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11.2012 | 11.80 EURwww.personalmagazin.<strong>de</strong>Material-Nr. ISBN 364800006-3 04062-51451 20119 7 8 3648 00006 9<strong>Bereit</strong> <strong>zum</strong> <strong>Durchstarten</strong>Wie Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung Ihr Unternehmen voranbringen S. 14SpezialStimmen undStimmungen <strong>zum</strong>OutsourcingS. 54Wortlos Tod und Trauer dürfennicht <strong>zum</strong> Tabuthema imUnternehmen wer<strong>de</strong>n S. 38Planlos Strategisches WorkforceManagement sollte nicht dieWertschöpfung vergessen S. 44machtlos Eine englischeJobbezeichnung führt zurunwirksamen Kündigung S. 70


Erfolgreich bleibt,wer effizient arbeitet.Darum setze ich bei<strong>de</strong>r Lohnabrechnungauf DATEV.Bei <strong>de</strong>r Lohnabrechnung spielen Effizienz und Zuverlässigkeiteine wichtige Rolle. Gut, dass DATEV-Lösungenbei<strong>de</strong>s berücksichtigen. Mehr Infos <strong>zum</strong> umfassen<strong>de</strong>nSoftware-, Unterstützungs- und Weiterbildungsangebotbei Ihrem Steuerberater o<strong>de</strong>r unter Tel. 0800 1001116.www.datev.<strong>de</strong>/lohnabrechnung


4 Inhalt_november 2012© Zukunft Personal 2012 / Fotostudio Franz Pfluegl10 14Exzellenz mit jungen JahrenDer Sieger <strong>de</strong>s „HR Next Generation Award“jubelte zusammen mit seiner Vorgesetzten.<strong>Bereit</strong> <strong>zum</strong> <strong>Durchstarten</strong>Wie Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung Ihr Unternehmen voranbringen undwelche rechtlichen Aspekte Personaler dabei beachten müssen.Szene06 News und Events10 Exzellenz mit jungen JahrenMarco Holzapfel, McDonald‘s, siegtebeim „HR Next Generation Award“Titelthema14 <strong>Bereit</strong> <strong>zum</strong> <strong>Durchstarten</strong>Betriebe nutzen selten das Potenzialvon Beschäftigten mit Behin<strong>de</strong>rung16 Was gilt für Schwerbehin<strong>de</strong>rte?Ein Überblick über die wichtigstenRechtsgrundlagen22 Bereicherung für das TeamWie Unternehmen ihre Mitarbeitermit Behin<strong>de</strong>rung effektiv einsetzen24 Zuschüsse als StarthilfeDie wichtigsten För<strong>de</strong>rmöglichkeiten26 „Starre Profile aufbrechen“Weg von <strong>de</strong>r Quotenerfüllung:Wissenschaftler <strong>de</strong>r Uni St. Gallenfor<strong>de</strong>rn <strong>zum</strong> Um<strong>de</strong>nken aufManagement28 News und Dienstleistungsmarkt30 Anonyme VorstufeWie ein Onlinetest Mitarbeiter beiinternen Stellenbesetzungen voreinem Gesichtsverlust schützt34 Informell lehrt schnellPraxisbeispiele: Wie UnternehmenMitarbeiter beim selbstgesteuertenLernen unterstützen können38 Die große SprachlosigkeitSo können Personaler Trauerarbeitim Betrieb aus <strong>de</strong>r Tabuzone holenSpezial54 Die Zukunft ist hybridWohin entwickelt sich künftig dasOutsourcing? Experten diskutierenbei unserem Roundtable-Gesprächund zeigen Trends aufOrganisation42 News und Softwaremarkt44 Die Arbeitskraft richtig managenDiesen grundlegen<strong>de</strong>n Denkfehlersollten Sie in <strong>de</strong>r Personalplanungunbedingt vermei<strong>de</strong>n48 Konzepte statt EinzelaktionenDas Erfolgsrezept im Gesundheitsmanagement<strong>de</strong>r Ferring GmbH:Fester Rahmen mit flexiblem Kern50 Mehr Management für die MarkeDas Employer Branding fristetnoch immer ein eher unbeachtetesDasein bei <strong>de</strong>n Managern58 Umsetzungshilfe kurz und knappDiese Fragen müssen vor <strong>de</strong>mOutsourcingprozess geklärt sein60 Das große MissverständnisOutsourcing ist mehr als einProgramm zur Kostensenkungpersonalmagazin 11 / 12


5© shutterstock.com / mezzotintIhr Partner für dasprofessionelle Recruitingvon Spitzenkräftenab 60.000 € JahresgehaltErreichen Sie über 4 MillionenProfessionals und Executives38Die große SprachlosigkeitDer Tod ist oft ein Tabuthema in Betrieben. Umso mehrsollten Personaler trauern<strong>de</strong> Mitarbeiter unterstützen.Fin<strong>de</strong>n Sie die besten Köpfe mit unserenPremium Recruiting-LösungenProfitieren Sie von innovativen Technologienfür Stellenausschreibungen,Kandidatensuche und Online-Marketing62 NewsRecht64 Aktuelles aus <strong>de</strong>rRechtsprechung66 Drum prüfe, wer sich bin<strong>de</strong>tIm letzten Teil <strong>de</strong>r Recruiting-Serie erhalten Sie Tipps zuVorverträgen und Probezeit70 Zurückgewiesene KündigungWenn aus <strong>de</strong>m Jobtitel einerFührungskraft nicht klar wird,dass sie kündigungsberechtigtist, braucht sie eine Vollmacht71 Wann fremdsprachige Stellenbezeichnungenein arbeitsrechtlichesProblem darstellen72 Jetzt <strong>de</strong>n Bonus überprüfenDas Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht hatneue, strengere Grenzen fürBonusprogramme gesetzt75 Den Reisen<strong>de</strong>n aufhalten?Arbeitsrecht mal psychologisch:Kündigen Arbeitnehmer, zähltdas Vertrauen mehr als die Frist11 / 12 personalmagazinpersönlich76 News und WeiterbildungVergütungs-Check: Persönlichkeitstrainerund Coaches78 Kollidieren<strong>de</strong> WeltenWie Personal- und Finanzabteilungihre gemeinsameArbeit verbessern können80 Buchtipps82 Ganz persönlichAuf <strong>de</strong>n Fragebogen antwortetFrank Lobert, Personalmanager<strong>de</strong>r Douglas Holdingrubriken03 Editorial81 Impressum, Rückblick82 VorschauJetzt Spitzenkräfte fin<strong>de</strong>n!www.experteer.<strong>de</strong>/personalmagazinUnsere Recruiting-Expertenberaten Sie gerne!Kontaktieren Sie uns unter 089-55 27 93 160o<strong>de</strong>r recruiting@experteer.<strong>de</strong>


6 Szene_NewsStellenwechselJoachim SauerDer Ex-Personalchef von Airbus und Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Personalmanagerist zu seinem ehemaligen Arbeitgeber Faurecia zurückgekehrt – als Geschäftsführerfür die Personalarbeit im Bereich Emissions Control Technologies. <strong>Bereit</strong>s im Mai 2012hatte Joachim Sauer bekannt gegeben, dass er Airbus auf eigenen Wunsch verlasse un<strong>de</strong>ine neue Aufgabe als Geschäftsführer und HR-Director „eines internationalen Konzerns“übernehme. Den Firmennamen hielt er jedoch länger als ursprünglich angekündigtgeheim. Das habe interne Grün<strong>de</strong>, ließ er ungeduldige Pressevertreter wissen.Joachim Sauer, 1960 in Dortmund geboren, hat bereits von 2002 bis 2008 für Faureciagearbeitet. Anschließend war er bei Airbus Geschäftsführer Personal und Arbeitsdirektor.Spannung scheint im neuen Job programmiert. Thomas Sattelberger, ein weiteresAlpha-Tier <strong>de</strong>r Personalszene, ist seit Kurzem Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>r von Faurecia.© P&I AGErik MassmannZwei Jahre und einen Monat war er als Vorstandsmitglied beim Software-Hersteller P&I Personal& Informatik zuständig für die Ressorts Finance, Administration, Human Resources,Investor Relations und Legal. En<strong>de</strong> September schied Dr. Erik Massmann vorzeitig aus <strong>de</strong>mVorstand aus und been<strong>de</strong>te sein Anstellungsverhältnis mit <strong>de</strong>m Unternehmen. Der Rückzug<strong>de</strong>s promovierten Volkswirts kam überraschend und wur<strong>de</strong> in einer entsprechen<strong>de</strong>n Vereinbarungzwischen ihm und <strong>de</strong>r Gesellschaft festgelegt. Über eine Neubesetzung war bis <strong>zum</strong>Redaktionsschluss nichts bekannt gewor<strong>de</strong>n. Alleiniger Vorstand ist <strong>de</strong>rzeit Vasilios Triadis.Heidi StopperZwei Jahre lang verantwortete sie die Abteilung Human Resources bei ProSiebenSat.1. Seit<strong>de</strong>m 1. Oktober ist Heidi Stopper nun im Vorstand für das neu geschaffene Ressort „HumanResources“ verantwortlich. Die Juristin, die zuvor bei Dornier und im EADS-Konzern tätig war,hat sich in ihrer bisherigen Tätigkeit für <strong>de</strong>n Medienkonzern unter an<strong>de</strong>rem mit <strong>de</strong>r Einführung<strong>de</strong>r ProSiebenSat.1-Aca<strong>de</strong>my und weiterer Performance- und Talentmanagementinstrumenteverdient gemacht. Heidi Stopper ist die erste Frau im Vorstand <strong>de</strong>s Medienkonzerns.Stephanie Busch<strong>Bereit</strong>s seit Mitte Dezember ist Dr. Stephanie Busch als ProcessEngineer für die Optimierung von Arbeitsprozessen bei GoodgameStudios tätig. Zuvor arbeitete sie als HR-Director bei Xing.Manfred EngelkingDer Axa-Konzern baut seinen Vorstand um, auch das Personalressort.Die Verantwortung für das neu fokussierte Ressort übernahmim Oktober Manfred Engelking, bisher im Konzern für das operativePersonalmanagement zuständig.Felix Miketta<strong>Bereit</strong>s seit August ist Felix Miketta als neuer Personalleiter bei <strong>de</strong>rTomorrow Focus AG tätig. Er studierte Ökonomie mit FachrichtungPersonal und Organisation in Augsburg und war zuletzt als HR-Business-Partner bei Telefónica o2 Germany tätig.Martina NiemannNeu in das Management-Board von Air Berlin kam im Oktober MartinaNiemann hinzu. Die Diplom-Volkswirtin hatte im Februar 2012die Position als Chief Human Resources Officer übernommen. Zuvorwar sie im HR-Management <strong>de</strong>r Deutschen Bahn tätig.Manuel TellkeZum 1. September übernahm Manuel Tellke die Personalleitung beiKoyo Bearings Deutschland in Halle/Westfalen. Nach Wirtschaftsstudiummit Schwerpunkt Personal startete er 1994 im Personalmanagement,unter an<strong>de</strong>rem bei Proseat und bei Lenze SE.+++ Aktuelle Personalien +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++ Rubrik „Personalszene“Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


7Organisationen durchMenschen entwickeln!„HR ist eine stolze Unternehmensfunktion. DiesenStolz hat man aber vielen Kollegen, die in <strong>de</strong>n 90er-Jahren im Ressort sozialisiert wur<strong>de</strong>n, ausgetrieben.Umso unverkrampfter gehen junge HR-Kollegen mit<strong>de</strong>r Frage nach ihrer Daseinsberechtigung um.“Jürgen Kress, Leiter Personal & Organisation Merce<strong>de</strong>s-AMG, auf <strong>de</strong>r BEX ConferenceDrei Fragen an ...PersonalmarketingFrage eins: „Rock Your Life!“ wur<strong>de</strong>2008 an <strong>de</strong>r Zeppelin Universität gegrün<strong>de</strong>tund weitete sich schnell aus.Wie viele Standorte haben Sie heute?Lena Eßer: Derzeit zählen wir 29Standorte. Bald wer<strong>de</strong>n noch mehrdazukommen. An Schülern und Studieren<strong>de</strong>nhaben wir jeweils rund1.000 im Programm. Wie viele Firmensich beteiligen, ist schwer zusagen, da es ganz unterschiedlicheFormen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit gibt.Frage zwei: Wie können Unternehmenmit Ihnen zusammenarbeiten?Eßer: Unternehmen haben die Möglichkeit,„Rock Your Life!“ auf lokalerund <strong>de</strong>utschlandweiter Ebenezu unterstützen. Lokale Standortekönnen sowohl monetär als auchimmateriell geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. DieFirmen können Besichtigungen undBeratungen anbieten, Kurzpraktikafür Schüler o<strong>de</strong>r auch Ausbildungsplätzefür Hauptschüler. Es gibt auchLena ESSer ist bei <strong>de</strong>r Rock Your Life!gGmbH zuständig für Kommunikationund Vernetzung. Zuvor hatte sie einenlokalen Standort in Passau gegrün<strong>de</strong>tund geleitet. „Rock Your Life!“ organisiertCoaching-Beziehungen zwischenStudieren<strong>de</strong>n und Schülern. Auch Unternehmenkönnen sich beteiligen.immer wie<strong>de</strong>r Infoveranstaltungen,bei <strong>de</strong>nen sich viele Firmen aus einerStadt präsentieren. Und schließlichbesteht die Möglichkeit <strong>de</strong>r Standortpartnerschaft:Ein Unternehmen unterstütztfür drei bis fünf Jahre einenlokalen Verein. Große, <strong>de</strong>utschlandweittätige Unternehmen, könnendas gesamte Netzwerk unterstützen.Frage drei: Haben Sie ein Beispiel?Eßer: Das Adlon hat auf mehrerenEbenen mit <strong>de</strong>m Berliner Verein zusammengearbeitet.Es hat sich auf einerInfoveranstaltung vorgestellt un<strong>de</strong>in Schülerpraktikum angeboten. Eshat auch signalisiert, weitere „RockYour Life!“-Schüler als Praktikanteneinzustellen. Auch ein Knigge-Seminarwur<strong>de</strong> abgehalten. Geplant sindzu<strong>de</strong>m ein Bewerbungstraining sowieeine finanzielle Unterstützungfür <strong>de</strong>n Verein. Das ist ein perfektesBeispiel, wie man mit <strong>de</strong>m lokalenVerein zusammenarbeiten kann.Einfach.Stark.Entwickelt.Die persolog ®Lerninstrumentepersolog ®Stress-Mo<strong>de</strong>llpersolog ®Persönlichkeits-Mo<strong>de</strong>llpersolog ®Selbstführungpersolog ®Lernen undLehrenJetztauch onlineerhältlich!®®®®11 / 12 personalmagazinwww.persolog.<strong>de</strong>


8 Szene_eVENTSBesucheransturm bei <strong>de</strong>r Keynote von Professor Manfred Spitzer.Zukunft Personal legte erneut zuMit 654 Ausstellern undüber 14.000 Besuchernging die 13. FachmesseZukunft Personal En<strong>de</strong> Septemberzu En<strong>de</strong>. Damit hatte die Messesowohl bei <strong>de</strong>n Aussteller- alsauch bei <strong>de</strong>n Besucherzahlen imVergleich <strong>zum</strong> Vorjahr zugelegt.Insbeson<strong>de</strong>re die AusstellungsbereicheStellenmärkte, Talent- undGesundheitsmanagement sowiemobile Lösungen stießen bei <strong>de</strong>nBesuchern auf Interesse. Dabeizeigte sich: In diesem Jahr stan<strong>de</strong>nkeine grundlegend neuenThemen im Mittelpunkt, son<strong>de</strong>rnes ging eher um die Praxistauglichkeit<strong>de</strong>r bereits ausgerufenenTrendthemen. Außer<strong>de</strong>m machtesich mehr Internationalität bemerkbar– durch internationaleAussteller, durch das PartnerlandMit Tugen<strong>de</strong>n <strong>zum</strong> ErfolgGroßbritannien und durch mehrenglischsprachige Vorträge. ImVortragsprogramm zogen vorallem die Keynotes und die Podiumsdiskussionendie Zuhöreran. So konnte Professor ManfredSpitzer, obwohl er seine Vortragszeitam Mittwochabend über einehalbe Stun<strong>de</strong> überzog, das Publikumbis <strong>zum</strong> Schluss beim Thema„ Digitale Demenz“ halten. Unddas, obwohl nur ein Drittel <strong>de</strong>rZuhörer überhaupt einen Sitzplatzgefun<strong>de</strong>n hatte. Weitere gutbesuchte Themen waren PersonalundTalentmanagement sowie Arbeitsrechtund Zeitarbeit. Auch diePrämierung <strong>de</strong>r besten Jobportalefand viel Aufmerksamkeit. Dienächste Zukunft Personal fin<strong>de</strong>tvom 17. bis 19. September 2013 inKöln statt. www.zukunft-personal.<strong>de</strong>Wie man mit Tugen<strong>de</strong>n wie Disziplin und Leistungsbewusstsein einenErfolgswillen entwickelt – und auch in <strong>de</strong>r Praxis um setzt –,erläutert Profisegler Dominik Neidthart auf <strong>de</strong>m Personalkongress.In seiner Keynote erläutert <strong>de</strong>r Gewinner <strong>de</strong>s America’s Cupfünf Schritte von <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung bis <strong>zum</strong> Sieg. Eine weitere Keynotevon Zukunftsforscher Erik Händler erläutert, wie neue Arbeitsstrukturenals Antwort auf die Informationsflut funktionieren können. Der Personalkongressfin<strong>de</strong>t am 28. und 29. November in <strong>de</strong>r Lokhalle Göttingen stattund behan<strong>de</strong>lt die Themenschwerpunkte Personalentwicklung, -strategie,-beschaffung, -prozesse sowie Anwen<strong>de</strong>rthemen. www.<strong>de</strong>r-personalkongress.<strong>de</strong>© Zukunft Personal 2012 / Fotostudio Franz PflueglTermine10. November,Künzelsau29. November,München23. November,München27. und 28.November, Köln29. und 30.November, Berlin10. KarrieretagFamilienunternehmenTel. 089 1276-40002www.familienunternehmen.<strong>de</strong>Next HR Lea<strong>de</strong>rsTel. 08106 248-248www.hrblue.comMünchner Lea<strong>de</strong>rshipDialogTel. 089 6004-3294www.muenchner-lea<strong>de</strong>rshipdialog.<strong>de</strong>5. Jahrestagung StrategischeHR-Steuerung und Personal-ControllingTel. 030 890610www.marcusevans.com2. Jahrestagung InternationalAssignments & GlobalMobilityTel. 030 890610www.marcusevans.comDie Energie <strong>de</strong>rTalente nutzenMenschen in Unternehmen sindmehr als nur Mitarbeiter – siesind die Quelle <strong>de</strong>s Unternehmenserfolgs.Wie Unternehmen dieEnergie ihrer Talente richtig nutzenkönnen, erläutert Professor Heike Buchin ihrer Keynote auf <strong>de</strong>m Talent-Management-Gipfel2012. Die von <strong>Haufe</strong>-Umantisinitiierte Veranstaltung fin<strong>de</strong>t am 13.November in <strong>de</strong>r Print Media Aca<strong>de</strong>myin Hei<strong>de</strong>lberg statt. Weitere Vorträgeund Keynotes beschäftigen sich unteran<strong>de</strong>rem mit Restrukturierung und Retention,Social-Media-Recruiting undneuen Formen <strong>de</strong>r Personalführung. EinePodiumsdiskussion geht <strong>de</strong>r Fragenach: „Kuscheln o<strong>de</strong>r Keulen: Was mussFührung leisten und was kann HR dazuwirklich beitragen?“ Die eintägige Veranstaltungen<strong>de</strong>t mit einer Abendveranstaltung,<strong>de</strong>m Kabarettisten Dr. OliverTissot und <strong>de</strong>m Aufruf „Shake yourTalents“. www.talent-management-gipfel.<strong>de</strong>Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


10 Szene_preisverleihungExzellenz braucht keine QuoteAWARD. Der HR Next Generation Award zeichnet <strong>de</strong>n HR-Nachwuchs aus. In diesemJahr konnte sich erstmals ein Mann gegen die starke Konkurrenz durchsetzen.Von Bettina Wallbrecht undKristina En<strong>de</strong>rle da Silva (Red.)Während die Politik über eineFrauenquote diskutiert,stellte sich in <strong>de</strong>n vergangenenJahren beim HRNext Generation Award eher die Frage,ob eine Männerquote im Auswahlprozessfür <strong>de</strong>n Nachwuchspreis eingeführtwer<strong>de</strong>n müsste. Schließlich setzten sichimmer nur Frauen bis ins Finale durch.Doch dieses Jahr trumpften die Männerauf: Erstmals waren zwei männlicheKandidaten unter <strong>de</strong>n fünf Finalisten.Und tatsächlich: Trotz <strong>de</strong>r wie immerstarken weiblichen Konkurrenz ging<strong>de</strong>r Award in männliche Hän<strong>de</strong>. MarcoHolzapfel von McDonald’s Deutschlandjubelte über die Auszeichnung.Der jüngste Abteilungsleiter gewinnt„Der HR Next Generation Award ist einetolle Auszeichnung – sowohl für michpersönlich als auch für mein Team“,freute sich <strong>de</strong>r strahlen<strong>de</strong> Gewinnerunter <strong>de</strong>m großen Applaus seines eigensangereisten Teams. Holzapfel istim vergangenen Jahr mit nur 28 Jahrenjüngster Abteilungsleiter in <strong>de</strong>r MünchnerHauptverwaltung von McDonald’sDeutschland gewor<strong>de</strong>n. Als Kopf <strong>de</strong>sBereichs „Human Resources Project& Audit“ verantwortet er die BereichePersonalprojekte, -prozesse, -systeme,HR-Audit und das nationale Personalmarketing.In seinem Team führt <strong>de</strong>r studierteBetriebswirt sieben Mitarbeiter.Jurymitglied Markus Frosch von <strong>de</strong>rPromerit AG bekräftigte in seiner Lau-datio die Entscheidung: „Marco Holzapfelhat in seinem jungen Alter schoneine Menge verschie<strong>de</strong>ner HR-Disziplinenbegleitet, in <strong>de</strong>nen er seine Umsetzungsstärkeund seine Fähigkeit zurMo<strong>de</strong>ration zwischen <strong>de</strong>n Interessenunterschiedlicher Zielgruppen unterBeweis stellen konnte – bei<strong>de</strong>s extremwichtige Kompetenzen für HR-Managerin <strong>de</strong>r Zukunft.“ Gabriele Fluck, DirectorHuman Resources bei McDonald’sDeutschland und Vorgesetzte <strong>de</strong>s Gewinners,bestätigt <strong>de</strong>n Eindruck: „Für MarcoHolzapfel ist seine Tätigkeit mehr als nurein gewöhnlicher Beruf, vielmehr stehter mit seiner Person für ein innovativesPersonalmanagement <strong>de</strong>r Generation Y.“Fluck selbst steht wie keine Zweite fürein I<strong>de</strong>al, das ebenfalls <strong>de</strong>m HR NextGeneration Award zugrun<strong>de</strong> liegt: Diebedingungslose Führung von jungen Talentenin HR. Fluck bekennt: „Mein Zielpersonalmagazin 11 / 12


11war es immer, dass meine Mitarbeiterbesser wer<strong>de</strong>n als ich.“Zu <strong>de</strong>n Erfolgen im Job zählt Holzapfelunter an<strong>de</strong>rem die Implementierungeines Personalmarketinginstruments,über das die Restaurants sämtliche HR-Werbemittel online gestalten und beziehenkönnen. Damit gewährleistet er einennational einheitlichen Arbeitgeberauftrittaller Restaurants. Mit seinem Faible fürTechnik implementierte er noch weiteredrei HR-IT-Systeme, darunter ein Bewerbermanagementsystem,ein System zurelektronischen Erstellung von DienstundEinsatzplänen sowie eine Lösung zurDurchführung von Mitarbeiterumfragen.Sämtliche Systeme wer<strong>de</strong>n täglich in über1.450 Restaurants angewen<strong>de</strong>t. Auf operativerEbene verantwortet er das nationaleAuditteam, welches täglich in <strong>de</strong>n Restaurantsunterwegs ist und die arbeits- undtarifrechtlichen Bedingungen vor Ortprüft und die Personalverantwortlichenin <strong>de</strong>n Restaurants regelmäßig schult.Doch einfach hatte es Marco Holzapfeltrotz dieser Erfolge im Wettbewerb nicht.In diesem Jahr konnte <strong>de</strong>r Award einenneuen Teilnehmerrekord verzeichnen.Nach 21 Bewerbungen im vergangenenper Online-Voting. Wer <strong>de</strong>n HR Next GenerationAward erhalten wollte, musste dieJury in zehn Bereichen überzeugen: Engagement,Innovativität, Verantwortung,Breite o<strong>de</strong>r Tiefe <strong>de</strong>s Kompetenzbereichs,Gestaltungsfähigkeit, Internationalität,Werteorientierung, Dialogorientierung,Auftreten und Ergebnisse beziehungsweiseBusiness Results.© fotos: Zukunft Personal 2012 / Fotostudio Franz PflueglAward-Gewinner Marco Holzapfel jubeltegemeinsam mit seiner VorgesetztenGabriele Fluck bei <strong>de</strong>r Verleihung (links).Chefredakteur Randolf Jessl zieht mit <strong>de</strong>rVorjahressiegerin Cornelia Schostek Bilanz.Auch die an<strong>de</strong>ren Finalisten konntensich als Gewinner fühlen (unten, von linksnach rechts: Kristina Thamm, StefanieSöbke, Marco Holzapfel, Jelena Hesse undChristian Fischer).Jahr waren es 2012 insgesamt 34 fristgerechteEinreichungen – darunter zehnMänner. Die Kandidaten kamen aus insgesamt32 Unternehmen aller Größenklassen;ein Großunternehmen reichtegleich drei Bewerbungen ein.Aus diesen Bewerbungen wählte die Redaktion<strong>de</strong>s Personalmagazins zusammenmit zwei Young Professionals <strong>de</strong>r Selbst-GmbH zehn Kandidaten aus. Die zehnköpfigeJury bewertete diese anschließendIn einer abschließen<strong>de</strong>n Jurysitzungwur<strong>de</strong>n dann die fünf Finalisten benannt.Diese mussten sich noch in einem persönlichenAudit vor Vertretern <strong>de</strong>r Jurybeweisen. Alle fünf konnten dabei die Jurymit ihrer „geballten Power“ beeindrucken,wie Randolf Jessl, Chefredakteur<strong>de</strong>s Personalmagazins, erklärte, <strong>de</strong>r diePreisverleihung gemeinsam mit KatrinHahn, Preisträgerin <strong>de</strong>s HR NextGeneration Awards 2009 und Mitglied<strong>de</strong>r Award-Jury, mo<strong>de</strong>rierte.Harte Konkurrenz für <strong>de</strong>n GewinnerSo hatte auch Jelena Hesse, eine <strong>de</strong>r fünfFinalisten, einige Erfolge vorzuweisen.Als HR-Business-Partner für <strong>de</strong>n Unternehmensbereich„Kosmetik“ ist sie aufnationaler und internationaler Ebenefür die Henkel AG & Co. KGaA tätig. Siebetreut das Retail-Geschäft für das LandDeutschland und ist hier Mitglied imExecutive Committee für HR. Weltweitist Hesse verantwortlich für die Bereiche„Controlling & Business Development“,„International Sales“ sowie „Media und11 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


12 Szene_preisverleihungDIE JURYMarktforschung“. Zu ihrem bislang größtenProjekt zählt die HR-seitige Betreuung<strong>de</strong>r globalen Neuorganisation <strong>de</strong>rMedia- und Marktforschungsabteilung.Im Rahmen einer Job-Rotation wechseltedie Psychologin im September in <strong>de</strong>nVertrieb Kosmetik Deutschland und leitetnun ein Team von acht Mitarbeitern.Insgesamt stehe Jelena Hesse beson<strong>de</strong>rsfür die Nähe <strong>zum</strong> Business, so Jurymitgliedund Laudatorin Katrin Hahn.Auch Kristin Thamm überzeugte die Juryund schaffte es ins Finale. Die 27-Jährigeist seit drei Jahren Personalleiterinbei Jäger Direkt/Jäger Fischer GmbH &Co. KG, ein mittelständischer Herstellerfür elektronische Produkte aus Reichelsheim.Sie habe <strong>de</strong>r Jury beson<strong>de</strong>rsdadurch imponiert, wie sie als junge HR-Führungskraft Strukturen geschaffenhabe, die für ein mittelständisches Unternehmen<strong>de</strong>utlich überdurchschnittlichseien, so Laudator Markus Frosch.Mit gera<strong>de</strong> 24 Jahren hat die Personalleiterinbegonnen, eine eher administrativausgerichtete Personalabteilung hin zueinem mo<strong>de</strong>rnen Dreh- und Angelpunktrund um Personalfragen zu entwickeln.Sie hat Weiterbildungskonzepte für dieMitarbeiter und Führungskräfte implementiert,das Ausbildungskonzept füraktuell 40 Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> umstrukturiert,die Akzeptanz für das hausinterneRentensystem <strong>de</strong>utlich gesteigert und eineneue Personalmanagement-Softwareeingeführt. Das Projekt für mehr Familienfreundlichkeitim Unternehmen hatdie Betriebswirtin erfolgreich an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nenLebensphasen <strong>de</strong>r Mitarbeiterausgerichtet. Mit <strong>de</strong>r Einführung vonVertrauenspersonen gibt es nun mehrAnsprechpartner für die Mitarbeiter.Die Finalistin Stefanie Söbke wie<strong>de</strong>rum,seit April Personalleiterin bei <strong>de</strong>rWolf PVG GmbH, habe in ihrer HR-Karrierebereits eine große Bandbreite von HRabge<strong>de</strong>ckt, von Personalentwicklung bisChange-Management, begeisterte sichKatrin Hahn bei <strong>de</strong>r Verleihung. Söbke hatin <strong>de</strong>m Tochterunternehmen <strong>de</strong>r MelittaUnternehmensgruppe die Strategie im-Zehn Experten beurteilen die NachwuchstalenteFür die Auswahl <strong>de</strong>r Finalisten und <strong>de</strong>s Gewinners <strong>de</strong>s HR Next Generation Award 2012hat eine zehnköpfige Jury die Kandidaten online und im persönlichen Audit bewertet.Die Juroren waren Dr. Michael Prochaska, Andreas Stihl AG & Co. KG (Waiblingen),Matthias Robke, von <strong>de</strong>r ING-DiBa AG (Frankfurt), Dr. Simone Siebeke, Henkel AG &Co. KGaA (Düsseldorf), Frank Witasek von <strong>de</strong>r Bayer AG (Leverkusen), Katrin Hahn von<strong>de</strong>r Juwi Holding AG (Wörrstadt), Tamara Peters von <strong>de</strong>r SAP Deutschland AG & Co KG(Walldorf), André Große-Jäger vom Bun<strong>de</strong>sministerium für Arbeit und Soziales (Bonn),Markus Frosch von <strong>de</strong>r Promerit AG (Frankfurt), Randolf Jessl, Chefredakteur Personalmagazinund Alexan<strong>de</strong>r Petsch, Beirat <strong>de</strong>r Spring Messe Management GmbH (Mannheim).mer im Blick: Organisationsentwicklung,Change-Management, Personalentwicklungsind ihre Schwerpunkte, die sie indie Gesamtstrategie <strong>de</strong>s Unternehmenseinbringt. Zu<strong>de</strong>m baut die Betriebswirtingera<strong>de</strong> das Personalwesen an zweiStandorten auf: Dafür gestaltet sie dieOrganisationsstrukturen, entwickeltVergütungsmo<strong>de</strong>lle, klärt Führungsverantwortlichkeitenund bespricht die Zusammenarbeitmit <strong>de</strong>m Betriebsrat.Der zweite Mann in <strong>de</strong>r Finalrun<strong>de</strong>,Christian Fischer, ist seit drei Jahren Personalleiterbei D+S CCM Rügen GmbH.Der 34-Jährige habe für einen neu gegrün<strong>de</strong>tenStandort auf Rügen <strong>de</strong>n Personalaufbauund die Entwicklung <strong>de</strong>sPersonalbereichs verantwortet und sichdurch seine „Macherqualitäten“ undKreativität hervorgetan, fasste MarkusFrosch die Karriere in seiner Laudatio zusammen.Der damals gera<strong>de</strong> erst 30-jährigePersonalleiter sorgt seit<strong>de</strong>m dafür,dass das Unternehmen stetig neue Fachkräftemit regionalen und <strong>de</strong>utschlandweitenRekrutierungskonzepten gewinnt.Neben <strong>de</strong>r Gestaltung von Strukturenübernahm Fischer auch Verantwortungbei <strong>de</strong>r Konzeption und Umsetzung voninnovativen Beschäftigungsmo<strong>de</strong>llen.Erfolgsformel für NachwuchskräfteDie Auszeichnung <strong>de</strong>r HR-Nachwuchskräftefand wie<strong>de</strong>r am dritten Tag auf <strong>de</strong>rFachmesse „Zukunft Personal“ in Kölnstatt. Rund um die eigentliche Award-Verleihunghatten die Organisatoren ein Programmfür interessierte Nachwuchskräftezusammengestellt. Diese konnten sich vor<strong>de</strong>r festlichen Preisübergabe mit <strong>de</strong>n Finalisten<strong>de</strong>r vergangenen Jahre und <strong>de</strong>naktuell Nominierten bei einem „SpeedDating“ austauschen. Das Thema: WelcheKompetenzen brauchen Personaler <strong>de</strong>rZukunft und wie muss sich die Personalfunktionweiterentwickeln? Das Ergebniswar eine Erfolgsformel für junge Personaler.Die Bestandteile: Soziale und fachlicheKompetenzen, Verständnis für dasKerngeschäft, Lei<strong>de</strong>nschaft für HR-Arbeit,Vertrauen <strong>de</strong>r Führungskräfte, Nähe <strong>zum</strong>internen Kun<strong>de</strong>n, <strong>Bereit</strong>schaft, die eigenenHR-Produkte zu leben. Im Anschlusslu<strong>de</strong>n die För<strong>de</strong>rer, Bun<strong>de</strong>sarbeitsministeriumund Promerit, ans Buffet.HR Next Generation Award 2013Auch im kommen<strong>de</strong>n Jahr haben jungePersonaler bis 35 Jahre wie<strong>de</strong>r dieChance auf eine Auszeichnung als HR-Nachwuchstalent. Alle Kandidaten nehmenauf Empfehlung ihrer Vorgesetztenam Wettbewerb teil. Ausgezeichnet wer<strong>de</strong>nsowohl Generalisten als auch Spezialisten,die, gemessen an ihrem Alter,beson<strong>de</strong>rs viel Verantwortung übernehmenund innovative Konzepte umsetzen.Wann <strong>de</strong>r Startschuss für das kommen<strong>de</strong>Jahr fällt, erfahren Sie unter www.hr-next-generation-award.<strong>de</strong>. Dort fin<strong>de</strong>nInteressierte dann auch die neuenBewerbungsunterlagen.Bettina Wallbrecht ist Pressereferentin<strong>de</strong>r Spring Messe Holding GmbH.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


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14 Titel_menschen mit behin<strong>de</strong>rung<strong>Bereit</strong> <strong>zum</strong> <strong>Durchstarten</strong>überblick. Wenn Unternehmen Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung beschäftigen, geht es oftnur um die Quote. Zu wenige beachten das Potenzial, das diese Mitarbeiter einbringen.Von Michael Miller (Red.)DefinitionSpätestens seit London gehörtOscar Pistorius zu <strong>de</strong>n weltweitschnellsten Leichtathleten überdie 400-Meter-Strecke. Als ersterSportler mit beidbeinig amputierten Unterschenkelnhat <strong>de</strong>r Südafrikaner an<strong>de</strong>n olympischen Spielen – für nichtbehin<strong>de</strong>rteSportler – teilgenommen.Pistorius ist ein Beispiel dafür, dassMenschen mit Behin<strong>de</strong>rung zu <strong>de</strong>n Bestenin ihrem Tätigkeitsbereich zählenkönnen. Das gilt auch in <strong>de</strong>r Arbeitswelt,wenn die Rahmenbedingungen für Beschäftigtemit Handicap stimmen. Dochgenau darin liegt ein Problem. Dennhäufig sehen Betriebe nicht, welchesLeistungspotenzial in <strong>de</strong>r beruflichenInklusion von Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung– also <strong>de</strong>r selbstbestimmten undgleichberechtigten Teilhabe im Berufsleben– schlummert.Tatsächlich dominieren in Betriebenbeim Thema „Behin<strong>de</strong>rung“ bislang Fragenzu Ausgleichszahlungen o<strong>de</strong>r rechtlichenPflichten. All dies sind wichtigeThemen für HR. Gera<strong>de</strong> die Regeln, dieArbeitgeber bei <strong>de</strong>r Beschäftigung vonMenschen mit Schwerbehin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>rMitarbeitern, die diesen gleichgestelltsind, beachten müssen, dürfen in diesemZusammenhang nicht zu kurz kommen.Daher haben wir die wichtigsten Vorschriftenim Schwerbehin<strong>de</strong>rtenrechtfür Sie zusammengefasst (ab Seite 16).Aber nicht nur Pflichten, auch För<strong>de</strong>rmaßnahmensind für Unternehmenwichtig. Dazu hat die Bun<strong>de</strong>sregierungeinen nationalen Aktionsplan mit rundDer Grad <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung (GDB) wird von 20 bis 100 in Zehnergra<strong>de</strong>n festgestellt.Schwerbehin<strong>de</strong>rung: Ab einem Grad <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung (GdB) von 50 wird auf Antrag einSchwerbehin<strong>de</strong>rtenausweis ausgestellt. Alle vorhan<strong>de</strong>nen Beeinträchtigungen wer<strong>de</strong>nberücksichtigt. Eine Feststellung <strong>de</strong>s GDB erfolgt durch das Versorgungsamt.Gleichstellung: Auf Antrag können Menschen mit einem Grad <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung vonmin<strong>de</strong>stens 30 und weniger als 50 einer Person mit Schwerbehin<strong>de</strong>rung gleichgestelltwer<strong>de</strong>n, wenn sie nach § 2 Abs. 3 SGB IX „infolge ihrer Behin<strong>de</strong>rung ohne die Gleichstellungeinen geeigneten Arbeitsplatz nicht erlangen o<strong>de</strong>r behalten können“. Es genügtnicht, dass die Betroffenen arbeitslos sind. Sie müssen gera<strong>de</strong> wegen ihrer Behin<strong>de</strong>rungerheblichen Nachteilen auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt ausgesetzt sein. Gleichgestellte Beschäftigtekönnen beinahe alle Rechte und Leistungen nach <strong>de</strong>m Schwerbehin<strong>de</strong>rtenrechtbeanspruchen. Selbst bei einem GDB unter 30, können Jugendliche mit Behin<strong>de</strong>rung fürdie Berufsausbildung schwerbehin<strong>de</strong>rten Menschen gleichgestellt wer<strong>de</strong>n.200 Maßnahmen beschlossen, die sieumsetzen möchte, um die UN-Behin<strong>de</strong>rtenrechtskonventionzu erfüllen. EinZiel im Bereich Arbeitsleben ist die bessereBeratung kleinerer Betriebe, umfür mehr Arbeitsplätze für Menschenmit Schwerbehin<strong>de</strong>rung zu werben. Danebenexistieren bereits heute zalreicheUnterstützungsmaßnahmen. EinenÜberblick dazu erhalten Sie ab Seite 22.Mehr als PflichterfüllungLetztendlich müssen Unternehmen bei<strong>de</strong>r Beschäftigung von Menschen mitBehin<strong>de</strong>rung aber über das Stadium <strong>de</strong>rPflichten- und Quotenerfüllung hinausgehenund die Beschäftigten mutigerund kreativer einglie<strong>de</strong>rn. Denn abseitsvon Moral und Sozialromantik: Eine zunehmen<strong>de</strong>berufliche Inklusion ist bereitsaufgrund <strong>de</strong>s Fachkräftemangelsökonomisch sinnvoll.Das belegt schon ein Blick auf das reineZahlenwerk: Momentan leben etwa9,6 Millionen Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungin Deutschland, etwa 11,7 Prozent<strong>de</strong>r Bevölkerung. Drei Millionen davonbefin<strong>de</strong>n sich im erwerbsfähigen Alter.Was die Beschäftigung von Menschenmit Behin<strong>de</strong>rung im Betrieb angeht, liegtdie Quote in <strong>de</strong>r Privatwirtschaft jedochlediglich bei 3,7 Prozent, bei <strong>de</strong>r öffentlichenHand immerhin bei 6,1 Prozent.Wie Beschäftigte mit Behin<strong>de</strong>rungendas Unternehmen voranbringen, erklärenRegula Dietsche und Dr. Nils Jentvom „Center for Disability and Integration“(CDI) <strong>de</strong>r Universität St. Gallen imInterview (Seite 26). Die nutzenstiften<strong>de</strong>Beschäftigung von Menschen mit Behin-© image source / getty-images.comBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


15<strong>de</strong>rung sei vor allem eine Inklusionsfragein bestehen<strong>de</strong> Sozialsysteme, sagtDietsche. Dabei müsse vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung dorteinzusetzen, wo Mitarbeiter ohne Behin<strong>de</strong>rungbesser sind, ergänzt Jent, selbstseit seinem 19. Lebensjahr blind und auf<strong>de</strong>n Rollstuhl angewiesen. Für die Wissenschaftlerist ein Paradigmenwechselnötig, weg von <strong>de</strong>r Defizitorientierung.Verkannte Leistungsträger:Gera<strong>de</strong> das Potenzial vonMenschen mit Behin<strong>de</strong>rungnutzen Betriebe zu selten.Stärken erkennenEs zählt primär also nicht <strong>de</strong>r Blick aufdie Schwäche und <strong>de</strong>r Versuch, dieseauszugleichen. Vielmehr müssen Unternehmengera<strong>de</strong> bei Beschäftigten mitBehin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>ren Stärken suchen undsie gezielt einsetzen. Ein Beispiel dafürliefert die IT-Firma Auticon, die Menschenmit Asperger-Autismus beschäftigtund <strong>de</strong>ren spezifische Stärken nutzt.Die Konzentrationsfähigkeit und Detailgenauigkeitsind Vorteile, wenn sie Softwaretesten. Daher leisten sie für an<strong>de</strong>reMenschen eintönige Arbeit produktiver.Die Vorzüge von Beschäftigten mitBehin<strong>de</strong>rung betont auch <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rtenbeauftragte<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung, HubertHüppe: „Viele behin<strong>de</strong>rte Menschensind gut, teilweise sogar besser als an<strong>de</strong>requalifiziert, ihr Potenzial wird auf <strong>de</strong>mArbeitsmarkt aber noch viel zu wenigbeachtet.“ Gera<strong>de</strong> kleinere Betriebe geltees zu überzeugen, Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungeinzustellen. „Das ist für <strong>de</strong>nBetrieb gewinnbringend und auch volkswirtschaftlichsinnvoll“, sagt Hüppe.Noch scheinen viele Personaler nichtüberzeugt. Letztlich müssen aber sieMaßnahmen zur beruflichen Inklusionvon Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung fin<strong>de</strong>n,<strong>de</strong>nn Themen wie flexible Arbeitszeiteno<strong>de</strong>r Gesundheitsmanagement sind typischeHandlungsfel<strong>de</strong>r von HR. Wobeson<strong>de</strong>rs Nachholbedarf besteht, zeigteine – nicht repräsentative – Umfrage<strong>de</strong>s CDI unter 78 Vertrauenspersonen<strong>de</strong>r Schwerbehin<strong>de</strong>rtenvertretung inHamburger Unternehmen. Gera<strong>de</strong> beiRekrutierung, Führung o<strong>de</strong>r Kultur sindnoch Schwachstellen zu beheben. n


16 Titel_menschen mit behin<strong>de</strong>rungWas gilt für Schwerbehin<strong>de</strong>rte?Übersicht. Wo sind die Rechtsgrundlagen zur Beschäftigung von Schwerbehin<strong>de</strong>rtengeregelt? Schon diese Frage gestaltet sich schwierig, wie ein Überblick zeigt.Von Thomas Muschiol (Red.) So hatte sich Michaela S. ihrenneuen Job als Personalreferentinnicht vorgestellt, <strong>de</strong>nn gleicham ersten Arbeitstag erläuterte<strong>de</strong>r Personalchef ihre Aufgabe wie folgt:„Unter an<strong>de</strong>rem wer<strong>de</strong>n sie für alles zuständigsein, was mit <strong>de</strong>m Thema ‚schwerbehin<strong>de</strong>rteMitarbeiter‘ in unseremUnternehmen zu tun hat. Ich braucheendlich mal jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r mir für diesenBereich schnell und zuverlässig schil<strong>de</strong>rnkann, wozu wir eigentlich verpflichtetsind.“ Und, so fügte <strong>de</strong>r Personalleiterfast entschuldigend hinzu: „Bei mir liegtdie Ausbildung ja schon lange zurück, siekommen frisch von <strong>de</strong>r Fachhochschule,und ich gehe davon aus, dass sie die Vorlesungüber das Schwerbehin<strong>de</strong>rtenrechtnoch besser in Erinnerung haben als ich.“Die frischgebackene Personalreferentinhätte zwar am liebsten mit <strong>de</strong>m Satzgekontert: „Ich erinnere mich auch nurschwach an zwei Vorlesungsstun<strong>de</strong>n imersten Semester“, verkniff sich aber ausnachvollziehbaren Grün<strong>de</strong>n diese Bemerkung,son<strong>de</strong>rn antwortet mit engagiertemUnterton: „Selbstverständlich, ich mussmich nur wie<strong>de</strong>r kurz einlesen.“Die vergebliche ParagrafensucheSo wie Michaela S. geht es nicht nurBerufsanfängern, son<strong>de</strong>rn auch altgedientenPraktikern, die immer wie<strong>de</strong>rbeklagen, dass sie in ihrer täglichen Personalarbeitmit <strong>de</strong>m Schwerbehin<strong>de</strong>rtenrechterst dann konfrontiert wer<strong>de</strong>n,wenn ein konkreter Anlass besteht undgleichwohl eine sofortige Entscheidungvon <strong>de</strong>n Fachabteilungen gefor<strong>de</strong>rt wird.Oftmals en<strong>de</strong>t die ganze Angelegenheitdann mit folgen<strong>de</strong>m Satz: „Ich wusstegar nicht, dass man auch darauf achtenmuss“ o<strong>de</strong>r noch öfter mit <strong>de</strong>m Eingeständnis:„Im Gesetz habe ich nichts davongefun<strong>de</strong>n.“An dieser Ausgangslage ist <strong>de</strong>r Gesetzgebernicht ganz unschuldig, <strong>de</strong>nn einGesetzeswerk, in <strong>de</strong>m die Pflichten <strong>de</strong>sDie Suche nach <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>nVorschriften ist gera<strong>de</strong> imSchwerbehin<strong>de</strong>rtenrecht zuweilenmühsam.Arbeitgebers von A-Z nachzulesen sind,existiert lei<strong>de</strong>r nicht. Die Recherche nach<strong>de</strong>n einschlägigen Vorschriften beginntauch heute noch mancher mit <strong>de</strong>r Suchenach <strong>de</strong>m „Schwerbehin<strong>de</strong>rtengesetz“,bevor er dann frustriert feststellen muss,dass es dieses Gesetzeswerk seit <strong>de</strong>m 1.Juli 2001 gar nicht mehr gibt. Wer dannherausbekommt, dass dieses frühere Gesetzjetzt im „Neunten Buch <strong>de</strong>s Sozialge-


setzbuchs (SGB IX)“ aufgegangen ist,hat ein beachtliches Rechercheergebniserzielt, <strong>de</strong>nn dort sind wichtigearbeitsrechtliche Details <strong>de</strong>s Schwerbehin<strong>de</strong>rtenrechtsangesie<strong>de</strong>lt.Das SGB IX allein hilft nicht weiterLei<strong>de</strong>r ist mit <strong>de</strong>r Lektüre <strong>de</strong>s SGBIX das Thema „ Arbeitgeberpflichtenbei Schwerbehin<strong>de</strong>rung“ nichtabschließend geregelt. Vielmehr isthierin nur ein Ausschnitt aus einemganzen Katalog von zu berücksichtigen<strong>de</strong>nRechtsvorschriften, die überdas gesamte Arbeitsrecht hinweg verstreutsind, zu sehen. Mit dieser Vorgehensweiseknüpft <strong>de</strong>r Gesetzgebernahtlos an das sonstige Arbeitsrechtan, was sich ja bekanntlich dadurch„auszeichnet“, dass Personalverantwortlichemit <strong>de</strong>tektivischer Akribie© Haramis Kalfar - Fotolia.comauch in mitunter abseitigen Gesetzen„fahn<strong>de</strong>n“ müssen.In <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n Übersichthaben wir Ihnen wichtige Aspekteund Rechtsgrundlagen zusammengestelltund auf Aspekte aufmerksamgemacht, die in <strong>de</strong>r Praxishäufig übersehen wer<strong>de</strong>n.Beschäftigungsquote (§ 71 SGB IX)Unternehmen sind verpflichtet, einebestimmte Min<strong>de</strong>stanzahl vonschwerbehin<strong>de</strong>rten Menschen zubeschäftigen. Die Pflichtquote beträgtfünf Prozent, setzt aber erstab Betrieben mit min<strong>de</strong>stens 20 Beschäftigtenein. Wer die Quote nichterfüllt, muss nach <strong>de</strong>r Vorschrift <strong>de</strong>s§ 77 SGB IX für je<strong>de</strong>n unbesetztenPflichtarbeitsplatz eine AusgleichsabgabeentrichtenWussten Sie, dass Sie im Einzelfallbei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeitbeantragen können, dass die Anrechnungeines schwerbehin<strong>de</strong>rtenMenschen auf mehr als einen Pflichtarbeitsplatzerweitert wer<strong>de</strong>n kann?Im Einzelfall kann eine Einstellungsogar bis zu drei Pflichtarbeitsplätzeersetzen. Schauen Sie sich <strong>de</strong>n § 76SGB IX an, in <strong>de</strong>m die Voraussetzungen<strong>de</strong>r sogenannten „Mehrfachanrechnung“geregelt sind.Schwerbehin<strong>de</strong>rung undEinstellung (§ 81 SGB IX)Je<strong>de</strong>r Arbeitgeber hat bei Einstellungenzu prüfen, ob für <strong>de</strong>n zubesetzen<strong>de</strong>n Arbeitsplatz auch einschwerbehin<strong>de</strong>rter Mensch in Betrachtkommt. Arbeitgeber sind daherverpflichtet, die Agentur für Arbeitüber alle freie Stellen zu informieren.Dagegen besteht keine Pflichtzur vorzugsweisen Einstellung vonschwerbehin<strong>de</strong>rten Menschen.Wussten Sie, dass <strong>de</strong>r Betriebsratim Rahmen seiner Anhörung bei Einstellungendie Zustimmung nach § 99Abs. 2 Nr. 1 BetrVG verweigern unddamit die Einstellung <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st vor-17WORAN IHN SEINEBEHINDERUNG NICHTHINDERT:EINEN GUTEN JOBZU MACHEN.Viele Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen bringen Talenteund Qualitäten mit, die in je<strong>de</strong>m Betrieb gebrauchtwer<strong>de</strong>n. Sie sind gut qualifiziert und stellen eine Bereicherungfür das Unternehmen dar. Nicht zuletztdurch ihre beson<strong>de</strong>re Motivation, sich auch beruflichzu beweisen und Leistung zu bringen. Lassen Siedavon auch Ihr Unternehmen profitieren. Der gemeinsameArbeitgeber-Service <strong>de</strong>r Agenturen für Arbeitund Jobcenter unterstützt Betriebe, die nach engagiertenArbeitskräften suchen. Wir beraten Sie bei<strong>de</strong>r Bewerberauswahl und informieren Sie auch überentsprechen<strong>de</strong> För<strong>de</strong>rmöglichkeiten.MOTIVIERTE ARBEITSKRÄFTE FINDEN:AUF WWW.JOBCENTER-ICHBINGUT.DEICHBIN GUTEINE AKTION DERJOBCENTER


18 Titel_menschen mit behin<strong>de</strong>rungläufig blockieren kann, wenn Sie die vorgeschriebeneInformation über die freieStelle nicht an die Agentur für Arbeitübermittelt haben?Zusatzurlaub (§ 125 SGB IX)Schwerbehin<strong>de</strong>rte Menschen habenAnspruch auf einen bezahlten zusätzlichenUrlaub von fünf Arbeitstagen imUrlaubsjahr.Wussten Sie, dass diese Urlaubsvorschriftin einem Teil <strong>de</strong>s SGB IX steht,<strong>de</strong>r grundsätzlich auch für Mitarbeitergilt, die einem Schwerbehin<strong>de</strong>rtengleichgestellt sind?Allerdings ergibt sich wie<strong>de</strong>rum aus §68 Abs. 3 SGB IX, dass <strong>de</strong>r Zusatzurlaubausnahmsweise nicht von <strong>de</strong>rGleichstellung erfasst ist.PraxisbeispielHinweisDie Frage nach <strong>de</strong>r Schwerbehin<strong>de</strong>rung„Sind Sie schwerbehin<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r einem Schwerbehin<strong>de</strong>rten gleichgestellt?“ Zur Berechtigungdieser Frage hat sich mittlerweile folgen<strong>de</strong> Auffassung herauskristallisiert.Zunächst gilt: Seit <strong>de</strong>m Inkrafttreten <strong>de</strong>s Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes(AGG) sind nach überwiegen<strong>de</strong>r Auffassung in Rechtsprechung und Literatur Fragennach einer Schwerbehin<strong>de</strong>rung we<strong>de</strong>r im schriftlichen Bewerbungsverfahren noch imVorstellungsgespräch o<strong>de</strong>r in einem „Einstellungsbogen“, <strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>r Vertragsunterschriftvorgelegt wird, erlaubt. Auch <strong>de</strong>r Entwurf <strong>de</strong>s Beschäftigtendatenschutzgesetzeslegt ein <strong>de</strong>rartiges Frageverbot im Bewerbungsverfahren fest.Nicht abschließend geklärt ist, inwieweit nach erfolgter Einstellung die Frage nacheiner bestehen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r erworbenen Schwerbehin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>m Arbeitgeber möglichsein muss. Praktiker for<strong>de</strong>rn hier wegen <strong>de</strong>r gesetzlichen Verpflichtung zur Quotenerfüllungvehement ein solches Fragerecht. Habe <strong>de</strong>r Arbeitgeber keinen Überblick überdie Anzahl <strong>de</strong>r schwerbehin<strong>de</strong>rten Mitarbeiter im Betrieb, habe er möglicherweiseohne es zu wissen die Schwerbehin<strong>de</strong>rtenquote schon erfüllt o<strong>de</strong>r sogar übererfülltund wür<strong>de</strong> durch seine Unkenntnis gleichwohl Ausgleichsabgaben wegen einer nichterfüllten Quote zahlen.Das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht hat in einer neueren Entscheidung (AZ 6 AZR 553/10) einFragerecht nach erfolgter Einstellung bejaht. Dies je<strong>de</strong>nfalls dann, wenn es um dieSozialauswahl im Zusammenhang mit Entlassungen gehen wür<strong>de</strong>, da <strong>de</strong>r Arbeitgeberin diesem Rahmen verpflichtet sei, das Merkmal „Schwerbehin<strong>de</strong>rung“ in die Sozialauswahleinzubeziehen. Fraglich ist, ob aus diesem Urteil auch ein Frage recht imHinblick auf die Feststellung <strong>de</strong>r Erfüllung einer Schwerbehin<strong>de</strong>rtenquote abzuleitenist. Wir haben dazu <strong>de</strong>n Bonner Arbeitsrechtler Professor Thüsing befragt. Das BAG, soerläutert Thüsing, habe mit seinem Urteil ein Fragerecht nach <strong>de</strong>r Einstellung generellfür die Fälle begrün<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Arbeitgeber die Antwort „für die Wahrnehmungseiner Rechte o<strong>de</strong>r Erfüllung seiner Pflichten“ aus einer Schwerbehin<strong>de</strong>rteneigenschaftkennen muss. Eine solche Pflicht sei auch die Ausgleichsabgabe, sodass er aus diesemGrun<strong>de</strong> anlassbezogen nach einer Schwerbehin<strong>de</strong>rteneigenschaft im bestehen<strong>de</strong>nArbeitsverhältnis fragen darf. (tm)Kündigung von Schwerbehin<strong>de</strong>rtenund Gleichgestellten (§§ 85 ff. SGB IX)Nicht selten wird die Behauptung aufgestellt,dass Schwerbehin<strong>de</strong>rte undGleichgestellte „unkündbar“ seien. Diesist jedoch nicht <strong>de</strong>r Fall, wie ein Blickin § 1 Abs. 3 <strong>de</strong>s Kündigungsschutzgesetzeszeigt. Dort wird beschrieben, dassbei betriebsbedingten Kündigungen dieSchwerbehin<strong>de</strong>rteneigenschaft „nur“ein Abwägungskriterium ist und damitkein Kündigungsverbot begrün<strong>de</strong>t.Gleichwohl ist bei <strong>de</strong>r Kündigung vonSchwerbehin<strong>de</strong>rten unbedingt zu beachten,dass die vorherige Zustimmung<strong>de</strong>s Integrationsamts eingeholt wer<strong>de</strong>nmuss. Dieses prüft jedoch nicht die inhaltlicheBerechtigung <strong>de</strong>r Kündigung,son<strong>de</strong>rn geht nur <strong>de</strong>r Frage nach, ob dieKündigung möglicherweise „wegen <strong>de</strong>rBehin<strong>de</strong>rung“ ausgesprochen wur<strong>de</strong>.Die Pflicht zur Einschaltung <strong>de</strong>s Integrationsamtsgilt auch bei Än<strong>de</strong>rungskündigungen.Hier ist jedoch zu beachten,dass nach § 89 Abs. 2 SGB IX das Integrationsamtdie Zustimmung erteilen„soll“, wenn <strong>de</strong>m Betroffenen ein an<strong>de</strong>rerangemessener und <strong>zum</strong>utbarer Arbeitsplatzgesichert ist.Wussten Sie, dass nach Zustimmung<strong>de</strong>s Integrationsamts <strong>de</strong>r betroffene Arbeitnehmerzwar die Möglichkeit hat, dieZustimmung durch Wi<strong>de</strong>rspruchs- undAnfechtungsklage beim Sozialgerichtanzugreifen, diese Rechtsmittel aberkeine aufschieben<strong>de</strong> Wirkung haben,sodass die Kündigung auf diesem Wegnicht beliebig blockiert wer<strong>de</strong>n kann?Arbeitsplatz behin<strong>de</strong>rtengerechtgestalten (§ 81 Abs. 4 Nr. 4+5 SGB IX)Ein schwerbehin<strong>de</strong>rter Arbeitnehmerhat einen Anspruch auf Einrichtungeines behin<strong>de</strong>rtengerechten Arbeitsplatzes.Diese Pflicht kann unter Umstän<strong>de</strong>nsehr weit gehen. Das Argument,dass die finanziellen Aufwendungen „außerVerhältnis“ stehen, ist nur unter sehrstrengen Voraussetzungen eine Möglichkeit,die behin<strong>de</strong>rtengerechte „Aufrüstung“eines Arbeitsplatzes abzulehnen.Dies wird von <strong>de</strong>r Rechtsprechung unteran<strong>de</strong>rem damit begrün<strong>de</strong>t, dass durchdie Integrationsämter nicht nur ein Anspruchauf umfassen<strong>de</strong> Beratung bezüglichmöglicher Umbauten besteht,son<strong>de</strong>rn auch Zuschussmöglichkeiten inAnspruch genommen wer<strong>de</strong>n können.Beispiel: Das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht(Urteil vom 4.10.2005 – 9 AZR 632/04)hatte darüber zu entschei<strong>de</strong>n, ob einschwerbehin<strong>de</strong>rter Arbeitnehmer, <strong>de</strong>rauf einem Recyclinghof schwere Lastenin Form von Sperrmüll in einen Containerstemmen musste, gekündigt wer<strong>de</strong>nBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


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20 Titel_menschen mit behin<strong>de</strong>rungkonnte. Der Arbeitgeber argumentierte,dass die Einrichtung eines behin<strong>de</strong>rtengerechtenArbeitsplatzes (<strong>de</strong>m Arbeitnehmerwar ein Oberschenkel amputiertwor<strong>de</strong>n) in einem solchen Fall generellunverhältnismäßig sei. Das BAG lehntediese Begründung ab, da <strong>de</strong>r Arbeitgeberauch in <strong>de</strong>rartigen Fällen verpflichtet gewesensei, umfassend zu prüfen, ob undmit welchen Maßnahmen dieser Arbeitsplatz<strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st theoretisch hätte aufgerüstetwer<strong>de</strong>n können. Aufgrund diesesVersäumnisses wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m schwerbehin<strong>de</strong>rtenArbeitnehmer ein Anspruchauf Scha<strong>de</strong>nsersatz zugebilligt.Wussten Sie, dass unter einer behin<strong>de</strong>rtengerechtenGestaltung von Arbeitsplatzund Arbeitsumgebung nichtnur die Einrichtung im technischenSinne gehören kann, son<strong>de</strong>rn auch dieVerpflichtung, <strong>de</strong>n Arbeitsablauf behin<strong>de</strong>rtengerechtzu organisieren? UnterUmstän<strong>de</strong>n kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber daherverpflichtet sein, für <strong>de</strong>n schwerbehin<strong>de</strong>rtenArbeitnehmer eine auf ihn zugeschnitteneArbeitszeit zu organisiereno<strong>de</strong>r auch, ihn von <strong>de</strong>r Pflicht zur Nachtarbeitauszunehmen.Schwer behin<strong>de</strong>rte Arbeitnehmerin Teilzeit (§ 81 Abs. 5 SGB IX)Neben <strong>de</strong>m allgemeinen Teilzeitanspruchfür alle Arbeitnehmer, <strong>de</strong>r sichaus § 8 Teilzeit- und Befristungsgesetz(TzBfG) ergibt, hat ein schwerbehin<strong>de</strong>rterArbeitnehmer nach § 81 Abs. 5 SGBIX ausdrücklich einen durchsetzbarenRechtsanspruch auf Teilzeitbeschäftigung,wenn die kürzere Arbeitszeit wegenArt o<strong>de</strong>r Schwere <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rungHPOARBEITSHILFECheckliste Welche Fragen – über die zurSchwerbehin<strong>de</strong>rung hinaus – beim Vorstellungsgesprächunzulässig sind (HI547953).Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong>Personal Office (HPO). Internetzugriff:www.haufe.<strong>de</strong>/hi547953notwendig ist. Während beim allgemeinenTeilzeitwunsch <strong>de</strong>r Arbeitnehmereinen Antrag stellen muss, über <strong>de</strong>ndann <strong>de</strong>r Arbeitgeber in bestimmten gesetzlichbeschriebenen Fristen entschei<strong>de</strong>nmuss, wer<strong>de</strong>n Teilzeitwünsche nach§ 81 Abs. 5 SGB IX nicht „beantragt“,son<strong>de</strong>rn „gewählt“.Wussten Sie, dass <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Anspruchauf Teilzeitbeschäftigung, soferndie Voraussetzungen <strong>de</strong>s § 81 Abs. 5SGB IX vorliegen, unmittelbar eine Verkürzung<strong>de</strong>r Arbeitszeit bewirken, ohnedass es einer Zustimmung <strong>de</strong>s Arbeitgebersbedarf?Scha<strong>de</strong>nsersatz wegenAnnahmeverzug (§ 615 BGB)Annahmeverzug im Arbeitsrecht liegtdann vor, wenn <strong>de</strong>r Arbeitnehmer seineArbeitsleistung erbringen will, <strong>de</strong>r Arbeitgeber<strong>de</strong>n Arbeitnehmer jedoch gleichwohlnicht beschäftigt. In diesen Fällen ist<strong>de</strong>r Arbeitgeber verpflichtet, gleichwohlLohn zu zahlen. Bei <strong>de</strong>r Beschäftigung vonschwerbehin<strong>de</strong>rten Menschen besteht eingesteigertes Risiko, in Annahmeverzug zugeraten, wenn <strong>de</strong>r Arbeitgeber gegen seineVerpflichtung zur Einrichtung eineslei<strong>de</strong>nsgerechten Arbeitsplatzes verstößt,weil dieses Versäumnis <strong>de</strong>n schwerbehin<strong>de</strong>rtenMitarbeiter berechtigt, die Tätigkeitzu verweigern.Wussten Sie, dass auch bei schwerbehin<strong>de</strong>rtenMenschen ein Annahmeverzugdurch das Angebot einer „Ersatztätigkeit“verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n kann? Dazu hatdas BAG mit Urteil vom 19.5.2010, 5 AZR162/09 entschie<strong>de</strong>n: „Kann <strong>de</strong>r Arbeitnehmer,<strong>de</strong>ssen Tätigkeit im Arbeitsvertragnur rahmenmäßig umschriebenist, die vom Arbeitgeber aufgrund seinesDirektionsrechts ... wirksam näherbestimmte Tätigkeit aus in seiner Personliegen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n nicht mehr ausüben,aber eine an<strong>de</strong>re, im Rahmen <strong>de</strong>rarbeitsvertraglichen Vereinbarung liegen<strong>de</strong>Tätigkeit verrichten, ist das Angeboteiner ‚lei<strong>de</strong>nsgerechten Arbeit‘ ohneBelang, solange <strong>de</strong>r Arbeitgeber nichtdurch eine Neuausübung seines Direktionsrechtsdiese zu <strong>de</strong>r im Sinne von§ 294 BGB zu bewirken<strong>de</strong>n Arbeitsleistungbestimmt hat.“Diskriminierung (§ 15 AGG)Fehler, die aus Unkenntnis über zwingen<strong>de</strong>Vorschriften <strong>de</strong>s Schwerbehin<strong>de</strong>rtenrechtsgemacht wer<strong>de</strong>n, könnenunter Umstän<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nsersatzansprüchenach <strong>de</strong>m AGG wegen einer Diskriminierungauslösen. Dies auch schonvor <strong>de</strong>r Einstellung im Bewerbungsverfahren.Hier müssen sich die Gerichtezunehmend mit Klagen befassen, bei<strong>de</strong>nen Bewerber darauf verweisen, dasssie bei ihren Bewerbungsunterlagen eineSchwerbehin<strong>de</strong>rteneigenschaft nichtnur nicht verschwiegen, son<strong>de</strong>rn diesesogar ausdrücklich erwähnt haben. DieNichteinladung eines solchen Bewerberszu einem Gespräch wird dann regelmäßig<strong>zum</strong> Anlass genommen, aufeine angebliche Diskriminierung hinzuweisenund einen entsprechen<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nsersatzanspruchgeltend zu machen.Wussten Sie, dass schwerbehin<strong>de</strong>rtenKlägern bei AGG-Klagen eine im Scha<strong>de</strong>nsersatzrechtfast einzigartige Beweiserleichterungzur Seite steht? Nach § 22AGG muss <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r eine Diskriminierungvorträgt, diese nicht etwa beweisen,son<strong>de</strong>rn nur Indizien vortragenund beweisen, die eine Benachteiligungwegen einer Diskriminierung „vermutenlassen“. Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Weiß<strong>de</strong>r Arbeitgeber um die Schwerbehin<strong>de</strong>rteneigenschafteines Bewerbers, muss erim Streitfall Grün<strong>de</strong> darlegen und beweisenkönnen, die belegen, dass bei seinerAuswahl die Frage einer Schwerbehin<strong>de</strong>rungkeine Rolle gespielt hat.Mehrarbeit (§ 124 SGB IX)Zum Schluss noch ein Beispiel für eineVorschrift, die sich etwas abseits im Kapitel10 <strong>de</strong>s SGB IX unter <strong>de</strong>r Überschrift„Sonstige Vorschriften“ verbirgt.Wussten Sie, dass schwerbehin<strong>de</strong>rteMenschen je<strong>de</strong>rzeit und ohne Angabevon Grün<strong>de</strong>n verlangen können, dass sie„von Mehrarbeit freigestellt wer<strong>de</strong>n“?Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


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22 titel_Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungBereicherung für das TeamPraxis. Viele Unternehmen scheuen <strong>de</strong>n Aufwand, <strong>de</strong>n die Beschäftigung vonMenschen mit Behin<strong>de</strong>rung mit sich bringt. Vier Beispiele zeigen, wie alle gewinnen.Von Ruth Lemmer„Die Werkstättenbeschäftigtenarbeiten mit hoherKonzentration,sehr selbstständig,mit Ehrgeiz sowie Verantwortung.“Thorsten Goslar ist Personalleiter bei <strong>de</strong>r Ikea-Nie<strong>de</strong>rlassungWürzburg.Gleich zwei Premieren gabes 2009 in Würzburg: Ikeaeröffnete. Und die gemeinnützigeMo<strong>de</strong>llintegrationsgesellschaft(MIG), die zu <strong>de</strong>nMainfränkischen Werkstätten gehörtund für Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungtariflich bezahlte Arbeitsplätze schafft,entsandte über 30 Mitarbeiter in das Möbelhaus.Dort arbeiten die Menschen mitkörperlicher, geistiger o<strong>de</strong>r mehrfacherBehin<strong>de</strong>rung im Gastraum und in <strong>de</strong>rSpülküche, an <strong>de</strong>n Recycling-Anlagenzur Mülltrennung, im Möbelzusammenbaufür Umtauschware, die in <strong>de</strong>r Fundgrubeals Einzelstücke verkauft wer<strong>de</strong>n,sowie bei <strong>de</strong>r Pflege <strong>de</strong>r Grünanlagen.Ikea: Geregelte Abläufe sind wichtigFür Thorsten Goslar, Personalleiter <strong>de</strong>rNie<strong>de</strong>rlassung Würzburg, war es <strong>zum</strong>Start eine Zusammenarbeit auf Probe,für die ein Rahmenvertrag mit <strong>de</strong>r MIGabgeschlossen wur<strong>de</strong>. Jetzt hat sich dasMo<strong>de</strong>ll bewährt. Die Menschen mit Handicap,die Tische abräumen, wischenund das Geschirr spülen, bringen ihreeigenen Vorarbeiter mit. „Da ist also immereiner, <strong>de</strong>r beurteilen kann, ob diekörperliche und psychische Beanspruchungfür die 25 Mitarbeiter in Ordnung,zu gering o<strong>de</strong>r zu hoch ist“, so Goslar.„Das könnte ich nicht so kompetent.“ DasArbeitstempo o<strong>de</strong>r die Zahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter,die für eine Aufgabe eingeteilt wer<strong>de</strong>n,bestimmt <strong>de</strong>r Vorarbeiter.In <strong>de</strong>n kleineren Bereichen Recyclingund Möbelaufbau mit je vier Menschenmit Behin<strong>de</strong>rung sind Ikea-Mitarbeiterdie Ansprechpartner. Goslar beobachtet:„Die Werkstättenbeschäftigten arbeitenmit hoher Konzentration, sehrselbstständig und mit Ehrgeiz und Verantwortung.“Wichtig bleiben geregelteAbläufe, eine klare Arbeitszeit und dasVerhin<strong>de</strong>rn von Chaos o<strong>de</strong>r zu vielenAufträgen gleichzeitig. Die Grenze zwischenMitarbeitern und Externen verschwimmtleicht – auch <strong>de</strong>shalb, weilalle in einer Kantine essen und die WerkstättenmitarbeiterIkea-Berufskleidungwie alle Angestellten <strong>de</strong>s Möbelhausestragen, damit sie „sich dazugehörig fühlenkönnen“, so Goslar.Hotel Franz: Lust auf diese ArbeitZugehörigkeit ist für die Motivation einentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Stichwort. Auch im HotelFranz in Essen, wo die Rezeption rundum die Uhr besetzt ist. Fünf Mitarbeiterteilen sich die Schichten, oft helfen„Menschenohne Behin<strong>de</strong>rungbrauchengenauso vielBetreuung wie jene mitBehin<strong>de</strong>rung.“Karin Poppinga ist Direktorin im Hotel Franzin Essen.Praktikanten. Alle sind in <strong>de</strong>r Lage, Gästemit und ohne Behin<strong>de</strong>rung gleichermaßenzuvorkommend zu bedienen undzu beraten. Denn alle kennen die Arbeitmit behin<strong>de</strong>rten Menschen o<strong>de</strong>r habenselbst Handicaps – vom schweren Wirbelsäulenscha<strong>de</strong>nbis zur begrenztenpsychischen Belastbarkeit. Auch in <strong>de</strong>rKüche und in <strong>de</strong>n Bewirtungsteams, imVeranstaltungszentrum und im Cateringsowie unter <strong>de</strong>nen, die die 48 Zimmer<strong>de</strong>s barrierefreien Hotels sauber halten,arbeiten Menschen mit körperlicheno<strong>de</strong>r geistigen Beeinträchtigungen.Seit <strong>de</strong>r Eröffnung im Mai dieses Jahresfin<strong>de</strong>t das Haus Zuspruch – es wer<strong>de</strong>nbald weitere zu <strong>de</strong>n 40 Mitarbeiternhinzukommen, von <strong>de</strong>nen rund die Hälftemit Behin<strong>de</strong>rungen lebt. Das HotelFranz wird von <strong>de</strong>r In-Service GmbH betrieben,einer Tochter <strong>de</strong>r katholischenBehin<strong>de</strong>rteneinrichtung Franz SalesHaus. Hoteldirektorin Karin Poppingasetzt bei <strong>de</strong>r Personalauswahl darauf,personalmagazin 11 / 12


23dass Lust auf die Arbeit spürbar ist, dieMitarbeiter sympathisch wirken und <strong>de</strong>rDienstleistungsgedanke erkennbar ist.„Nichtbehin<strong>de</strong>rte Menschen brauchengenauso viel Betreuung wie behin<strong>de</strong>rte“,sagt sie. „Meine Aufgabe ist die Leitung<strong>de</strong>s Hotels, und da sind wir alle gemeinsamsehr dienstleistungsorientiert.“Ihre professionelle Logik folgt <strong>de</strong>r langjährigenErfahrung, die die 48-Jährigeals Hotelfachfrau im Münsterland undspäter als Direktorin von Häusern aufNor<strong>de</strong>rney, in Oberbayern und zuletzt inFrankfurt am Main sammelte. „Der Gastmöchte Leistung für sein Geld bekommen.“Dienstpläne und klare Arbeitsstrukturensind mit entschei<strong>de</strong>nd für dasFunktionieren eines Drei-Sterne-Hausesmit solch diverser Mitarbeiterschaft.Schon als das Hotel noch eine Baustellewar, haben die Helfer mit Behin<strong>de</strong>rungZimmer eingerichtet und sauber gemacht.Die I<strong>de</strong>ntifikation mit <strong>de</strong>m Hausund die Gewöhnung an <strong>de</strong>n Arbeitsplatzhaben also frühzeitig begonnen. Dabeikann die Hoteldirektorin ihrer Professiontreu bleiben: „In unserem ganz normalenHotelbetrieb stehen mir für diespezielle Betreuung <strong>de</strong>r Menschen mitBehin<strong>de</strong>rungen im Franz Sales Haus Sozialarbeiterund Pädagogen zur Seite.“„Je<strong>de</strong> Führungskraft muss die Integrationsarbeitals Teil ihrer Aufgabe betrachten undsie nicht nur <strong>de</strong>n Experten überlassen.“Andreas Zelzer ist Integrationsbeauftragter bei Audi im Werk Ingolstadt.Audi: Individuelle Lösungen suchenSolch eine Arbeitsteilung unter Profis hatdie Audi AG in Ingolstadt für Mitarbeiterin <strong>de</strong>r Fertigung institutionalisiert,<strong>de</strong>ren Leistungsfähigkeit gemin<strong>de</strong>rt ist,sei es durch körperliche o<strong>de</strong>r psychischeUrsachen. Das Koordinationsteam ausPersonal- und Gesundheitsfachleuten,Technikern und Führungskräften sowie<strong>de</strong>m Schwerbehin<strong>de</strong>rtenvertreteranalysiert im ersten Schritt die arbeitsplatzbezogeneLeistungsfähigkeit <strong>de</strong>sMitarbeiters. Um die Differenz zur<strong>de</strong>finierten Standardleistung zu überwin<strong>de</strong>n,wer<strong>de</strong>n individuelle Lösungengesucht. So kann in einer Fertigungsstraßedie körperliche Belastung gesenktund aus einem Steh- ein Sitzarbeitsplatzwer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r ein taubstummer Mitarbeiterwird situativ von einem Gebär<strong>de</strong>ndolmetscherunterstützt.Seit 2010 wur<strong>de</strong> jährlich die ArbeitsundLeistungsfähigkeit von rund 500Menschen im Expertenteam besprochen– und vor allem wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n schwerbehin<strong>de</strong>rteno<strong>de</strong>r leistungsgewan<strong>de</strong>ltenMitarbeitern gere<strong>de</strong>t. Sie wur<strong>de</strong>n einbezogenin die Verän<strong>de</strong>rungen an ihremArbeitsplatz, <strong>de</strong>ren Ziel in erster Linieein Verbleib an <strong>de</strong>r Fertigungslinie undin ihrem gewohnten Kollegenkreis ist.„Eine funktionieren<strong>de</strong> Gruppenarbeit isteine wichtige Voraussetzung für diesenpersonalintensiven Prozess“, sagt AndreasZelzer, Integrationsbeauftragterim Werk Ingolstadt. „Dazu gehört, dassje<strong>de</strong> Führungskraft die Integrationsarbeitals Teil ihrer Aufgabe betrachtet undsie nicht nur <strong>de</strong>n Experten überlässt.“Der Autohersteller erhielt 2011 für seinesystematische Arbeit <strong>de</strong>n „Com To ActAward“ <strong>de</strong>s „Centers for Disability andIntegration“ <strong>de</strong>r Universität St. Gallenund übertrug das Mo<strong>de</strong>ll von Ingolstadtauf <strong>de</strong>n Standort Neckarsulm. Mit sechsProzent Schwerbehin<strong>de</strong>rten plus Aufträgean Einrichtungen <strong>de</strong>r Lebenshilfeerfüllt Audi die gesetzliche Quote zurBeschäftigung von Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungmehr als gefor<strong>de</strong>rt. Davonprofitieren auch Azubis mit Handicap –unter sechs Startern in diesem Jahr einRollstuhlfahrer und ein Epileptiker. DieChancen stehen gut, dass sie nach bestan<strong>de</strong>nerAbschlussprüfung übernommenwer<strong>de</strong>n.Kaufhof: Bereicherung für das TeamBerufsabschlüsse sind es, die <strong>de</strong>n Startin <strong>de</strong>n ersten Arbeitsmarkt ebnen. Deshalbsetzt Kaufhof Galeria am Sitz seinerZentrale in Köln auf frühzeitigenKontakt zu jungen Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung.Die Lernpartnerschaft mit <strong>de</strong>rAnna-Freud-Schule in Köln, in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rund Jugendliche mit körperlichenBehin<strong>de</strong>rungen sowie psychischen undpsychosomatischen Erkrankungen geför<strong>de</strong>rtwer<strong>de</strong>n, führt direkt in Praktika– im vergangenen Jahr konnten sich vierjunge Behin<strong>de</strong>rte die Berufe Verkäuferund Kaufmann im Einzelhan<strong>de</strong>l genaueranschauen. Weitere 22 sozial benachteiligteo<strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rte Jugendliche kamen2011 über die betriebliche Einstiegsqualifizierung(EQ) in das Warenhaus.Mit <strong>de</strong>r Unterschrift unter einenAusbildungsvertrag rücken selbstständigesLeben und Arbeiten ein ganzesStück näher. Kaufhof beteiligt sich amProgramm „Verzahnte Ausbildung mitBerufsbildungswerken“ (VAMB). JungeMenschen mit Handicap wer<strong>de</strong>n inBildungswerkstätten beim Lernen unterstütztund machen ihre betriebspraktischeAusbildung in einer Filiale. Neben<strong>de</strong>n kaufmännischen Berufen wer<strong>de</strong>nLagerlogistiker ausgebil<strong>de</strong>t. Insgesamt24 Azubis, darunter elf VAMB-Teilnehmer,wur<strong>de</strong>n mit ihren o<strong>de</strong>r trotz ihrerEinschränkungen eingestellt.Von drei erfolgreichen Prüflingen mitHandicap wur<strong>de</strong>n im vergangenen Jahrzwei übernommen. „Wir wollen Menschenmit Behin<strong>de</strong>rung Mut machen“,sagt Uta Geppert, die für Galeria Kaufhofdie Personalstrategie koordiniert. „Dennunsere Erfahrungen zeigen, dass dieKolleginnen und Kollegen nicht nur ihreArbeit hervorragend erledigen, son<strong>de</strong>rneine Bereicherung für das Team sind.“Dazu tragen auch technische Hilfsmittelbei. So erhielt eine querschnittsgelähmteAuszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> einen höhenverstellbarenRollstuhl, mit <strong>de</strong>m sie an alleRegale kommt – und sie wur<strong>de</strong> wegenihrer guten Leistungen übernommen. Ruth Lemmer ist freie Journalistin undFachautorin in Düsseldorf.11 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong>


24 titel_Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungZuschüsse als StarthilfeTipp. Der Staat lässt es sich etwas kosten, die Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung in dieArbeitswelt zu integrieren. Wir zeigen die wichtigsten Möglichkeiten für Arbeitgeber.Von Ruth LemmerArbeitgeber sind in <strong>de</strong>r Pflicht:Bei mehr als 20 Beschäftigtenmüssen sie fünf Prozent ihrerArbeitsplätze an Menschen mitSchwerbehin<strong>de</strong>rung vergeben. Wolleno<strong>de</strong>r können sie das nicht, müssen dieUnternehmen eine Ausgleichsabgabe andas Integrationsamt zahlen. VerfehlenFirmen die Fünf-Prozent-Quote im Jahresdurchschnittund besetzen lediglichdrei bis knapp unter fünf Prozent, sindBeim Start ins Arbeitslebenerfolgreich: Oft helfen Zuschüsseöffentlicher Einrichtungendabei, Menschenmit Behin<strong>de</strong>rung in dieArbeitswelt zu integrieren.105 Euro monatlich für je<strong>de</strong>n unbesetztenPflichtarbeitsplatz fällig. Die Summesteigt auf 180 Euro, wenn zwei bis knappunter drei Prozent besetzt sind, bei wenigerals zwei Prozent wer<strong>de</strong>n 260 Europro Platz und Monat fällig. Außer Mitarbeiternim Unternehmen wer<strong>de</strong>n auchAufträge an Werkstätten für Menschenmit Behin<strong>de</strong>rung bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>rAusgleichabgabe anerkannt.Doch die Sozialgesetze schreibennicht nur fest, was Unternehmen, dienicht mitziehen, bei <strong>de</strong>r Unterstützung© Shutterstock.com / mezzotintvon Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung <strong>zum</strong>Ausgleich leisten müssen. Sie legenauch die finanzielle För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Programmeund Hilfsmittel fest, an <strong>de</strong>rFirmen partizipieren, die das Prinzip<strong>de</strong>r Teilhabe von Menschen mit einemHandicap erst nehmen und umsetzenwollen. Einen Überblick zu wichtigenUnterstützungsmaßnahmen erhalten Sieauf <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Seite. Weitere Informationenfür Unternehmen, die Menschenmit Behin<strong>de</strong>rung beschäftigen möchten,bieten auch verschie<strong>de</strong>ne Webseiten imInternet (darunter auch jene <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriumsfür Arbeit und Soziales,www.einfach-teilhaben.<strong>de</strong>).Öffentliche Einrichtungen als För<strong>de</strong>rerBund, Län<strong>de</strong>r und Kommunen gewährenUnterstützung bei <strong>de</strong>r Integrationeinzelner Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung,aber auch bei ganzen Gruppen. Organe,die rund um die Arbeitswelt dasReglement umsetzen, sind neben <strong>de</strong>rBun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit die Integration s-ämter sowie je nach Bun<strong>de</strong>sland dieLandschaftsverbän<strong>de</strong> und Integrationsfachdienste.Hinzu kommen Einzelprojekteetwa zur För<strong>de</strong>rung jugendlicherMenschen mit Handicap durch die Ministerienund die Europäische Union.Entschei<strong>de</strong>nd ist in <strong>de</strong>r Regel, dass <strong>de</strong>rGrad <strong>de</strong>r Schwerbehin<strong>de</strong>rung mit wenigstens50 Prozent festgeschrieben ist– nachzulesen im bun<strong>de</strong>seinheitlichenSchwerbehin<strong>de</strong>rtenausweis. Ruth Lemmer ist freie Journalistin undFachautorin in Düsseldorf.personalmagazin 11 / 12


25Übersicht PraxisbeispielDiese För<strong>de</strong>rmöglichkeiten gibt esIm Folgen<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n Sie eine Auswahl an relevanten finanziellen Unterstützungsmaßnahmen für Arbeitgeber, die Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungbeschäftigen. Nicht nur die För<strong>de</strong>rmöglichkeiten selbst, son<strong>de</strong>rn auch wichtige Voraussetzungen dafür sind gelistet.Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> mit Behin<strong>de</strong>rungDie Agentur für Arbeit gewährt pro Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nmit Schwerbehin<strong>de</strong>rung 5.200Euro im ersten, 6.500 Euro im zweiten und7.800 Euro im dritten Lehrjahr. Einen um 30Prozent erhöhten Zuschuss kann erlangen,wer einem Jugendlichen mit Handicap, <strong>de</strong>rbereits seit einem Jahr eine Ausbildungsstellesucht, eine Lehrstelle gibt. Hat ein Schwerbehin<strong>de</strong>rterseine Ausbildung abgeschlossenund soll er in ein Arbeitsverhältnis übernommenwer<strong>de</strong>n, übernimmt die Agentur für einJahr 70 Prozent <strong>de</strong>s Arbeitsentgelts.www.arbeitsagentur.<strong>de</strong>AusbildungskooperationDie Berufsbildungswerke (BBW) und ihreBun<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft haben die alsPilotprojekt gestartete verzahnte Ausbildung(VAMB) 2009 als festes Angebot etabliert. InKooperation zwischen Unternehmen und einzelnenBBW vor Ort wer<strong>de</strong>n 14 Ausbildungsberufegeför<strong>de</strong>rt, darunter Verkäufer, Köchin,Gärtner und Hauswirtschafterin. Neben <strong>de</strong>rfinanziellen För<strong>de</strong>rung aus staatlichen Töpfenerwartet die Partnerunternehmen fachlicheUnterstützung durch Mitarbeiter <strong>de</strong>r Berufsbildungswerke.Ein Teil <strong>de</strong>r Ausbildung fin<strong>de</strong>tin <strong>de</strong>ren Einrichtung statt, <strong>de</strong>n berufspraktischenTeil leisten die Firmen.www.vamb-projekt.<strong>de</strong>Einglie<strong>de</strong>rungszuschussDamit Menschen mit Behin<strong>de</strong>rung, die sichbei <strong>de</strong>r Agentur für Arbeit mel<strong>de</strong>n, leichtervermittelt wer<strong>de</strong>n, zahlt die Agentur für Arbeitfür zwölf Monate bis zu 50 Prozent <strong>de</strong>sArbeitsentgelts als Einglie<strong>de</strong>rungszuschuss.Diese För<strong>de</strong>rung gilt für schwer vermittelbareArbeitnehmer und schließt Menschen mitHandicap ein. Sie kann auf 24 Monate verlängertwer<strong>de</strong>n, bei älteren Arbeitnehmernmit Behin<strong>de</strong>rung sogar auf bis zu 60 Monate.www.arbeitsagentur.<strong>de</strong>Einstiegsqualifizierung Jugendlicher (EQ)Betriebliche Langzeitpraktika zwischen sechsund zwölf Monaten sollen die beruflicheHandlungsfähigkeit von jungen Menschenför<strong>de</strong>rn. Einbezogen wer<strong>de</strong>n Jugendliche,die aus unterschiedlichen Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>nUmstieg von <strong>de</strong>r Schule ins Arbeitslebennicht g eschafft haben – darunter auchMenschen mit Behin<strong>de</strong>rung. Die betrieblicheEinstiegsqualifizierung (EQ) verläuft übereine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit.Arbeitgeber erhalten monatlich bis zu 216Euro Zuschuss zur Vergütung und zu<strong>de</strong>meinen pauschalierten Anteil <strong>de</strong>s durchschnittlichenGesamtsozialversicherungsbeitrags.www.arbeitsagentur.<strong>de</strong>Existenzgrün<strong>de</strong>rJunge Unternehmen mit weniger als sechsBeschäftigten können in beson<strong>de</strong>rer Weisevon <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung von Menschen mitBehin<strong>de</strong>rung profitieren. Für maximal zweiMitarbeiter mit Schwerbehin<strong>de</strong>rung gibt eseinen erhöhten Einglie<strong>de</strong>rungszuschuss vonbis zu 50 Prozent für höchstens ein Jahr. DieGründung darf nicht länger als zwei Jahre hersein. Auch Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung– bis zu 80 Prozent – und zur Weiterbildungsind möglich.www.arbeitsagentur.<strong>de</strong>HilfsmittelJe nach Art <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung muss <strong>de</strong>r Arbeitsplatzan die Bedürfnisse <strong>de</strong>s Menschenmit Behin<strong>de</strong>rung angepasst wer<strong>de</strong>n: Blin<strong>de</strong>Menschen benötigen einen Computerarbeitsplatzmit einer Braillezeile, gehörlosenWerkern hilft eine Lichtsignalanlagean Maschinen, Rollstuhlfahrer benötigenhöhenverstellbares Mobiliar. Alle Mitarbeitermit Behin<strong>de</strong>rung sollen barrierefrei an ihrenArbeitsplatz kommen. Möglicherweise ist esnützlich, Organisationsabläufe zu verän<strong>de</strong>rn.Alle konkreten Umbaupläne können mittechnischen Beratern <strong>de</strong>r Arbeitsagenturendiskutiert wer<strong>de</strong>n. www.arbeitsagentur.<strong>de</strong>IntegrationsamtNah dran an <strong>de</strong>r Problematik, Arbeits- undAusbildungsplätze für Menschen mit Schwerbehin<strong>de</strong>rungzu schaffen o<strong>de</strong>r zu erhalten,sind die Integrationsämter in <strong>de</strong>n Regionen.Sie bieten zusätzliche För<strong>de</strong>rung undBeratung – sowohl zur Einrichtung als auchbei <strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rtengerechten Ausstattungvorhan<strong>de</strong>ner Arbeitsplätze.www.integrationsaemter.<strong>de</strong>IntegrationsunternehmenAn die Gründung eines Integrationsunternehmens,wie sie etliche Werkstätten fürMenschen mit Behin<strong>de</strong>rung inzwischenbetreiben, sind hohe Maßstäbe gekoppelt.Es wer<strong>de</strong>n zu 25 bis 50 Prozent anerkannteMenschen mit Schwerbehin<strong>de</strong>rung als Beschäftigteeingestellt. Sie kommen auf <strong>de</strong>nersten Arbeitsmarkt – inklusive Tarifentgelt. www.bag-integrationsfirmen.<strong>de</strong>Job 4000Noch bis En<strong>de</strong> 2013 för<strong>de</strong>rt das BMAS mitUnterstützung <strong>de</strong>s Europäischen Sozialfonds(ESF) finanziell die Schaffung neuer Arbeitsplätzefür Menschen mit Schwerbehin<strong>de</strong>rung.Die Höhe <strong>de</strong>r Zuschüsse und die Dauer <strong>de</strong>rFör<strong>de</strong>rung wer<strong>de</strong>n im Einzelfall festgelegt.Möglich sind je Arbeitsplatz bis zu 600 Europro Monat für bis zu fünf Jahre. Neue Ausbildungsplätzekönnen mit bis zu 3.000 Europro Platz zu Beginn <strong>de</strong>r Ausbildung und biszu 5.000 Euro nach Abschluss <strong>de</strong>r Ausbildungund Übernahme in ein unbefristetes sozialversicherungspflichtigesBeschäftigungsverhältnisgeför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. www.bmas.<strong>de</strong>ProbearbeitArbeitgeber und ein Beschäftigter mit Behin<strong>de</strong>rungkönnen eine Probebeschäftigungvereinbaren. Die Personalkosten wer<strong>de</strong>n dreiMonate lang in voller Höhe übernommen.www.arbeitsagentur.<strong>de</strong>Reguläre ArbeitsverhältnisseWird ein Arbeitsverhältnis mit Langzeitarbeitslosenvereinbart, die Vermittlungshemmnissedurch Behin<strong>de</strong>rung nachweisen,kann bis zu 75 Prozent <strong>de</strong>s Entgelts sowie<strong>de</strong>r pauschalierte Arbeitgeberanteil am Sozialversicherungsbeitragals Zuschuss gewährtwer<strong>de</strong>n. Der Beitrag zur Arbeitsför<strong>de</strong>rungwird abgezogen. Die (strengen) Vorgaben:Der Arbeitnehmer muss bereits sechsMonate Leistungen <strong>de</strong>r Agentur erhaltenhaben, verstärkte Vermittlungsbemühungen,inklusive an<strong>de</strong>rer Einglie<strong>de</strong>rungsleistungen,sind gescheitert. Und, perspektivisch musses als unmöglich gelten, dass er ohne dieFör<strong>de</strong>rung einen Job auf <strong>de</strong>m ersten Arbeitsmarkterlangt. www.arbeitsagentur.<strong>de</strong>Quelle: Ruth Lemmer11 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong>


26 titel_menschen mit behin<strong>de</strong>rung„Starre Profile aufbrechen“INTERVIEW. Wie Betriebe nicht Quoten erfüllen, son<strong>de</strong>rn das Potenzial von Menschen mitBehin<strong>de</strong>rung nutzen, erklären Regula Dietsche und Nils Jent von <strong>de</strong>r Uni St. Gallen.personalmagazin: Wo treten häufig Schwierigkeitenauf, wenn Arbeitgeber Menschenmit Behin<strong>de</strong>rung beschäftigen?Regula Dietsche: Oft wird in Unternehmenunter <strong>de</strong>m Label „HandicapfriendlyWorkplace“ an rollstuhlgängige Toiletten,sprechen<strong>de</strong> Aufzüge und PCs,personalisierten IT-Support, adäquateAusleuchtung, Farbgebung und Akustiksowie weitere Erleichterungen gedacht.Gewiss löbliche Maßnahmen,doch neben diesen infrastrukturellenErfor<strong>de</strong>rnissen han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>rnutzenstiften<strong>de</strong>n Beschäftigung vonMenschen mit Behin<strong>de</strong>rung vor allemum eine Inklusionsfrage in bestehen<strong>de</strong>Sozialsysteme. Notwendig sind dazuDekonstruktionsinitiativen, um Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>,Vorurteile sowie Stereotype abzubaueno<strong>de</strong>r aufzuweichen.personalmagazin: Das be<strong>de</strong>utet konkret?Nils Jent: Nehmen Sie beispielsweisemich: Ich bin seit meinem 19. Lebensjahrunfallbedingt stark sprech- sowiemotorisch behin<strong>de</strong>rt, blind und im Rollstuhl.Die Dekonstruktion <strong>de</strong>s Begriffs„Behin<strong>de</strong>rung“ be<strong>de</strong>utet, dass die Ressourcengera<strong>de</strong> in meiner An<strong>de</strong>rsartigkeitgesehen wer<strong>de</strong>n. O<strong>de</strong>r allgemein:Die Dekonstruktion vermei<strong>de</strong>t, dassBehin<strong>de</strong>rte dort eingesetzt wer<strong>de</strong>n, woNichtbehin<strong>de</strong>rte besser sind. Sie ist beidseitiganzusetzen, bei Mitarbeitern ohne,aber auch bei jenen mit Behin<strong>de</strong>rung.Sonst bleiben diffuse, unerklärbareReibungsflächen. Wer<strong>de</strong>n Arbeitskräftemit Behin<strong>de</strong>rung angestellt, so ist esnotwendig, gesamtbetrieblich die stereotypenBil<strong>de</strong>r, die Werthaltungen undWi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zu prüfen sowie zu <strong>de</strong>konstruieren.Im Gegensatz dazu zeigenAnpassungsleis tungen wie überhöhteKonzentration o<strong>de</strong>r SchmerzunterdrückungNebenwirkungen bei Arbeitnehmerund Arbeitgeber. Die Kompensation<strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung auf Dauer ist also <strong>de</strong>rfalsche Ansatz.personalmagazin: Wie wer<strong>de</strong>n Mitarbeitermit Behin<strong>de</strong>rung besser eingebun<strong>de</strong>n?Jent: Der Wille zur innerbetrieblichenInklusion von Mitarbeitern mit Behin<strong>de</strong>rungist auf oberster Führungsstufeauthentisch vorzuleben und zu bekräftigen.Warum also nicht ein qualifiziertes„Board Member“ mit Behin<strong>de</strong>rung wählen,das außer <strong>de</strong>n Kenntnissen in einemStandardbereich auch um das komplexeZusammenspiel <strong>de</strong>r Wirkungsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r„Disability“ weiß?Dietsche: Zu<strong>de</strong>m ist unsere Arbeitseinstellungmeist auf Beschleunigung undEffizienz ausgerichtet: „So schnell wiemöglich, so gut wie nötig“. Liegt <strong>de</strong>r Fokusjedoch auf <strong>de</strong>m quantitativen Wachstumsind verlangsamen<strong>de</strong> Einschränkungenchancenlos. Wenn aber Effektivität undEffizienz gleich wichtig wären, also: „Sogut wie möglich, so schnell wie nötig“,wür<strong>de</strong> sich <strong>de</strong>r Fokus auf das qualitativeWachstum verschieben. Für die Zusammenarbeitvon Menschen mit und ohneBehin<strong>de</strong>rung ist also die Verbindung bei<strong>de</strong>rWerthaltungen entschei<strong>de</strong>nd.personalmagazin: Welche Rolle spielt dabeidie Personalabteilung?Jent: Aufgabe <strong>de</strong>r Personalverantwortlichenist es, gemeinsam mit <strong>de</strong>m Ex-Dr. Nils Jent ist Co-Leiter <strong>de</strong>s Diversity-Centers am Institut für Führung und Personalmanagementund <strong>de</strong>r AngewandtenForschung am „Center for Disability andIntegration“, bei<strong>de</strong>s an <strong>de</strong>r Uni St. Gallen.pertenwissen <strong>de</strong>s Disability-Managerssowie <strong>de</strong>m Linienverantwortlichen, <strong>de</strong>mVorgesetzten und <strong>de</strong>m Mitarbeiter mitBehin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>ssen starres Stellen- undAnfor<strong>de</strong>rungsprofil in anpassungsfähigeAufgabenbün<strong>de</strong>l aufzubrechen. Nach<strong>de</strong>m Prinzip „Structure Follows Personality“können Mitarbeiter mit Behin<strong>de</strong>rungje nach Befähigung und Kompetenzan ihrem Leistungsoptimum wirken undsich entwickeln. Eine Behin<strong>de</strong>rung ist eineEinschränkung, längst aber nicht immerüber die gesamte Leistungsspanne.Und wenn doch, dann lässt sich die damitverbun<strong>de</strong>ne Entschleunigung zur Qualitätssicherungo<strong>de</strong>r -steigerung nutzen.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


27personalmagazin: Welche konkreten Instrumentestehen zur Verfügung?Jent: Die Arbeitsergebnisse lassen sichoptimieren, in<strong>de</strong>m Arbeitgeber mittels<strong>de</strong>s von uns entwickelten Instruments„Diversity Optima“ ihre Mitarbeiter gezieltheterogen zusammenstellen. In diesensogenannten Arbeitspartnerschaftenmultiplizieren sich die positiven Effekte,entlang <strong>de</strong>r drei Dimensionen „Wissen“,Rollen“ und „komparative Kompetenzen“,also <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Fähigkeiten, die beispielsweiseauf eine Behin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>rNichtbehin<strong>de</strong>rung zurückzuführen sind.Die Hemmnisse, also etwa eine Behin<strong>de</strong>rung,kommen so kaum noch <strong>zum</strong> Tragen.Dietsche: Hierzu ist jedoch ein Paradigmenwechselvon <strong>de</strong>r Defizitorientierunghin zur Ressourcenorientierung unerlässlich.Gera<strong>de</strong> die Kategorisierung in„Leister“ und „Min<strong>de</strong>rleister“ zeigt dieNotwendigkeit eines solchen Wechsels.O<strong>de</strong>r haben Sie schon einen nichtbehin<strong>de</strong>rtenMin<strong>de</strong>rleister gesehen? Menschenmit einer Behin<strong>de</strong>rung dichotomabzugrenzen von Menschen ohne Behin<strong>de</strong>rungist <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st fragwürdig.Regula Dietsche ist Co-Leiterin <strong>de</strong>s Diversity-Centers am Institut für Führung undPersonalmanagement und <strong>de</strong>r AngewandtenForschung am „Center for Disability and Integration“,bei<strong>de</strong>s an <strong>de</strong>r Uni St. Gallen.personalmagazin: Arbeiten Sie auch mit<strong>de</strong>m Instrument „Diversity Optima“?Dietsche: Ja. Die Arbeitspartnerschaftvon Nils und mir ist gelebte Diversity.Im Vergleich zur Gleichstellung nutzenwir die Verschie<strong>de</strong>nartigkeit. Zu Beginnsah ich auch eher die Nachteile. Mit <strong>de</strong>rZeit eröffnete sich mir aber zunehmen<strong>de</strong>in innovativer Blickwinkel und ichprofitiere von Nils. Nicht nur durch diegepriesene Sozialkompetenzerweiterungdurch Behin<strong>de</strong>rte. Rein fachlicherschließen sich neue Zusammenhänge,die Effizienz weicht <strong>zum</strong> Teil zugunsteneiner erhöhten Effektivität, dieanfänglichen Einschränkungen entpuppensich als wahre Innovationsschmetterlinge.Den schnellen Weg zu dieserErfahrung gibt es aber nicht. Man musses erleben.Jent: Daher sollten Unternehmen mehrkonkrete Erfahrungen mit Menschenmit Behin<strong>de</strong>rung machen und das Themaaufgreifen. Das geht ausschließlichTop Down mit einer starken Willensbekundungund Verankerung im Board.Dietsche: Das Potenzial <strong>de</strong>r nutzenstiften<strong>de</strong>nInklusion von Behin<strong>de</strong>rung undchronischer Krankheit in Arbeitsprozessekann sich nicht entfalten, solangeBehin<strong>de</strong>rungen zwar ernst genommen,aber letztlich doch in <strong>de</strong>n kulturellenTaburäumen <strong>de</strong>s Personalmanagementsbeziffert, gelöst und einer sogenanntenNormalität zugeführt wer<strong>de</strong>n.Das Interview führte Michael Miller.


28 Management_NEWSNachgehaktKontrolle ist eine IllusionIn Unternehmen ist Kontrolle ein wichtigesThema, wenn nicht das wichtigste überhaupt.Laut einer in <strong>de</strong>utschen Medien zitiertenStudie <strong>de</strong>r Universität Harvard verringert dasGefühl, Kontrolle zu haben, <strong>de</strong>n Stress vonFührungskräften bei Behör<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m Militär<strong>de</strong>utlich. Doch „die Studie ist mit Vorsichtzu genießen“, warnt Managementberaterund Bestsellerautor Reinhard K. Sprenger imInterview mit <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong> Online-Redaktion.Da gebe es <strong>zum</strong> einen Schwierigkeiten bei<strong>de</strong>r Übersetzung: Das englische „Control“ istnicht i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Begriff„Kontrolle“. Und dass die Menschen sichumso entspannter fühlen (ja sogar längerleben), je höher sie hierarchisch stehen, istlange bekannt. „Ob das allerdings ursächlich<strong>de</strong>m Gefühl <strong>de</strong>r Kontrolle zuzurechnen ist,scheint fraglich“, meint Sprenger. Und solltesich dieser Faktor isolieren lassen, müsstenwir laut Sprenger doch realistischerweise voneiner „Kontrollillusion“ sprechen, eben <strong>de</strong>mGefühl <strong>de</strong>r Kontrolle. Im Übrigen schließensich Vertrauen und Kontrolle nicht aus,s on<strong>de</strong>rn bedingen einan<strong>de</strong>r. Insofern gehörtzur Führungsaufgabe immer auch Kontrolle.Und: „Es gibt kein Vertrauen ohne Misstrauen“,sagt Reinhard K. Sprenger. „Es kommtauf das Verhältnis an. Und ein Mehr anMisstrauen ist immer dort am Platz, wo Vertrauennaiv wäre.“ Das ausführliche Interviewkönnen Sie auch online unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal nachlesen.Neue Mitarbeiter fin<strong>de</strong>n: Mit <strong>de</strong>m Auswahlprozesssind die Kandidaten unzufrie<strong>de</strong>n.Vernichten<strong>de</strong>s Urteil <strong>de</strong>r BewerberUnternehmen präsentieren sich bei <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>n begehrtenFachkräften nicht optimal. Das ist das Ergebnis <strong>de</strong>r Umfrage „Wasnervt Sie bei <strong>de</strong>r Jobsuche?“ <strong>de</strong>r Jobbörse „Kalaydo“. Zunächst ist dasdargestellte Anfor<strong>de</strong>rungsprofil <strong>de</strong>r Jobanzeigen nur für 16 Prozent <strong>de</strong>r rund800 befragten Bewerber uneingeschränkt nachvollziehbar. Ist die Bewerbungverschickt, fehlt es oftmals am Feedback <strong>de</strong>s Unternehmens, bemängeln55 Prozent <strong>de</strong>r Befragten. Vor allem bei <strong>de</strong>r Kommunikation einer Absagezeigten sich nur 13 Prozent zufrie<strong>de</strong>n, mehr als ein Drittel erhielt gar keinFeedback. Ähnlich unzufrie<strong>de</strong>n äußern sich die Jobsuchen<strong>de</strong>n <strong>zum</strong> Vorstellungsgespräch:59 Prozent bemängeln unvorbereitete Gesprächspartner, 48Prozent anzügliche Witze, 54 Prozent stört <strong>de</strong>r Zeitdruck und 43 ProzentFragen <strong>zum</strong> Privatleben.Eine Studie von Crosspro-Research.com zeigt, dass die Bewerber auch <strong>de</strong>mAssessment-Center nicht sehr zugetan sind. Auf die Frage „Ist ein vorgeschaltetesAssessment-Center ein Hin<strong>de</strong>rnis bei Ihrer Bewertung?“ antworteten25 Prozent <strong>de</strong>r über 19.500 befragten Bewerber mit „Ja“. Weitere 22Prozent gaben „Weiß nicht“ an. Je weiter fortgeschritten ein Kandidat sichauf seinem Karriereweg befin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>sto größer ist die Ablehnungshaltung.Auch Persönlichkeitstests misstrauen Bewerber: 57 Prozent <strong>de</strong>r 1.100 von <strong>de</strong>rMetaberatung GmbH befragten Arbeitnehmer haben die Erfahrung gemacht,dass Persönlichkeitstests an <strong>de</strong>n konkreten beruflichen Anfor<strong>de</strong>rungen vorbeizielen.News <strong>de</strong>s MonatsArbeitgeberattraktivität Geld ist nicht alles, vor allem wenn es um <strong>de</strong>n Arbeitsplatz geht. Das bestätigt eine Umfrage <strong>de</strong>r WirtschaftsjuniorenDeutschland unter rund 9.000 Menschen. Wichtiger ist <strong>de</strong>n Menschen die Möglichkeit, selbstbestimmt arbeiten zu können.Führung Mehr als 80 Prozent von 443 befragten Führungskräften behaupten, bei <strong>de</strong>r Arbeit schon einmal entgegen ihrer persönlichenÜberzeugung gehan<strong>de</strong>lt zu haben. Ein gutes Drittel sieht darüber hinaus auch das Verhalten <strong>de</strong>r nächsthöheren Hierarchieebene kritisch.Das sind zentrale Ergebnisse <strong>de</strong>r Studie „Verantwortungsvoll führen“, die die Aka<strong>de</strong>mie für Führungskräfte erstellt hat.Weiterbildung In zehn Jahren hat die Stiftung Warentest 453 Präsenzkurse zur beruflichen Weiterbildung von 291 Anbietern getestet.Das Ergebnis zeichnet ein positives Bild von <strong>de</strong>n Volkshochschulkursen: Sie sind meist nicht schlechter, aber günstiger als kommerzielle Anbieter.+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


Management_DienstleistunGen 29Training für echte Hel<strong>de</strong>n.Arbeitgeber solltenMobilität besser unterstützenViele Arbeitgeber beklagen sich, dass es immer schwieriger wird, passen<strong>de</strong>Mitarbeiter zu fin<strong>de</strong>n. Doch mit Angeboten zur Unterstützungihrer Mitarbeiter halten sie sich meist zurück. Das zeigt die aktuelleMobilitätsumfrage von Meinestadt.<strong>de</strong>: 71 Prozent <strong>de</strong>r Befragten erhalten vonihrem Arbeitgeber keine Unterstützung zur beruflichen Mobilität. Lediglich 13Prozent wird eine Fahrtkosten-Pauschale angeboten, neun Prozent erhalten einJobticket und nur knapp drei Prozent nutzen einen Firmenwagen. Hier schlummertfür Unternehmen ein großes Potenzial, wenn es darum geht, sich als attraktiveArbeitgeber zu präsentieren. Weitere Potenziale zeigt die Mobilitätsumfrage in<strong>de</strong>r technischen Ausstattung auf: 47 Prozent <strong>de</strong>r Befragten gaben an, dass sie dasMobiltelefon/Smartphone häufig auch beruflich nutzen. Ein Dienst-Laptop o<strong>de</strong>r-iPad wird gera<strong>de</strong> mal von einem Viertel eingesetzt. Nur selten wird ein HomeOffice in Anspruch genommen (15 Prozent). www.meinestadt.<strong>de</strong>Neues von <strong>de</strong>n StellenmärktenCrossmedia. Seit Mitte September erscheinenin <strong>de</strong>r F.A.Z. am Samstagund Sonntag Hinweise auf Stellenanzeigen,die bei Jobware geschaltetwur<strong>de</strong>n. Die so hervorgehobenenStellenanzeigen erscheinen zugleichauch auf FAZjob.NET. www.jobware.<strong>de</strong>Schnittstelle. Das Business-Netz werkXing und <strong>de</strong>r Software-AnbieterPromerit haben eine Schnittstellenlösungerarbeitet, über die sich Bewerbermanagementsystememit <strong>de</strong>mNetzwerk verbin<strong>de</strong>n lassen. Darüberlassen sich die Xing-Profilinformationenper Klick in das Bewerbermanagementsystem<strong>de</strong>s Unternehmensübertragen und Stellenanzeigen aus<strong>de</strong>m System direkt auf Xing schalten.Derzeit kann die Schnittstelle inSAP E-Recruiting integriert wer<strong>de</strong>n.Die Einbindung an<strong>de</strong>rer Systeme istmöglich.www.xing.<strong>de</strong>Neue Jobbörse. Anfang September istdas bun<strong>de</strong>sweite Jobbörsen-NetzwerkDeutschlandStellen24.<strong>de</strong> an<strong>de</strong>n Start gegangen. Es besteht aus<strong>de</strong>rzeit 27 eigenständigen Städte-Jobportalenund setzt somit auf Lokalisierung. www.DeutschlandStellen24.<strong>de</strong>Social Media. Anfang 2013 startet einneues Social-Media-Portal speziellfür die Rekrutierung: Tibuga.<strong>de</strong>. Überein integriertes Nachrichtensys temtreten potenzielle Mitarbeiter direktmit Personalverantwortlichenin Kontakt, stellen sich mit Bewerbungsvi<strong>de</strong>osvor o<strong>de</strong>r bewerben sichinitiativ. Unternehmen können sichseit Anfang Oktober registrieren.www.tibuga.<strong>de</strong>Social Recruiting. Xing hat eine Unternehmensmitgliedschaftentwickelt,die eine Weiterentwicklung <strong>de</strong>r bisherigenRecruiter-Mitgliedschaftdarstellt. Mit <strong>de</strong>r neuen Mitgliedschaftkönnen Teams gemeinsamnach passen<strong>de</strong>n Kandidaten suchen,sie können verschie<strong>de</strong>ne Projekteanlegen und Ergebnisse mit Kollegenteilen. www.xing.<strong>de</strong>Geben Sie die richtigen Impulse!Mit <strong>de</strong>n individuellen Trainings vonMBtech Aca<strong>de</strong>my.MBtech Aca<strong>de</strong>my Trainings:Persönlichkeit & FührungProjekt- & Lean ManagementPLM & ITTechnische Trainings11 / 12 personalmagazinwww.mbtech-aca<strong>de</strong>my.com


30 Management_PotenzialanalyseAnonyme VorstufeINSTRUMENT. Interne Bewerbungen sind heikel: Überschätzt sich ein Kandidat, erfährter Ablehnung und ist oft <strong>de</strong>motiviert. Eine Lösung ist eine anonyme Potenzialanalyse.Von Christa Mette und Heinrich WottawaDer Fachkräftemangel beschäftigtimmer mehr Unternehmen.Neben klassischen Recruiting-Prozessen ist es für die meistenUnternehmen sinnvoller, <strong>de</strong>n Fach- undFührungskräftenachwuchs im eigenenUnternehmen zu suchen und Mitarbeiterdafür gezielt intern weiterzubil<strong>de</strong>n.Damit sich nur tatsächlich geeigneteMitarbeiter auf interne Stellen bewerben,kann man im Vorfeld ein E-Assessmenteinführen. Dieses spiegelt <strong>de</strong>mMitarbeiter sein tatsächliches Potenzialwi<strong>de</strong>r und ermöglicht ihm so, sich objektiveinzuschätzen.nahme nur Mitarbeiter aus, die für diespätere Tätigkeit beson<strong>de</strong>rs gut geeignetund in <strong>de</strong>r Lage waren, <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungendieses Studiengangs gerechtzu wer<strong>de</strong>n.Dem Bewerbungsprozess für solcheanspruchsvollen Maßnahmen muss einobjektives und umfassen<strong>de</strong>s Talentmanagementzugrun<strong>de</strong> liegen, vor allem,wenn es in einem Folgeschritt um dieDeutsche Bank setzt auf VorauswahlAuf ein solches Instrument hat <strong>zum</strong>Beispiel die Deutsche Bank bei <strong>de</strong>r Besetzung<strong>de</strong>r Plätze für eine internePersonalentwicklungsmaßnahme, dasAufbaustudium „Qualified FinancialConsultant“, zurückgegriffen. Dafürnutzte sie ein auf psychologischen Skalenbasieren<strong>de</strong>s E-Assessment.Das Finanzunternehmen suchte fürdas Aufbaustudium an <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie<strong>de</strong>r Ruhr-Universität Bochum Mitarbeitermit beson<strong>de</strong>rem Potenzial, die in Zukunftgehobene Privatkun<strong>de</strong>n betreuensollten. Dieser Studiengang war einerseitsfür die Teilnehmer sehr aufwendig.An<strong>de</strong>rerseits entstehen <strong>de</strong>m Unternehmenauch erhebliche Kosten für je<strong>de</strong>angemel<strong>de</strong>te Person – einerseits für dieFortbildung an sich, an<strong>de</strong>rerseits durch<strong>de</strong>n Wegfall <strong>de</strong>r Arbeitsleistung. Deshalbwählte die Deutsche Bank für die Teil­Mittels einer anonymen Analyse bleibt <strong>de</strong>m Mitarbeiter ein Gesichtsverlust erspart.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


31Besetzung von Führungspositionengeht. Bewährt hat sich ein dreistufigerProzess: Grundlage einer erfolgreichenPotenzialbeurteilung istzunächst eine umfassen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungsanalysean die zu besetzen<strong>de</strong>Position. Daran ausgerichtet wird einanonymisierter Potenzialanalysetestentwickelt und mit <strong>de</strong>n Interessentendurchgeführt. Abschließendwer<strong>de</strong>n individuelle Interviews mit<strong>de</strong>n erfolgreichen Testteilnehmerngeführt. Die an<strong>de</strong>ren erhalten <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>steine ausführliche verbaleInterpretation ihrer Ergebnisse, dieautomatisch erstellt wird.erfolgen. Nur wenn dies gewünscht ist,erfährt das Unternehmen selbst nicht,welche Mitarbeiter sich <strong>zum</strong> Test angemel<strong>de</strong>thaben. Das Ergebnis wird dannausschließlich <strong>de</strong>m Bewerber persönlichmitgeteilt.Nur wenn <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong> Mitarbeitersich im Fall eines positiven Testergebnissesmit <strong>de</strong>r Auswertung direkt an diezuständige Führungskraft im Unternehmenwen<strong>de</strong>t, wird dort bekannt, dass dieserMitarbeiter an <strong>de</strong>r PotenzialanalyseEigene Kompetenzen analysierenUm diesen Prozess effizient gestaltenzu können, benötigt man eineleistungsfähige und flexible Plattformfür Online-Assessments. Bei<strong>de</strong>m Beispiel <strong>de</strong>r „Financial Consultants“<strong>de</strong>r Deutschen Bank war diesdas Instrument namens „Perls“,das von <strong>de</strong>r Eligo GmbH entwickeltwur<strong>de</strong>. Daraus können genau jeneSkalen zu Leistungsvermögen,Arbeitshaltungen, Motivation undsozialen Kompetenzen ausgewähltwer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>rjeweiligen Stelle o<strong>de</strong>r Personalentwicklungsmaßnahmeentsprechen.Diese Skalen wer<strong>de</strong>n dann technischzu einer spezifischen Potenzialanalysezusammengestellt. Das Verfahrenbietet allen Teilnehmern dieMöglichkeit, sich strukturiert mit<strong>de</strong>n eigenen Kompetenzen, beruflichenNeigungen und Einstellungenauseinan<strong>de</strong>rzusetzen und <strong>de</strong>ren Passungzu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen einzuschätzen.Die Erfahrung mit <strong>de</strong>m E-Assessmentzeigt, dass gera<strong>de</strong> erfahreneMitarbeiter die Möglichkeit schätzen,mithilfe objektiver Verfahrenihre persönlichen Stärken und möglichenEntwicklungsfel<strong>de</strong>r zu reflektieren.Der ganze Ablauf mussaber nicht zwingend völlig anonymAUS DEM EINZIGARTIGEN FUHRPARK-VERWÖHNPROGRAMM:DIE EFFIZIENTERE GEHALTSUMWANDLUNGFirmenwagen für alle! Steigern Sie die Mitarbeiter-Motivation und Ihre Attraktivität als Arbeitgeber –für Sie frei von Haftungsrisiken und Arbeitsaufwand.Lernen Sie unsere effizientere Gehaltsumwandlungunter 02131 132-200 kennen. It’s easier to leaseplan.WWW.LEASEPLAN.DEBESUCHEN SIE UNSERE INFO-VERANSTALTUNG:WWW.LEASEPLAN.DE/TERMINE.HTML11 / 12 personalmagazin


32 Management_Potenzialanalyseteilgenommen hat. Liegen noch Lückenin einigen Schlüsselqualifikationen vor,gibt das Test-Feedback Anhaltspunkte füralternative Überlegungen <strong>de</strong>r Karriereplanung.Bei einer solchen Regelung hat<strong>de</strong>r Mitarbeiter die volle Kontrolle überdie Bekanntgabe seiner Ergebnisse. Diesverhin<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Gesichtsverlust <strong>de</strong>r nichtgeeigneten Interessenten vor Kollegenund Führungskräften.Liegen noch Lücken ineinigen Schlüsselqualifikationenvor, gibt dasTest-Feedback Anhaltspunktefür alternativeÜberlegungen in <strong>de</strong>r eigenenKarriereplanung <strong>de</strong>sMitarbeiters.Skalen individuell anpassenEs wird nicht ein einzelner vorgegebenerTest für alle Fragestellungen verwen<strong>de</strong>t.Son<strong>de</strong>rn das Unternehmen kannaus einer umfangreichen Liste psychologischerSkalen gezielt nur diejenigenauswählen, die <strong>de</strong>n konkreten Anfor<strong>de</strong>rungen<strong>de</strong>r Stelle o<strong>de</strong>r Personalentwicklungsmaßnahmeentsprechen. Damit istauch die rechtliche Vorgabe erfüllt, dassnur für die Aufgabenerfüllung relevanteInformationen von Mitarbeitern erfasstwer<strong>de</strong>n dürfen. Solche Potenzialanalysenfür Weiterbildungen im gehobenenSpezialistenbereich wie im Beispiel <strong>de</strong>rDeutschen Bank beinhalten oft Skalen<strong>zum</strong> „Anspruchsniveau an sich selbst“,zur „Einsatzbereitschaft“, „Reaktionauf Belastung“, „Lernbereitschaft“ und„Leis tungsmotivation“, aber auch „Problemlösefähigkeit“,„Flexibilität imDenken“ und „Kreativität unter vorgegebenenRahmenbedingungen“.Zu<strong>de</strong>m muss festgelegt wer<strong>de</strong>n, wiehoch die Werte eines Teilnehmers ausgeprägtsein müssen, um <strong>de</strong>n spezifischenAnfor<strong>de</strong>rungen zu entsprechen. Beispielsweiseerfor<strong>de</strong>rn viele Positioneneine gute verbale Denkfähigkeit. Diesemuss allerdings für die Teilnehmer aneiner Weiterbildung zu Rechtsfragenbeispielsweise noch viel stärker ausgeprägtsein, als bei einer Schulung fürdas Verständnis komplexer technischerProzesse. Für die Passung dazu wärenhohe Ausprägungen <strong>zum</strong> Beispiel aufSkalen relevant, die das räumliche Vorstellungsvermögenmessen, eine Fähigkeit,die wie<strong>de</strong>rum Juristen nur wenigbenötigen.Objektive EntscheidungshilfenNach <strong>de</strong>r Testdurchführung über das Internet,je nach Vereinbarung am Arbeitsplatzo<strong>de</strong>r von einem privaten Rechneraus, wird für je<strong>de</strong> Skala geprüft, ob dieTestwerte <strong>de</strong>s Teilnehmers innerhalbo<strong>de</strong>r außerhalb <strong>de</strong>s gewünschten Bereichsliegen. Dadurch kann die Passung<strong>de</strong>s Teilnehmers zu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<strong>de</strong>r Entwicklungsmaßnahme o<strong>de</strong>r Stellefestgestellt wer<strong>de</strong>n.Im einfachsten Fall bil<strong>de</strong>t man danacheine Reihenfolge nach <strong>de</strong>nAbweichungen: Stehen etwa für die ausgeschriebeneFortbildung zehn Plätze für20 Bewerber zur Verfügung, können diezehn Kandidaten mit <strong>de</strong>r geringsten Zahlan Abweichungen, also <strong>de</strong>n wenigstenÜberschreitungen <strong>de</strong>r gewünschten Bereiche,ausgewählt wer<strong>de</strong>n. Auf Wunsch<strong>de</strong>s Auftraggebers ist es aber auch möglich,bestimmte Abweichungen stärkerzu gewichten o<strong>de</strong>r das Ausmaß einzelnerAbweichungen auszuwerten. Auch Aussagenohne <strong>de</strong>n unmittelbaren Vergleichmit an<strong>de</strong>ren Teilnehmern sind möglich,etwa wenn bei <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungsanalysefestgelegt wird, dass es offensichtlichkeinen Sinn hat, Interessenten mit mehrals „X“ Abweichungen zur akzeptieren.Wenn auf vergleichbare Fälle im selbenUnternehmen zurückgegriffenwer<strong>de</strong>n kann, kann man statt solcherSetzungen von „X“ auch anhand <strong>de</strong>rspäteren Erfolge <strong>de</strong>r Mitarbeiter empirischbestimmen, wie hoch „X“ sinnvollerweiseanzusetzen ist. Für solcheValidierungsstudien wur<strong>de</strong>n von Eligospezielle IT-Programme entwickelt, dieaus solchen Daten automatisch die bestengewünschten Bereiche aus <strong>de</strong>n ausgewähltenTestskalen ermitteln.In vielen Fällen – wie auch bei <strong>de</strong>rAuswahl für die Deutsche Bank – erfolgtdie Auswertung <strong>de</strong>r Ergebnisseeinschließlich <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>r individuellenPassung vollautomatisch. Beivielen Teilnehmern ist dies auch diegünstigste Vorgehensweise. Bei kleinerenFallzahlen kann man zusätzlich mit<strong>de</strong>n Interessenten persönlich sprechen,um mögliche Ausgleiche von Defizitenabzuklären o<strong>de</strong>r Verständnis für das –gegebenenfalls negative – Ergebnis zuschaffen und individuell passen<strong>de</strong>re Entwicklungsmöglichkeitenaufzuzeigen.Mitarbeiter schätzen das VerfahrenSchon das Angebot, sich mit seinen persönlichenStärken auseinan<strong>de</strong>rzusetzenund diese für die eigene Karriere zu nutzen– unterstützt vom Arbeitgeber –,sorgt für eine hohe Motivation und steigertdie <strong>Bereit</strong>schaft zur Weiterbildungauch im Kleinen. Die Testverfahren stoßenbei <strong>de</strong>n Teilnehmern auf hohe Akzeptanz.Nach sechsjähriger Erfahrungscheint auch die Aussagekraft sehr hochzu sein. Im Beispiel <strong>de</strong>r Deutschen Bankschlossen weniger als drei Prozent einesJahrgangs <strong>de</strong>n Studiengang nicht erfolgreichab – so zeigt sich die Treffsicherheit<strong>de</strong>r Vorauswahl.Christa Metteist Senior Consultant bei <strong>de</strong>rEligo GmbH.Prof. Dr. Heinrich Wottawaist Lehrstuhlinhaberan <strong>de</strong>r Ruhr-Uni Bochum undGeschäftsführer von Eligo.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12



34 Management_PersonalentwicklungInformell lehrt schnellPRAXIS. Viele Unternehmen setzen auf die Eigeninitiative ihrer Mitarbeiter in <strong>de</strong>rWeiterbildung. Wie man informelles Lernen unterstützen kann, zeigen Beispiele.Von Carolin Müller und Anne DreyerGemütliche Sitzecken und großzügigeKaffeeküchen erhöhendie Produktivität eines Unternehmens.Was anfangs vielleichtüberraschend anmuten mag, istfür viele Unternehmen mittlerweile einwichtiges Instrument <strong>de</strong>s Bildungsmanagements.Immer mehr Firmen setzenauf informelle Lernprozesse und för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Austausch <strong>de</strong>r Mitarbeiter untereinan<strong>de</strong>r.Klassische Weiterbildungsinstrumente,wie externe Schulungen,Seminare o<strong>de</strong>r Workshops, reichenallein nicht mehr aus, um <strong>de</strong>m schnellenWissensverfall entgegenzuwirken.Während formelles Lernen strukturiertund planmäßig in einem institutionellenawardDeutscher BildungspreisEs gibt eine ganze Reihe von Awards, die gelungene Aus- und Weiterbildungskonzepteauszeichnen. Doch sie haben eines gemeinsam: Sie legen <strong>de</strong>n Fokus nur auf eineinzelnes Projekt. Der Deutsche Bildungspreis spiegelt ein umfassen<strong>de</strong>res Bild wi<strong>de</strong>r.Welchen Stellenwert nimmt das informelle Lernen und das Bildungs- und Talentmanagement<strong>de</strong>r Mitarbeiter im eigenen Unternehmen ein? Erfahren Sie, wo Ihr Unternehmenim Branchen- und Größenvergleich steht, und bewerben Sie sich bis <strong>zum</strong> 16.November um <strong>de</strong>n Deutschen Bildungspreis, <strong>de</strong>r gemeinsamen Initiative von EuPDResearch und <strong>de</strong>r Tüv Süd Aka<strong>de</strong>mie.Der kostenlose Bewerbungsprozess <strong>de</strong>s Deutschen Bildungspreises steht allen Unternehmen,Institutionen und öffentlichen Verwaltungs- und Sozialeinrichtungen offen.Unter www.<strong>de</strong>utscher-bildungspreis.<strong>de</strong> können Sie <strong>de</strong>n Qualifizierungsbogen abrufen undsich damit online bewerben. Die Finalisten gewinnen ein kostenloses Audit BildungsundTalentmanagement.Rahmen stattfin<strong>de</strong>t, ergibt sich informellesLernen aus Arbeits- und Handlungserfor<strong>de</strong>rnisseno<strong>de</strong>r persönlichemInteresse. „Informelles Lernen passierthäufig ungeplant, fin<strong>de</strong>t unregelmäßigstatt und wird we<strong>de</strong>r betreut noch bewertet,es fin<strong>de</strong>t sozusagen ‚en passant‘am Arbeitsplatz, auf <strong>de</strong>m Weg zur Arbeitüber E-Learning o<strong>de</strong>r in Gesprächen mitKollegen statt“, erklärt Dr. Oliver-TimoHenssler, Experte für Bildungsmanagementbei EuPD Research.Vor <strong>de</strong>m Hintergrund, dass Arbeitnehmerzunehmend auch in ihrer Freizeiterreichbar sein müssen, vermischen sichPrivat- und Berufsleben immer mehr.So bleibt es meist nicht beim Checken<strong>de</strong>r E-Mails o<strong>de</strong>r beim kurzen Telefonat.Vielmehr gehört oft auch das sogenannte„Learning Nearby the Job“ dazu: Auf<strong>de</strong>m Weg zur Arbeit o<strong>de</strong>r einem Kun<strong>de</strong>nterminerlaubt die technologischeEntwicklung, sich nebenbei im Interneto<strong>de</strong>r durch bestimmte Lern-Appsauf <strong>de</strong>m Handy fortzubil<strong>de</strong>n. Dort wer<strong>de</strong>neffiziente und kostengüns tige Lernmaßnahmenin allen berufsrelevantenBereichen von Excel bis zur Stressbewältigungbereitgestellt. Durch die steigen<strong>de</strong>Arbeitsbelastung bevorzugenviele Unternehmen eher Lernangebote,die die Mitarbeiter nicht mehrere Arbeitstagein Anspruch nehmen, son<strong>de</strong>rndie verkürzt, in Teilzeit o<strong>de</strong>r nebenbeiabsolviert wer<strong>de</strong>n können. InformellesLernen ist hier eine zeitgünstige Alternativeo<strong>de</strong>r Ergänzung.Für <strong>de</strong>n Mittelstand finanziell attraktivDa <strong>de</strong>r Mittelstand häufig weniger Geldfür Weiterbildung aufbringen kann, wirdinformelles Lernen für ihn kostenseitigimmer attraktiver. „Informelle Lernwegeenthalten viel Potenzial, weil sie fürUnternehmen <strong>zum</strong> Wettbewerbsfaktorwer<strong>de</strong>n können“, so Henssler. Durchdas Han<strong>de</strong>ln im Alltag ist <strong>de</strong>r Lerneffektoft am größten. Beson<strong>de</strong>rs bei mittelständischenUnternehmen gibt esviele Schnittstellen zwischen <strong>de</strong>n Abteilungen,sodass hier ein abteilungsübergreifen<strong>de</strong>s Lernen stattfin<strong>de</strong>n kann.Auch sind in kleineren Betrieben dieMitarbeiter eher Generalisten mit mehrVerantwortung und Einblick in die einzelnenAbläufe. Dadurch geschieht dortinformelles Lernen unbewusst, aber stetig.In Großunternehmen agiert je<strong>de</strong>rArbeitnehmer zunehmend als Spezia-personalmagazin 11 / 12


38 Management_TrauerfallDie große SprachlosigkeitÜberblick. Jährlich versterben hierzulan<strong>de</strong> rund 130.000 Menschen im berufsfähigenAlter. Doch Tod und Trauer sind in Unternehmen oft Tabuthemen – mit unguten Folgen.Von Holger SchindlerEin halbes Jahr etwa nach<strong>de</strong>m<strong>de</strong>r junge Geschäftsstellenleiter<strong>de</strong>r neu gegrün<strong>de</strong>ten Filialeseine Stelle angetreten hatte,saß er Stefan Grabner, <strong>de</strong>m Personalchef<strong>de</strong>r oberösterreichischen VolkskreditbankAG (VKB-Bank), in <strong>de</strong>ssen Bürogegenüber und teilte ihm mit, dass er anKrebs erkrankt sei. Es folgte <strong>de</strong>r Kampfgegen die Krankheit – die am En<strong>de</strong> dochstärker war. Einige Monate später, am23. April 2010, verstarb <strong>de</strong>r damals40-jährige Familienvater.„Das war für uns als Unternehmenund für mich persönlich eine enorme Herausfor<strong>de</strong>rung“,erinnert sich Grabner.Der junge Kollege habe sich bis dahinhervorragend bewährt gehabt und gutin die Firma hineingefun<strong>de</strong>n. „Ich binda emotional an meine Grenzen gekommen“,sagt Grabner. „Für so etwas wer<strong>de</strong>nSie nicht ausgebil<strong>de</strong>t!“Schwierige EntscheidungenTrotz <strong>de</strong>r eigenen Betroffenheit musstezeitnah zur Krankmeldung einiges entschie<strong>de</strong>nwer<strong>de</strong>n. Der Arbeitsvertragmit <strong>de</strong>m jungen Filialleiter war, wie imHPOArbeitshilfeVorlage Beispiel für einen Kondolenzbriefan Angehörige eines verstorbenen Mitarbeiters(HI638092).Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong>Personal Office (HPO). Internetzugriff:www.haufe.<strong>de</strong>/hi638092Unternehmen üblich, zunächst auf einJahr befristet. „Wir hätten also <strong>de</strong>n Vertrageinfach auslaufen lassen können“,erklärt Stefan Grabner. Doch er setztesich für ein an<strong>de</strong>res Vorgehen ein. „Inguten wie in schlechten Tagen – das habeich mir <strong>zum</strong> Leitprinzip genommen“,erzählt <strong>de</strong>r Personalleiter. Man habe daher<strong>de</strong>n erkrankten Mitarbeiter in einunbefristetes Arbeitsverhältnis übernommenund sich darum gekümmert,dass er wie üblich auch in <strong>de</strong>n Genusseiner Krankenzusatzversicherung kam.Ein <strong>de</strong>m Betroffenen nahestehen<strong>de</strong>rKollege und sein direkter Vorgesetzterhätten die ganze Zeit über persönlichenKontakt zu ihm gehalten.Zur Beerdigung seien etwa 25 Mitarbeiter<strong>de</strong>r VKB-Bank erschienen, dieinsgesamt rund 500 über ein weit gespanntesFilialnetz verteilte Beschäftigtezählt. „Für uns war eine solche Konfrontationmit Krankheit und Tod damalsetwas Neues. Inzwischen hatten wirjedoch einen zweiten, ganz ähnlichenFall, <strong>de</strong>r Gott sei Dank nicht so tragischausgegangen ist. Und wir haben eineentsprechen<strong>de</strong> Schulungsmaßnahmein unser hauseigenes Aus- und Weiterbildungsprogrammaufgenommen“, erläutertStefan Grabner, auf die Frage,welche Lehren die Bank aus all<strong>de</strong>m gezogenhat.Verdrängte RealitätenWas sich bei <strong>de</strong>r VKB-Bank abgespielthat, kommt viel häufiger vor, als <strong>de</strong>rgeringe öffentliche Wi<strong>de</strong>rhall <strong>de</strong>s Themasvermuten lässt. In <strong>de</strong>n vergangenenzehn Jahren sind im DurchschnittAllzu häufig steht tief gehen<strong>de</strong>Verunsicherung einem heilsamenUmgang mit Trauern<strong>de</strong>n im Weg.jährlich bun<strong>de</strong>sweit knapp 840.000Menschen verstorben – jeweils um die130.000 von ihnen im berufsfähigen Alterzwischen 15 und 65 Jahren. Trauerspielt auch dann ins Arbeitsleben hinein,wenn im nahen persönlichen Umfeld <strong>de</strong>rBeschäftigten Menschen sterben. „Mangeht in <strong>de</strong>r Trauerforschung davon aus,dass bei je<strong>de</strong>m To<strong>de</strong>sfall im Schnitt fünfbis zehn Menschen stark trauern”, erläutertUlrich Welzel, <strong>de</strong>r als TrauerbegleiterUnternehmen berät und schult. DerExperte aus Taufkirchen bei Münchenrechnet vor: „Wenn wir nur jeweils fünfstark betroffene Trauern<strong>de</strong> annehmen,Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


39Zukunft bewegen.Gabriela Schulz,Programm Managerindann sind das in Deutschland mehrals vier Millionen Menschen je<strong>de</strong>sJahr.“ Selbst wenn man weiter annehme,dass in 80 Prozent <strong>de</strong>r Fälledie Trauerarbeit weitgehend in <strong>de</strong>rFamilie geleistet wer<strong>de</strong>, wie Fachleuteschätzen, blieben jährlich immernoch rund 800.000 Betroffene, diemit einer immensen Trauerbelastungzur Arbeit kämen, sagt Welzel.Innerer Ausnahmezustand„Trauern<strong>de</strong> Arbeitnehmer sind ineinem inneren Ausnahmezustand“,erläutert Ulrich Welzel. Konzentrationsfähigkeitund allgemeinesLeistungsvermögen seien <strong>de</strong>utlichvermin<strong>de</strong>rt. „Ich kenne etwa einenFall, wo sich die Eltern und dieSchwester einer bei einem Unfallums Leben gekommenen jungenFrau elf Monate krankschreibenlassen mussten“, sagt Welzel. Sehrheikel seien die Folgen im direktenArbeitsumfeld. „Wenn in Teams einMitglied trauert und leistungsmäßigzurückfällt, kann dies zusätzlich zuZwist führen“, so Welzel.„Gera<strong>de</strong> die langfristigen Effektenicht verarbeiteter Trauer wer<strong>de</strong>nunterschätzt“, bestätigt Antonia An<strong>de</strong>rland.Die Unternehmensberaterinaus Allensbach am Bo<strong>de</strong>nsee befasstsich seit Jahren intensiv mit <strong>de</strong>mTrauerthema. Sie erlebt immer wie<strong>de</strong>r,dass sich hinter Konflikten in Betriebennicht aufgearbeitete Trauerverbirgt. „Ein leiten<strong>de</strong>r Mitarbeiterverliert ein Kind. Zwei Jahre späterbeginnt er plötzlich, seine Leuteanzubrüllen. Da kann durchaus <strong>de</strong>rVerlustschmerz ein Hintergrundsein“, erklärt An<strong>de</strong>rland. Trauerverarbeitungsei oft ein extrem diskontinuierlicherund langwierigerProzess, sagt er.Der Trauer begegnenEs zahlt sich also für Unternehmenaus, sich auf Trauerfälle in <strong>de</strong>r Belegschaftvorzubereiten – eine Auf-11 / 12 personalmagazin„Mit meinem Fachwissen bringe ich die DBweiter. Und meine Karriere.“Die Deutsche Bahn ist ein weltweit führen<strong>de</strong>s Mobilitäts- undLogistikunternehmen. Mehr als 297.000 Mitarbeiter setzen sichdafür ein, täglich mehr als sieben Millionen Kun<strong>de</strong>n im Personenverkehrin Deutschland, europaweit rund zehn Millionen Kun<strong>de</strong>nund über eine Million Tonnen Güter auf <strong>de</strong>r Schiene zu beför<strong>de</strong>rnsowie die dazugehörigen Verkehrsnetze auf <strong>de</strong>r Straße, <strong>de</strong>rSchiene und in <strong>de</strong>r Luft effizient zu steuern und zu betreiben.Für unser Service Center Personal in München suchen wir<strong>zum</strong> nächstmöglichen Termin einen engagierten und kompetentenReferenten (w/m) ZeitwirtschaftIn unserem Team verantworten Sie die Pflege und Weiterentwicklung<strong>de</strong>s Zeitwirtschaftssystems sowie die Gewährleistung <strong>de</strong>r fachlichenFunktionalität. Sie stellen die Funktionalität <strong>de</strong>r Datenübermittlungaus und in angrenzen<strong>de</strong> IT-Systeme und die Erfüllung betrieblicher,tarifrechtlicher und gesetzlicher Anfor<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r <strong>Bereit</strong>stellungund Verarbeitung personenbezogener Zeitdaten sicher. Auf Basisarbeitsrechtlicher Vorgaben erarbeiten Sie fachliche Konzepte zurAnpassung <strong>de</strong>s Systems, steuern die Beauftragung <strong>de</strong>s IT-Bereichs undcontrollen die Umsetzung, Datenqualität wie auch Budgeteinhaltung.Überdies analysieren Sie Optionen zur Systemerweiterung (MobileDevices), erörtern mit unseren internen Kun<strong>de</strong>n Optimierungsbedarfeund beraten zur Umsetzbarkeit. Sie erstellen und aktualisieren anwen<strong>de</strong>rgerechteHandbücher und stimmen die <strong>de</strong>finierten Standards in Fachteams,Projektgruppen sowie bei internen Kun<strong>de</strong>ngesprächen ab.Ihr Profil:abgeschlossenes Studium (Fachhochschule/Universität)<strong>de</strong>r Fachrichtung Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschafto<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Berufserfahrung mit personalwirtschaftlichemHintergrundBerufserfahrung im Bereich Zeitwirtschaftssystemeausgeprägte IT-Affinität und sichere EDV-Anwendungumfassen<strong>de</strong> Kenntnisse im Tarif-, Beamten- und Arbeitszeitrechtselbstständige und gewissenhafte Arbeitsweise sowieeine ausgeprägte Team-, Anwen<strong>de</strong>r- und Kun<strong>de</strong>norientierunghohes Prozessverständnis, Kommunikations- undVermittlungskompetenzSie interessieren sich für diese Tätigkeit bei <strong>de</strong>r Deutschen Bahn? Dannfreut sich das Team Personalgewinnung auf Ihre Bewerbung – bevorzugtonline über unsere Stellenbörse – mit Angabe <strong>de</strong>r Ausschreibungsnummer201675, Ihres frühestmöglichen Eintrittstermins und IhrerGehaltsvorstellung unter www.<strong>de</strong>utschebahn.com/stellenboerse. Bittehalten Sie Ihr Anschreiben, Ihren Lebenslauf und Ihre Zeugnisse bereit.Sie können Ihre Unterlagen auch postalisch sen<strong>de</strong>n:DB Mobility Logistics AGPersonalgewinnungBewerbermanagement ProfessionalsAusschreibungsnummer: 201675Caroline-Michaelis-Str. 5–1110115 BerlinFragen <strong>zum</strong> Bewerbungsverfahren beantwortet Ihnen das TeamPersonalgewinnung gern montags bis freitags von 09:00 bis 17:00 Uhrunter <strong>de</strong>r Telefonnummer 030 297-58431.Ihre persönlichen Daten behan<strong>de</strong>ln wir vertraulich – mehr dazu unterwww.<strong>de</strong>utschebahn.com/datenschutz-personal.Informationen zur DB als Arbeitgeber und zu <strong>de</strong>n vielfältigen Einstiegsmöglichkeitenerhalten Sie unter www.<strong>de</strong>utschebahn.com/karriere.


40 Management_TrauerfallCheckliste PraxisbeispielUmgang mit Tod und Trauer im BetriebDie folgen<strong>de</strong>n Punkte sind Denkanstöße für Personaler, die sich und ihr Unternehmengezielt auf die Themen Tod und Trauer vorbereiten wollen.✓✓✓Im Vorfeld und grundsätzlichSchulung <strong>de</strong>r Unternehmensführung und <strong>de</strong>r Personalverantwortlichen /Erarbeitung eines schriftlichen Trauerleitfa<strong>de</strong>ns / Eventuell jährliche kleineGe<strong>de</strong>nkfeier für verstorbene Kollegen.Beim Trauerfall im nahen Umfeld eines MitarbeitersPersönliches Mitgefühl ausdrücken / Persönliche Kondolenzkarte / Freistellungfür akute Trauer und Beerdigung (eventuell verlängern) / Vorgesetztenund direkte Kollegen auf die Rückkehr <strong>de</strong>s trauern<strong>de</strong>n Mitarbeiters vorbereiten(Unsicherheit reduzieren) / Falls nötig, übergangsweise Arbeitszeitreduzieren / Im Gespräch bleiben, Gesprächsangebote machen („Wie gehtes Ihnen heute?“) / Auf weitergehen<strong>de</strong> Hilfen seitens Dritter hinweisen.Beim Tod eines MitarbeitersPersönlicher Besuch bei <strong>de</strong>n Hinterbliebenen (erster Besuch unmittelbarnach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Mitarbeiters <strong>zum</strong> Kondolieren, zweiter Besuch, fallsnötig, ein bis zwei Wochen später zur Besprechung <strong>de</strong>r Formalitäten) /Persönliches Kondolenzschreiben / Großzügige Regelung <strong>de</strong>r noch offenenVergütungsansprüche / Traueranzeige in <strong>de</strong>r Zeitung / Besuch <strong>de</strong>r Beerdigungo<strong>de</strong>r Trauerfeier (Mitarbeiter dafür freistellen, an Kranz o<strong>de</strong>r Blumen<strong>de</strong>nken) / In Absprache mit <strong>de</strong>n Hinterbliebenen Trauerre<strong>de</strong> vorbereiten /Langfristig mit <strong>de</strong>n Hinterbliebenen Kontakt halten.gabe für die Personalabteilung. „In <strong>de</strong>rPraxis ist die Sprachlosigkeit in <strong>de</strong>n Firmenaber erschütternd groß, und falscheReaktionen verschlimmern oft die Situation“,berichtet Ulrich Welzel. Dahinterstecke Unsicherheit. Darum rät <strong>de</strong>r Trauerexpertedringend, <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st die Unternehmensführungfür die Thematik zusensibilisieren und zu schulen.Antonia An<strong>de</strong>rland weist zu<strong>de</strong>m aufdie im englischsprachigen Raum verbreitetenTrauerleitfä<strong>de</strong>n hin, welche fürUnternehmen entwickelt wer<strong>de</strong>n. Darinwür<strong>de</strong> als Handreichung für Vorgesetzteund Kollegen schriftlich festgehalten,was im Trauerfall zu beachten ist.Dazu gehöre vor allem, das Gesprächanzubieten und nicht in Schweigen zuverfallen, sagt Welzel. Die Anteilnahmemüsse auch <strong>zum</strong> Ausdruck kommen –und sei es nur mit <strong>de</strong>n Worten „Ich weißnicht, was ich sagen soll!“ o<strong>de</strong>r gar nurmit einem stillen Hän<strong>de</strong>druck. Das weitverbreitete„Wie geht es dir?“ in<strong>de</strong>s seiQuelle: UlRich Welzeleine wenig hilfreiche Frage. Was soll <strong>de</strong>rBetroffene da schon sagen? Viel bessersei die Frage„Wie geht es dir heute?” – dieeröffne nämlich Raum für echten Dialog.„Wichtig ist zu<strong>de</strong>m, Trauern<strong>de</strong>n wirklichausreichend Zeit zu lassen, umwie<strong>de</strong>r zu sich zu fin<strong>de</strong>n“, rät Welzel.Mit Son<strong>de</strong>rurlaub <strong>zum</strong> Trauern undAbschiednehmen sollte großzügig umgegangenwer<strong>de</strong>n, ebenso mit vorübergehen<strong>de</strong>nArbeitszeitreduktionen. Dasrechne sich sogar. „Mittel- bis langfristigdrohen ansonsten Krankheitsausfälleo<strong>de</strong>r am En<strong>de</strong> auch die Kündigung“, sagtWelzel. Empfehlenswert sei außer<strong>de</strong>m,wenn die Personalabteilung hilfreicheAdressen zur Bewältigung <strong>de</strong>r Trauersammle und zusammenstelle, also etwaKontakte zu Seelsorgern, Beratungsstellenund Therapeuten.Wenn ein Mitarbeiter verstirbtNoch größer sind die Herausfor<strong>de</strong>rungen,wenn ein Mitarbeiter verstirbt. „Der Kondolenzbesuchbei <strong>de</strong>n Hinterbliebenenist Pflicht. Da ist die Führungsriege <strong>de</strong>sUnternehmens gefragt“, sagt Ulrich Welzel.Auch das Kondolenzschreiben solltekeinesfalls die Sekretärin o<strong>de</strong>r gar <strong>de</strong>rAzubi verfassen. „Hier passieren viele,teils haarsträuben<strong>de</strong> Fehler“, so Welzel.Keinesfalls etwa sollte ein normaler Geschäftsbriefbogengenutzt wer<strong>de</strong>n. DasSchreiben sollte vielmehr ein Vorstand<strong>de</strong>s Unternehmens mit Füller auf einemneutralen Briefbogen in persönlichemTon verfassen. Zu vermei<strong>de</strong>n sei ferner,<strong>de</strong>n Brief durch die Frankiermaschinelaufen zu lassen. „Das alles mögen Kleinigkeitensein, doch hier geht es letztlichum Wertschätzung“, erklärt Welzel.Zur Beerdigung sollten <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st diedirekten Kollegen freigestellt, – abernicht <strong>zum</strong> Besuch verpflichtet wer<strong>de</strong>n.Pflicht ist laut Welzel die Beerdigung allerdingsfür min<strong>de</strong>stens einen Vertreter<strong>de</strong>r Unternehmensspitze. Eine persönlicheTrauerre<strong>de</strong> ist ein optionaler zusätzlicherAusdruck <strong>de</strong>s Respekts.Auch die Imagewirkung be<strong>de</strong>nken„Die eigene Belegschaft beobachtetaufmerksam, wie ihr Arbeitgeber mitTrauerfällen umgeht“, sagt Antonia An<strong>de</strong>rland.Ein bedachtes, respektvollesVorgehen sei daher auch ein ungemeinwertvoller Beitrag <strong>zum</strong> Betriebsfrie<strong>de</strong>n.Die Außenwirkung sei ebenfalls kaumzu überschätzen. Es spreche sich schnellherum, wie Firmen in solchen Situationenhan<strong>de</strong>ln – was nicht zuletzt auch dasEmployer Branding betrifft. Bei Beerdigungenwer<strong>de</strong> mit Argusaugen registriert,wie viele und welche Vertreter einUnternehmen entsen<strong>de</strong>. Ebenso wachsamwür<strong>de</strong>n öffentliche Stellungnahmen– o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Ausbleiben – wahrgenommen.An<strong>de</strong>rland: „Das muss Personalernbewusst sein. Da kann schnell viel zunichtegemacht wer<strong>de</strong>n, was zuvor mühsamaufgebaut wor<strong>de</strong>n ist.“HOLGER SCHINDLER arbeitet als freierWirtschaftsjournalist in Freiburg.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


Neu€ 99,00ca. 400 SeitenISBN 978-3-648-03222-0Bestell-Nr. E04532Zukunftsstrategien <strong>de</strong>r PersonalentwicklungDas Grundlagenwerk für strategische PersonalarbeitQualifizierte und motivierte Mitarbeiter sind für dieZukunftsfähigkeit eines Unternehmens von großer undständig wachsen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung.Dieses Buch bietet Ihnen Best-Practice-Konzepte zu allenwichtigen Themen <strong>de</strong>r Personalentwicklung. NamhafteExperten aus Unternehmen, Beratung und Wissenschaft<strong>de</strong>finieren die kommen<strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen an Personalmanager.Sie geben konkrete Handlungsempfehlungenund Umsetzungshilfen, um die Personalentwicklung <strong>de</strong>rZukunft erfolgreich zu gestalten.Aus <strong>de</strong>m Inhalt:Human Resources als Business Partner, Neues Lernenin <strong>de</strong>r GlobalisierungHerausfor<strong>de</strong>rungen & Konzepte: Die Führungskraft alsTalentmanager, Change Management durch PersonalentwicklungZielgruppen & Metho<strong>de</strong>n: Lernen in allen Lebensphasen,Bildungsmanagement und BildungscontrollingSPECIAL: Personalentwicklung und GesundheitsmanagementMit Arbeitshilfen onlineJetzt bestellen!www.haufe.<strong>de</strong>/bestellung o<strong>de</strong>r in Ihrer BuchhandlungTel. 0800 50 50 445 (kostenlos)


42 Organisation_NEWSNachgehaktManagergehälter: Die Lücke zwischen Männern und Frauen wird langsam kleiner.Weniger Einkommensunterschie<strong>de</strong>Die Schere zwischen <strong>de</strong>m Einkommen von Männern und Frauen scheintsich – wenn auch nur sehr langsam – <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st auf Führungsebenezu schließen. Das zeigen die Ergebnisse zweier aktueller Erhebungen.Laut einer Langzeitanalyse auf Basis <strong>de</strong>r Datenbank <strong>de</strong>r Kienbaum Vergütungsberatungverdienten im Jahr 1995 männliche Führungskräfte 25 Prozentmehr als Frauen in gleicher Position. 2005 waren es noch 15 Prozentund aktuell beträgt die Vergütungsdifferenz laut <strong>de</strong>r Kienbaum-Studie nurnoch fünf Prozent.Das Statistische Bun<strong>de</strong>samt hat <strong>de</strong>mgegenüber allerdings etwas weniger positiveZahlen errechnet: Frauen in Führungspositionen verdienten <strong>de</strong>mnachim Jahr 2010 im Schnitt immer noch 30 Prozent weniger als ihre männlichenKollegen. Männliche Führungskräfte kamen auf einen durchschnittlichenBruttoverdienst von 39,50 Euro pro Stun<strong>de</strong>, Frauen auf 27,64 Euro. Die Verdienstunterschie<strong>de</strong>bei Technikern (30 Prozent) und aka<strong>de</strong>mischen Berufen(28 Prozent) waren ähnlich hoch, in Handwerksberufen lag die Differenz bei25 Prozent. Am geringsten war <strong>de</strong>r Verdienstunterschied mit vier Prozentzwischen weiblichen und männlichen Bürokräften.Empirische Fakten statt MythenNicht erst seit <strong>de</strong>m Hollywood-Film „Moneyball“diskutieren Personalwissenschaftlerund -praktiker darüber, inwiefern das evi<strong>de</strong>nzbasierteManagement <strong>de</strong>m Bauchgefühlüberlegen ist. In Ausgabe 4/2012 <strong>de</strong>s Wissenschaftsjournals„Personal Quarterly“ sinddie Professoren Thorsten Biemann, Dirk Sliwkaund Heiko Weckmüller <strong>de</strong>r Frage, welchenNutzen empirische Ergebnisse <strong>de</strong>r Personalforschungfür die betriebliche Praxis haben,auf <strong>de</strong>n Grund gegangen. Das Ergebnis: DieEinbeziehung empirischer Evi<strong>de</strong>nz lohnesich, wenn strategische Entscheidungenunter hoher Unsicherheit getroffen wür<strong>de</strong>n.Allerdings nutzt die beste Personalforschungnichts, wenn die Praktiker nicht bestimmteVoraussetzungen beachten: Sie solltenwissenschaftliche Studien komplementärzu an<strong>de</strong>ren Informationsquellen nutzen. Siemüssen sich Grundlagenkenntnisse zu wichtigenempirischen Metho<strong>de</strong>n aneignen. Undsie können die Forschungsergebnisse nurauf ihr eigenes Unternehmen übertragen,wenn sie vorher die allgemeinen Ergebnissemit <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s Unternehmensabgleichen. Auf Erfahrung könnten Praktikerlaut <strong>de</strong>n Professoren dann besser setzen,wenn sie schnelle Entscheidungen im Tagesgeschäftfällen müssen. Ausführlich lesen Siedie Ergebnisse in „Personal Quarterly“, auchonline unter www.personalquarterly.<strong>de</strong>.News <strong>de</strong>s MonatsAusbildungsabbrecher Eine vorzeitige Vertragsauflösung im dualen Ausbildungssystem kostet Unternehmen im Durchschnitt 6.826Euro. Das hat das Bun<strong>de</strong>sinstitut für Berufsbildung (BIBB) erstmals berechnet. Dafür hat das BIBB 51 Berufe in allen Branchen untersucht. DieQuote <strong>de</strong>r vorzeitigen Vertragslösungen lag bei <strong>de</strong>n untersuchten Berufen bei 20,5 Prozent.Büro <strong>de</strong>r Zukunft Lichtdurchflutete Räume mit Ruheecke und einer Stummtaste für Kollegen – so sieht nach einer Umfrage von Linkedin<strong>de</strong>r Traumarbeitsplatz <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Fach- und Führungskräfte aus. Die Studie unter 7.000 Arbeitnehmern zeigt auch, dass <strong>de</strong>n Deutschen dieArbeitsumgebung wichtiger ist als <strong>de</strong>m internationalen Durchschnitt.Arbeitszeit Die tarifliche beziehungsweise betriebsübliche Arbeitszeit vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer lag im zweiten Quartal 2012 beidurchschnittlich 38,22 Wochenstun<strong>de</strong>n. Damit ist das Vorkrisenniveau von 2008 erstmals wie<strong>de</strong>r erreicht. Das berichtet das Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung.+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


43Interaktive DienstpläneVor allem in <strong>de</strong>r Gastronomie ist das Erstellenvon Schichtplänen sehr zeitaufwendig.Der Online-Dienstplaner „Dejoris“ soll helfen,diesen Ablauf effizienter zu gestalten und gleichzeitigbei <strong>de</strong>r Schichtplanung Mitarbeiterwünsche weitestgehendzu berücksichtigen. Mitarbeiter tragenonline am PC o<strong>de</strong>r via Smartphone ein, wann siearbeiten können und wann nicht. Bei Än<strong>de</strong>rungswünschenkönnen Mitarbeiter selbstständig nacheiner Vertretung suchen und das Ergebnis <strong>de</strong>r Betriebsleitungkommunizieren. So kann diese zügigauf Än<strong>de</strong>rungen eingehen und <strong>de</strong>n Schichtplan aktualisieren.„Dejoris“ ist als kostengünstige SaaS-Lösungverfügbar. Zu einer kleinen Nutzungspauschalefällt ein Euro pro zugeteiltem Mitarbeiter an. Wenn inruhigeren Monaten nur wenige o<strong>de</strong>r gar kein Mitarbeitereiner Schicht zugewiesen wird, kostet das Toolauch weniger o<strong>de</strong>r gar nichts.Torex wird MicrosTorex, Anbieter von IT-Lösungen für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l,arbeitet nach <strong>de</strong>r Übernahme durch Micros seitOktober mit <strong>de</strong>m bewährten Team unter <strong>de</strong>rFirmierung Micros Retail Deutschland GmbH. Durchdie Integration in Micros erweitert sich für die Kun<strong>de</strong>nbei<strong>de</strong>r Unternehmen das Lösungsportfolio.Neues „De-Mail“-ModulDer Software-Anbieter Compart hat seine Lösung„Doc Bridge Pilot“ an <strong>de</strong>n En<strong>de</strong> Septembergestarteten digitalen Postdienst <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschenTelekom („De-Mail“) angebun<strong>de</strong>n. „Doc Bridge Pilot“ist eine datenbankgestützte, plattformunabhängigeSoftware, mit <strong>de</strong>r sich maßgeschnei<strong>de</strong>rte Sendungenfür je<strong>de</strong> Ausgabeform erstellen lassen: Als Druck genausowie als E-Mail, Fax, digitaler Brief sowie überWeb-Portale und mobile Endgeräte. Mit <strong>de</strong>m neuenModul „Doc Bridge Pilot De-Mail“ können Nutzer ihreDokumente über eine standardisierte Schnittstelleals De-Mail versen<strong>de</strong>n. De-Mail stellt somit einen zusätzlichenVersandweg für die rechtssichere Postzustellungin digitaler Form dar.11 / 12 personalmagazin


44 Organisation_personalplanungDie Arbeitskraft richtig managenSTRATEGIE. Der grundlegen<strong>de</strong> Denkfehler in <strong>de</strong>r strategischen Personalplanung:Die betriebliche Wertschöpfung fehlt. Das kostet Unternehmen Milliar<strong>de</strong>n.Von Uwe G. Seebacher und Axel GüpnerDie aktuelle Wirtschaftslage,aber auch <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>nJahren akut wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>Fach- und Führungskräftemangelspielen <strong>de</strong>r Beratungsindustriehervorragend in die Karten. Denn Unternehmenmüssen noch viel stärker alsbisher <strong>de</strong>n Produktionsfaktor „Mensch“planen, um langfristig nicht <strong>de</strong>n Zusammenbruch<strong>de</strong>r unternehmerischenWertschöpfung zu riskieren. Wer dieseWorte für publizistische Schwarzmalereihält, <strong>de</strong>r irrt: 2006 trennte sich ein Finanzkonzernim Rahmen <strong>de</strong>r weltweitenFinanzkrise für viel Geld von rund 7.500Mitarbeitern. Nach nur wenigen Monatenmusste das Unternehmen erkennen,dass in Kernbereichen <strong>de</strong>r unternehmerischenLeistungserstellung – also genaudort, wo eine Organisation Geld verdient– die Wertschöpfungsträger fehlten.Die Wertschöpfungsketten brachen zusammen.Die Folge waren Umsatzeinbußen,sinken<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheitund enorme Zusatzkosten, um zur Sicherung<strong>de</strong>r Wertschöpfung mehrerehun<strong>de</strong>rt Mitarbeiter vom Arbeitsmarktwie<strong>de</strong>r ins Unternehmen zu holen. DieserFehler in <strong>de</strong>r Personalplanung kostete<strong>de</strong>n Finanzriesen einen zweistelligenMillio nenbetrag.Dieses Beispiel ist nur eines von vielen.Seit 2008 erlebt das Thema <strong>de</strong>rstrategischen Personalplanung unter<strong>de</strong>m Begriff „Workforce Planning“ o<strong>de</strong>r„Workforce Management“ eine Renaissance,<strong>de</strong>ssen Umsatzpotenziale sichauch die weniger auf Personalthemenspezialisierten Beratungshäuser nichtentgehen lassen. Beispiel hierfür istein großes <strong>de</strong>utsches Telekommunikationsunternehmen,bei <strong>de</strong>m seit 2009eine Strategieberatung aktiv war, umnachhaltiges Workforce Managementaufzusetzen. Umso überraschen<strong>de</strong>r,dass dieses Unternehmen im Februar2010 eine Ausschreibung genau zudiesem Thema an ausgesuchte Beratungshäuserverschickte, um eine Verbesserung<strong>de</strong>r Planung, Steuerung undKontrolle <strong>de</strong>r globalen Personalressourcenumsetzen zu können. Es ging dabeinicht um die konzernweite Implementierungeines bereits ausformulierten und<strong>de</strong>finierten Workforce-Management-Konzepts, son<strong>de</strong>rn um die Entwicklung<strong>de</strong>s einem solchen System zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Datenwürfels. Der Eindruckliegt nahe, dass somit wesentlicheGrundlagen für Workforce Management<strong>zum</strong> Zeitpunkt <strong>de</strong>r Ausschreibung fehlten,obwohl in <strong>de</strong>n Medien bereits zudiesem Zeitpunkt völlig an<strong>de</strong>re Töne angeschlagenwur<strong>de</strong>n.Woran scheitert die Planung?Warum gestalten sich die Aktivitätenin Topunternehmen nicht ausreichen<strong>de</strong>rfolgreich, um ein nachhaltiges undvali<strong>de</strong>s strategisches Workforce Managementaufzusetzen? Umfragen bei HR-Managern,aber auch interne Studien undAuch <strong>de</strong>r Produktionsprozess an sich muss indie Personalplanung integriert sein – nur soentsteht am En<strong>de</strong> das gewünschte Mo<strong>de</strong>ll.personalmagazin 11 / 12


45© Fotolia.com / Nataliya HoraAnalysen von Anwen<strong>de</strong>runternehmenvon verfügbaren Lösungen zeigen: HeutigeKonzepte und Workforce-Management-Lösungenwie beispielweise die vonSuccess Factors, die ja von SAP übernommenwur<strong>de</strong>n, aber auch das System vonSAP selbst, o<strong>de</strong>r das von SAS, erfüllen gera<strong>de</strong>einmal rund 60 Prozent <strong>de</strong>r seitens<strong>de</strong>r Nutzer gestellten Anfor<strong>de</strong>rungen.Dabei ist die Lösung einfach. StrategischesWorkforce Management ist dielogische Konsequenz einer Entwicklung<strong>de</strong>r vergangenen Jahre. Durch die immerleistungsfähigeren Informationssystemekonnten Produktionsprozesse in allenBranchen optimiert und automatisiertwer<strong>de</strong>n. Führend in diesem Bereich warund ist die Automobilbranche, die sichbereits vor vielen Jahren mit <strong>de</strong>r integrierteneSupply Chain beschäftigte, um„Just In Time“ kostenoptimal arbeitenzu können. Allerdings ging es dabei umHalb- und Fertigfabrikate als Teil <strong>de</strong>rProduktionen, die geplant wur<strong>de</strong>n.Strategische Personalplanung imSinne von „Strategic Workforce Management“(SWFM) muss heute <strong>de</strong>n Ansprüchen<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Produktionsplanunggerecht wer<strong>de</strong>n. Das, was jedoch aktuellals WFM in <strong>de</strong>n Unternehmen vorwiegend<strong>zum</strong> Einsatz kommt, entbehrt dabeieiner wesentlichen Grundlage – nämlich<strong>de</strong>r Integration mit <strong>de</strong>m Produktionsprozessan sich. Das ist auch <strong>de</strong>r Grund,warum Unternehmen, IT-Anbieter undBerater seit Jahren nicht signifikant vorankommen,um WFM in <strong>de</strong>n Organisationenmehrwertstiftend zu etablieren.DefinitionHR-WertschöpfungsketteDer Begriff „Wertschöpfungskette“ bezeichnet Stufen <strong>de</strong>r Produktion als eine geordneteAnreihung von Tätigkeiten. Diese Tätigkeiten schaffen Wert und wer<strong>de</strong>n durchProzesse operativ umgesetzt. Sie bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Rahmen für soli<strong>de</strong> Planungen.Man unterschei<strong>de</strong>t zwischen Primär-Wertketten und Unterstützungs-Wertketten. Wichtigist die Unterscheidung <strong>zum</strong> Begriff „Prozess“, <strong>de</strong>nn dieser stellt wesentlich tiefer aufoperative Abläufe ab. Im Rahmen <strong>de</strong>s Workforce-Managements wür<strong>de</strong>n jedoch die Prozesseeiner Organisation als quantitativer Bezugsrahmen das System zu mächtig und zukomplex wer<strong>de</strong>n lassen. Beispiele für HR-Wertschöpfungsketten fin<strong>de</strong>n Sie im Text.Eine Wertschöpfungsbetrachtung ist eine bis zu einem gewissen Grad abstrahierteBetrachtung eines Aktivitätenbün<strong>de</strong>ls, <strong>de</strong>m Mitarbeiter aber auch Mitarbeitergruppenzugeordnet wer<strong>de</strong>n können. Durch diese n:n-Verbindung bil<strong>de</strong>t die Wertschöpfungskette<strong>de</strong>n mengenmäßigen und somit rechenbaren Bezugsrahmen.Wer möchte einen 7er BMW mit dreiAußenspiegeln <strong>de</strong>s 1er Mo<strong>de</strong>lls?Anhand eines Beispiels aus <strong>de</strong>m Automobilbereichsoll das veranschaulichtwer<strong>de</strong>n: Heutige Workforce-Management-Lösungenkönnen zwar die Qualitätsmerkmaleeines Rückspiegelseines spezifischen Mo<strong>de</strong>lls mehr o<strong>de</strong>rweniger erkennen und <strong>de</strong>finieren – imübertragenen Sinn sind dies Aspektewie Kompetenzen und Fähigkeiten, aberauch Leistungs-Level und Hierarchieebenen–, aber <strong>de</strong>n genauen Zeitpunktzu bestimmen, wann wie viele Stück aufgenau welchem Mo<strong>de</strong>ll benötigt wer<strong>de</strong>n,ist nicht möglich. Wenn also <strong>zum</strong> BeispielBMW mit einem heutigen Workforce-Management-Ansatzo<strong>de</strong>r -System arbeitenwür<strong>de</strong> und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen Möglichkeiten,kämen am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Werkshalle7er BMW entwe<strong>de</strong>r mit einem o<strong>de</strong>rzu vielen Außenspiegeln eines an<strong>de</strong>renMo<strong>de</strong>lls <strong>de</strong>r Flotte heraus o<strong>de</strong>r aber ein7er ohne Außenspiegel, weil das Mengengerüst<strong>de</strong>r Produktion nicht <strong>de</strong>finiert un<strong>de</strong>rfasst, geschweige <strong>de</strong>nn extrapolierto<strong>de</strong>r in Szenarien ausformuliert wür<strong>de</strong>.Es sind somit produktionstechnischeGrundlagen, die in heutigenWorkforce-Management-Denkmo<strong>de</strong>llenfehlen. Denn je<strong>de</strong>m Produktionsplanungssystemliegt eine betrieblicheWertschöpfungskette zugrun<strong>de</strong>. DieseWertschöpfungskette ist die „DNA“ <strong>de</strong>sUnternehmens, <strong>de</strong>nn sie <strong>de</strong>finiert undschafft Transparenz darüber, wie, wo,wann, welches Geld durch Leistungserstellungverdient wird – und damit einhergehend,welche Produktionsfaktorendazu sowohl mengen- als auch ausprägungstechnischerfor<strong>de</strong>rlich sind.Eine HR-Wertschöpfungskette kannwie folgt aussehen: HR-Strategie,Planung, Rekrutierung, Betreuung,Outplacement. Viele Unternehmen verwen<strong>de</strong>nauch folgen<strong>de</strong>n Ansatz: Recruiting,Talentmanagement, Trainingund Entwicklung, Performance Management,Nachfolgeplanung, Vergütung.Es geht um die qualitative, aber vorallem die quantitative Personalplanungim Sinne <strong>de</strong>s strategischen WorkforceManagements. Da jedoch die gängigenSysteme die Wertschöpfung nicht alsquantitativen und integrierten Bezugsrahmenverwen<strong>de</strong>n, sind solche Systemeund Ansätze auch nicht imstan<strong>de</strong>, Datenzu mo<strong>de</strong>llieren o<strong>de</strong>r Szenarien zu rechnen.Viele Ansätze nutzen zwar bereitsdie Szenarioplanung als Mechanismus,ohne dabei jedoch <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichendirekten Bezugsrahmen zur Wertschöpfungund <strong>de</strong>n relevanten Marktdatenund -entwicklungen zu haben. Somit istdie Aussagefähigkeit <strong>de</strong>r generierten Informationenumstritten.Die Wertschöpfung muss somit alsAusgangsbasis stringent im Workforce-ManagementSystem abgebil<strong>de</strong>twer<strong>de</strong>n. Es geht um die Definition vonWertschöpfungsschritten, Häufigkeitenund Durchlaufzeiten. Diese quantitativenInformationen wer<strong>de</strong>n in weitererFolge über Job-Families o<strong>de</strong>r Job-Clustersdirekt mit <strong>de</strong>n relevanten qualitativenPersonaldaten verbun<strong>de</strong>n. Dieses integrativeKons trukt aus quantitativemBezugsrahmen und <strong>de</strong>m qualitativenWorkforce-Pool stellt die rechenbare undvor allem mo<strong>de</strong>llierbare Basis für einnachhaltiges strategisches WorkforceManagement dar.Schritt eins:Wertschöpfungskette dokumentierenDamit ein Workforce Management vali<strong>de</strong>Daten und Informationen liefert, ist diesererste Schritt von enormer Be<strong>de</strong>utung.11 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


46 Organisation_personalplanungEs geht um die Schritte <strong>de</strong>r Leistungserstellung.Ähnlich wie bei Zickzack-Diagrammenmuss die Leistungserstellungdurch Arbeitsschritte, Mengengerüste,Häufigkeiten und Durchlaufzeiten <strong>de</strong>finiertwer<strong>de</strong>n. Somit hat man mit nurwenigen Daten sofort die „WFM-DNA“erstellt. Solche Wertschöpfungskettenkönnen auch für Service- und Back-Office-Bereicheebenso wie für Dienstleistungenerstellt wer<strong>de</strong>n.Wenn eine Organisation als Gesamtesdurch solche Wertschöpfungsketten <strong>de</strong>finiertwird, kann durch eine prozentualeVerteilung auch noch eine leistungs- o<strong>de</strong>raber auch gewinnbezogene Verteilungo<strong>de</strong>r Gewichtung im Workforce Managementhinterlegt wer<strong>de</strong>n, was dieAussagekraft weiter erhöht, da interneWertigkeiten in Bezug auf das tatsächlichverdiente Geld abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.Schritt zwei:Workforce zuordnenDen einzelnen Schritten wer<strong>de</strong>n dann„Job Families“ o<strong>de</strong>r Job-Gruppen zugeordnet.Dies erfolgt über eine einfacheDrop-Down-Liste bei je<strong>de</strong>m Arbeitsschritt<strong>de</strong>r Wertschöpfungskette, überdie diese Informationen hinterlegt undsomit verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Da natürlicheine „Job Family“ nicht nur einer Wertschöpfungskettezuzuordnen ist, ermöglichteine prozentuale Zuordnung eineexakte Abbildung von Tätigkeitsprofilen<strong>de</strong>r jeweils beteiligten Job-Gruppen.Durch diese inhaltliche Verknüpfungwird das gesamte in <strong>de</strong>r Organisationvorhan<strong>de</strong>ne Datenmaterial und somit allequalitativen HR-Informationen in dasWorkforce Management eingebun<strong>de</strong>n.Dies umfasst Informationen aus <strong>de</strong>mKompetenzmo<strong>de</strong>ll, aus <strong>de</strong>m PerformanceonlineOb Ihr Unternehmen fit für strategischesWorkforce Management ist, können Siemithilfe eines Tools feststellen unterwww.usp-wfm.comManagement, aber auch strukturelle und<strong>de</strong>mografische Daten. Auf einen Schlagsteht hinter einer Wertschöpfungskette<strong>de</strong>r jeweils relevante Teil einer Organisationin rechenbarer Form zur Verfügung.Systemtechnisch kann dies über System-Extraktoren realisiert wer<strong>de</strong>n, wie diesin Pilotanwendungen <strong>zum</strong> Beispiel vonDetect Value realisiert wur<strong>de</strong>. „Auf dieseWeise können wir Redundanzen vermei<strong>de</strong>nund Workforce Management alssolches schlank und performant halten“,so Dr. Jörg Thienemann, Geschäftsführervon Detect Value als Walldorf.So kann für einen Teil einer bestimmtenWertschöpfungskette sofort aus <strong>de</strong>mWorkforce Management das dahinterliegen<strong>de</strong> Kompetenzgerüst ermittelt un<strong>de</strong>xtrahiert wer<strong>de</strong>n. Das Gerüst entstehtaus <strong>de</strong>r Konsolidierung <strong>de</strong>r Kompetenzausprägungen<strong>de</strong>r involvierten Job-Gruppen, die sich wie<strong>de</strong>rum in letzterKonsequenz aus Einzelprofilen errechnenlassen. Durch die Verknüpfungmit Leistungsniveaus für verschie<strong>de</strong>neJob-Gruppen können zu<strong>de</strong>m Aussagenüber Leistungsgefälle innerhalb vonWertschöpfungsketten, aber auch wertschöpfungsübergreifendVergleichegezogen wer<strong>de</strong>n. So erlauben die InformationenRückschlüsse auf leistungsoptimieren<strong>de</strong>und leistungshemmen<strong>de</strong>Faktoren und Konstellationen.Schritt drei:Regressionsanalysen durchführenEin entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Punkt, <strong>de</strong>r bei fastallen im Einsatz befindlichen Workforce-Management-Ansätzen,-Konzeptenund -Lösungen nicht berücksichtigtist, sind unternehmensspezifische Ausprägungenzu Parametern im Bereich<strong>de</strong>r Entwicklung von Kompetenzen,Leistungsniveaus, Hierarchiestufenund auch Verweildauer im Unternehmen.Solche Informationen sind jedochwesentliche Faktoren <strong>de</strong>r Belegschafteines Unternehmens, die erheblichenEinfluss auf das strategische WorkforceManagement haben können. Ein Beispielfür einen solchen Parameter istdie jährliche durchschnittliche Steigerung<strong>de</strong>r Kompetenz in einem o<strong>de</strong>r aberauch mehreren <strong>de</strong>finierten Bereicheneines unternehmensinternen Kompetenzmo<strong>de</strong>lls.Diese Steigerung kann jenach Unternehmen und nach Anzahlvon Kompetenzniveaus stark variieren.Generell kann von einem Wertebereichvon 0,25 bis 0,6 In<strong>de</strong>xpunkten pro Jahrbei Mo<strong>de</strong>llen zwischen sechs und zehnKompetenzstufen ausgegangen wer<strong>de</strong>n.Allerdings muss für ein vali<strong>de</strong>s WorkforceManagement ein solcher Parameterdurch die Auswertung von min<strong>de</strong>stenszwei Kompetenzerhebungen aus <strong>de</strong>nVorjahren im Sinne von kumuliertenMitarbeiterjahresgesprächen errechnetwer<strong>de</strong>n. Ebenso muss dies im Bereich<strong>de</strong>r Leis tungsentwicklung o<strong>de</strong>r aberauch <strong>de</strong>r Hierarchiestufen aus <strong>de</strong>n Unternehmensdatengeneriert wer<strong>de</strong>n.Schritt vier:Kontingenzdaten integrierenViele im Einsatz befindlichen Workforce-Management-Ansätze integrieren innicht systematischer Form Informationen<strong>zum</strong> Umfeld <strong>de</strong>r Organisation, da dieDaten auf Basis von nicht strukturiertenInterviews erhoben wer<strong>de</strong>n. Ein strategischesWorkforce Management muss jedochauch für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r internenund externen Umfeldbedingungen einnachvollziehbares und systematischesVorgehen bereitstellen.Daher wer<strong>de</strong>n im vierten Schritt gemeinsammit <strong>de</strong>n operativen Geschäftsbereichenüber ein vor<strong>de</strong>finiertesEingaberaster anfangs qualitative Textfel<strong>de</strong>rzu internen und externen FaktorenSchritt für Schritt „rechenbar“ gemacht.Die operative Führungskraft muss dabeiauf Basis <strong>de</strong>r eigenen Expertise Risiken<strong>de</strong>finieren, diese in <strong>de</strong>ren Eintrittswahrscheinlichkeitbestimmen und auchin <strong>de</strong>ren möglichen Auswirkungen inleicht, mittel und schwer gruppieren. Außer<strong>de</strong>mkann eine Zuordnung je<strong>de</strong>s Faktorsin Bezug auf Konsequenzen sowohlim quantitativen als auch qualitativenBereich <strong>de</strong>r Workforce gemacht wer<strong>de</strong>n,personalmagazin 11 / 12


47üBERBLICKViele Ansätze nutzen bereitsSzenarioplanung – aber oft ohneBegrenzungsrahmen.SzenariogestütztWertschöpfungsbasiertMehrdimensionalKein gängiges Mo<strong>de</strong>ll bieteteinen direkten Bezug zur Wertschöpfungeiner Organisation.Rund 20 Prozent <strong>de</strong>r aktuellenAnsätze lassen die Speicherung<strong>de</strong>r multidimensionalen Datenvon WFM-Daten zu verschie<strong>de</strong>nenZeitpunkten zu.Die gängigen WFM-Mo<strong>de</strong>lleerlauben keine kombinierteAnalyse von qualitativen undquantitativen Informationen.DualStrategischesWorkforce Management(sWFM)DynamischDiese fehlen<strong>de</strong> Mehrdimensionalitätführt dazu, dass nur rund15 Prozent <strong>de</strong>r verfügbarenAnsätze Zeitreihen abbil<strong>de</strong>n, die<strong>zum</strong> Mo<strong>de</strong>llieren und für Szenarioserfor<strong>de</strong>rlich sind.Alle Ansätze können Workforce-Daten extrapolieren – aber immerunter Vernachlässigung <strong>de</strong>sBezugsrahmens (Wertschöpfung,Unternehmensertrag).Extra -polierendRegressivNur rund die Hälfte <strong>de</strong>r im Einsatzbefindlichen Mo<strong>de</strong>lle nutzenvergangenheitsbezogene Daten,um die Belegschaft zu planen.Wesentliche Aspekte eines strategischen Workforce Managements und <strong>de</strong>ssen Umsetzung in gängigen Lösungen.Quelle: USP INTERNATIONAL ADVISORYum <strong>zum</strong> Beispiel die Einführung einerneuen Technologie und die damit verbun<strong>de</strong>nerelative Kompetenzminimierung imSystem abzubil<strong>de</strong>n. Hintergrund ist, dassdie Entstehung einer neuen Technologie,absolut betrachtet, zur Abnahme <strong>de</strong>r relevantenKompetenz führt, da ja neueKompetenzen gefor<strong>de</strong>rt sind.Ein an<strong>de</strong>res Beispiel für die Erfassungvon Kontingenzdaten ist die Situationam Arbeitsmarkt. Wenn die operativeFührungskraft antizipiert, dass sich dieSituation am Arbeitsmarkt in einem bestimmtenBereich verschärfen wird, dannbe<strong>de</strong>utet dies, dass sich neue Fachkräfteverteuern wer<strong>de</strong>n. Also wäre die interneund rechtzeitige Umschulung o<strong>de</strong>r Weiterentwicklung<strong>de</strong>r relevanten Mitarbeiterdie wesentlich günstigere Alternative.Durch die mehrdimensionale Verlinkungmit allen Aspekten <strong>de</strong>r Workforce wieRegion, Allokation, Alter, Kompetenz,Performance et cetera kann somit HRgemeinsam mit <strong>de</strong>m Business-ManagerWorkforce Management auch im Big Pictureglobal nach Regionen und <strong>de</strong>n dortigenspeziellen Entwicklungen, Vor- undNachteilen, aber auch Risiken ausrichten.Dadurch kann Workforce Managementweitere Vorteile im globalen Wettbewerbum die besten Mitarbeiter liefern.Schritt fünf: Szenarien rechnen undmo<strong>de</strong>llierenDas größte Potenzial <strong>de</strong>s strategischenWorkforce Managements besteht darin,langfristig <strong>de</strong>n Bereich Human Resourcesals Business-Partner zu etablieren.Dies ist die logische Konsequenz, wenn<strong>de</strong>r Personalbereich auf Basis eines integrierten,mehrdimensionalen unddynamischen Workforce Managementsauf Basis von <strong>de</strong>finierten Bereichszielenim operativen Business aufzeigen kann,was möglich ist und was nicht. Umgekehrtkann HR mit <strong>de</strong>m WFM möglicheHandlungsalternativen aufzeigen, um<strong>de</strong>finierte Unternehmens- o<strong>de</strong>r Bereichszielerealisieren zu können.Weiter wird <strong>de</strong>m Personalmanagementauch seitens <strong>de</strong>s Finanzbereichsund <strong>de</strong>m restlichen Vorstand die Kompetenzzugesprochen, aktiv im Rahmen<strong>de</strong>s unternehmerischen Strategieentwicklungsprozessesbeteiligt zu sein.Nur durch diese dynamische und ohnediesseitens <strong>de</strong>s Strategischen HumanResource Managements (SHRM) seitJahren gefor<strong>de</strong>rten „two way linkage“nach Chris Mabey wird es in Zukunftmöglich sein, auf Basis <strong>de</strong>r jeweils aktuellenWorkforce im Sinne <strong>de</strong>s HumanCapitals einer Organisation integrativStrategien, neue Geschäftsmo<strong>de</strong>lle, aberauch vor allem die Innovationskraft vonUnternehmen durch sogenannte SkillsRoad Maps abzusichern und umzusetzen.Nur durch diese direkte Einbindung <strong>de</strong>sWorkforce Managements beziehungsweisePersonalmanagements in die strategischenund operativen Prozesse kanndie Unternehmensentwicklung und diePersonalentwicklung konzertiert undabgestimmt einhergehen. So wird „Ma<strong>de</strong>in Germany“ auch weiterhin für Qualität,Güte und Innovationskraft stehen.Dr. Uwe G. Seebacherist in <strong>de</strong>r Geschäftsführungbei USP International.Dr. Axel Guepnerist Managing Director bei <strong>de</strong>rAG Consulting GmbH sowieBuchautor.11 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


48 Organisation_gesundheitsmanagementKonzepte statt EinzelaktionenBEST PRACTIcE. Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Erfolgsfaktor beim Gesundheitsmanagement vonFerring ist ein Organisationsrahmen, innerhalb <strong>de</strong>ssen flexibel reagiert wer<strong>de</strong>n kann.Von Michael Geke, Thomas Faust undMichael WalterIn <strong>de</strong>n letzten Jahren haben vieleUnternehmen die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>sGesundheitsmanagements für dieProduktivität <strong>de</strong>r Belegschaft erkannt.Allerdings zeichnet sich die Umsetzungin <strong>de</strong>n meisten Unternehmennoch durch mangeln<strong>de</strong> Effektivität undEffizienz sowie fehlen<strong>de</strong> Nachhaltigkeitaus. Diese Erfahrung machte auch dieFerring GmbH in Kiel. Der <strong>de</strong>utscheProduktionsstandort mit 220 Mitarbeiterninnerhalb <strong>de</strong>r Division TechnicalOperations <strong>de</strong>s weltweit tätigen Unter-Hauruck-Verfahren führen nicht <strong>zum</strong> Ziel,strategische Konzepte sind gefragt. Das giltauch im Gesundheitsmanagement.© shutterstock.com / aida ricciardiellonehmens musste En<strong>de</strong> 2011 erkennen,dass in <strong>de</strong>n letzten Jahren zwar vieleGesundheitsmanagement-Maßnahmenaufgesetzt wur<strong>de</strong>n, aber immer wie<strong>de</strong>r„im San<strong>de</strong> verlaufen sind“. Die Grün<strong>de</strong>hierfür: Es han<strong>de</strong>lte sich durchgehendum Einzelaktionen, die nicht in einGesamtkonzept eingebettet waren. Esfehlte an einer gemeinsamen Vision, amRahmen, innerhalb <strong>de</strong>ssen Gesundheitals „Wert“ im Unternehmen verankertwer<strong>de</strong>n konnte. Es fehlte an <strong>de</strong>r Ausrichtungauf die wichtigsten Anfor<strong>de</strong>rungen,es waren keine Verantwortlichkeiten fürdie Inhalte und die Steuerung <strong>de</strong>finiert.Hinzu kommt, dass das Gesundheitsmanagementeine Querschnittsfunktionhat, was die Steuerung nicht vereinfacht.Um genau diese Schwachpunktezu überwin<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> beschlossen, fürdie Ferring GmbH einen integriertenGesundheitsmanagement-Geschäftsprozesssowie ein auf die heutigen und zukünftigenAnfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Strukturausgerichtetes, einheitlich gesteuertesGesundheitsmanagement aus <strong>de</strong>m Personalmanagementheraus einzuführen. Einharmonisierter Geschäftsprozess solltefür eine <strong>de</strong>utliche Verbesserung <strong>de</strong>r Wirkungund <strong>de</strong>s Einsatzes von Maßnahmen,eine höhere Passgenauigkeit sowie effektiverenRessourceneinsatz sorgen.Phasen auf <strong>de</strong>m Weg zur GesundheitUm die gesteckten Ziele zu erreichen,wur<strong>de</strong> ein Projekt mit vier Phasen aufgesetzt.Dabei wur<strong>de</strong>n Risiken und Chancenaus <strong>de</strong>r aktuellen und zukünftigenPersonalstruktur abgeleitet, um so <strong>de</strong>nGrundstein für die Strategie- und Geschäftsprozessentwicklungzu legen. In<strong>de</strong>r Phase eins erfolgten die Projektplanung,das Konkretisieren <strong>de</strong>r Ziele unddas aktive Stakehol<strong>de</strong>r-Management.Den Kern <strong>de</strong>r Phase zwei bil<strong>de</strong>te dassogenannte Gesundheitsmanagement-Audit: Erheben <strong>de</strong>r Mengengerüste wieKrankenquote, Job-Cluster, Altersstrukturet cetera; Erfassung <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>nInstrumente sowie die Beschreibung <strong>de</strong>rOrganisation; Erfassung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungenan Mitarbeiter, Führungskräfteund Geschäftsführung. Auf dieser Basiskonnten die Anfor<strong>de</strong>rungen sehr genauspezifiziert und in einen zeitlichen Entwicklungskontextgebracht wer<strong>de</strong>n.personalmagazin 11 / 12


49Audit-ergebnisPraxisbeispielPhase drei beinhaltete die Zielbil<strong>de</strong>ntwicklungund die Definition <strong>de</strong>s Gesundheitsmanagement-Geschäftsprozesses:Strategie, Organisation, Sollprozesse,Instrumente und Kennzahlen zur Steuerung.Ergebnis war das konkret <strong>de</strong>finierteGesundheitsmanagement-Framework.In <strong>de</strong>r Phase vier wur<strong>de</strong> ein Aktivitätenplanzur Umsetzung entwickelt, sodasseine Implementierungs-Roadmapmit Maßnahmen, Verantwortlichkeitenund Zeitrahmen erstellt wer<strong>de</strong>n konnte.Ergebnisse <strong>de</strong>s AuditsMithilfe <strong>de</strong>r Altersstrukturanalyse wur<strong>de</strong>ein funktionsspezifischer Demografie-und Gesundheitsrisikoin<strong>de</strong>x für 2012und 2017 ermittelt. Er setzt sich aus <strong>de</strong>npsychischen und physischen Risiken sowie<strong>de</strong>m Demografierisiko zusammen.Für die meisten Jobgruppen konnte einAnstieg <strong>de</strong>s In<strong>de</strong>x prognostiziert wer<strong>de</strong>n,<strong>de</strong>r vor allem auf <strong>de</strong>m Alterungsprozessberuht. Eine Abnahme <strong>de</strong>s In<strong>de</strong>x erfolgtbei Gruppen, die aktuell eine starke Alterszentrierungaufweisen und sich inZukunft <strong>de</strong>utlich verjüngen wer<strong>de</strong>n.Das Gesundheitsmanagement-Auditlegte die aktuelle Situation <strong>de</strong>r Gesundheitsmanagement-Strategie,-Prozesseund -Instrumente sowie die dazugehörigenMengengerüste offen. So konnte <strong>de</strong>rReifegrad <strong>de</strong>s Gesundheitsmanagementsermittelt wer<strong>de</strong>n. Da keine expliziteStrategie, keine klaren Verantwortlichkeitenund nur wenige Instrumente undMaßnahmen vorliegen, musste man voneinem geringen Reifegrad sprechen. Aus<strong>de</strong>n Ergebnissen wur<strong>de</strong> die SWOT-Analyseerstellt und die Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>nGeschäftsprozess <strong>de</strong>finiert (siehe Kasten).Auf dieser Grundlage konnte die Strategieentwickelt wer<strong>de</strong>n. Die wichtigstenstrategischen Ziele sollen über Initiati venerreicht wer<strong>de</strong>n. Daraus leiten sich diefolgen<strong>de</strong>n Maßnahmen ab, die wie<strong>de</strong>r umals Grundlage für die Entwicklung eigenerGeschäftsprozesse dienen.• Aktive Steuerung <strong>de</strong>s Gesundheitsmanagementsüber eine Kennzahlensystematikfür das ReportingStärken – Schwächen – neue ZielsetzungIm Gesundheitsmanagement-Audit wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r aktuelle Reifegrad <strong>de</strong>s Gesundheitsmanagementsbei <strong>de</strong>r Ferring GmbH analysiert. Der offene und konstruktive Umgangauch mit Schwächen führte <strong>zum</strong> Aufbau eines erfolgversprechen<strong>de</strong>n neuen Rahmens.Stärken• hohe Verän<strong>de</strong>rungsbereitschaft <strong>de</strong>r Führungskräfte und Mitarbeiter• hohes Potenzial für Ad-hoc-Maßnahmen• realistische Chancen, die Krankenstän<strong>de</strong> zu reduzieren• Kooperationspotenziale• Neue SHE-Management-Stelle (Safety Health Environment)Schwächen• Teil <strong>de</strong>r Belegschaft nicht aufgeschlossen gegenüber Verän<strong>de</strong>rungen• keine Kennzahlen• hohes Umsetzungsrisiko wegen Fehlschlägen in <strong>de</strong>r Vergangenheit• Gefahr <strong>de</strong>r Überfrachtung• Hohe ErwartungshaltungAnfor<strong>de</strong>rungen nach Gesundheitsmanagement-Frameworks• Reduktion <strong>de</strong>r jobgruppenspezifischen Fehlzeiten• Reduktion <strong>de</strong>s Demografierisikos• Integration <strong>de</strong>s Gesundheitsmanagements in das Führungssystem• Stärkung <strong>de</strong>r Eigenverantwortung <strong>de</strong>r Mitarbeiter• Transparenz• Entwicklung eines Frühwarnsystems• Beachten <strong>de</strong>r hohen Erwartungshaltung von Mitarbeitern und Führungskräften• Beteiligung <strong>de</strong>r Mitarbeiter über aktiveKommunikations- und PR-Strukturen• Nachhaltigkeit <strong>de</strong>r Maßnahmen durchdie Integration <strong>de</strong>s Gesundheitsmanagementsin das Performance-Managementund die Personalentwicklung•Reduktion <strong>de</strong>r Unfälle über ein Arbeitsschutzmanagement-System• Reduktion <strong>de</strong>r Fehlzeiten (mit job- undaltersgruppenspezifischen Schwerpunkten)über die betriebliche Gesundheitsför<strong>de</strong>rungund die Arbeitsplatzgestaltung.Um <strong>de</strong>m hohen ErwartungsdruckRechnung zu tragen, wur<strong>de</strong>n Ad-hoc-Maßnahmen (Quick-Wins) i<strong>de</strong>ntifiziert,zur Umsetzung <strong>de</strong>r Strategie die notwendigenMaßnahmen, Prozesse undInstrumente <strong>de</strong>finiert. Hierzu wur<strong>de</strong>ndie strategischen (Effektivität) und operativen(Effizienz) Kennzahlen abgeleitet.Aufgrund <strong>de</strong>s geringen Reifegradswar es noch zu früh, eigenständigedurchgängige Prozesse zu <strong>de</strong>finieren.Daher wur<strong>de</strong>n Maßnahmen <strong>de</strong>finiert,um bestimmte Instrumente installierenzu können. Sobald diese Stufe erreichtist, können stärkere Standardisierungen<strong>de</strong>r Abläufe zu einer Implementierungvon Prozessen im engeren Sinne führen.Bei <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r Organisation mit<strong>de</strong>n inhaltlichen Verantwortlichkeitenwur<strong>de</strong> vor allem auf die Abgrenzung<strong>de</strong>r Verantwortlichkeiten zwischen HR,SHE-Management und Führungskräftengeachtet. Ergebnis ist nun ein Gesundheitsmanagement-Framework,das dieOperationalisierung sicherstellt. Dr. Michael Geke Managing DirectorDr. Geke and Associates GmbHThomas Faust Senior ConsultantDr. Geke and Associates GmbHMichael Walter Personalleiter FerringArzneimittel GmbH und Ferring GmbH11 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


50 Organisation_Employer BrandingMehr Management für die MarkeStudie. Die aktuelle Kienbaum-Studie bestätigt: Employer Branding sollte strategischaufgesetzt sein, um Erfolg zu haben. Doch es bleibt vom Management meist unbeachtet.Von Ramona Büssers und Paul KötterUnternehmen, die über eineStrategie und einen eigenenBereich für Employer Brandingund Personalmarketingverfügen, sind auf diesem Gebiet wesentlicherfolgreicher als weniger professionellaufgestellte Unternehmen. Das zeigteine Kienbaum-Studie, die bereits <strong>zum</strong>sechsten Mal durchgeführt wur<strong>de</strong>. Fürdie Studie wur<strong>de</strong>n 240 meist internationalaufgestellte Firmen aller Branchenund Größen mit Sitz in Deutschland, Österreichund <strong>de</strong>r Schweiz befragt.Sinken<strong>de</strong> BewerberqualitätDer aktuelle Stand <strong>de</strong>r Dinge: 86 Prozent<strong>de</strong>r Befragten verzeichnen einen beson<strong>de</strong>renBedarf an Fachkräften und Spezialisten.Gleichzeitig haben 53 ProzentSchwierigkeiten, geeignete Hochschulabsolventenund Trainees zu rekrutieren.<strong>Bereit</strong>s jetzt bemängeln 14 Prozent<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Unternehmen die geringeAnzahl eingehen<strong>de</strong>r Bewerbungen, und45 Prozent kritisieren <strong>de</strong>ren Qualität.Wegen <strong>de</strong>r schlechten Bewerberlagekönnen 40 Prozent <strong>de</strong>r Firmen gar nichtund 48 Prozent nur teilweise zwischenoptimal qualifizierten Bewerbern auswählen.Hinzu kommt, dass bei knappeinem Viertel <strong>de</strong>r Unternehmen beson<strong>de</strong>rsgute Kandidaten das vorgelegte Vertragsangebotablehnen.Um bei diesen Rahmenbedingungengenügend Fach- und Führungskräftezu fin<strong>de</strong>n, ist es für Unternehmen essenziell,ihre Vorzüge als Arbeitgeberherauszustellen und diese aktiv zu kom-Hemmnisse für die markeEntwicklung einer GesamtstrategieInstrumente von Talentenerfolgreich entwickelnBudgetrestriktionenStärkung <strong>de</strong>s Commitments <strong>de</strong>rFührungskräfte in <strong>de</strong>r LinieEtablierung <strong>de</strong>r UnternehmenskulturNachweis <strong>de</strong>r WertschöpfungZielgruppenspezifische „EmployerValue Proposition“ ermittelnInterne Akzeptanz <strong>de</strong>rArbeitgebermarkeImplementierung <strong>de</strong>r Markenach außenVereinheitlichung <strong>de</strong>r Strukturenund Prozesse für die RekrutierungSonstige483927262623232219Die größte Herausfor<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Umsetzung einer attraktiven Arbeitgebermarke in<strong>de</strong>utschen Unternehmen ist die Entwicklung einer Gesamtstrategie.munizieren: Knapp drei Viertel verfolgenmithilfe von Employer Branding dasZiel, eine attraktive Arbeitgebermarkeaufzubauen. Zusätzlich strebt jeweilsgut die Hälfte <strong>de</strong>r Unternehmen an, Rekrutierungskostenund -zeit zu senkenbeziehungsweise die Bewerberqualitätzu verbessern.Bei <strong>de</strong>r Umsetzung von Employer-Branding-Strategienund -Maßnahmen haben92Angaben in ProzentQuelle: Kienbaum, 2012die meisten Unternehmen allerdingsnoch erhebliches Optimierungspotenzial.Denn obwohl <strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong>Teil <strong>de</strong>r Befragten eine überdurchschnittlicheArbeitgeberattraktivität alsausschlaggebend für <strong>de</strong>n künftigen wirtschaftlichenErfolg <strong>de</strong>s Unternehmenserachtet, hat sich eine Vielzahl dieserFirmen noch nicht überzeugend am Arbeitsmarktpositioniert: Nach eigenerBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


51Aussage wird bislang erst knapp einDrittel <strong>de</strong>r Unternehmen am Arbeitsmarktauch tatsächlich als attraktiverArbeitgeber wahrgenommen.Hür<strong>de</strong>n für das Employer BrandingDie Grün<strong>de</strong> hierfür sind vielfältig:Eine Ursache ist, dass erst knapp einDrittel <strong>de</strong>r Unternehmen über eineeigene Einheit und 41 Prozent <strong>de</strong>rBefragten über eine ausgearbeiteteStrategie für Employer Branding undPersonalmarketing verfügen. Häufigist dies in <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Berücksichtigungdieses Themas durch dieGeschäftsleitung begrün<strong>de</strong>t: Bislangbewerten erst 39 Prozent <strong>de</strong>rVorstän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Geschäftsleitungenin <strong>de</strong>n befragten Unternehmen dasThema „Employer Branding“ alswichtig. Dies hat unter an<strong>de</strong>rem zurFolge, dass <strong>de</strong>rzeit lediglich in 27Prozent <strong>de</strong>r Firmen ein eigenes Budgetfür Employer Branding bereitgestelltwird. Die anspruchsvollstenHür<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Umsetzung einer attraktivenArbeitgebermarke sind dieEntwicklung einer Gesamtstrategie,die Entwicklung von Instrumentenfür die Bindung von Talenten undBudgetres triktionen sowie die Stärkung<strong>de</strong>s Commitments <strong>de</strong>r Führungskräfte(siehe Grafik).11 / 12 personalmagazinFehlen<strong>de</strong>r Blick auf die ZielgruppeEin weiterer Grund für die fehlen<strong>de</strong>Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeberist, dass mehr als ein Drittel<strong>de</strong>r Befragten ihr Personalmarketingin <strong>de</strong>r Kommunikation und Ansprachenicht adäquat auf die Zielgruppen,Geschäftseinheiten und Län<strong>de</strong>rzugeschnitten haben, obwohl die Unternehmenskommunikationin 44Prozent <strong>de</strong>r Firmen neben HR undGeschäftsführung maßgeblich in dieEmployer-Branding-Aktivitäten involviertist. 69 Prozent <strong>de</strong>r Firmenhaben zu<strong>de</strong>m Schwierigkeiten, ihreAlleinstellungsmerkmale in geeigneteHR-Kommunikationsbotschaftenzu transportieren. Lediglich 29Prozent haben diese Herausfor<strong>de</strong>rungbereits gemeistert. Und nur 14Prozent stimmen ihre Kommunikationsinhalteund -instrumente aufihre Zielgruppen ab. Es besteht alsoweiterhin großer Nachholbedarf bei<strong>de</strong>r spezifischen Ausrichtung <strong>de</strong>rKommunikationsmaßnahmen und<strong>de</strong>s Personalmarketings insgesamt.Zukunft im Kopf.Das neue Programm zurQualifizierung und Entwicklungfür Menschenund UnternehmenGleich anfor<strong>de</strong>rn unter:Tel.: 0761 898-4422Die positiven AuswirkungenDieser Nachholbedarf fällt umsomehr ins Gewicht, weil solche gezieltenEmployer-Branding-Aktivitätenauch tatsächlich positiveWirkungen hatten: Generell erzielendiejenigen Unternehmen bessereErgebnisse, die eine ausgearbeiteteStrategie (52 Prozent) und/o<strong>de</strong>r eineeigene Einheit für Employer Brandingund Personalmarketing haben(38 Prozent). Sie sind erfolgreichersowohl bei <strong>de</strong>r Rekrutierung als auchbei <strong>de</strong>r Verbesserung ihres internenArbeitgeberimages. Zu<strong>de</strong>m verzeichnendiese Firmen mehr Bewerber, dieeinen angebotenen Arbeitsvertragakzeptieren. Auch die Führungskräftesind zufrie<strong>de</strong>ner mit <strong>de</strong>r Qualität<strong>de</strong>r neu eingestellten Mitarbeiter. Allerdingshat bei diesen Unternehmendas Employer Branding bereits einenhöheren Professionalisierungsgra<strong>de</strong>rreicht: Sie haben vermehrt Talentpoolsaufgebaut, berücksichtigenöfter Diversity-Gesichtspunkte undverfügen häufiger über ein eigenesBudget als ihre Wettbewerber.Die meisten Unternehmen messen<strong>de</strong>n Erfolg von Employer-Branding-Maßnahmen anhand <strong>de</strong>r Anzahl(56 Prozent) und <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>rBewerbungen (43 Prozent) sowiedurch Mitarbeiterbefragungen (53Prozent). Ein regelmäßiges Reportingauf Basis von KPI fin<strong>de</strong>t jedochnur in 19 Prozent <strong>de</strong>r befragten Firmenstatt. Rekrutierungskosten o<strong>de</strong>r-zeit evaluiert nur knapp je<strong>de</strong>s vierteUnternehmen. Fokusgruppeninterwww.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>


52 Organisation_Employer Brandingviews wer<strong>de</strong>n nur von zehn Prozent <strong>de</strong>rFirmen genutzt. Gera<strong>de</strong> für die Ausarbeitungvon zielgruppenspezifischen Kommunikationsbotschaftenist dies jedochein wichtiges Medium.Wenig Feedback im Social WebIn <strong>de</strong>r externen Arbeitgeberkommunikationdominieren weiterhin klassischeKanäle: So setzen 56 Prozent <strong>de</strong>r Firmenauf Presseveröffentlichungen. Kooperationenmit Universitäten und Sponsoringaktivitätenergreifen ebenfalls mehrals 50 Prozent <strong>de</strong>r Befragten. Talent-In <strong>de</strong>r externen Arbeitgeberkommunikationdominieren weiterhindie klassischen Kanäle.Soziale Medien kommennur in einem Viertel<strong>de</strong>r Unternehmen <strong>zum</strong>Einsatz.o<strong>de</strong>r Bewerberpools kommen bei <strong>de</strong>utlichweniger Unternehmen (38 Prozent)<strong>zum</strong> Einsatz.Online-Jobbörsen und die Karriere-Webseiten <strong>de</strong>r Unternehmen (85 Prozentund 84 Prozent) gehören zu <strong>de</strong>n bevorzugtenOnlinemedien. Darüber hinausnutzt gut ein Drittel <strong>de</strong>r Befragten Business-Netzwerkewie Xing o<strong>de</strong>r Linkedin.Soziale Medien wie Facebook, Google+,Twitter o<strong>de</strong>r Studi-VZ kommen jedochnur in einem Viertel <strong>de</strong>r Unternehmenregelmäßig beziehungsweise bevorzugtin <strong>de</strong>r Arbeitgeberkommunikation <strong>zum</strong>Einsatz.Geht es dagegen um das Recruiting, sower<strong>de</strong>n Social Media immerhin bereitsvon 47 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen eingesetzt.Weitere 29 Prozent planen dies.Kommunikationsinhalte sind vor allemUnternehmens-News und Informationenfür Bewerber. Überraschend ist indiesem Zusammenhang jedoch, dass lediglich18 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen dieFeedbackmöglichkeit <strong>de</strong>r sozialen Mediennutzen, um <strong>de</strong>n Erfolg ihrer Employer-Branding-Maßnahmenzu messen.Sechs HandlungsempfehlungenDie Kienbaum-Studie hat <strong>de</strong>utlich gemacht,an welchen Stellen noch Handlungsbedarfbesteht: Erstens geht esdarum, die Unterstützung <strong>de</strong>r Führungskräftezu erreichen. Denn eine erfolgreicheArbeitgebermarke kann nur mitdieser Unterstützung und mit einer umfassen<strong>de</strong>nPersonalmarketingstrategieentwickelt und gepflegt wer<strong>de</strong>n.Zweitens sollten sich Unternehmennoch stärker darum bemühen, eine Arbeitgebermarkesowohl nach innen alsauch nach außen aufzubauen. Um externals attraktiver Arbeitgeber wahrgenommenzu wer<strong>de</strong>n, muss ein Unternehmenintern auf zufrie<strong>de</strong>ne Mitarbeiterverweisen können und diese zu Markenbotschafternmachen. RegelmäßigeWeiterbildungen, eine verlässlicheFührungskultur und ein attraktives Arbeitsumfeldstärken die Wahrnehmungals attraktiver Arbeitgeber.Drittens ist es empfehlenswert, diezielgruppenspezifische „Employer ValueProposition“ zu ermitteln. Um <strong>zum</strong>Wunscharbeitgeber zu wer<strong>de</strong>n, müssensich Unternehmen stärker mit <strong>de</strong>n sichverän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Werten und Ansprüchenaller Mitarbeitergenerationen befassen.Sie müssen ihr Alleinstellungsmerkmal<strong>de</strong>utlicher mit <strong>de</strong>n Personalmarketingbotschaftentransportieren. Und siemüssen diese Botschaften besser auf diejeweilige Zielgruppe abstimmen.In diesem Zusammenhang gewinntviertens <strong>de</strong>r Aufbau eines Talentpools anBe<strong>de</strong>utung. Dieser unterstützt die Nachfolgeplanung,ermöglicht einen Wettbewerbsvorteilbei <strong>de</strong>r Rekrutierung unddie zeitnahe Besetzung freier Stellen.Unternehmen, die durch zielgruppenspezifischeTalent-Relationship-Managementprogrammein engem Kontakt mitTalenten stehen, können bereits frühzeitigBeziehungen zu potenziellen Kandidatenaufbauen.Einen Weg, um mit Kandidaten inKontakt zu treten, eröffnen fünftens dieneuen Medien. Doch viele Unternehmenschöpfen nicht das volle Potenzial aus,um Interessenten relevante Informationenzu Unternehmenskultur, -wertenund Karriereperspektiven zu bieten. Darüberhinaus sollte je<strong>de</strong>s Unternehmeneinen geeigneten Marketingmix zusammenstellen,um Employer-Branding- undRekrutierungsmaßnahmen optimal zuorchestrieren. Insbeson<strong>de</strong>re Business-Netzwerke und Social Media bieten dieMöglichkeit, über relevante Inhalte Sympathienzu gewinnen und sich als attraktiverArbeitgeber zu präsentieren. Zu<strong>de</strong>mkönnen Unternehmen mittels sozialerNetzwerke Mitarbeiter als Markenbotschaftereinsetzen. Dabei bedarf es aber<strong>zum</strong> einen authentischer (Erlebnis-)Berichteund <strong>zum</strong> an<strong>de</strong>ren Vertrauen in dieeigenen Mitarbeiter.Sechstens ist es wichtig, <strong>de</strong>n Erfolgvon Employer-Branding-Maßnahmenmit belastbaren Kriterien zu messen.Mitarbeiterbefragungen sind das wichtigsteInstrument. Ein regelmäßiges Reportingauf Basis <strong>de</strong>finierter KPI ist fürviele Unternehmen eine Voraussetzung,um ausreichen<strong>de</strong> Budgets und das Commitment<strong>de</strong>s Managements sicherzustellen.Darüber hinaus wird es künftigzwingend notwendig sein, das Geschehenin <strong>de</strong>n Social Media zu evaluierenund als Instrument <strong>de</strong>r Erfolgsmessungzu nutzen.Ramona Büssersist Senior Consultantbei Kienbaum ManagementConsultants, Berlin.Paul Kötterist Director und Partnerbei Kienbaum ManagementConsultants, Berlin.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


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54 SPezial_outsourcingDie Zukunft ist hybridROUNDTABLE. Wohin bewegt sich Outsourcing? Das Personalmagazin sprach mit sechsExperten über die gegenwärtige Entwicklung, Trends und Herausfor<strong>de</strong>rungen.Von Katharina Schmitt (Red.)Verlässt man sich alleine aufdie Marktforschung, siehtdie Outsourcing-Branche gol<strong>de</strong>nenZeiten entgegen: „Thefuture of HR Outsourcing has neverbeen brighter“ prophezeit Gartner inseiner aktuellen Analyse „Market Scopefor Comprehensive HR BPO“. Die Personalmagazin-Redaktionwollte wissen,ob diese Meinung allgemein geteilt wird„Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mittelstandmit umdie 1.000 Mitarbeitersollte beiOutsourcingverhandlungenganz an<strong>de</strong>re alsPreisdiskussionen führen.“Andreas Kiefer, GeschäftsführerADP Employer Services GmbHund bat sechs HR-Outsourcing-Anbieter<strong>zum</strong> Roundtable für einen Gedanken-,Visions- und Meinungsaustausch.International „riesig“– lokal „schön“Tatsächlich ist die Stimmung am run<strong>de</strong>nTisch bestens. Auch wenn <strong>de</strong>r seitgut zehn Jahren erwartete Outsourcing-Hype immer noch auf sich warten lässt– besorgt wirkt keiner <strong>de</strong>r Teilnehmer.„Der internationale Markt ist ein Riesengeschäft“,erklärt Andreas Kiefer, <strong>de</strong>r alsGeschäftsführer von ADP <strong>de</strong>n weltweitgrößten Dienstleister im HR-Outsourcingvertritt. Auch Michael Grotherr, verantwortlichbei Northgate Arinso (NGA) fürDACH und Nord-Ost-Europa, verzeichnetfür NGA im internationalen Marktenormes Wachstum. „In Deutschlandselbst hat <strong>de</strong>r BPO–Boom noch nichtstattgefun<strong>de</strong>n“, gibt er jedoch zu. Dennochkann Northgate Arinso auch hierein Wachstum von 30 Prozent gegenüber<strong>de</strong>m Vorjahr verzeichnen.Und auch, wer sich eher auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utscheno<strong>de</strong>r europäischen Markt fokussiert,kann nicht klagen. „Im lokalenMarkt verzeichnen wir keinen riesenhaftenAufbruch“, schränkt ThomasEggert, Geschäftsführer von TDS, ein.„Doch sehen wir ein stetiges Wachstum.“Auf sechs bis zehn Prozent schätzendie Teilnehmer <strong>de</strong>n durchschnittlichenZuwachs auf <strong>de</strong>m Outsourcing-Markt imletzten Jahr in Deutschland. Wobei sichschnell zeigt, dass Outsourcing nichtgleich Outsourcing ist. Zur Sprache kommendie unterschiedlichsten Ansätze füreine Vielzahl unterschiedlicher Kun<strong>de</strong>n.Bei TDS, die mit mehr als 800.000 abgerechnetenPersonalstammsätzen imMonat einer <strong>de</strong>r Marktführer in Deutschlandist, kommen über die Hälfte allerKun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Non-Profit-Sektor.Das Bremer Rechenzentrum hat sichauf Paisy fokussiert und übernimmt <strong>de</strong>rzeit130.000 Entgeltabrechnungen imTeil- und Full-Service. Der Datenzugrifferfolgt über das eigene webbasierte Personalmanagement-System.Weitere Modulewie Kompetenz-Management undWorkforce Mo<strong>de</strong>ling wer<strong>de</strong>n über einPartnernetzwerk abgewickelt, erklärtGeschäfsführer Armin Rautenhaus.Veda, vertreten durch GeschäftsführerDr. Ralf Gräßler, geht über diesen Ansatznoch hinaus und setzt alleine die selbstentwickeltenVeda-Lösungen ein, mit <strong>de</strong>rsowohl Teilprozesse in <strong>de</strong>r Entgeltabrechnungals auch die vollständigen HR-Prozesse abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.Birgit Ennemoser, GeschäftsführerinPersonalservices bei Auren, hat einen etwasan<strong>de</strong>ren Hintergrund: Ursprünglichaus <strong>de</strong>r Steuerberatung kommend, bietetAuren Unternehmen zwischen 200 und2.500 Mitarbeitern nun auch professionellesLohnabrechnungs-Outsourcingan. „Unser Umsatz liegt bei 14 Millionen,wobei sich unser Service verteiltauf Outsourcing und Finanzbuchhaltungund Steuerberatung,“ erklärt Ennemoser.Der Vergleich mit <strong>de</strong>n wesentlichgrößeren Anbietern stört sie nicht. „Wirsind noch sehr, sehr klein“, erklärtsie, „aber es entwickelt sich schön.„Im lokalenMarkt verzeichnenwir nicht<strong>de</strong>n immerwie<strong>de</strong>r prognostiziertenriesenhaften Aufbruch.Doch wir sehen einstetiges Wachstum.“Thomas Eggert, Geschäftsführer TDSHR Services & Solution GmbHpersonalmagazin 11 / 12


55© ralf bauer, kölnÜber <strong>de</strong>n Grund für ihre individuelle,aber bei je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r mitdiskutieren<strong>de</strong>nAnbietern „schöne“ Entwicklung sindsich alle einig: Immer mehr Kun<strong>de</strong>nkommen um ein Outsourcing ihrer Entgeltabrechnungo<strong>de</strong>r auch weiterer HR-Funktionen nicht mehr herum.Mittelstand lagert zunehmend ausDiese Entwicklung greift zunehmendauch im Mittelstand durch, das bestätigtauch die Gartner-Studie und eine Erhebung<strong>de</strong>r Information Service Group(ISG) im August 2012.Das hat häufig ganz pragmatischeGrün<strong>de</strong>, meint Ennemoser: „Die Firmenfin<strong>de</strong>n keine qualifizierten Lohnabrechnermehr“, erklärt sie. Sowohl Gehalt alsauch Karrierechancen seien bei Outsourcing-Anbieternwesentlich besser – werwolle da noch als Lohnabrechner in einermittelständischen Personalabteilungbleiben? Gräßler pflichtet ihr bei – undLohnabrechnen mache ja wirklich auchkeinen Spaß mehr, gibt er zu. Er nenntaber auch noch einen zweiten Treiber<strong>de</strong>s Outsourcings: „Es ist die Überlegung,wo noch Potenziale sind, um dieEffizienz zu steigern und Kosten zu sparen.“Und gera<strong>de</strong> im Mittelstand wärenin diesen administrativen Bereichendurch Automatisierung, Softwareunterstützungo<strong>de</strong>r schließlich komplettesOutsourcing noch Produktivitätssteigerungenmöglich.Zu kurz gegriffen wäre, nur die Einsparungenin <strong>de</strong>r Personalabteilungdurch die Auslagerung zu sehen, daraufweist Eggert vehement hin: „Die Kostenin <strong>de</strong>r Personalabteilung sind so geringim Vergleich zu Produktionskosten o<strong>de</strong>ran<strong>de</strong>ren Posten – da sind diese Einsparungendoch lächerlich.“ Gräßler pflichtetihm bei: Der Hebel sei nicht, zweiLeute im Payroll-Bereich einszusparen.Er liege in <strong>de</strong>r gesamthaften Betrachtungaller Prozesse, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>rer, die dannwie<strong>de</strong>r eine Multiplikatorenfunktion imUnternehmen haben. Als Beispiel nennter Selfservice-Prozesse, die die Gesamtheit<strong>de</strong>r Mitarbeiter erreichen.Verkauft sich HR unter Wert?Dennoch scheint <strong>de</strong>r Preis bei <strong>de</strong>n meistenKun<strong>de</strong>n ein ausschlaggeben<strong>de</strong>s Argumentfür die Entscheidung über <strong>de</strong>nOutsourcing-Anbieter zu sein. Einen Einblickgibt ADP-Geschäftsführer Kiefer:„Wir führen härteste Preisdiskussionenmit Firmen um die 1.000 Mitarbeiter, diedas gar nicht sollten. Die müssten sicheigentlich viel eher überlegen, wie sieSysteme aufbauen können, um mit <strong>de</strong>nGroßen wie mit <strong>de</strong>n kleinen, hochindividualisiertenUnternehmen mithaltenzu können. Die müssten mit uns ganzan<strong>de</strong>re als Kostendiskussionen führen.“Auch Gräßler sieht die Aufgabe <strong>de</strong>rVerantwortlichen in <strong>de</strong>n Firmen nichtvorrangig darin, <strong>de</strong>n günstigsten, son<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n für das Unternehmen bestenAnbieter zu fin<strong>de</strong>n. Doch befürchtet<strong>de</strong>r Veda-Chef, dass gera<strong>de</strong> im Mittelstanddiese Einsicht noch nicht überallherrscht, son<strong>de</strong>rn sich erst langfristigdurchsetzen wird: „Wenn <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischeWan<strong>de</strong>l die 500-Mann-Unternehmenin echte Schwierigkeiten gebrachthat, dann wer<strong>de</strong>n sie anfangen müssen,strategisch zu arbeiten. Und dann wer<strong>de</strong>nsich auch diese Unternehmen umEffizienz und Professionalität in ihrenProzessen bemühen müssen.“Rautenhaus erklärt sich die Preisdiskussionen,die auch bei <strong>de</strong>n ganz großenKun<strong>de</strong>n gang und gäbe sind, auchmit einem gewissen Verdrängungswettbewerb:„Der Kun<strong>de</strong> wechselt <strong>de</strong>nAnbieter und möchte dabei natürlich„Der Hebel istnicht, Leute imPayroll-Bereicheinzusparen. DieVorteile von Outsourcingzeigen sich bei <strong>de</strong>rBetrachtung aller Prozesse.“Dr. Ralf Gräßler, Geschäftsführen<strong>de</strong>rGesellschafter Veda GmbHetwas optimieren. Gera<strong>de</strong> beim Teiloutsourcingbietet sich für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n daletztlich oft nur noch <strong>de</strong>r Preisvergleichan.“ Trotz<strong>de</strong>m, fügt er hinzu, bleibt einganz wichtiger Aspekt die Qualität in<strong>de</strong>r Betreuung: „Die Kun<strong>de</strong>n legen sehrgroßen Wert auf persönliche und kompetenteAnsprechpartner.“ Doch die Erfahrung<strong>de</strong>r Preisdiskussionen macht auchGrotherr: „Wir bekommen von unserenKun<strong>de</strong>n teilweise schon die fertigenService Level Agreements vorgelegt. Dableiben <strong>de</strong>n Verantwortlichen nur nochdie Preise, um zu verhan<strong>de</strong>ln.Ennemoser macht ganz an<strong>de</strong>re Er-11 / 12 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


56 spezial_Outsourcing„Wir verkaufenkeine IT, son<strong>de</strong>rnbieten individuelleLösungen. Deshalbist <strong>de</strong>r Preis auchfür unsere Kun<strong>de</strong>n nicht <strong>de</strong>rFokus <strong>de</strong>r Verhandlungen.“Birgit Ennemoser, GeschäftsführerinPersonalservices Aurenfahrungen: „Wir verkaufen keine IT anunsere Kun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn Lösungen für<strong>de</strong>ren Abrechnungsprobleme.“ Und bei<strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>n Prozessansätzenstehen die Qualität und die Richtigkeit<strong>de</strong>r Prozesse im Vor<strong>de</strong>rgrund. Das bringtAuren einen Vorteil, <strong>de</strong>r manchen <strong>de</strong>ranwesen<strong>de</strong>n Mitbewerber hörbar nachLuft schnappen lässt: „Über Preise sprechenwir mit unseren Kun<strong>de</strong>n in zweiterInstanz. Das ist nicht <strong>de</strong>r Fokus.“Erklären lässt sich das vielleicht miteiner unterschiedlichen Sichtweise <strong>de</strong>rHR-Aufgaben durch die verhan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>nPersonaler selbst. Kiefer ist überzeugt,dass sich viele HR-Verantwortliche <strong>de</strong>nWert ihrer Arbeit nicht bewusst machen,<strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st ihn nicht selbstbewusstgenug nach außen zeigen: „Wird die ITteurer, verkauft <strong>de</strong>r IT-Chef das als Wertsteigerung.Genau dahin müssen diePersonaler auch kommen“, for<strong>de</strong>rt er.„Der strategischen Position <strong>de</strong>r Personalabteilungenhilft es nicht, das, was manals Wert liefert, als Nicht-Wert messenzu lassen.“ Er sehe die Aufgabe <strong>de</strong>r Anbieterauch darin, „<strong>de</strong>n Personalern einbisschen zu helfen, ihre Werthaltigkeitzu zeigen.“ Das bestätigt Rautenhaus:„Mit Personalern, die die strategischenZiele <strong>de</strong>s Unternehmens im Blick haben,haben wir keine Preisdiskussion“, erklärter. Diese Kun<strong>de</strong>n wollten qualitativhochwertige Leistung, erklärt er undfügt hinzu: „Unzufrie<strong>de</strong>nheit wegen Abrechnungsfehlernkann sich keiner mehrleisten.“„Der Trend, <strong>de</strong>nwir ganz starkmerken, heißt,web‘. UnsereKun<strong>de</strong>n wollenalle Informationen über<strong>de</strong>n Browser bekommen.“Armin Rautenhaus, GeschäftsführerBremer Rechenzentrum GmbHWelches Geschäftsmo<strong>de</strong>ll ist nun daserfolgreichste?„Software und Outsourcing gemeinsamzu platzieren, ist schwierig“, gibt Eggertzu. Doch sei das genau das, was <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>wolle, fügt Gräßler hinzu. „Der Kun<strong>de</strong>braucht eine Empfehlung, was für ihn<strong>de</strong>r beste Weg ist. Man kann ihn nichteinfach vor die Entscheidung stellen, „Lizenzkaufen o<strong>de</strong>r outsourcen?“ Damit sei<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> überfor<strong>de</strong>rt.Gleichzeitig offenbaren sich in <strong>de</strong>rRun<strong>de</strong> aber auch die Grenzen, an diedie Systemhäuser und Rechenzentren,die alles aus einer Hand bieten, stoßen:Das Investitionsverhalten <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nhat sich verän<strong>de</strong>rt. Längst ist nicht mehrimmer die reine Suite als Angebot auseiner Hand gefragt, statt<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>finiert<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> selbst, was er brauchtund sucht sich das, wenn es sein muss,unter mehreren Anbietern zusammen.„Die Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n immer hybri<strong>de</strong>r.Darauf müssen wir uns einstellen und<strong>de</strong>mentsprechend integrieren. Masse,Standardisierung, Economy of Scale– das funktioniert eben nicht mehr“,bringt Kiefer die Entwicklung auf <strong>de</strong>nPunkt. Und nennt ein Beispiel für hybri<strong>de</strong>sOutsourcing: „Wir verknüpfen heuteohne Probleme ein Processing ServiceOutsourcing eines Systems eines Kun<strong>de</strong>nin einem Land, mit einem Fullservice-Outsourcing<strong>de</strong>sselben Systems ineinem an<strong>de</strong>ren Land.“ Geführt wer<strong>de</strong>nalle Daten auf einer zentralen HR-Lösung,die <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> in seinem eigenenRechenzentrum betreibe.„App-Mentalität“ nennt Eggert dieseLust am Baukastenprinzip, die <strong>de</strong>n Einfluss<strong>de</strong>r IT auf das Nutzerverhalten <strong>de</strong>utlichmacht. Gleichzeitig sei das Angebotauch hybri<strong>de</strong>r Lösungen durch einzelneAnbieter ein Zeichen dafür, dass <strong>de</strong>rMarkt reifer gewor<strong>de</strong>n ist, wirft Grotherrin die Run<strong>de</strong>. Doch beim Versuch, die besten<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Teillösungen beisich einzusetzen und in das System zu integrieren(„Best of Breed“-Strategie) wür<strong>de</strong>nsich doch viel „verheben“. Denn, soGrotherr: „Der Integrationsaufwand wirdoft komplett unterschätzt“.


57Doch was ist Hype, was ist notwendigeTechnologie? Rautenhaus: „Der Trend,<strong>de</strong>n wir ganz stark merken, heißt ,web‘.Unsere Kun<strong>de</strong>n wollen heute über <strong>de</strong>nBrowser alle Informationen haben. Undihre Urlaubsanträge von zuhause ausverwalten.“ Der BRZ-Chef nennt nichtausdrücklich <strong>de</strong>n Begriff „Cloud“, dochschnell entbrennt die Diskussion, ob genaudieses Vorgehen „Cloud“ ist.Eggert sieht verschie<strong>de</strong>ne Definitionen:„Wenn wir mit Cloud das bezeichnen,was wir früher ASP genannt haben,dann machen wir hier alle Cloud.“ AberCloud sei seinem Verständnis nach etwasganz an<strong>de</strong>res, „Webshopähnliches“, dasheute noch kein System bieten könne.„Wir vermei<strong>de</strong>n gera<strong>de</strong> im Mittelstand<strong>de</strong>n Begriff Cloud, weil damit doch vieleÄngste, insbeson<strong>de</strong>re wegen <strong>de</strong>s Datenschutzesverbun<strong>de</strong>n sind.“„Im Talentmanagementhat <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>oft jetzt schonkein System mehr,son<strong>de</strong>rn bezieht allesaus <strong>de</strong>r Cloud. Das kommtschneller, als wir <strong>de</strong>nken “Michael Grotherr, Regional Managing Director DACH,Northgate Arinso GermanyCloud und DatensicherheitKiefer sieht <strong>de</strong>n interessanten Aspekt<strong>de</strong>r Cloud gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Möglichkeit,von vielen <strong>de</strong>zentralen Servern aus bedientzu wer<strong>de</strong>n und Auswertungen, Planungeno<strong>de</strong>r Ähnliches zu machen. „Wirbewegen uns zwar immer noch auf unserenindividualisierten Abrechnungsservern,aber wir können uns ein Systemals Dienstleistung aus <strong>de</strong>m Netz hinzuholen.“Das setze voraus, wirft Gräßlerein, dass die Unternehmen bereit sind,hochgradig standardisierte Prozesse zuakzeptieren. Eine Frage <strong>de</strong>r Technologie,meint Grotherr: Es gäbe bereits Prozesse,gera<strong>de</strong> im Talent Management wo <strong>de</strong>rKun<strong>de</strong> überhaupt kein System mehr hat,son<strong>de</strong>rn alles aus <strong>de</strong>r echten Cloud. „Daswird schneller kommen, als wir <strong>de</strong>nken.“Wie steht es in diesem Zusammenhangmit <strong>de</strong>n Ängsten <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n umdie Datensicherheit? „Bei uns kommendie Kun<strong>de</strong>n vor Ort ins Rechenzentrumund wollen sich von <strong>de</strong>r Sicherheitüberzeugen“, erzählt Rautenhaus. Zertifizierungenalleine scheinen nicht zugenügen. „Zertifizierungen und Datensicherheitsind ja auch zwei Paar Schuhe“,erklärt Kiefer. Aufgrund <strong>de</strong>r sensiblenDaten seien Anbieter natürlich auf einehöchstmögliche Sicherheit bedacht.Aber eine Zertifizierung alleine garantierenoch keine Datensicherheit. Sie seieher eine Grundvoraussetzung dafür,dass Prozesse <strong>de</strong>finiert sind. Doch Kieferist überzeugt, dass „wir alle, die wir hiersitzen, uns wesentlich tiefer um die Sicherheitkümmern, als im zertifiziertenProzess festgelegt ist.“ Das sieht auch Eggertso: „Datenschutz und Datensicherheitsind die Basis unserer Arbeit. EinAnbieter, bei <strong>de</strong>m irgen<strong>de</strong>twas in dieserRichtung passieren wür<strong>de</strong>, wäre doch totam Markt.“ Sicherheitsprobleme lägennicht in <strong>de</strong>r Datenhaltung beim Outsourcinganbieter,eher in <strong>de</strong>n Abläufen in <strong>de</strong>nUnternehmen. Beispiele, wie das untermKeyboard notierte Passwort in <strong>de</strong>r Personalabteilungo<strong>de</strong>r Gehaltsabrechnungen,die vorschriftsmäßig im Unternehmenangeliefert wer<strong>de</strong>n, dann aber im Posteingangverloren gehen, kennt fast je<strong>de</strong>r.Doch auch <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>s Anbieters istendlich. TRendsDie Entwicklung <strong>de</strong>s Outsourcing-Markts wird auch von Analysten und Beratern intensivbeobachtet. Hier die interessantesten Trends, die Experten erwarten.Wachsen<strong>de</strong> Outsourcing-<strong>Bereit</strong>schaft im MittelstandEine hohe Anzahl mittelständischer Unternehmen wird in <strong>de</strong>n nächsten 18 Monatenerstmals Outsourcing-Projekte starten, ingesamt wird das Volumen im Mittelstandsteigen. (ISG Studie „Minefield? Or Greenfield?“; Gartner „Market Scope for ComprehenisveHR BPO“)Hybri<strong>de</strong> Lösungen gefragtDas Volumen <strong>de</strong>r Riesen<strong>de</strong>als über eine einzige Suite schrumpft. Kun<strong>de</strong>n sind zunehmendbereit, „Best-of-breed“-Lösungen zu suchen, statt alle Services aus einer Hand zubeziehen. (Gartner „Market Scope for Compre henisve HR BPO“)Orientierung an Service und Qualität statt an reinen KostenZunehmend wichtig wer<strong>de</strong>n nachhaltige Geschäftsbeziehungen zwischen Anbieter undKun<strong>de</strong>n, reine Kostenorientierung tritt zurück. (CIO Analysten-Befragung 2012)11 / 12 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


58 spezial_OUTSOURCINGUmsetzungshilfe kurz und knapptipp. Bevor ein Outsourcing-Projekt gestartet wird, müssen die Grundlagen geklärtsein. Wir beantworten hierzu die wichtigsten neun Fragen.Von Patrick WeberGera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mittelstand tatsich lange schwer, seine HR-Prozesse an einen externenDienstleister abzugeben. DieAngst, beim Outsourcing interne Prozesskompetenzabzugeben, sitzt tief.Und tatsächlich, wer outsourct gibt immereinen Teil seiner Kompetenz ab.Dafür bekommt er aber bewährte Best-Practice-Lösungen. In welchem UmfangKompetenz <strong>zum</strong> BPO-Provi<strong>de</strong>r übergeht,entschei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>. Die folgen<strong>de</strong>n Fragenund Antworten sollen Unternehmenhelfen, sich über Rahmenbedingungenund Umfang <strong>de</strong>s Outsourcing-Prozesesvon Anfang an klar zu wer<strong>de</strong>n und esrundum richtig anzugehen.Die Grundfrage: Warum und mit wem?Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht natürlich die FrageNummer 1: Warum sollte sich einUnternehmen überhaupt für einen Outsourcing-Partnerentschei<strong>de</strong>n? Meist istes eine Mischung aus Kostengrün<strong>de</strong>n,steigen<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an die Leistungserbringung,mangeln<strong>de</strong> Flexibilitätim Falle von Personalengpässen o<strong>de</strong>rKnow-how-Defizite. Aber auch beim Zukaufo<strong>de</strong>r Verkauf von Unternehmenstei-HPOARBEITSHILFECheckliste Eine Entscheidungshilfe fürOutsourcing (HI3239288).Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong>Personal Office (HPO). Internetzugriff:www.haufe.<strong>de</strong>/hi3239288Der Kun<strong>de</strong> entschei<strong>de</strong>t,welches Know-how imUnternehmen verbleibt.Die Bandbreite reichtvom versierten Expertenbis hin <strong>zum</strong> Koordinatorals Ansprechpartner für<strong>de</strong>n Outsourcer.len wird oft an HR-Outsourcing gedacht.Unverän<strong>de</strong>rt spielt das Kostenargumentdie wichtigste Rolle. Angesichts von Personal-und Know-how-Defiziten, gewinntdas Qualitätsargument aber zunehmendan Be<strong>de</strong>utung.Ist diese erste Hür<strong>de</strong> genommen, geht<strong>de</strong>r Blick auf <strong>de</strong>n Anbietermarkt. Frage2: Wie kann ein Unternehmen <strong>de</strong>nrichtigen HR-Outsourcer auswählen?Der Interessent sollte eine Liste <strong>de</strong>r betroffenenProzesse erstellen. Und dieseventuell schon zusammen mit einemmöglichen Partner. Für die betroffenenProzesse sollte er dann jeweils <strong>de</strong>n fürihn i<strong>de</strong>alen Schritt <strong>de</strong>s Übergangs <strong>zum</strong>Service-Provi<strong>de</strong>r <strong>de</strong>finieren. Außer<strong>de</strong>msollte er einen Zeitplan für die Umsetzung<strong>de</strong>s Projekts und die Reihenfolge<strong>de</strong>r einzelnen Prozessschritte festlegen.Je genauer seine Anfor<strong>de</strong>rungen sind,umso besser kann er diese mit <strong>de</strong>m Partnerbesprechen. Dieser wird dann seineMusterprozesse dagegenstellen. Istdies geschehen, müssen dann eventuellzusätzliche Anfor<strong>de</strong>rungen besprochenwer<strong>de</strong>n. Daneben sind die IT-Anfor<strong>de</strong>rungenan ein Projekt zu beachten.Die Kosten und an<strong>de</strong>re GrundlagenFrage 3: Welche Verrechnungsmo<strong>de</strong>llegibt es (Fixpreise versus Stückpreise)?Kun<strong>de</strong>n wünschen sich immer maximaleTransparenz und eine klare Kalkulationsgrundlage.Dementsprechendwünschen sie Fixpreise für die Implementierungund ebenfalls einen fixenPreis pro Abrechnung.Doch sind auch immer wie<strong>de</strong>r Anpassungennotwendig, sei es aus technischenGrün<strong>de</strong>n, sei es wegen Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>rrechtlichen Grundlagen. Wer trägt dieKosten für Anpassungen? GesetzlicheÄn<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n <strong>zum</strong>eist ohne Mehrkostenvom Outsourcer zur Verfügunggestellt. Individualanpassungen muss in<strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> bezahlen.Die beson<strong>de</strong>ren Herausfor<strong>de</strong>rungenFrage 4: Können vertraglich nicht geregelteLeistungen Projekte gefähr<strong>de</strong>n?Hier geht es meist um Individualregelungen.Man kann als Provi<strong>de</strong>r nur versuchen,die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nmöglichst genau zu hinterfragen und ihnauf <strong>de</strong>ren Folgekosten hinzuweisen. Einbreites Angebot an Standardlösungenist hier ebenfalls hilfreich. Empfehlenswertist es, Anbieter zu suchen, die mitBranchenlösungen arbeiten. Diese reduzieren<strong>de</strong>n individuellen Anpassungsaufwandfür <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n.Frage 5: Wie bleibt <strong>de</strong>r Aufwand fürKontrolle und Steuerung eines Dienstleistersvertretbar? Planung, Prüfung, Ein-Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


59Klar muss sein, welche Funktionenausgelagert wer<strong>de</strong>n und was imBetrieb verbleibt.haltung von Projektstandards und dieDefinition von nachvollziehbaren KPI(„Key Performance Indicators“) wie Fehlerquote,Ausfall- o<strong>de</strong>r Rückrufzeiten inSLA („Service Level Agreement“) reduzierenund begrenzen <strong>de</strong>n Aufwand.Frage 6: Wie kann <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> sich klarwer<strong>de</strong>n, was er an <strong>de</strong>n Provi<strong>de</strong>r abgebensollte und was im Unternehmen verbleibt?Natürlich entschei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>,was er aus <strong>de</strong>r Hand geben möchte. DieseEntscheidung ist abhängig davon,welches Know-how er im Unternehmenbehalten möchte. Die Bandbreite reichtvom versierten Experten bis <strong>zum</strong> reinenKoordinator, <strong>de</strong>r nur als Ansprechpartnerfür <strong>de</strong>n Outsourcer zur Verfügungsteht. BPO entlässt ein Unternehmennicht aus <strong>de</strong>r Verantwortung, sich überseine Aufstellung und seine Prozesse Gedankenzu machen.Beim Betriebsübergang sind bisweilenMitarbeiter eines Kun<strong>de</strong>n zu übernehmen.Frage 7: Worauf ist zu achten?Bestimmte Voraussetzungen müsseneinfach passen. Dazu gehören Punktewie die lokale Nähe, die Ausbildung, alleArten von Anwartschaften und vor allem© beermedia - Fotolia.comdie Motivation <strong>de</strong>r Betroffenen. Bestehtdarüber Einigkeit, können für diese neuePerspektiven entstehen.Vertrauen und VereinbarungenFrage 8: Welche Be<strong>de</strong>utung hat das Vertrauenzwischen <strong>de</strong>n Parteien? Vertrauenist die Basis <strong>de</strong>r Zusammenarbeit.Ohne geht es nicht. Am Anfang for<strong>de</strong>rt<strong>de</strong>r Dienstleister einen Vertrauensvorschussein. Auf seiner Seite zählen Seriosität,Erfahrung und die Aussagen vonReferenzkun<strong>de</strong>n. Wichtige Punkte, dieschon im Vorfeld Vertrauen schaffen.Frage 9: Kann Vertrauen Service-Level-Agreements ersetzen? Nein. Dassind zwei ganz verschie<strong>de</strong>ne Themen.SLA sind die vertragliche Abbildung<strong>de</strong>r Service<strong>de</strong>tails. In <strong>de</strong>r täglichen Arbeitvertraut <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> vor allem seinendirekten Ansprechpartnern. Dabei wirdVertrauen erzeugt und gepflegt. Patrick Weberist Geschäftsführer <strong>de</strong>rSD Worx GmbH.


60 spezial_OUTSOURCINGDas große MissverständnisKURSWECHSEL. Outsourcing ist mehr als „Mitarbeiterabbau“ und „Kostensenkung“.Wir zeigen, wie Sie es als Mittel zur Qualitätssteigerung nutzen können.Von Fred Marchlewski und Volker SchrankZugegeben, viele Outsourcing-Vorhaben,beson<strong>de</strong>rs im HR-Bereich,sind gescheitert. Doch diese Projektehatten alle einen Fehler:Fast ausschließliche Kostenfokussierung.Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r ersten Outsourcing-Welle, die im HR-Bereich primär in <strong>de</strong>nUSA und Großbritannien stattfand, ginges um Kostenabbau. So wur<strong>de</strong> verlagert,was immer ein Partner zu nehmen bereitwar – die Diskussionen drehten sich umKosten anstatt Service Level Agreements(SLA) o<strong>de</strong>r kritische Verfügbarkeiten.Eine Einglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r outgesourctenHR-Serviceleistungen in die verbliebeneHR-Organisation fand nicht statt. Übergabepunkte,Prozessabstimmungen,funktio nale Führung <strong>de</strong>s Outsourcing-Partners wur<strong>de</strong>n nur mangelhaft berücksichtigt.Und die alte Binsenweisheit, dass„man bekommt, wofür man bezahlt“, hatsich bestätigt: Der Outsourcing-Partnerhat seine eigenen Kosten ebenfalls niedriggehalten. We<strong>de</strong>r er noch das outsourcen<strong>de</strong>Unternehmen haben notwendigeInvestitionen in ein verlässliches technologischesFundament (SAP, Anruf-Logger,Wissensdatenbank et cetera) getätigtund qualifizierte Mitarbeiter eingestellt.Ergebnis: Die outgesourcten Leistungenwur<strong>de</strong>n recht schnell wie<strong>de</strong>r zu hohenKosten inhouse geholt.Mittel zur QualitätssteigerungOutsourcing ist auf <strong>de</strong>r richtigen ökonomischenAnnahme entstan<strong>de</strong>n, dassSpezialisierung zu Kosten- und Qualitätsverbesserungführt. Und genau sosollte es auch diskutiert wer<strong>de</strong>n: AlsMittel, die Qualität <strong>de</strong>r HR-Leistungenzu verbessern.Kernaufgabe einer mo<strong>de</strong>rnen HR-Funktion ist das Zurverfügungstellenvon mo<strong>de</strong>rnen Personalmanagementinstrumentenfür das Management unddie Mitarbeiter sowie – beson<strong>de</strong>rs inDeutschland – die Zusammenarbeit mitWir folgen <strong>de</strong>r ökonomischenAnnahme, dassSpezialisierung zuKosten- und Qualitätsverbesserungführt.Und genau so sollteOutsourcing auchdiskutiert wer<strong>de</strong>n.<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Arbeitnehmervertretergruppen.Alles, was nicht direkt mitdieser Kernaufgabe in Verbindung steht,muss auf Wertbeitrag und Kosten hinterfragtwer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re administrativeAufgaben, die eine HR-Funktionleisten muss, bil<strong>de</strong>n keine Kernaufgabe,müssen aber qualitativ hochwertig(Stichwort: „Zero Defect“) erbracht wer<strong>de</strong>n.Dabei ist die Personaladministrationmit vielen manuellen Schritten undÜbergabepunkten fehleranfällig undbin<strong>de</strong>t so hohe Managementkapazität.Zu<strong>de</strong>m stellt beispielsweise die korrekteAbwicklung <strong>de</strong>r Payroll keinen wettbewerbsdifferenzieren<strong>de</strong>nAlleinstellungsfaktorzur Mitarbeitergewinnung o<strong>de</strong>r-bindung dar. Deshalb sollte und kannein darauf spezialisierter Anbieter einequalitativ hochwertigere Leistung zu geringerenKosten erbringen.Allein die Investitionen, die einigeUnternehmen in Aufbau und Pflege vontechnischen Lösungen stecken, sind imVergleich <strong>zum</strong> daraus generierten Wertbeitragfür das Unternehmen (Stichwort:ROI) hoch. Diese Investitionen sowie dieMitarbeiter- und Managementkapazität,die hier gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, stehen nichtmehr für werttreiben<strong>de</strong> HR-Leistungenwie etwa das Talentmanagement (TM)zur Verfügung.Allerdings erfor<strong>de</strong>rt eine Inanspruchnahmevon Outsourcing-Leistungenim Administrationsbereich auch eineStandardisierung von Leistungen. Outsourcingheißt, höhere Qualität zu integrierenund zu steuern. Für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r HR-Leistung sollte es unerheblichsein, von wem er seine Leistung bezieht.Eine solche Betrachtung erfor<strong>de</strong>rt dieIntegration <strong>de</strong>s Outsourcing-Partners indie HR-end-to-end-Prozesse sowie eineintelligente Steuerung <strong>de</strong>s Partners nachSLA und kritischen Verfügbarkeitenund erst dann nach Kosten. Außer<strong>de</strong>mübernimmt <strong>de</strong>r Outsourcing-Partner Investitionenin die Zukunftssicherheit,nicht das Unternehmen selbst.Oft wird beim Thema Outsourcing dieDiskussion auch zu „digital“ geführt. Essollte nicht um das „Entwe<strong>de</strong>r-o<strong>de</strong>r“ gehen,son<strong>de</strong>rn um <strong>de</strong>n intelligenten Sourcing-Mix.Mo<strong>de</strong>rne HR-Architekturenverwen<strong>de</strong>n einen „Multi-Layer“-Ansatzpersonalmagazin 11 / 12


61Abgrenzung PraxisbeispielDer Weg <strong>zum</strong> partiellen OutsourcingStatt eines kompletten Outsourcings empfiehlt sich oft, nur Teilbereiche auszulagern.Um <strong>de</strong>n richtgen „Sourcing-Mix“ zu fin<strong>de</strong>n, hilft eine genaue Betrachtung <strong>de</strong>rAspekte Wertbeitrag und Wettbewerbsdifferenzierung.Beim Wertbeitrag stehen sich folgen<strong>de</strong> Fragen gegenüber:• Inhouse: HR-Services, die durch unternehmensspezifische Spezialisierung einen echtenWertbeitrag <strong>zum</strong> Markterfolg <strong>de</strong>s Unternehmens erbringen können.• Outsourcing: HR-Services, bei <strong>de</strong>nen durch Spezialisierung kein zusätzlicher Wertbeitraggeneriert wer<strong>de</strong>n kann (hochwertige Standardlösung reicht aus).Beim Aspekt <strong>de</strong>r Differenzierung gilt abzuwägen:• Inhouse: HR-Services, die be<strong>de</strong>utend vom Wettbewerber abgrenzen.• Outsourcing: HR-Services, die so hoch spezialisiert sind (<strong>zum</strong> Beispiel „High TouchRecruiting“), dass sie im eigenen Unternehmen nicht differenzierend erbracht wer<strong>de</strong>nkönnen.zur optimalen <strong>Bereit</strong>stellung von HRServices. Dieser „Multi-Layer“-Ansatzermöglicht hochgradige Spezialisierungbei gleichzeitiger Differenzierung undKosteneffizienz.Effizienz- und EffektivitätsgewinneEine sinnvolle Kombination von Outsourcing-und Inhouse-Lösungen führtzu Effizienzgewinnen durch Standardisierungund Automatisierung sowie <strong>de</strong>nEinsatz von Spezialisten; die Effektivitätwächst, in<strong>de</strong>m Inhouse-Kapazitäten fürHR-Kernaufgaben frei wer<strong>de</strong>n.Einen Standardisierungsvorteil hat<strong>de</strong>r Outsourcing-Partner insbeson<strong>de</strong>refür administrative HR-Leistungen, wie<strong>zum</strong> Beispiel <strong>de</strong>m „Master-Data-Management“:Er hat die Prozesse auf <strong>de</strong>r„grünen Wiese“ ohne Altlasten entworfenund durch „Operational-Excellence“-Metho<strong>de</strong>n weiter verfeinert.Die größten Effizienzgewinne <strong>de</strong>rAutomatisierung kommen von sogenanntenWorkflows, voll automatisierteProzesse, die nach einem festen Regelwerkohne manuelle HR-Eingriffe ablaufen.Ein Beispiel ist die Einmalzahlung:Über ein Manager-Self-Service-Portalkann eine Führungskraft eine solchefür einen Mitarbeiter beantragen. DasSystem prüft, ob alle Angaben vorhan<strong>de</strong>nund vollständig sind sowie obetwa die Höhe <strong>de</strong>r Zahlung mit <strong>de</strong>nUnternehmensricht linien vereinbarsind. Anschließend geht <strong>de</strong>r Antrag andie nächsthöhere Führungskraft. Wennalle Freigaben vorhan<strong>de</strong>n sind, wird dieZahlung automatisch ausgelöst. Die üblichenHR-Aufgaben <strong>de</strong>s Nachverfolgens,<strong>de</strong>r Richtlinienüberprüfung und <strong>de</strong>r Korrekturentfallen. Mit solchen Standardisierungensind Effizienzgewinne vonbis zu zehn Prozent möglich, Automatisierungund Konsolidierung (unter Einbeziehungeines Outsourcing-Partners)ermöglichen weitere 30 Prozent.Vereinfacht gesagt, setzt zeitgemäßesOutsourcing auf ein Baukastenprinzip,das Inhouse- und Outsourcing-Lösungenmiteinan<strong>de</strong>r kombiniert. Dabei unterschei<strong>de</strong>tman zwischen drei unterschiedlichenFormen <strong>de</strong>r Leistungserbringung:• On-shore – direkt im Unternehmen erbrachteLeistungen,• Near-shore – Outsourcing o<strong>de</strong>r Shared-Services in einem europäischen Land• Off-shore – Outsourcing o<strong>de</strong>r Shared-Services in einem Niedriglohnland.Erfolgsentschei<strong>de</strong>nd sind dabei dreiSchlüsselaspekte. Erstens, alle Servicessollten in eine HR-Funktion eingeglie<strong>de</strong>rtsein – für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n darfes keinen Unterschied machen, vonwem er seine Leistung bezieht, es giltdas Prinzip „One face to the customer“.Zweitens, die strategische und operativeSteuerung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen HR-Dienstleister sollte aus <strong>de</strong>r HR-Abteilungheraus geschehen. Outsourcing ist Teil<strong>de</strong>r HR-Strategie, nur HR-Mitarbeiterhaben das entsprechen<strong>de</strong> Wissen, <strong>de</strong>nDienstleister auch zielgerichtet zu steuern.Drittens, wo möglich und sinnvoll,sollten die technologischen Voraussetzungenzur Automatisierung und Komplexitätsreduktiongeschaffen wer<strong>de</strong>n.Nutzung <strong>de</strong>r Vorteile <strong>de</strong>s OutsourcingsTeil-Outsourcing lässt die Vorteile <strong>de</strong>sOutsourcings nutzen, ohne die Nachteilein Kauf nehmen zu müssen. Durch <strong>de</strong>nEinsatz von HR-Administrationsspezialistenergibt sich eine kostengüns tige<strong>Bereit</strong>stellung von Low-Value-Add, abernotwendigen HR-Service wie die Entgeltabrechnungbei gleichzeitig qualitativhochwertiger Mitarbeiter-Schnittstelle(Mitarbeiter-CRM). Außer<strong>de</strong>m ermöglichtOutsourcing durch intelligentes Managementeine „atmen<strong>de</strong>“ Service-Fabrik, diesowohl mit <strong>de</strong>m Unternehmen wächstals auch schrumpft (Stichwort: „Pay peruse“). Es geht also nicht mehr um <strong>de</strong>nFünfjahresvertrag über alle HR-Services,son<strong>de</strong>rn um die zielgerichtete Wahl solcherServices, die die interne Qualität verbessernund Freiräume schaffen, ohne ineinem Korsett zu stecken.Auch Teil-Outsourcing für Business-Partner und „Centers of Expertise“-Auf gaben sollte geprüft wer<strong>de</strong>n.Sogenanntes „Co-Sourcing“ gilt als Alternativeim Wertschöpfungsbereich.Hierdurch können Auftragsspitzen o<strong>de</strong>rhoch spezifische Aufgaben, wie die Vorbereitungund Auswertung von Gehaltsstudienmit niedriger Häufigkeit o<strong>de</strong>rFrequenz, ökonomisch und qualitativhochwertig abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. Die professionelleUnterstützung <strong>de</strong>s jährlichenStrategie- und Budgetprozesses gehörthier ebenso dazu wie <strong>de</strong>r Einsatz vonGrading-Spezialisten.Fred Marchlewskiist Geschäftsführer<strong>de</strong>s Bereichs Talent &Organisation bei Accenture.Volker Schrankist Senior Manager im BereichTalent & Organisation beiAccenture.11 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>


62 recht_NEWSNachgelesenMachen Sie es nicht zur UnzeitAuch wenn im allgemeinen Sprachgebrauch<strong>de</strong>r Begriff „Unzeit“ wohl nur noch höchstselten angewandt wer<strong>de</strong>n dürfte, müssenPersonalverantwortliche in arbeitsrechtlichenAuseinan<strong>de</strong>rsetzungen durchausmit ihm rechnen. Ausgegraben wird dieseraltertümliche Begriff immer wie<strong>de</strong>r dann,wenn es um Kündigungen geht, die nachAuffassung <strong>de</strong>s Arbeitnehmers – o<strong>de</strong>r besserseines Anwalts – zur Unzeit erklärt wur<strong>de</strong>n.Gestützt wird sich dabei auf die Rechtsprechung<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sarbeitsgerichts (BAG), dasvor längerer Zeit bereits eine Kündigungzur Unzeit als treuwidrig und damit fürunwirksam erklärte. Wie aber unterschei<strong>de</strong>tsich eigentlich die Unzeit von einer „Nicht-Unzeit“? Während man in <strong>de</strong>r Vergangenheitversucht hat, die Beispiele für Unzeitenanhand eines Katalogs zu bestimmen, in<strong>de</strong>m beispielsweise Kündigungen am Heiligabendals unwirksam bezeichnet wur<strong>de</strong>n,richtet sich <strong>de</strong>r zu prüfen<strong>de</strong> Umfang für dieUnzeit laut BAG jetzt zusätzlich auf weitereUmstän<strong>de</strong>. Es müsse stets ermittelt wer<strong>de</strong>n,ob <strong>de</strong>r Arbeitgeber absichtlich o<strong>de</strong>r infolgeeiner Gedankenlosigkeit die persönlichen Belange<strong>de</strong>s Empfängers missachtet und einenbeson<strong>de</strong>rs belas ten<strong>de</strong>n Zugangszeitpunktgewählt hat.Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nswahlen nahtDie Mitbestimmung von Arbeitgebern und Versicherten soll durch diesogenannten Selbstverwaltungsorgane <strong>de</strong>r einzelnen Sozialversicherungsträgergewährleistet sein. Wer die unterschiedlich ausgeprägtenAufgaben konkret wahrnimmt, wird von allen Beteiligten bei <strong>de</strong>n regelmäßigstattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Sozialwahlen ermittelt. Dies mit einer Beson<strong>de</strong>rheit, die es nurin <strong>de</strong>r Sozialversicherung gibt. Entschie<strong>de</strong>n wird fast immer über sogenannteFrie<strong>de</strong>nswahlen. Dabei wer<strong>de</strong>n im Ergebnis ohne Wahlhandlung und ohneWähler lediglich die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Selbstverwaltungsorgane benannt – undzwar durch vorschlagsberechtigte Organisationen, die sich auf eine gemeinsameListe einigen. Nach <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swahlbeauftragten zu<strong>de</strong>n Sozialwahlen, Gerald Weiss, soll mit dieser <strong>de</strong>mokratisch höchst fragwürdigenLegitimierung einer „Wahl ohne Wahlhandlung“ bald Schluss sein. Erschlägt vor, dass in Zukunft eine echte Wahl in Form einer Auswahl zwischenunterschiedlichen Vorschlagslisten durchgeführt wird. Und nicht nur das:Ganz zeitgemäß soll auch eine verpflichten<strong>de</strong> Frauenquote in <strong>de</strong>n Gremien<strong>de</strong>r Sozialversicherung eingeführt wer<strong>de</strong>n.News <strong>de</strong>s MonatsKein Versicherungsschutz für Abendveranstaltung Ist die Teilnahme an einer Schulung verpflichtend, besteht für eine indiesem Zusammenhang stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Abendveranstaltung kein Schutz in <strong>de</strong>r gesetzlichen Unfallversicherung, so ein aktuelles Urteil.Zu viele Minijobs sind kontraproduktiv Diese These vertritt je<strong>de</strong>nfalls die Bertelsmann-Stiftung und warnt vor einer Aus<strong>de</strong>hnungdieser Beschäftigungsform. Im Ergebnis wür<strong>de</strong>n Minijobs eine hohe Hür<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>reinstieg von Müttern darstellen.Freibeträge beantragen Die Lohnsteuerkarte soll endgültig <strong>de</strong>r Vergangenheit angehören. Anträge auf Freibeträge sollten daherrechtzeitig bei <strong>de</strong>r Finanzverwaltung gestellt wer<strong>de</strong>n, damit sie pünktlich <strong>zum</strong> Abrechnungsmonat Januar berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können.Leiharbeitnehmer sind immer auf Dienstreise Das entschied das Finanzgericht Ba<strong>de</strong>n-Württemberg. Selbst bei längerfristigenEinsätzen bleibe ihr künftiger Beschäftigungsort ungewiss (FG Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Urteil vom 24.5.2012, Az. 3 K 1226/11).Aus Elena ist OMS gewor<strong>de</strong>n Ein „Optimiertes Mel<strong>de</strong>verfahren in <strong>de</strong>r sozialen Sicherung“ soll das gescheiterte Projekt „Elena“vergessen lassen. Schwerpunkt ist dabei ein neues DEÜV-Mel<strong>de</strong>verfahren und Beitragsnachweisverfahren.+++ Aktuelle News +++ Hintergrün<strong>de</strong> +++ täglich unter www.haufe.<strong>de</strong>/personal +++Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


63Interview„Den höheren Aufwand gering halten“Ab 1. November gelten die ersten Tarifvereinbarungen über Branchenzuschläge in <strong>de</strong>rZeitarbeit. Wir haben einen Repräsentanten <strong>de</strong>r Branche nach Auswirkungen gefragt.personalmagazin: Herr Schulz, welche Folgenhaben die Regeln für Ihre Kun<strong>de</strong>n?Marcus Schulz: In allen abgeschlossenenTarifverträgen ist die Anhebung <strong>de</strong>s Tariflohns<strong>de</strong>r Zeitarbeitnehmer in fünf Stufenfixiert – innerhalb von neun Monatensteigen die Löhne bis auf 90 Prozent <strong>de</strong>sEntgeltniveaus eines vergleichbaren Mitarbeitersim Kun<strong>de</strong>nunternehmen.Diese Begrenzung greift nur, wenn dassogenannte Vergleichsentgelt bekanntund vom Einsatzunternehmen belastbarnachgewiesen ist. An<strong>de</strong>rnfalls ist keineBegrenzung möglich und <strong>de</strong>r Tariflohnsteigt – etwa in <strong>de</strong>r Metall- o<strong>de</strong>r Elektrobranche– um bis zu 50 Prozent ab<strong>de</strong>m zehnten Monat eines ununterbrochenenEinsatzes <strong>de</strong>s Mitarbeiters.Meine Kollegen stellen ihren Kun<strong>de</strong>n aktuelldie Möglichkeit dieser Deckelungvor und gehen anhand einer Checklistedie Rechte und Pflichten im Detail durch.personalmagazin: Was be<strong>de</strong>uten die Regelnfür die Zukunft <strong>de</strong>r Zeitarbeit?Schulz: Die Branchenzuschläge unterstreichen<strong>de</strong>n Wert erfahrener Mitarbeiterund führen dazu, dass die DienstleistungZeitarbeit neu – und sicher positiver – bewertetwird. Das schlechte Image „billigeLeiharbeit“ und „zweitklassige Arbeitnehmer“ist vorbei! Das ist für mich diegrößte Errungenschaft <strong>de</strong>r neuen Tarifverträge.Die Zeitarbeit wird gera<strong>de</strong> fürhöher qualifizierte Arbeitnehmer immerattraktiver, und von dieser Entwicklungwer<strong>de</strong>n unsere Kun<strong>de</strong>n profitieren.personalmagazin: Und die Wirkung für Sie?Schulz: Für uns und unsere Kun<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendie Zuschläge höheren administrativenAufwand. Bei Unique wer<strong>de</strong>n wir<strong>de</strong>n Aufwand für die Kun<strong>de</strong>n so geringwie möglich halten. Dazu gehört ein praktikables,transparentes Kalkulations- undMarcus Schulz ist Geschäftsführer bei<strong>de</strong>r Unique Personalservice GmbH.Rechtssicherheit bieten<strong>de</strong>s Verrechnungssatzmo<strong>de</strong>ll.Die Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>ndie Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Dienstleister vergleichenund möglicherweise wechseln.Das Interview führte Michael Miller.hinweisIn <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe beschäftigen wiruns ausführlich mit „Equal Pay“ und <strong>de</strong>nTarifverträgen über Branchenzuschläge. Ineiner Son<strong>de</strong>rveröffentlichung beantwortenwir für Entleiher wichtige Fragen. (mim)


64 Recht_UrteilsdienstUrteil <strong>de</strong>s monatsDie Lage <strong>de</strong>r Pausen kann flexibel angeordnet wer<strong>de</strong>nDie Frage, ob und zu welchen Zeiten ein Arbeitnehmerseine Arbeitspausen einlegen soll, istzunächst durch Auslegung <strong>de</strong>s Arbeitsvertragszu klären o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bestimmungen einer Betriebsvereinbarungo<strong>de</strong>r eines einschlägigenTarifvertrags zu entnehmen. Darüber hinaussind die gesetzlichen Bestimmungen <strong>de</strong>s Arbeitszeitgesetzeszu beachten. Ergeben sichaus diesen vorrangigen Rechtsquellen keinebestimmbaren Zeiten, so kann <strong>de</strong>r Arbeitge-ber im Rahmen seines Direktionsrechts diePausen nach <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s § 106 GewOnach billigem Ermessen, in unterschiedlicherWeise, die auch „ad hoc“ von Schicht zu Schichtwechseln kann, anordnen.Das Urteil beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r Frage, ob ein Arbeitgeber auchim Hinblick auf betriebsspezifische Belange Arbeitspausen flexibelund einzelfallbezogen anordnen kann. Die im Streitfall gelten<strong>de</strong>Betriebsvereinbarung beinhaltete dazu folgen<strong>de</strong>n Passus: „DemMitarbeiter wer<strong>de</strong>n die gesetzlichen Ruhepausen (§ 4 ArbZG) ineinem Zeitkorridor zwischen Beginn <strong>de</strong>r zweiten Arbeitsstun<strong>de</strong>(frühester Beginn <strong>de</strong>r Ruhepause) und En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r siebten Arbeitsstun<strong>de</strong>(spätestes En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ruhepause) durchgehend gewährt. Die Lage<strong>de</strong>r Ruhepause/n wird <strong>de</strong>m Mitarbeiter bei Beginn <strong>de</strong>r Schicht mitgeteilt.“Der Arbeitnehmer hat im Prozess die Auffassung vertreten,dass für diese „ad hoc“ verschobenen Pausen eine Vergütung aus<strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>s Annahmeverzugs zu zahlen sei. Es könnenicht angehen, dass er die zeitliche Lage einer Dienstunterbrechungerst frühestens zu Dienstbeginn erfahren könne. Das Arbeitsgerichthat zur Beantwortung dieser Frage, <strong>de</strong>n für das Direktionsrechtheranzuziehen<strong>de</strong>n § 106 GewO ausgelegt. Danach sei die Betriebsvereinbarungwirksame Grundlage dafür, dass es genüge, wenn zuBeginn <strong>de</strong>r Pause <strong>de</strong>ren konkrete zeitliche Dauer festgelegt wird, daein<strong>de</strong>utig geregelt sei, dass eine Verschiebung möglich sei. Messenlassen muss sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber jedoch an <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>sWann ist Pause? Dies ergibt sich nicht immer aus <strong>de</strong>m Arbeitsvertrag.billigen Ermessens (§ 106 GewO). Der Arbeitnehmer muss imProzess konkrete Umstän<strong>de</strong> darlegen und gegebenenfalls beweisen,die gegen die Wahrung billigen Ermessens sprechen.Quelle LAG Köln, Urteil vom 3.8.2012, 5 Sa 252/12Zum Thema ... Personalmagazin 6/2012, Seite 70BetriebsinhaberwechselZusammenfassung Der Abschluss eines Kooperationsvertragszwischen <strong>de</strong>m bisherigen Inhaber und einem späteren Betriebserwerberführt nicht notwendig zur rechtlichen Einordnung alsBetriebsübergang im Sinne <strong>de</strong>s § 613 a BGB.relevanz Das Urteil ist ein plastisches Beispiel dafür, dass bei <strong>de</strong>rFrage, ob ein Betriebsübergang vorliegt, stets zwischen s ogenanntenbetriebsmittelarmen und betriebsmittelgeprägten Betrieben unterschie<strong>de</strong>nwer<strong>de</strong>n muss. Wird eine betriebsmittelgeprägte Einstufungvorgenommen, so muss <strong>de</strong>r bisherige Betriebsinhaber um einenBetriebsübergang zu vermei<strong>de</strong>n, die Nutzung <strong>de</strong>r Betriebsmittel imBetrieb o<strong>de</strong>r Betriebsteil vor <strong>de</strong>r Übernahme einstellen.Quelle BAG, Urteil vom 27.9.2012, 8 AZR 826/11.Zum Thema ... Personalmagazin 5/2009, Seite 74MassenentlassungenZusammenfassung Beabsichtigt <strong>de</strong>r Arbeitgeber Massenentlassungen,hat er <strong>de</strong>n Betriebsrat schriftlich über die Grün<strong>de</strong> für diegeplanten Entlassungen zu unterrichten. Ist abgesichert, dass die Arbeitnehmervertretungdie Möglichkeit hat, konstruktive Vor schlägezu unterbreiten, um die Massenentlassungen zu verhin<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>reinzuschränken, reicht es aus, wenn <strong>de</strong>r Arbeitgeber die von§ 17 KSchG gefor<strong>de</strong>rten Angaben in einem nicht unterzeichnetenText dokumentiert und diesen <strong>de</strong>m Betriebsrat zuleitet.relevanz Eine hilfreiche Einzelfallentscheidung <strong>de</strong>s BAG, die darüberhinweghilft, dass immer noch nicht höchstrichterlich geklärt ist,ob mit <strong>de</strong>r vorgeschriebenen Schriftform <strong>de</strong>r Mitteilung grundsätzlichdie strengen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s § 126 BGB verbun<strong>de</strong>n sind.Quelle BAG, Urteil vom 20.9.2012, 6 AZR 155/11personalmagazin 11 / 12


65Wie<strong>de</strong>r eine AGB-FalleZusammenfassung Verfolgt <strong>de</strong>r Arbeitgeber mit einer Tantiemezahlung<strong>de</strong>n Zweck, die Leistung eines Arbeitnehmers im Bezugszeitraumzusätzlich zu vergüten, benachteiligt eine Klausel, die <strong>de</strong>nVerfall <strong>de</strong>s Anspruchs vorsieht, <strong>de</strong>n Arbeitnehmer unangemessenund ist unwirksam. Dies gilt auch, wenn die Tantieme nicht mehrals 25 Prozent <strong>de</strong>r Jahresvergütung beträgt.relevanz Zusätzlich zur AGB-Prüfung bemüht das LAG das BGB unddas Grundgesetz. Die Verfallklausel stehe im Wi<strong>de</strong>rspruch zu § 611Abs. 1 BGB, in <strong>de</strong>m sie erarbeiteten Lohn wie<strong>de</strong>r entziehe. Außer<strong>de</strong>mläge ein Verstoß gegen die Berufsfreiheit aus Art. 12 GG vor.Quelle LAG Düsseldorf, Urteil vom 19.7.2012, 5 Sa 324/12Zum Thema ... Personalmagazin diese Ausgabe, Seite 72Än<strong>de</strong>rungskündigungZusammenfassung Auch eine or<strong>de</strong>ntliche verhaltensbedingteÄn<strong>de</strong>rungskündigung, die als Ergebnis <strong>de</strong>n Entzug einer Führungsstellungbeinhaltet, kann sozial ungerechtfertigt sein, wenn alsmil<strong>de</strong>res Mittel eine Abmahnung in Betracht kommt.relevanz Das Urteil zeigt, dass auch bei nachgewiesenen Verfehlungenim Führungsbereich und auch im Rahmen einer Än<strong>de</strong>rungskündigungstets vorrangig zu prüfen ist, ob <strong>de</strong>r Arbeitnehmer nichtzunächst für sein Verhalten hätte abgemahnt wer<strong>de</strong>n müssen. Wenn<strong>de</strong>r Arbeitgeber – wie im entschie<strong>de</strong>nen Fall – schon die Än<strong>de</strong>rungskündigungim Hinblick auf <strong>de</strong>n Einsatz eines mil<strong>de</strong>ren Mittelsgewählt habe, obwohl möglicherweise sogar die Voraussetzungeneiner außeror<strong>de</strong>ntlichen Kündigung vorgelegen haben, soll diesnach Ansicht <strong>de</strong>r Richter am Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht Nürnberg nichtentscheidungserheblich sein.Quelle LAG Nürnberg, Urteil vom 6.8.2012, 2 Sa 643/11Direktversicherung bei InsolvenzZusammenfassung Hat<strong>de</strong>r Arbeitgeber <strong>zum</strong> Zwecke<strong>de</strong>r betrieblichen Altersversorgungeine Direktversicherungabgeschlossenund <strong>de</strong>m Arbeitnehmer einbis <strong>zum</strong> Ablauf <strong>de</strong>r gesetzlichenUnverfallbarkeitsfristwi<strong>de</strong>rrufliches Bezugsrechteingeräumt, steht <strong>de</strong>m Arbeitnehmerin <strong>de</strong>r Insolvenz<strong>de</strong>s Arbeitgebers kein Ausson<strong>de</strong>rungsrechtnach§ 47 Insolvenzordnung (InsO)zu, wenn <strong>de</strong>r Insolvenzverwalterdas Bezugsrechtwirksam wi<strong>de</strong>rrufen hat.Eine Insolvenz kann für die Betriebsrente<strong>zum</strong> Problem wer<strong>de</strong>n.relevanz Das Urteil zeigt die Problematik, die betriebliche Altersversorgungenim Fall einer Insolvenz nach sich ziehen. Der Arbeitnehmermuss sich einen Wi<strong>de</strong>rruf durch <strong>de</strong>n Insolvenzverwaltergefallen lassen, da sich dieser allein nach <strong>de</strong>r versicherungsrechtlichenRechtslage zwischen Arbeitgeber und Versicherung, nichtnach <strong>de</strong>n arbeitsrechtlichen Vereinbarungen zwischen Arbeitgeberund Arbeitnehmer richte. Dazu gibt das BAG noch einen praktischenHinweis: „Verstößt <strong>de</strong>r Insolvenzverwalter mit <strong>de</strong>m Wi<strong>de</strong>rruf <strong>de</strong>sBezugsrechts gegen seine arbeitsvertragliche Verpflichtung, so kanndies grundsätzlich einen Scha<strong>de</strong>nsersatzanspruch <strong>de</strong>s Arbeitnehmersbegrün<strong>de</strong>n. Dieser ist jedoch we<strong>de</strong>r auf Erstattung <strong>de</strong>r Beiträgezur Direktversicherung noch auf Zahlung <strong>de</strong>s Rückkaufswertsgerichtet, son<strong>de</strong>rn auf Ausgleich <strong>de</strong>s Versorgungsscha<strong>de</strong>ns.“Quelle BAG, Urteil vom 18.9.2012, 3 AZR 176/10Zum Thema ... Personalmagazin 6/2012, Seite 70Betriebsvereinbarungen: Nur angeheftetes giltZusammenfassung Eine Regelung in einer Dienstvereinbarung,die auf eine nicht allgemein zugängliche, <strong>de</strong>m Beschäftigten auchnicht bekannt gemacht und auch <strong>de</strong>r Dienstvereinbarung nichtangeheftete an<strong>de</strong>re Vereinbarung Bezug nimmt, ist unwirksam.auf formale Aspekte zu achten. Zwar ist es durchaus möglichund zweckmäßig, sich in Betriebsvereinbarungen kurz zu haltenund statt<strong>de</strong>ssen auf Anlagen zu verweisen. Diese dürfen aberkeineswegs von <strong>de</strong>r eigentlichen Betriebsvereinbarung getrenntaufbewahrt wer<strong>de</strong>n. Auch die gleichzeitige Ablage in einemOrdner o<strong>de</strong>r die Verbindung mit einer Büroklammer reicht nichtaus. Vielmehr müssen die Anlagen mit <strong>de</strong>r von Arbeitgeber undBetriebsrat unterzeichneten Betriebsvereinbarung „fest verheftet“vorgehalten wer<strong>de</strong>n.relevanz Das Urteil betrifft zwar eine Dienstvereinbarung aus<strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s Bayerischen Personalverwaltungsgesetzes, istaber wegen <strong>de</strong>s gleichlauten<strong>de</strong>n Schriftformerfor<strong>de</strong>rnisses vonBetriebsvereinbarungen nach <strong>de</strong>m Betriebsverfassungsgesetz vonallgemeiner und hoher praktischer Be<strong>de</strong>utung. Es zeigt, wie wichtiges ist, beim Abschluss von Betriebsvereinbarungen genau auch Quelle LAG München, Urteil vom 31.7.2012, 6 Sa 1138/1111 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


66 Recht_RecruitingDrum prüfe, wer sich ewig bin<strong>de</strong>tSerie. Auch wenn <strong>de</strong>r Bewerber <strong>de</strong>n Vertrag bereits unterschrieben hat: Bis <strong>zum</strong>Dienstantritt kann noch einiges schiefgehen. Personaler müssen gewappnet sein.Von Steffen Scheuer und Esther HolzingerHat sich ein Arbeitgeber füreinen Bewerber entschie<strong>de</strong>nund diesem eine verbindlicheZusage erteilt, liegt unterUmstän<strong>de</strong>n bis <strong>zum</strong> eigentlichen Dienstantritteine mehr o<strong>de</strong>r weniger langeZeitspanne. Ob <strong>de</strong>r ausgesuchte Arbeitnehmerdann tatsächlich die in ihn gesetztenErwartungen erfüllen wird, istein Risikofaktor, <strong>de</strong>m schon vom Gesetzgeberdadurch Rechnung getragen wird,dass in <strong>de</strong>n ersten sechs Monaten dasKündigungsschutzgesetz keine Anwendungfin<strong>de</strong>t. Es ist zu<strong>de</strong>m ratsam, sichGedanken über die Frage zu machen,wie eine Probezeit konkret ausgestaltetwer<strong>de</strong>n könnte und ob auch schon für<strong>de</strong>n Zeitraum vor <strong>de</strong>r eigentlichen Erprobungspezielle vorvertragliche Vereinbarungengeschlossen wer<strong>de</strong>n können,um bestimmte Risiken auch für diesenZeitraum abzu<strong>de</strong>cken.Preisgabe von Betriebsinterna imBewerbungsgesprächDem Bewerber soll häufig schon vorDienstbeginn ein umfassen<strong>de</strong>r Eindruckvom Unternehmen und <strong>de</strong>r zu besetzen<strong>de</strong>nStelle vermittelt wer<strong>de</strong>n. Es stelltsich für Personalverantwortliche daherhäufig die Frage, ob im Bewerbungsgesprächmanchmal sogar Betriebsinternapreisgegeben wer<strong>de</strong>n sollten.Das Bewerbungsgespräch dient dazu,einen Arbeitnehmer zu fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r nachseiner fachlichen und persönlichen Qualifikationfür die zu besetzen<strong>de</strong> Stelle geeignetist. Der Bewerber möchte mithilfeSerieGibt es Alternativen zur Probezeit? Was ist in <strong>de</strong>r Zeit zwischen Zusage und Dienstbeginnzu beachten? Lesen Sie <strong>de</strong>n letzten Teil unserer Serie zu Rekrutierungsfragen.· Ausgabe 08/2012: Die Ausschreibung und das AGG· Ausgabe 09/2012: Aspekte <strong>de</strong>r Mitbestimmung <strong>de</strong>s Betriebsrats· Ausgabe 10/2012: Son<strong>de</strong>rregeln zur Schwerbehin<strong>de</strong>rung· Ausgabe 11/2012: Vorvertragliche Vereinbarungen und Probezeitverträge<strong>de</strong>s Bewerbungsgesprächs ermitteln, obdie ausgeschriebene Stelle seinen Vorstellungenentspricht. Daher ist es fürbei<strong>de</strong> Parteien wichtig, im Bewerbungsgesprächkonkrete Fragen <strong>zum</strong> Unternehmenund zu <strong>de</strong>r im Raum stehen<strong>de</strong>nStelle zu besprechen.Wird anschließend (noch) kein Arbeitsvertraggeschlossen, stellt sich dieFrage, inwieweit <strong>de</strong>r Bewerber trotz <strong>de</strong>sfehlen<strong>de</strong>n Vertragsschlusses zur Verschwiegenheitüber Betriebsinterna, dieer während <strong>de</strong>s Bewerbungsgesprächserfahren hat, verpflichtet ist.Dazu ist zunächst festzuhalten: DenBewerber trifft im Stadium <strong>de</strong>r Vertragsanbahnung,das bei einem Bewerbungsgesprächgegeben ist, einevorvertragliche Verschwiegenheitspflicht.Verstößt <strong>de</strong>r Bewerber gegendiese, begrün<strong>de</strong>t dies einen Scha<strong>de</strong>nersatzanspruchnach §§ 280 Abs. 1, 311Abs. 2, 241 Abs. 2 Bürgerliches Gesetzbuch(BGB) und, soweit <strong>de</strong>r Betreffen<strong>de</strong>unlauteren Wettbewerb betreibt, aus§ 1 Gesetz gegen <strong>de</strong>n unlauteren Wettbewerb(UWG) in Verbindung mit § 823Abs. 2 BGB. Das praktische Problem istjedoch: Durchsetzbar wäre ein solcherAnspruch nur dann, wenn es <strong>de</strong>m Arbeitgebergelänge, einen tatsächlichen Scha<strong>de</strong>nnachzuweisen. Das ist oft schwierig.Ferner ist die Verschwiegenheitspflichtvielen Bewerbern gar nicht bewusst.Ein „Non Disclosure Agreement“ willgut überlegt seinAus diesem Grund könnte man erwägen,vor Beginn <strong>de</strong>s Vorstellungsgesprächs eineVerschwiegenheitsvereinbarung (sogenanntes„Non Disclosure Agreement“)mit <strong>de</strong>m Bewerber zu vereinbaren. Diesekann unter Umstän<strong>de</strong>n verhin<strong>de</strong>rn, dass<strong>de</strong>r Bewerber, <strong>zum</strong> Beispiel aus Enttäuschungüber seine Absage, Betriebsinternaan Konkurrenzunternehmenweitergibt. Um die Durchsetzbarkeiteiner <strong>de</strong>rartigen Vereinbarung zu erhöhen,kann auch eine Vertragsstrafemit aufgenommen wer<strong>de</strong>n. Der Vorteil:Ein konkreter Scha<strong>de</strong>n muss dann nichtmehr nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. Der Nachteil:Eine solche Vorgehensweise bereitsvor Beginn <strong>de</strong>s eigentlichen Bewerbungsgesprächskann unter Umstän<strong>de</strong>nmit einem Reputationsverlust am Bewer-Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


67bermarkt einhergehen. Es sollte dahergenau überlegt wer<strong>de</strong>n, inwieweit es tatsächlicherfor<strong>de</strong>rlich ist, <strong>de</strong>m BewerberBetriebsinterna mitzuteilen.Verschwiegenheitspflicht zwischen Arbeitsvertragsschlussund DienstantrittHat sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber für einen Bewerberentschie<strong>de</strong>n und hat dieser <strong>de</strong>nArbeitsvertrag bereits unterzeichnet,verschärft sich das Verschwiegenheitsrisiko,<strong>de</strong>nn Arbeitnehmer haben oft vorDienstantritt Kenntnisse über Betriebsinterna.Nicht nur, weil im Bewerbungsverfahrendarüber gesprochen wur<strong>de</strong>,son<strong>de</strong>rn weil Arbeitnehmer nicht seltenbereits vor Dienstantritt – quasi alsvorgezogener Teil einer Einarbeitung –in betriebliche Informationskanäle wie<strong>zum</strong> Beispiel das betriebliche E-Mailsystemeingebun<strong>de</strong>n sind o<strong>de</strong>r auch vorabzu Mitarbeiterbesprechungen und Informationsveranstaltungeneingela<strong>de</strong>nwer<strong>de</strong>n. Hier gilt: Nicht erst mit Beginn<strong>de</strong>r tatsächlichen Arbeitsaufnahme,son<strong>de</strong>rn bereits mit Abschluss <strong>de</strong>sArbeitsvertrags ist <strong>de</strong>r Arbeitnehmerzur Verschwiegenheit verpflichtet. DieAuch vor <strong>de</strong>m Arbeitsantritt sind arbeitsvertraglichen Bindungen zu beachten.Pflicht ist Teil <strong>de</strong>r Schutz- und Rücksichtnahmepflicht,die als Nebenpflicht aus<strong>de</strong>m Arbeitsvertrag folgt. Für <strong>de</strong>n Arbeitnehmerbe<strong>de</strong>utet dies, dass er auchohne ausdrückliche arbeitsvertraglicheRegelung <strong>zum</strong> Stillschweigen über Betriebsinternaverpflichtet ist. Diese vertraglicheVerschwiegenheitspflicht wir<strong>de</strong>rgänzt durch die gesetzliche Pflicht zurWahrung von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissennach § 17 UWG. Die allgemeineVerschwiegenheitspflicht kann© I‘M PHOTOGRAPHER / Shutterstock.com


68 Recht_Recruitinghintergrund PraxisbeispielMitbestimmung auch vor Dienstantritt?Der Arbeitgeber kann einen Grund haben, <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag vor Dienstantritt zukündigen. Vorsorglich sollte er vorab <strong>de</strong>n Betriebsrat anhören.Vor Ausspruch einer Kündigung ist <strong>de</strong>r Betriebsrat nach § 102 Betriebsverfassungsgesetz(BetrVG) anzuhören. Ob dies auch dann gilt, wenn die Kündigung vor Dienstantrittausgesprochen wird, hat das BAG noch nicht entschie<strong>de</strong>n. Die herrschen<strong>de</strong> Literaturmeinunggeht davon aus, dass eine Anhörung <strong>de</strong>s Betriebsrats nicht erfor<strong>de</strong>rlichist. Die Begründung: Der zu Kündigen<strong>de</strong> ist <strong>zum</strong> Zeitpunkt <strong>de</strong>s Zugangs <strong>de</strong>r Kündigungkein Arbeitnehmer im Sinne <strong>de</strong>s BetrVG, da er noch nicht in <strong>de</strong>n Betrieb eingeglie<strong>de</strong>rtwur<strong>de</strong> und durch die Kündigung vor Arbeitsaufnahme auch keine kollektiven Interessen<strong>de</strong>r Belegschaft betroffen sind. Wer sichergehen will, sollte die Anhörung <strong>de</strong>nnochdurchführen, <strong>de</strong>nn das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht Frankfurt hat in einem Urteil vom 31. Mai1985 die Ansicht vertreten, dass <strong>de</strong>r Betriebsrat auch in diesen Fällen angehört wer<strong>de</strong>nmüsse.im Arbeitsvertrag auf Informationen, dievertraulichen Charakter haben, erweitertwer<strong>de</strong>n, sofern ein berechtigtes Interessean <strong>de</strong>ren Geheimhaltung besteht.Dies kann <strong>zum</strong> Beispiel bei Einzelheitenüber die Betriebsorganisation, <strong>de</strong>r Beziehungzu Kun<strong>de</strong>n, Auftraggebern o<strong>de</strong>rLieferanten gegeben sein.Wird von dieser ErweiterungsmöglichkeitGebrauch gemacht, empfiehltsich ein klarstellen<strong>de</strong>r Hinweis, dassdie Verpflichtung zur Verschwiegenheitwährend <strong>de</strong>r gesamten Dauer <strong>de</strong>sArbeitsvertrags gilt, das heißt nicht erstmit Dienstantritt beginnt.HPOARBEITSHILFEMuster So gestalten Sie einen Probearbeitsvertrag(HI435664)Die Arbeitshilfe fin<strong>de</strong>n Sie im <strong>Haufe</strong>Personal Office (HPO). Internetzugriff:www.haufe.<strong>de</strong>/hi435664Kündigung vor DienstantrittImmer wie<strong>de</strong>r kommt es vor, dass estrotz <strong>de</strong>s Abschlusses eines Arbeitsvertragszu einer tatsächlichen Aufnahme<strong>de</strong>r Tätigkeit nicht kommt. Dies mussnicht automatisch mit einer Vertragsverletzungeinhergehen, <strong>de</strong>nn nach <strong>de</strong>rständigen Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sarbeitsgerichts(BAG) hat sowohl <strong>de</strong>rArbeitgeber als auch <strong>de</strong>r Arbeitnehmerdie Möglichkeit, das Arbeitsverhältnisvor Dienstantritt or<strong>de</strong>ntlich o<strong>de</strong>r außeror<strong>de</strong>ntlichzu kündigen. Hierbei istFolgen<strong>de</strong>s zu beachten: Die Kündigungsfristbeginnt im Zweifel bereits mit Zugang<strong>de</strong>r Kündigungserklärung zulaufen, das heißt, vor <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>svertraglich vereinbarten Dienstantritts.Für die gegenteilige Annahme, nämlichdass die Kündigungsfrist erst mit Dienstantrittzu laufen beginnt, verlangt dasBAG ein<strong>de</strong>utige Anhaltspunkte. Fehlteine ein<strong>de</strong>utige vertragliche Regelung<strong>zum</strong> Beginn <strong>de</strong>r Kündigungsfrist, so istim Wege <strong>de</strong>r ergänzen<strong>de</strong>n Vertragsauslegungfestzustellen, was die Parteiengewollt hätten, wenn sie diesen Punktbedacht hätten.Unsicherheiten darüber lassen sichvermei<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m im Arbeitsvertragausdrücklich <strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>r Frist beieiner Kündigung vor Dienstantritt geregeltwird.Das Recht zur or<strong>de</strong>ntlichen Kündigungvor Dienstantritt kann sowohl wirksamausgeschlossen als auch ausdrücklichermöglicht wer<strong>de</strong>n. Der Ausschlussmuss für bei<strong>de</strong> Parteien, das heißt Arbeitgeberund Arbeitnehmer, gelten.Ein einseitiger Ausschluss <strong>de</strong>r arbeitnehmerseitigenKündigung ist unwirksam,weil er <strong>de</strong>n Arbeitnehmer einseitigbelastet (§ 622 Abs. 4 BGB).Vertragsstrafe für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r schuldhaftenNichtaufnahme ist möglichSchließlich kann im Einklang mit <strong>de</strong>rRechtsprechung <strong>de</strong>s BAG eine Vertragsstrafefür <strong>de</strong>n Fall vereinbart wer<strong>de</strong>n,dass <strong>de</strong>r Bewerber die vertragliche Tätigkeitschuldhaft nicht aufnimmt. DerArbeitgeber hat nach <strong>de</strong>m BAG „einschützenswertes Interesse daran, einearbeitsvertragswidrige und schuldhafteNichtaufnahme seitens <strong>de</strong>s Arbeitnehmerszu vermei<strong>de</strong>n“.Die Höhe <strong>de</strong>r Vertragsstrafe hat sichan <strong>de</strong>r „Höhe <strong>de</strong>r Vergütung bis <strong>zum</strong>Ablauf <strong>de</strong>r or<strong>de</strong>ntlichen (…) Kündigungsfrist“zu orientieren. Enthält <strong>de</strong>rArbeitsvertrag beispielsweise eine Probezeitvereinbarung,gilt in dieser Zeiteine Kündigungsfrist von zwei Wochen.Daraus folgt eine zulässige Vertragsstrafebei <strong>de</strong>r Kündigung vor Dienstantritt inHöhe eines halben Bruttomonatsgehalts.Klassische Probezeitvereinbarung o<strong>de</strong>rBefristung zur ErprobungUm <strong>de</strong>n Arbeitnehmer zu Beginn <strong>de</strong>rTätigkeit zu erproben, hat <strong>de</strong>r Arbeitgeberentwe<strong>de</strong>r die Möglichkeit, einenunbefristeten Arbeitsvertrag mit einerProbezeitvereinbarung zu vereinbareno<strong>de</strong>r <strong>zum</strong> Zweck <strong>de</strong>r Erprobung einenbefristeten Arbeitsvertrag zu schließen.Die Probezeit darf die Grenze von sechsMonaten nicht übersteigen. In diesemZeitraum kann das Arbeitsverhältnis erleichtert,das heißt mit einer Frist vonzwei Wochen, gekündigt wer<strong>de</strong>n (§ 622Abs. 3 BGB).Als Formulierung im Arbeitsvertragempfiehlt sich: „Die ersten sechs Monate<strong>de</strong>r Beschäftigung sind Probezeit.“ EinVerweis auf die Kündigungsfrist mussnicht erfolgen. Sofern eine Probezeitvereinbart ist, greift diese von Gesetzeswegen.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


Hinweis PraxisbeispielVerlängerung <strong>de</strong>r ProbezeitDas kommt immer wie<strong>de</strong>r vor: Der Arbeitnehmer hat die vorgesehene Probezeitnicht bestan<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> Seiten wollen aber noch einen weiteren Versuch starten.Nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s BAG kann die Probezeit mit folgen<strong>de</strong>n Gestaltungsvariantenüber sechs Monate hinaus verlängert wer<strong>de</strong>n:KündigungsvarianteDas Arbeitsverhältnis wird <strong>zum</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Probezeit mit einer über die Zwei-Wochen-Fristhinausgehen<strong>de</strong>n überschaubaren Kündigungsfrist gekündigt und <strong>de</strong>mArbeitnehmer bei erfolgreicher Bewährung eine Wie<strong>de</strong>reinstellungszusage erteilt.AufhebungsvarianteHierzu das folgen<strong>de</strong> Beispiel: Ein Arbeitnehmer wird am 1. Januar 2012 eingestellt.Es wird eine Probezeit von sechs Monaten vereinbart. Nach drei Wochen erlei<strong>de</strong>t<strong>de</strong>r Arbeitnehmer einen schweren Unfall und wird erst sechs Wochen vor Ablauf<strong>de</strong>r Probezeit wie<strong>de</strong>r arbeitsfähig. Die bisher tatsächlich geleistete Tätigkeit reichtnicht aus, <strong>de</strong>n Arbeitnehmer zu beurteilen. Der Arbeitnehmer äußert <strong>de</strong>n Wunsch,man möge ihm noch eine Chance geben.Lösung: Der Arbeitgeber kündigt das Arbeitsverhältnis nicht in <strong>de</strong>r Probezeit, sodassdas Arbeitsverhältnis unbefristet über <strong>de</strong>n 31. Juni 2012 fortbesteht. Gleichzeitigschließen die Parteien einen Aufhebungsvertrag <strong>zum</strong> Beispiel <strong>zum</strong> 30. September2012 und <strong>de</strong>r Arbeitgeber erteilt <strong>de</strong>m Arbeitnehmer für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r erfolgreichenBewährung eine Wie<strong>de</strong>reinstellungszusage.69Kompetenzentschei<strong>de</strong>t!Alternativ kann <strong>zum</strong> Zweck <strong>de</strong>rErprobung aber auch ein befristetesArbeitsverhältnis geschlossenwer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m Teilzeit- undBefristungsgesetz (TzBfG) ist dieErprobung eines Arbeitnehmersein Sachgrund, <strong>de</strong>r die Befristungrechtfertigt. Das Arbeitsverhältnisen<strong>de</strong>t automatisch mit Ablauf <strong>de</strong>rBefristung. Die Befristung muss vorDienstantritt schriftlich vereinbartwer<strong>de</strong>n (§ 14 Abs. 4 TzBfG). Einenachträgliche Befristung ist nichtmöglich. Zu<strong>de</strong>m muss <strong>de</strong>r Befristungswilleausreichend transparenterkennbar sein.Dieses Formerfor<strong>de</strong>rnis ist allerdingsschon vielen Arbeitgebern<strong>zum</strong> Verhängnis gewor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn:Wird die Befristung nicht o<strong>de</strong>r zuspät schriftlich fixiert beziehungsweiseintransparent gestaltet, ist <strong>de</strong>rArbeitsvertrag auf unbestimmte Zeitgeschlossen.Bei<strong>de</strong> Gestaltungsmöglichkeitenhaben Vor- und Nachteile: Wird eineProbezeitvereinbarung getroffenund bewährt sich <strong>de</strong>r Arbeitnehmernicht, muss <strong>de</strong>r Arbeitgeber dasArbeitsverhältnis aktiv durch Kündigungbeen<strong>de</strong>n. Dies ist bei einerbefristeten Vereinbarung nicht <strong>de</strong>rFall. Wird <strong>de</strong>r Arbeitnehmer jedochüber das offizielle En<strong>de</strong> eines befristetenVertrags hinaus beschäftigt,gilt das Arbeitsverhältnis als für unbestimmteZeit fortgesetzt.Dr. Steffen Scheuerist Partner bei Baker &McKenzie in München.Dr. Esther Holzingerist Rechtsanwältin beiBaker & McKenzie inMünchen.Lesen Sie <strong>de</strong>shalb regelmäßig inwirtschaft + weiterbildung, wieSie Menschen und Organi sationenerfolgreich voranbringen. DasFachmagazin präsentiert neueWeiterbildungs- und Managementkonzepte,stellt diese auf <strong>de</strong>nPrüfstand und gibt konkreteUmsetzungstipps.Inhalte:> Führung> Personal- und Organisationsentwicklung> Training und Coaching> E-LearningJetzt kennenlernen:www.haufe.<strong>de</strong>/zeitschriften11 / 12 personalmagazin


70 Recht_vollmachtDie zurückgewiesene KündigungRechtsprechung. Nicht immer reicht es aus, dass eine Führungskraft kündigungsberechtigtist. Manchmal muss dies auch durch Vollmacht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.Von Thomas Muschiol (Red.)Was hat es eigentlich füreine Be<strong>de</strong>utung, wenn eineKündigung zwar ordnungsgemäßüberstelltwur<strong>de</strong>, dann aber postwen<strong>de</strong>nd vomAnwalt <strong>de</strong>s Mitarbeiters mit folgen<strong>de</strong>rAnmerkung wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Personalabteilunglan<strong>de</strong>t: „Hiermit weise ich die Kündigungmangels fehlen<strong>de</strong>r Vollmachtzurück.“ So geschehen in einem Fall, <strong>de</strong>rvom Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern entschie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.„Das ist doch sicherlich wie<strong>de</strong>r einerdieser windigen Anwaltstricks“, magsich <strong>de</strong>r Arbeitgeber gedacht haben,gesetzestext PraxisbeispielVorsicht Vollmachtsfalle § 174 BGBWer als Vertreter han<strong>de</strong>lt, muss bei Kündigungen aufpassen und sollte tunlichst <strong>de</strong>rKündigung eine Originalvollmacht beifügen. In § 174 BGB steht folgen<strong>de</strong>s:„Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das ein Bevollmächtigter einem an<strong>de</strong>ren gegenübervornimmt, ist unwirksam, wenn <strong>de</strong>r Bevollmächtigte eine Vollmachtsurkun<strong>de</strong> nicht vorlegtund <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re das Rechtsgeschäft aus diesem Grun<strong>de</strong> unverzüglich zurückweist.Die Zurückweisung ist ausgeschlossen, wenn <strong>de</strong>r Vollmachtgeber <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren von <strong>de</strong>rBevollmächtigung in Kenntnis gesetzt hatte.“<strong>de</strong>nn gekündigt hatte kein Geringererals <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlassungsleiter selbst, undbei <strong>de</strong>m ist doch klar, dass er auch kündigendarf. Eigentlich, so betonten auchdie Richter am Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht,hatte er auch recht, <strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong> Nie<strong>de</strong>rlassungsleiterwer<strong>de</strong>n ausnahmslosvon allen Arbeitsgerichten durchgehendals Beispiele für einen „offensichtlicherkennbaren Kündigungsberechtigten“bezeichnet.Ausländischer Titel war das ProblemDaher war das Erstaunen groß, als <strong>de</strong>rArbeitnehmerin und Klägerin gerichtlichbescheinigt wur<strong>de</strong>, dass sie dieKündigung zu Recht zurückgewiesenhabe. Zum Verhängnis gewor<strong>de</strong>n war <strong>de</strong>mArbeitgeber die Bezeichnung, die er seinemNie<strong>de</strong>rlassungsleiter gegeben hatte.Mo<strong>de</strong>rne Jobbeschreibung: In <strong>de</strong>r Praxis anerkannt,vor <strong>de</strong>m LAG Mecklenburg gescheitert.Nicht etwa Filialleiter hieß es da, son<strong>de</strong>rn„Contact Center Manager“. Das wolltendie Meck lenburger Arbeitsrichter nichtakzeptieren und stellten fest: „Aus diesemZusatz erschließt sich für die Klägerinnicht, dass es sich bei dieser Person um<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlassungsleiter han<strong>de</strong>ln muss.“Aber hätte die Mitarbeiterin nichtmit einigem Nach<strong>de</strong>nken selbst daraufschließen können, dass ein „CenterManager“ nichts an<strong>de</strong>res als ein Nie<strong>de</strong>rlassungsleiterist? Dazu das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht:„Es ist einzuräumen,dass eine nicht unerhebliche Wahrscheinlichkeitbesteht, dass die Klägeringewusst hat, dass es sich um <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlassungsleiterhan<strong>de</strong>lt. Diese Wahrscheinlichkeitreicht aber nicht aus, umein ‚in Kenntnis setzen‘ im Sinne <strong>de</strong>s§ 174 Satz 2 BGB zu bejahen.“Vielleicht haben die Arbeitsrichteraber nur <strong>de</strong>n § 184 aus <strong>de</strong>m Gerichtsverfassungsgesetzauf Betriebe übertragen,in <strong>de</strong>m es heißt: „Die Gerichtssprache ist<strong>de</strong>utsch.“ personalmagazin 11 / 12


71„Mitarbeiter richtig informieren“INTERVIEW. Über die arbeitsrechtliche Problematik ausländischer „Job Titles“ und<strong>de</strong>ren praktische Lösung sprachen wir mit einem Fachanwalt für Arbeitsrecht.personalmagazin: Internationale Titelfür Führungskräfte <strong>zum</strong>eist englischenUrsprungs gehören mittlerweile <strong>zum</strong>Alltag, o<strong>de</strong>r?Patrick Mückl: Richtig. Häufiger Bestandteil<strong>de</strong>rartiger Titel ist neben <strong>de</strong>m „Director“<strong>de</strong>r schillern<strong>de</strong> Begriff „Manager“.Er beschreibt oft keine Führungsposition,son<strong>de</strong>rn eher eine Aufgabe, die„gemanagt“ wer<strong>de</strong>n will. KlassischesBeispiel ist <strong>de</strong>r „Facility Manager“. Mit<strong>de</strong>r einheitlichen englischsprachigenBegriffswahl ist meist die gute Absichtverbun<strong>de</strong>n, internationale Standards zuschaffen, die <strong>de</strong>n Mitarbeitern ortsübergreifendOrientierung bieten.Dieser Ansatz kann in <strong>de</strong>r betrieblichenPraxis allerdings zu unerwartetenSchwierigkeiten führen, wenn die Mitarbeiternicht wissen, was o<strong>de</strong>r wer sichaktuell hinter <strong>de</strong>m Titel verbirgt.personalmagazin: Auch arbeitsrechtlicherArt, wie im Falle <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sarbeitsgerichtsMecklenburg.Mückl: Genau, dieses Urteil hat das bisheroffensichtlich noch nicht geseheneRisiko im Kündigungsbereich noch einmalsehr <strong>de</strong>utlich gemacht.personalmagazin: Wo müssen unsereLeser <strong>de</strong>nn nachschlagen, wenn Sieeine gesetzliche Grundlage für die mitVerlaub etwas merkwürdig anmuten<strong>de</strong>Entscheidung suchen?Mückl: Hintergrund hierfür ist eine Regelungim Bürgerlichen Gesetzbuch, nämlich§ 174. Danach ist die Kündigungdurch einen Bevollmächtigten grundsätzlichunwirksam, wenn er dabei nichteine Vollmachtsurkun<strong>de</strong> vorlegt und <strong>de</strong>rArbeitnehmer die Kündigung <strong>de</strong>shalbunverzüglich zurückweist. Nur wenn<strong>de</strong>r Arbeitnehmer die Kündigungsbevollmächtigungkennt, ist eine Zurückweisungausgeschlossen.personalmagazin: Der Begriff <strong>de</strong>s „Kennens“wird offensichtlich sehr strengausgelegt.Mückl: Genau da liegt – wie <strong>de</strong>r Fall <strong>de</strong>sLan<strong>de</strong>sarbeitsgerichts Mecklenburg-Vorpommern zeigt – bei internationalenTiteln aber häufig das Problem: DieMitarbeiter wissen nicht, welche Kompetenzen<strong>de</strong>r Titelinhaber hat o<strong>de</strong>r welchePerson bei „Umbenennungen“ gera<strong>de</strong>Titelinhaber und damit Kündigungsberechtigteristpersonalmagazin: Müssen jetzt Unternehmenmit englischsprachigenBezeichnungen ihrer Führungskräfte Son<strong>de</strong>rwegegehen, etwa je<strong>de</strong>r Kündigungstets eine Originalvollmacht beifügen?Mückl: Nicht nur in Branchen mit hoherFluktuation wäre das mit einemunvertretbaren Verwaltungsaufwandverbun<strong>de</strong>n. Keine Lösung und unternehmenspolitischmeist nicht gewollt, wäre,bei Kündigungen zusätzlich eine vertraute<strong>de</strong>utsche Positionsbezeichnunganzugeben. Das ist allerdings in <strong>de</strong>r Praxisauch nicht erfor<strong>de</strong>rlich.personalmagazin: Welche Lösungen gibt es?Mückl: Unternehmen müssen nur sicherstellen,dass sie ihren Mitarbeitern einenWeg aufzeigen, auf <strong>de</strong>m sie vor Zugangeiner etwaigen Kündigung immer sicherpatrick mückl ist Rechtsanwalt undFachanwalt für Arbeitsrecht in <strong>de</strong>r KanzleiMückl, Noerr LLP in Düsseldorf.und unschwer erfahren können, welchePerson die Position innehat, mit <strong>de</strong>r dasKündigungsrecht verbun<strong>de</strong>n ist. Daskann nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sarbeitsgerichts<strong>zum</strong> Beispiel durcheinen Hinweis im Arbeitsvertrag o<strong>de</strong>rin ergänzen<strong>de</strong>n Unterlagen, etwa einem„Welcome Package“, auf einen – insoweitein<strong>de</strong>utig gekennzeichneten – Aushangan <strong>de</strong>r Arbeitsstelle o<strong>de</strong>r eine bestimmteFundstelle im Intranet geschehen, aufdie <strong>de</strong>r Mitarbeiter stets Zugriff hat.Dass <strong>de</strong>r Mitarbeiter tatsächlich nachschaut,ist nicht erfor<strong>de</strong>rlich. Wichtig istlediglich, dass er ausdrücklich dazu angehaltenwird.Das Interview führte Thomas Muschiol.11 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>


72 Recht_vergütungDer Bonus-Check ist unerlässlichÜbersicht. In vielen Unternehmen sind Bonusprogramme selbstverständlich.Die Rechtsprechung <strong>de</strong>s BAG diktiert dabei die Grenzen <strong>de</strong>r Gestaltung.Von Barbara Bittmann und Susanne MujanVon <strong>de</strong>r Rechtsprechung wer<strong>de</strong>nvermehrt strenge Maßstäbe andie Ausgestaltung von Bonusregelungenangelegt. Viele,auch jahrelang in <strong>de</strong>r Praxis übliche Formulierungenund Konzepte sind daherinzwischen vor <strong>de</strong>m BAG gescheitert.Arbeitgeber sollten daher ihre Bonusprogrammeüberprüfen und gegebenenfallsanpassen.Die Formulierung muss klar seinEines <strong>de</strong>r wichtigsten Prinzipien ist das<strong>de</strong>r Transparenz (§ 307 Abs. 1 Satz 2BGB). Klauseln, die wi<strong>de</strong>rsprüchlich o<strong>de</strong>rzu vage sind, halten <strong>de</strong>r strengen AGB-Kontrolle <strong>de</strong>s BAG nicht stand. Lässt dieFormulierung Zweifel zu, gehen diese zulasten<strong>de</strong>s Arbeitgebers.Legen Sie daher ein beson<strong>de</strong>res Augenmerkdarauf, die Bonusbedingungenso transparent wie möglich zu formulieren.Gegebenenfalls empfiehlt es sich,Beispiele zur Erläuterung aufzunehmen.Erreichbarkeit und RechtzeitigkeitBonusvereinbarungen sollten rechtzeitigvereinbart wer<strong>de</strong>n. Dies stößt in <strong>de</strong>r Praxisauf Schwierigkeiten, weil die maßgeblichenfinalen betriebswirtschaftlichenKennzahlen häufig noch nicht vorliegen.Wenn die Ziele nicht auf Basis vorläufigerErgebnisse festgelegt beziehungsweisevereinbart wer<strong>de</strong>n sollen, bietetes sich an, <strong>de</strong>n Bezugszeitraum für <strong>de</strong>nBonus vom Geschäftsjahr abzukoppeln.Wer dazu nicht bereit o<strong>de</strong>r aufgrundabweichen<strong>de</strong>r Vereinbarungen nicht in<strong>de</strong>r Lage ist, muss mit <strong>de</strong>m Risiko leben,dass die Gerichte im Streitfall <strong>de</strong>n Bonusganz o<strong>de</strong>r – im Regelfall – teilweise ohneRücksicht auf die Zielerreichung zusprechen.Wer<strong>de</strong>n gar keine o<strong>de</strong>r unerreichbareZiele gesetzt o<strong>de</strong>r vereinbart, steht<strong>de</strong>m Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r hun<strong>de</strong>rtprozentigeBonus zu. Nur wenn <strong>de</strong>mArbeitnehmer ein Mitverschul<strong>de</strong>n anzulastenist, reduziert sich sein Anspruch.Gleiches gilt, wenn <strong>de</strong>r Arbeitgeber einseitigZiele vorgibt, die nicht <strong>de</strong>m sogenanntenbilligen Ermessen entsprechen.Wer<strong>de</strong>n die Ziele vom Arbeitgeber nichteinseitig, son<strong>de</strong>rn in Zielvereinbarungenfestgelegt, muss also entsprechend frühmit <strong>de</strong>m Dialog begonnen wer<strong>de</strong>n.FreiwilligkeitsvorbehaltePauschale Freiwilligkeitsvorbehalte inArbeitsverträgen sind unzulässig (lesenSie dazu <strong>de</strong>n Kasten auf Seite 74).Es besteht aber durchaus die Möglichkeit,einen Freiwilligkeitsvorbehalt in einerBetriebsvereinbarung aufzunehmen(BAG, Urteil vom 13.12.2011, Az. 1 ABR508/10). Hier wird jedoch die künftigeRechtsprechung in beson<strong>de</strong>rer Weisezu beobachten sein. Vermei<strong>de</strong>n Sie esmöglichst, <strong>de</strong>n kollektivrechtlich geregeltenBonus zugleich im individuellenArbeitsvertrag in Aussicht zu stellen;auch wenn dies aus personalpolitischenGrün<strong>de</strong>n wünschenswert erscheint.Doppelte SchriftformklauselUm eine betriebliche Übung zu vermei<strong>de</strong>n,sollten Sie in <strong>de</strong>n Arbeitsvertrageine sogenannte doppelte Schriftformklauselaufnehmen, wonach auch dasSchriftformerfor<strong>de</strong>rnis nur schriftlichaufgehoben wer<strong>de</strong>n kann. Achtung: BeachtenSie dazu das Urteil <strong>de</strong>s BAG vom20.5.2008 (Az. 9 AZR 382/97).Bonuszusagen kann man befristenFlexibilität bieten – <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st nach gegenwärtigerRechtslage – befristete Bonusversprechen,die jeweils nur für einKalen<strong>de</strong>r- o<strong>de</strong>r Geschäftsjahr gelten (lesenSie dazu <strong>de</strong>n Kasten auf Seite 74). Einzelheitensind durch die Rechtsprechungaber noch nicht geklärt. DokumentierenSie daher für je<strong>de</strong>n befristet ausgelobtenBonus einen konkreten Befristungsgrundund erwähnen Sie diesen im Bonusschreiben,wie <strong>zum</strong> Beispiel die Erprobungeines neuen Geschäftsfelds o<strong>de</strong>r einesneuen Mitarbeiterbewertungssystems.Sofern Sie aus personalpolitischen Erwägungennicht die Bonuszusage selbstbefristen wollen, achten Sie darauf, dassje<strong>de</strong>nfalls die Zielvorgabe o<strong>de</strong>r Zielvereinbarungbefristet ist, um eine ungewollteLangzeitbindung zu vermei<strong>de</strong>n.Erhöhte Vorsicht bei StichtagsklauselnHäufig fin<strong>de</strong>n sich in Bonuszusagenauch Stichtagsklauseln, die vorsehen,dass <strong>de</strong>r Bonus auch die Betriebstreuehonorieren soll und daher davon abhängt,dass sich das Arbeitsverhältnis<strong>zum</strong> Auszahlungszeitpunkt, <strong>zum</strong> Beispiel<strong>zum</strong> 30. Juni <strong>de</strong>s Folgejahres, nochin ungekündigtem Zustand befin<strong>de</strong>t.Bislang waren solche Stichtagsklauselnweitgehend zulässig. Nun hat dasBAG seine Rechtsprechung geän<strong>de</strong>rtund <strong>zum</strong> Beispiel folgen<strong>de</strong> Klausel fürunwirksam befun<strong>de</strong>n: „Eine variableBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


73Wie die Schleife genau aufgelöstwer<strong>de</strong>n kann, das sollte in einerBonusregelung rechtssicherformuliert sein.Erfolgsvergütung kommt nicht zur Auszahlung,wenn <strong>de</strong>r Mitarbeiter unterjährigdurch Kündigung ausschei<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>rbis <strong>zum</strong> Auszahlungstag das Arbeitsverhältnisgekündigt wird.“ (BAG, Urteilvom 12.4.2011, Az. 1 AZR 412/09).Seit <strong>de</strong>r Rechtsprechungsän<strong>de</strong>rung(BAG, Urteile vom 18.1.2012, Az. 10 AZR612/10 und Az. 10 AZR 667/10) sindStichtagsklauseln nur noch bei reinenBetriebstreueprämien (auch Retention-Boni genannt) zulässig, <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st dann,wenn <strong>de</strong>r Stichtag außerhalb <strong>de</strong>s Bezugszeitraumsliegt. Bei allen an<strong>de</strong>renBonusregelungen sind sie unwirksam,und zwar auch dann, wenn <strong>de</strong>r Bonusdurch eine Betriebsvereinbarung geregeltwird (BAG, Urteil vom 12.4.2011,Az. 1 AZR 412/09). Auch wenn sich dasBAG bislang nur mit Stichtagsklauselnbeschäftigt hat, die <strong>de</strong>n Bonusanspruchan <strong>de</strong>n Fortbestand <strong>de</strong>s Arbeitsverhältnissesim Folgejahr knüpfen, ist zu befürchten,dass nunmehr auch Stichtageinnerhalb <strong>de</strong>s Geschäftsjahres unzulässigsind (an<strong>de</strong>rs noch BAG, Urteil vom6.5. 2009, Az. 10 AZR 443/09). Die Unwirksamkeit<strong>de</strong>r Stichtagsklausel hatzur Folge, dass Mitarbeiter, die vor <strong>de</strong>mStichtag ausschei<strong>de</strong>n, Anspruch auf <strong>de</strong>nausgelobten Bonus in voller Höhe haben.Eine anteilige Auszahlung wäre nichtdurchsetzbar. Sehen Sie Stichtagsklau-Unser Partner:GENAU AN DER RICHTIGEN STELLE.• Das größte und einzige Karriereportal fürMarketing- und Werbeexperten.• Eigene Onlineredaktion, dietäglich hochaktuell berichtet.• Wöchentlicher Career-Newsletter an rund 25.000 Abonnenten.• Aktuell rund 1.200 Stellenangebote online.• Aktuell über 800 Bewerberprofile online.www.horizontjobs.<strong>de</strong>Jetzt schalten!565,– €/4 Wochen11 / 12 personalmagazin


74 Recht_vergütungTippFünf Gol<strong>de</strong>ne BonusregelnMit diesen Instrumenten können Sie verhin<strong>de</strong>rn, dass ein Bonusversprechen zur„Ewigkeitsgarantie“ wird, sofern die Regeln <strong>de</strong>s BAG eingehalten wer<strong>de</strong>n.1. Keine Kombination von Freiwilligkeits- und Wi<strong>de</strong>rrufsvorbehaltWi<strong>de</strong>rrufs- und Freiwilligkeitsvorbehalte, die in <strong>de</strong>r Praxis immer wie<strong>de</strong>r gemeinsamanzutreffen sind, schließen sich gegenseitig aus. Einen solchen doppelten Vorbehalthält das BAG in ständiger Rechtsprechung für unwirksam. Vermei<strong>de</strong>n Sie kombinierteFormulierungen wie „freiwillig und je<strong>de</strong>rzeit wi<strong>de</strong>rruflich“.2. Die Freiwilligkeit stets wie<strong>de</strong>rholenSofern Sie sich Flexibilität sichern und vermei<strong>de</strong>n wollen, dass Mitarbeiter, <strong>de</strong>nen Siemehrmals hintereinan<strong>de</strong>r eine Leistung gewähren, einen Rechtsanspruch hierauf auchfür die Zukunft erwerben (betriebliche Übung), hilft es Ihnen – an<strong>de</strong>rs als bis noch voreinem Jahr – nicht mehr, im Arbeitsvertrag einen umfassen<strong>de</strong>n Freiwilligkeitsvorbehaltaufzunehmen (BAG, Urteil vom 14.9.2011, Az. 10 AZR 526/10). Um eine betrieblicheÜbung zu vermei<strong>de</strong>n, sollten Sie daher bei je<strong>de</strong>r Leistung, die Sie als freiwillige Leistungverstan<strong>de</strong>n wissen wollen, im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Leistungsgewährung hinreichend klar<strong>zum</strong> Ausdruck bringen, dass Sie die Entstehung eines Anspruchs auf künftige Zahlungausschließen wollen. Auf das laufen<strong>de</strong> monatliche Entgelt darf sich aber auch ein solcherFreiwilligkeitsvorbehalt nicht beziehen (so schon BAG, Urteil vom 25.04.2007, Az. 5 AZR627/06).3. Entscheidungsvorbehalt in Betriebsvereinbarung aufnehmenHingegen kann ein Freiwilligkeitsvorbehalt in einer Betriebsvereinbarung wirksamsein, die Bonusvoraussetzungen und -verfahren regelt, aber die Gewährung vonBoni von <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>r Geschäftsleitung, <strong>zum</strong> Beispiel jeweils zu Beginn <strong>de</strong>sFolgejahres, abhängig macht. So wur<strong>de</strong> es je<strong>de</strong>nfalls vom BAG zuletzt entschie<strong>de</strong>n(BAG, Urteil vom 13.12.2011, Az. 1 AZR 508/10), ohne allerdings die Wirksamkeit <strong>de</strong>sFreiwilligkeitsvorbehalts zu problematisieren.4. Die Wi<strong>de</strong>rrufsgrün<strong>de</strong> nennenAls Alternative <strong>zum</strong> Freiwilligkeitsvorbehalt kommt auch weiterhin eine Wi<strong>de</strong>rrufsklauselin Betracht. Das BAG for<strong>de</strong>rt zwar, dass <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rrufsvorbehalt <strong>zum</strong>utbarsein muss. Hierfür genügt aber, dass die Voraussetzungen und <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>smöglichen Wi<strong>de</strong>rrufs genannt wer<strong>de</strong>n. Anzugeben ist <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st die Richtung, aus<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rruf möglich sein soll, wie etwa die Bezeichnung – möglichst konkreter– wirtschaftlicher Grün<strong>de</strong> (<strong>zum</strong> Beispiel Umsatzrückgang in bestimmter Höhe).Einen allgemeinen Verweis auf „wirtschaftliche Grün<strong>de</strong>“ ohne nähere Spezifizierunghat das BAG in einer Entscheidung für unzureichend gehalten (BAG, Urteil vom13.4.2010, Az. 9 AZR 113/09; weniger streng aber BAG, Urteil vom 21.3.2012, Az. 5AZR 851/10). Der Wi<strong>de</strong>rruf sollte sich maximal auf 25 Prozent <strong>de</strong>r Gesamtvergütungbeziehen, weil an<strong>de</strong>rnfalls in unzulässiger Weise in <strong>de</strong>n Kernbereich <strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisseseingegriffen wür<strong>de</strong> (BAG, Urteil vom 11.10.2006, Az. 5 AZR 721/05).5. Bonuszusagen befristenEine noch höhere Flexibilität verspricht die Befristung von Bonuszusagen. Sie ist nachaktueller Rechtsprechung zulässig, sofern sie angemessen beziehungsweise durcheinen sachlichen Grund gerechtfertigt und transparent formuliert ist (LAG Hessen,Urteil vom 1.6.2012, Az. 14 Sa 553/11).seln daher nur noch bei reinen Treueprämienvor. Nehmen Sie keinen Hinweisauf die persönliche Leistung o<strong>de</strong>r dasUnternehmensergebnis auf. GestaltenSie die Treueprämie inhaltlich unabhängigvom leistungsbezogenen Bonus undverfassen Sie eigene Zusageschreibenfür die jeweilige Bonusart. BezeichnenSie die Zahlung ausdrücklich als „Treueprämie“,„Retention-Bonus“ o<strong>de</strong>r „Halteprämie“.Fehlzeiten adressierenHäufig kommt es zu Unsicherheiten,wenn <strong>de</strong>r Arbeitgeber <strong>de</strong>n Bonus wegenFehlzeiten nicht o<strong>de</strong>r nur gekürzt auszahlenwill. Grundsätzlich ist es zulässig,eine anteilige Kürzung <strong>de</strong>s Bonus fürbestimmte Fehlzeiten vorzusehen, soferndies nicht Zeiten <strong>de</strong>s Erholungsurlaubs,einer unverschul<strong>de</strong>ten Arbeitsunfähigkeit(bis <strong>zum</strong> Ablauf <strong>de</strong>r sechswöchigengesetzlichen Entgeltfortzahlung) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>sMutterschutzes betrifft. Für an<strong>de</strong>re Fehlzeitenetwa wegen Elternzeit, sind Kürzungsklauselnaber möglich.Wie geht es weiter?Über folgen<strong>de</strong> Fragen stehen nochhöchstrichterliche Entscheidungen aus:Sind Ausnahmen für Spitzenverdienerzu machen? Gelten die bisherigenGrundsätze auch für die Banken- undVersicherungsbranche, die unter einembeson<strong>de</strong>ren Regime (etwa <strong>de</strong>r Institutsvergütungsverordnung)stehen? SindVerfallklauseln im Rahmen <strong>de</strong>r Wartezeitbei Aktienoptionen weiterhin zulässig?Welche Mechanismen können inTarifverträgen geregelt wer<strong>de</strong>n?Dr. Barbara Bittmannist Partnerin und Fachanwältinfür Arbeitsrecht bei CMSHasche Sigle in Düsseldorf.Dr. Susanne Mujan istRechtsanwältin und Fachanwältinfür Arbeitsrecht bei CMSHasche Sigle in Düsseldorf.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


Recht_Kolumne75Reisen<strong>de</strong> soll mannicht aufhalten, o<strong>de</strong>r?KOLUMNE. Wie lange sollte die Frist bei Eigenkündigungensein? Gedanken zu einer Frage, die schwer zu beantworten ist.Lassen Sieauch IhrBauchgefühlsprechenund vergessenSie <strong>de</strong>n Aspekt„Vertrauen“nichtLiebe Personalexperten, wenn MitarbeiterAbwan<strong>de</strong>rungsgedanken haben, dannerfährt die Personalabteilung das mitunter,bevor eine Kündigung eintrifft.So berichtete mir ein Personalleiter voneinem Gespräch mit einem Verkaufsleiter,<strong>de</strong>r inoffiziell von <strong>de</strong>r Kündigungsabsichtseines Seniorverkäufers erfahrenhatte und jetzt genau wissen müsse,wann er <strong>de</strong>nn überhaupt gehen könne.Nach einem Blick in die Personalaktewar <strong>de</strong>r Personalleiter in seinem Element:„Der Mann ist mittlerweile 21Jahre im Unternehmen. Was die Kündigungsfristenbetrifft, ist das einer unsererAltfälle. Er muss sich nicht nur andie verlängerten Kündigungsfristen <strong>de</strong>s§ 622 BGB halten, son<strong>de</strong>rn kann auchnur <strong>zum</strong> En<strong>de</strong> eines Quartals ausschei<strong>de</strong>n.Lassen Sie mich rechnen. Heute ist<strong>de</strong>r 2. Dezember, bis En<strong>de</strong> Septembernächstes Jahr steht Ihnen Ihre Spitzenkraftnoch zur Verfügung. Sie könnendaher beruhigt sein, bis dahin haben Siedoch sicher adäquaten Ersatz gefun<strong>de</strong>n,o<strong>de</strong>r?“Sie ahnen die Reaktion <strong>de</strong>s Verkaufsleiters,<strong>de</strong>r alles an<strong>de</strong>re als beruhigtist und mit <strong>de</strong>m Satz kontert: „Ich solleinen Verkäufer, <strong>de</strong>r gedanklich schonbei <strong>de</strong>r Konkurrenz ist, noch so langebeschäftigen?“ Die Begebenheit machtdie Ambivalenz <strong>de</strong>r Frage, ob man Eigenkündigungeneher mit langen o<strong>de</strong>rmit möglichst kurzen Kündigungsfristenregeln soll, <strong>de</strong>utlich.Um es vorwegzunehmen: Es kann we<strong>de</strong>r11 / 12 personalmagazineine allgemeine noch eine differenzierteAntwort geben. Letzteres wird zwarimmer wie<strong>de</strong>r versucht, in <strong>de</strong>m manzwischen bestimmten Berufsgruppenund Funktionen unterschei<strong>de</strong>t und beispielsweisebei Verkäufern stets nur einevierwöchige Frist für Eigenkündigungenvorsieht, da man ansonsten ohnedies eineteure Freistellung aussprechen müsse.IHREM ERFOLG VERPFLICHTETDieneueArbeitswelt.KostenloseStudieunter<strong>de</strong>-adp.comDamit nehmen Sie aber an<strong>de</strong>rerseitsauch <strong>de</strong>n schnellen Wechsel zur Konkurrenzin Kauf. Hier setzen diejenigenein, die eher <strong>zum</strong> Gegenteil raten, diesdann in Verbindung mit einer sofortigen,unter Umstän<strong>de</strong>n teuren Freistellung.Heißt damit die Antwort auf das Fristendilemma:Einen Tod muss man sterben?Nicht ohne Weiteres, <strong>de</strong>nn rechtlichgesehen, könnte <strong>de</strong>r Mitarbeiter auchmit einer Versetzung aus seiner konkurrenzaffinenTätigkeit herausgenommenwer<strong>de</strong>n. Zugegeben kein einfaches Unterfangen,weil über die Wirksamkeiteiner Versetzung bekanntlich wie<strong>de</strong>rumtrefflich gestritten wer<strong>de</strong>n kann.Apropos Streit: Die Befürchtung, dasssich Verkäufer sofort nach Ausspruch einerKündigung nur noch an <strong>de</strong>n Interessen<strong>de</strong>r Konkurrenz ausrichten wer<strong>de</strong>n,ist und bleibt ein Klischee.Lassen Sie daher Ihr Bauchgefühl nichtaußen vor und vergessen Sie <strong>de</strong>n Aspekt„Vertrauen“ nicht. Besteht dies, dannkönnen Sie Reisen<strong>de</strong> zwar nicht aufhalten,ihnen aber durchaus vertrauen, dasssie bis zur vorgesehenen Abfahrt, ihrenJob fahrplanmäßig und loyal zu En<strong>de</strong>bringen.Alles Gute und bis <strong>zum</strong> nächsten Mal.Thomas Muschiolist Leiter <strong>de</strong>s Ressorts Rechtim Personalmagazin.


76 Persönlich_NewsSeminare5. November,Frankfurt/Main12. bis 14.November,Berlin-Kremmen19. November,Frankfurt/Main19. und 20.November,Leipzig19. bis 21.November,Würzburg22. und 23.November,München22. und 23.November,Bad HonnefMitarbeiter im Auslandrichtig absichernTel. 06196 4722-800www.managementcircle.<strong>de</strong>Selbstwirksamkeitin <strong>de</strong>r Führung durchSelbst-CoachingTel. 07551 9368-0www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>WirkungsvollesI<strong>de</strong>enmanagementim MittelstandTel. 0761 898-4422www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/56.33Das Feedback-SeminarTel. 07551 9368-0www.die-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>Emotionale IntelligenzTel. 0251 1350-1221www.poko.<strong>de</strong>/personalProfessionelles Stammdaten-ManagementTel. 069 63006-900www.<strong>de</strong>utsche-kongress.<strong>de</strong>ErfolgreicheZusammenarbeit mitUS-AmerikanernTel. 02224 9495-0www.ifim.<strong>de</strong>Interviews strukturiertführenDamit mittelständische und kleinereUnternehmen beim Wettstreitum die begehrten Arbeitskräftemithalten können, müssen sie die Personalauswahl entsprechend professionellgestalten. Ein Einstellungsinterview, bei <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r Personaler aufsein Bauchgefühl stützt, reicht da nicht mehr aus. Eine Antwort auf die Frage„Wie sollten Einstellungsinterviews strukturiert geführt wer<strong>de</strong>n, damit dasUnternehmen die benötigten Informationen erhält und interessante Bewerberzur Einschätzung gelangen‚ dass sie es mit einem attraktiven Arbeitgeber zutun haben?“ liefert ein Tagesseminar <strong>de</strong>r Personalberaterin Renate Westermaier.Das Seminar wird nur firmenintern durchgeführt, sodass es auf diespezifischen Belange <strong>de</strong>s Unternehmens eingehen kann. www.conciliat.<strong>de</strong>HR-STIXAuch Personalmanagermüssen im Einstellungsinterviewüberzeugen.HR-Stellenmarkt schwächelt etwasPersonaler sind auf <strong>de</strong>m Stellenmarkt nicht mehr ganz so gefragt wieAnfang <strong>de</strong>s Jahres. Das ergab <strong>de</strong>r HR-Stix für das zweite Quartal 2012.Der HR-Stellenmarktin<strong>de</strong>x, für <strong>de</strong>n das PersonalberatungsnetzwerkPersonal Total in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Personalmagazin kontinuierlich77 Print- und Online-Stellenmärkte auswertet, war seit Mitte 2009 stetigangestiegen. Die leichte Abschwächung im zweiten Quartal 2012 ist insbeson<strong>de</strong>reauf weniger Jobangebote für Personaler in <strong>de</strong>r Zeitarbeit zurückzuführen.online-Seminare40.00038.73120. November28. November4. Dezember5. Dezember12. DezemberHPOVerantwortung und Haftungim ArbeitsschutzTel. 0180 5050-440www.haufe-online-training.<strong>de</strong>Compliance im ArbeitsrechtTel. 0180 5050-440www.haufe-online-training.<strong>de</strong>Projekte sicher <strong>zum</strong> Ziel führenTel. 0180 5050-440www.haufe-online-training.<strong>de</strong>Entgelt spezial: SachbezügeTel. 0180 5050-440www.haufe-online-training.<strong>de</strong>Reisekostenrecht 2013Tel. 0180 5050-440www.haufe-online-training.<strong>de</strong>Für Abonnenten <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong> PersonalOffice Premium sind diese Online-Seminare inklusive.35.00030.00025.00020.00015.00010.000IV/‘0912.177I/‘1014.736II/‘1015.476III/‘1024.995 25.49017.381IV/‘10Die Stellenangebote für Personaler haben <strong>de</strong>n Gipfel überschritten und bewegensich nun auf <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r zweiten Jahreshälfte 2011.I/‘1129.561II/‘1132.966III/‘11IV/‘1133.418I/‘1232.440II/‘12Quelle: In<strong>de</strong>x, im Auftrag von Personal Total, 2012Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>personalmagazin 11 / 12


77Das verdienen Persönlichkeitstrainerund CoachesDie Gehälter zentraler Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r im Personalwesen stellt dasPersonalmagazin in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Gehaltsexperten PersonalmarktServices im „Vergütungs-Check“ vor. Das Durchschnittsgrundgehaltvon Persönlichkeitstrainern o<strong>de</strong>r Coaches reicht von 32.200 Euro(Q1) bis 64.419 Euro (Q3). Die Prämien reichen von 3.864 Euro (Q1) bis 16.396Euro (Q3). 22 Prozent <strong>de</strong>r Personen erhalten Prämien, 20 Prozent eine betrieblicheAltersvorsorge und 17 Prozent einen Firmenwagen.Vergütungs-CheckFirmengröße (in Mitarbeiter) Q1 Median Q3< 21 30.430 Euro 39.306 Euro 48.640 Euro21–50 30.060 Euro 36.663 Euro 49.389 Euro51–100 32.694 Euro 45.795 Euro 53.805 Euro100–1.000 33.406 Euro 49.042 Euro 62.780 Euro> 1.000 44.632 Euro 59.398 Euro 79.423 EuroübersichtSept.: PersonalentwicklerOkt.: Fachlicher TrainerNov.: PersönlichkeitstrainerDez.: SyndikusJan.: Lohn und GehaltFeb.: PersonalmarketingMärz: PersonalleiterApril: PersonalreferentMai: PersonalsachbearbeiterJuni: PersonalberaterJuli: PersonaldisponentAug.: BranchenvergleichQ3: oberes Quartil (25 Prozent aller Personen mit dieser Funktion verdienen mehr)Q1: unteres Quartil (25 Prozent unterschritten diesen Betrag). Verän<strong>de</strong>rungen gegenüber<strong>de</strong>m Vorjahr (über alle Firmengrößen): plus 4 Prozent. Quelle: Personalmarkt, 2012Business Phrases:„formal qualifications“Die gewünschten formalenQualifikationen in einemenglischsprachigen Stelleninseratkönnen Sie so beschreiben: „Postgraduate<strong>de</strong>gree in Business Administrationrequired“ (Diplom in Betriebswirtschaft isterfor<strong>de</strong>rlich), „We expect qualifications inIT, Word, Excel and PowerPoint“ (Wir erwartenQualifikationen in IT, Word, Excel undPowerPoint) o<strong>de</strong>r „MBA is the minimum“(MBA ist Min<strong>de</strong>stvoraussetzung).An dieser Stelle stellen wir Ihnen hilfreicheRe<strong>de</strong>wendungen aus <strong>de</strong>m Englischen vor. Diese sind<strong>de</strong>m <strong>Haufe</strong> Praxisratgeber „Business English fürPersonaler“ entnommen. www.business-english.<strong>de</strong>/personalmodulANZEIGE Weiterbildung für PersonalprofisWirtschaftswissen. BWL-Tools inKombination von E-Learning-Fernstudiumund traditionellen Präsenzveranstaltungen:Das neun- biszwölfmonatige berufsbegleiten<strong>de</strong>Intensivstudium BWL ist auf Führungskräfteund HR-Nachwuchsmanagerzugeschnitten, die über keinewirtschaftswissenschaftliche Ausbildungverfügen. Es ist in zehn Moduleunterteilt und schließt als Dipl.-Betriebsökonom(BI) ab. Zu<strong>de</strong>m ist esauch in einer englischsprachigenVersion als „Intensive Course inBusiness Administration“ möglich.www.bwl-institut.chHR-Management. Praxiswissen zurUmsetzung von Personalmaßnahmenkönnen die Teilnehmer <strong>de</strong>sschriftlichen Lehrgangs HR-Managementin insgesamt zwölf Lektionenerwerben. Die Inhalte reichen vonPersonalplanung, -beschaffung und-auswahl bis zu Entlohnungsmo<strong>de</strong>llen,Unternehmenskultur und Personal-Controlling.Der Lehrgang, <strong>de</strong>rdurch die Hochschule Deggendorfzertifiziert ist, richtet sich insbeson<strong>de</strong>rean Personen, die neue (Leitungs-)Aufgabenim Personalwesenübernehmen möchten.www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/7595 KoblenzBildungszentrum11 / 12 personalmagazin


78 Persönlich_KommunikationKollidieren<strong>de</strong> Welten im EinklangPraxis. Oft arbeiten Personal- und Finanzabteilung eher gegen- als miteinan<strong>de</strong>r. Dabeikönnte eine konstruktive Kooperation <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg erheblich steigern.Von Manfred Faber Ein bekanntes Sprichwort sagt:„Gegensätze ziehen sich an.“Doch in Unternehmen scheint<strong>de</strong>r Volksmund zu irren – <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>stwas die Zusammenarbeit zwischenPersonal- und Finanzabteilungbetrifft. Denn bei<strong>de</strong> Abteilungen agierenoft komplett getrennt voneinan<strong>de</strong>r,zu unterschiedlich sind die Denk- undSichtweisen. Die Vorbehalte auf bei<strong>de</strong>nSeiten sind groß: Oft werfen Personaler<strong>de</strong>n Finanzlern vor, nur die reinen Zah-len im Kopf zu haben, sich aber nichtzu überlegen, wer tatsächlich dahintersteht.Die Finanzler hingegen monieren,dass nur Zahlen wirklich fassbar undsomit werthaltig und bewertbar wären.Unterschiedliche ErwartungenDie Grün<strong>de</strong> für die Probleme zwischenbei<strong>de</strong>n Abteilungen liegen auf <strong>de</strong>r Hand:Firmen sind finanziell gesteuert undmessen ihren Erfolg in erster Linie anhandvon Kennzahlen, Daten und Fakten.„Weiche Faktoren“, wie Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheitund -beteiligung, För<strong>de</strong>rung vonUnternehmertum o<strong>de</strong>r Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen,sind nur schwergreifbar. Deshalb divergieren auch dieZielvorgaben für Finanz- und Personalabteilungstark: Vom Finanzler erwartenGeschäftsleitung und Sharehol<strong>de</strong>r kurzfristigeErgebnisse. Anhand dieser Eckdatenentschei<strong>de</strong>n die Verantwortlichendann über die Zukunft <strong>de</strong>s Unternehmens.Die Daten müssen <strong>de</strong>shalb möglichstzeitnah und ausführlich, dabei aberqualitativ hochwertig erhoben, ausgewertetund bereitgestellt wer<strong>de</strong>n – ein enormerDruck, unter <strong>de</strong>m die Mitarbeiteraus <strong>de</strong>r Finanzabteilung täglich stehen.Sie liefern die Grundlagen, mit <strong>de</strong>nendas Topmanagement und die Geschäftsleitungdas Unternehmen operativ undstrategisch erfolgreich steuern können.Die Erwartungen an die Personalabteilungsind hingegen, die bestenMitarbeiter zu rekrutieren und an dasUnternehmen zu bin<strong>de</strong>n, sie zur höchstmöglichenLeistung zu motivieren undim Sinne <strong>de</strong>r Unternehmensziele weiterzuentwickeln.Der Mitarbeiter als Individuumsteht somit im Mittelpunkt – mitall seinen Fähigkeiten, Erfahrungen,persönlichen Aspekten und Entwicklungsmöglichkeiten.Der Faktor Zeitkann dabei nur eine untergeordnete Rollespielen, <strong>de</strong>nn die Ergebnisse sind ehermittelfristig sichtbar.Vorteile <strong>de</strong>r ZusammenarbeitWenn sowohl Finanz- als auch Personalabteilungkonstruktiv zusammenarbeiten,könnte das Unternehmen als Ganzeslangfristig erfolgreicher sein. Allerdingskann dies nur erreicht wer<strong>de</strong>n, wenn alleMitarbeiter an einem Strang ziehenund das Unternehmen gemeinsam nachvorne bringen wollen. Die Vorteile liegenauf <strong>de</strong>r Hand.• Durch eine Zusammenarbeit bei<strong>de</strong>r Abteilungenist sichergestellt, dass Themenaus mehreren Perspektiven und unterverschie<strong>de</strong>nen Gesichtspunkten betrachtetwer<strong>de</strong>n. Die unterschiedlichen Erfahrungenvon Finanzlern und Personalernkönnen hier als wichtiger Vorteil angesehenwer<strong>de</strong>n: Ein Unternehmen will beispielsweiseschnell einen neuen Bereichaufbauen, um <strong>de</strong>r Konkurrenz zuvorzukommen.Dafür ist es notwendig, geeigneteMitarbeiter aus an<strong>de</strong>ren Abteilungenumzusetzen. Der Personaler weiß, werfür diese neue Herausfor<strong>de</strong>rung geeignetist und diese gern annehmen wür<strong>de</strong>.Ergänzend müssen auch neue Mitarbeitergefun<strong>de</strong>n und integriert wer<strong>de</strong>n. AmFinanzler liegt es nun, das Budget dafürso schnell wie möglich bereitzustellen.Durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeitkann das Projekt effizient un<strong>de</strong>rfolgreich umgesetzt wer<strong>de</strong>n.© Loskutnikov / shutterstock.compersonalmagazin 11 / 12


79© wildstyle / shutterstock.comEr<strong>de</strong> an Mars, bitte kommen!Die Distanz zwischen Personal- undFinanzabteilung erfor<strong>de</strong>rt manchmalähnliche Ausrufe.• Destruktive Politik wird durch konstruktiveZusammenarbeit verhin<strong>de</strong>rt,nutzlose o<strong>de</strong>r überflüssige Aktionen vermie<strong>de</strong>n.Es gilt, nicht gegeneinan<strong>de</strong>r zuarbeiten, son<strong>de</strong>rn miteinan<strong>de</strong>r, etwa bei<strong>de</strong>r Budgetplanung. Finanz- und Personalabteilungsollten sich nicht als Kontrahentensehen, son<strong>de</strong>rn gemeinsamvernünftig und mit Sachverstand planen,damit das Unternehmen ein gegebenesZiel mit realistischen Kosten erreicht.• Für <strong>de</strong>n Finanzler sehen bestimmteAusgaben nur nach hohen Kosten aus.Es gilt, nicht gegeneinan<strong>de</strong>rzu arbeiten,son<strong>de</strong>rn miteinan<strong>de</strong>r.Finanz- und Personalabteilungsollten sichnicht als Kontrahentensehen, son<strong>de</strong>rngemeinsam planen.Hier kann <strong>de</strong>r Personaler erklärend zurSeite stehen und <strong>de</strong>utlich machen, welchenMehrwert sie auf Dauer haben.Ein Beispiel ist <strong>de</strong>r Personalabbau: DerFinanzler ist angehalten, möglichst kostensparendzu agieren, <strong>de</strong>r Personalerhingegen weiß, wie negativ solche Maßnahmenbei <strong>de</strong>r verbleiben<strong>de</strong>n Belegschaftaufgenommen wer<strong>de</strong>n. Es ist nunAufgabe bei<strong>de</strong>r Bereiche, faire Pakete,aber auch Maßnahmen zur Mitarbeitermotivationfür die verbleiben<strong>de</strong>n Mitarbeiterzu konzipieren.Fünf Tipps für das Miteinan<strong>de</strong>rFür ein konstruktives Miteinan<strong>de</strong>r vonPersonal- und Finanzabteilung ist eserstens wichtig zu verstehen, wie dieWelt <strong>de</strong>s Finanzlers funktioniert und wieseine Denk- und Arbeitsweise strukturiertist. Auch <strong>de</strong>r Personaler sollte seineSichtweise vermitteln, sodass ein grundlegen<strong>de</strong>sVerständnis für die gegenseitigeArbeit entwickelt wer<strong>de</strong>n kann.Hilfreich kann es sein, in <strong>de</strong>r jeweils an<strong>de</strong>renAbteilung zu „hospitieren“. AuchWorkshops o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Entwicklungsmaßnahmenmit <strong>de</strong>n Mitarbeitern ausbei<strong>de</strong>n Abteilungen helfen, die Sichtweise<strong>de</strong>r Kollegen zu verstehen.Bin<strong>de</strong>n Sie zweitens die Finanzabteilungvon Anfang an mit in Projekte einund erklären Sie <strong>de</strong>tailliert Ihr Vorgeheno<strong>de</strong>r Ihre Beweggrün<strong>de</strong>. Wie in vielenan<strong>de</strong>ren Bereichen auch, ist Kommunikationdas A und O. Sie suchen neueFührungskräfte? Machen Sie ein Brainstormingmit <strong>de</strong>m Finanzler: Wie sieht<strong>de</strong>r Bewerbermarkt aus? Welche neuenWege gibt es, qualifizierte Bewerber zuerreichen? Was sind geeignete Gehälter,die motivieren, bei Ihnen einzusteigen?Oft schaffen frische I<strong>de</strong>en aus an<strong>de</strong>renAbteilungen neue Sichtweisen und bringenMöglichkeiten ins Spiel, auf die manalleine nicht gekommen wäre.Drittens: „Übersetzen“ Sie weiche Faktorenin die Sprache <strong>de</strong>s Finanzlers. NehmenSie dabei Instrumente zu Hilfe, mit<strong>de</strong>nen Sie nachweisen können, welcheAuswirkungen das auf <strong>de</strong>n Unterneh-menserfolg hat. In <strong>de</strong>r Praxis hat sichvor allem die regelmäßige Mitarbeiterbefragungbewährt. Wenn etwa die Zufrie<strong>de</strong>nheit<strong>de</strong>r Mitarbeiter von Jahr zu Jahrschlechter wird, kann das zusätzlicheKosten verursachen, die <strong>de</strong>r Finanzlervermei<strong>de</strong>n möchte. Versuchen Sie, dieErgebnisse <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<strong>de</strong>n Fluktuationskosten und Krankheitskostengegenüberzustellen.Entwickeln Sie viertens gemeinsammit <strong>de</strong>r Finanzabteilung ein Personal-Controlling-System. Dadurch wer<strong>de</strong>nReibungsverluste minimiert: Je<strong>de</strong>r Beteiligteweiß, was hinter einer Zahl stehtund wie an ihr gedreht wer<strong>de</strong>n muss, um<strong>de</strong>n maximalen Erfolg für das Unternehmenzu generieren. Wichtig ist die gemeinsameFestlegung <strong>de</strong>r Kennzahlen.Denn was gemeinsam entwickelt wur<strong>de</strong>,wird selten kritisiert.Fünftens ist es hilfreich, dass Sie sichselbst bewusst machen, wie wichtig IhreRolle und die Rolle von HR im Unternehmenüberhaupt sind. Ziehen Sie sich nichtin Ihre „Personalburg“ zurück, son<strong>de</strong>rnseien Sie selbstbewusst! Lassen Sie sichnicht so leicht von Aussagen <strong>de</strong>r Finanzlerabschrecken, dass Sie nur die „Kostenverursacher“wären und nichts <strong>zum</strong> Umsatzbeitragen wür<strong>de</strong>n. Denn hinter je<strong>de</strong>m Erfolgund hinter je<strong>de</strong>r erfolgreichen Zahlstehen Menschen, die diese Ergebnisseerst möglich gemacht haben.Manfred Fabervermittelt mit seinen FirmenInterimsmanager aus <strong>de</strong>mPersonal- und Finanzbereich.11 / 12 personalmagazinBei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>


80Persönlich_BuchtippsDie Wurzeln <strong>de</strong>r FührungManagement. Über eine halbe MillionManagementbücher sindallein über einen Internet-Buchversandverfügbar. Warum alsonoch ein weiteres Managementbuch?„Weil es vieles weglässt“,beantwortet Reinhard K. Sprenger,in <strong>de</strong>r Einleitung zu seinemneuen Buch, selbst gestellte Frage.Mit „Radikal führen“ will erwe<strong>de</strong>r Exzellenzbeispiele nochAnekdoten aus seiner Beratungspraxiszur Verfügung stellen. Erunterschei<strong>de</strong>t auch nicht zwischen Führung und Management,weil er davon ausgeht, dass die meisten Manager mitihren Mitarbeitern in Interaktion treten, also führen. Son<strong>de</strong>rner will <strong>de</strong>n Anfängen und Ursachen von Führung auf<strong>de</strong>n Grund gehen. O<strong>de</strong>r wie er formuliert: „Es geht bei radikalerFührung also um die Wurzel <strong>de</strong>r Führung – in <strong>de</strong>r sieverankert ist und aus <strong>de</strong>r sie wächst.“ Hierfür beschreibt erfünf Kernaufgaben von Führung – Zusammenarbeit organisieren,Transaktionskosten senken, Konflikte entschei<strong>de</strong>n,Zukunftsfähigkeit sichern, Mitarbeiter führen – und legt dar,welcher institutionelle Rahmen sowie welche individuellenEigenschaften hierfür nötig sind.Bewertung: Der Buchtitel „Radikal führen“ mag zunächst vielleichtetwas in die Irre führen, <strong>de</strong>nn in diesem Buch geht esnicht um eine Art „Revolution <strong>de</strong>r Mitarbeiterführung“, auchum keine neue Führungsmo<strong>de</strong>. Vielmehr leitet ManagementberaterReinhard K. Sprenger das Wort „Radikal“ aus seinerlateinischen Herkunft „radix“ (die Wurzel) ab. Wie er selbstsagt, liefert er mit seinem Buch nichts grundlegend Neues,aber er bringt das Thema Führung gut auf <strong>de</strong>n Punkt, präzisiert<strong>de</strong>n Begriff eher, als ihn mit weiteren Be<strong>de</strong>utungen zuüberla<strong>de</strong>n. Ein erfrischend klares, reduziertes und praxistauglichesManagementbuch. (dfu)Reinhard K. Sprenger: Radikal führen. 296 Seiten, Campus Verlag, Frankfurt/Main,2012. 24,99 Euro.Warum <strong>de</strong>r Arbeitsmarkt inDeutschland floriertArbeitsmarkt. Geht es um <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt,so ist es schwierig, darüberein Buch zu veröffentlichen. Kaumist es erschienen, kann es schon wie<strong>de</strong>rnicht mehr aktuell sein. So auchdie Befürchtung bei diesem Buch <strong>de</strong>sVolkswirtschaft-Professors und ehemaligenFinanzministers Sachsen-Anhalts Karl-Heinz Paqué. Zeichnensich doch im Herbst 2012 leichte Verwelkungserscheinungenam bislangblühen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Arbeitsmarktab. Im Buch zeigt sich aber, dass die Befürchtung eher unbegrün<strong>de</strong>tist. In erster Linie geht es <strong>de</strong>m Autor darum, diebisherigen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Arbeitsmarkts in ihrem Zusammenspielvon Demografie, Wirtschaft und Politik zu erkennenund zu <strong>de</strong>uten. Aus diesen Entwicklungen leitet erdie Folgen für Unternehmen und Volkwirtschaft ab.Bewertung: Der Autor wen<strong>de</strong>t sich an die breite Öffentlichkeitund versucht daher, nach Möglichkeit auf Fachtermini undzu komplexe Szenarien zu verzichten. (dfu)Karl-Heinz Paqué: Vollbeschäftigt. Das neue <strong>de</strong>utsche Jobwun<strong>de</strong>r. 269 Seiten, CarlHanser Verlag, München, 2012. 19,90 Euro.Macht erwerben und im Berufrichtig einsetzenSelbstmanagement. Macht existiert inallen Bereichen <strong>de</strong>s Lebens, aucham Arbeitsplatz. Wer die wichtigstenSpielregeln kennt, kann besser mit<strong>de</strong>r eigenen und mit frem<strong>de</strong>r Machtumgehen, meint Autor Reiner Neumann.Der Diplom-Psychologe betrachtetklassische Situationen wieMacht und Hierarchie, Macht undBürokratie, Macht und Sprache. Anhandvon Beispielen aus <strong>de</strong>r Wirtschaftanalysiert er die Strukturenund Spielregeln, nach <strong>de</strong>nen Macht ausgeübt wird. Gleichzeitigwill er seinen Lesern nicht nur eine Anleitung geben, wiesie mehr Macht erreichen können, son<strong>de</strong>rn ruft auch dazuauf, verantwortungsvoll mit <strong>de</strong>r eigenen Macht umzugehen.Bewertung: Das Buch gibt einen guten Einblick in typischeMachtsituationen im Arbeitsleben und liefert <strong>de</strong>n Leserneine Anleitung, wie sie ihre eigene Expertise ausbauen unddadurch Macht erwerben können. Mit ausführlichem Literaturverzeichnis.(dfu)Reiner Neumann. Die Macht <strong>de</strong>r Macht. 207 Seiten, Carl Hanser Verlag, München,2012. 18,90 Euro .personalmagazin 11 / 12


Persönlich_rückblick81ImpressumVerlag<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, D-79111 FreiburgKommanditgesellschaft, Sitz FreiburgRegistergericht Freiburg, HRA 4408Komplementäre: <strong>Haufe</strong>-Lexware VerwaltungsGmbH, Sitz Freiburg, RegistergerichtFreiburg, HRB 5557, Martin LaquaGeschäftsführung: Isabel Blank, MarkusDränert, Jörg Frey, Birte Hackenjos,Abonnenten-Service und VertriebTel.: 0800 / 5050445 (kostenlos)Fax: 0800 / 5050446 (kostenlos)E-Mail: Zeitschriften@haufe.<strong>de</strong>Jens Köhler, Matthias Mühe, MarkusReith wiesner, Joachim Rotzinger,Dr. Carsten ThiesBeiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong>Steuernummer: 06392/11008Umsatzsteuer-I<strong>de</strong>ntifikations nummer:DE 812398835Verlagsleitung / HerausgeberReiner StraubRedaktionRandolf Jessl (raj) (verantw. Chefredakteur)E-Mail: randolf.jessl@personalmagazin.<strong>de</strong>Daniela Furkel (dfu) (Chefreporterin)E-Mail: daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong>Thomas Muschiol (tm) (Leiter Fachressort Recht)E-Mail: thomas.muschiol@personalmagazin.<strong>de</strong>Katharina Schmitt (ks)E-Mail: katharina.schmitt@personalmagazin.<strong>de</strong>Melanie Rößler (mer)E-Mail: melanie.roessler@personalmagazin.<strong>de</strong>Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva (end)E-Mail: kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>Michael Miller (mim)E-Mail: michael.miller@personalmagazin.<strong>de</strong>RedaktionsassistenzSabine Schmie<strong>de</strong>r, Telefon 07 61/89 83-032Brigitte Pelka, Telefon 07 61/89 83-921, Telefax 898-993-921E-Mail: redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong>Autoren und Mitarbeiter dieser AusgabeDr. Barbara Bittmann, Ramona Büssers, Anne Dreyer, Manfred Faber, Thomas Faust,Dr. Michael Geke, Dr. Axel Guepner, Dr. Esther Holzinger, Paul Kötter, Ruth Lemmer,Fred Marchlewski, Christa Mette, Carolin Müller, Dr. Susanne Mujan,Dr. Steffen Scheuer, Holger Schindler, Volker Schrank, Dr. Uwe G. Seebacher,Bettina Wallbrecht, Michael Walter, Patrick Weber, Prof. Dr. Heinrich WottawaGrafik / Layout Ruth Großer, Melanie ProbstAnzeigen Gültige Anzeigenpreisliste vom 1.1.2012<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Nie<strong>de</strong>rlassung WürzburgUnternehmensbereich Media Sales, Im Kreuz 9, 97076 WürzburgKey Account Management (verantwortlich für Anzeigen)Michael Kretschmer, Tel. 09 31/27 91-562, Fax -477E-Mail: michael.kretschmer@haufe-lexware.comDominik Castillo, Tel. 09 31/27 91-751, Fax -477E-Mail: dominik.castillo@haufe-lexware.comAnzeigendispositionMichaela Dotzler, Tel. 09 31/27 91-559, Fax -477E-Mail: michaela.dotzler@haufe-lexware.comAbonnement-Preise Jahresabonnement (12 Ausgaben) 128 Euroinkl. MwSt., Porto- und Versandkosten; Bestell-Nummer: 04062-0001,ISSN: 1438-4558. Bezieher <strong>de</strong>s Loseblattwerks „Das Personalbüro in Recht und Praxis“und <strong>de</strong>r CD-ROM „<strong>Haufe</strong> Personal Office“ sowie „<strong>Haufe</strong> Steuer Office Premium“erhalten das Personalmagazin im Rahmen ihres Abonnements.ErscheinungsweiseMonatlich, in <strong>de</strong>r Regel am letzten Freitag eines Monats, 14. JahrgangDruck Firmengruppe Appl, Echter Druck GmbH, Delpstraße 15, 97084 WürzburgUrheber- und Verlagsrechte Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthalteneneinzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Das gilt auchfür Entscheidungen und <strong>de</strong>ren Leitsätze, wenn und soweit sie redaktionell bearbeiteto<strong>de</strong>r redigiert wor<strong>de</strong>n sind. Soweit die Rechte an Bil<strong>de</strong>rn bei Dritten liegen, ist diesgekennzeichnet. Ansonsten liegen die Nutzungsrechte beim Verlag.Nachdruck Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftlicheGenehmigung <strong>de</strong>s Verlages vervielfältigt o<strong>de</strong>r verbreitet wer<strong>de</strong>n. Unter dieses Verbotfällt insbeson<strong>de</strong>re die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronischeDatenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM. Für unverlangt eingesandteManuskripte und Bildmaterialien übernimmt <strong>de</strong>r Verlag keine Haftung.LESERBRIEFE Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.Aktuelle Informationen zu <strong>de</strong>n Zeitschriften- und Online-Angeboten <strong>de</strong>r <strong>Haufe</strong>-Mediengruppefin<strong>de</strong>n Sie unter: www.haufe.<strong>de</strong>/mediacenter.Befremdlich bis frauenfeindlichTitelbil<strong>de</strong>r Personalmagazin 7/2012, Personalmagazin 8/2012Zum neuen Layout <strong>de</strong>s Personalmagazins, das auch die Bildsprache mit einbezieht,haben wir sehr viele Rückmeldungen bekommen. Für alle wollenwir uns an dieser Stelle bedanken. Eine Leserin äußert Kritik an <strong>de</strong>n neugewählten Titelbil<strong>de</strong>rn.Als Leserin muss ich Ihnen sagen, fin<strong>de</strong> ich dieses neue Layout befremdlichbis frauenfeindlich. Letzten Monat (Ausgabe 7/2012, Anm.d. Red.) war es eine Sportlerin (Gymnastik) mit engem Outfit, diesmal(Ausgabe 8/2012, Anm. <strong>de</strong>r Red.) ist es ein rot-geschminkter, offenerFrauenmund. Tut mir leid, aber ich dachte, diese Zeiten, in <strong>de</strong>nen manmit zwei<strong>de</strong>utigen Frauenbil<strong>de</strong>rn Kun<strong>de</strong>n gewinnt, sind vorbei!Ein Fachmagazin sollte auch auf <strong>de</strong>r ersten Seite einen kompetentenund sachlichen – natürlich nicht langweiligen – Eindruck machen. Fürmich wirkt das neue Layout lei<strong>de</strong>r eher abstoßend, antiquiert und nicht– wie sicherlich beabsichtigt – mo<strong>de</strong>rn und fortschrittlich. Scha<strong>de</strong>!Heike Genzel, KölnBetriebsrat muss beteiligt wer<strong>de</strong>nPersonalmagazin, Heft 9/2012, Seite 74 f.Im Artikel „Prüfen, informieren, einla<strong>de</strong>n“ widmeten wir uns auch <strong>de</strong>rFrage <strong>de</strong>r Beteiligung <strong>de</strong>r Betriebsräte bei <strong>de</strong>r Einstellung von Schwerbehin<strong>de</strong>rten.Ein Leser ergänzt das um einen weiteren wichtigen Hinweis.Wie <strong>de</strong>r Autor <strong>de</strong>s Artikels beschreibt, muss <strong>de</strong>r Arbeitgeber „eine bestehen<strong>de</strong>Schwerbehin<strong>de</strong>rtenvertretung sowie einen bestehen<strong>de</strong>n Betriebso<strong>de</strong>rPersonalrat einbeziehen und über das Ergebnis <strong>de</strong>r Prüfunginformieren (vgl. § 81 Abs. 1 Satz 6 SGB IX).“ Dieser Absatz sagt aber:„Bei <strong>de</strong>r Prüfung nach Satz 1“ (ob nämlich freie Arbeitsplätze mit schwerbehin<strong>de</strong>rtenMenschen besetzt wer<strong>de</strong>n können, Anm. d. Verfassers) „beteiligendie Arbeitgeber die Schwerbehin<strong>de</strong>rtenvertretung.... und hörendie in § 93 genannten Vertretungen an.“Demnach ist eine Einbindung <strong>de</strong>r gesetzlichen Vertretungen bereits imPrüfungsstadium vorgeschrieben und es reicht eine nachträgliche Information<strong>de</strong>s Betriebsrats über das Ergebnis einer arbeitgeberseitig durchgeführtenPrüfung nicht aus – selbst dann nicht, wenn diese Prüfung dieBesetzung mit Schwerbehin<strong>de</strong>rten bejaht haben sollte.Ist die Einbindung <strong>de</strong>s Betriebsrats, das heißt die Anhörung, ob <strong>de</strong>r freieArbeitsplatz mit einem schwerbehin<strong>de</strong>rten Menschen erfolgen kann,nämlich nicht erfolgt, dann kann hier meines Erachtens ein Wi<strong>de</strong>rspruchsgrundgegen eine geplante Einstellung gemäß § 99 Abs. 2Ziffer 1 BetrVerfG wegen <strong>de</strong>s Verstoßes gegen eine gesetzliche Vorschriftliegen, selbst dann, wenn eine Entscheidung zugunsten <strong>de</strong>r Einstellungeines Schwerbehin<strong>de</strong>rten erfolgt ist. Hans Albert Pauken, Service für Personalarbeit und Datenschutz11 / 12 personalmagazin Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong>


82 Persönlich_fragebogenGanz persönlichIm Unternehmen vernetzt sein und alsAnsprechpartner zur Verfügung stehen,ohne dabei „Kummerkasten“ zu wer<strong>de</strong>n.Was war Ihr bislang schönstes Projekt?Die Neuausrichtung unserer HR-Kommunikationmit <strong>de</strong>m gezielten Einsatz vonSocial Media.Wie halten Sie es mit <strong>de</strong>r Work-Life-Balance?Wichtig ist mir, die Wochenen<strong>de</strong>n zurEntspannung frei zu halten.Wann haben Sie im Job <strong>zum</strong> letztenMal geschwänzt?Geschwänzt nicht wirklich, aber es gibtimmer mal Gelegenheiten, wo man es etwasruhiger angehen kann.Frank Lobert leitet das Personalmanagement bei <strong>de</strong>r Douglas Holding und ist neben <strong>de</strong>roperativen HR-Leitung auch für gruppenübergreifen<strong>de</strong> Strategieprojekte im Bereich EmployerBranding, Gesundheit, HR-IT und HR-Controlling zuständig. Er trat 2000 als Praktikant ins Unternehmenein und leitete bereits neben seinem BWL-Studium eigenständige HR-Projekte. Damitabsolvierte er eine typische Douglas-Karriere vom Praktikanten bis zur Top-Führungskraft.Wie kam es, dass Sie sich für eine HR-Laufbahn entschie<strong>de</strong>n haben?Durch Zufall! Ursprünglich wollte ich in<strong>de</strong>n Finanzbereich, habe dann als Praktikantein Compensation & Benefits-Projektin <strong>de</strong>r HR-Abteilung begleitet und bindann nicht mehr davon losgekommen.Wie bil<strong>de</strong>ten Sie sich zuletzt weiter?In einer internen Schulung <strong>zum</strong> ThemaStressprävention und Burnout.Was machen Sie gera<strong>de</strong>?Ich beschäftige mich damit, wie wir dieGesundheitskompetenz unserer Führungskräfteim Umgang mit <strong>de</strong>n Mitarbeiternstärken und verbessern können.Was sind Ihre aktuellen Herausfor<strong>de</strong>rungenin HR?Sicherstellen, dass wir mit einem Gesamtpaketaus Unternehmenskultur,Führungsverständnis, Aufgabenvielfaltund Zusatzleistungen ein attraktiver Arbeitgebersind und bleiben …Eine wichtige Tugend für einen Personalmanagerist …?Was inspiriert Sie?Durch Einkaufsstraßen o<strong>de</strong>r Shopping-Malls zu gehen und dabei zu beobachten– wahrscheinlich eine Händlerkrankheit!Wofür hätten Sie gern mehr Zeit?Für Dinge <strong>de</strong>s Alltags wie Zeitunglesen,Frühstücken ...Vorschau Ausgabe 12/12TitelManagementNutzen und Risiko bei <strong>de</strong>r AuslandsentsendungRanking: Employer Branding in ChinaOrganisation Gesundheitsmanagement: Die Kölsche FormelRechtPersönlichMediation im ArbeitsrechtSind Personaler Generalisten o<strong>de</strong>r Spezialisten?Das nächste Personalmagazin erscheint am 19. November.Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.<strong>de</strong> personalmagazin 11 / 12


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