Lernen mit aLLen sinnen - Stiftung Mercator Schweiz
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SchWeRPunkT ⁄ FRühkiNdliChE BilduNg<br />
da<strong>mit</strong> kein kind den anSchluSS<br />
verliert<br />
in den eRSTen LeBenSjahRen WeRden WichTige Weichen in deR enTWickLung eineS<br />
kindeS geLegT. um die BiLdungSchancen VOn kindeRn auS BeLaSTeTen famiLien<br />
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miT ihRem PROjekT zePPeLin 0–3 auf eine föRdeRung aB geBuRT. zeRTifizieRTe<br />
eLTeRnTRaineRinnen VeRmiTTeLn den TeiLnehmenden eLTeRn in RegeLmäSSigen<br />
hauSBeSuchen WiSSen und feRTigkeiTen im föRdeRLichen umgang miT ihRem kind.<br />
Sonntagmorgen in einer gemütlichen,<br />
sonnigen Wohnküche. Eine Mutter<br />
füttert ihren sechs Monate alten Sohn<br />
und spielt dann <strong>mit</strong> ihm. Der Vater<br />
schaut wohlwollend zu. Anschliessend<br />
beschäftigt er sich <strong>mit</strong> seinem Sohn,<br />
die Mutter beobachtet beide und ist von<br />
ihrer Verbundenheit tief bewegt. Der<br />
Höhepunkt wird erreicht, wenn sich alle<br />
drei zusammentun und gemeinsam<br />
Momente voller Freude erleben. Schliesslich<br />
wendet sich das Kind ab, weil es<br />
müde ist. Die Eltern unterhalten sich be-<br />
geistert über ihren Sohn und finden er sei<br />
der Beste, so hübsch und einzigartig.<br />
Szenenwechsel. In der Zweizimmer-<br />
Wohnung eines Wohnblocks stillt eine<br />
17-jährige Mutter ihre drei Monate alte<br />
Tochter, ohne sie anzuschauen. Das Kind<br />
ist quengelig, die Mutter angespannt –<br />
und alleine. Ihr Partner sitzt wegen<br />
Drogendelikten in Untersuchungshaft,<br />
ihre geschiedenen Eltern wohnen weit<br />
weg. Die Sozialen Dienste sind wegen<br />
der Fürsorgeleistungen involviert. Sie<br />
beauftragen die lokale Kleinkindberatung,<br />
abzuklären, wie es um das Wohl des<br />
Kindes steht.<br />
Kinder aus solchen psychosozial<br />
belasteten Familien stehen im Zen-<br />
trum einer aktuellen Nationalfondsstudie<br />
der Interkantonalen Hochschule für<br />
Heilpädagogik in Zürich: ZEPPELIN 0–3<br />
(Zürcher Equity Präventionsprojekt<br />
Elternbildung und Integration). Die<br />
32 ⁄ MERCATOR NEWS 01–2012<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Mercator</strong> <strong>Schweiz</strong> und die Jacobs<br />
Foundation fördern das Projekt in den<br />
Jahren 2011 bis 2014 je <strong>mit</strong> 500 000.–<br />
Franken. Auch das Bundesamt für Migra-<br />
tion und die Bildungsdirektion des<br />
Kantons Zürich unterstützen es neben<br />
weiteren Förderern.<br />
fRüheRkennung und fRühföRdeRung ⁄<br />
Nach heutigem Wissen werden in den<br />
ersten drei Lebensjahren die Weichen für<br />
die soziale, emotionale und geistige<br />
Entwicklung eines Kindes gestellt. Ent-<br />
sprechend können wir es uns bei Kindern<br />
aus psychosozial belasteten Familien<br />
nicht leisten, <strong>mit</strong> der Unterstützung bis<br />
zum Kindergarteneintritt im vierten<br />
Lebensjahr zu warten. Dann ist es für<br />
viele dieser Kinder bereits zu spät – sie<br />
werden im Laufe ihrer Schulzeit ihre<br />
Entwicklungsverzögerungen kaum mehr<br />
aufholen können. Das erste Ziel von<br />
ZEPPELIN ist deshalb die Früherkennung<br />
von Kindern, die aus familiären Gründen<br />
entwicklungsgefährdet sind. Zweites<br />
Ziel ist die Frühförderung dieser Kinder<br />
<strong>mit</strong> dem Hausbesuchsprogramm ‹PAT<br />
– Mit Eltern <strong>Lernen</strong>›. Langfristig sollen<br />
durch ZEPPELIN die Bildungschancen der<br />
teilnehmenden Kinder erhöht werden.<br />
Für das US-amerikanische Programm<br />
‹Parents as Teachers› (PAT) hatte<br />
sich das Projektteam nach einem<br />
sorgfältigen, wissenschaftlich gestützten<br />
Auswahlverfahren entschieden. Tatsäch-<br />
lich bietet das Programm viele Vorteile<br />
für ZEPPELIN: Es ist auf Familien<br />
<strong>mit</strong> besonderen Risikokonstellationen<br />
zugeschnitten; es beginnt möglichst früh<br />
(schon vor der Geburt); es ist intensiv<br />
und langfristig angelegt (mehrere Kon-<br />
takte pro Monat über mehrere Jahre); es<br />
ermöglicht einen niederschwelligen<br />
Zugang durch gut ausgebildetes Personal<br />
<strong>mit</strong>tels Hausbesuchen.<br />
Ob Kinder in ihrer Entwicklung<br />
gefährdet sind, schätzt das Projekt-<br />
team von ZEPPELIN schon während der<br />
Schwangerschaft oder kurz nach der<br />
Geburt ein. Möglich ist dies durch eine<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
Hebammen und Gynäkologinnen,<br />
Fachpersonen aus Sozialberatung und<br />
Therapie, Pädiater oder im Falle der Be-<br />
handlung älterer Geschwister auch<br />
durch Mitarbeiter schulpsychologischer<br />
und kinderpsychiatrischer Dienste sowie<br />
der Heilpädagogischen Früherziehung.<br />
Wichtigste Akteurin nach der<br />
Geburt ist die lokale Mütterberaterin, die<br />
von den Geburtsstationen oder von<br />
der Gemeinde alle Adressen der Neugeborenen<br />
erhält und die Familien anschliessend<br />
über das Projekt ZEPPELIN<br />
informiert. Bis spätestens drei Monate<br />
nach der Geburt wird von der Mütterberaterin<br />
während eines persönlichen<br />
Kontakts <strong>mit</strong> den Eltern ein Kurzscreening<br />
durchführt, das Familien <strong>mit</strong><br />
potenziellen psychosozialen Risiken