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DAS DICTUM DES SIMONIDES - Seminar für Geistesgeschichte ...

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Das Dictum des Simonides 9Thukydides zum Beispiel kämpft mit dem Wort um diese Deutlichkeit, begierigdanach, den Hörer zu einem Betrachter zu machen und das Geschehen und dieum die Betrachtenden herum entstandenen erschreckenden und erschütterndenAffekte den Lesern einzuflößen.oÖ d’ ouQn Joukudißdhw aöei? tvq# loßgv# pro?w taußthn aÖmillaqtai th?neönaßrgeian, oiWon jeath?n poihqsai to?n aökroath?n kai? ta? gignoßmena peri?tou?w oÖrvqntaw eökplhktika? kai? taraktika? paßjh toiqw aönagignvßskousineönergaßsasjai lixneuoßmenow. 31Die vom Geschichtsschreiber zu erzielende Klarheit oder Deutlichkeit(enargeia) der in seinem Werk hervorgebrachten Bilder soll auch im Hörervorgestellte Bilder hervorbringen, die mit der dargestellten Handlungentsprechenden Affekten besetzt sind und den Hörer zum Betrachter machen. 32Die Auffassung, daß das Ziel des Werkes dessen Gefühlswirkung sei, geht aufdie aristotelische Rhetorik und Poetik zurück. 33Was Plutarch demnach in diesem Text zu den nachahmenden KünstenGeschichtsschreibung, Dichtung und Malerei zu sagen hat, bezieht sich auf dienachzuahmenden Handlungen und auf die Wirkung dieser Nachahmungen.Doch können Handlungen nicht unmittelbar nachgeahmt werden, weil sie zumZeitpunkt ihrer Nachahmung bereits vergangen sind. Das gilt <strong>für</strong>Geschichtsschreibung, Dichtung und Malerei gleichermaßen. Was nachgeahmtwird, sind folglich, wie im Verb eidōlopoiein ausgedrückt, die von diesenHandlungen ausgelösten vorgestellten Bilder: Geschichtsschreiber, Dichter undMaler bringen sie aus sich hervor und in ihre Werke hinein. Wie diesgeschieht, bleibt offen.313233Mor. IV. 347; enargeia, nicht mit energeia zu verwechseln, hier mit Klarheit/ Deutlichkeitübersetzt, während es in der Regel mit „Lebendigkeit“ wiedergegeben wird: AusgabeBabbitt (wie Anm. 3), S. 501: “vividness“; Ausgabe Thiolier (wie Anm. 19), S. 41:„caractère vécu“; Ausgabe Frazier-Froidefond (wie Anm. 19), S. 189: „suggestivité“;Ausgabe Gallo-Mocci (wie Anm. 23), S. 51: „efficacia espressiva“ mit Hinweis auf denZusammenhang mit der Rhetorik (S. 89, Anm. 36). Auch Graham Zanker, „Enargeia in theancient criticism of poetry“, in: Rheinisches Museum <strong>für</strong> Philologie 124/1981, S. 297-311,übersetzt enargeia mit „vividness“. Die „Lebendigkeit“ ist aber die durchDeutlichkeit/ Klarheit zu erzielende Wirkung; wird dieser Aspekt übergangen, kommt es zuder Lesart, daß die Darstellung lebendig sei − anstatt: daß sie lebendig wirke.Zur Bedeutung von enargeia z. B. bei Quintilian: Perrine Galand-Hallyn, „L’Enargeia, del’Antiquité à la Renaissance“, in: dies., Les yeux de l’éloquence. Poétiques humanistes del’,évidence‘, Orléans 1995, S. 99-121, bes. S. 99-100 und Bernhard F. Scholz, „Ekphrasisand enargeia in Quintilian’s Institutionis Oratoriae Libri XII“, in: Peter L.Oesterreich/ Thomas O. Sloane (Hg.), Rhetorica movet. Studies in Historical and ModernRhetoric in Honour of Heinrich F. Plett, Leiden/ Boston/ Köln 1999, S. 3-24.Zu pathos: Aristoteles, Rhetorik (wie Anm. 24), Bd. 2, S. 543-545; Van der Stockt,Twinkling and twilight (wie Anm. 13), S. 28 zu der in der einschlägigen Literatur erörtertenFrage nach dem Einfluß von Platon und Aristoteles auf Plutarch, bes. den Abschnitt 346 F-347 C betreffend: „Thus the triple Aristotelian criterion (object, means a mode of imitation)is found in Plutarchs’s text. Aristoteles used this criterion to distinguish different genreswithin the whole of poiēsis.“ Der Autor kommt zu dem Schluß: „The passage discussedcontains Platonic inspiration together with an Aristotelian scheme.“ (S. 30).

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