13.07.2015 Aufrufe

DAS DICTUM DES SIMONIDES - Seminar für Geistesgeschichte ...

DAS DICTUM DES SIMONIDES - Seminar für Geistesgeschichte ...

DAS DICTUM DES SIMONIDES - Seminar für Geistesgeschichte ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das Dictum des Simonides 25die platonische oder die aristotelische Theorie der mimēsis in Anspruch zunehmen, erweist sich als abwegig und irreführend.Das gilt auch <strong>für</strong> das Zurückführen des Horazischen ut pictura poesis aufdas Dictum des Simonides und das Gleichsetzen der beiden Aussprüche. 84 ZurVergewisserung sei an die Verse in der ars poetica erinnert, aus denen das utpictura poesis herausgelöst worden ist:Eine Dichtung ist wie ein Gemälde: es gibt solche, die dich, wenn du näherstehst, mehr fesseln, und solche, wenn du weiter entfernt stehst; dieses liebt dasDunkel, dies will bei Lichte beschaut sein und <strong>für</strong>chtet nicht den Scharfsinn desRichters; dieses hat einmal gefallen, doch dieses wird, noch zehnmal betrachtet,gefallen.ut pictura poesis erit quae, si propius stes, / te capiat magis, et quaedam, silongius abstes; / haec amat obscurum, volet haec subluce videri, / iudicis argutumquae non formidat acumen; / haec placuit semel; haec deciens repetitaplaecebit. 85In diesem Zusammenhang geht es um einige Wirkungsaspekte der beidenKünste – eine Dimension, die im Dictum des Simonides nicht angesprochenist.Vielmehr ist jetzt ein anderer, beiden Aussprüchen gemeinsamer Aspekt zuerkennen: der Vergleich der beiden Künste hat jeweils die Funktion einesTopos, der die im „graphischen System“, dem Schreiben und Zeichnen/ Malenmit der Feder, begründete Nähe der beiden Künste anzeigt. Zwischen demDictum des Simonides und dem ut pictura poesis von Horaz liegen rund 500Jahre. Die <strong>für</strong> diesen Zeitraum zahlreich überlieferten griechischen und diespäteren lateinischen Vergleiche von Dichtung und Malerei bleiben auf ihreFunktion in den jeweiligen Textzusammenhängen und insbesondere darauf hinzu untersuchen, ob und weit in ihnen der die Nähe der beiden Künstebezeichnende Topos zum Zuge kommt. 866.848586Farago, Leonardo da Vinci’s Paragone (wie Anm. 23), S. 344 versteigt sich zurFormulierung: „the Horatian theme of painting as mute poetry, poetry as blind painting“.Horaz, Ars poetica. Die Dichtkunst, hg. und übers. von Eckart Schäfer, Stuttgart 1972, V.361-365.Gschwantler, Zeuxis und Parrhasios (wie Anm. 7) unterscheidet Vergleiche in derPhilosophie bei Platon und Cicero, in der Poetik des Aristoteles, in der rhetorischenFachschrift und in der Rhetorik (in apologetischer Verwendung, die Anekdote alsrhetorisches Paradigma und in der epideiktischen Rede).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!