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DAS DICTUM DES SIMONIDES - Seminar für Geistesgeschichte ...

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Das Dictum des Simonides 23Dictums über die „Klassik“ hinaus als bis in die Zeit um 500 v. u. Z.zurückreichend erscheinen zu lassen.Eine derartige Rückprojektion hält auch dem historischen Befund nichtstand. So begegnet in der angenommenen Entstehungszeit des Dictums (um500 v. u. Z.) z. B. bei Heraklit eine gänzlich andere Auffassung vomNachahmen der Natur:Auch die Natur strebt wohl nach dem Entgegengesetzten und bringt hieraus undnicht aus dem Gleichen den Einklang hervor, wie sie z. B. das männliche mitdem weiblichen Geschlechte paarte und nicht etwa beide mit dem gleichen, unddie erste Eintracht durch Vereinigung des Gegensätzlichen, nicht desGleichartigen herstellte. Auch die Kunst bringt dies, offenbar durchNachahmung der Natur, zustande. Die Malerei mischt auf dem Bild dieBestandteile der weißen und schwarzen der gelben und roten Farbe und bewirktdadurch Übereinstimmung mit dem Vorbild; die Musik mischt hohe und tiefe,lange und kurze Töne in verschiedenen Stimmen und bringt dadurch eineeinheitliche Harmonie zustande; die Schreibkunst mischt Vokale undKonsonanten und stellt daraus die ganze Kunst zusammen.iäsvw de? tvqn eönantißvn hÖ fußsiw glißxetai kai? eök toußtvn aöpoteleiq to?sußmfvnon, ouök eök tvqn oÖmoißvn: vÄsper aömeßlei to? aärren sunhßgage pro?wto? jhqlu kai? ouöx eÖkaßteron pro?w to? oÖmoßfulon kai? th?n prvßthnoÖmoßnoian dia? tvqn eönantißvn sunhqyen, ouö dia? tvqn oÖmoißvn. eäoike de?kai? hÖ teßxnh th?n fußsin mimoumeßnh touqto poieiqn: zvgrafißa me?n ga?rleukvqn te kai? melaßnvn vöxrvqn te kai? eörujrvqn xrvmaßtvneögkerasameßnh fußseiw ta?w eiökoßnaw toiqw prohgoumeßnoiw aöpeteßlesesumfvßnouw, mousikh? de? oöceiqw aÄma kai? bareiqw makroußw te kai?braxeiqw fjoßggouw meißcasa eön diafoßroiw fvnaiqw mißan aöpeteßlesenaÖrmonißan, grammatikh? de? eök fvnheßntvn kai? aöfvßnvn grammaßtvnkraqsin poihsameßnh th?n oÄlhn teßxnhn aöp’ auötvqn sunesthßsato. 78Hier wird von Malern, Musikern und Schriftkünstlern gesagt, sie würden inihren Werken ein in der Natur wirkendes Prinzip nachahmen, wenn sie die derjeweiligen Kunst (techne) eigenen Gegensätze miteinander verbinden. 79Ebensowenig führt eine Spur von dem berühmten Dialog zwischen Sokrates(469-399) und Parrhasios (um 440-380 v. u. Z.) in den von Xenophon um 400v. u. Z. verfaßten Memorabilien zum Dictum des Simonides noch zurplatonischen Theorie der mimēsis. Xenophon (430-354 v. u. Z.), ein Schüler desSokrates, legt diesem die Sätze in den Mund:Parrhasios, ist die Malerei Wiedergabe dessen, was man sieht? Denn ihr ahmtdoch die konkaven und die konvexen, die dunklen und die hellen, die harten und7879Frag. 10, in: Die Fragmente der Vorsokratiker (wie Anm. 49), Bd. 1, S. 152-153.Gerald F. Else, „‚Imitation‘ in the fifth century“, in: Classical Philology 53/1958, S. 73-90;Havelock, Preface to Plato (wie Anm. 11), S. 57-60, Anm. 22: Havelock setzt sich mit derDeutung des vorplatonischen Wortfeldes mimesis durch Hermann Koller (Die Mimesis inder Antike: Nachahmung, Darstellung, Ausdruck, Bern 1954) und Else auseinander. Seinmethodischer Ansatz, der bisher nicht aufgegriffen worden ist, ermöglicht es ihm, denvorplatonischen Gebrauch des Wortfeldes von der philosophischen Bedeutung von mimesisbei Platon abzugrenzen.

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