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Download d|ROM|a 33/2012, Frühling | Terno linaj ... - Roma-Service

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Hier & Dort | T’ADAJ T’ODOJEine bosnische <strong>Roma</strong>-Gemeinschaft im Norden von WienVisum kriege, dann mache ich einhalbes Jahr später meine Firma zu undgehe arbeiten in eine Firma für achtStunden am Tag.“Bildung:„... wollen Europäer sein“Als schwierig beschreibt Ines Kälindie Bildungssituation der <strong>Roma</strong> imWeinviertel. Viele Eltern und Großelternseien Analphabeten, und entsprechendwenig Bezug hätten siezum Schulbesuch ihrer Kinder. Auchsprächen die Frauen, die für die innerenBelange der Familien und auchfür die Kinder zuständig seien, oftwenig Deutsch, was sich nicht zuletztauf den Kontakt der Familien mit denSchulen ungünstig auswirke.Viele Kinder gehen in dieSonderschulen. Dort wiederum seivielfach die besondere Situation derKinder nicht bekannt, sodass die mangelndeFörderung von daheim und dieschwierige Lernsituation in oft aufengem Raum lebenden Familienverbändenkeine Berücksichtigung finde.Kinder würden daher als lernschwachangesehen, obwohl zumeist sozialeFaktoren für ihre Schulprobleme verantwortlichseien.Die Caritas hat darauf reagiertund im September 2011 lokal miteinem <strong>Roma</strong>-Lernhilfeprojekt gestartet.Aber das Vorhaben ist auf bislangunüberbrückbare Schwierigkeiten gestoßen.Zum einen leben die <strong>Roma</strong> imganzen Weinviertel verstreut, was eineregelmäßige Betreuung großer Gruppenvon Kindern schon einmal schwierigmacht. Zum anderen signalisiertendie Eltern zwar Interesse, brachten dieKinder aber letztlich nicht zu den vereinbartenTreffen. Also stellte man daraufum, nach dem Vorbild des Burgenlandsdie Kinder zuhause zu besuchen.Man gewann viele Ehrenamtliche,die mit großem Eifer an dieSache gingen – aber es funktioniertenicht. Kälin: „Am Anfang waren dieLeute misstrauisch, dann neugierig,dann haben sie gesagt: Kommt’s halteinmal, und dann waren sie aber nichtda, oder die Kinder waren nicht da.Und die Wohnsituation war oft nichtdienlich – der Bruder spielt Playstation,der Vater sieht fern, oder der Großvaterwill alle paar Minuten einen Teevom Mädchen. Man konnte einfach„Die meisten sind ja doppeltgeflüchtet. Sie wurdennicht nur als <strong>Roma</strong>, sondernauch als ‚Vaterlandsverräter‘stigmatisiert, dienicht mitgekämpft hätten.“„But lendar dujvar naschigele. On na tschak ojs<strong>Roma</strong>, on te ojs ‚vaterlandsverräter‘stigmatisirim ule,save na kejmpfinde.“Ines Kälin SchreiblehnerMitarbeiterin | butschaschkija le projektistar„Missing Link“ (Caritas)nicht arbeiten mit den Kindern. Daswar auch noch schwer für die Ehrenamtlichen,wenn sie gesehen haben,wie die Kinder nach Bildung verlangenund sich interessieren, und sie kriegennull Rückhalt.“Auch in Bezug auf Bildunggibt es große Unterschiede. SamirB i l d | k i p o : d R O M aRahimić erzählt von seiner Schwesterin Berlin, die sein Vater vorzeitig ausder Schule nahm, weil dort Sexualkundeunterrichtet wurde. Jetzt sei dasganz anders: „Da hat sich viel geändert,es ist nicht mehr wie früher. Diewollen Europäer sein, nicht mehr sozurückhaltend. Warum soll das Kindnicht lernen? Ich will nicht, dass meineTochter mich später beschimpft.Sie soll in die Schule gehen!“ Es gibtauch Kinder und Jugendliche, die sichin der Schule trotz der oft gegenwärtigenDiskriminierung durchsetzen,und Jugendliche, die Lehrverhältnissebeginnen oder ins Gymnasium gehen.Rahimić: „Manche Kinder lassen sichvon der Schule abbringen, manchehalt nicht, so wie ein Cousin von mir,der sagt: ‚Sie nennen mich Neger,aber ich ziehe das durch.‘“Tradition und Zukunft:„… dass wir hier beerdigt werden“Der <strong>Roma</strong>-Experte Mozes Heinschinkhat die Erstellung der Studie begleitet.Er hat dieses Sich-nicht-fassen-Lassenund den speziellen Bildungszugangschon im Vorfeld erwartet, ebensowie den starken sozialen Zusammenhaltder Gruppe. Überrascht haben ihnjedoch die Homogenität in der Spracheund in der Sprachverwendung,denn die <strong>Roma</strong> im Weinviertel sprechenuntereinander nur <strong>Roma</strong>ni, undgewisse religiöse Elemente. So ist dieSelbstbezeichnung der Gruppe auch„Muslim-<strong>Roma</strong>“, denn alle sind Moslems.Und Familienfeste werden gemäßdem Brauchtum begangen: „Ichwerde jetzt 31“, erzählt Herr Rahimić,„bin seit 14 Jahren verheiratet. MeineFrau war 17, ich war 16. Wir haben inBerlin geheiratet. Da waren mehr als400 Leute, alle beiden Familien. Beider Taufe meiner Tochter habe ich nurdie Leute aus Österreich eingeladen,fast niemanden aus Deutschland undso. Das waren nur 180 Leute.“Wie wird es weitergehen? DieCaritas versucht über Lerncafés, unter| 14 | dROMa <strong>33</strong>, <strong>Frühling</strong> | <strong>Terno</strong> <strong>linaj</strong> <strong>2012</strong>

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