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DAS DICTUM DES SIMONIDES - Seminar für Geistesgeschichte ...

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Das Dictum des Simonides 13Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß Plutarch in seinenÜberlegungen zu den nachahmenden Künsten Geschichtsschreibung, Dichtung,Malerei und Tanz unterschiedliche Aspekte behandelt: das sich beimDarstellen von Handlungen vollziehende Hervorbringen vonVorstellungsbildern in der Erzählung, im Gedicht oder im Gemälde, die auf dieGefühle der Leser und Betrachter einwirken und in ihnen wiederumentsprechende Vorstellungsbilder und Affekte hervorbringen (1), die durchNachahmen zu erreichende Ähnlichkeit als Kriterium <strong>für</strong> die Beurteilung einesGedichtes oder eines Gemäldes (2), das Unterscheiden von Dichtung und Tanzsowie Dichtung und Malerei (3) und schließlich die Stummheit/ Lautlosigkeitder Malerei (4). 47 In seiner jeweiligen Argumentation hat er den Simonideszugesprochenen Ausspruch als Versatzstück verwandt.3.Im nächsten Schritt ist das Dictum auf die ihm eigene Aussage zum Verhältnisvon Dichtung und Malerei hin zu befragen.Beim Vergleich der lateinischen und der Plutarch’schen Fassung fälltzunächst eine auf den ersten Blick nebensächlich anmutende Einzelheit auf. Inder älteren lateinischen Version sind Subjekt und Prädikatsnomen durch dasPrädikat „soll“ (debet) verbunden. 48 Es kommt in Plutarchs griechischerFormulierung, die das Dictum als indirekte Aussage des Simonides präsentiert,nicht vor. In ihr übernimmt das Prädikat „nennt“ die Funktion der zwischenSubjekt und Prädikatsnomen fehlenden Kopula.Mit einer eigenen Kopula ergäbe sich folgender Nebensatz:Simonides sagt, Malerei ist/ sei stumme/ lautlose Dichtung und Dichtung ist/ seisprechende Malerei.Entfallen die beiden Einzelheiten – das „soll“ (debet) in der lateinischenFassung und der Hauptsatz „Simonides nennt“ bei Plutarch, dann bleibt übrig:Malerei [ist/ sei] stumme/ lautlose Dichtung und Dichtung [ist/ sei] sprechendeMalerei.4748Eine andere Lesart der Texte, in denen Plutarch das Dictum zitiert bei Günter Lange, Bildund Wort. Die katechetischen Funktionen des Bildes in der griechischen Theologie dessechsten bis neunten Jahrhunderts, Paderborn 2 1999 ( 1 1969), S. 16-19.Siehe S. X.

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