Riesling aus der AscheNach der Wende hatte die kleine Gemeinde Kaatschen – ein Ortsteil von Großheringen im Weimarer Land – nurwenig Perspektive. Gerade noch 100 Einwohner, Böden, die nicht mehr viel wert waren und eine Landwirtschaft,die aufgrund der Zentralisierung der Produktion durch die Agrargenossenschaften immer mehr zum Erliegen kam.Viel hätte nicht mehr gefehlt und der kleine Ort wäre von derLandkarte verschwunden. Winzer Hartmut Zahn ist geblieben undheute, rund 20 Jahre später, kann er sagen: Es hat sich gelohnt!1996 begann der Aufschwung für Kaatschen in Form einer Flurbereinigung(siehe Infokasten). Auch Kaatschen selbst wurde erneuert.Die Sanierung bescherte dem Ort eine neue Brücke, eine neueDorfstraße und die Wegeerschließung der Weinberge. HartmutZahn hatte bisher nur im Nebenberuf als Winzer gearbeitet, abernun entschied er sich dafür, sein eigenes Weingut aufzubauen.Heute ist das Weingut Zahn ein gut gehender moderner Familienbetrieb.Hier arbeitet Hartmut Zahn als Seniorchef gemeinsam mitFrau, Tochter, Sohn und Schwiegersohn. Mit der Flurbereinigungwar es natürlich nicht getan. Harte Arbeit hat es gebraucht undeigene Investitionen. „Es muss jemand da sein, der diese Arbeittun will und bereit ist, das unternehmerische Risiko zu tragen.Aber von selbst läuft nun einmal nichts – außer das Wasser bergab“,erklärt Hartmut Zahn. Es komme darauf an, seine Chancen zunutzen und den eigenen Standort attraktiv zu gestalten.Hier hat die Familie Zahn einiges geleistet und ein modernesinnovatives Weinbauunternehmen geschaffen, aber sie ist mit ihremEngagement nicht allein. Die gesamte Region arbeitet daran,die gemeinsame Vision vom Erfolg Wirklichkeit werden zu lassen.Die kleinen Anbieter in Kaatschen und Umgebung kooperierenund vernetzen sich. Manche Grundbesitzer ziehen Trauben undverkaufen diese an die Winzer, Bootstouren machen auf ihrerFahrt auf der Saale in Kaatschen halt und auch die Anbindungüber den Saaleradweg bringt stetig potentielle Kunden. RegionaleErzeuger beliefern das Weingut mit ihren Erzeugnissen und auchausgesuchte Restaurants in ganz Thüringen haben die Weine ausdem Hause Zahn auf ihren Karten. Ein wirtschaftliches Gefüge,das funktioniert.Ob eine Entwicklung wie die von Kaatschen heute noch möglichist? Hartmut Zahn weiß es nicht, doch die Formel ist denkbar einfach.Staatliche und private Investitionen kombiniert mit harterArbeit, einem stabilen Netzwerk sowie einer klugen Standortnutzung.So entstehen Strukturen, die das Thüringen von Morgenprägen: erfolgreich, innovativ und vor allem vielfältig.Die Flurbereinigung:Die Flurbereinigung: Das FlurneuordnungsamtGotha fasste die bestehenden Parzellenaus dem ehemaligen LPG-Besitz zusammenund gestaltete zusammenhängende Flächen.Diese wurden dann neu bewertet und nacheinem genau aufgeschlüsselten Verfahrenan die ehemaligen Besitzer verteilt, die inder DDR enteignet worden waren. Plötzlichwar verwendbares Land da und durch dieZuführung von neuem Mutterboden zurverbesserten Wasseraufnahme und durchumfassenden Wegebau, konnte dort nun aufganzer Fläche Wein angebaut werden.6Lagebericht Thüringen und Konzernlagebericht – das blühende Leben 2012
01Steinach im <strong>Thüringer</strong> WaldIn der kleinen Stadt Steinach findet man Thüringens größtes alpines Skigebiet. DieSteinacher kamen jedoch auf eine zusätzliche Idee: Warum nicht die heimische Skiarenaim Sommer als Mountainbikestrecke vermarkten? Seit 2005 locken damit Skigebiet undMountainbikestrecke gleichermaßen Touristen nach Thüringen. Komplettiert wird dieAttraktion von einem Outdoor-Sporthotel. Die Hotelbetreiber wurden dafür 2012 mit dem<strong>Thüringer</strong> Tourismuspreis in der Kategorie „Angebot und Qualität“ ausgezeichnet.02Nohra im Weimarer LandDie kleine Stadt Nohra - kurz vor den Toren von Weimar - ist eine der reichsten Gemeindenin Thüringen. Das ortseigene Gewerbegebiet liegt äußerst verkehrsgünstig an derA4 und der B7. Hier haben sich unter anderem ein Zentrallager der Deutschen Post AGund mehrere Technikbetriebe angesiedelt. Der ADAC betreibt in Nohra sein Fahrsicherheitszentrumfür ganz Thüringen. Das Beispiel Nohra illustriert, wie eine gute infrastrukturelleAnbindung wirtschaftliches Wachstum begünstigt.01 0203Rudolstadt im Kreis Saalfeld-RudolstadtRudolstadt hat es geschafft drei der wichtigsten Stärken Thüringens zu bündeln: Tourismus,Tradition und Technik. Die Kleinstadt begeistert Besucher mit einem gep¬egten historischenStadtkern und der berühmten Heidecksburg. Mit dem Rudolstädter Vogelschießenund dem Tanz- und Folkfest können die Rudolstädter mit zwei Festhöhepunkten von internationalemRang aufwarten. Auch für die Industrie ist der Standort Rudolstadt interessant.So ist hier Thüringens Zentrum im Bereich Polymer- und Faserchemie angesiedelt. Firmenwie BASF Performance Polymers und Aeropharm bleiben diesem Standort seit Jahren treu.04Ichtershausen bei ArnstadtDas Dorf Ichtershausen bei Arnstadt liegt nicht nur günstig an einem Gewerbepark, sondern gleich an zweien.Im Gewerbepark Ichtershausen-Thörey haben sich der Logistikriese Dachser, die Bosch SicherheitssystemeMontage und Service GmbH und eine Vielzahl anderer Firmen niedergelassen. Durch Initiative des Ortes und derLEG Thüringen entstand zusätzlich das Industriegebiet Erfurter Kreuz. Dort werden unter anderem durch die N3Engine Overhaul Services GmbH Flugzeugtriebwerke gewartet. Ichtershausen hat es verstanden, seinen Standortvorteilzu nutzen und das sogar in doppelter Hinsicht.Lagebericht und Konzernlagebericht 201203 047