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223 − AHV-positiv - Quartierverein Riesbach

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UnfreiwilligVon der beruflichen Selbständigkeitzur Selbständigkeit in der IV-Rente12Die Arbeit hat mich krank gemacht. Trotzdem nenne ich michhier Felicitas. Über all die beruflichen Jahre habe ich viel erfahren,konnte eigene Wege gehen – meine Wünsche und Zieleerfüllen und dabei auch noch das Portemonnaie vorsorglich fürdas Alter füttern. Auch die Jahre der Krankheit undInvalidisierung möchte ich nicht missen, obwohl das paradoxerscheinen mag. Krankheit ist ein Herausforderung – und bedeuteteine frühe Pensionierung, wenn man dadurch nicht mehrarbeiten kann. Sie ist aber auch eine Weiterbildung, die mansonst nirgends erhalten kann. Mein Leben ist durchzogen wieein Speckstreifen, doch mein Leben ist immer wieder neu erfüllt.FELICITAS«Am Rande der Gesellschaft», Illustration FelicitasDer Beruf war mir immer wichtig. Mitsiebzehn Jahren begann ich mit einerLehre mein erstes Berufsleben; späterfolgte ein Studium mit Fachhochschul-Abschluss. Noch vor dem achtundzwanzigstenLebensjahr gründete ich meineigenes kleines Einfrau-Unternehmen.Als Selbständigerwerbende wollte ichmich auch absichern für Lohnausfall beiKrankheit und Unfall. Zudem brauchteich Erspartes für die Altersvorsorge, dasich die Pensionskasse für mich nichtlohnte. Mit einer Taggeld-Versicherungund einer Versicherung bei «Invaliditätdurch Krankheit und Unfall» startete ichin den 80er Jahren, am Ende der Hochkonjunktur,in die berufliche Selbständigkeit.Feuer und Flamme...Am Anfang war alles Feuer und Flamme,Angst und Jubel. Ich sammelte Erfahrungen,Kundschaft, Aufträge und Erspartes.Nach den ersten sieben Jahren begann eszum ersten Mal so richtig zu harzen: SiebenMonate kam kein Auftrag mehr herein.Das war Mitte der 90er Jahre. Waswar geschehen? Neue Begriffe wie «NewPublic Management» machten bei meinerzum Teil städtischen Kundschaft dieRunde. Ein ganz neues Wort, «Globalisierung»,war in aller Munde. Nun wurdenProjekte blockiert, Reorganisationenund Umstrukturierungen brauchten vieleRessourcen und Zeit. Zudem war Rezession.Wie weiter, fragte ich mich? Muss ich dieSelbständigkeit aufgeben? Muss ichmich umschulen oder weiterbilden?Aber was und wohin? Ein Besuch bei derBerufsberatung brachte kein neuesErgebnis: Ich sei sehr gut ausgebildetund auch im richtigen Beruf.Dann kam der Stein wieder ins Rollenund rollte gute sieben Jahre weiter. Ichhatte wieder Aufträge und noch mehrAufträge; alles was ich mir wünschte, unddoch stimmte Einiges gar nicht mehr.Die Arbeitswelt begann sich stark zu verändern.Mein als Handwerk gelernterBeruf wurde zunehmend digitaler. DieKundschaft hatte keine Zeit mehr fürvorbereitende Arbeiten und Besprechungen.E-Mail und PDF waren jetztangesagt. Auf meinem Tisch landetenzunehmend Pfusch und Schnellschüsse,die ich dann in mühseligem Aufwandaufbereiten musste. Meine Arbeitstagewurden länger und länger. Irgendwannwusste ich, so geht es nicht mehr weiter.Immer mehr lief gegen den Strich, gegenmeine Arbeitsweise und Selbstbestimmung,gegen das was ich gut konnte.Rund sechs Wochen vor dem gesundheitlichenZusammenbruch, es war anfangs2001 und ich war inzwischen zweiundvierzigJahre alt, besuchte ich einen Kurszur beruflichen Standortbestimmung.Ein Test ergab, meine Situation sei der«goldene Käfig»: Nicht genug um zubleiben, zu viel um zu gehen. Es hiess, indieser Situation würden die einen Knallund Fall alles hinschmeissen, die andernwürden krank. Ich glaubte dem Test nicht.Doch ein paar Wochen später tat ich beideszur gleichen Zeit: Ich liess alles stehenund liegen und ich wurde krank. Waswar geschehen?Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012

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