieBahn sieht sich damit auf <strong>de</strong>m richtigenWeg, um langfris tig die Talentknappheitzu überwin<strong>de</strong>n und Personalengpässe zuvermei<strong>de</strong>n.Ulrich Weber ist seit 2009 Personalvorstand<strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Bahn und <strong><strong>de</strong>r</strong> DBMobility Logistics AG.Kerstin Wagner verantwortet seit 2012die Personalgewinnung <strong><strong>de</strong>r</strong> DB AG.Antonella Mei-Pochtler ist SeniorPartner und Managing Director. Sie leitetdas europaweite Marketing von BCG.Dr. Rainer Strack ist Senior Partnerund Managing Director. Er leitet europaweitdie Praxisgruppe „People and Organization“bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Boston Consulting Group.10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>


38 Management_FührungStufe für Stufe zum Transferpraxis. Viele Unternehmen haben zwar Führungsleitlinien aufgestellt, gelebt wer<strong>de</strong>nsie aber nicht immer. Wie aus <strong><strong>de</strong>r</strong> bloßen Theorie praktisches Führungshan<strong>de</strong>ln wird.Von Barbara Gülpen und Sabine MaurerWie in vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Unternehmenwur<strong>de</strong>n auch beiLin<strong>de</strong> Material Handling(LMH) vor etlichen JahrenFührungsleitlinien in Form eines Kompetenzmo<strong>de</strong>llseingeführt. Zunächst aufMeisterebene, dann ausgeweitet auf alleFührungsebenen wur<strong>de</strong> festgelegt, wasvon einer Führungskraft erwartet wirdund wie sie sich zu verhalten hat. Inzwischenwur<strong>de</strong>n die Leitlinien und dasKompetenzmo<strong>de</strong>ll in die „Global PeopleStandards“ aufgenommen, einem Teil<strong>de</strong>s Unternehmensprogramms „The Lin<strong>de</strong>Way“, <strong><strong>de</strong>r</strong> gute Führung und Zusammenarbeitför<strong><strong>de</strong>r</strong>t.Die Leitlinien zu kennen heißt abernoch lange nicht, dass sich eine Führungskraftauch entsprechend verhält.Deswegen wur<strong>de</strong>n die Führungsleitlinienin die Trainings für Führungskräftevon Lin<strong>de</strong> Material Handling aufgenommen.Die Trainingsmaßnahmen zielenauf eine Verhaltensän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Füh-Allein die Einsichtreicht nicht aus. Wirwissen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschiedzwischen Theorieund Praxis in <strong><strong>de</strong>r</strong>Theorie <strong>de</strong>utlich kleinerist als in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis.rungskräfte ab und gehen dafür über reineInformationsveranstaltungen hinaus.Nur so sind ernsthafte Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen möglich.Denn allein die Einsicht reicht imFührungsalltag oft nicht aus, wo unterZeitdruck eingeschliffene Verhaltensmustervorherrschen. Außer<strong>de</strong>m wissenwir, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschied zwischen Theorieund Praxis in <strong><strong>de</strong>r</strong> Theorie <strong>de</strong>utlichkleiner ist als in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis.Nützliche Führungsinstrumente übenUm tatsächlich Verhaltensän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenim Praxisalltag zu verwirklichen, ist eindidaktisch wirksames Konzept für dieTrainings vonnöten. Die Personalentwicklungvon Lin<strong>de</strong> Material Handlingwusste um diese Zusammenhänge, als2008 <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Durchgang <strong>de</strong>s Lift-Trainingsprogramms(„Lift“ steht für Lin<strong>de</strong>Führungs-Tools) ins Leben gerufen undinzwischen zum zehnten Mal in jeweilsangepasster optimierter Form in Zusammenarbeitmit <strong>de</strong>m PersonalentwicklungsinstitutNew Management Conceptdurchgeführt wur<strong>de</strong>. Damit die Leitlinienund das Kompetenzmo<strong>de</strong>ll nichtin <strong><strong>de</strong>r</strong> Schubla<strong>de</strong> verstauben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nzu echten Qualitätsverbesserungen in<strong><strong>de</strong>r</strong> Führungsarbeit beitragen, war eineÜbersetzung in nützliche Führungsinstrumente,die richtig eingeübt wer<strong>de</strong>n,erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich.Die Tools wur<strong>de</strong>n in Zusammenarbeitmit <strong>de</strong>n LMH-Verantwortlichen passendzum Kompetenzmo<strong>de</strong>ll ausgewählt. Bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl galt <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundsatz „Wenigerist mehr“. Es wur<strong>de</strong>n Schwerpunkteauf einige wenige Führungsinstrumentegesetzt, für die dann ausreichend Zeitvorhan<strong>de</strong>n war, um sie intensiv zu trainieren.Dies erschien Erfolg versprechen<strong><strong>de</strong>r</strong>als die breite Palette, die meistin <strong><strong>de</strong>r</strong> Theoriephase steckenbleibt und<strong>de</strong>n Weg in die Praxis nicht fin<strong>de</strong>t.Ein Beispiel: Als wichtige Führungskompetenzwird das Geben von konstruktivemFeedback an <strong>de</strong>n Mitarbeiterangesehen. Die Originalformulierungim Lin<strong>de</strong> Way lautet: „LMH-Beschäftigteerhalten regelmäßig Feedbackbezüglich ihrer Leistung.“ Als Tool imLift-Programm wird passend dazu <strong><strong>de</strong>r</strong>sogenannte „Feedback-Hamburger“ alsGesprächsstruktur für ein konstruktivesFeedback trainiert. Dabei wird die Kritikdurch positives Feedback eingerahmt –so wie das Hamburgerfleisch von zweiBrötchenhälften umgeben ist.Training folgt <strong><strong>de</strong>r</strong> LernprozessschleifePassend zu <strong>de</strong>n Zielen wur<strong>de</strong> ein zunächstdreistufiges Trainingsprogrammà drei Tage konzipiert, das sich im Lauf<strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre zu fünf zweitägigen Trainingsmit weiteren Lernelementen verän<strong><strong>de</strong>r</strong>that. Grundlage ist neben neurodidaktischenGrundsätzen vor allem die Lernprozessschleife.Die Lernprozessschleifebasiert auf <strong>de</strong>m Seki-Mo<strong>de</strong>ll, das IkujiroNonaka und Hirotaka Takeuchi 1997 inihrem Buch „Die Organisation <strong>de</strong>s Wissens“beschrieben haben. Anhand <strong><strong>de</strong>r</strong>Lernprozessschleife wird <strong>de</strong>utlich, wieWissen entsteht und wie nachhaltigesLernen erreicht wird. Die Lift-Führungstrainingsnutzen dieses Mo<strong>de</strong>ll dazu,Verhalten bewusst zu machen und Verhaltensän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenanzustoßen (sieheGrafik auf Seite 39).personalmagazin 10 / 13


39Um das Verhalten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxiszu än<strong><strong>de</strong>r</strong>n, gilt es, die einzelnenStufen <strong>de</strong>s Transferprozesseszu durchlaufen: vom Fall- über<strong>de</strong>n Fertigkeits- zum Feld- undschließlich zum Praxistransfer.Die LernprozessschleifeunbewusstMitlaufen/Dabei seinErfahrungslernenNach<strong>de</strong>nkenreflektieren<strong>de</strong>sLernenunbewusstAnwen<strong>de</strong>nLernen durchAusprobierenInput/ErklärungenerhaltenLernen durchKombinationbewusstbewusstDen Führungskräftetrainings liegen die Annahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Lernprozessschleifezugrun<strong>de</strong>. Sie beschreibt, wie nachhaltiges Lernenund Verhaltensän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung entstehen.Quelle: New Management conceptLaut dieser Lernschleife entsteht in<strong><strong>de</strong>r</strong> Phase „Mitlaufen/Dabei sein“ Wissen,wenn Erfahrungen geteilt wer<strong>de</strong>nund <strong><strong>de</strong>r</strong> Lernen<strong>de</strong> einfach dabei ist, wenndas zu Erlernen<strong>de</strong> stattfin<strong>de</strong>t. Führungskräftelernen viel von Vorbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong>davon, wie sie selbst von ihren eigenenFührungskräften behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong>wur<strong>de</strong>n. Bei unserem Feedback-Beispielhat die teilnehmen<strong>de</strong> Führungskraft bereitsErfahrungen, da sie selbst in <strong><strong>de</strong>r</strong>Vergangenheit von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Feedback erhaltenhat. Auch war sie eventuell dabei,als an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Führungskräfte Feedback anKollegen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter gegeben haben.Im Seminar ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Trainer Vorbild,wie er Einzelnen Feedback gibt.In <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Phase („Nach<strong>de</strong>nken“)wird das eigene Verhalten bewusst reflektiertund hinterfragt. Dies geschiehtallein, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe durch gegenseitigesFeedback und gezielte Reflexionsübungeno<strong><strong>de</strong>r</strong> mit einem Lernpartner.Grundlage kann hierbei ein „Vorher-Rollenspiel“sein, das auf Vi<strong>de</strong>o aufgenommenund dann analysiert wird. „Vorher“heißt, bevor neuer Input in die Gruppegegeben wird. Diese Vi<strong>de</strong>oaufnahmenlassen sich als „fürsorgliche Erschütterung“bezeichnen, weil das Selbstbild oftbesser ist als jenes, das auf <strong>de</strong>m Vi<strong>de</strong>ogezeigt wird. In <strong>de</strong>m Moment erkenntdie teilnehmen<strong>de</strong> Führungskraft vonselbst Handlungsbedarf und formt dieEinsicht, dass Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichist. In unserem Beispiel machen wir ersteine Vi<strong>de</strong>oaufnahme über ein Feedback-Gespräch, ohne dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmerbereits die Struktur <strong>de</strong>s Feedback-Hamburgerskennt.In <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten Phase („Input/Erklärungenerhalten“) erhält <strong><strong>de</strong>r</strong> Lernen<strong>de</strong>externe neue Impulse, zum Beispieldurch vorgestellte Instrumente o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mo<strong>de</strong>lle,im Training o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Lektüre.Diese Wissensinhalte wer<strong>de</strong>n dann andas vorhan<strong>de</strong>ne Wissen angeknüpft. Zusammenhängemit <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Alltagspraxiswer<strong>de</strong>n erkannt, es wird geprüft,ob die Wissensinhalte im Grun<strong>de</strong> bejahtwer<strong>de</strong>n können, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Lernen<strong>de</strong> formtdie Absicht, die neue Erkenntnis in diePraxis umzusetzen. Er überträgt dasneue Wissen kognitiv auf die eigene Situation.Praxisbezug immer herstellenDer Input im Lift-Programm wird bewusstso aufgebaut, dass die Führungskraft<strong>de</strong>n Nutzen <strong>de</strong>s Instrumentserkennt. Alle Instrumente wer<strong>de</strong>n möglichsteinfach dargestellt, um so zurUmsetzung zu motivieren. Der Bezugzu <strong>de</strong>n LMH-Leitlinien wird bei je<strong>de</strong>mFührungsinstrument aktiv hergestellt.Im Beispiel <strong>de</strong>s Feedback-Hamburgersist <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenhang offensichtlichund daher leicht erkennbar, <strong>de</strong>nn dieLMH-Führungskräfte sind gemäß Leit-10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>


40 Management_Führungbild verpflichtet, Feedback an ihre Mitarbeiterzu geben und von diesen aufzunehmen.In <strong><strong>de</strong>r</strong> vierten Phase („Anwen<strong>de</strong>n“)wird durch Ausprobieren weiter gelerntund das kognitive Wissen als Fertigkeiteintrainiert (Fertigkeitstransfer).Dies geschieht durch Rollenspiele mitVi<strong>de</strong>oanalyse. Bis hierhin kann ein gutaufgebautes Training aktiv führen. Dieweitere Übertragung <strong>de</strong>s Gelernten vomRollenspiel im Seminarraum in die Führungspraxis(Feldtransfer) muss <strong><strong>de</strong>r</strong>Teilnehmer selbst leisten und wird perErst wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmerdas ausprobierteVerhalten in sein automatisiertesVerhaltensrepertoireübernimmt,setzt sich die Lernprozessschleifefort.Reflexion im jeweils nächsten Bausteinund in einer Lernpartnerschaft, einem„Transfertan<strong>de</strong>m“, begleitet.Wissen in Verhalten übersetzenErst wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer das ausprobierteneue Verhalten auf Dauer beibehältund dieses in sein automatisiertesunbewusstes Verhaltensrepertoire übergeht,setzt sich die Lernprozessschleifefort und es wird quasi ein Teil von ihmselbst. Mit <strong>de</strong>m Übergang in die erstePhase geht das Lernen von Neuem los.Der Feedback-Hamburger wird so oftangewen<strong>de</strong>t, bis er nicht mehr bewusstals Instrument genutzt wird, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nsich das Gespräch automatisch hiernachstrukturiert.In allen Transferphasen spielt die Motivationeine große Rolle. Um Teilnehmerzur Übertragung <strong>de</strong>s Gelernten zumotivieren, sind Überzeugungsarbeitund Ermutigung sowie individuelle Aufmerksamkeitgefragt. Es ist Aufgabe <strong>de</strong>sTrainers, je<strong>de</strong>s Instrument motivierendzu verkaufen und das Ausprobierendurch Lob zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n.Die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung ist entschei<strong>de</strong>ndDie LMH-Führungskräfte sind – wiemeist auch in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Unternehmen –sehr beschäftigt mit Fachaufgaben undhaben für Führung mitunter zu wenigZeit. Daher ist es wichtig, dass die Führungsinstrumenteleicht und effektivsind und im Training je<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmerintensiv Praxisübungen durchführt, damitdie Hür<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Feldtransfer nichtzu hoch ist. Dies bleibt eine Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungund es ist sicher so, dass einigeTeilnehmer im Alltag wesentlich mehranwen<strong>de</strong>n als an<strong><strong>de</strong>r</strong>e.Wir haben am En<strong>de</strong> eines Bausteins einenTag eingebaut, an <strong>de</strong>m je<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmerein rund halbstündiges persönlichesFeedback <strong>de</strong>s begleiten<strong>de</strong>n Trainers erhält.Dieses Gespräch ist oft eine Motivationsspritze,die Verbindlichkeit erzeugtund insgesamt <strong>de</strong>n Transfer erhöht. Dadurch,dass es sich um ein Programmmit mehreren Bausteinen und mehrerenineinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verzahnten Elementen han<strong>de</strong>lt,wird wesentlich mehr in die Praxishinübergerettet, als in je<strong>de</strong>m Einzelseminarmöglich wäre. Des Weiteren erhältje<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer nach einiger Zeit einesogenannte „Refresher-Karte“, auf <strong><strong>de</strong>r</strong>als Erinnerungsanker die wesentlichenTrainingsinhalte zusammengefasst sind.Zur Verstetigung <strong>de</strong>s Gelernten ist einpersönliches Einzelcoaching o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Shadowing“für je<strong>de</strong>n Teilnehmer wirksam.Hier ist vor allem die Führungskraftgefragt, die diesen Transferprozess ihrerMitarbeiter begleiten sollte, in einzelnenFällen wer<strong>de</strong>n zusätzlich externeCoachs eingesetzt. Viele Teilnehmernutzen die Lernpartnerschaft, das sogenannte„Transfertan<strong>de</strong>m“, und erhaltendadurch weitere Impulse und Motivation.Aber auch hier gilt: Ohne Disziplinund Konsequenz fin<strong>de</strong>t weniger Transferstatt. Es lohnt sich für das Unternehmentrotz<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>nn <strong><strong>de</strong>r</strong> finanzielle Nutzen<strong><strong>de</strong>r</strong> Programme lässt sich sehen.Controlling zeigt <strong>de</strong>n Erfolg in EuroDie Programme wer<strong>de</strong>n von einem Bildungscontrollingbegleitet. Am En<strong>de</strong>eines je<strong>de</strong>n Bausteins wird die Zufrie<strong>de</strong>nheit<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer sowohl quantitativals auch qualitativ gemessen. Undam En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Programms wer<strong>de</strong>n perSelbsteinschätzung die Daten für eineNutzenformel eingesammelt, mit <strong><strong>de</strong>r</strong>enHilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzen <strong>de</strong>s Programms inGel<strong>de</strong>inheiten berechnet wer<strong>de</strong>n kann.Die bisherigen Programme haben einendurchschnittlichen Nutzen für LMH vonrund zwei Millionen Euro pro Gruppeüber die gesamte restliche Betriebszugehörigkeit<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>sausgedrückt von rund 200.000 Euro proGruppe pro Jahr ergeben. Das Feedback<strong><strong>de</strong>r</strong> bisherigen Teilnehmer ist zu<strong>de</strong>mdurchweg positiv. Die Bilanz <strong><strong>de</strong>r</strong> LMH-Personalentwicklung: Das Programmbringt die Mitarbeiter näher zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong>,för<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong>de</strong>n Erfahrungsaustauschund erhöht die Führungskompetenz.Kollegiale Beratung wird ergänztAufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> positiven Resonanz und<strong><strong>de</strong>r</strong> sehr guten Ergebnisse wird das Programmweiter geführt und regelmäßigoptimiert sowie <strong>de</strong>n aktuellen Leitlinien<strong>de</strong>s Unternehmens angepasst. EineFortsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Programme in Formvon freiwilligen kollegialen Beratungsgruppen,in <strong>de</strong>nen Erfahrungen undPraxisfälle diskutiert wer<strong>de</strong>n können,ist in Planung.Dr. Barbara Gülpen istGrün<strong><strong>de</strong>r</strong>in und Inhaberin <strong>de</strong>sPersonalentwicklungsinstitutsNew Management Concept.Sabine Maurer ist ManagerinLea<strong><strong>de</strong>r</strong>ship Development& Global Learning, Lin<strong>de</strong>Material Handling GmbH.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


42 Organisation_NEWSDie Personalführung durchcheckenDer Erfolg eines Unternehmens hängt maßgeblich von <strong>de</strong>n Beschäftigtenab. Doch durch <strong>de</strong>n drohen<strong>de</strong>n Fachkräftemangel verschärft sich <strong><strong>de</strong>r</strong>Wettbewerb um gutes Personal. Wie kann es Unternehmen vor diesemHintergrund gelingen, gute Beschäftigte zu fin<strong>de</strong>n, zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n und langfristigzu bin<strong>de</strong>n? Strategische und insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e mitarbeiterorientierte Personalführungsind hierbei <strong><strong>de</strong>r</strong> zentrale Schlüssel. Hier setzt <strong><strong>de</strong>r</strong> Inqa-Check „Personalführung“an. Er ermöglicht Unternehmen, Unternehmensleitern und ihrenFührungskräften, die Qualität ihrer Personalführung zu überprüfen, und zeigtindividuelle Handlungsbedarfe auf. Gleichzeitig gibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Check Anregungenfür eine praxisgerechte, motivieren<strong>de</strong> und <strong>de</strong>mografiefeste Personalführung.Anhand <strong>de</strong>s Checks können Unternehmen außer<strong>de</strong>m ihre Attraktivität alsArbeitgeber analysieren und ihr Personalmarketing gezielt verbessern.Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e kleinen und mittleren Unternehmen bietet <strong><strong>de</strong>r</strong> Check Unterstützung.Entwickelt wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Inqa-Check „Personalführung“ von <strong><strong>de</strong>r</strong> „OffensiveMittelstand – Gutfür Deutschland“, einemPartnernetzwerk <strong><strong>de</strong>r</strong> vomBun<strong>de</strong>sministerium fürArbeit und Soziales geför<strong><strong>de</strong>r</strong>tenInitiative NeueQualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit. Siekönnen auch eine kostenloseKurzversion <strong>de</strong>sChecks testen.Der Check steht unterwww.inqa-check-personalfuehrung.<strong>de</strong>bereit.NachgeforschtKonstanz beim WechselnZwei neue Studien legen nahe, dass dieArbeitnehmer hierzulan<strong>de</strong> verstärkt nachneuen Jobs suchen. 35 Prozent spielen laut<strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung „Talents and Trends“ mit<strong>de</strong>m Gedanken, <strong>de</strong>n jetzigen Arbeitgeberzu verlassen. Die Karriereberatung vonRundstedt hat dafür 1.000 Männer undFrauen befragt. Ein makroökonomischesMo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Hay Group kommt in<strong>de</strong>s fürDeutschland auf eine <strong>de</strong>utlich geringerezu erwarten<strong>de</strong> Fluktuationsrate von 14Prozent – bei allerdings steigen<strong>de</strong>m Trend.Die Hay Group empfiehlt Gegenmaßnahmenauf Unternehmensebene. Interessantist da eine Langfristbetrachtung zurArbeitskräftefluktuation in Europa <strong>de</strong>sInstituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschungin Nürnberg (IAB-Kurzbericht19/2010): Danach war die Fluktuationsrate– für die es etliche variieren<strong>de</strong> Definitionengebe – in Deutschland und etlichenan<strong><strong>de</strong>r</strong>en EU-Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n über knapp 30 Jahreweitgehend konstant. In Deutschlandschwankte <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert von 1992 bis 2008stets um die 30-Prozent-Marke. Ein klarerTrend fehlt, ebenso drastische Ausschläge.News <strong>de</strong>s MonatsUmstritten Nur ein Viertel <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten in einer Manpower-Studie fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n eigenen Arbeitgeber familienfreundlich – unflexible Arbeitszeitenund zu wenig Homeoffice-Angebote sind die Grün<strong>de</strong>. Dagegen zeigt eine Studie von Aon Hewitt, dass knapp 70 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> ArbeitgeberFamilienleistungen bieten.Verschwiegen Die Kommunikation in <strong>de</strong>utschen Unternehmen ist einer Studie <strong>de</strong>s IT-Dienstleisters Beck et al. Services unter gut 100Fach- und Führungskräften zufolge verbesserungswürdig: 63 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Arbeitnehmer bemängeln, dass an ihrem Arbeitsplatz eine„Kultur <strong><strong>de</strong>r</strong> Unwissenheit“ herrsche. Ein Drittel ist sogar <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Mein</strong>ung, dass ihr Arbeitgeber das Teilen von Informationen behin<strong><strong>de</strong>r</strong>e.Schwankend Wie stark schwankt unsere Leistung nach Tagesbefin<strong>de</strong>n? Laut einer Studie <strong>de</strong>s Max-Planck-Instituts für Bildungsforschungin Berlin gibt es zwar Schwankungen, doch diese sind nur punktuell. Im Generationenvergleich zeigt sich allerdings: Ältere zeigen konstantereLeistungen – und machen laut weiterer Untersuchungen auch weniger schwere Fehler.+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++personalmagazin 10 / 13


Organisation_softwaremarkt43Flexible SeminareIntegrata bietet <strong><strong>de</strong>r</strong> Kundschaft an, <strong>de</strong>nTermin für ein gewünschtes Seminarselbst zu bestimmen. Über eine Weiterleitungauf Doodle kann je<strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmerim offenen Seminarbereich vonIntegrata einen Termin für das favorisierteTraining vorschlagen. Bei Akzeptanz vonweiteren Teilnehmern wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Wunschterminrealisiert. Vorläufig steht diese neueFunktion bei ausgewählten Seminaren aus<strong>de</strong>m Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationstechnologiezur Verfügung, sie soll im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> kommen<strong>de</strong>nMonate sukzessive ausgeweitetwer<strong>de</strong>n. www.integrata.<strong>de</strong>Mehr mobiler DatenschutzMobile Datenträger wie Notebooks o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tablet-PCs sindgera<strong>de</strong> während Geschäftsreisen einem hohen Risikoim Hinblick auf Datenspionage, -verlust o<strong><strong>de</strong>r</strong> -diebstahlausgesetzt. Trotz<strong>de</strong>m transportieren, so eine Schätzung<strong><strong>de</strong>r</strong> Digitra<strong>de</strong> GmbH, immer noch 60 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsreisen<strong>de</strong>nihre Daten auf unverschlüsselten Datenträgern. Um zu vermei<strong>de</strong>n,dass unternehmenskritische o<strong><strong>de</strong>r</strong> personenbezogene Daten in falscheHän<strong>de</strong> gelangen, hat Digitra<strong>de</strong> eine mobile Hochsicherheitsfestplattefür beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s hohe Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an die Datensicherheit entwickelt.Der mobile Datentresor verschlüsselt die auf ihm abgelegten Datenhardwarebasiert, berechnungssicher und in Echtzeit nach AES miteiner Schlüssellänge von 256-Bit im CBC-Modus. Die Zugriffskontrolleauf die Daten wird dabei durch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung viaSmartcard und achtstelliger PIN gewährleistet. www.digitra<strong>de</strong>.<strong>de</strong>So einfach ist es nicht immer.Könnte es aber sein.Talente ent<strong>de</strong>cken geht auch wissenschaftlich.Die richtigen Mitarbeiter in <strong>de</strong>n richtigen Funktionen zu haben – darauf kommt es an. Das wissen Sie ebenso gut wie wir.Je<strong>de</strong>s Jahr wer<strong>de</strong>n mehr als 30 Millionen Menschen mit unseren SHL Talent Measurement Solutions eingeschätzt, rekrutiertund geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Wir kombinieren bewährte Best Practices mit wissenschaftlich fundierten Lösungen zur Talentanalyse. Mitunserer Hilfe steigern Sie die Produktivität Ihres Unternehmens <strong>de</strong>utlich, in<strong>de</strong>m Sie die Leistung und das Potenzial vonMitarbeitern passgenau ermitteln.Auf SHLisCEB.<strong>de</strong> erfahren Sie, was Sie bisher verpasst haben.


44 Organisation_ArbeitgeberbewertungenDie Bewertungen für Arbeitgeberwer<strong>de</strong>n häufig nach intransparentenKriterien vergeben.Fluch und Segen zugleichTrend. Immer mehr Arbeitgeberwettbewerbe, -rankings und -siegel kommen auf <strong>de</strong>nMarkt. Ein Überblick über die jeweiligen Typen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Chancen und Risiken.Von Susanne Böhlich Rankings sind sehr beliebt.Kaum ein Medium kommt ohneTestberichte aus – seien sieselbst erstellt o<strong><strong>de</strong>r</strong> übernommenund dann in Auszügen veröffentlicht.Die zehn beliebtesten Golfhotels,das beste Smartphone, das pannensichersteAuto. Ergänzt wer<strong>de</strong>n dieRankings durch zahlreiche Produktzertifizierungenwie Biosiegel und Fair Tra<strong>de</strong>.Oft bleiben dabei aber Fragen offen: Wieglaubwürdig sind diese Bewertungen?Wer<strong>de</strong>n da nicht Äpfel mit Birnen ver-glichen? Ist das 100-Euro-Smartphonewirklich mit <strong>de</strong>m 600-Euro-Gerät vergleichbar?Und noch wichtiger: Wie wer<strong>de</strong>ndie einzelnen Kriterien gewichtet?Entspricht das überhaupt <strong>de</strong>n eigenenPräferenzen?Über 70 Siegel und RankingsGenauso verhält es sich mit Arbeitgeberbewertungen.Auch zu diesem Themascheinen Awards, Rankings und an<strong><strong>de</strong>r</strong>eBewertungen exponentiell gewachsenzu sein. Grob geschätzt wer<strong>de</strong>n allein inDeutschland mehr als 70 verschie<strong>de</strong>neSiegel, Zertifikate und Ranglistenplätzevergeben. Und nicht nur <strong>Bewerber</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nauch Personaler verlieren da schonmal <strong>de</strong>n Überblick – erst recht über diegenaue Methodik und <strong>de</strong>n Wert <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nenStudien.Arbeitgeberbewertungen stellen gleichermaßenFluch und Segen für Personalverantwortlichedar. Segen, weilgera<strong>de</strong> kleinere o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht so bekannteUnternehmen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Werbewirkungdieser Bewertungen profitieren, bekannterwer<strong>de</strong>n und das Zertifikat wirksamauf ihrer Website platzieren können.Fluch oft für größere Unternehmen,wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Personaler <strong>de</strong>m Vorstand er-personalmagazin 10 / 13


45klären muss, warum das eigene Unternehmennur Rang x hat, während <strong><strong>de</strong>r</strong>direkte Wettbewerber besser positioniertist – und was er dagegen zu tun ge<strong>de</strong>nkt.Wohl wissend, dass seine Möglichkeiten,<strong><strong>de</strong>r</strong>artige Bewertungen zu beeinflussen,recht begrenzt sind.Unter Arbeitgeberbewertungen könnenalle Verfahren zusammengefasstwer<strong>de</strong>n, die das Ziel haben, ein Unternehmenfür <strong>de</strong>ssen Qualität und Attraktivitätals Arbeitgeber auszuzeichnen.Die Verfahren unterschei<strong>de</strong>n sich dabeizum Teil recht <strong>de</strong>utlich. Die Abgrenzungist jedoch meist nicht trennscharfmöglich, manchmal wer<strong>de</strong>n auch mehrereMetho<strong>de</strong>n kombiniert. WesentlichePunkte dabei sind:• inhaltlicher Fokus (Employer Branding,Online-Kommunikation, Bewerbungsprozess…),• Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen (nach Bewerbung,die größten Unternehmen,Nennung durch Teilnehmer),• Kosten (kostenlos o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kosten bisrund 20.000 Euro),• Bewerter (Mitarbeiter, potenzielleKandidaten, Schüler, Stu<strong>de</strong>nten,Young Professionals, HR-Abteilung,Experten),• Methodik, Transparenz und Professionalität.Im Folgen<strong>de</strong>n sollen fünf verschie<strong>de</strong>neArten von Arbeitgeberbewertungen unterschie<strong>de</strong>nwer<strong>de</strong>n.Personalmanagerhaben nur begrenzteMöglichkeiten, Arbeitgeberbewertungenzubeeinflussen. Dennochmüssen sie sich häufigdafür rechtfertigen.Erstens: UnternehmensrankingsUnternehmensrankings sind Arbeitgeberimagestudien.Absolventen, YoungProfessionals, Arbeitssuchen<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> Beschäftigtewer<strong>de</strong>n nach ihrer Sichtweiseund persönlichen Präferenz zu bestimmtenArbeitgebern befragt. Es ist eineexterne Sichtweise, die die Attraktivitätals Arbeitgeber bewertet. Unternehmenkönnen sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel nicht anmel<strong>de</strong>n,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Befragtengenannt, sie tragen auch keine Kosten.Die bekanntesten Studien kommenvon Tren<strong>de</strong>nce und Universum, die weltweitBefragungen unterschiedlicher Zielgruppendurchführen. In Deutschlandbefragt Tren<strong>de</strong>nce jährlich rund 50.000Schüler, Absolventen verschie<strong>de</strong>nerFachrichtungen und Young Professionalsnach <strong>de</strong>n 100 Top-Arbeitgebern.Auch Universum fragt über 20.000 Stu<strong>de</strong>nten,wo sie gern arbeiten wür<strong>de</strong>n,was einen Arbeitgeber attraktiv machtund welche Kommunikationskanäle siebevorzugen.Die Rankings, die auch in <strong>de</strong>n gängigenZeitschriften und Zeitungen veröffentlichtwer<strong>de</strong>n, führen zu einemgesteigerten Bekanntheitsgrad un<strong>de</strong>inem Imagegewinn. Die <strong>de</strong>tailliertenergänzen<strong>de</strong>n Informationen können <strong>de</strong>nUnternehmen helfen, Trends zu erkennen:Was ist <strong>de</strong>n potenziellen <strong>Bewerber</strong>nwichtig? Wie wird das eigene Unternehmenwahrgenommen? Hat eine Kampagneeinen gewünschten Erfolg gehabtund die Bekanntheit gesteigert?Kritisch muss angemerkt wer<strong>de</strong>n,dass die Zielgruppe eher unspezifischist. We<strong><strong>de</strong>r</strong> Hochschulart o<strong><strong>de</strong>r</strong> Studiendauer,noch Praktika o<strong><strong>de</strong>r</strong> Auslandserfahrungwer<strong>de</strong>n erfasst. Die wenigstensBefragten haben für die Unternehmengearbeitet o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>taillierte Einblickedurch Praktika o<strong><strong>de</strong>r</strong> familiäre Kontakte.Es bleibt bei einer Außenansicht. DieseRankings sagen nichts über die wirklicheArbeitgeberattraktivität aus, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nnur über die vermutete. Diese Vermutungüber die Arbeitgeberattraktivitätwird stark vom Markenwert beeinflusst.Von <strong>de</strong>n neun <strong>de</strong>utschen Unternehmenmit <strong>de</strong>n weltweit wertvollsten Unternehmensmarken(nach Interbrand) fin<strong>de</strong>nsich sieben bei <strong>de</strong>n Top-Ten-Arbeitgebernbei Universum wie<strong><strong>de</strong>r</strong> (nur Allianzund SAP schafften es nicht in die TopTen). Auch die Branche hat einen großenEinfluss auf die wahrgenommene Arbeitgeberattraktivität,oft dominieren Automobilhersteller.Zweitens: ArbeitgeberwettbewerbeIn Arbeitgeberwettbewerben wird einbegrenzter Kreis teilnehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmendurch Dritte bewertet. Befragtwer<strong>de</strong>n meist Mitarbeiter o<strong><strong>de</strong>r</strong> Führungskräfte<strong>de</strong>s Unternehmens, aberauch Experten. Oft wer<strong>de</strong>n darüber hinausUnterlagen analysiert und die Unternehmenbesichtigt. Den ersten dieserWettbewerbe, „100 best companiesto work for“, führte 1998 das MagazinFortune durch. In Deutschland sind diebekanntesten Wettbewerbe Great Placeto Work – „Deutschlands beste Arbeitgeber“,Compamedia „Top Job – die 100besten Arbeitgeber im Mittelstand“ und„Top Arbeitgeber Deutschland“ <strong>de</strong>s CRFInstituts, wobei je<strong><strong>de</strong>r</strong> dieser Veranstalterverschie<strong>de</strong>ne Varianten anbietet.Die Metho<strong>de</strong>n und Verfahren unterschei<strong>de</strong>nsich <strong>de</strong>utlich. Die Teilnahmeist meist kostenpflichtig, dafür erhaltendie Teilnehmer eine umfangreiche Auswertung.Great Place to Work führt einKultur-Audit (ein Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Wertung)und einen Trust In<strong>de</strong>x (zwei Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong>Wertung) durch. Während das Kultur-Audit durch die HR-Abteilungen ausgefülltwird, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Trust In<strong>de</strong>x durchdie Mitarbeiter ausgefüllt. Auch Compamediabefragt sowohl die Mitarbeiter(zwei Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> Wertung) als auch dieHR-Verantwortlichen (ein Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong>Wertung). Die Themen reichen von Lea<strong><strong>de</strong>r</strong>shipüber die Unternehmenskulturbis zur internen Organisation. Das CRFInstitute will Best Practices auf <strong>de</strong>m Gebiet<strong>de</strong>s HR-Managements auszeichnen.Unternehmen müssen sich bewerben10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


46 Organisation_ArbeitgeberbewertungenEmpfehlungenund – wenn sie zugelassen wer<strong>de</strong>n –einen umfangreichen Online-Fragebogenzu ihrer Personalarbeit ausfüllen.Anschließend wird das Unternehmeneinem Audit unterzogen.Zu <strong>de</strong>n wesentlichen Vorteilen <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitgeberwettbewerbe zählt, dasskleinere und weniger bekannte Unternehmendamit ihren Bekanntheitsgradsteigern können. Gera<strong>de</strong> wenn Mitarbeiterbefragt wer<strong>de</strong>n, können bei einempositiven Feedback das Zusammengehörigkeitsgefühlund die I<strong>de</strong>ntifikation mit<strong>de</strong>m Unternehmen gesteigert wer<strong>de</strong>n.Wenn es eine ausführliche Dokumentation<strong>de</strong>s Ergebnisses gibt, kann dieseein wertvolles Tool für die Verbesserung<strong><strong>de</strong>r</strong> Personalarbeit und <strong><strong>de</strong>r</strong> internen Prozessedarstellen.Kritisch muss aber angemerkt wer<strong>de</strong>n,dass es meistens nur für eher kleineund mittlere Unternehmen zielführendist, an diesen Wettbewerben teilzunehmen.Die Teilnahme ist oft mit hohenKosten verbun<strong>de</strong>n. Die verschie<strong>de</strong>nenAudits stellen einen hohen Arbeitsaufwanddar. Gera<strong>de</strong> wenn auch gleichzeitiginterne Mitarbeiterbefragungen durchgeführtwer<strong>de</strong>n, kann es leicht zu einerÜberfrachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter mit organisationsdiagnostischenMaßnahmenkommen. Ein negatives Ergebnis kannaußer<strong>de</strong>m zu Frustration und Demotivationführen. Darüber hinaus sind einige<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertungen durchaus auch kritischzu sehen: Wie hoch ist die Objektivität,die Beeinflussbarkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter?Drittens: BewertungsportaleBei <strong>de</strong>n Bewertungsportalen könnenMitarbeiter, ehemalige Mitarbeiter, aberauch Praktikanten ihr Unternehmenbewerten. Bekannteste Beispiele sinddie bei<strong>de</strong>n Anbieter Kununu und Jobvoting.Kununu ist laut eigener Aussagemit mehr als 430.000 BewertungenDarauf sollten Personaler achtenWer seinem Unternehmen mehr Aufmerksamkeit als Arbeitgeber verleihen will, kannWettbewerbe und Rankings dafür nutzen, sollte aber folgen<strong>de</strong> Punkte abwägen.• Nicht immer haben Sie einen Einfluss, ob Ihr Unternehmen in Arbeitgeberbewertungen,insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e in Rankings, berücksichtigt wird. Dennoch lohnt es sich, immer malwie<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Blick in die Details <strong><strong>de</strong>r</strong> diversen Studien zu werfen. Dort fin<strong>de</strong>n Sie vieleInformationen darüber, was potenzielle <strong>Bewerber</strong> bewegt.• Wenn Sie sich aktiv um eine Arbeitgeberbewertung bewerben wollen, prüfen SieIhr Ziel: Was wollen Sie mit einer Teilnahme erreichen? Geht es Ihnen um EmployerBranding, allgemein mehr Aufmerksamkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozesse?Entsprechend müssen Sie die passen<strong>de</strong> Arbeitgeberbewertung auswählen. HinterfragenSie dabei Ihre Chancen auf einen Rankingplatz, die Reputation und die medialeVermarktung <strong><strong>de</strong>r</strong> Auszeichung, aber auch die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong>.• Es geht immer um eine Kosten-Nutzen-Betrachtung. Ein <strong>de</strong>taillierter, professionelldurchgeführter Audit kann hilfreich sein, die eigenen Prozesse und <strong>de</strong>n Außenauftrittzu verbessern. Eine Top-Bewertung kann intern wie extern das Unternehmen und dieeigene Arbeit ins rechte Licht rücken. Wer<strong>de</strong>n dadurch mehr <strong>Bewerber</strong> angezogen,sinken die Recruiting-Kosten – vorausgesetzt, die „Richtigen“ bewerben sich. Dannkönnen auch die Investitionen sinnvoll sein. Zusätzlich zum monetären Aufwand istaber auch die anfallen<strong>de</strong> Arbeit zu berücksichtigen.die größte und professionellste Plattformfür Arbeitgeberbewertungen im<strong>de</strong>utschsprachigen Raum. Seit Januar2013 gehört Kununu zu Xing. Das PortalJobvoting bezeichnet sich als „die ersteAdresse im Internet im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeberbewertung“.Mehr als 100.000Unternehmen befin<strong>de</strong>n sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Datenbank<strong>de</strong>s Portals.Bewertungsportale funktionieren ähnlichwie Reiseportale, auf <strong>de</strong>nen Reisen<strong>de</strong>ihren Hotelaufenthalt bewerten. Auf<strong>de</strong>n Jobportalen bewerten (ehemalige)Mitarbeiter ihr Unternehmen. Darüberhinaus vergeben Kununu und Jobvotingan gut bewertete Unternehmen nachverschie<strong>de</strong>nen Verfahren Zertifikatewie „Top Arbeitgeber <strong>de</strong>s Jahres“, „OpenCompany“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Top Company“. Zusätzlichkönnen Unternehmen gegen GebührFirmenprofile einstellen und die Plattformenfür Werbezwecke nutzen.Interessenten bekommen einen Einblickin das Unternehmen und die Stimmungdort. Ist dieser Einblick positiv,stellt es eine gute Imagewerbung für dasUnternehmen dar. Die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung:Ein Arbeitsplatz ist komplexer als einHotelzimmer, bei <strong>de</strong>m Lärmbelästigungund Meerblick die wichtigsten Kriteriensind. Auch Führungskräfte und Kollegenüben einen hohen Einfluss auf dieZufrie<strong>de</strong>nheit eines Mitarbeiters aus.Zu<strong>de</strong>m gibt es keine zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>Methodologie, alleine die subjektiveBewertung zählt. Auch die Gütesiegelhaben nur eine begrenzte Aussagekraft:Um das „Top Company“-Gütesiegel beiKununu zu erreichen, muss ein Unternehmenmin<strong>de</strong>stens sechsmal bewertetwor<strong>de</strong>n sein und einen Bewertungspunktedurchschnittvon min<strong>de</strong>stens dreiPunkten erreicht haben. Damit bewegensich die Bewertungen meist im Promillebereich<strong><strong>de</strong>r</strong> Beschäftigtenzahl.Viertens: ArbeitgeberpreiseVerschie<strong>de</strong>ne Unternehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppenverleihen Preise nach sehr unterschiedlichenMetho<strong>de</strong>n und Kriterien.Ein Beispiel ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Randstadt Award,personalmagazin 10 / 13


47<strong><strong>de</strong>r</strong> die 150 größten Unternehmen einesLan<strong>de</strong>s misst. Rund 7.000 Arbeiten<strong>de</strong>und Arbeitssuchen<strong>de</strong> im Alter zwischen18 und 65 Jahren wer<strong>de</strong>n online befragt,jedoch keine Personalentschei<strong><strong>de</strong>r</strong>, Mitarbeiter<strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Unternehmeno<strong><strong>de</strong>r</strong> Experten. Zehn Kriterien – von <strong><strong>de</strong>r</strong>finanziellen Lage <strong>de</strong>s Unternehmensüber Arbeitsplatzsicherheit und Karrierechancenbis zur Umweltfreundlichkeit– wer<strong>de</strong>n betrachtet. Einen ganzan<strong><strong>de</strong>r</strong>en Award vergibt das PersonalmarketingnetzwerkQueb, das 2013 eine„Excellence Employer Branding Kampagne“auszeichnet. Kriterien für dieBewerbung sind konzeptionelle Stärke,Innovationsgrad, Aufmerksamkeitshöhe,Effizienz und Nachhaltigkeit. EineExpertenjury führt hierbei die Bewertungdurch.Awards sind zu unterschiedlich, umsie wirklich einordnen zu können – hierzählt letztlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Imageeffekt, zum Teilaber auch nur das Lob für <strong>de</strong>n Personalverantwortlichen,<strong><strong>de</strong>r</strong> sich die Urkun<strong>de</strong>ins Büro hängen darf.Fünftens: Bewertung vonEinzelaspektenDes Weiteren gibt es zahlreiche Arbeitgeberbewertungen,die sich mit Einzelaspektenvon Personalentwicklungbis Recruiting befassen. Sie wer<strong>de</strong>nunterschiedlich professionell und umfangreichdurchgeführt. So betrachtetPotential Park in seinen jährlichenStudien die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Online TalentCommunication, das heißt <strong><strong>de</strong>r</strong> Karriere-Website, Online-Bewerbung, Social-Media-und mobilen Kommunikation. Mehrals 25.000 Stu<strong>de</strong>nten, Absolventen undBerufseinsteiger wer<strong>de</strong>n gefragt, mehrals 100 Unternehmen pro Land anhandvon 242 Kriterien zu bewerten.Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Beispiel ist die Recruiting-Studie„Careers’s Best Recruiters“<strong>de</strong>s österreichischen Karriereratgebers„Career“, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> die Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong>Recruiting-Maßnahmen und -Prozesse<strong><strong>de</strong>r</strong> insgesamt 1.000 Top-Arbeitgeber inDeutschland und Österreich analysiertwer<strong>de</strong>n. Neben Online-Recruiting-Präsenzund Online-Stellenanzeigen wer<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Umgang mit <strong>Bewerber</strong>n durchInitiativbewerbungen überprüft unddie Eindrücke <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewerber</strong> gesammelt.Die Jobbörse Absolventa zeichnet Unternehmenfür karriereför<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong> und faireTrainee-Programme aus, da <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff„Trainee-Programm“ nicht geschützt istund unterschiedlich interpretiert wird.Unternehmen wer<strong>de</strong>n überprüft undkönnen bei Erfüllung <strong><strong>de</strong>r</strong> erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichenQualitätsmerkmale die Auszeichnungbekommen, die für das Unternehmenkostenlos ist.Vorteil dieser Studien: Wenn dieUntersuchungen sorgfältig durchgeführtwer<strong>de</strong>n, liefern sie Unternehmenwertvolle Informationen in Form eines„Benchmarking“. Auch hier sorgt einegute Bewertung für einen positivenImageeffekt, eine negative Bewertungkann <strong>de</strong>n gegenteiligen Effekt haben.Doch oft wer<strong>de</strong>n ausschließlich die bestenUnternehmen veröffentlicht.Kein gesicherter NutzenZusammenfassend lässt sich positivvermerken, dass die Vielzahl von Arbeitgeberbewertungenzu einer <strong>de</strong>utlichhöheren Medienpräsenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalarbeitgeführt hat und damit auch dieAufmerksamkeit <strong>de</strong>s Top-Managementsauf Themen wie Employer Branding gerichtetwur<strong>de</strong>. Gera<strong>de</strong> für kleinere undmittlere Unternehmen bieten sie einegute Möglichkeit, nicht nur die eigenenHR-Prozesse überprüfen zu lassen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nauch bekannter zu wer<strong>de</strong>n.Dennoch bleiben viele Fragezeichenund grundsätzliche Kritik bestehen.Die inflationäre Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertungenmacht es <strong>Bewerber</strong>n nicht wirklichleicht, sich ein Bild von einem Unternehmenzu machen. Die Verfahren sind oftintransparent, auch auf <strong>de</strong>n Webseiten<strong><strong>de</strong>r</strong> Anbieter sind selten <strong>de</strong>taillierte Informationenzu fin<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m stellt sichmanchmal die Frage, ob Unternehmennicht für die hohen Kosten ein Siegelo<strong><strong>de</strong>r</strong> Zertifikat „erwarten können“ undwie es mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Professionalität <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfahrenaussieht.Das schönste Zertifikat, die besteBewertung nützt am En<strong>de</strong> aber nichts,wenn nicht das innen gelebt wird, wasdamit nach außen kommuniziert wird.Letztendlich ist entschei<strong>de</strong>nd, dass die„richtigen“ Kandidaten mit <strong>de</strong>m richtigen„cultural fit“ das Unternehmen gutfin<strong>de</strong>n, sich bewerben und beim Unternehmenanfangen – und nicht die breiteMasse. Inwiefern die Arbeitgeberbewertungendazu beitragen, ist offen. Un<strong>de</strong>s gibt auch keine gesicherten Erkenntnisse,ob <strong>Bewerber</strong> diese Bewertungenüberhaupt kennen und wahrnehmen,ob sie sie hinterfragen und ob sie einenEinfluss auf die Arbeitgeberwahl haben.Denn zwei Studien kommen zu ganzunterschiedlichen Ergebnissen: In <strong>de</strong>n„Recruiting Trends“ <strong>de</strong>s Centre of HumanResources Information Systems2013 sagen nur 5,6 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Befragten,sie wür<strong>de</strong>n auf Kununu nach Arbeitgeberinformationensuchen. An<strong><strong>de</strong>r</strong>sdie Ergebnisse <strong>de</strong>s BranchenverbandsBitkom vom Mai 2013: Hier gibt je<strong><strong>de</strong>r</strong>vierte Internetnutzer (26 Prozent) an,sich im Netz schon einmal über Arbeitgeberbewertungeninformiert zu haben.70 Prozent von <strong>de</strong>nen, die tatsächlich dieAbsicht hatten, <strong>de</strong>n Job zu wechseln, ließensich durch diese Bewertung in ihrerEntscheidung beeinflussen.In Zukunft wird die Sichtbarkeitvon Unternehmen im Internet sicherlichan Be<strong>de</strong>utung gewinnen. Gera<strong>de</strong>die Generation Y, die jetzt auf <strong>de</strong>n Arbeitsmarktkommt, nutzt das Internetals wichtigste Informationsquelle. DieGeneration Y verfügt aber auch übereine hohe Medienkompetenz und hatgelernt, Werbeversprechen zu misstrauen.Sie wird nicht vorschnell je<strong>de</strong>Bewertung glauben.Susanne Böhlich istProfessorin für InternationalManagement an <strong><strong>de</strong>r</strong> HochschuleBad Honnef – Bonn.10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


48 Organisation_VergütungUrsachen für die EntgeltlückeANALYSE. Eine genaue Betrachtung von Gehaltsstrukturen zeigt Grün<strong>de</strong> für Lohnungleichheitauf und liefert Ansatzpunkte für eine geschlechtsneutrale Vergütung.Von Friedrich FratschnerDas Thema Entgeltungleichheitzwischen Frauen und Männerngewinnt zunehmend an Be<strong>de</strong>utung.Auf internationaler Ebenehat eine intensive Diskussion über Strategienund Maßnahmen zur Verringerung<strong>de</strong>s Entgeltabstands zwischen Frauenund Männern (Gen<strong><strong>de</strong>r</strong> Pay Gap) eingesetzt.Mit Blick auf die unterschiedlichenErwerbsbiografien von Frauen und Männernwird auch in Deutschalnd vor <strong>de</strong>mHintergrund <strong>de</strong>s Fachkräftemangels angestrebt,faire Einkommensperspektivenfür Frauen und Männer im Lebensverlaufzu schaffen und die Erwerbstätigkeit vonFrauen sowohl quantitativ als auch qualitativüber die ganze Erwerbsbiografiehinweg zu stärken.Seit <strong>de</strong>m Jahr 2006 wird die durchschnittlicheEntgeltlücke durch das StatistischeBun<strong>de</strong>samt veröffentlicht. Fürdas Jahr 2012 bestand ein Entgeltunterschied(unbereinigte Entgeltlücke ausMittelwert <strong><strong>de</strong>r</strong> Gehälter Frauen versusMänner in Total-Cash) von 22 Prozent.Nach Berücksichtigung verschie<strong>de</strong>nerstellenanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungs- sowie persönlicherFaktoren (Alter, Ausbildung, Erwerbserfahrunget cetera) verbleibt ein bereinigterGen<strong><strong>de</strong>r</strong> Pay Gap von sieben Prozent.Damit hat sich im Vergleich zum Vorjahrpraktisch keine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ergeben.Im Zentrum <strong><strong>de</strong>r</strong> Diskussion stehen insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>edie drei folgen<strong>de</strong>n Ursachen:• Quotendiskussion: Frauen fehlen inbestimmten Berufen und Branchen undsind auf höheren Stufen <strong><strong>de</strong>r</strong> Karriereleiterselten vertreten.Hintergrund PraxisbeispielWas ist Logib-D?Eine Vergütungsanalyse mit Logib-D schafft einen verlässlichen, datenbasierten Rahmen,um das HR-Management geschlechtsneutral auszurichten.Die eingetragene Marke Logib-D steht für „Lohngleichheit im Betrieb – Deutschland“.Logib-D wird vom Bun<strong>de</strong>sministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)bereitgestellt und in Zusammenarbeit mit Baumgartner & Partner Management Consultants(Konzept und Beratung), <strong><strong>de</strong>r</strong> IW Consult GmbH (Koordination) und <strong>de</strong>m IW Institut<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Wirtschaft (wissenschaftliche Unterstützung) umgesetzt. Logib-D hilftUnternehmen dabei, betriebliche Lösungen für eine faire Entlohnung zu entwickeln.Personalverantwortliche können online die Entgeltstrukturen ihres Unternehmens unterGeschlechtergesichtspunkten analysieren. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> quantitativen Ermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong> potenziellenEntgeltungleichheit wer<strong>de</strong>n die wichtigsten entlohnungsrelevanten Unterschie<strong>de</strong>berücksichtigt. Mithilfe <strong><strong>de</strong>r</strong> zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n statistischen Regressionsanalysekönnen die wesentlichen Faktoren (zum Beispiel Ausbildungsabschlüsse, Stellenwert,Führungsebene, Betriebszugehörigkeit, Berufserfahrung) ein<strong>de</strong>utig erfasst und eineum diese Faktoren „bereinigte Entgeltdifferenz“ berechnet wer<strong>de</strong>n. Diese „bereinigteEntgeltlücke“ erklärt (nach<strong>de</strong>m alle Einflussfaktoren analysiert wur<strong>de</strong>n) gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong>nur auf Mittelwertvergleichen basieren<strong>de</strong>n unbereinigten Entgeltlücke <strong>de</strong>n sogenannten„unerklärten Rest“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltdifferenz aufgrund von Geschlecht. Logib-D schafft so eineBasis, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> die Themen „Entgeltlücke“ und „Personalentwicklung Frauen“ in weitereMaßnahmen wie Führung und Karriere in Teilzeit, Demografie, Familienfreundlichkeit,Lebensphasenansatz, Fachkräftebedarf und Diversity eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können.© RiumaLab / shutterstock.compersonalmagazin 10 / 13


49Entgeltlücke nach Alter und AusbildungsgradDurchschnittlicheEntgeltlücke <strong><strong>de</strong>r</strong> Frauenin <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersgruppeunter 20 JahrenDurchschnittlicheEntgeltlücke <strong><strong>de</strong>r</strong> Frauenin <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersgruppe20 bis 29 JahreDurchschnittlicheEntgeltlücke <strong><strong>de</strong>r</strong> Frauenin <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersgruppe30 bis 39 JahreDurchschnittlicheEntgeltlücke <strong><strong>de</strong>r</strong> Frauenin <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersgruppe40 bis 49 JahreDurchschnittlicheEntgeltlücke <strong><strong>de</strong>r</strong> Frauenin <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersgruppe50 bis 59 JahreDurchschnittlicheEntgeltlücke <strong><strong>de</strong>r</strong> Frauenin <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersgruppeüber 60 Jahren-1,58 % -3,23 % -10,42 % -21,35 % -23,45 % -26,98 %Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Berufseinstiegs ist fast keine Entgeltlücke zwischenFrauen und Männern vorhan<strong>de</strong>n – unabhängig vom letztenAbschluss. Im Laufe <strong>de</strong>s Erwerbslebens steigt die Lücke aber sprunghaftan, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersgruppe zwischen 30 und 50 Jahren.Entgeltlücke nachAusbildungEntgeltlücke nachZusatzausbildungEntgeltlücke nach FH-/Bachelor-AbschlussEntgeltlücke nach Uni-/Master-Abschluss-12,7 % -9,5 % -10,9 % -16,8 %Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e hoch qualifizierte Frauen verlieren schnell <strong>de</strong>nAnschluss an die Karrierewege <strong><strong>de</strong>r</strong> Männer. Bedingt ist dies durchErwerbsunterbrechungen durch Elternzeit sowie <strong>de</strong>n hohen Anteilvon Frauen mit Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einstieg in Teilzeit.Quelle: Baumgartner & Partner• Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einstieg als kritischer Karrierepunkt:Frauen unterbrechen o<strong><strong>de</strong>r</strong> reduzierenihre Erwerbstätigkeit familienbedingthäufiger und länger als Männer.• Rollenverhalten von Frauen: Individuelleund kollektive Lohnverhandlungenhaben die traditionell schlechtere Bewertungtypischer Frauenberufe nichtnachhaltig überwin<strong>de</strong>n können.Diese Ursachen bil<strong>de</strong>n die zentralenAnsatzpunkte für eine Strategie zurÜberwindung <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltungleichheit.Erste Ergebnisse aus über 130 durchgeführtenLogib-D-BeratungenIn diesem Kontext bietet die Entgeltanalysenach „Logib-D“ (siehe Kasten)je<strong>de</strong>m Unternehmen eine präzise Detailanalysezur Entgeltlücke inklusive einerumfassen<strong>de</strong>n Vergütungsstrukturanalyseüber das Gesamtunternehmen. Bisherhaben 130 Unternehmen eine solcheLogib-D-Analyse durchführen lassen.Folgen<strong>de</strong> Erkenntnisse können darausabgeleitet wer<strong>de</strong>n: Die unbereinigte Entgeltlückeliegt in <strong>de</strong>n Unternehmen beicirca 20 Prozent (Mittelwert) und damitsehr nahe an <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>s StatistischenBun<strong>de</strong>samts. Nur öffentliche Unternehmenhaben eine niedrigere „unbereinigteEntgeltlücke“. Dies ist in <strong><strong>de</strong>r</strong>gegenüber vielen Industrieunternehmenüberwiegend geringen Größe <strong><strong>de</strong>r</strong> Behör<strong>de</strong>nbegrün<strong>de</strong>t und an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits in <strong>de</strong>mhohen Anteil von Frauen in Führungsstellenin Teilzeit. Final lässt sich feststellen,dass die unbereinigte Entgeltlückeeine konkrete Aussage liefert überdie Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Führungskräfteebenen,die überwiegend mit Männern besetztsind. Ist dieser Anteil hoch, steigt diemittelwertbasierte unbereinigte Entgeltlückean, ist diese gering, sinkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert.Gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> unbereinigten Entgeltlückesinkt die „bereinigte Entgeltlücke“in <strong>de</strong>n meisten Fällen auf Werte von vierbis fünf Prozent. Dieser Wert ist über alleUnternehmen hinweg sehr stabil und istdamit Ausdruck <strong>de</strong>s gesellschaftlichenUmfelds o<strong><strong>de</strong>r</strong> typischer Handlungsmusterim HR-Umfeld.Unterschie<strong>de</strong> nach Unternehmensgrößenund BranchenDie Unterschie<strong>de</strong> nach Branchen sindnicht wesentlich, auch wenn sich feststellenlässt, dass die Entgeltlücke inniedrig vergüten<strong>de</strong>n Branchen wie <strong>de</strong>mEinzelhan<strong>de</strong>l mit 28 Prozent höher istals in relativ hoch vergüten<strong>de</strong>n Branchenwie Banken, Versicherungen, Chemie.Eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s niedrige Entgeltlückeentsteht in eher hoch vergüten<strong>de</strong>nBranchen wie <strong><strong>de</strong>r</strong> IT-Industrie mit 11,25Prozent. Nach Unternehmensgrößensind kleinere Unternehmen im Vorteil,da diese über wenige Hierarchieebenenverfügen. So liegt die Entgeltlücke bereinigtum die Unternehmensgröße in Unternehmenbis 500 Mitarbeitern bei 17,5Prozent gegenüber mehr als 20 Prozentin größeren Unternehmen.Unterschie<strong>de</strong> nach Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsniveauund FührungsverantwortungFrauen sind zu rund 70 Prozent auf„einfacheren“ (Sachbearbeitungs-)Stelleno<strong><strong>de</strong>r</strong> Stellen mit fachspezifischer beruflicherAusbildung tätig (auch wennindividuell oft eine höhere Ausbildungvorliegt). Über alle <strong><strong>de</strong>r</strong> Logib-D-Analysezugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n sechs Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsstufen(Stufen eins bis sechs ) fällt<strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil von Frauen von 80 Prozent(einfachste (Hilfs-)Stellen) auf 20 Prozent(hochwertigste Managementstellen)ab. Gleichzeitig steigt die Entgeltlückefür Frauen von fünf Prozent (einfacheStellen) auf elf Prozent (anspruchsvolleStellen). Der Wert für das „durchschnittlicheAnfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsniveau“ fällt auf <strong><strong>de</strong>r</strong>Sechser-Skala von 3,5 (Männer) auf 2,9für Frauen ab.In allen Unternehmen lässt sich erkennen,dass Frauen überwiegend auf Fachfunktionen(ohne Führung) tätig sind.Dies gilt für über 78 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Frauen.Während <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil von Frauen auf Fachvorgesetztenfunktionenund kleinen10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


50 Organisation_VergütungHANDLUNGSFELDERPraxisbeispielFührungsfunktionen mit wenigen Mitarbeiternnoch relativ groß ist, reduziertsich <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil von Frauen auf <strong>de</strong>n weiterenFührungskräftestellen auf zehn Prozent.Dies führt dazu, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert <strong><strong>de</strong>r</strong>sogenannten Führungsverantwortung(Stufe eins (ohne Führung) bis sechs(maximale Führungsverantwortung))sich bei Frauen bei durchschnittlich1,2 gegenüber 1,5 bei Männern bewegt.Unterschie<strong>de</strong> auf Basis vonAusbildung und AltersstufenDirekt nach <strong>de</strong>m Berufseinstieg von jungenFrauen und Männern zeigt sich in<strong>de</strong>n meisten Unternehmen keine o<strong><strong>de</strong>r</strong>eine nur sehr geringe Entgeltlücke. Diesist fast unabhängig vom letzten Abschluss(Berufsabschluss, Zusatzqualifikation,Bachelor o<strong><strong>de</strong>r</strong> Master).So liegt die Entgeltlücke in <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersgruppe<strong><strong>de</strong>r</strong> 20- bis 29-Jährigen bei lediglich3,23 Prozent. Aber bereits in <strong><strong>de</strong>r</strong>Altersgruppe 30 bis 39 Jahre liegt die Entgeltlückebei 10,42 Prozent, um dann in<strong><strong>de</strong>r</strong> Altersgruppe 40 bis 49 Jahre sprunghaftauf 21 Prozent anzusteigen. Ab dieserGruppe bewegt sich die Entgeltlücke dannzwischen 21 Prozent und fast 27 Prozent(Über-60-Jährige). Dieser rapi<strong>de</strong> Anstiegliegt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitt, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Männer typischerweiseKarriere umsetzen können.Gleichzeitig lässt sich erkennen, dassdie Entgeltlücke bei Frauen mit Masterabschlussmit einem Wert von 16,8 Prozentüber alle Altersgruppen sehr hoch ist,wohingegen die Werte in <strong>de</strong>n darunterliegen<strong>de</strong>nAusbildungsstufen sich um <strong>de</strong>nWert zehn Prozent (Berufsausbildung12,7 Prozent) bewegen. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>ehoch qualifizierte Frauen verlieren alsosehr schnell <strong>de</strong>n Anschluss an die Karrierewege<strong><strong>de</strong>r</strong> Männer. Bedingt ist diesin <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwerbsunterbrechung, <strong>de</strong>n ungenügen<strong>de</strong>nAngeboten <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen,während dieser Zeit das Know-how <strong><strong>de</strong>r</strong>Frauen aktuell zu halten, sowie <strong>de</strong>mhohen Anteil von Frauen mit Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einstieg(o<strong><strong>de</strong>r</strong> genereller Tätigkeit) inTeilzeit (38 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Frauen versussieben Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Männer), was lei<strong><strong>de</strong>r</strong>Maßnahmen gegen die LohnlückeDas Thema Entgeltlücke darf nicht isoliert betrachtet wer<strong>de</strong>n. Schritte dagegen müssenstrategisch eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n in ein Bün<strong>de</strong>l weiterer Maßnahmen zu Familienfreundlichkeitund Chancengleichheit. Dafür bieten sich folgen<strong>de</strong> Ansatzpunkte an:• Reporting: Ohne Reporting keine Betroffenheit und damit keine Maßnahmen. Logib-Dbietet dazu einen ersten konsequenten Ansatz, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich im betrieblichen HR-Controllingfortsetzen muss.• Konsequente Maßnahmen zur Betreuung von Frauen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwerbsunterbrechung,verbesserte Maßnahmen zur potenzialorientierten Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, keine betrieblicheAkzeptanz für Negativkarrieren gut ausgebil<strong>de</strong>ter Frauen in Unternehmen(siehe hierzu auch das vom Bun<strong>de</strong>sfamilienministerium geför<strong><strong>de</strong>r</strong>te Aktionsprogramm„Perspektive Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einstieg“).• Abkehr vom „Vollzeitansatz“ und konsequenter Ausbau von Führung und Projektarbeit(von insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e qualifizierten Frauen) in Teilzeit. Teilzeit ist nach wie vor <strong><strong>de</strong>r</strong> „Karrierekiller“Nummer eins für Frauen. Gera<strong>de</strong> letztgenannter Aspekt ist für viele mittelständischeUnternehmen aber auch eine große Chance, hochwertiges Know-how in Teilzeitin die Unternehmen zu transferieren. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e dann, wenn diese Unternehmen fürdiese Fachkompetenzen keine Vollzeitstellen vorhalten können (o<strong><strong>de</strong>r</strong> wollen).• Demografie: Wir leben in einer altern<strong>de</strong>n Gesellschaft mit einer dauerhaften Dynamisierung<strong><strong>de</strong>r</strong> Bezüge und hohen (Lohn-)Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong> altern<strong>de</strong>n Belegschaft. In diesemKontext benötigen wir Flexibilität auf bei<strong>de</strong>n Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersachse. Dabei geht es zumeinen um ältere Mitarbeiter, die flexibler als heute und auch über die Altersgrenzenhinweg zur Verfügung stehen, aber daneben auch um die aktive Nutzung von altersgemischtenund/o<strong><strong>de</strong>r</strong> geschlechtsgemischten Teams bei gleichzeitiger „Work-Life-Balance“für bei<strong>de</strong> Zielgruppen. Nur auf diesem Wege lässt sich – auch zum Nutzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen(durchschnittlich niedrigere Personalkosten) – eine zielgerichtete Personalmischkostenkalkulationinsbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e in <strong>de</strong>n administrativen Bereichen aufbauen.immer noch in vielen Fällen einer Fortsetzung<strong><strong>de</strong>r</strong> Karriere wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht.Für gut ausgebil<strong>de</strong>te Frauen mit Bachelor/Mastergibt es sogar oft eineregelrechte „Negativkarriere“ (von <strong><strong>de</strong>r</strong>Spezialistin zur Sachbearbeiterin o<strong><strong>de</strong>r</strong>Call-Center-Mitarbeiterin). Alarmierendist dabei vor allem das ungenutzte Wissens-und Erfahrungspotenzial vieler gutausgebil<strong>de</strong>ter Frauen.Entgeltlücke im tariflichen wie außertariflichenBereich und bei Leiten<strong>de</strong>nIm Tarifbereich weisen 90 Prozent allerUnternehmen eine (wenn auch nur geringe)Entgeltlücke aus. Diese ist natürlichnicht begrün<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>n Eingruppierungsmerkmalen<strong><strong>de</strong>r</strong> Tarife, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in<strong>de</strong>n schlechteren (Fach- und Führungs-)Karriereentwicklungen von Frauenauch im Tarifbereich. Das zeigt sich in<strong>de</strong>m oft schnelleren Durchschreitenvon Tarifstufen/-gruppen durch Männero<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m konsequenten Zuverdienst<strong><strong>de</strong>r</strong> Männer durch Mehrarbeit und Boni(auch ohne Hierarchieeffekt sind dieMänner stets die Hauptbezieher variablerEinkünfte).Auch zeigt sich, dass insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>eOrganisationsbereiche mit hohemMänneranteil (Vertrieb) an Zusatzvergütungenpartizipieren, in von Frauengeprägten Sachbearbeitungsbereichendies aber nicht so ist. Damit ergibtsich nicht nur eine Schieflage aus Vergütungssicht,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch vor <strong>de</strong>mHintergrund <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Performance-Managements(Leistung sollBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


51sich - geschlechtsneutral - lohnen).Imaußertariflichen Bereich steigt die Entgeltlückegegenüber <strong>de</strong>m Tarifbereich<strong>de</strong>utlich an. Bei Leiten<strong>de</strong>n ist eine Entgeltlückeaufgrund fehlen<strong><strong>de</strong>r</strong> Frauenüberwiegend gar nicht ermittelbar.Männer treten verstärktals Karriere- und damitEntgeltmaximierer auf,während Frauen sichmeist mehr an Inhaltenund Werten ihrer Arbeitausgerichtet zeigen.Weitere Grün<strong>de</strong> für die EntgeltlückeFrauen und Männer zeigen ein unterschiedlichesVerhalten im Hinblick aufdie Wahrnehmung von Karriere und„Mut zum Risiko“. Männer treten verstärktals Karriere- und damit Entgeltmaximiererauf (siehe oben), Frauenhingegen zeigen sich meist mehr an<strong>de</strong>n Inhalten und Werten <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitausgerichtet (Beispiel Pflegeberufe). Danebengibt es für aka<strong>de</strong>mische Frauenunter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Work-Life-Balance schlicht nicht genügendausbildungsadäquate Jobs in Teilzeit.Dies sollte alle HR-Verantwortlichen anregen,sich Gedanken über die immernoch vorherrschen<strong>de</strong> Vollzeitorientierungzu machen.Auffallend war zu<strong>de</strong>m, dass fast keinteilnehmen<strong>de</strong>s Unternehmen die für dieGrundgehaltsentwicklung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bonusverteilungrelevante Beurteilungsverteilungnach Männern und Frauen analysiert. Esließ sich in vielen Workshops und <strong>de</strong>nfolgen<strong>de</strong>n Diskussionen feststellen, dassdiese Verteilung oft zulasten von Frauenverläuft, was sich direkt o<strong><strong>de</strong>r</strong> indirektauch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergütungsentwicklung(Grundbezügedynamik und Bonusentwicklung)nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlägt.Nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n konntein <strong>de</strong>n Diskussionen mit <strong>de</strong>n HR-Verantwortlichendie Annahme, dass dieseSchlechterstellung von Frauen bereits in<strong>de</strong>n Feedback-Kriterien begrün<strong>de</strong>t ist.Nutzen für die PraxisEine Vergütungsanalyse mit Logib-Dzeigt konkrete Handlungsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> (sieheKasten) sowie kurz-, mittel- undlangfristige Ansatzpunkte für ein geschlechtsneutralesHR-Management in<strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen betrieblichen Praxis auf. Inregelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>mim Bun<strong>de</strong>sfamilienministerium Erfahrungszirkelmit Logib-D-Teilnehmernstatt. Viele Unternehmen nutzen inzwischenauch das Label „Logib-D-geprüft“,um sich einen Imagegewinn zu verschaffenund sich mit Blick auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mografischenWan<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>n Fachkräftemangelbesser aufzustellen. Dr. Friedrich A.Fratschner ist Partnerund Geschäftsführer vonBaumgartner & PartnerManagement Consultants GmbH sowieProjektverantwortlicher für Logib-D.


52 Organisation_DokumentenmanagementNicht ohne meinen SchlüsselHintergrund. Verschlüsselung sichert die Vertraulichkeit von E-Mails. Doch wiefunktioniert das digitale Schloss in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis? Die Möglichkeiten im Überblick.Von Hans-Dieter Ra<strong>de</strong>ckeTrotz Facebook und Twitter: Diegute alte E-Mail ist immer nochmit Abstand die wichtigste Internetanwendungin <strong>de</strong>n Unternehmen.Gera<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalarbeit sindviele sensible Daten darin enthalten.Angesichts dieser Fülle von elektronischerKommunikation ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Faktor Sicherheitvon hoher Brisanz. Dennoch istes in <strong>de</strong>n meisten Unternehmen nach wievor üblich, auch vertrauliche Informationenim Klartext zu verschicken. „Das entsprichtim postalischen Schriftverkehr<strong>de</strong>m Versand eines vertraulichen Briefsohne Umschlag“, so Markus Schaffrin,Geschäftsbereichsleiter Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> Servicesim Eco, <strong>de</strong>m Verband <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschenWer vertrauliche E-Mails tippt,sollte sie auch verschlüsseln.Internetwirtschaft e.V. „Angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong>wachsen<strong>de</strong>n Bedrohung durch Internetkriminalitätsollte diese unangebrachteArt von Freizügigkeit die Unternehmennach<strong>de</strong>nklich machen.“Wie aber lässt sich die Vertraulichkeit<strong>de</strong>s Mail-Verkehrs garantieren? „Die einzigeMöglichkeit liegt in einer sogenannten‚End to End‘-Verschlüsselung <strong><strong>de</strong>r</strong>Mails, also einer ununterbrochenen Verschlüsselungskettezwischen Sen<strong><strong>de</strong>r</strong> undEmpfänger“, erklärt Markus Schaffrin.Mathematische Algorithmen wan<strong>de</strong>ln dabeinach bestimmten Gesetzmäßigkeiten<strong>de</strong>n Klartext in ein unverständliches Zeichenwirrwarrum, das nur in Klartextzurückverwan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n kann, wennSen<strong><strong>de</strong>r</strong> und Empfänger über die passen<strong>de</strong>Schlüsselinformation verfügen.Beim Einstieg in die systematische E-Mail-Verschlüsselung stehen <strong>de</strong>n Unternehmenmehrere Wege zur Verfügung,die zunächst eine strategische Entscheidungnötig machen, wie Udo Schnei<strong><strong>de</strong>r</strong>vom IT-Sicherheitsspezialisten TrendMicro ausführt: „Die Unternehmensverantwortlichenmüssen klären, ob dieVerschlüsselung nur von einigen Mitarbeiternvorgenommen wer<strong>de</strong>n soll,die häufig vertrauliche Informationenper Mail verschicken o<strong><strong>de</strong>r</strong> empfangen.Alternativ kann das Unternehmen dieMöglichkeit zur Mail-Verschlüsselungzentral über die IT-Abteilung zur Verfügungstellen.“Von Rechner zu RechnerIm ersten Fall han<strong>de</strong>lt es sich um eineClient-basierte Verschlüsselung: DerMitarbeiter verschlüsselt seine Mailmittels seines E-Mail-Clients am Arbeitsgerätund sen<strong>de</strong>t sie zum Empfänger,<strong><strong>de</strong>r</strong> sie mit seinem Client entschlüsselt.Die verbreitetste Option dafür istdie Nutzung einer „Public Key“-Infrastruktur(PKI). Sie stellt ein System vonZertifikaten zur Verfügung, bei <strong>de</strong>meine Zertifizierungsstelle die Echtheitund Verlässlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> hinterlegtenVerschlüsselungsinformationen prüft.Als PKI-Standards dienen in aller Regelzwei Varianten: S/MIME („Secure/Multipurpose Internet Mail Extensions“)und PGP („Pretty Good Privacy“) o<strong><strong>de</strong>r</strong><strong>de</strong>ssen „Open Source“-Äquivalent GPG.S/MIME gilt als mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nstes System undist in <strong>de</strong>n meisten E-Mail-Programmenwie Outlook, Thun<strong><strong>de</strong>r</strong>bird und an<strong><strong>de</strong>r</strong>enbereits als Standard integriert. PGP undpersonalmagazin 10 / 13


53wege zur E-Mail-verschlüsselungGPG erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein extra Verschlüsselungsprogramm,etwa die kostenlosenZusätze „Enigmail“. Unter Windows lassensich E-Mails mit <strong><strong>de</strong>r</strong> freien Software„GPG 4 Win“ nach <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n PKI-Variantenverschlüsseln.Verteilte SchlüsselWer Mails nach <strong>de</strong>m PKI-Verfahren verschlüsselnwill, benötigt einen eigenenprivaten Schlüssel („Private Key“), <strong>de</strong>nnur er selbst kennt, sowie einen öffentlichenSchlüssel („Public Key“), <strong>de</strong>n ermit seinen Mailpartnern, also <strong>de</strong>n potenziellenMailempfängern, teilt. Eineoft zitierte Analogie für <strong>de</strong>n Ablauf: DerAbsen<strong><strong>de</strong>r</strong> verschlüsselt seine Nachrichtmit <strong>de</strong>m öffentlichen Schlüssel <strong>de</strong>s Empfängersund verschickt die so entstan<strong>de</strong>neunleserliche Zeichenfolge per Mail.In dieses Schloss passt nun nur <strong><strong>de</strong>r</strong> privateSchlüssel <strong>de</strong>s Empfängers, <strong><strong>de</strong>r</strong> dieNachricht so wie<strong><strong>de</strong>r</strong> lesbar macht.Wer S/MIME nutzen will, benötigt imGegensatz zum PGP-Verfahren neben<strong>de</strong>m Schlüsselpaar auch noch ein Zertifikatzur Bestätigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Echtheit <strong>de</strong>s öffentlichenSchlüssels, das am besten voneiner Zertifizierungsstelle erworben wer<strong>de</strong>nsollte. Dabei gibt es kostenlose sowiekostenpflichtige Zertifikatsangebote, dieunterschiedlich rigorose Überprüfungenbeinhalten – von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> E-Mail-Adresse bis hin zu persönlicherÜberprüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Originaldokumente.Die S/MIME-kompatiblen E-Mail-Clientsverifizieren selbsttätig das Zertifikat un<strong><strong>de</strong>r</strong>möglichen dann die Verschlüsselung.Bei PGP können alle Schlüssel mit freierSoftware selbst erzeugt wer<strong>de</strong>n und einSignaturelement, das von einem Mitglie<strong>de</strong>ines Netzwerks von Vertrauenspersonen– einem sogenannten „Web of Trust“ –stammt, ersetzt das öffentliche Zertifikat.Ein Nachteil dieser Metho<strong>de</strong>n ist, dasssie nur funktionieren, wenn auch <strong><strong>de</strong>r</strong>Empfänger ein Zertifikat besitzt o<strong><strong>de</strong>r</strong>einem „Web of Trust“ angehört. Diesist nicht trivial, <strong>de</strong>nn <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit nutzt nureine verschwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit <strong><strong>de</strong>r</strong>Unternehmen und Privatpersonen einVerschlüsselungsstrategienVerschlüsselungsinfrastrukturenPKI-StandardsAlternativen zurE-MailZertifikat, wie Trend-Micro-Experte UdoSchnei<strong><strong>de</strong>r</strong> erklärt.Von Server zu ServerDie genannten Verschlüsselungsprozesselaufen auf <strong>de</strong>n Rechnern <strong><strong>de</strong>r</strong> beteiligtenPersonen ab. Dies hat für die Unternehmen<strong>de</strong>n gravieren<strong>de</strong>n Nachteil, dassein Mitarbeiter kündigen und seinenprivaten Schlüssel mitnehmen könnte.Dann sind seine Mails verloren. Als Auswegempfiehlt sich die unternehmensweitezentrale Verschlüsselung über dieIT-Abteilung. Die Administratoren legendazu eine Liste von Zertifikaten für dieE-Mail-Adressen autorisierter Mitarbeiteran. Die Mails wer<strong>de</strong>n dann zwischen<strong>de</strong>n Servern <strong><strong>de</strong>r</strong> beteiligten Unternehmenverschlüsselt ausgetauscht.Alternativ kann eine Passwort-basierteVerschlüsselung genutzt wer<strong>de</strong>n: Mailswer<strong>de</strong>n vom Empfänger-Server über einPasswort <strong>de</strong>s Empfängers verschlüsseltgesen<strong>de</strong>t und von ihm mit <strong>de</strong>m Passwortwie<strong><strong>de</strong>r</strong> entschlüsselt.De-Mail und E-PostbriefSeit Kurzem gibt es in Deutschland zweieigenständige Verfahren zum verschlüsseltenAustausch von digitaler Post:Client-basiertVer- und Entschlüsselung erfolgen am Arbeitsrechner über <strong>de</strong>n E-Mail-Client.Server-basiertVer- und Entschlüsselung erfolgen auf <strong>de</strong>n Servern <strong><strong>de</strong>r</strong> IT-Abteilung.PKI („Public Key“-Infrastruktur)Zertifizierungsstelle o<strong><strong>de</strong>r</strong> Netz von Vertrauenspersonen sichert Echtheit; Basis:geheimer privater/bekannter öffentlicher Schlüssel (Client-/Server-basiert).Passwort-VerschlüsselungMail wird mit Empfängerpasswort verschlüsselt (Server-basiert).S/MIMEGeheimer und öffentlicher Schlüssel; Zertifizierungsstelle sichert Echtheit; invielen E-Mail-Programmen schon integriert.PGP o<strong><strong>de</strong>r</strong> GPGGeheimer und öffentlicher Schlüssel; Vertrauenspersonen („Web of Trust“)sichern Echtheit. Schlüssel wer<strong>de</strong>n mit Zusatzprogrammen erzeugt.De-MailSeparates Mail-System mit unterbrochener Verschlüsselung; kostenpflichtig.E-PostbriefSeparates Mail-System mit „End to End“-Verschlüsselung; kostenpflichtig.Für die Verschlüsselung von vertraulichen E-Mails gibt es verschie<strong>de</strong>ne Alternativen, dieUnternehmen gegeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> abwägen sollten.De-Mail und E-Postbrief. Bei De-Mailhan<strong>de</strong>lt es sich um ein eigenständiges,von üblichen Mails komplett getrenntesMail-System. Dabei legt <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong> einKonto an, wobei er sich ausweisen muss(bei Unternehmen durch einen Auszugaus <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsregister). Die De-Mailwird zwar beim Versand verschlüsseltund trifft auch verschlüsselt beim Empfängerein. Eine echte „End to End“-Verschlüsselung ist damit aber nichtgegeben, <strong>de</strong>nn auf <strong>de</strong>m Versandweg wirddie Nachricht nach gesetzlicher Vorschriftentschlüsselt, um Schaddateienaufzuspüren. Zu<strong>de</strong>m ist De-Mail kostenpflichtigmit bis zu einem Euro für einerechtssichere Versendung. Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Mail-Austausch auch nur zwischen De-Mail-Kun<strong>de</strong>n funktioniert, ist die Attraktivität<strong>de</strong>s Systems bisher gering.Das gilt auch für das Konkurrenzmo<strong>de</strong>ll,<strong>de</strong>n E-Postbrief <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Post,das preislich noch etwas höher liegt beietwa 1,60 Euro. Teilnehmer können sichhierfür online registrieren und per Post-I<strong>de</strong>nt-Verfahren i<strong>de</strong>ntifizieren.Dr. Hans-Dieter Ra<strong>de</strong>cke ist freierJournalist in Tiefenbach bei Landshut.10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


54 spezial_ZeitwirtschaftNeue Sicherheitsanfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenAktuell. Seit April muss je<strong>de</strong>s Unternehmen, das Luftfracht versen<strong>de</strong>t, über eineZertifizierung verfügen. Eine verschärfte Zutrittskontrolle ist erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich.Von Felix WelzSprengstoff-Fun<strong>de</strong> an Flughäfenund Bahnhöfen führten zu einerVerschärfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheitsbedingungenfür Luftfrachtsendungen.Neue EU-Verordnungen sehen vor,solche Sendungen durch zuverlässigesund geschultes Personal sowie mithilfevon sendungsbezogenen Sicherheitserklärungenzu schützen. Denn nur alssicher eingestufte Waren dürfen in Passagiermaschinenverla<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.Hierzulan<strong>de</strong> setzt das Luftfahrt-Bun<strong>de</strong>samt(LBA) auf das Verfahren „BekannterVersen<strong><strong>de</strong>r</strong>“. Am 29. April en<strong>de</strong>tedie alte Regelung, nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Firmen nacheiner abgegebenen Sicherheitserklärungbereits als bekannte Versen<strong><strong>de</strong>r</strong> qualifiziertsind. Nun bedarf es einer neuenValidierung, die unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em die Bestimmungeines Sicherheitsbeauftragtenerfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t sowie Sicherheitsunterweisungenfür alle Mitarbeiter, die Zugangzu i<strong>de</strong>ntifizierbarer Luftfracht haben.Liegt eine solche Zertifizierung nicht vor,müssen die Firmen ihre Waren nach <strong><strong>de</strong>r</strong>neuen Verordnung <strong>de</strong>s LBA als unsicherkennzeichnen. Dann wird die jeweiligeFracht zeitaufwendig und kostenpflichtigdurch einen geeigneten Dienstleister geprüftund durchleuchtet, bevor sie in dasFlugzeug verla<strong>de</strong>n wird. Für <strong>de</strong>n Versen<strong><strong>de</strong>r</strong>be<strong>de</strong>utet das erhöhte Frachtkostensowie mögliche Lieferverzögerungen.Dokumentation wird wichtigerUm nun die Zertifizierung als bekannterVersen<strong><strong>de</strong>r</strong> zu erhalten, muss außer<strong>de</strong>mein spezielles Sicherheitsprogrammerstellt wer<strong>de</strong>n. Darin weisen Unternehmennach, dass ihr Firmengelän<strong>de</strong>und ihre Gebäu<strong>de</strong> vor unberechtigtemZutritt und Manipulation gesichert sind.Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n Verfahren in Bereichenwie Produktion, Verpackung, Lagerung,Transport und Sicherheit <strong>de</strong>tailliert dargestellt.Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung solch umfassen<strong><strong>de</strong>r</strong>Sicherheitsmaßnahmen könnenZutrittslösungen mit mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Kontrollsystemensowie ein Besucher- undBerechtigungsmanagement helfen.Neben regulären Präventionsmaßnahmen,um Einbrüche zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n,ist beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die Dokumentation hervorzuheben.Es muss nachvollziehbarsein, wer wann Zugang zu welchem Bereichhatte und wer die Genehmigungdafür erteilt hat. Damit im Falle <strong>de</strong>sbekannten Versen<strong><strong>de</strong>r</strong>s nur autorisiertePersonen Zugang zu i<strong>de</strong>ntifizierbarerLuftfracht haben, sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Zutritt gemäßunternehmensinternen Richtlinienmit entsprechen<strong>de</strong>n Zutrittsprofilen undzeitlich limitierten Berechtigungen festgelegtsein. Kombiniert mit einem elektronischenZutritts-Workflow, lässt sichje<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit nachprüfen, von wem und wanndiese Rechte genehmigt wur<strong>de</strong>n.Unbekannte Besucher:Zutritt nur in BegleitungZutrittsberechtigungen können nichtnur an Mitarbeiter vergeben wer<strong>de</strong>n,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch an Tagesbesucher, Fremdfirmen,Lieferanten o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewerber</strong>. Gäste,die sich lediglich für kurze Zeit imUnternehmen aufhalten, bekommeneingeschränkte Berechtigungen. Siemüssen sich beim Pförtner anmel<strong>de</strong>nund i<strong>de</strong>ntifizieren – die Registrierungsollte mit Blick auf spätere Auswertungenelektronisch erfolgen. Aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>nsind die Gäste zu je<strong><strong>de</strong>r</strong>Zeit ihres Besuchs in Begleitung undwer<strong>de</strong>n anschließend wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zum Anmel<strong>de</strong>tresenzurückgebracht.Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Voranmeldung durch <strong>de</strong>n besuchtenMitarbeiter wer<strong>de</strong>n die Daten <strong>de</strong>sBesuchers vorab in <strong><strong>de</strong>r</strong> Datenbank gespeichert.Der Pförtner weiß bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ankunftgenau, ob tatsächlich ein Termin geplantist. Das zeitaufwendige Nachtelefonierenentfällt und die Prozesse lassen sich beschleunigenund transparenter gestalten.Doch wie gelangen die Daten <strong><strong>de</strong>r</strong> Besucherin die Datenbank? In einigen Firmenhaben alle Mitarbeiter die Rechte, ihreBesucher anzumel<strong>de</strong>n. Hierfür loggen siesich per Webbrowser in die Zutrittskontrolllösungein und hinterlegen einen Terminmit <strong>de</strong>n jeweiligen Teilnehmern. Inan<strong><strong>de</strong>r</strong>en Firmen wird dieser Eintrag vonberechtigten Mitarbeitern übernommen.Bekannte Besucher:Zutritt ohne BegleitungExterne Berater o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitarbeitnehmer,die häufiger im Unternehmen tätig sind,müssen nicht je<strong>de</strong>s Mal neu angelegtund begleitet wer<strong>de</strong>n. Sie erhalten nachvorheriger Überprüfung Zugang zueingeschränkten Bereichen und dürfensich in gewissem Umfang frei bewegen.Dazu bekommen sie einen für die Zutrittskontrollefreigeschalteten Ausweis,mit <strong>de</strong>m sich bestimmte Türen öffnenlassen. Denkbar ist auch die Nutzungvon Smartphones, sofern entsprechen<strong>de</strong>Funktionalitäten in <strong>de</strong>n Zutrittster-Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


55 Sieht gut aus.Spricht mit Ihnen.© Fraport AGWare fliegt oft in Passagiermaschinen mit, <strong>de</strong>shalb wur<strong>de</strong> die Sicherheit verschärft.minals vorhan<strong>de</strong>n sind. Ihre eigenenDaten können die Gäste auch selbstpflegen, etwa über einen Selbstanmel<strong>de</strong>kiosk.Die bereits in <strong><strong>de</strong>r</strong> Datenbankerfassten Besucher gebendort zur I<strong>de</strong>ntifikation ihren Namenund einen für diesen Besuch gültigenSicherheitsco<strong>de</strong> ein.Regelmäßige Besucher:Aktiver ZutrittMitarbeiter von Fremdfirmen, wieHandwerker o<strong><strong>de</strong>r</strong> Reinigungsdienstleister,die regelmäßig anwesendsind, erhalten einen aktiven Ausweis.Somit müssen sie nicht je<strong>de</strong>nTag einen neuen Ausweis beantrageno<strong><strong>de</strong>r</strong> am Empfang ausleihen.Diese Besucher lassen sich etwa amSelbstanmel<strong>de</strong>kiosk per Biometriei<strong>de</strong>ntifizieren. Der Kiosk fin<strong>de</strong>t daraufhindie jeweiligen Datensätzeund erstellt mithilfe eines Ausweisspen<strong><strong>de</strong>r</strong>sdirekt einen Ausweis mit<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Zutrittsberechtigungenfür die jeweilige Person.Nach <strong>de</strong>m Termin o<strong><strong>de</strong>r</strong> nach Ablauf<strong><strong>de</strong>r</strong> Zutrittsrechte wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausweisper Schluckleser eingezogen.Das I<strong>de</strong>ntifikationsmittel wird somitabgegeben, bevor sich die Schrankeöffnet und die Besucher das Firmengelän<strong>de</strong>verlassen. Gleichzeitig erfolgtdie Abmeldung <strong>de</strong>s Besuchersaus <strong>de</strong>m Unternehmen.Je nach Besuchergruppe lässt sichdas Kartensystem also flexibel einstellen.Durch eine professionelleBesucherverwaltung, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> vieleArbeitsschritte automatisiert wer<strong>de</strong>nkönnen, sparen Unternehmenneben Verwaltungs- und Personalkostenzu<strong>de</strong>m Bearbeitungszeit undvermei<strong>de</strong>n Staus zu Spitzenzeiten.Sie gewährleisten einen sicherenund durchgehen<strong>de</strong>n Prozess von <strong><strong>de</strong>r</strong>Voranmeldung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgabe <strong>de</strong>sBesucherausweises mit bestimmtenZutrittsberechtigungen bis hin zumVerlassen <strong>de</strong>s Firmengelän<strong>de</strong>s mitRückgabe <strong>de</strong>s Ausweises.Sind somit alle Rahmenbedingungeneines speziellen Sicherheitsprogrammserfüllt, das sowohlMitarbeiter wie auch alle Besuchergruppeneinbezieht, dürfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Zertifizierungzum bekannten Versen<strong><strong>de</strong>r</strong>nichts mehr im Wege stehen. NebenPräventivmaßnahmen zum Schutzvor Zutritt unbefugter Personen lässtsich außer<strong>de</strong>m anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> Dokumentationsfunktionennachvollziehen,welche Person zu welchem Zeitpunktin welchem Bereich war. Felix Welz ist Vertriebsbeauftragter<strong><strong>de</strong>r</strong>Interflex DatensystemeGmbH & Co. KG.INTUS 5600.Das erste INTUS Zeiterfassungsterminal,das mit Ihnen spricht. Mit neuem Farbdisplayund neuer Oberfläche. Ergonomisch mitentspiegeltem Display. Mit Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabevon Sprachdateien. Intuitive Oberfläche undwenn Sie wollen in Ihrem Firmen<strong>de</strong>sign.Ein Touchscreen zum Verlieben.Ausgezeichnet mit <strong>de</strong>m iF Design Award.Tel.: +49 89 68004-550www.pcs.comBesuchen Sie uns:CeBIT 201410.–14.03.2014Halle 5, Stand A1810 / 13 personalmagazin


56 spezial_ZeitwirtschaftMehr Schutz für UnternehmenSTIMMEN. Sicherheit ist innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitwirtschaft wichtiger gewor<strong>de</strong>n. Branchenexpertenerläutern die Grün<strong>de</strong> und geben ihre Einschätzungen zur Marktentwicklung.Von Daniela Furkel (Red.)Mehr und mehr Unternehmenbieten ihren Mitarbeiterndie Möglichkeit an, ihreArbeits- und Projektzeitenüber mobile Geräte wie Smartphonesund Tablets zu erfassen. Dadurch entstehenganz neue Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen fürdie Datensicherheit, <strong>de</strong>nn durch <strong>de</strong>n Verlust<strong><strong>de</strong>r</strong> Geräte o<strong><strong>de</strong>r</strong> das Abgreifen sensiblerDaten können die Unternehmeneinen schwerwiegen<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n für ihrenUmsatz und ihre Reputation erlei<strong>de</strong>n.Laut einer Umfrage von Kaspersky Labverzeichneten 29 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmeneinen Verlust o<strong><strong>de</strong>r</strong> Diebstahl mobilerGeräte durch ihre Mitarbeiter. Überdiese Geräte wur<strong>de</strong>n bei 17 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong>Unternehmen Firmendaten öffentlichgemacht, etwa in<strong>de</strong>m sie per E-Mail o<strong><strong>de</strong>r</strong>SMS verbreitet wur<strong>de</strong>n. Dahinter musskeine Absicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter stecken,die meisten Datenverluste passieren lautKaspersky-Umfrage unabsichtlich. Aber<strong>de</strong>nnoch gilt: Unternehmen müssen sichgegen <strong>de</strong>n Verlust von Geräten und Datenverstärkt schützen.Auch wenn die meisten Datenverlusteohne Intention <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter passierenMitarbeiter greifen zunehmend mobil auf Firmendaten zu – mehr Sicherung ist nötig.– gleichzeitig hat auch die Wirtschaftskriminalitätin <strong>de</strong>n Unternehmen weiterzugenommen. Nach einer Untersuchungvon Pricewaterhouse Coopers PWC ist in<strong>de</strong>n vergangenen Jahren je<strong>de</strong>s zweite Unternehmenzum Opfer einer Wirtschaftsstraftatgewor<strong>de</strong>n. Dabei waren nachAnalysen von PWC bei 37 Prozent allerwirtschaftskriminellen Delikte mangeln<strong>de</strong>interne Kontrollen die Ursache. Auchdas spricht dafür, dass Unternehmenihre Zutrittssysteme und ihr Berechtigungsmanagementverbessern müssen.Und es gibt einen weiteren Faktor, <strong><strong>de</strong>r</strong>dafürspricht, dass die Themen Sicherheitund Zutrittskontrolle an Be<strong>de</strong>utungfür die Unternehmen gewinnen: SeitEn<strong>de</strong> April benötigen Unternehmen,die Luftfracht versen<strong>de</strong>n, eine neueZertifizierung <strong>de</strong>s Luftfahrts-Bun<strong>de</strong>samtsals „Bekannter Versen<strong><strong>de</strong>r</strong>“. Nurdamit können sie vermei<strong>de</strong>n, dass ihreFracht zeitaufwendig und teuer durcheinen externen Dienstleister geprüftund durchleuchtet wird, bevor sie ineine Passagiermaschine verla<strong>de</strong>n wird.Doch für die Validierung als „BekannterVersen<strong><strong>de</strong>r</strong>“ sind Sicherheitsunterweisungen<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter und eineVerschärfung <strong>de</strong>s Zutrittsmanagementsnötig (siehe Seite 54).All diese Entwicklungen <strong>de</strong>uten daraufhin, dass die Unternehmen in Deutschlandverstärkt in Datensicherung,Zutrittskontrolle und Besuchermanagementinvestieren sollten. Ist dies tatsächlich<strong><strong>de</strong>r</strong> Fall? Welchen Aspekten vonSicherheit gilt <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit das größte Augenmerk<strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen? Und wie wirdsich <strong><strong>de</strong>r</strong> Markt an Sicherheits- und Zu-Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


57trittslösungen in <strong>de</strong>n nächsten fünfJahren entwickeln? Wir baten führen<strong>de</strong>Anbieter um ihre Einschätzung:Wachsen<strong>de</strong>s Bedürfnis anSicherheitslösungenMichael Hensel, Geschäftsführer <strong><strong>de</strong>r</strong>Kaba GmbH in Dreieich, stellt fest,dass das Augenmerk <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmenin Sachen Sicherheit vor allemauf <strong>de</strong>m Berechtigungsmanagement„Der Markt an ganzheitlichenSicherheitslösungen wird durchdie Umsetzung von Normen undRichtlinien weiter wachsen.“Michael Hensel, Kabaliegt: „Im Fokus <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmenstehen ganzheitliche Berechtigungsmanagementlösungen.Neben <strong><strong>de</strong>r</strong>physischen Sicherheit gewinnt dieDatensicherheit ebenfalls nochmehr an Be<strong>de</strong>utung. BiometrischeLösungen sind dort gefragt, wo Unternehmendurch eine ein<strong>de</strong>utigeI<strong>de</strong>ntifizierung ihrer MitarbeiterMissbrauch bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitszeiterfassungverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n wollen o<strong><strong>de</strong>r</strong> wo ganzauf ein Ausweismedium verzichtetwer<strong>de</strong>n soll. In <strong>de</strong>n meisten Unternehmengilt jedoch weiterhin: DerMitarbeiterausweis ist ein zentralesMedium und Organisationsmittel in<strong>de</strong>n Unternehmen. Das Bedürfnis anganzheitlichen Sicherheitslösungensteigt stetig und löst häufig eine Aktualisierung<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausweistechnologieaus. Konsequenterweise geht dasnicht spurlos an <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitwirtschaftslösungvorbei und löst in diesem ZusammenhangErsatz- und Neuinvestitionenaus.Darüber hinaus haben die neuenVorschriften <strong>de</strong>s Luftfahrt-Bun<strong>de</strong>samtszur Zertifizierung als„Bekannter Versen<strong><strong>de</strong>r</strong>“ stark dazu10 / 13 personalmagazinbeigetragen, dass Unternehmen ihreSicherheitsprozesse überprüft unddiese gemäß <strong>de</strong>n Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen sichergemacht haben. Dies führte zuverstärkten Investitionen in Zutrittslösungen.Kaba als Lösungsanbietervon Zutrittsmanagementsystemenhat viele Unternehmen hierbei beratenund bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung begleitet.Wir gehen davon aus, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>Markt an ganzheitlichen Sicherheitslösungenaufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> fortschreiten<strong>de</strong>nGlobalisierung und<strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung von Normen undRichtlinien weiter wächst. Ein zusätzlicherTreiber ist die Optimierungvon Unternehmensprozessen,bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheits- und Organisationslösungeneine wichtige Rollespielen. Aber auch außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong>Geschäftswelt haben immer neueund wechseln<strong>de</strong> Gefahrenszenarienein wachsen<strong>de</strong>s Sicherheitsbedürfniszur Folge – im Alltag, beim Reisenund in <strong><strong>de</strong>r</strong> Freizeit. Das verlangt neueund innovative Sicherheitskonzepteund bietet weiteres Marktpotenzial.“Trend zu mehr Effizienz undSicherheitMarcel Theijs, Vertriebs- und Marketingleiter<strong><strong>de</strong>r</strong> Reiner KartengeräteGmbH und Co. KG in Furtwangen,sieht nicht nur in einem verstärktenBedürfnis nach Sicherheit, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nauch in <strong>de</strong>m Wunsch nach mehr Effizienz<strong>de</strong>n Auslöser für zahlreicheNeuinvestitionen: „Eine mo<strong><strong>de</strong>r</strong>neZeitwirtschaft, bestehend aus Zeiterfassungund Zutrittskontrolle, wirdIhr Personaleinsatzauf <strong>de</strong>n Punktgebracht:gfos.WorkforceOptimaler Mitarbeitereinsatz .Verbesserte Arbeitsabläufe .Gezielte Kun<strong>de</strong>norientierung .Hohe Mitarbeitermotivation .www.gfos.com


58 spezial_Zeitwirtschaftin vielen mittelständischen und großenUnternehmen vor <strong>de</strong>m Hintergrund einerkosten- und effizienzorientiertenPersonal- und Berechtigungsplanunglängst als relevante (Neu-)Investitionfür <strong>de</strong>n flexiblen und sicheren Betriebsablaufgesehen. Gera<strong>de</strong> im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong>Besucherverwaltung sowie bei <strong>de</strong>n ProzessenAusweisantrag, Genehmigungund Plausibilitätsprüfung können manuelleBearbeitungsvorgänge automatisiertwer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus können übereine automatisierte Zutrittskontrolle dieAnwesenheiten überwacht und Energiekosteneingespart wer<strong>de</strong>n, zum Beispielüber die Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beleuchtung undHeizung.Vor <strong>de</strong>m Hintergrund, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Diebstahlin Unternehmen zugenommen hat– eine KPMG-Studie hat ergeben, dass80 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen UnternehmenWirtschaftskriminalität als Problem sehen–, stehen die Zutrittskontrolle, dieDatensicherheit und die Sicherung mobilerEndgeräte im Fokus <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen.Biometrische Lösungen wer<strong>de</strong>n beiuns nur selten nachgefragt. Auch die seitApril 2013 erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Zertifizierungals „Bekannter Versen<strong><strong>de</strong>r</strong>“ <strong>de</strong>s Luftfahrt-Bun<strong>de</strong>samts hat bei uns und bei unserenKun<strong>de</strong>n bis dato keine Rolle gespielt.<strong>Mein</strong>e Einschätzungen zur künftigenMarktentwicklung: Der Trend in Unternehmenzu mehr Effizienz auf <strong><strong>de</strong>r</strong> einenSeite und mehr Sicherheit auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>enSeite erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t schlanke und einfacheSysteme, die Prozesse optimierenund Ressourcen optimal nutzen. Auf Basisvon Zeitwirtschaftssystemen lassensich viele solcher Mehrwerte generieren,jedoch wer<strong>de</strong>n sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis von kleinenund mittleren Unternehmen noch zuselten voll ausgeschöpft. Eine Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungwird es in Zukunft sein, kleineund mittlere Unternehmen erfolgreichfür dieses Thema zu sensibilisieren. Ich„Da <strong><strong>de</strong>r</strong> Diebstahl in Unternehmenzugenommen hat, stehen Zutrittskontrolle,Datensicherheit und die Sicherungmobiler Endgeräte im Fokus.“Marcel Theijs, Reiner SCTgehe davon aus, dass sich die Nachfragenach Sicherheits- und Zutrittslösungenstetig und soli<strong>de</strong> entwickeln wird.“Firmen verbin<strong>de</strong>n HR und SicherheitRainer K. Füess, Leiter Partnervertriebund Marketing <strong><strong>de</strong>r</strong> Tisoware Gesellschaftfür Zeitwirtschaft mbH in Reutlingen,stellt ein verstärktes Zusammenwachsen<strong><strong>de</strong>r</strong> Themen HR und Sicherheitfest: „Innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitwirtschaft hatdas Thema Sicherheit in <strong>de</strong>n vergangenenJahren immer mehr an Be<strong>de</strong>utunggewonnen. Unternehmen verbin<strong>de</strong>n dabeidie Projekte HR und ‚Security‘. Ausdiesem Grund wer<strong>de</strong>n wir häufig in Beratungsprojektezu <strong>de</strong>n Themen Sicherheitund Zeitwirtschaft mit einbezogen,<strong>de</strong>nn die Kun<strong>de</strong>n schätzen es, einenkompetenten Ansprechpartner für bei<strong>de</strong>Themengebiete zu haben.Unserer Erfahrung nach investierendie Unternehmen verstärkt in physikalischeSicherheit. Damit meinen wirelektronische, mechatronische und mechanischeZutrittslösungen inklusiveVi<strong>de</strong>oüberwachung. Grün<strong>de</strong> für die Investitionsbereitschaftsind Bedrohungendurch Spionage, Diebstahl sowie Optimierungsprozesseund Kostensenkungsmaßnahmenin Erweiterungs- undMo<strong><strong>de</strong>r</strong>nisierungsprojekte. Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmenist primär, das Know-howund die Werte <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen zu sichernund zu schützen.Die Nachfrage nach unseren Sicherheitslösungenhat durch die Zertifizierungsvorschriftenals „BekannterVersen<strong><strong>de</strong>r</strong>“ bei unserer Zielgruppe zugenommenund einige Kun<strong>de</strong>n habenbereits in die notwendige Sicherheitstechnikinvestiert, um die Wettbewerbsfähigkeitzu erhalten. Wir schätzen dieSituation aber so ein, dass weitere Investitionenanstehen, da viele Firmen nochnicht zertifiziert wor<strong>de</strong>n sind. Unternehmenbetrachten dabei neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheitauch die Folgekosten, die sich durchmo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Sicherheitslösungen weiter optimierenlassen.Bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> künftigen Marktentwicklunggehen wir davon aus, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>Markt für Sicherheits- und Zutrittslösungenweiter wachsen wird. Durch die„Firmen investieren verstärkt in physikalischeSicherheit – elektronische,mechatronische und mechanischeLösungen mit Vi<strong>de</strong>oüberwachung.“Rainer K. Füess, TisowareIntegration <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheitslösungen indie Zeitwirtschaft bieten wir ganzheitlicheLösungen an, die gegenüber Insellösungengeringere Kosten und mehrTransparenz be<strong>de</strong>uten. Wir sehen unsgut gerüstet für <strong>de</strong>n Wachstumsmarkt<strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheits- und Zutrittstechnik, mobileSicherheitslösungen wer<strong>de</strong>n dabeiimmer wichtiger.“ Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


59Firmen müssen sensibleDaten kontrollierenTrend. Verschlüsselung ist ein wichtiger Teil <strong><strong>de</strong>r</strong>Datensicherheit, gera<strong>de</strong> wenn mobile Geräte für dieArbeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Zeiterfassung eingesetzt wer<strong>de</strong>n.Von Stefan Rojacher Laut einer Bitkom-Umfragenutzen 79 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschenErwerbstätigen für ihreArbeit mobile Geräte wieNotebooks, Tablets, Smartphoneso<strong><strong>de</strong>r</strong> Handys. Doch was be<strong>de</strong>utet diesfür die IT-Sicherheit und <strong>de</strong>n Datenschutzeines Unternehmens? Wiewer<strong>de</strong>n Mitarbeiter- und Firmendatengeschützt? Das sind Fragen, dieauch und gera<strong>de</strong> die Zeitwirtschaftbetreffen. Denn die Zutritts- undDatensicherheit wird durch die Nutzungmobiler Geräte erschwert.10 / 13 personalmagazinVirenschutz und VerschlüsselungGrundsätzlich gilt: Es gibt nicht <strong>de</strong>neinen richtigen Weg, <strong>de</strong>n alle Unternehmenbeschreiten können. Je<strong>de</strong>sUnternehmen muss individuell ermitteln,welche Sicherheitskomponentenam besten zu ihm und seinenspeziellen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen passen.Orientierung geben Best Practices,die sich seit Jahren bewährt haben.Dazu gehören die Klassiker <strong><strong>de</strong>r</strong> IT-Sicherheit, die in <strong>de</strong>n meisten Unternehmeneingesetzt wer<strong>de</strong>n: Dazu zählenein Virenschutz für Server undWorkstations, meist auch spezielleSchutzmaßnahmen für Gateways undneuerdings auch für mobile Geräte.Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Datensicherheit haben vieleUnternehmen aber dann doch nurBackups vorzuweisen. Nach Ergebnisseneiner weltweiten Umfrage vonKaspersky Lab setzt erst je<strong>de</strong>s zweiteGroßunternehmen Metho<strong>de</strong>n zurVerschlüsselung ein, bei <strong>de</strong>n Mittelständlernsind es nur 43 Prozent, inKleinunternehmen nur 36 Prozent.Hier könnte ein Schritt hin zur Verschlüsselungeinige Vorteile bringen:Vorausgesetzt, die Verschlüsselungist ohne Fehler implementiert, könnensensible Daten perfekt geschütztwer<strong>de</strong>n. Das gilt selbst für <strong>de</strong>n Fall,dass Daten abhan<strong>de</strong>n kommen, etwabei gestohlenen o<strong><strong>de</strong>r</strong> verloren gegangenenLaptops. (Weitere Informationenzur Verschlüsselung fn<strong>de</strong>n Sieim Beitrag auf Seite 52).Wird die Verschlüsselungsstrategiekonsequent umgesetzt, erreichenUnternehmen damit noch weitereVorteile: Beispielsweise ist es so möglich,Daten nicht nur sicher auf <strong>de</strong>nServern und Workstations bereitzustellen,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch auf mobilen Geräten.Mit Verschlüsselung sind dieDaten unabhängig vom Gerät sicher.Ein weiterer Vorteil: Diese Sicherheitgilt nicht nur auf <strong>de</strong>n Geräten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nauch für die Übertragung. WerDateien per E-Mail verschickt o<strong><strong>de</strong>r</strong>über Cloud-Speicher verteilt, kannmit Verschlüsselung sicher sein, dasssie kein Unbefugter sehen kann. Stefan Rojacher ist CommunicationsManager bei Kaspersky Lab DACH.ERP-Lösungenaus einer Hand


60 spezial_DienstreisenKurz verreist – lang verwaltetÜberblick. Es gibt Firmen, in <strong>de</strong>nen die Reisezeiterfassung und -abrechnung mehrZeit braucht als die Reise selbst. Doch die mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Technik birgt Einsparpotenzial.Von Katharina Schmitt (Red.)Weit über 150 MillionenDienstreisen, so die allgemeineSchätzung, wur<strong>de</strong>nim vergangenen Jahr alleinin Deutschland unternommen. Nach <strong>de</strong>maktuellen Geschäftsreisereport von Concurlagen die durchschnittlichen Reisekostenpro Geschäftsreisen<strong>de</strong>n 2012 beidurchschnittlich 2.523 Euro im Quartal.Dabei zeigt sich, dass Potenzial zurKosteneinsparung durchaus vorhan<strong>de</strong>nist und auch schon genutzt wird. DieAusgaben für Geschäftsreisen sind nach<strong>de</strong>n Analysen von Concur von 2011 auf2012 um 4,5 Prozent gefallen. Bei einerDetailbetrachtung für das letzte Quartal2012 zeigt sich, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptanteil<strong>de</strong>s Rückgangs <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgaben auf Verpflegung(minus 22 Prozent gegenüber2011), Unterhaltung (minus 21 Prozent),Flugkosten und Bo<strong>de</strong>nverkehr (bei<strong>de</strong>minus 18 Prozent) entfallen. Auch dieAusgaben für Übernachtungen undFahrtkosten (PKW) sind in diesem Vergleichszeitraumum elf Prozent zurückgegangen.Daraus leiten die Autoren <strong>de</strong>sReports <strong>de</strong>n Trend vieler Unternehmenab, Treffpunkte und DienstreisezieleARBEITSHILFEMustertext Richtlinien für Dienstreisen(HI544155)Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong>Personal Office (HPO). Internetzugriff:www.haufe.<strong>de</strong>/hi544155Serie Reisekostenreform• Ausgabe 10/2013: Kurz verreist – lang verwaltet• Ausgabe 11/2013: Verpflegung, Spesen und Pauschalen –Einzelheiten zur Abrechnung nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Reisekostenreform• Ausgabe 12/2013: Die arbeitsrechtliche Verankerung <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Reisekosten ab 2014näher am Standort o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnort <strong><strong>de</strong>r</strong>Mitarbeiter zu suchen, sodass damitAusgaben für Flüge, Verpflegung o<strong><strong>de</strong>r</strong>Unterhaltung seltener notwendig waren.Doch auch die Kosten, die pro Dienstreisen<strong>de</strong>nfür Büro und Verwaltung zuBuche schlagen, sind im Vergleich zu2011 um 13 Prozent auf rund 44 Eurozurückgegangen. Hier dürften die Grün<strong>de</strong>allerdings weniger im beschriebenen„Closer to Home“-Trend liegen als vielmehrin <strong><strong>de</strong>r</strong> zunehmen<strong>de</strong>n Nutzungmobiler Technik und Verwaltungsmöglichkeitenbei <strong><strong>de</strong>r</strong> Reisekostenerfassungund -abrechnung.Verwaltung über das SmartphoneImmer mehr Anbieter bringen Applikationenfür Smartphones und Tablet-Computer auf <strong>de</strong>n Markt, die <strong>de</strong>m Arbeitnehmererlauben, die notwendigenAbrechnungsdaten schon unterwegszu erfassen. Neben <strong>de</strong>n mittlerweilegängigen Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Online-Genehmigung, Flug- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Taxibuchungo<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Handy-Tickets für <strong>de</strong>n Bahnreisen<strong>de</strong>nsind es insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die mobilenMöglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Beleg- und Reisezeitenerfassungmit entsprechen<strong><strong>de</strong>r</strong>Auswertung, die tatsächlich Zeit undAufwendung sparen. Sie wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>mentsprechendstärker genutzt, wie <strong><strong>de</strong>r</strong>Concur-Bericht zeigt: Der Einsatz vonmobilen Endgeräten wie Smart phoneo<strong><strong>de</strong>r</strong> Tablet-PC für die Geschäftsreise hatsich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.Dabei entfallen 72,7 Prozent aufApple (iOS), 14,6 Prozent auf Androidund 12,7 Prozent auf Blackberry.Standards und FunktionenDie Bandbreite <strong><strong>de</strong>r</strong> Angebote reicht vonShareware, die während eines <strong>de</strong>finiertenTestzeitraums kostenlos angebotenwird, bis zum Reisekostenmodul o<strong><strong>de</strong>r</strong>eigenständigen Produkt. (Eine Anbieterübersichtfin<strong>de</strong>n Sie in unseremAnbietercheck HR Software im AnwendungsbereichDienstreisen: www.anbietercheck.<strong>de</strong>/personalsoftware).Gleichwohl lassen sich gewisse Standardsfeststellen: Die meisten Systemeerlauben die Speicherung <strong><strong>de</strong>r</strong> Belege alsFotos. Verpflegungspauschalen, oft auchbei Auslandsreisen, wer<strong>de</strong>n nach Eingabe<strong><strong>de</strong>r</strong> Abwesenheitszeiten automatischermittelt. Zunehmend lassen sich auchfirmenspezifische Richtlinien wie Buchungsvorschrifteno<strong><strong>de</strong>r</strong> Kostenlimitsintegrieren. Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


61Ausblick PraxisbeispielSo wird ab 2014 gerechnetDas neue „Gesetz zur Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und Vereinfachung <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensbesteuerungund <strong>de</strong>s steuerlichen Reisekostenrechts“ verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t das Reisekostenrecht.Ab Januar 2014 gelten für Dienstreisen neue Kostenerstattungs– und Abrechnungsvorschriften.Kernziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Reisekostenreform ist, das steuerliche Reisekostenrecht einfacherhandhabbar zu machen, um so <strong>de</strong>n Verwaltungsaufwand bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Abrechnung vonDienstreisen für alle Beteiligten zu reduzieren. Hier ein Ausblick:Vereinfachung bei <strong>de</strong>n VerpflegungspauschalenStatt <strong><strong>de</strong>r</strong> bisherigen dreistufigen Staffelung in Verpflegungspauschalen von sechs, zwölfund 24 Euro wird es nur noch zwei Pauschalen geben (zwölf und 24 Euro). Außer<strong>de</strong>mgelten künftig neue Min<strong>de</strong>stabwesenheitszeiten.Bewertung von Arbeitgebermahlzeiten bei beruflicher AuswärtstätigkeitGrundlegend neu ist auch die steuerliche Behandlung von Mahlzeiten, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmerwährend einer beruflichen Auswärtstätigkeit unentgeltlich beziehungsweiseverbilligt erhält. Zum einen wird <strong>de</strong>m hieraus entstehen<strong>de</strong>n geldwerten Vorteil durcheine Kürzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verpflegungspauschalen Rechnung getragen wer<strong>de</strong>n. Zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>energänzt eine neue Pauschalierungsvorschrift die Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Steuerübernahmedurch <strong>de</strong>n Arbeitgeber, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer während einer Dienstreise unentgeltlichverpflegt wird. Weitere Einzelheiten und konkrete Berechnungsbeispiele hierzu fin<strong>de</strong>nSie in Teil 2 unserer Serie „Dienstreisen“ in Ausgabe 11/2013. (ks)


62 recht_NEWSNachgelesenDer Lohn aus <strong><strong>de</strong>r</strong> TüteWer zur Arbeit gefahrenwird, mussbei <strong><strong>de</strong>r</strong> Lohnsteuernachzahlen.Abholen kann Lohnsteuer kostenNicht nur als Statussymbol, auch aus Grün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitseffizienzkönnen Mitarbeiter vertraglich mitunter firmeneigene Chauffeurdiensteauch für <strong>de</strong>n Weg von und zur Arbeitsstelle nutzen. Dasaber kostet zusätzliche Lohnsteuer, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> BFH entschied (Urteil vom15.5.2013, Az. VI R 44/11). Das Argument, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Chauffeur nicht alsPrivileg, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n „zur Erfüllung <strong><strong>de</strong>r</strong> Dienstpflichten“ diene, konnte dieBun<strong>de</strong>srichter dabei ebenso wenig überzeugen wie die Tatsache, dasskein persönliches Fahrzeug zur Verfügung gestan<strong>de</strong>n habe, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aufFahrzeuge <strong>de</strong>s Fuhrparks zurückgegriffen wur<strong>de</strong>. Es bleibt die Frage, wieteuer das Ganze wird: Der BFH ließ die Verwaltungsauffassung unbeanstan<strong>de</strong>t,die von einem zusätzlichen, <strong>de</strong>n normalen geldwerten Vorteil fürSelbstfahrer überschreiten<strong>de</strong>n Satz von 50 Prozent ausgeht.Auch wenn sie im medialen Sprachgebrauchmit Sätzen wie „was man noch in<strong><strong>de</strong>r</strong> Lohntüte hat“ bildlich noch existiert,tatsächlich ist sie ein Relikt <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit:die Lohntüte, in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitslohn inScheinen und Münzen ausgehändigt wur<strong>de</strong>.Zu Urzeiten in Form eines Jutesacks, späterdann aus reißfestem Papier, manchmalauch in Form von transparentem „Butterbrotpapier“,sodass <strong><strong>de</strong>r</strong> Empfänger seinenLohn bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Übergabe schon einmal einerersten Sichtkontrolle unterziehen konnte.Geöffnet und nachgezählt wur<strong>de</strong> traditionellerst später, <strong>de</strong>nn man brachte ja dievolle Lohntüte nach Hause. Je<strong>de</strong>nfalls imRegelfall. Gesetzlich ausgeschlossen war<strong>de</strong>swegen gemäß § 105 Gew0 auch dieÜbergabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Lohntüte in Gaststätten. Dazuwird kolportiert, dass diese Regelung aufgrun<strong>de</strong>iner dringen<strong>de</strong>n Eingabe besorgterHausfrauen erstellt wur<strong>de</strong> – zum Ärger zahlreicherGastwirte, die <strong>de</strong>n Zahltag bis dahinnutzen konnten, diverse „Deckelschul<strong>de</strong>n“abzurechnen. Für die Erklärung dieses Begriffsreicht lei<strong><strong>de</strong>r</strong> unser Platz nicht. FragenSie bitte <strong>de</strong>n Wirt Ihrer Stammgaststätte.News <strong>de</strong>s MonatsDer Monatswert für Verpflegung soll im Jahr 2014 voraussichtlich auf 229 Euro steigen. Der Sachbezugswert für Unterkunftund Miete wird voraussichtlich 221 Euro betragen.Die Abgaben für Künstlerleistungen sollen steigen. Der Entwurf <strong><strong>de</strong>r</strong> Künstlersozialabgabeverordnung sieht für 2014 einen<strong>de</strong>utlich erhöhten Abgabesatz von 5,2 Prozent vor.Der Solidaritätszuschlag ist verfassungswidrig, so die Auffassung <strong>de</strong>s Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>sächsischen Finanzgerichts. Es hat <strong>de</strong>mBun<strong>de</strong>sverfassungsgericht eine Musterklage <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Steuerzahler vorgelegt. Die Begründung: Der Gleichbehandlungsgrundsatzwer<strong>de</strong> nicht eingehalten, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arbeitnehmer wür<strong>de</strong>n ungerecht behan<strong>de</strong>lt.Der neue banktechnische Standard Sepa muss im Verfahren zur Erstattung <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgeltfortzahlung ab <strong>de</strong>m 1. Januar 2014berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Das gab <strong><strong>de</strong>r</strong> GKV-Spitzenverband bekannt.+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong> personalmagazin 10 / 13


www.bvau.<strong>de</strong>Sie auch?JETZT MITGLIED WERDEN!Wir sind eine unabhängige, bun<strong>de</strong>sweit tätige, branchenübergreifen<strong>de</strong> undpersonenbezogene Interessensvereinigung für Arbeitsrechtler in Unternehmen.Anstehen<strong>de</strong> Termine <strong>de</strong>s BVAU:Arbeitsrecht in <strong><strong>de</strong>r</strong> UnternehmenspraxisHerausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und best practice,Fachtagung am 29. November 2013 in Hei<strong>de</strong>lbergKonstitution BVAU-Regionalgruppe „Südwest“(Ba<strong>de</strong>n-Württemberg)21. Oktober 2013, Robert Bosch GmbHMedienpartnerWeitere Informationenzu bei<strong>de</strong>n Terminen:www.bvau.<strong>de</strong>/termineStrategische Partner


64 Recht_UrteilsdienstUrteil <strong>de</strong>s monatsArbeitgeber darf mit <strong>de</strong>m Handy Beweisfoto schießenfahren kann, zeigt ein Urteil <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sarbeitsgerichtsRheinland-Pfalz. Dieshat einem Arbeitgeber zugestan<strong>de</strong>n, dieHerausgabe von Fotos zu verweigern,auf <strong>de</strong>nen einer seiner ArbeitnehmerWer an<strong><strong>de</strong>r</strong>e ohne <strong><strong>de</strong>r</strong>en Einwilligungfotografiert, begeht im Allgemeineneine Persönlichkeitsverletzung und istverpflichtet, die Fotos herauszugeben.Dass dieser Grundsatz Ausnahmen ermitAutowaschen beschäftigt war. DerArbeitgeber wollte mit <strong>de</strong>m Foto seinenbegrün<strong>de</strong>ten Verdacht belegen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitnehmer seine Arbeitsunfähigkeitnur vorgetäuscht hatte.Das Urteil beschäftigt sich mit <strong>de</strong>m grundgesetzlich gewährleisteten„Recht am eigenen Bild“. Dies ist nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsprechung <strong>de</strong>s BAGmit <strong>de</strong>n Interessen <strong>de</strong>s Arbeitgebers mittels einer Güterabwägungabzugleichen. Danach ist zu ermitteln, ob das Interesse ausnahmsweise<strong>de</strong>n Vorrang vor <strong>de</strong>m Persönlichkeitsrecht genießt.Der Fall hatte sich wie folgt abgespielt: Ein als Produktionshelfertätiger Arbeitnehmer war arbeitsunfähig krankgeschrieben und vonseinem Vorgesetzten zufällig beim Reinigen eines Autos an einerAutowaschanlage angetroffen wor<strong>de</strong>n. Dieser war laut Urteil „überdie körperliche Verfassung seines Mitarbeiters erstaunt“, reagierteaber schnell und fertigte mit seiner Handy-Kamera Fotos an, umseine Beobachtung zu dokumentieren. Postwen<strong>de</strong>nd verlangte <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitnehmer im Wege einer einstweiligen Verfügung die Herausgabe<strong><strong>de</strong>r</strong> seiner <strong>Mein</strong>ung nach unberechtigten Fotoaufnahmen. ZuUnrecht, wie <strong>de</strong>m fotografieren<strong>de</strong>n Vorgesetzten vom LAG bestätigtwur<strong>de</strong>. Es führte dazu aus: „Das auch im Arbeitsverhältnis zu beachten<strong>de</strong>allgemeine Persönlichkeitsrecht ist – auch in seiner Ausprägungals Recht am eigenen Bild – nicht schrankenlos gewährleistet.Eingriffe können durch Wahrnehmung überwiegend schutzwürdigerInteressen <strong>de</strong>s Arbeitgebers gerechtfertigt sein. Die Speicherung <strong><strong>de</strong>r</strong>Fotos über seine punktuelle persönliche Beobachtung stellt unterEin Foto vom Mitarbeiter braucht nicht immer <strong>de</strong>ssen Zustimmung.<strong>de</strong>n gegebenen Umstän<strong>de</strong>n keinen unverhältnismäßigen Eingriff indas allgemeine Persönlichkeitsrecht <strong>de</strong>s Klägers dar. Es bestand ausSicht <strong>de</strong>s Vorgesetzten <strong><strong>de</strong>r</strong> konkrete Verdacht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Kläger seineArbeitsunfähigkeit vorgetäuscht und damit einen Entgeltfortzahlungsbetrugbegangen haben könnte.“Quelle LAG Rheinland Pfalz, Urteil vom 11.7.2013, 10 SaGa 3/13© 1000 Words / Shutterstock.comBetriebsbedingte KündigungZusammenfassung Bei betriebsbedingten Kündigungen ist <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitgeber zwar verpflichtet, <strong>de</strong>m Arbeitnehmer zur Vermeidungeiner Beendigungskündigung eine Weiterbeschäftigung zugeän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Arbeitsbedingungen anzubieten. Dies bezieht sich abergrundsätzlich nicht auf freie Arbeitsplätze in einem im Ausland gelegenenBetrieb <strong>de</strong>s Arbeitgebers.relevanz Das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht begrün<strong>de</strong>t die Ablehnung <strong><strong>de</strong>r</strong>Klage mit folgen<strong>de</strong>m gesetzessystematischen Hinweis: „Der ersteAbschnitt <strong>de</strong>s Kündigungsschutzgesetzes ist gemäß § 23 Abs. 1KSchG nur auf Betriebe anzuwen<strong>de</strong>n, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srepublikDeutschland liegen. In diesem Sinne muss auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsbegriffin § 1 Abs. 2 Satz 1, Satz 2 KSchG verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.“Quelle BAG, Urteil vom 29.8.2013, 2 AZR 809/13DiskriminierungsklageZusammenfassung Die mit Zustimmung <strong>de</strong>s Integrationsamtsausgesprochene or<strong>de</strong>ntliche krankheitsbedingte Kündigung einesSchwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>ten wegen andauern<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsunfähigkeit stelltfür sich genommen kein Indiz für eine unmittelbare o<strong><strong>de</strong>r</strong> mittelbareBenachteiligung <strong>de</strong>s Arbeitnehmers dar.Relevanz Das Urteil ist ein weiterer Baustein für die höchstrichterlicheKlärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage, wann von einem Indiz für eine scha<strong>de</strong>nsersatzauslösen<strong>de</strong>Diskriminierung im Sinne <strong>de</strong>s § 22 AGG auszugehenist. Die Tatsache, dass einem Arbeitnehmer krankheitsbedingtgekündigt wur<strong>de</strong>, reicht dafür allein nicht aus. Notwendig wäre hiergewesen, <strong>de</strong>taillierte Indizien, die sich aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Kündigungsbegründungo<strong><strong>de</strong>r</strong> aus an<strong><strong>de</strong>r</strong>en äußeren Umstän<strong>de</strong>n ergeben, vorzutragen.Quelle LAG Köln, Urteil vom 4.7.2013, 13 Sa 1198/12Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


65für Chemieund Life SciencesAusbildungskostenZusammenfassung Auch für Rückzahlungsvereinbarungen im Rahmen einerarbeitgeberfinanzierten Ausbildung zur Fachkraft für Automatenservice sind diehöchstrichterlichen Grundsätze für zulässige Bindungsfristen anzusehen. Dabeiist es nicht Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsgerichte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n allein <strong><strong>de</strong>r</strong> für die Anerkennung<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildungsberufe zuständigen Stellen, Qualitätsurteile über <strong>de</strong>n Inhalteiner Ausbildungsordnung zu fällen.relevanz Das Urteil ist schon <strong>de</strong>swegen lesenswert, weil darin die Grenzenzulässiger Rückzahlungsklauseln übersichtlich dargestellt wer<strong>de</strong>n. Danach gilt:Bei einer Fortbildungsdauer bis zu einem Monat ist eine Bindungsdauer bis zusechs Monaten zulässig, bei einer Fortbildungsdauer bis zu zwei Monaten eineeinjährige Bindung, bei einer Fortbildungsdauer von drei bis vier Monaten einezweijährige Bindung, bei einer Fortbildungsdauer von sechs Monaten bis zueinem Jahr keine längere Bindung als drei Jahre und bei einer mehr als zweijährigenDauer eine Bindung von fünf Jahren. Abweichungen im Einzelfall sinddabei zwar möglich, sie dürfen nach Auffassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Düsseldorfer Richter jedochnicht auf Wertungen über die Qualität <strong>de</strong>s Berufs beruhen. Dazu das LAG wörtlich:„Ist danach <strong><strong>de</strong>r</strong> Beruf, in <strong>de</strong>m die Beklagte ausgebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, als solcheranerkannt, liegt allein schon in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache, dass die Klägerin <strong><strong>de</strong>r</strong> Beklagten dieErlangung dieses Berufsabschlusses ermöglicht hat, ein geldwerter Vorteil, <strong><strong>de</strong>r</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> Beklagten in ihrem weiteren Fortkommen behilflich sein wird.“Unser Netzwerk unterstütztSie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Rekrutierung•spezifischer Online-Stellenmarkt•Stellenmarkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachrichten aus<strong><strong>de</strong>r</strong> Chemie, wichtigste <strong>de</strong>utschsprachigeFachzeitschrift <strong><strong>de</strong>r</strong> Chemie•<strong>Bewerber</strong>datenbank•Jobbörsen & VortragsveranstaltungenQuelle LAG Düsseldorf, Urteil vom 21.6.2013, 10 Sa 206/13BewerbungsverfahrenZusammenfassung Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidung über die Bewerbung auch vonschwer behin<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Menschen ist die Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>tenvertretung selbst dannzu beteiligen, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>tenvertreter ebenfalls zu <strong>de</strong>n <strong>Bewerber</strong>ngehört.relevanz Dem Fall lag folgen<strong>de</strong> Bewerbungssituation zugrun<strong>de</strong>: Bei einerSpielbank waren zwei Beför<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsstellen als Tischchef ausgeschrieben. Aufdiese Stellen hatten sich sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>tenvertreter als auch seinStellvertreter beworben. Die nach § 81 SGB X vorgeschriebene Beteiligung <strong><strong>de</strong>r</strong>Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>tenvertretung sah <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber aufgrund dieser Situation alsproblematisch an und teilte <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>tenvertretung mit, dass er siewegen <strong><strong>de</strong>r</strong> offensichtlichen Interessenkollision nicht an <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahlentscheidungbeteiligen könne. Als die Stelle sodann zwei an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Kandidaten bekamen,klagte <strong><strong>de</strong>r</strong> stellvertreten<strong>de</strong> Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>tenvertreter und verlangte eineEntschädigung nach <strong>de</strong>m AGG. Das BAG entschied, dass eine <strong><strong>de</strong>r</strong>artige generelleAblehnung <strong><strong>de</strong>r</strong> nach § 80 SGB IX vorgeschriebenen Beteiligung nicht möglichsei. Vorgesehen sei lediglich, dass nur <strong><strong>de</strong>r</strong> sich bewerben<strong>de</strong> Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>teeine Beteiligung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>tenvertretung ausdrücklich ablehnenkönne. Einen möglichen Interessenkonflikt zwischen <strong>Bewerber</strong>n hätte <strong><strong>de</strong>r</strong>Stellvertreter nur selbst durch die Ablehnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beteiligung <strong>de</strong>s Schwerbehin<strong><strong>de</strong>r</strong>tenvertretersals seines direkten Konkurrenten reklamieren können.QuelleBAG, Urteil vom 22.8.2013, 8 AZR574/12Von Chemikern für Chemiker!www.gdch.<strong>de</strong>/karriereDie Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.(GDCh) ist die größte wissenschaftlicheGesellschaft Kontinentaleuropas. 145Jahre Erfahrung und die weltweite Vernetzungzu Industrie und Wissenschaftmachen uns zum Global Player mit Tradition.Wir sind überall dort aktiv,wo sichMenschen mit Chemie beschäftigen.10 / 13 personalmagazin


66 Recht_BetriebsratswahlenAbbruch, Korrektur, NichtigkeitSerie. Der letzte Teil unserer Serie beschäftigt sich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage, wann und wie <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitgeber reagieren sollte, wenn er Fehler vor o<strong><strong>de</strong>r</strong> während <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl erkennt.Von Patrick Mückl und Esther HerrnstadtBetriebsratswahlen sind kompliziert.Noch kompliziertersind nur Aufsichtsratswahlen.Fachleute klagen, dass selbstdie Wahl <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten einfacherist. Die einzuhalten<strong>de</strong>n Fristen, dieAbgrenzung zwischen Arbeitnehmern,leiten<strong>de</strong>n Angestellten und freien Mitarbeitern,<strong><strong>de</strong>r</strong> Umgang mit Leiharbeitnehmern,die Bestimmung <strong>de</strong>s richtigenBetriebs und <strong><strong>de</strong>r</strong> maßgeblichen Schwellenwerte– neuerdings unter Berücksichtigungvon Leiharbeitnehmern – alldiese Hür<strong>de</strong>n und viele mehr müssengenommen wer<strong>de</strong>n, damit <strong><strong>de</strong>r</strong> „richtige“Betriebsrat im „richtigen“ Betrieb auch„richtig“ gewählt ist.Der Arbeitgeber hat im Regelfall einhohes Interesse daran, dass eine Betriebsratswahlnicht fehlerhaft ist. Erträgt nämlich die Wahlkosten und muss<strong>de</strong>shalb nicht nur die fehlerhafte Wahl,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch eine etwaige außerturnusmäßigeNeuwahl finanzieren. Das istbelastend, wäre aber vielleicht noch hinnehmbar.Entschei<strong>de</strong>nd kommt jedochhinzu, dass Arbeitnehmer und Arbeitgebertypischerweise auch mit einemfehlerhaft gewählten Betriebsrat überlängere Zeit „leben“ müssen. Ist die Wahlnicht ausnahmsweise nichtig, bleibt <strong><strong>de</strong>r</strong>falsch gewählte Betriebsrat grundsätzlichbis zur nächsten turnusmäßigenWahl im Amt. Abkürzen lässt sich seineAmtszeit nur durch ein gerichtlichesWahlanfechtungsverfahren, das aberoft min<strong>de</strong>stens zwei bis drei Jahre dauertund außer<strong>de</strong>m nur für die ZukunftSerie Betriebsratswahlen 2014• Ausgabe 07/2013: Alternative Betriebsratsmo<strong>de</strong>lle• Ausgabe 08/2013: Wer wählen darf und wie die Betriebsgröße ermittelt wird• Ausgabe 09/2013: Spielraum und Grenzen beim Wahlkampf• Ausgabe 10/2013: Die fehlerhafte Betriebsratswahl – Anfechtung und Rechtsmittelwirkt. An <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit än<strong><strong>de</strong>r</strong>t esnichts mehr. Bis es abgeschlossen ist,hat <strong><strong>de</strong>r</strong> fehlerhaft gewählte Betriebsratein Vollmandat. Der Arbeitgeber mussihn beteiligen und ist an seine Mitbestimmungsentscheidungengebun<strong>de</strong>n.Die Mitarbeiter ebenfalls – ob sie wolleno<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Ordnungsgemäße Betriebsratswahlensind daher zunächst für <strong>de</strong>nArbeitgeber und die Belegschaft wichtig.Für <strong>de</strong>n Betriebsrat gilt aber nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es.Er ist sonst während <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamtenDauer seiner Amtszeit mit <strong>de</strong>m Makelbehaftet, unter Verstoß gegen das Gesetz– rechtswidrig – gewählt wor<strong>de</strong>n zu sein.Wahlfehler sollten daher im Interesse allerBeteiligten möglichst bereits im Vorfeldverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n.Das Statusverfahren klärt, welches<strong><strong>de</strong>r</strong> richtige Betrieb istDazu sollte zunächst einmal sichergestelltwer<strong>de</strong>n, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl die richtigebetriebsratsfähige Organisationseinheit,<strong><strong>de</strong>r</strong> richtige Betrieb, zugrun<strong>de</strong>gelegt wird. Klären lässt sich das ineinem sogenannten Statusverfahrennach § 18 Abs. 2 Betriebsverfassungsgesetz(BetrVG), das eingeleitet wer<strong>de</strong>nsollte, sobald sich unterschiedliche Auffassungenüber <strong>de</strong>n „richtigen“ Betriebabzeichnen. Es kann nicht nur bei Zweifelndarüber, ob ein betriebsratsfähigerBetrieb vorliegt (unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em vom Arbeitgeber),beantragt wer<strong>de</strong>n. Wie dasBun<strong>de</strong>sarbeitsgericht (BAG) zum Beispielin seinem Beschluss vom 18.1.2012(Az. 7 ABR 72/10) bestätigt hat, kann imStatusverfahren auch geklärt wer<strong>de</strong>n,ob mehrere selbstständige Betriebe o<strong><strong>de</strong>r</strong>ein gemeinsamer Betrieb mehrerer Unternehmenvorliegen, ob Betriebsteilenach § 4 BetrVG selbstständig o<strong><strong>de</strong>r</strong> einemBetrieb zugeordnet o<strong><strong>de</strong>r</strong> welcheBetriebsratsstrukturen nach § 3 BetrVGvereinbart wor<strong>de</strong>n sind. Ob und wo bereitsBetriebsräte gewählt sind, spieltdabei keine Rolle.Ergeht vor Abschluss <strong>de</strong>s Wahlverfahrensim Statusverfahren eine rechtskräftigeEntscheidung, ist sie für alleVerfahrensbeteiligten und für die laufen<strong>de</strong>Wahl verbindlich. Hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlvorstandbei <strong><strong>de</strong>r</strong> Einleitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahleinen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en als <strong>de</strong>n vom Arbeitsgerichtfestgestellten Betrieb zugrun<strong>de</strong>gelegt, muss die Wahl abgebrochen un<strong>de</strong>ine neue Wahl unter Berücksichtigungpersonalmagazin 10 / 13


67<strong><strong>de</strong>r</strong> gerichtlichen Entscheidung eingeleitetwer<strong>de</strong>n. Führt das Statusverfahrennicht mehr rechtzeitig vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl zueiner verbindlichen Klärung, kann essinnvoll sein, durch Vereinbarung – soweiterfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich unter Einbindung <strong><strong>de</strong>r</strong>Gewerkschaft – eine Lösung zu suchen.Die zwischen <strong>de</strong>n Tarif- o<strong><strong>de</strong>r</strong> (nachrangig)Betriebsparteien vereinbarte Strukturist nämlich spätestens für die nächsteBetriebsratswahl maßgeblich (§ 3 Abs. 4BetrVG). Absprachen mit <strong>de</strong>m aktuellenBetriebsrat über die Wahl sind dagegenweniger sicher, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlvorstanddaran nicht gebun<strong>de</strong>n ist.Berichtigung von Fehlern während<strong>de</strong>s WahlverfahrensZulässig sind aber in aller Regel berichtigen<strong>de</strong>Eingriffe in das Wahlverfahren,mit <strong>de</strong>nen korrigierbare Fehler beseitigtwer<strong>de</strong>n. Denkbare Korrekturmaßnahmensind zum Beispiel die Aufnahmeeines Arbeitnehmers in o<strong><strong>de</strong>r</strong> seineStreichung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Wählerliste, eineabweichen<strong>de</strong> Festlegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsratsgrößeund/o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Zulassung o<strong><strong>de</strong>r</strong>Zurückweisung eines Wahlvorschlags.Ein solcher korrigieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Eingriffist als mil<strong><strong>de</strong>r</strong>es Mittel insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>eim Verhältnis zum Abbruch <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlzwar stets vorrangig, aber lei<strong><strong>de</strong>r</strong> nichtimmer möglich. Ist zum Beispiel einWahlvorstand für einen vermeintlichenGemeinschaftsbetrieb gebil<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n,<strong><strong>de</strong>r</strong> in Wahrheit aus mehreren Betriebenbesteht, ist kein berichtigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Eingriff<strong>de</strong>nkbar. Das Gleiche gilt für die Streichungeines Kandidaten von <strong>de</strong>n Stimmzetteln,wenn die Arbeitnehmer bereitsmit <strong><strong>de</strong>r</strong> Stimmabgabe begonnen haben.In <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Fällen kommt an sichnur noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlabbruch in Betracht.Er ist nach <strong><strong>de</strong>r</strong> neuesten Rechtsprechung<strong>de</strong>s BAG aber nur noch extrem selten,nämlich bei beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s schweren, voraussichtlichzur Nichtigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlführen<strong>de</strong>n Fehlern möglich. In seinemBeschluss vom 27.7.2011 (Az. 7 ABR61/10) geht das BAG insoweit nämlichdavon aus, dass nur einem in nichtigerHintergrund PraxisbeispielBun<strong>de</strong>sarbeitsgericht: Manchmalen<strong>de</strong>t erst hier <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlstreit.Ein dicker Fehler führt zur NichtigkeitWenn Fehler bei Betriebsratswahlen auf <strong>de</strong>m gerichtlichen Prüfstand stehen, wirdzwischen <strong>de</strong>n Fällen „Anfechtbarkeit“ und „Nichtigkeit“ unterschie<strong>de</strong>n.An<strong><strong>de</strong>r</strong>s als die erfolgreiche Wahlanfechtung, die nur Auswirkungen für die Zukunft hat,wirkt die Feststellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl zurück: Ein nichtig gewählter Betriebsrathat rechtlich nie bestan<strong>de</strong>n. Seine Handlungen sind alle unwirksam und seine Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>genießen keinen Son<strong><strong>de</strong>r</strong>kündigungsschutz (§§ 15 KSchG, 103 BetrVG) als Betriebsratsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>(allenfalls einen vorübergehen<strong>de</strong>n, nachwirken<strong>de</strong>n als Wahlbewerber).Die Nichtigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl kann von je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit geltend gemacht wer<strong>de</strong>n,sofern daran ein berechtigtes Interesse besteht. Fristen müssen nicht gewahrt wer<strong>de</strong>n.Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich ist aber ein Nichtigkeitsgrund, an <strong>de</strong>n das BAG wesentlich höhere Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenstellt als an einen Anfechtungsgrund. Die Nichtigkeit setzt voraus, dass gegenallgemeine Grundsätze einer ordnungsgemäßen Wahl in so hohem Maße verstoßenwor<strong>de</strong>n ist, dass nicht einmal mehr <strong><strong>de</strong>r</strong> Anschein einer <strong>de</strong>m Gesetz entsprechen<strong>de</strong>nWahl besteht. Die Betriebsratswahl muss quasi „<strong>de</strong>n Stempel <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtigkeit auf <strong><strong>de</strong>r</strong>Stirn tragen“. Nur in diesem Ausnahmefall, in <strong>de</strong>m für je<strong>de</strong>n ganz klar ist, dass ein wirksamgewählter Betriebsrat nicht besteht, ist die Wahl von Anfang an nichtig.Angesichts dieser hohen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s BAG überrascht nicht, dass sie nur ganzselten erfüllt sind. Denkbar ist das zum Beispiel, wenn während <strong><strong>de</strong>r</strong> Amtszeit einesordnungsgemäß gewählten Betriebsrats für <strong>de</strong>nselben Betrieb o<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsteil ohnebegrün<strong>de</strong>ten Anlass ein weiterer Betriebsrat mit <strong>de</strong>m Ziel gewählt wird, <strong>de</strong>n amtieren<strong>de</strong>nBetriebsrat abzuwählen, wenn ein Betriebsrat spontan in einer Betriebsversammlungdurch Zuruf gebil<strong>de</strong>t wird o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> gerichtliche Entscheidung nach § 18Abs. 2 BetrVG ignoriert o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Betriebsratswahl ohne Wahlvorstand durchgeführt wird.© 2013 Bun<strong>de</strong>sarbeitgericht10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


68 Recht_BetriebsratswahlenRechtsprechungPraxisbeispielWeise errichteten Wahlvorstand untersagtwer<strong>de</strong>n kann, weiterhin tätig zuwer<strong>de</strong>n. Daraus muss man folgern, dasseine Abbruchverfügung wegen Mängeln<strong>de</strong>s Wahlverfahrens nur noch möglichist, wenn die Wahl voraussichtlich nichtigwäre, was selten <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist (vergleichedazu <strong>de</strong>n Kasten auf Seite 67).Die betriebliche Praxis muss sich– lei<strong><strong>de</strong>r</strong> – auf die vom BAG gezogenenGrenzen für eine Abbruchverfügungeinstellen, obwohl sie gera<strong>de</strong>zu zu Manipulationeneinla<strong>de</strong>n. Das macht zumBeispiel ein Beschluss <strong>de</strong>s LAG Schleswig-Holsteinvom 5.4.2012 (Az. 4 TaBVGa1/12) <strong>de</strong>utlich, in <strong>de</strong>m das LAG die Entscheidung<strong>de</strong>s BAG zwar zu Recht starkkritisiert, sich aber aus Grün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong>„Rechtseinheit“ daran gehin<strong><strong>de</strong>r</strong>t sieht,von <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsauffassung <strong>de</strong>s BAG abzuweichenund eine Abbruchverfügungzu erlassen. In <strong>de</strong>n praktisch beson<strong><strong>de</strong>r</strong>shäufigen Fällen <strong>de</strong>s Streits um <strong>de</strong>n „richtigen“Betrieb wird die möglichst früheEinleitung eines Verfahrens nach § 18Abs. 2 BetrVG <strong>de</strong>shalb noch wichtiger.Das gilt umso mehr, als das BAG je<strong>de</strong>nVerstoß gegen Wahlvorschriften geson<strong><strong>de</strong>r</strong>tprüft und mit Blick auf eine Nichtigkeit<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl keine Gesamtwürdigungvornimmt. Das „Zusammenrechnen“ vonVerstößen ist daher kein Ausweg.Der Schnelleingriff durch einstweiligenRechtsschutzSind die vom Wahlvorstand getroffenenMaßnahmen und Entscheidungen nachAuffassung <strong>de</strong>s Arbeitgebers rechtswidrig,muss hier wegen <strong>de</strong>s durch <strong>de</strong>nWahlablauf bestehen<strong>de</strong>n Zeitdrucksschnell durch Antrag auf <strong>de</strong>n Erlass einereinstweiligen Verfügung gehan<strong>de</strong>ltwer<strong>de</strong>n. Denkbar sind im Wesentlichendrei Ziele:• die Aussetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl,• die Korrektur von Mängeln im Wahlverfahrenvor <strong>de</strong>ssen Abschluss und• <strong><strong>de</strong>r</strong> Abbruch <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl.Die Eilbedürftigkeit als sogenannterVerfügungsgrund ist regelmäßig gegeben,weil durch <strong>de</strong>n schnellen VerlaufDer Streit um die LeiharbeitnehmerWelche betriebsverfassungsrechtlichen Folgen hat die Beschäftigung von Leiharbeitnehmern?Mit dieser Frage hat sich das BAG in mehreren Enscheidungen befasst.Der Dauerbrenner Leiharbeit wirkt sich auch auf die Betriebsratswahl aus. Das BAG hatzuletzt mehrere heftig umstrittene Fragen geklärt: Zunächst gilt <strong><strong>de</strong>r</strong> bekannte Merksatz„Leiharbeitnehmer wählen, aber zählen nicht“ nicht mehr. Der 7. Senat <strong>de</strong>s BAG hat am13.3.2013 (Az. 7 ABR 7 ABR 69/11) unter Aufgabe seiner früheren Rechtsprechung entschie<strong>de</strong>n,in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel beschäftigte Leiharbeitnehmer seien bei <strong>de</strong>n Schwellenwerten<strong>de</strong>s § 9 BetrVG im Entleiherbetrieb mitzuzählen. Auf die nach § 8 Abs. 1 Satz 1 BetrVGfür die Wählbarkeit erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche sechsmonatige Betriebszugehörigkeit sind Beschäftigungszeitenals Leiharbeitnehmer im entleihen<strong>de</strong>n Betrieb ebenfalls anzurechnen,wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer im unmittelbaren Anschluss an die Überlassung ein Arbeitsverhältnismit <strong>de</strong>m Entleiher begrün<strong>de</strong>t (BAG, Urteil vom 10.10.2012, Az. 7 ABR 53/11).Bei Kooperationen mit staatlichen Einrichtungen gilt: Arbeitnehmer <strong>de</strong>s öffentlichenDienstes, die in Betrieben privatrechtlich organisierter Unternehmen min<strong>de</strong>stens sechsMonate als Leiharbeitnehmer im Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalgestellung tätig sind, können dort in<strong>de</strong>n Betriebsrat gewählt wer<strong>de</strong>n (BAG, Urteil vom 15.8.2012, Az. 7 ABR 34/11).<strong>de</strong>s Wahlverfahrens ein erheblicherZeitdruck entsteht und ohne Eingriff<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlabschluss mit <strong>de</strong>n eingangsskizzierten nachteiligen Folgen droht.Ein Antrag auf Aussetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlhat nur Erfolg, wenn ein bereits vorBeginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl angestrengtes Beschlussverfahren– zum Beispiel einStatusverfahren nach § 18 Abs. 2 BetrVG– kurz vor <strong>de</strong>m rechtskräftigen Abschlusssteht. In allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fällen ister aussichtslos.Wenn Fehler passiert sindWird eine fehlerhafte Wahl nicht schonim Vorfeld korrigiert o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch eineeinstweilige Verfügung verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t,kann sie grundsätzlich nur noch durchAnfechtung (§ 19 BetrVG) nachträglichbeseitigt wer<strong>de</strong>n. Bis zur erfolgreichenAnfechtung bleibt <strong><strong>de</strong>r</strong> fehlerhaft gewählteBetriebsrat allerdings im Amt.Etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es gilt nur in <strong>de</strong>n extremseltenen Fällen <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtigkeit.Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich für eine erfolgreiche Anfechtungist zunächst die Erfüllung formellerVoraussetzungen. Ganz wichtig istdabei, dass die Wahl kraft Gesetzes nur„binnen zwei Wochen nach <strong><strong>de</strong>r</strong> förmlichenBekanntgabe <strong>de</strong>s Wahlergebnisses“ angefochtenwer<strong>de</strong>n kann. Ist das Wahler-gebnis an einem Mittwoch ausgehängtwor<strong>de</strong>n, en<strong>de</strong>t die Frist mit Ablauf <strong>de</strong>sMittwochs <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten darauffolgen<strong>de</strong>nWoche. Wird diese Frist versäumt, bleibt<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat grundsätzlich bis zurnächsten turnusmäßigen Wahl mit allenbetriebsverfassungsrechtlichen Befugnissenim Amt. Dass er fehlerhaft gewähltwur<strong>de</strong>, spielt keine Rolle mehr.Die Anfechtung muss aber nicht nurrechtzeitig erfolgen. Weitere, entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>Voraussetzung ist ein Anfechtungsgrund.Er liegt laut Gesetz vor,wenn gegen „wesentliche Vorschriftenüber das Wahlrecht, die Wählbarkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong>das Wahlverfahren verstoßen wor<strong>de</strong>n“und keine Berichtigung erfolgt ist – essei <strong>de</strong>nn, dass dadurch das Wahlergebnisnicht geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t o<strong><strong>de</strong>r</strong> beeinflusst wer<strong>de</strong>nkonnte. Anerkannte Anfechtungsgrün<strong>de</strong>sind unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em die Verkennung<strong>de</strong>s Betriebsbegriffs, die falsche Bemessung<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsgröße und infolge<strong>de</strong>ssendie Angabe einer zu großen o<strong><strong>de</strong>r</strong> zukleinen Zahl zu wählen<strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsratsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>im Wahlausschreiben, dieZulassung von nicht wahlberechtigtenArbeitnehmern, die Verkennung <strong><strong>de</strong>r</strong>Schwellenwerte für die Anwendbarkeit<strong>de</strong>s vereinfachten Wahlverfahrens(§ 14a BetrVG), aber zum Beispiel auchBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


69die Schaffung <strong>de</strong>s Risikos von Manipulationendurch unzureichen<strong>de</strong> Versiegelung<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahlurne während <strong>de</strong>sWahlgangs.Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> rechtskräftigen Entscheidungim Anfechtungsverfahren steht die Ungültigkeit<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl fest. Die erfolgreicheWahlanfechtung beseitigt <strong>de</strong>n fehlerhaftgewählten Betriebsrat aber nicht rückwirkend.Der Betriebsrat verliert sein Amterst mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtskraft <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidungfür die Zukunft. Dann aber ersatzlos;seine Aufgaben und Befugnisse bleibennicht noch bis zur Neuwahl bestehen.Vorsorge ist besser als NachsorgeDa Fehler <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsratswahl <strong>de</strong>nArbeitgeber insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e mit unnötigenKosten und die Arbeitnehmer mit<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausübung von Beteiligungs- undMitbestimmungsrechten durch eine <strong>de</strong>mokratischnicht „richtig“ legitimierteVertretung belasten, sollten sie unbedingtvermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. I<strong>de</strong>alerweisesollte ihnen weit im Vorfeld einer Wahl,beispielsweise durch die Einleitung undDurchführung eines Statusverfahrens(vergleiche Seite 66), vorgebeugt wer<strong>de</strong>n.Der Merksatz „Vorsorge ist besserals Nachsorge“ gilt umso mehr, seit dasBAG die Möglichkeit erheblich eingeschränkthat, kurz vor o<strong><strong>de</strong>r</strong> während<strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl einen Antragauf <strong>de</strong>n Erlass einer einstweiligenVerfügung zu stellen, um eine fehlerhafteWahl zu vermei<strong>de</strong>n. Ist das Kind,bildlich gesprochen, „in <strong>de</strong>n Brunnengefallen“ und <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat im Amt,kann die fehlerhafte Wahl grundsätzlichnur noch angefochten wer<strong>de</strong>n. In seltenenAusnahmefällen – bei beson<strong><strong>de</strong>r</strong>sschweren Fehlern – kann und sollte <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitgeber die Feststellung ihrer Nichtigkeitbeantragen.Dr. Patrick Mückl istRechtsanwalt und Fachanwaltfür Arbeitsrecht bei Noerr LLP,Düsseldorf.Esther Herrnstadt istRechtsanwältin bei Noerr LLP,Düsseldorf.BETRIEBSRATSWAHLEN 2014 – SCHON VORBEREITET?BETRIEBSRATSWAHLEN 2014Die Wahlordnung zum BetrVGPraxishandbuch inklusive zahlreicher Beispiele,Muster und SchemataHrsg.: BDA | Bun<strong>de</strong>svereinigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>3. Auflage, Stand 31. Juli 2013, 148 SeitenISBN 978-3-936074-83-3AUCH ALS E-BOOK FÜR19,90€ je Exemplar16,90 € ERHÄLTLICH.DAS BETRIEBSVERFASSUNGSGESETZKompakte Textausgabe mit praxisbezogener Erläuterungzum BetriebsverfassungsrechtHrsg.: BDA | Bun<strong>de</strong>svereinigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>11. Auflage, Stand September 2013, 192 SeitenISBN 978-3-936074-82-612,90 €je Exemplarwww.arbeitgeberbibliothek.<strong>de</strong> ist ein Serviceangebotim Auftrag <strong><strong>de</strong>r</strong> BDA | Bun<strong>de</strong>svereinigung <strong><strong>de</strong>r</strong> DeutschenArbeitgeberverbän<strong>de</strong>Silver | fotolia.comwww.betriebsratswahlen2014.euWissen, worauf es ankommt!


70 Recht_KündigungVollmachtsrüge o<strong><strong>de</strong>r</strong> KündigungÜbersicht. Auch wenn eine Kündigung inhaltlich keine Angriffspunkte liefert, kannsie <strong>de</strong>nnoch unwirksam sein, wenn sie aus formalen Grün<strong>de</strong>n zurückzuweisen ist.Von Ralf Kittelberger und Oliver HahnDie gesetzlich festgelegte, zwingen<strong>de</strong>Schriftform bei <strong><strong>de</strong>r</strong>Kündigung eines Arbeitsverhältnissesund die hiermitverbun<strong>de</strong>nen Formalia bereiten in <strong><strong>de</strong>r</strong>Praxis immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Schwierigkeiten.Dies gilt vor allem dann, wenn nicht <strong><strong>de</strong>r</strong>gesetzliche Vertreter (Geschäftsführero<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstand), son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>erDritter die Kündigung erklärt.Die arbeitsgerichtliche Rechtsprechunghat sich regelmäßig damit zubeschäftigen, dass Arbeitnehmer Kündigungenzurückweisen, weil bei <strong><strong>de</strong>r</strong>enAusspruch die Vollmacht nicht nachgewiesenist o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine entsprechen<strong>de</strong> Vertretungsbefugnisnicht besteht. Auchaktuelle Urteile belegen dies. Grund genug,sich <strong>de</strong>s Themas anzunehmen, umeinfache Fehler künftig zu vermei<strong>de</strong>n.Konkret geht es dabei um die Vorschrift<strong>de</strong>s § 174 BGB (siehe Kasten auf Seite 72),wonach ein einseitiges Rechtsgeschäft,das ein Bevollmächtigter vornimmt,dann als unwirksam gilt, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevollmächtigteeine Vollmachtsurkun<strong>de</strong>nicht vorlegt und <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e das Rechtsgeschäftaus diesem Grund unverzüglichzurückweist. Möchte <strong><strong>de</strong>r</strong> gekündigteArbeitnehmer von seinem ZurückweisungsrechtGebrauch machen, so mussdie Zurückweisung unverzüglich erfolgen.Unverzüglich be<strong>de</strong>utet hierbei nichtsofort. Innerhalb welcher Zeitspanne<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter die Kündigung wegen<strong><strong>de</strong>r</strong> fehlen<strong>de</strong>n Bevollmächtigung zurückweisenmuss, richtet sich nach <strong>de</strong>nUmstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Einzelfalls. Ein Zeitraumvon einer Woche zwischen Zugang <strong><strong>de</strong>r</strong>Kündigung und Zurückweisung wird in<strong><strong>de</strong>r</strong> Regel noch als angemessen erachtet.Beispiele PraxisbeispielKündigungsberechtigt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht?Zur Kündigung berechtigt ist grundsätzlich<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber, bei einer juristischenPerson <strong><strong>de</strong>r</strong>en gesetzlicher Vertreter.§ 174 BGB ist hier nicht anwendbar,da diese Vorschrift lediglich die rechtsgeschäftlicheBevollmächtigung erfasst,jedoch grundsätzlich nicht die organschaftlicheVertretungsbefugnis wie dieeines Geschäftsführers o<strong><strong>de</strong>r</strong> VorstandsHarmlose Anlässe, böse FolgenDie harmlos anmuten<strong>de</strong> Bestimmung <strong>de</strong>s § 174 BGB kann bei Nichtbeachtung drastischeFolgen für <strong>de</strong>n Arbeitgeber haben. Dazu drei Fallbeispiele:Beispiel 1: Der zwischenzeitliche Son<strong><strong>de</strong>r</strong>kündigungsschutzEine Arbeitnehmerin erhält am 30. Juni 2013 die von <strong>de</strong>m Personalsachbearbeiterunterzeichnete Kündigung <strong><strong>de</strong>r</strong> X-GmbH und weist diese unverzüglich wegen fehlen<strong><strong>de</strong>r</strong>Vorlage einer Vollmacht zurück. Als die X-GmbH im Juli 2013 eine erneute Kündigungaussprechen will, ist die Arbeitnehmerin schwanger. Die Folge: Sie unterliegt nun <strong>de</strong>mSon<strong><strong>de</strong>r</strong>kündigungsschutz nach <strong>de</strong>m Mutterschutzgesetz.Beispiel 2: Die verpasste Zwei-Wochen-FristEin Arbeitnehmer ist in einem Supermarkt als Kassierer angestellt. Am 1. Septemberwird er bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschlagung von Pfandbons ertappt. Nach<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat für<strong>de</strong>n Ausspruch einer außeror<strong>de</strong>ntlichen fristlosen Kündigung ordnungsgemäß angehörtwur<strong>de</strong>, übergibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Filialleiter eine vom ihm mit „i. V.“ unterschriebene Kündigung am15. September – jedoch ohne Vollmachtsvorlage. Der Arbeitnehmer weist die Kündigungdaher am 16. September ordnungsgemäß zurück. Folge: Der Ausspruch einer weiterenaußeror<strong>de</strong>ntlichen fristlosen Kündigung wegen <strong>de</strong>s Vorfalls am 1. September ist nichtmehr möglich, da die zweiwöchige Ausschlussfrist <strong>de</strong>s § 626 Abs. 2 BGB abgelaufen ist.Beispiel 3: Das verpasste KündigungsfensterMit einer Führungskraft ist eine Kündigungsfrist von sechs Monaten zum Halbjahresen<strong>de</strong>vereinbart. Der Prokurist übergibt ihm am 31. Dezember eine von ihm mit <strong>de</strong>m Zusatz„ppa.“ unterzeichnete Kündigung. Die Führungskraft weist die Kündigung unverzüglichzurück, da <strong><strong>de</strong>r</strong> Prokurist im Han<strong>de</strong>lsregister als Gesamtprokurist eingetragen ist. Folge:Eine erneute Kündigung kann jetzt erst auf das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s nächsten Jahres wirken.personalmagazin 10 / 13


71ARBEITSHILFE(BAG, Urteil vom 20.9.2006, Az. 6 AZR82/06). Auch im Han<strong>de</strong>lsregister eingetrageneProkuristen sind kündigungsberechtigtund müssen beim Ausspruch<strong><strong>de</strong>r</strong> Kündigung keine entsprechen<strong>de</strong>Vollmacht nachweisen.Allerdings ist die im Han<strong>de</strong>lsregistereingetragene und vorgesehene Art <strong><strong>de</strong>r</strong>Vertretung zwingend zu beachten. Sokommt es vor, dass Gesamtvertretungangeordnet ist (mehrere Geschäftsführer,Geschäftsführer und Prokurist o<strong><strong>de</strong>r</strong> Prokuristund Prokurist). Diese Einschränkungenwer<strong>de</strong>n häufig nicht beachtet, waseine kürzlich ergangene Entscheidung<strong>de</strong>s LAG Hamm vom 16. Mai 2013 (Az. 17Sa 310/13 – Revision eingelegt unter Az.2 AZR 586/13) einmal mehr ver<strong>de</strong>utlicht.Für <strong>de</strong>n Arbeitgeber sprach <strong><strong>de</strong>r</strong> Personalleiter,<strong>de</strong>m zugleich Gesamtprokuraerteilt war, eine Kündigung aus. DasKündigungsschreiben wur<strong>de</strong> von ihmmit <strong>de</strong>m Zusatz „ppa“ und zusätzlichvon einem Personalsachbearbeiter mit<strong>de</strong>m Zusatz „i. V.“ unterschrieben. Dergekündigte Mitarbeiter wies die Kündigungnach § 174 BGB zurück.Das LAG Hamm hat die Kündigung fürunwirksam erklärt. Es stellte zunächstfest, dass ein ausreichen<strong>de</strong>s In-Kenntnis-Setzenüber die Bevollmächtigungzum Ausspruch von Kündigungennach § 174 Satz 2 BGB auch darin liegenkann, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber einembestimmten Mitarbeiter durch Bestellungzum Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> PersonalabteilungMuster Vorlage für die Erteilung einerProkura (HI100304)Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong>Personal Office (HPO). Internetzugriff:www.haufe.<strong>de</strong>/hi100304in eine Stelle beruft, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> regelmäßigdas Kündigungsrecht verbun<strong>de</strong>n zusein pflegt (BAG, Urteil vom 14.4.2011,Az. 6 AZR 727/09). Vorliegend habe <strong><strong>de</strong>r</strong>kündigen<strong>de</strong> Mitarbeiter nicht in seinerFunktion als Personalleiter, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nin Ausübung <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Prokura folgen<strong>de</strong>nVertretungsmacht gehan<strong>de</strong>lt,weil er (selbstbin<strong>de</strong>nd) mit <strong>de</strong>m Zusatz„ppa“ unterzeichnet hat. Diese war nurals Gesamtprokura erteilt. Die Kündigunghätte daher entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> von einemHinweis PraxisbeispielEinzelheiten entschei<strong>de</strong>n über eine berechtigte ZurückweisungBedient sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber beim Ausspruch von Kündigungen eines Bevollmächtigten, so kommt es für eine rechtmäßige Zurückweisungauf Einzelheiten an. Folgen<strong>de</strong> Konstellationen sind von beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er praktischer Relevanz.Unterzeichnung mit <strong>de</strong>m Zusatz „i. V.“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „i. A.“Die alleinige Mitteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertretungsmacht durch <strong>de</strong>n Vertreterauf <strong>de</strong>m Kündigungsschreiben durch <strong>de</strong>n Unterschriftszusatz „i. V.“reicht nicht aus (BAG, Urteil vom 12.1.2006, Az. 2 AZR 179/05).Völlig ungeeignet ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis die Unterzeichnung eines Kündigungsschreibensmit <strong>de</strong>m Zusatz „i. A.“. Dieser <strong>de</strong>utet gera<strong>de</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>sals <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusatz „i. V.“ darauf hin, dass kein Vertretungs-, son<strong><strong>de</strong>r</strong>nein Auftragsverhältnis besteht (unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em LAG Rheinland-Pfalz,Urteil vom 31.1.2008, Az. 9 Sa 416/09).Vorlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollmachtsurkun<strong>de</strong> bei Unterzeichnung mit „i. V.“Dem Kündigungsschreiben muss eine Original-Vollmacht beigefügtwer<strong>de</strong>n, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> sich die Berechtigung <strong>de</strong>s Bevollmächtigten ergibt.We<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Foto- noch eine Telefaxkopie <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollmachtsurkun<strong>de</strong>sind hierfür ausreichend (LAG Düsseldorf, Urteil vom 22.2.1995,Az. 4 Sa 1817/94). Auch die Vorlage einer beglaubigten Abschriftgenügt nicht. Achtung: Auch die Zurückweisung ist ein einseitigesRechtsgeschäft nach § 174 BGB. Beauftragt also <strong><strong>de</strong>r</strong> gekündigteMitarbeiter einen Anwalt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zurückweisung, muss dieser bei <strong><strong>de</strong>r</strong>durch ihn vorgenommenen Zurückweisung seinerseits eine Original-Vollmacht <strong>de</strong>s Kündigungsempfängers vorlegen; an<strong><strong>de</strong>r</strong>enfalls bestehtfür <strong>de</strong>n Arbeitgeber die Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten „Zurückweisung<strong><strong>de</strong>r</strong> Zurückweisung“.Abgrenzungsfälle• Besteht ein Betriebsrat, so muss dieser gemäß § 102 BetrVGbeteiligt wer<strong>de</strong>n. Immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> kommt es hier zu Streitigkeitenüber die Wirksamkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> einzuhalten<strong>de</strong>n Formalia. Das BAGhat kürzlich entschie<strong>de</strong>n, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat die Anhörungzu einer beabsichtigten Kündigung, die durch einen Boten o<strong><strong>de</strong>r</strong>Vertreter <strong>de</strong>s Arbeitgebers erfolgt ist, nicht entsprechend§ 174 Satz 1 BGB zurückweisen kann (Urteil vom 13.12.2012,Az. 6 AZR 348/11). Habe <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebsrat Zweifel an <strong><strong>de</strong>r</strong> Boteno<strong><strong>de</strong>r</strong>Vertreterstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm gegenüber bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Anhörungauftreten<strong>de</strong>n Person, kann er sich unmittelbar gegenüber <strong>de</strong>mArbeitgeber äußern.• Die Kündigung eines Arbeitsverhältnisses durch <strong>de</strong>n Insolvenzverwalterkann nicht nach § 174 BGB von <strong>de</strong>m gekündigten Arbeitnehmerzurückgewiesen wer<strong>de</strong>n (vergleiche LAG Schleswig-Holstein, Urteil vom 5.2.2013, Az. 1 Sa 299/12).• Kein Fall <strong>de</strong>s § 174 BGB ist eine Kündigung durch einen Vertreter,<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht nur keine entsprechen<strong>de</strong> Vollmacht nachweist,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n keine besitzt. Hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Gekündigte die Vertretung ohneVertretungsmacht nicht beanstan<strong>de</strong>t o<strong><strong>de</strong>r</strong> war er mit diesereinverstan<strong>de</strong>n, besteht für <strong>de</strong>n Arbeitgeber die Möglichkeit, dieKündigung nachträglich zu genehmigen. Sie wird wirksam mit<strong>de</strong>m Zugang <strong><strong>de</strong>r</strong> Genehmigungserklärung.10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


72 Recht_KündigungRechtsgrundlagePraxisbeispielweiteren Prokuristen o<strong><strong>de</strong>r</strong> aber von ihmmit <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezeichnung „Personalleiter“(alleine) unterzeichnet wer<strong>de</strong>n müssen.Die weitere Unterzeichnung <strong>de</strong>s Kündigungsschreibensmit <strong>de</strong>m Zusatz „i. V.“half nicht, da ein Vollmachtsnachweis<strong>de</strong>m Kündigungsschreiben nicht beigefügtwar.Das Han<strong>de</strong>lsregister hilftDie Zurückweisung ist ausgeschlossen,wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber <strong>de</strong>n Arbeitnehmervon <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevollmächtigung in Kenntnisgesetzt hatte. In diesen Fällen ist daherdie Vorlage einer Original-Vollmachtnicht erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich.Die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Kenntnis <strong>de</strong>s Kündigungsempfängersvon <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevollmächtigungeines Prokuristen wird schondurch die Eintragung <strong><strong>de</strong>r</strong> Prokura in dasHan<strong>de</strong>lsregister fingiert. Kündigt daherein Prokurist, ist das Zurückweisen<strong><strong>de</strong>r</strong> Kündigung ausgeschlossen, auchwenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Erklärungsempfänger keineKenntnis von <strong><strong>de</strong>r</strong> Prokuristenstellunghat und <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertreter ohne Hinweis aufseine Prokura han<strong>de</strong>lte. Der Mitarbeitermuss sich so behan<strong>de</strong>ln lassen, als ober die (länger als 15 Tage eingetragene)Tatsache kennt. Eine direkte Kundgabe<strong><strong>de</strong>r</strong> Bevollmächtigung ist wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenanntenPublizitätswirkung <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsregistersentbehrlich (BAG, Urteilvom 14.4.2011, Az. 6 AZR 727/09).Personalleiter ja, Filialleiter neinDie Original-Vollmacht muss nicht vorgelegtwer<strong>de</strong>n, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong>Personalabteilung kündigt, <strong>de</strong>nn dieserbeklei<strong>de</strong>t eine Stellung, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> dasKündigungsrecht üblicherweise verbun<strong>de</strong>nist, was für Personalsachbearbeiter,Filial- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassungsleiternicht gilt. Bei diesen Personengruppenmuss ein In-Kenntnis-Setzen erfolgen,zum Beispiel über einen Aushang <strong><strong>de</strong>r</strong>Information am „Schwarzen Brett“ o<strong><strong>de</strong>r</strong>im Intranet mit geson<strong><strong>de</strong>r</strong>tem Hinweisgegenüber <strong>de</strong>m Erklärungsempfänger.Die Mitteilung einer generellen Kündigungsberechtigungkann auch vom§ 174 BGB – Einseitiges Rechtsgeschäft eines BevollmächtigtenEin einseitiges Rechtsgeschäft, das ein Bevollmächtigter einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en gegenübervornimmt, ist unwirksam, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevollmächtigte eine Vollmachtsurkun<strong>de</strong> nicht vorlegtund <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e das Rechtsgeschäft aus diesem Grun<strong>de</strong> unverzüglich zurückweist.Die Zurückweisung ist ausgeschlossen, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollmachtgeber <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en von <strong><strong>de</strong>r</strong>Bevollmächtigung in Kenntnis gesetzt hatte.TippPraxisbeispielDer Vier-Punkte-CheckFormelle Fehler bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kündigungsbevollmächtigung sind ärgerlich. Sie sind abervermeidbar, wenn folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Check eingehalten wird.1. Vor Ausspruch <strong><strong>de</strong>r</strong> Kündigung ist (gegebenenfalls unter Beachtung interner „SigningRules“) zu prüfen, wer in welcher Konstellation kündigungsberechtigt ist.2. Wenn das Kündigungsschreiben mit <strong>de</strong>m Zusatz „i. V.“ unterzeichnet wird, ist <strong>de</strong>mKündigungsschreiben eine Original-Vollmacht als Nachweis beizufügen. Je<strong>de</strong>nfalls istsicherzustellen, dass <strong>de</strong>m zu kündigen<strong>de</strong>n Mitarbeiter die Kündigungsberechtigungbekannt gemacht wur<strong>de</strong>. Hierauf ist insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e bei Mitarbeiterwechsel im Kreis<strong><strong>de</strong>r</strong> Kündigungsberechtigten zu achten.3. Niemals eine Kündigung mit <strong>de</strong>m Zusatz „i. A.“ unterzeichnen! Reaktion im Falle <strong><strong>de</strong>r</strong>Zurückweisung: Erfolgte sie unverzüglich?4. Im Falle <strong><strong>de</strong>r</strong> vollmachtlosen Zurückweisung durch einen Vertreter: Prüfung, ob dieZurückweisung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zurückweisung zu erfolgen hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Reaktiongeboten ist (zum Beispiel Genehmigung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausspruch einer weiteren Kündigung).Arbeitgeber zum Beispiel anlässlich<strong><strong>de</strong>r</strong> Amtseinführung eines Angestelltenerfolgen. Dies gilt selbst gegenübersolchen Arbeitnehmern, die bei <strong><strong>de</strong>r</strong>Amtseinführung nicht anwesend waren(LAG Köln, Urteil vom 7.7.1993, Az. 2 Sa280/93).Nennung schon im ArbeitsvertragDie Mitteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevollmächtigungkann auch im Arbeitsvertrag enthaltensein. Laut BAG reicht es jedoch nichtaus, wenn lediglich folgen<strong>de</strong> Regelungenthalten ist: „Eine Kündigung <strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisseskann auch durch <strong>de</strong>nObjektleiter o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassungsleiterausgesprochen wer<strong>de</strong>n.“ Vielmehr musszusätzlich die Person, welche diese Positionbeklei<strong>de</strong>t, namentlich benanntwer<strong>de</strong>n. O<strong><strong>de</strong>r</strong> es muss ein Weg aufgezeigtwer<strong>de</strong>n, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer<strong>de</strong>n Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Person erfahren kann(BAG, Urteil vom 14.4.2011, Az. 6 AZR727/09).Eine Zurückweisung ist schließlichausgeschlossen, wenn sie treuwidrigist. Dies ist regelmäßig dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall,wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiter, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Kündigungausspricht, schon vor Ausspruch<strong><strong>de</strong>r</strong> Kündigung als Vertreter seinesUnternehmens aufgetreten ist. Hat <strong><strong>de</strong>r</strong>Kündigungsempfänger dies in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheitnicht beanstan<strong>de</strong>t, musstefür diesen daher klar sein, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>Mitarbeiter zur Kündigung <strong>de</strong>s Vertragsberechtigt ist. Der Empfänger kann alsodie Kündigung nicht zurückweisen.Dr. Ralf Kittelbergerist Fachanwalt für Arbeitsrechtbei <strong><strong>de</strong>r</strong> SLP Anwaltskanzleiin Reutlingen.Dr. Oliver Hahn istFachanwalt für Arbeitsrechtbei <strong><strong>de</strong>r</strong> SLP Anwaltskanzlei inReutlingen.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 10 / 13


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74 Recht_TeilzeitUrlaub bei Wechsel in Teilzeitauslegung. Wechseln Mitarbeiter im laufen<strong>de</strong>n Jahr in Teilzeit, kann dies zu skurrilenErgebnissen und langen Urlauben führen. Es gibt jedoch Gestaltungsspielraum.Von Martin RömermannVerringert ein Arbeitnehmerseine Wochenarbeitstage, sotreten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage, wie vielUrlaub ab <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitszeitverringerung zu gewährenist, dann keine Probleme auf, wenn dieserWechsel zum Jahresanfang vollzogenwird. Der neu erworbene Urlaub wirddann problemlos auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> verringertenArbeitstage anteilig gewährt.Problemfall: Unterjähriger WechselDa nach <strong>de</strong>m Teilzeit- und Befristungsgesetz<strong><strong>de</strong>r</strong> Anspruch auf Teilzeitarbeitaber auch unterjährig geltend gemachtwer<strong>de</strong>n kann, stellt sich die Frage, wiein diesen Wechselfällen <strong><strong>de</strong>r</strong> Urlaub zuberechnen ist. Ist aufgrund <strong>de</strong>s Wechsels<strong><strong>de</strong>r</strong> gesamte Urlaubsanspruch fürdas Kalen<strong><strong>de</strong>r</strong>jahr entsprechend <strong><strong>de</strong>r</strong>Teilzeit zu kürzen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ist <strong><strong>de</strong>r</strong> bereitsfür Zeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollzeitbeschäftigung erworbeneanteilige Urlaubsanspruch <strong><strong>de</strong>r</strong>Höhe nach unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>t erhalten geblieben?Letzteres kann zu skurrilen Ergebnissenführen, wenn während <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilzeittätigkeitnur noch an sehr wenigenTagen gearbeitet wer<strong>de</strong>n soll und einegroße Menge Resturlaub besteht. Faktischkönnte dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer,<strong><strong>de</strong>r</strong> von fünf Tagen pro Woche auf zweiTage pro Woche wechselt, gleich mehrereWochen zu Hause bleiben.Das Grundsatzurteil <strong>de</strong>s BAGDas BAG hat zu dieser Problematik dieAuffassung vertreten, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> einemArbeitnehmer zustehen<strong>de</strong> Urlaubsanspruchbei einem unterjährigen Wechselvon Voll- in Teilzeit und Verteilung<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitszeit auf weniger Arbeitstageunter Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>r</strong> nunmehrfür <strong>de</strong>n Arbeitnehmer maßgeblichenVerteilung neu zu berechnen sei(BAG, Urteil vom 28.4.1998, Az. 9 AZR314/97). Wechselte ein Arbeitnehmerbeispielsweise zum 1. Juli eines Jahresvon Voll- in Teilzeit, hätte er in <strong>de</strong>m erstenhalben Jahr eigentlich schon <strong>de</strong>n vollenUrlaubsanspruch über 20 Arbeitstageerworben. Nun hat er in Teilzeit undDrei-Tage-Woche nur noch Anspruchauf zwölf Arbeitstage Urlaub. Da er <strong>de</strong>nUrlaub bereits in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Jahreshälftetheoretisch hätte nehmen und komplettabbauen können, erschien diese Rechtsprechungzweifelhaft.Anpassung an die EuGH-AuslegungSeit dieser „Teilzeitentscheidung“ hatte<strong><strong>de</strong>r</strong> EuGH das Urlaubsrecht aber massivdurcheinan<strong><strong>de</strong>r</strong>gewirbelt, was zuUrlaubsplanung: Aufgepasst, wennMitarbeiter im laufen<strong>de</strong>n Jahr inTeilzeit wechseln.wesentlichen Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> BAG-Rechtsprechung geführt hat.So hat das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht mitUrteil vom 19. Juni 2012 (Az. 9 AZR652/10) die sogenannte Surrogationstheorieaufgegeben. Der Urlaubsabgeltungsanspruch nach Beendigungeines Arbeitsverhältnisses fällt als reinerGeldanspruch nicht mehr unter dasFristenregime <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>surlaubsgesetzes.Des Weiteren wird seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidung<strong>de</strong>s BAG vom 7. August 2012(Az. 9 AZR 353/10) § 7 Abs. 4 BUrlGeuroparechtskonform ausgelegt. Dergesetzliche Min<strong>de</strong>sturlaub verfällt <strong>de</strong>mnachbei durchgehen<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsunfähigkeitnach einem Übertragungszeitraumvon 15 (statt drei) Monaten nach Ablaufeines Kalen<strong><strong>de</strong>r</strong>jahres.Die Tirol-Entscheidung <strong>de</strong>s EuGHBereits in 2010 <strong>de</strong>utete <strong><strong>de</strong>r</strong> EuGH in<strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten Tirol-Entscheidungan, dass er eine Reduzierung eines vor-personalmagazin 10 / 13


75ARBEITSHILFEher erworbenen Urlaubsanspruchs fürfragwürdig hält (EuGH, Az. C-486/08).Damals ging es aber nur um das Urlaubsentgelt,nicht die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Urlaubstage.Eine spätere Realisierung<strong>de</strong>s vorher erworbenen Urlaubsanspruchssteht nach Auffassung <strong>de</strong>sEuropäischen Gerichtshofs in keinerBeziehung zu <strong><strong>de</strong>r</strong> im Realisierungszeitraumgelten<strong>de</strong>n Arbeitszeit. Für <strong>de</strong>nTeil <strong>de</strong>s Urlaubsanspruchs, <strong><strong>de</strong>r</strong> vor <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitszeitän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erworben (undnoch nicht realisiert) wur<strong>de</strong>, ist danachauch hinsichtlich <strong>de</strong>s Urlaubs entgeltsnoch die frühere Arbeitszeit maßgeblich,wenn dieser Urlaubsanspruchnach <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitszeitän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erfülltwird.Da die Entscheidung jedoch Österreichbetraf, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Urlaub grundsätzlich inStun<strong>de</strong>n und nicht wie in Deutschlandnach Wochen gerechnet wird, wur<strong>de</strong> eineÜbertragbarkeit dieser Entscheidungauf das <strong>de</strong>utsche Urlaubsrecht vielfachabgelehnt. Wenn überhaupt, sollte eineVerkürzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Urlaubstage ungeachtet<strong><strong>de</strong>r</strong> Tirol-Entscheidung erfolgen können.Jedoch sei infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Tirol-Entscheidung<strong>de</strong>s EuGH während <strong>de</strong>s (gekürzten) Urlaubsdas Vollzeitgehalt zu bezahlen.Der Nienburger VorlagebeschlussDas Arbeitsgericht Nienburg sah sichnunmehr aber mit einer Rückkehrerinaus <strong><strong>de</strong>r</strong> Elternzeit konfrontiert. Sienahm <strong>de</strong>n aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Elternzeit stammen<strong>de</strong>nUrlaub in die Elternteilzeit herüberund sah sich einer ungerechtfertigtenKürzung dieser Urlaubstage durch <strong>de</strong>nArbeitgeber ausgesetzt.Das Arbeitsgericht Nienburg stimmte<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeiterin zu und ging davonaus, dass die Kürzung <strong>de</strong>s noch nichtverbrauchten Erholungsurlaubs aus <strong><strong>de</strong>r</strong>Vollzeit <strong>de</strong>n Arbeitnehmer benachteilige.Es han<strong>de</strong>le sich um einen Verstoßgegen § 4 Nr. 1 und Nr. 2 <strong><strong>de</strong>r</strong> Rahmenvereinbarungüber Teilzeitarbeit im Anhang<strong><strong>de</strong>r</strong> Richtlinie 97/81. Das ArbeitsgerichtNienburg legte die Frage, wie das europäischeRecht auszulegen sei und ob esgegen <strong>de</strong>utsches Recht verstoße, <strong>de</strong>mEuGH am 4. September 2012 (Az. 2 Ca257/12) vor.EuGH: Kürzung ist nicht zulässigDer EuGH schloss sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Auffassung<strong>de</strong>s ArbG Nienburg am 13. Juni 2013(Az. 415/12) an. Es sei nicht zulässig, dieZahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Tage bezahlten Jahresurlaubs,die ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmerwährend <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollzeit nicht habe inAnspruch nehmen können, wegen <strong>de</strong>sÜbergangs dieses Arbeitnehmers zu einerTeilzeitbeschäftigung entsprechend<strong>de</strong>m Verhältnis zu kürzen, in <strong>de</strong>m dievon ihm vor diesem Übergang geleisteteZeit <strong><strong>de</strong>r</strong> wöchentlichen Arbeitstage zu<strong><strong>de</strong>r</strong> danach geleisteten Zahl stehe. DerAnspruch auf bezahlten Jahresurlaubsei ein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s be<strong>de</strong>utsamer Grundsatz<strong>de</strong>s Sozialrechts <strong><strong>de</strong>r</strong> Union. Deshalbdürfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Anspruch nicht restriktiv ausgelegtwer<strong>de</strong>n. Der Pro-rata-temporis-Grundsatz dürfe zwar auf die Gewährung<strong>de</strong>s Jahresurlaubs für die Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong>Teilzeitbeschäftigung angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.Hier sei die Min<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Anspruchsauf Jahresurlaub aus sachlichenGrün<strong>de</strong>n gerechtfertigt. Hingegen könnedieser Grundsatz nicht nachträglich aufeinen Anspruch auf Jahresurlaub angewandtwer<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollzeitbeschäftigungerworben wur<strong>de</strong>.Gestaltungsmöglichkeiten prüfenDie negativen Erfahrungen <strong>de</strong>utscherArbeitgeber vor <strong>de</strong>m EuGH zum Urlaubsrechtsetzen sich damit fort, esbleibt jedoch Gestaltungsspielraum. DerArbeitgeber muss hinnehmen, dass Arbeitnehmer,die ihren für <strong>de</strong>n Zeitraum<strong><strong>de</strong>r</strong> Vollzeit entstan<strong>de</strong>nen Jahresurlaubnach einem Wechsel in Teilzeit nehmen,länger fehlen können, als dies zu Zeitenvon Vollzeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall war. In Anknüpfungan die Tirol-Entscheidung wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeberebenfalls hinnehmen müssen,dass er die Urlaubstage, die für Tage <strong><strong>de</strong>r</strong>Vollzeit entstan<strong>de</strong>n sind, wie einen Vollzeiturlaubstagbezahlen muss, selbstwenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer mittlerweileMuster Nachträgliche Zusatzvereinbarungbei Reduzierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitszeit (HI874882)Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong>Personal Office (HPO). Internetzugriff:www.haufe.<strong>de</strong>/hi874882an einem Arbeitstag weniger als achtStun<strong>de</strong>n Teilzeitarbeit leistet. Es sollteaber nicht übersehen wer<strong>de</strong>n, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>EuGH nur bezüglich <strong>de</strong>s gesetzlichenMin<strong>de</strong>sturlaubs entschie<strong>de</strong>n hat, <strong><strong>de</strong>r</strong> europaweit20 Urlaubstage bei einer Fünf-Tage-Woche beträgt. Es lohnt sich damit,zwischen gesetzlichem und übergesetzlichemUrlaub in Arbeitsverträgen zuunterschei<strong>de</strong>n.Neben <strong>de</strong>n bereits vielfach erteiltenHinweisen zum Kürzungsrecht vonübergesetzlichem Urlaub bei unterjährigemAusschei<strong>de</strong>n und Krankheit sollteergänzend aufgenommen wer<strong>de</strong>n, welcheQuotierungsmöglichkeiten sich <strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitgeber bei Wechsel von Voll- in Teilzeitfür <strong>de</strong>n übergesetzlichen Urlaub vorbehaltenmöchte. Schließlich sei je<strong><strong>de</strong>r</strong>Arbeitnehmer daran erinnert, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>nicht tarifgebun<strong>de</strong>ne Arbeitgeber sichauch auf <strong>de</strong>n gesetzlichen Urlaubsanspruchvon 20 Tagen pro Kalen<strong><strong>de</strong>r</strong>jahrbeschränken könnte. Mithin kann esauch künftig nicht unzulässig sein, fürdas Geschenk <strong>de</strong>s übergesetzlichenUrlaubs beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Umrechnungsvorschriftenin Abweichung vom gesetzlichenMin<strong>de</strong>sturlaub vorzusehen.Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitgeber hingegen tarifgebun<strong>de</strong>n,kann er nur hoffen, dass imTarifvertrag <strong>de</strong>utlich zwischen gesetzlichemund tariflichem Mehrurlaubdifferenziert wird und <strong><strong>de</strong>r</strong> Tarifvertragentsprechen<strong>de</strong> Quotierungsmöglichkeiteneinräumt. Die Entwicklung imUrlaubsrecht bleibt damit spannend.Dr. Martin Römermannist Partner bei SKW SchwarzRechtsanwälte in Berlin.10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


76 Persönlich_NewsPersonaler stehen häufigvor Publikum, aber nichtalle sprechen flüssig.Klar re<strong>de</strong>n – ohne FüllwörterWohl je<strong><strong>de</strong>r</strong> hat schon einmal einen Vortrag erlebt, bei <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Rednersich ständig durch Füllwörter wie ähm, ehh o<strong><strong>de</strong>r</strong> mhh unterbrach.Für die Zuhörer ist das oft sehr lästig und es macht auch keinen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>ssouveränen Eindruck. Wer bewusst darauf achtet und aktiv an seinerVortragstechnik arbeitet, kann diese lästige Angewohnheit leicht abstellen.Rhetorik-Trainer Rüdiger Vogel hat einen Trainigsplan hierfür erarbeitet.Erstens: Machen Sie sich das Problem bewusst, in<strong>de</strong>m Sie Kollegen o<strong><strong>de</strong>r</strong>Bekannte bitten, ein offenes und ehrliches Feedback zu geben. Eine guteMöglichkeit, sich zu überprüfen, ist die Aufzeichnung <strong>de</strong>s Vortrags auf Vi<strong>de</strong>o.Zweitens: Stellen Sie die Häufigkeit von Füllwörtern fest. Verwen<strong>de</strong>n Sienahezu in je<strong>de</strong>m Satz solche Füllwörter, ist eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung dringend angesagt.Die einfache und banale Metho<strong>de</strong> lautet: mitzählen.Drittens: Spüren Sie die Ursachen auf. Der übermäßige Gebrauch von Füllwörternhat normalerweise zwei Ursachen: Der Referent will damit eine gewisseUnsicherheit ver<strong>de</strong>cken o<strong><strong>de</strong>r</strong> er will Pausen im Re<strong>de</strong>fluss überbrücken.Viertens: Bekämpfen Sie die Ursachen. Eine größere Sicherheit als Rednergewinnen Sie durch soli<strong>de</strong> Vorbereitung. Pausen im Re<strong>de</strong>fluss entstehen vorallem dann, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Redner nach<strong>de</strong>nken muss, wie es weitergeht. Hat ervorher die Re<strong>de</strong> laut eingeübt, wird es ihm leichter fallen, flüssig vorzutragen.Fünftens: Sprechen Sie langsamer und halten Sie bewusst inne. LangsameresSprechen bringt oft einen erheblichen Qualitätsgewinn. Das Publikumkann besser folgen. Hinzu kommt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Vortrag nicht dann beson<strong><strong>de</strong>r</strong>slebendig wirkt, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Referent möglichst schnell spricht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n dann,wenn er das Sprechtempo bewusst verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.Sechstens: Üben Sie planvoll. Durch kontinuierliches Üben lassen sich vieleFehler und negative Angewohnheiten von Rednern sukzessive überwin<strong>de</strong>n.Zum Üben können Probevorträge gehören, die Sie allein o<strong><strong>de</strong>r</strong> vor einem kleinenPublikum halten. Wichtig ist in je<strong>de</strong>m Fall eine gewisse Regelmäßigkeit.Siebtens: Dokumentieren Sie Ihre Erfolge. Regelmäßige Vi<strong>de</strong>oaufzeichnungensind auch eine gute Hilfe, wenn es darum geht, Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zuerkennen. www.vogeltraining.<strong>de</strong>Seminare15. und 16.Oktober,Hamburg22. Oktober,Hamburg23. Oktober,Ostfil<strong><strong>de</strong>r</strong>n5. November,Frankfurt amMain7. bis 8.November,Bonn18. bis 19.November,Berlin21. November,Frankfurtam Mainonline-Seminare8. Oktober Entgelt Spezial:Reisekostenreform 201410. Oktober Pflegezeit, Familienpflegezeit– Freistellungsansprüche<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitnehmer zur Pflegenaher Angehöriger18. Oktober Zehn Irrtümer über dasBetriebliche Gesundheitsmanagementund wie mansie vermei<strong>de</strong>t5. November Projekte sicher zum Zielführen6. November Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> ArbeitsvertragsgestaltungWeitere Informationen zu <strong>de</strong>n Online-Seminarenerhalten Sie unter Tel. 0180 5050-440 undwww.haufe-online-training.<strong>de</strong>HPOOnline-Kommunikation undSocial MediaTel. 07551 9368-0www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>Teams ohne hierarchischeMacht führenTel. 0211 9686-3688www.euroforum.<strong>de</strong>/P1106121Betriebliche Altersversorgungdurch EntgeltumwandlungTel. 0711 34008-99www.tae.<strong>de</strong>HR-Expertenworkshop„Vorbereitung auf <strong>de</strong>nAuslandseinsatz“Tel. 02224 94950www.ifim.<strong>de</strong>Wertschätzen<strong>de</strong> UnternehmensentwicklungTel. 0228 265004www.zfm-bonn.<strong>de</strong>HR-Strategien für <strong>de</strong>n<strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>lTel. 0761 898-4422www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/52.54Ein Tag mit Dave UlrichTel. 06196 4722-801www.managementcircle.<strong>de</strong>Für Abonnenten <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong> PersonalOffice Premium sind diese Online-Seminare inklusive.personalmagazin 10 / 13


77Business Phrases:„personal profile“Dem persönlichen Profil(„personal profile“) wirdin angloamerikanischenLebensläufen ein <strong>de</strong>utlich höhererStellenwert beigemessen als im <strong>de</strong>utschenLebenslauf. Dort beschreibt <strong><strong>de</strong>r</strong>Kandidat seine Stärken, etwa „I see mystrengths in the managing of projects“(meine Stärken sehe ich im Leiten vonProjekten), seine Erfahrungen, etwa „Ihave hands-on knowledge of …“ (Ichhabe in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis erprobtes Wissen in…), und seine Interessen, etwa „I enjoymotivating teams.“ (Ich motiviere gernTeams.). Auch die Einschätzung durchan<strong><strong>de</strong>r</strong>e wird dort vermerkt: „I’ve alwaysbeen regar<strong>de</strong>d as …“ (Ich bin immer als… angesehen wor<strong>de</strong>n.).An dieser Stelle stellen wir Ihnen hilfreicheRe<strong>de</strong>wendungen aus <strong>de</strong>m Englischen vor.Diese sind <strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong> Praxisratgeber„Business English für Personaler“ entnommen. www.business-english.<strong>de</strong>/personalmodulDas verdient ein fachlicher TrainerIm „Vergütungs-Check“ stellt das Personalmagazin in Zusammenarbeitmit <strong>de</strong>m Gehaltsexperten Personalmarkt Services die Gehälter zentralerTätigkeitsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> im Personalwesen vor. Das Durchschnittsgehalt einesfachlichen Trainers reicht je nach Unternehmensgröße von 26.778 Euro (Q1)bis 68.316 Euro (Q3). Überstun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n im Mittel mit 1.854 Euro vergütet.Vergütungs-CheckFirmengröße (in Mitarbeitern) Q3 Median Q1< 21 42.724 Euro 34.583 Euro 26.778 Euro21–50 45.344 Euro 36.596 Euro 27.963 Euro51–100 48.327 Euro 37.382 Euro 32.415 Euro100–1.000 54.019 Euro 45.000 Euro 37.297 Euro> 1.000 68.316 Euro 53.275 Euro 43.452 EuroübersichtSept.: PersonalentwicklerOkt.: Fachlicher TrainerNov.: PersönlichkeitstrainerDez.: SyndikusJan.: Lohn und GehaltFeb.: PersonalmarketingMärz: PersonalleiterApril: PersonalreferentMai: PersonalsachbearbeiterJuni: PersonalberaterJuli: PersonaldisponentAug.: BranchenvergleichQ3: oberes Quartil (25 Prozent aller Personen mit dieser Funktion verdienen mehr)Q1: unteres Quartil (25 Prozent unterschritten diesen Betrag). Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen gegenüber<strong>de</strong>m Vorjahr (über alle Firmengrößen): plus 1,2 Prozent.Quelle: personalmarkt, 2013HR-NetzwerkePersonaler ForumAnsprechpartner: Wolfgang WittE-Mail: wolfgang.witt@fi<strong>de</strong>lis-hr.<strong>de</strong>Im Dezember 2009 wur<strong>de</strong> das Personaler Forum gegrün<strong>de</strong>t, heute zählt es rund 1.300Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> aus Deutschland, Österreich und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz. Jährlich fin<strong>de</strong>n circa 30 Treffenin verschie<strong>de</strong>nen Städten <strong><strong>de</strong>r</strong> drei Län<strong><strong>de</strong>r</strong> statt, bei <strong>de</strong>nen die gesamte Themenbreite <strong>de</strong>sstrategischen Personalmanagements behan<strong>de</strong>lt wird. Die Teilnahme ist kostenfrei, Voraussetzungfür die Mitgliedschaft ist eine Tätigkeit als Personaler in einem Unternehmen. Ziel <strong>de</strong>sHR-Netzwerks ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungsaustausch unter Personalern und HR-Wissenschaftlern <strong><strong>de</strong>r</strong>DACH-Län<strong><strong>de</strong>r</strong>. Es geht darum, aktuelle und strategische Themen <strong>de</strong>s Personalmanagementszu diskutieren, sich mit Kollegen hierüber auszutauschen und das Know-how im Netzwerk zuerweitern. Und es geht um <strong>de</strong>n Know-how-Transfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.Dieser Austausch ist auch virtuell möglich – in einer Xing-Gruppe (Fi<strong>de</strong>lis HR PersonalerForum). Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Webseite www.personalerforum.<strong>de</strong> gibt es zusätzliche Informationen.Unterhalten Sie einen nichtkommerziellen Personaler-Treff und sind offen für neueMitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>? Dann schreiben Sie unter <strong>de</strong>m Stichwort „HR-Netze“ eine Nachricht an:redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong>.10 / 13 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


78 Persönlich_SelbstmanagementFühren Sie sich selbstSelbstführung befragt. Mich interessierte,wie sie sich im Spannungsfeld zwischen<strong>de</strong>n Funktionen als Dienstleisterund Kontrolleur organisieren. Für BastianThiebach, bisher Personalleiter einesSpezialpapierherstellers und heute Geschäftsführereiner Personalberatungsfirma,steht zunächst die Orientierungan <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong><strong>de</strong>r</strong> internen Kun<strong>de</strong>nim Fokus, dann könne er sich auchals Sparringspartner auf Augenhöhepositionieren. Dr. Alexandra Krone,Personalchefin und Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitungeines mittelständischenLogistikers, sieht Kontrolle als Teil <strong><strong>de</strong>r</strong>Dienstleistungen ihres Bereichs an. DieKernaufgabe sei vor allem die Gestaltungeiner för<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Unternehmenskultur.Christian Campe, Prokurist undBereichsleiter Personal bei einem regionalenStadtwerk, hat mit seinen Mitarbeiternund im Dialog mit <strong>de</strong>n internenKun<strong>de</strong>n ein Leitbild entworfen, welchesdie zentralen Rollen und Aufgaben <strong>de</strong>sPersonalbereichs klar <strong>de</strong>finiert.Gemeinsam ist diesen Ansätzen, dasssie die in meinen Augen zum Teil wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlicheAufgaben <strong>de</strong>s Personalpraxis.Führungskräfte müssen zunächst sich selbst führen können, bevor sie an<strong><strong>de</strong>r</strong>eführen dürfen. Nur wer seine Fähigkeiten kennt, kann sich zielgerichtet steuern.Von Burkhard Bensmann Peter Drucker hat bereits in <strong>de</strong>n1960er Jahren unterstrichen,dass für eine Führungskraft zunächstdie eigene Wirksamkeitim Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stehen muss. An<strong><strong>de</strong>r</strong>sformuliert: Nur wer sich selbst führenkann, sollte an<strong><strong>de</strong>r</strong>e führen dürfen. WelcheGrundlagen heute für die erfolgreicheOrganisation <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Persongelten, ermittelte ich in über 90 Gesprächenmit Führungskräften. Zusammenfassendschlage ich als Definition vor:Selbstführung umfasst Einstellungenund Metho<strong>de</strong>n, um sich selbst zielgerich­Buchtipp PraxisbeispielWo gute Führung beginnttet zu steuern. Persönliche Wirksamkeitsetzt einen inneren konstruktiven Denkrahmenvoraus und geeignete Verfahren,sich selbst auf Ziele hin zu steuern.Selbstführung besteht aus drei aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong>aufbauen<strong>de</strong>n Bestandteilen: Selbsterkenntnis,Selbstverantwortung undSelbststeuerung. Nur wer seine Fähigkeitenkennt, kann sie einsetzen und weiterentwickelnund sich im Führungsalltaggezielt und eigenverantwortlich lenken.Personalchefs im SpannungsfeldDas gilt natürlich auch für Personalchefs.Im Vorfeld dieses Artikels habeich einige Personalchefs zum ThemaIn seinem Buch gibt Burkhard Bensmann Einblicke in die Führungskultur und dieSelbstorganisation bekannter Unternehmer.In seinem zweiten Buch zum Thema Selbstführungbeschäftigt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Osnabrücker Organisationsberaterund Coach mit kreativen unternehmerischen Menschen.In persönlichen Gesprächen ergrün<strong>de</strong>t er, wie sich unteran<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Galeristin Vera Munro, <strong><strong>de</strong>r</strong> SkateboardpapstTitus Dittmann, <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestalter Mike Meiré o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch dieExil-Afghanin Nadia Qani selbst organisieren, Ausgleichfin<strong>de</strong>n und zielsicher <strong>de</strong>n Alltag managen. Zusätzlichstellt Bensmann sein Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> „Sieben Fel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>Selbstführung“ vor, mit <strong>de</strong>m die Leser selbst analysierenkönnen, inwieweit sie die Fähigkeit zur Selbstführungbesitzen.Burkhard Bensmann: Selbstführung. Wie sich kreative Entrepreneure erfolgreich organisieren,280 Seiten, Books on Demand, Nor<strong><strong>de</strong>r</strong>stedt, 2013 (2. Auflage). 24,95 Euro.Das Thema Selbstführungnimmt einezentrale Rolle bei <strong><strong>de</strong>r</strong>Auswahl und Weiterentwicklungvon Führungskräftenein.personalmagazin 10 / 13


797-Fel<strong><strong>de</strong>r</strong>-Mo<strong>de</strong>ll1Vision und Missionbereichs reflektieren und innerhalb <strong>de</strong>sUnternehmens „anfassbar“ machen,sich <strong>de</strong>m Dialog stellen. Reflexion ist alsodas zentrale Stichwort.För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> SelbstführungDie befragten Personalchefs berichtetenübereinstimmend, dass das ThemaSelbstführung eine zentrale Rolle bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl und <strong><strong>de</strong>r</strong> Weiterentwicklungspeziell von Führungskräfteneinnimmt. Und <strong>de</strong>n Interviewten istbewusst, dass sie immer auch selbst alsVorbild agieren müssen, <strong>de</strong>nn die Mitarbeiterprüfen kritisch, ob das Gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>temit <strong>de</strong>m Vorgelebten übereinstimmt.Was geschieht konkret in <strong>de</strong>n Unternehmen?In <strong>de</strong>n internen Weiterbildungsprogrammenfür Führungskräfte<strong><strong>de</strong>r</strong> dm-Drogeriemärkte wird ein Weiterbildungsmodulangeboten, das sichexplizit mit <strong>de</strong>m Thema Selbstführungbefasst. Auch Alexandra Krone kann einseit 2008 durchgeführtes Nachwuchsprogrammaufweisen, bei <strong>de</strong>m eines <strong><strong>de</strong>r</strong>ersten Module das Thema fokussiert.Zentrale Aspekte sind die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong>Selbstreflexionsfähigkeit und die Steigerung<strong><strong>de</strong>r</strong> Eigensteuerung. Es gibt weitereBeispiele, die aufzeigen, dass die grundlegen<strong>de</strong>Fähigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstführungin das Curriculum <strong><strong>de</strong>r</strong> Weiterbildungaufgenommen wer<strong>de</strong>n muss. Bei E<strong>de</strong>kaetwa durchlaufen sowohl angestellteFührungskräfte als auch selbstständigeUnternehmer sogenannte Kompetenzprogramme,die systematisch Metho<strong>de</strong>nund Instrumente <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstorganisationvermitteln. Hierzu liegen mittlerweilepraxistaugliche Konzepte vor. Ich selbstnutze in Coachings mein Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong>„Sieben Fel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstführung“, umdie wesentlichen Stärken und Schwächenschnell und präzise zu ermittelnund Entwicklungsziele zu vereinbaren.Augen auf für die eigene BelastungSelbstreflexionsfähigkeit wird als Einstellungsvoraussetzungfür alle Führungskräftegefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Dass dies auchfür die Position eines Personalchefs gel­234567Körper, Seele, GeistFähigkeiten und SelbstentwicklungPartner, Mitarbeiter und NetzwerkProzesse und StrukturenProjekte und ProdukteMehrwertAls Ergebnis seines Forschungsprojektsentwickelte Burkhard Bensmann einMo<strong>de</strong>ll, das die sieben relevanten Fel<strong><strong>de</strong>r</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstführung erfasst.Quelle: Burkhard Bensmannten muss, sollte selbstverständlich seinund wird von meinen Interviewpartnernbestätigt. Ich habe in meiner Beratungspraxisaber auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Führungskräfteerlebt, <strong>de</strong>nen die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzungmit <strong>de</strong>m Thema Selbstführung erst dieAugen für die persönliche Belastungssituationgeöffnet hat. Die vorbildlicheBeschäftigung mit schonungsloserSelbstanalyse, konsequenter Selbstverantwortungund wirksamer Selbststeuerungzeigt eben auch <strong>de</strong>n Stress unddie Sandwichposition auf, <strong>de</strong>nen sichHR-Führungskräfte ausgesetzt fühlen.Angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> wachsen<strong>de</strong>n Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenan Personalchefs wer<strong>de</strong>n sichdiese häufig selbst an <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenze zumAusbrennen sehen.Überprüfen Sie sich selbstNach <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Formel „take it, change itor leave it“ schlage ich Führungskräftenvor, sich selbst und die eigene Tätigkeitzu überprüfen:• Take it: Ich kann meine gegenwärtigeSituation schätzen, zumin<strong>de</strong>st ertragen.Ich kann darin wachsen und meinenBeitrag zum Unternehmen liefern.• Change it: Die Situation erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t eineVerän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung – meine eigene o<strong><strong>de</strong>r</strong> die<strong>de</strong>s Unternehmens. Ich kann meine Arbeitsumstän<strong>de</strong>aktiv beeinflussen undän<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Ich habe eine Wirkung auf dasUnternehmen, daran kann ich wachsen.Es lohnt sich, Einfluss zu nehmen.• Leave it: Ich habe keine Chance aufgelingen<strong>de</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und nehmepersönlich Scha<strong>de</strong>n. <strong>Mein</strong>e Situationist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Summe „toxisch“. Ich schützemich und richte meine Energie auf dasVerlassen <strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation.Nach meiner Erfahrung bür<strong>de</strong>n wir<strong>de</strong>n Leistungsträgern in <strong>de</strong>n Unternehmen<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit Rollen und Aufgaben– auch im Personalbereich – auf, diemin<strong>de</strong>stens auf mittlere Sicht gera<strong>de</strong>die Engagierten, die Ungewöhnlichen,die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>er aussaugen. Das ist nichtsehr wertschätzend. Angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong>Rollen- und Aufgabenvielfalt tun solcheFührungskräfte gut daran, sich radikalimmer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu überprüfen und sichdie Frage zu stellen, ob und wie sie <strong>de</strong>naktuellen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen gewachsensein können. Selbstführung kann indiesem Zusammenhang helfen, sich zuschützen und Grenzen zu ziehen.Die Verantwortung <strong><strong>de</strong>r</strong> PersonalchefsDie Führung <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Person ist eineGrundkompetenz für Führungskräfteauf allen Ebenen. Dem Personalbereichkommt es zu, für das Unternehmen gezielteLernangebote für dieses Feld zuschaffen, in <strong>de</strong>nen diese Fähigkeitenausgebaut wer<strong>de</strong>n können. Die Personalchefsselbst prägen die Kultur <strong>de</strong>s eigenenBereichs und nehmen insgesamtEinfluss auf die Unternehmenskultur.Sie stehen vor <strong><strong>de</strong>r</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung,sich in vorbildlicher Weiseselbst zu führen. Dies gelingt durchachtsame Haltung, durch geeignete Metho<strong>de</strong>nund Instrumente <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstreflexionund durch die Fokussierung auf dieHauptaufgaben. Die Selbstführung kanndie Basis schaffen, um an<strong><strong>de</strong>r</strong>e erfolgreichzu führen, wenn sich im Resultatpersönliche Glaubwürdigkeit, authentischesAuftreten und echte Vertrauenswürdigkeiteinstellen.Dr. Burkhard Bensmann ist Berater,Buchautor und Honorarprofessor für Kommunikationund Organisationsentwicklung.10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


80Persönlich_BuchtippsKonflikte lösen im UnternehmenKonfliktmanagement. ProfessionelleKonfliktlösung ist und bleibtwichtig für Unternehmen. Dasbestätigt die Tatsache, dass dasBuch <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftsmo<strong><strong>de</strong>r</strong>atorinund FührungskräftetrainerinAnita von Hertel, das erstmals2003 auf <strong>de</strong>n Markt kam, nun indritter, überarbeiteter Auflage erschienenist. Im Vorwort zur neuenAuflage stellt die Autorin fest,dass professionelle Konfliktlösungnun dabei ist, ein völlig neuesQualitäts niveau zu erreichen. Das habe etwas mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbreitung<strong><strong>de</strong>r</strong> Media tionskompetenz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft zu tun. Überdie Grundlagen, zum Beispiel über Konflikte als Führungsaufgabe,über Mediationstechniken und -kompetenzen, informiertsie im weiteren Buchverlauf. In einem separaten Kapitel gehtsie darauf ein, wie Führungskräfte sich und ihre Mitarbeitervor Tricks in <strong><strong>de</strong>r</strong> professionellen Konfliktlösung schützen können.Und in einem weiteren Kapitel erklärt sie <strong>de</strong>n Lesern,welche Möglichkeiten sie haben, ihre Mediationskompetenzin <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis einzusetzen. Dabei setzt sie auf das sogenannte„Mikado-Mo<strong>de</strong>ll“, das <strong>de</strong>n Anwen<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein Raster zur Verfügungstellt, mit <strong>de</strong>m sie für je<strong>de</strong>n Konfliktfall das richtige Verfahrenauswählen können. Der ausführliche Anhang enthältein Lexikon mit Konfliktlösungsbegriffen sowie weiterführen<strong>de</strong>Literatur, Kontaktadressen und Materialien.Bewertung: Das Praxisbuch überzeugt mit zahlreichenÜbungen, in <strong>de</strong>nen die Leser ihre eigene Konfliktlösungskompetenzschulen können. Auch auf das neue Mediationsrechtgeht die Autorin ein. (dfu)Anita von Hertel: Professionelle Konfliktlösungen. 328 Seiten, CampusVerlag, Frankfurt am Main, 2013. 34,99 Euro.Dienstreisen professionellmanagen und abrechnenDienstreisen. Der Verband DeutschesReisemanagement (VDR) verstehtunter Geschäftsreise je<strong>de</strong> betrieblichveranlasste Reise, die anhand von einzelnenReisekostenabrechnungen erfasstwird. Laut VDR hat die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong>Geschäftsreisen zwischen 2008 und2011 um 0,5 Prozent zugenommen.Mit <strong>de</strong>n steigen<strong>de</strong>n Kosten von Dienstreisen,mit <strong><strong>de</strong>r</strong>en Management undAbrechnung befassen sich verschie<strong>de</strong>neAutoren. Viel Raum wird im Buch <strong>de</strong>n rechtlichen Aspekteneingeräumt, unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em geht es um die Reform <strong>de</strong>sReisekostenrechts und um die Abgrenzung von Arbeitszeit undReisezeit. Der größte Teil <strong>de</strong>s Buchs widmet sich aber <strong>de</strong>m ITgestütztenReisemanagement. Hier geht es beispielsweise ummobile Abrechnungsmöglichkeiten, <strong>de</strong>n Aufbau eines Travel-Management-Systems und um Outsourcing von Leistungen.Bewertung: Wer sich in das Thema Dienstreisemanagementeinarbeiten möchte, erhält hier facettenreiche Informationenvon Führung über Recht und IT. Etwas störend im Buch sinddie vielen Werbeseiten. (dfu)Gerd Otto-Rieke (Hrsg.): Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nes Geschäftsreise-Management 2013.128 Seiten, Alabasta Verlag 2000, München, 2012. 20,00 Euro.Wie Mittelmanager richtigdurch <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l führenChange Management. Mittlere Managerfühlen sich in Wan<strong>de</strong>lprozessenwie in einem Sandwich, weil sie vonbei<strong>de</strong>n Seiten Druck bekommen. Dasobere Management will umfangreicheVerän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen durchführen und hatunrealistische zeitliche Vorstellungen.Die Mitarbeiter sehen keine Veranlassung,gut funktionieren<strong>de</strong> Abläufe umzustellen.Diese Spannungen müssendie Mittelmanager aushalten. Und siemüssen damit umgehen können, immerwie<strong><strong>de</strong>r</strong> die Überbringer schlechter Nachrichten zu sein. Anhandvon Beispielen will <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor das Wissen vermitteln, dasFührungskräfte für <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>lprozess benötigen. Das Buch istanhand von zehn zentralen Fragestellungen aufgebaut. Die einzelnenKapitel betreffen Problemfel<strong><strong>de</strong>r</strong> wie: Warum verhaltensich die Mitarbeiter in Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen oft irrational?Bewertung: Das Buch richtet sich gezielt an Führungskräfte,die Inhalte sind stark praxisorientiert. Gut sind die diversenDownloadmöglichkeiten. Selbst die im Buch enthaltenen Cartoonskönnen in Farbe heruntergela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. (dfu)Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> Groth: Führungsstark im Wan<strong>de</strong>l. 239 Seiten, Campus Verlag,Frankfurt am Main, 2013. 24,99 Euro.personalmagazin 10 / 13


Persönlich_rückblick81ImpressumVerlag <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, D-79111 FreiburgKommanditgesellschaft, Sitz FreiburgRegistergericht Freiburg, HRA 4408Komplementäre: <strong>Haufe</strong>-Lexware Verwaltungs GmbH, Sitz Freiburg,Registergericht Freiburg, HRB 5557, Martin LaquaGeschäftsführung: Isabel Blank, Markus Dränert, Jörg Frey, Birte Hackenjos,Randolf Jessl, Matthias Mühe, Markus Reith wiesner, Joachim Rotzinger,Dr. Carsten ThiesBeiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong>Steuernummer: 06392/11008Umsatzsteuer-I<strong>de</strong>ntifikations nummer: DE 812398835Abonnenten-Service und VertriebTel.: 0800 / 72 34 253 (kostenlos)Fax: 0800 / 50 50 446 (kostenlos)E-Mail: Zeitschriften@haufe.<strong>de</strong>Verlagsleitung / Herausgeber Reiner Straub, Randolf JesslErscheinungsweiseMonatlich, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel am letzten Freitag eines Monats, 15. JahrgangRedaktionReiner Straub (str) (v.i.S.d.P.)E-Mail: reiner.straub@personalmagazin.<strong>de</strong>Daniela Furkel (dfu) (Chefreporterin)E-Mail: daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>Thomas Muschiol (tm) (Leiter Fachressort Recht)E-Mail: thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>Katharina Schmitt (ks)E-Mail: katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>Melanie Rößler (mer)E-Mail: melanie.roessler@personalmagazin.<strong>de</strong>Kristina En<strong><strong>de</strong>r</strong>le da Silva (end)E-Mail: kristina.en<strong><strong>de</strong>r</strong>le@personalmagazin.<strong>de</strong>Michael Miller (mim)E-Mail: michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong>Andrea Kraß (ak)E-Mail: andrea.krass@personalmagazin.<strong>de</strong>RedaktionsassistenzSabine Schmie<strong><strong>de</strong>r</strong>, Tel.: 07 61/8 98-3032Brigitte Pelka, Tel.: 07 61/8 98-3921, Telefax 8 98-99-3921,E-Mail: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong>Autoren und Mitarbeiter dieser AusgabeDr. Roland Abel, Prof. Dr. Susanne Böhlich, Dr. Burkhard Bensmann, WolfgangBrickwed<strong>de</strong>, Dr. Friedrich A. Fratschner, Dr. Barbara Gülpen, Dr. Oliver Hahn,Esther Herrnstadt, Dr. Ralf Kittelberger, Ruth Lemmer, Sabine Maurer,Antonelle Mei-Pochtler, Dr. Patrick Mückl, Dr. Hans-Dieter Ra<strong>de</strong>cke, StefanRojacher, Dr. Martin Römermann, Dr. Rainer Strack, Kerstin Wagner, UlrichWeber, Felix Welz, Ingo WerthmannGrafik / Layout Ruth Großer, Hanjo TewsAnzeigen Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2013<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassung WürzburgUnternehmensbereich Media Sales, Im Kreuz 9, D-97076 Würzburganzeigenleitung (verantworlich für Anzeigen)Bernd Junker, Tel. 09 31 / 27 91-556E-Mail: bernd.junker@haufe-lexware.comKey Account ManagementDominik Castillo, Tel.: 09 31/27 91-751, Fax -477E-Mail: dominik.castillo@haufe.<strong>de</strong>Annette Förster, Tel.: 09 31/27 91-544, Fax -477E-Mail: annette.foerster@haufe.<strong>de</strong>Thomas Horejsi, Tel.: 09 31/27 91-451, Fax -477E-Mail: thomas.horejsi@haufe.<strong>de</strong>Michael Kretschmer, Tel.: 09 31/27 91-562, Fax -477E-Mail: michael.kretschmer@haufe.<strong>de</strong>AnzeigendispositionChristine Wolz, Tel.: 09 31/27 91-472, Fax -477E-Mail: christine.wolz@haufe-lexware.comAbonnement-Preise Jahresabonnement (12 Ausgaben) 128 Euro inkl.MwSt., Porto- und Versandkosten; Bestell-Nummer: 04062-0001, ISSN:1438-4558. Bezieher <strong>de</strong>s Loseblattwerks „Das Personalbüro in Recht undPraxis“ und <strong><strong>de</strong>r</strong> CD-ROM „<strong>Haufe</strong> Personal Office“ sowie „<strong>Haufe</strong> Steuer OfficePremium“ erhalten das Personalmagazin im Rahmen ihres Abonnements.Druck Firmengruppe Appl, Echter Druck GmbH, Delpstraße 15, 97084 WürzburgUrheber- und Verlagsrechte Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthalteneneinzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Das giltauch für Entscheidungen und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Leitsätze, wenn und soweit sie redaktionellbearbeitet o<strong><strong>de</strong>r</strong> redigiert wor<strong>de</strong>n sind. Soweit die Rechte an Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n beiDritten liegen, ist dies gekennzeichnet. Ansonsten liegen die Nutzungsrechtebeim Verlag.Nachdruck Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohneschriftliche Genehmigung <strong>de</strong>s Verlags vervielfältigt o<strong><strong>de</strong>r</strong> verbreitet wer<strong>de</strong>n.Unter dieses Verbot fällt insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die gewerbliche Vervielfältigung perKopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigungauf CD-ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildmaterialienübernimmt <strong><strong>de</strong>r</strong> Verlag keine Haftung.LESERBRIEFE Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen. Aktuelle Informationenzu <strong>de</strong>n Zeitschriften- und Online-Angeboten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Haufe</strong>-Gruppe fin<strong>de</strong>nSie unter: www.haufe.<strong>de</strong>/mediacenter.Bloggerszene in WallungPersonalmagazin, Ausgabe 8/2013, TitelthemaZu einem Aufschrei in <strong><strong>de</strong>r</strong> Social-Media-Welt führte das im Titelthema <strong><strong>de</strong>r</strong>Ausgabe 8 vorgestellte Ranking von HR-Blogs, das die Wiesba<strong>de</strong>n BusinessSchool erstellt hatte. Hier Auszüge einiger Kommentare aus <strong>de</strong>m Internet.Das Ranking ist so stark subjektiv und gewichtet so ungleich undfern <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität, dass sich rund 100 Kommentare unter <strong>de</strong>m Beitragzu Recht echauffierten. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Recherche haben sich die bei<strong>de</strong>n(Autoren, Anm. <strong><strong>de</strong>r</strong> Red.) von Meta-Blogs leiten lassen und sichnicht mal die Mühe gemacht, die Syntax <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigen Blogs alsrelevantes Beurteilungskriterium zu gewichten.Markus K. Reif, www.reif.orgBei mir ist das ganze Thema erst wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ... im Facebook-Stream von<strong>de</strong>n geschätzten Wollmilchsau-Kollegen (aufgeschlagen). Schonmerkwürdig, dass da teilweise gefragt wird, wen so ein Rankingüberhaupt interessiert, dann aber gefühlte 150 Kommentare dazuabgegeben wer<strong>de</strong>n Also zunächst mal Volltreffer. Mitten im Sommerlochbekommt das Personalmagazin die <strong>de</strong>utsche HR-Bloggerszeneor<strong>de</strong>ntlich in Wallung. Gero Hesse, www.saatkorn.comWas richtig schlecht ist, ist die Art und Weise, wie das Blogrankingentstan<strong>de</strong>n ist. Dass nämlich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Anfrage für die Erhebung <strong><strong>de</strong>r</strong>Informationen im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bachelorarbeit (zum Ranking,Anm. <strong><strong>de</strong>r</strong> Red.) mit keinem einzigen Wort erwähnt wur<strong>de</strong>, dass dasGanze für eine Agentur erfolgt. Henner Knabenreich, zitiert auf www.reif.orgFolgen<strong>de</strong> Punkte sind aus meiner Sicht dafür ausschlaggebend, dasssich einige Personen wegen dieses Rankings aufregen. Nicht erklärteKriterien: Die Bewertungskriterien sind lei<strong><strong>de</strong>r</strong> unkommentiertund lassen dadurch viel Freiraum für Interpretationen. FalscheMaßstäbe: Warum soll es für einen HR-Blog negativ sein, wenn eskeine breite Themenvielfalt hat? Es sind die individuellen Fachgebiete,welche die einzelnen Blogs interessant machen. (...) VertaneChance: Einen Überblick über die <strong>de</strong>utsche HR-Bloggerszene zugeben wäre eine tolle Chance gewesen, um <strong>de</strong>utlich mehr Mehrwertzu liefern.Tim Verhoeven, www.nocheinpersonalmarketingblog.blogspot.<strong>de</strong>FehlerkorrekturPersonalmagazin, Ausgabe 8/2013, Seite 20Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> ist uns im Interview „Ein Blog kommt auf <strong>de</strong>n Punkt“ mit FrauEva Zils ein Fehler bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennung ihres Blogs unterlaufen. Die korrekteSchreibweise lautet www.online-recruiting.net.10 / 13 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong>


82 Persönlich_fragebogenGanz persönlichWas machen Sie gera<strong>de</strong>?Um unser Wachstum im Unternehmenbesser abbil<strong>de</strong>n und gestalten zu können,optimieren wir unser internationalesTalentmanagement, überarbeiten dieArbeitgebermarke und planen eine neueinternational einsetzbare HR-Software.Was sind Ihre aktuellen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenin HR?Die richtige und passen<strong>de</strong> Gestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong>HR-Aktivitäten in <strong>de</strong>n einzelnen Märktensowie die Gewährleistung eines effektivenSupports weltweit sind große Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,die nur mit Top-Personalmanagernaus <strong>de</strong>n Regionen gelingen.Welches Projekt wür<strong>de</strong>n Sie gernumsetzen, wenn Ihnen ein verdoppeltesHR-Budget zur Verfügung stün<strong>de</strong>?Wir investieren streng nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Richtlinie<strong><strong>de</strong>r</strong> Wertschöpfung, nicht danach, wie vielGeld noch zur Verfügung steht.Eine wichtige Tugend für einen Personalmanagerist …?Offenheit, Ehrlichkeit, Integrität – undstets mit Rückgrat.Welche berufliche Entscheidung warbisher die schwierigste für Sie?Es war sicherlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Beratungauf die „an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Seite“. Ich habelange mit mir gerungen, im Nachhineinhabe ich <strong>de</strong>n Schritt nie bereut.Wie halten Sie es mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Work-Life-Balance?Sicher lässt sich da noch etwas optimieren.Ich bin jedoch sehr froh, in einemRoland Hehn startete nach seinem Studium <strong><strong>de</strong>r</strong> BWL und Pädagogik bei <strong><strong>de</strong>r</strong> PersonalundUnternehmensberatung Dieter Stramer & Partner in <strong>de</strong>n Beruf. Im Anschluss war er bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Commerzbank und bei Nestlé in verschie<strong>de</strong>nen Personalleitungsfunktionen tätig. 2008wur<strong>de</strong> er Geschäftsführer bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Otto Bock Healthcare GmbH. Roland Hehn wur<strong>de</strong> unteran<strong><strong>de</strong>r</strong>em für das beste Personalmanagement im <strong>de</strong>utschen Mittelstand ausgezeichnet.Unternehmen zu arbeiten, das viele Freiheitenund Unterstützungen bietet. DieseVerlässlichkeit ist viel be<strong>de</strong>uten<strong><strong>de</strong>r</strong> alseine reine Stun<strong>de</strong>nzahl.Wie kam es, dass Sie sich für eine HR-Laufbahn entschie<strong>de</strong>n haben?Ursprünglich wollte ich ins Controlling,was mir aber im Laufe <strong>de</strong>s Studiums zutrocken erschien. So habe ich noch dasStudium <strong><strong>de</strong>r</strong> Pädagogik ergänzt, das mirsomit <strong>de</strong>n Weg ins Personalwesen vorzeichnete.Wie haben Sie sich zuletzt weitergebil<strong>de</strong>t?Durch <strong>de</strong>n diesjährigen Personalmanagementkongressin Berlin.Wer inspiriert Sie?Generell habe ich keine großen Vorbil<strong><strong>de</strong>r</strong>.Meist sind es eher die jungen, talentiertenMitarbeiter, die vor I<strong>de</strong>en nur so sprühenund mich dadurch inspirieren.Wofür hätten Sie gern mehr Zeit?Für meine Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> und einen noch nichtvorhan<strong>de</strong>nen Oldtimer.Vorschau Ausgabe 11/13TitelManagementProjekte führen und rechtzeitig abbrechenDas En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Talent-GridsOrganisation Agile OrganisationenRechtPersönlichWerkvertrag o<strong><strong>de</strong>r</strong> ScheinselbstständigkeitPeer to Peer ConsultingDas nächste Personalmagazin erscheint am 24. OktoberBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong> personalmagazin 10 / 13


Zukunft im Kopf.Durch passgenaue Lösungenund einzigartige Services erleichtertdie <strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>miedie Zukunfts gestaltungvon Unternehmen und diekonti nu ierliche Kompetenzerweiterungvon Fach- undFührungskräften.Kompetenz für FachundFührungskräfteZukunftsgestaltungfür Unternehmenwww.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>


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