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Gerhard Berger - Haus 49 Domagk Ateliers

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Seit ein wenig mehr als 20 Jahren stelle ich Häckelarbeiten<br />

her und vor drei Jahren begann ich die „Rote Serie“ (Werke<br />

aus rotem Garn / Faden). Diese Technik erlaubt mir während<br />

der langen Stunden zu arbeiten, die ich im öffentlichen<br />

Nahverkehr der Pariser RER verbringe. Es ist ein kleines<br />

alltägliches Glück, aber es ist auch eine Suche nach der Form:<br />

Der Versuch, vom Inneren heraus etwas zu verstehen, wie die<br />

Form eines Baumblattes oder die einer Welle des Blattes einer<br />

Stechpalme.<br />

Was ist die Regel für das Wachstum des Schneckenhauses,<br />

was ist die Regel für die Struktur einer Ohrmuschel?<br />

Die Maschen, die eine nach der anderen folgen – sich<br />

einander immer ähnelnd, sind für mich gleichermaßen wie ein<br />

Rosenkranz, den man abzählt, sie sind Parzellen der Zeit, die<br />

zu Körpern werden.<br />

Eine andere Sache, die mir wichtig ist, ist die<br />

Arbeit an der Grenze, am Rande der Form, wo sich zur selben<br />

Zeit ein Inneres und ein Äußeres ausbildet.<br />

Häkeln ist eine sehr organische Arbeitsweise, Formen dadurch<br />

herzustellen, dass man durch nur 2 Modulationen hindurch,<br />

eine Masche verdoppelt oder überspingt<br />

Für die meisten Arbeiten benutze ich das gleiche 50 g Knäuel,<br />

die gleiche Maschengröße, das ergibt eine Maschenzahl von<br />

etwa 4000 (Punkten) und ein einziger Faden läuft durch, so<br />

p i e r r e B e r n A r d<br />

1969-1975 Architektur in Ecole Nationale des<br />

Beaux Arts - Paris<br />

1972-1975 Skulptur in Ecole Nationale des<br />

Beaux Arts- Paris<br />

1982-1983 Städtebau in Ecole Nationale des<br />

Ponts et Chaussées- Paris<br />

seit 1997 jedes Jahr Beteiligung an den<br />

<strong>Domagk</strong>tagen<br />

Tricots, Häkelarbeit 2006/07<br />

Maschen<br />

dass man die Arbeit wieder auftrennen und den Anfang des<br />

Knäuels wiederfindet – um mit ihm wieder anzufangen<br />

Jede Arbeit ist eine Art Wiederanfang und es ist die Regel, die<br />

die Maschen erschafft, welche die Form ergeben.<br />

Diese weichen Formen können eine Unendlichkeit an<br />

Haltungen annehmen, ihre Topologien sind unbeständig, aber<br />

sie können stabile Zustände einehmen.<br />

Es sind Formen, die einen Anfang haben und ein Ende - eine<br />

Art geronnener Schrift.<br />

aus dem Französischen von Gotlind Timmermanns, 2005<br />

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