Lernen mit aLLen sinnen - Stiftung Mercator Schweiz
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identifiziert. Die Interkantonale Hoch-<br />
schule für Heilpädagogik hat dieses<br />
Kurzscreening entwickelt, das die Lebens-<br />
welt des Kindes untersucht. Risikoindi-<br />
katoren sind unter anderem: grosse<br />
finanzielle Probleme der Eltern, Arbeits-<br />
losigkeit, sehr enge Wohnverhält-<br />
nisse, Alkohol- oder Drogensucht und<br />
Teenager-Schwangerschaft.<br />
BeSuche in famiLien ⁄ Je nach Bedarf sind<br />
bei den teilnehmenden Familien bis zu<br />
vier Hausbesuche pro Monat von erfahrenen<br />
und PAT-zertifizierten Elterntrainerinnen<br />
vorgesehen. Diese ver<strong>mit</strong>teln den<br />
Eltern Wissen und Können für den<br />
förderlichen Umgang <strong>mit</strong> ihrem Kind. Sie<br />
geben praktische Tipps, wie sie <strong>mit</strong><br />
schwierigem Verhalten umgehen und<br />
eine starke Eltern-Kind-Beziehung<br />
aufbauen oder das Kind zum <strong>Lernen</strong><br />
anregen können. Ein wichtiges Ziel ist<br />
auch die Sprachförderung, denn der<br />
Aufbau der Herkunftssprache ist neben<br />
der Zweitsprache ein bedeutendes<br />
Element in der psychischen, sozialen,<br />
kognitiven und kulturellen Entwicklung<br />
der Kinder. Entsprechend werden den<br />
Eltern viele praktische Übungen und<br />
Spiele an die Hand gegeben, die sowohl<br />
für die Sprachentwicklung allgemein<br />
als auch für das Erlernen der deut-<br />
schen Sprache förderlich sind. Neben den<br />
Hausbesuchen finden regelmässige<br />
Gruppentreffen statt. Die Eltern kommen<br />
einmal monatlich ins Familienzentrum,<br />
um Erfahrungen auszutauschen, neue<br />
Erkenntnisse zu gewinnen und – sozial<br />
vernetzt, in einem emotional sicheren<br />
Rahmen – über gemeinsame Sorgen und<br />
Erfolgserlebnisse zu sprechen.<br />
Das Projekt ZEPPELIN wird als<br />
Nationalfondsstudie eng wissenschaftlich<br />
begleitet. Dabei stehen zwei Fragen im<br />
Zentrum: Welche Wirkung erzielt eine<br />
frühe Förderung auf die Entwicklung von<br />
Kindern zwischen null und drei Jahren<br />
aus Familien in psychosozialen Risiko-<br />
konstellationen? Und über welche Wirk-<br />
mechanismen innerhalb der Familien<br />
kommen diese Effekte zum Tragen? Das<br />
Forscherteam setzt verschiedene Ver-<br />
fahren ein, um durch Vergleiche zwischen<br />
der Interventions- (132 Kinder) und<br />
der Kontrollgruppe (120 Kinder) Einflüsse<br />
auf die Entwicklung der Kinder auszu-<br />
machen. So schätzen die Wissenschaftler<br />
im dritten Lebensmonat in Interviews<br />
<strong>mit</strong> den Eltern sowie durch Beobachtungen<br />
in der Wohnung die Belastungs-<br />
und Schutzfaktoren ein. Sie nehmen<br />
Videos auf, um die Qualität der Eltern-<br />
Kind-Interaktionen zu analysieren.<br />
In den ersten drei Jahren führen die<br />
Forscher Entwicklungstests durch und<br />
erheben <strong>mit</strong>tels Skalen die elterliche<br />
Erziehungskompetenz und die Qualität<br />
der Anregungen im häuslichen Umfeld.<br />
Zudem ist vorgesehen, die Kinder bis<br />
in die Sekundarstufe in regelmässigen<br />
Abständen weiter zu untersuchen, um<br />
Aufschluss über deren weiteren Entwicklungsverlauf<br />
zu erhalten und die Nach-<br />
haltigkeit von ZEPPELIN zu überprüfen.<br />
BiLdungSPOLiTiSche agenda ⁄ ZEPPELIN<br />
ist sehr aktuell, da die Frühförderung be-<br />
nachteiligter Kinder seit PISA 2000<br />
immer häufiger auf der bildungspolitischen<br />
Agenda steht. Zudem ist das Pro-<br />
jekt aufgrund der bestehenden For-<br />
schungslücken in der <strong>Schweiz</strong> relevant:<br />
Zum ersten Mal wird ein Programm der<br />
‹Frühkindlichen Bildung, Betreuung und<br />
Erziehung› (FBBE) zielgruppenspezi-<br />
fisch ab Geburt durchgeführt und in einer<br />
experimentellen Feldstudie evaluiert.<br />
ZEPPELIN ist wegen der hohen<br />
Personalkosten durch qualifizierte PAT-<br />
Elterntrainerinnen zwar teuer – aber<br />
dennoch rentabel. Gemäss Kosten-<br />
Nutzen-Analyse durch namhafte Wirt-<br />
schaftswissenschaftler dürften sich<br />
die Investitionen in FBBE-Programme<br />
wie ZEPPELIN dank Einsparungen im<br />
Bereich der Sonderpädagogik und Sozial-<br />
hilfe lohnen. Nach dem Nobelpreis-<br />
träger James Heckmann stellen qualitativ<br />
hochwertige FBBE-Programme sogar<br />
eines der seltenen politisch realisierbaren<br />
Mittel dar, <strong>mit</strong> denen die sozialen und<br />
wirtschaftlichen Perspektiven benachteiligter<br />
Bevölkerungsgruppen verbessert<br />
werden können. Für ZEPPELIN besonders<br />
bedeutsam ist, dass die wirtschaftlichen<br />
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