Didaktik der Geometrie - Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik
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<strong>Didaktik</strong> <strong>der</strong> <strong>Geometrie</strong><br />
© Michael Schober
Inhaltsangabe:<br />
1. ZIELE – INHALTE – STOFFANORDNUNG 3<br />
→ EXKURS: KOPFRECHNUNG 10<br />
2. FIGUREN UND RELATIONEN 15<br />
→ EXKURS: GEOMETRIEUNTERRICHT IN DER 5. UND 6. KLASSE 18<br />
→ EXKURS: DAS HAUS DER VIERECKE 21<br />
3. KONSTRUIEREN 22<br />
4. MESSEN UND BERECHNEN 24<br />
5. ABBILDUNGEN 28<br />
6. BEWEISEN 32<br />
7. ENTDECKENDES LERNEN 38<br />
8. PROBLEMLÖSEN 45<br />
9. DIDAKTISCHE PRINZIPIEN 52<br />
2
1. Ziele – Inhalte – Stoffanordnung:<br />
a) Inhalts- und Prozessziele<br />
b) Aspekte <strong>der</strong> <strong>Geometrie</strong><br />
c) Inhalte des <strong>Geometrie</strong>unterrichts (GU)<br />
d) Lehrstoffanalyse und Lehrzielauswahl<br />
e) Strukturierung des Lehrstoffs<br />
f) Beispiel <strong>für</strong> ein Inhaltsziel im <strong>Geometrie</strong>unterricht in <strong>der</strong> 5. Klasse<br />
a) Inhalts- und Prozessziele<br />
Inhaltsziele:<br />
Inhaltsziele beziehen sich auf spezielle mathematische Inhalte.<br />
Sie betreffen Kenntnisse von:<br />
- Begriffen: z.B. „Was ist eine Gerade?“<br />
- Sätzen: z.B. „Was <strong>für</strong> Sätze gibt es?“ � Ähnlichkeitssätze<br />
- Formeln: z.B. „Wie lautet <strong>der</strong> Satz des Pythagoras?“<br />
- Verfahren: z.B. „Wie formt man ein Rechteck in ein flächengleiches Quadrat um?“<br />
- Definitionen: z.B. „Wie ist eine Parallele definiert?“<br />
- Beweise: z.B. „Wie könnte <strong>der</strong> Satz des Pythagoras geometrisch bewiesen werden?“<br />
� Inhaltsziele sind kurzfristig realisierbar und leicht zu operationalisieren<br />
Beispiel am Höhensatz des Euklid:<br />
- Begriffskenntnis: Wissen, was man unter <strong>der</strong> Hypotenuse und den Katheten eines<br />
rechtwinkligen Dreiecks versteht<br />
- Satzkenntnis: Den Höhensatz kennen<br />
- Anwendung von Begriffs- und Satzkenntnis: Mit Hilfe des Höhensatzes die Höhe aus den<br />
Hypotenusenabschnitten berechnen<br />
- Kenntnis des Verfahrens: Mit Hilfe des Höhensatzes ein gegebenes Rechteck in ein<br />
flächengleiches Quadrat verwandeln<br />
- Beweiskenntnis: Einen Beweis <strong>für</strong> den Höhensatz kennen<br />
Prozessziele:<br />
Prozessziele beziehen sich auf mathematische Aktivitäten und betreffen die Fähigkeiten zu<br />
<strong>der</strong>artigen Aktivitäten. Sie sind zwar an Inhalte gebunden, aber ihre Realisierung ist nur durch<br />
Übung an vielen Inhalten, und daher nur langfristig möglich. Die Operationalisierung von<br />
Prozesszielen ist schwierig.<br />
Beispiele <strong>für</strong> Prozessziele:<br />
- Fähigkeit zum Entdecken mathematischer Zusammenhänge:<br />
• Fallunterscheidungen durchführen<br />
• Vermutungen äußern und in variierter Situation überprüfen<br />
• Situationen variieren<br />
- Fähigkeit zum Definieren:<br />
• Fähigkeit einen vorgegeben Begriff mit Hilfe an<strong>der</strong>er Begriffe zu definieren<br />
• Fähigkeit zwischen einer Definition und einem Satz zu unterscheiden<br />
• Denselben Begriff auf verschiedene Weise definieren<br />
3
- Fähigkeit zum Beweisen:<br />
• Einen Beweisgedanken verstehen und reproduzieren<br />
• Lücken in einem Beweis erkennen<br />
• Notwendige Fallunterscheidung bei einem Beweis beachten<br />
- Fähigkeit zum Konstruieren:<br />
• Konstruktionsschritte kennen und durchführen können<br />
- Fähigkeit zum Problemlösen:<br />
• Geometrische Konstruktionsprobleme, Berechnungsprobleme und Beweisprobleme<br />
lösen<br />
• Eine gefundene Problemlösung beurteilen und gegebenenfalls verbessern<br />
- Fähigkeit zum Mathematisieren:<br />
• Zu einer Textaufgabe ein mathematisches Modell angeben � z.B. ein<br />
Gleichungssystem<br />
• Zu einer Umweltsituation ein mathematisches Modell angeben<br />
Beispiele zum Höhensatz des Euklid:<br />
- Höhensatz an Beispielen � Entdecken<br />
- Höhensatz � Beweisen<br />
- Aufgaben zum Höhensatz � Problemlösen<br />
- Textaufgaben lösen � Mathematisieren<br />
b) Aspekte <strong>der</strong> <strong>Geometrie</strong><br />
- Hilfsmittel, um die Umwelt besser zu verstehen<br />
- Hilfsmittel <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e Wissenschaften wie z.B. die Physik<br />
- Übungsfeld <strong>für</strong> das Problemlösen:<br />
• Hauptziel ist es, die Freude am Problemlösen zu wecken und die Fähigkeit zum Lösen<br />
geometrischer Probleme zu för<strong>der</strong>n.<br />
• Es geht primär um Lösungsfindung, nicht um eine möglichst lückenlose Darstellung<br />
<strong>der</strong> Lösung.<br />
Beispielaufgabe aus <strong>der</strong> Timss-Studie:<br />
Eine Pizzeria bietet zwei runde Pizzas mit <strong>der</strong>selben Dicke in verschiedenen Größen an. Die<br />
kleinere hat einen Durchmesser von 30 cm und kostet 30 Cent. Die größere hat einen<br />
Durchmesser von 40 cm und kostet 40 Cent.<br />
Bei welcher Pizza bekommt man mehr <strong>für</strong> sein Geld? Gib eine Begründung an.<br />
- Entwickelt und schult die Fähigkeit des Argumentierens und Begründens � Schüler lernen<br />
sich korrekt auszudrücken<br />
- Entwickelt die Fähigkeit zu begrifflichem Denken und sprachlichem Ausdrucksvermögen<br />
4
c) Inhalte des <strong>Geometrie</strong>unterrichts (GU)<br />
5.-6. Klasse:<br />
- Geometrische Figuren:<br />
• Geraden, Halbgeraden, Strecken, Vielecke, Winkel, Kreis<br />
• Parallelen und orthogonale Geraden<br />
• Parallelogramm und Rechtecke<br />
• Würfel und Qua<strong>der</strong><br />
- Abbildungen – Symmetrie:<br />
• Geradenspiegelung und Achsensymmetrie<br />
- Messen und Berechnen:<br />
• Länge von Strecken und Streckenzügen, Abstand eines Punktes von einer Geraden<br />
• Flächeninhalt von Rechtecken<br />
• Winkelmessung<br />
• Oberfläche und Volumen von Würfeln und Qua<strong>der</strong>n<br />
7.-8. Klasse:<br />
- Figurenlehre:<br />
• Dreiecke, Schnittpunktsätze<br />
• Kreis und Kreistangente<br />
• Winkelsätze<br />
• Geometrische Körper<br />
• Spezielle Vierecke<br />
- Kongruenzgeometrie:<br />
• Kongruente Figuren, Kongruenzsätze <strong>für</strong> Dreiecke<br />
• Beweisen von Kongruenzsätzen<br />
- Messen und Berechnen:<br />
• Flächeninhalt von Vielecken<br />
9.-10. Klasse:<br />
- Ähnlichkeitsgeometrie:<br />
• Strahlensatz<br />
• Ähnliche Figuren<br />
• Zentrische Streckung<br />
• Ähnlichkeit von Dreiecken<br />
- Satzgruppe des Pythagoras:<br />
• Satz des Pythagoras<br />
• Kathetensatz und Höhensatz des Euklid<br />
- Trigonometrie:<br />
• Trigonometrie des rechtwinkligen Dreiecks<br />
• Trigonometrie beliebiger Dreiecke<br />
- Messen und Berechnen:<br />
• Flächeninhalt und Umfang des Kreises<br />
• Oberfläche und Volumen von Pyramiden, Zylin<strong>der</strong>n, Kegeln und Kugeln<br />
5
d) Lehrstoffanalyse und Lehrzielauswahl<br />
Lehrstoffanalyse:<br />
Die Lehrstoffanalyse eines Unterrichtsgegenstandes soll<br />
- einerseits potentielle Inhaltsziele formulieren und operationalisieren<br />
- an<strong>der</strong>erseits Möglichkeit des Unterrichtsgegenstandes zur Realisierung von Prozesszielen<br />
aufweisen<br />
Die Lehrstoffanalyse kann in folgenden drei Schritten erfolgen:<br />
1. Der Unterrichtsgegenstand wird in einzelne Sachverhalte aufgeteilt<br />
2. Zu dem jeweiligen Sachverhalte werden Inhaltsziele formuliert und operationalisiert<br />
3. Zu dem Sachverhalt zu den Sachverhalten werden Aktivitäten formuliert, die auf ein o<strong>der</strong><br />
mehrere Prozessziele abzielen<br />
Beispiel einer Lehrstoffanalyse: Thema: Kreis und Kreistangente<br />
Lehrziel 1: Beziehungen zwischen Kreis und Gerade, Begriff <strong>der</strong> Tangente<br />
Lehrziel 2: Eigenschaft <strong>der</strong> Kreistangente<br />
Lehrziel 3: Inkreis eines Dreiecks<br />
Zu Lehrziel 1: Beziehungen zwischen Kreis und Gerade, Begriff <strong>der</strong> Tangente<br />
Sachverhalt:<br />
1. Eine Gerade a hat mit einem Kreis k(M, r)<br />
- keinen Punkt gemeinsam, falls abst(M, a) > r, � Passante<br />
- genau einen Punkt gemeinsam, falls abst(M, a) = r � Tangente<br />
- zwei Punkte gemeinsam, falls abst(M,a) < r. � Sekante<br />
2. Eine Gerade heißt Tangente an einen Kreis, falls Kreis und Gerade genau einen Punkt<br />
gemeinsam haben. Dieser Punkt heißt Berührpunkt <strong>der</strong> Kreistangente<br />
Inhaltsziele:<br />
(1.1) Die Anzahl <strong>der</strong> gemeinsamen Punkte<br />
einer Geraden mit einem Kreis angeben<br />
können und zwar in Abhängigkeit vom<br />
Kreisradius r und vom Abstand d des<br />
Kreismittelpunktes von <strong>der</strong> Geraden.<br />
(1.2) Wissen, dass eine Gerade g, welche<br />
genau einen Punkt P mit einem Kreis k(M,<br />
r) gemeinsam hat, Tangente an den Kreis im<br />
Berührpunkt P heißt.<br />
Prozessziele:<br />
• Schnittpunktbeziehungen untersuchen � Entdecken<br />
und Bedingungen <strong>für</strong> die Anzahl <strong>der</strong> Punkte formulieren � Formalisieren<br />
• Formeln (z.B. Radius r < Abstand (M, g) � kein gemeinsamer Punkt) begründen<br />
können � Beweisen<br />
Zu Lehrziel 2: Eigenschaft <strong>der</strong> Kreistangente<br />
Sachverhalt:<br />
1. Die Tangente an einen Kreis k (M, r) im Punkt P ist die Orthogonale durch den<br />
Punkt P zu <strong>der</strong> Geraden g (M, P)<br />
6
2. Durch einen Punkt außerhalb eines Kreises gibt es genau zwei Tangenten an den<br />
Kreis.<br />
Inhaltsziele:<br />
(2.1) Wissen, dass die Tangente an einen Kreis k (M, r) im Punkt P die Orthogonale<br />
durch den Punkt P zur Geraden g (M, P) ist. (Satz)<br />
(2.2) Zu gegebenen Kreispunkt die Tangente durch den Punkt an den Kreis<br />
konstruieren können. (Verfahren)<br />
(2.3) Von einem Punkt außerhalb des Kreises die beiden Tangenten an den Kreis<br />
konstruieren können. (Verfahren)<br />
Prozessziele:<br />
• Den SchülerInnen wird die Aufgabe zu (2.3) als Problem gestellt. Sie lösen die<br />
Aufgabe mit Hilfe <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> Ortslinie.<br />
• Tangentenkonstruktionen beschreiben (Mathematisieren)<br />
Zu Lehrziel 3: Inkreis eines Dreiecks<br />
Inhaltsziele:<br />
• Wissen, was ein Inkreis ist (Begriff)<br />
• zu Winkeln „Berührkreise“ konstruieren können (Verfahren)<br />
• zu Dreiecken Inkreise konstruieren können (Verfahren)<br />
• Wissen, dass sich alle drei Winkelhalbierenden in einem Punkt schneiden (Satz)<br />
Prozessziele:<br />
– „Berührkreise“ in Winkeln o<strong>der</strong> Inkreise in Dreiecken finden (Problemlösen)<br />
– räumliches Analogon entdecken (Entdecken)<br />
Wichtig hierbei ist, dass die Lehrstoffanalyse zunächst alle diejenigen potenziellen Lehrziele<br />
liefert, die generell als sinnvoll und wünschenswert <strong>für</strong> alle SchülerInnen gelten können.<br />
Operationalisierung von Lehrzielen:<br />
- Lehrziele müssen präzise formuliert werden: z.B. Kathetensatz soll am Ende <strong>der</strong> Stunde<br />
gelernt sein<br />
- Aufgaben dem Lehrziel zuordnen � es wird überprüft ob die Schüler das Gelernte<br />
verstanden haben („eigentliches operationalisieren“)<br />
7
- nach Beendigung eines Unterrichtsabschnitts das Lehrziel überprüfen � was wurde<br />
verstanden<br />
- an<strong>der</strong>e Prüfungsaufgaben um Reproduktion zu verhin<strong>der</strong>n � nicht dieselben Aufgabentypen<br />
stellen, Schüler müssen gefor<strong>der</strong>t werden<br />
=> Lehrziele überprüfbar machen<br />
Lehrzielauswahl:<br />
Im Gegensatz zur Lehrstoffanalyse findet bei <strong>der</strong> Lehrzielauswahl die Auswahl geeigneter<br />
Lehrziele <strong>für</strong> die aktuelle Lerngruppe statt. Dies erfolgt nach Beurteilung <strong>der</strong> potenziellen<br />
Ziele nach bestimmten Kriterien wie z.B.:<br />
- Bedeutung innerhalb des Lehrplans: Der Lehrplan ist die Grundlage aus denen die Lehrziele<br />
behandelt werden � er gibt an, welche Lehrinhalte die Schüler beherrschen müssen<br />
- Bedeutung <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e Schulfächer � wie ist <strong>der</strong> Lehrplan verzahnt, z.B. werden<br />
mathematische Kenntnis <strong>für</strong> den Physikunterricht vorausgesetzt<br />
- Bedeutung <strong>für</strong> spätere Berufe: Welche geometrischen Sachverhalte sollten dem Schüler<br />
vermittelt werden damit er z.B. <strong>für</strong> technische Berufe die nötige Grundlage hat<br />
- Bedeutung <strong>für</strong> die Lebenswelt <strong>der</strong> Schüler: Schüler können mit erlernten Fähigkeiten z.B.<br />
unterschiedliche Handytarife vergleichen<br />
e) Strukturierung des Lehrstoffs<br />
- systemorientierte Lehrstoffsequenzierung � Ein zu beweisen<strong>der</strong> Satz kann erst dann<br />
eingeführt werden, wenn die zum Beweis benötigten Sätze entwe<strong>der</strong> als Grundsätze<br />
eingeführt o<strong>der</strong> selbst bereits bewiesen geworden sind<br />
- am Lernprozess orientierte Lehrstoffsequenzierung � man schaut, was sich zu unterrichten<br />
anbietet, wenn man vorher Symmetrie unterrichtet hat („wo kann man anknüpfen“)<br />
- Strukturierung mit Hilfe von Lernhierarchien � man darf ein bestimmtes Lernziel nur dann<br />
unterrichten, wenn das erfor<strong>der</strong>liche Vorwissen bekannt ist; z.B. muss <strong>der</strong> Begriff Gerade<br />
bekannt sein, bevor man Parallelen einführt<br />
- Sequenzierung eines Themenblocks<br />
- Spiralige Strukturierung des Lehrstoffs<br />
f) Beispiel <strong>für</strong> ein Inhaltsziel im <strong>Geometrie</strong>unterricht in <strong>der</strong> 5. Klasse<br />
Lehrplan: Geometrische Figuren: Strecke, Halbgerade, ... (Lehr- o<strong>der</strong> Lerninhalte)<br />
1. Stunde: Punkte und Strecken<br />
Lernziel 1: Geometrische Punkte<br />
- Punkte in Umwelt und Alltagssprache � Inhaltsziel ist <strong>der</strong> Begriff<br />
1. Aufgabe: Nenne Wörter, in denen das Wort Punkt vorkommt. Sind das<br />
geometrische Punkte?<br />
2. Aufgabe: Finde verschiedene Punkte im Klassenzimmer. Wie groß sind die Punkte<br />
jeweils?<br />
� Diese zwei Aufgaben dienen zum operationalisieren. Außerdem entdecken die<br />
Schüler bei <strong>der</strong> 2. Aufgabe vllt., dass die Punkte eine unterschiedliche Ausdehnung<br />
haben (Prozessziel: Entdecken)<br />
- Punkte zeichnen � Inhaltsziel: Begriff<br />
1. Aufgabe: Untersuche, welche <strong>der</strong> Punkte auf einer geraden Linie liegen.<br />
2. Aufgabe: Zeichne drei Punkte, die auf einer geraden Linie liegen.<br />
3. Aufgabe: Wie nah kannst du 10 Punkte zeichnen?<br />
8
� Prozessziel: Entdecken; Aufgabe 3 hilft z.B. sehr <strong>für</strong> das Verständnis <strong>der</strong> Schüler, sie<br />
stoßen wie<strong>der</strong> auf das Problem wie groß ein Punkt ist;<br />
Lernziel 2: Strecken � Inhaltsziel: Begriff<br />
- Strecke ist kürzeste Verbindung zweier Punkte<br />
Aufgabe: Welcher Weg ist <strong>der</strong> kürzeste von deinem Platz zur Tür?<br />
� Schüler können Entdecken, indem sie z.B. die Tische verrücken dürfen<br />
Aufgabe: Zeichne verschiedene Strecken zwischen zwei Punkte.<br />
� Schüler sollen auch mal krumme Linien zeichnen, damit sie Entdecken, dass<br />
eine Gerade wirklich die kürzeste Strecke ist<br />
- Länge einer Strecke, Strecken messen � Inhaltsziel: Verfahren<br />
Aufgabe: Miss die vorgegebenen Strecken.<br />
� Schülern lernen Fertigkeiten mit dem Geo-Dreieck<br />
Aufgabe: Zeichne eine Strecke, die genauso lang ist wie die Strecke a.<br />
� Kombination aus dem Begriff Strecke und dem Erlernten zeichnen eine<br />
korrekte Strecke mit Anfangs- und Endpunkt zu zeichnen<br />
9
Exkurs: Kopfrechnung<br />
Thurstone: Primärfaktoren <strong>der</strong> Intelligenz<br />
1. Sprachverständnis<br />
2. Wortflüssigkeit<br />
3. Rechenfertigkeit<br />
4. Wahrnehmungstempo<br />
5. Räumliches Vorstellungsvermögen<br />
6. Merkfähigkeit<br />
7. Logisches Denken<br />
zu 5. Räumliches Vorstellungsvermögen<br />
a) Räumliche Wahrnehmung<br />
b) Räumliche Visualisierung<br />
c) Mentale Rotation<br />
d) Räumliche Beziehungen<br />
e) Räumliche Orientierung<br />
f) För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Raumvorstellung<br />
g) Vorbereitungen zur Kopfgeometrie<br />
h) Kopfgeometrie Beispiele<br />
i) Kopfgeometrie Schwierigkeitsgrad<br />
j) Kopfgeometrie Anmerkungen<br />
a) Räumliche Wahrnehmung:<br />
Fähigkeit, die Senkrechte und Waagrechte zu identifizieren, also räumliche Beziehungen in<br />
Bezug auf den eigenen Körper erfassen zu können.<br />
Beispiel: Wasseroberfläche – In welchem Behälter ist <strong>der</strong> Wasserspiegel richtig dargestellt?<br />
In diesem Beispiel ist <strong>der</strong> Betrachter fest gewählt, die Situation verän<strong>der</strong>t sich jedoch.<br />
Die Schüler haben mehrere Lösungen vorgegeben und müssen durch verschiedene<br />
Denkansätze auf die richtige Lösung können. Entscheidend ist hier die Kenntnis dass die<br />
Wasseroberfläche waagerecht zur Ebenen Grundfläche ist.<br />
10
) Räumliche Visualisierung:<br />
Fähigkeit, sich gedanklich Aktivitäten wie Verschieben, Falten und Schneiden von<br />
räumlichen Objekten o<strong>der</strong> Objektteilen vorstellen zu können.<br />
Beispiel: Welche Buchstaben des Schrägbilds entsprechen den Ziffern im Netz?<br />
Bei diesem Beispiel ist <strong>der</strong> Betrachter fest, die Situation ist beweglich. Schüler müssen sich<br />
nun die Bewegungen des Schrägbilds vorstellen.<br />
c) Mentale Rotation:<br />
Fähigkeit, sich Rotationen von zwei- o<strong>der</strong> dreidimensionalen Objekten vorstellen zu können.<br />
Beispiel: Welche <strong>der</strong> vier Figuren (a – d) stimmen mit <strong>der</strong> oben links überein?<br />
Hier ist <strong>der</strong> Betrachter fest gewählt und es werden Bewegungen am Körper durchgeführt.<br />
Schüler müssen gedanklich die einzelnen Figuren durch Drehung/Rotation aufeinan<strong>der</strong><br />
bringen. Dabei kommen Sie auf das Ergebnis dass a und d richtig sind.<br />
11
d) Räumliche Beziehungen:<br />
Fähigkeit, räumliche Konfigurationen von mehreren Objekten o<strong>der</strong> Objektteilen zu erfassen.<br />
Beispiel: Drei <strong>der</strong> vier Schrägbil<strong>der</strong> zeigen denselben Würfel. Welches Bild zeigt einen<br />
an<strong>der</strong>en?<br />
In diesem Beispiel ist <strong>der</strong> Betrachter fest gewählt und es werden Verän<strong>der</strong>ungen am Objekt<br />
durchgeführt. Schüler bekommen eine erschwerte Situation gestellt, da vom Würfel nur 3<br />
Seiten zu sehen sind. Zunächst müssen die Schüler erkennen dass die Würfel a und c auf<br />
keinen Fall gleich sein können. Als nächstes muss herausgefunden werden, ob die beiden<br />
an<strong>der</strong>en Würfel nun zu a o<strong>der</strong> c passen. Durch richtige Begutachtung kommt man zu dem<br />
Ergebnis, dass a, b und d zusammengehören.<br />
e) Räumliche Orientierung:<br />
Fähigkeit, den Standort <strong>der</strong> eigenen Person, also die Perspektive unter <strong>der</strong> etwas betrachtet<br />
wird, zu wechseln.<br />
Beispiel: Ein Urlauber ist mit dem Boot von<br />
Westen kommend die Küste entlanggefahren.<br />
In welcher Reihenfolge hat er die sechs Fotos<br />
aufgenommen?<br />
In diesem Beispiel wird nun <strong>der</strong> Betrachter verän<strong>der</strong>t und die Objekte bleiben gleich. Hier<br />
liegt nun die Schwierigkeit mehrere Dinge gleichzeitig zu beachten wie z.B. „wie weit sind<br />
die einzelnen Objekte auseinan<strong>der</strong>“, “in welchem Winkel stehen die Objekte zueinan<strong>der</strong>“ o<strong>der</strong><br />
„wie ist ein Objekt gedreht“.<br />
12
f) För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Raumvorstellung:<br />
Kopfgeometrie:<br />
Das Lösen geometrischer Aufgaben im Kopf erfor<strong>der</strong>t die Fähigkeit, sich geometrische<br />
Gebilde vorstellen zu können, ihre Lage, Größe und Form zu variieren, sie zu kombinieren<br />
und dabei das Wissen über sie anzuwenden.<br />
1. Phase: Vorstellung <strong>der</strong> Fragestellung:<br />
Für Schüler ist es oft schwierig die Fragestellung wie z.B. bei einer Textaufgabe erstmal<br />
richtig zu verstehen, d.h. was will <strong>der</strong> Lehrer von den Schülern. Es ist <strong>für</strong> die Schüler oft<br />
schwierig wenn lediglich <strong>der</strong> Sachverhalt erklärt wird. Wesentlich größer ist das Verständnis<br />
<strong>der</strong> Schüler wenn zusätzlich noch mit Gesten und Mimiken gearbeitet wird wie z.B. „schaut<br />
mal dorthin“ (mit Fingerdeut), o<strong>der</strong> „achtet auf die Parallelen“.<br />
2. Phase: Räumliches Vorstellen, Operieren im Kopf:<br />
Hier kann und sollte man nicht helfen. Der Schüler muss diese Phase selbst durchführen,<br />
damit er sein räumliches Vorstellungsvermögen schult.<br />
3. Phase: Präsentation <strong>der</strong> Ergebnisse:<br />
Dies kann wie<strong>der</strong> man wie<strong>der</strong> erschweren, indem man den Schüler dazu auffor<strong>der</strong>t, den<br />
Sachverhalt nur durch Sprache zu erläutern. Einfacher fällt es dem Schüler, wenn er z.B. die<br />
Tafel verwenden darf, um z.B. Skizzen zur Erläuterung anzufertigen.<br />
g) Vorbereitungen zur Kopfgeometrie:<br />
Piaget: Denken basiert auf verinnerlichte Handlungen<br />
● Empirische Untersuchungen belegen:<br />
Handlungsorientiertes und experimentelles Arbeiten mit Modellen ist sehr wichtig <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Raumvorstellung.<br />
● Durch sinnliche Wahrnehmungen entstehen Vorstellungsbil<strong>der</strong>, die auch ohne das<br />
Vorhandensein <strong>der</strong> realen Objekte verfügbar sind und gedanklich verän<strong>der</strong>t werden können.<br />
● Schülern durch operative Aktivitäten ausreichend Gelegenheit zur Ausbildung und<br />
Stärkung ihrer räumlichen Vorstellungen geben.<br />
h) Kopfgeometrie – Beispiele:<br />
1. Papierfalten im Kopf: Wie sieht das aufgefaltete Papier nun aus?<br />
�<br />
13
2. Wie sieht das aufgefaltete Papier jeweils anschließend aus?<br />
�<br />
�<br />
i) Kopfgeometrie – Schwierigkeitsgrad:<br />
● Bei Faltaufgaben zunächst nur einmal falten<br />
● Lösungsmöglichkeiten anbieten, von denen nur eine richtig ist<br />
j) Kopfgeometrie – Anmerkungen:<br />
● Kontrollfragen <strong>der</strong> Lehrkraft<br />
– Wie viele Schichten Papier liegen nach dem Falten übereinan<strong>der</strong>?<br />
– Wo befinden sich beim zusammengefalteten Papier die Faltachsen bzw. die Rän<strong>der</strong> des<br />
aufgefalteten Blattes?<br />
– Wie würde das aufgefaltete Blatt aussehen, wenn man nach dem Falten nur die Ecken<br />
abgeschnitten hätte?<br />
● Vorstellungen konkretisieren<br />
– Beim vorgestellten Operieren die Augen schließen<br />
– Vorstellend kienästhetisch arbeiten (imaginäres Blatt mit Händen falten, Schnitte<br />
ausführen, ...)<br />
Solche Vorstellungen helfen wirklich! Probieren Sie es aus.<br />
14
2. Figuren und Relationen:<br />
a) Figurenbegriffe<br />
b) Relationenbegriffe<br />
c) Konfigurationen<br />
d) Definieren von Begriffen<br />
e) Begriffserwerb im GU<br />
f) Stufen des Begriffsverständnisses<br />
a) Figurenbegriffe<br />
Figurenbegriffe <strong>der</strong> ebenen <strong>Geometrie</strong> Figurenbegriffe <strong>der</strong> Raumgeometrie<br />
– Gerade – Ebene<br />
– Halbgerade – Halbebene<br />
– Strecke<br />
– Dreieck, Quadrat, Rechteck – Tetrae<strong>der</strong>, Würfel, Qua<strong>der</strong><br />
– Polygon (Vieleck, n-Eck) – Polye<strong>der</strong><br />
– Kreis – Kugel, Zylin<strong>der</strong>, Kegel<br />
– konvexe Figur – konvexer Körper<br />
– achsensymmetrische Figur – ebenensymmetrischer Körper<br />
b) Relationenbegriffe<br />
• Relation ist Beziehung zwischen Objekten<br />
• Beispiele <strong>für</strong> Relationen<br />
- ist kongruent zu – ist Umkreismittelpunkt<br />
- ist ähnlich zu – ist Schwerpunkt von<br />
- ist zerlegungsgleich zu – ist Mittelpunkt von<br />
- ist flächengleich zu – ist Seitenhalbierende von<br />
- ist parallel zu – Tangente an<br />
• Unterscheidung: Vor- und Nachbereich<br />
- Falls bei einer Relation R Vorbereich V und Nachbereich N dieselbe Menge ist, so<br />
nennt man R eine Relation auf <strong>der</strong> Menge V. An<strong>der</strong>nfalls spricht man von einer<br />
Relation zwischen den beiden Mengen V und N.<br />
- Beispiele <strong>für</strong> Relationen mit gleichem Vor- und Nachbereich:<br />
Relation Figurenmenge<br />
ist kongruent zu Figuren <strong>der</strong> Ebene o<strong>der</strong> des Raumes<br />
ist ähnlich zu Figuren <strong>der</strong> Ebene o<strong>der</strong> des Raumes<br />
ist zerlegungsgleich zu Vielecke o<strong>der</strong> Körper<br />
ist flächengleich zu Vielecke, Kreise<br />
ist parallel zu Geraden <strong>der</strong> Ebene o<strong>der</strong> Ebenen des Raumes<br />
ist orthogonal zu Geraden <strong>der</strong> Ebene o<strong>der</strong> Ebenen des Raumes<br />
ist richtungsgleich zu Halbgeraden <strong>der</strong> Ebene<br />
ist Wechselwinkel zu Winkel <strong>der</strong> Ebene<br />
15
- Beispiele <strong>für</strong> Relationen mit unterschiedliche Vor- und Nachbereich<br />
Relation Vorbereich Nachbereich<br />
ist Umkreismittelpunkt<br />
von<br />
Punkte Dreiecke<br />
ist Mittelpunkt von Punkte Strecken<br />
ist orthogonal von Geraden im Raum Ebenen im Raum<br />
ist Tangente an Geraden Kreise<br />
ist Seitenhalbierende von Strecken Dreiecke<br />
ist Schwerpunkt von Punkte Dreiecke<br />
hat als Schwerpunkt Dreiecke Punkte<br />
c) Konfigurationen<br />
• Punkte und Figuren, die durch Relationen in einem bestimmten Zusammenhang<br />
stehen<br />
• Zeichnung ist Repräsentant <strong>der</strong> Konfiguration<br />
• Repräsentant sinnvoll wählen<br />
– kein Rechteck o<strong>der</strong> Raute wählen, wenn ein Parallelogramm gezeichnet werden soll<br />
d) Definieren von Begriffen<br />
- Oberbegriff: Ein Begriff A heißt Oberbegriff eines Begriffs B, wenn <strong>der</strong> Begriffsumfang<br />
von B eine echte Teilmenge des Begriffsumfangs von A ist � jedes Beispiel des Begriffs B<br />
ist auch ein Beispiel von Begriff A.<br />
- Unterbegriff: Den Begriff B nennt man dann einen Unterbegriff des Begriffs A.<br />
Bsp.: Qua<strong>der</strong> ist Oberbegriff von Würfel<br />
- spezifische Merkmale: Alle unter den Unterbegriff fallenden Objekte haben dann eine o<strong>der</strong><br />
mehrere Merkmale, die den an<strong>der</strong>en Objekten des Oberbegriffs nicht zukommen.<br />
Bsp.: Würfel ist ein Qua<strong>der</strong> mit gleich langen Kanten<br />
- nebengeordneter Begriff: Zwei Begriffe, die einen gemeinsamen Oberbegriff haben, aber<br />
von denen keiner Oberbegriff des an<strong>der</strong>en ist.<br />
Bsp.: Trapez und Drachenviereck sind Vierecke<br />
- Definition durch Funktionsterm<br />
Bsp.: Kreis ist Menge <strong>der</strong> Punkte mit Abstand r von M<br />
� Mit bekanntem Oberbegriff ist es einfacher etwas Neues zu erlernen. Die Schüler haben so<br />
einen Bezugspunkt <strong>der</strong> Ihnen helfen kann.<br />
16
e) Begriffserwerb im GU<br />
- Konstruktiver Begriffserwerb:<br />
Beispiel: Würfel aus Würfelnetz herstellen � Schüler lernen am besten wenn sie<br />
etwas selbst herstellen/konstruieren, sie müssen es erleben können<br />
- Spezifikation aus Oberbegriff:<br />
Beim Begriffserwerb aus Spezifikationen wird <strong>der</strong> zu lernende Begriff auf Grund<br />
spezifischer Merkmale aus einem bereits erworbenen Oberbegriff gewonnen.<br />
a) Begriffserwerb durch Definition:<br />
* Beispiel: Raute ist Parallelogramm mit gleich langen Seiten<br />
b) durch Beispiele und Gegenbeispiele<br />
* Beispiel: Wie unterscheiden sich die roten und grünen Vierecke<br />
- Begriffserwerb durch intensionale Abstraktion:<br />
Während man den Begriff Tetrae<strong>der</strong> leicht durch Spezifikationen aus dem Oberbegriff<br />
Pyramide gewinnen kann, ist es viel schwieriger, den letzteren zu erwerben. SchülerInnen<br />
steht kein Oberbegriff zur Verfügung, aus dem sie den Begriff Pyramide durch Spezifikation<br />
gewinnen können. Daher kann dieser Begriff nur durch Abstraktion von charakteristischen<br />
Merkmalen anhand von Beispielen und Gegenbeispielen erworben werden.<br />
- Begriffserwerb durch Idealisierung und Komplettierung:<br />
* Beispiele zur Idealisierung: Punkt hat keine Ausdehnung, Linien sind „unendlich“ dünn<br />
* Beispiele zur Komplettierung: Ebene ist „unendlich“ ausgedehnt, Gerade „unendlich“ lang<br />
- Thematisierung von Aussagen:<br />
* Durch zwei Punkte kann man genau eine Gerade zeichnen.<br />
* Zwei Geraden einer Ebene haben entwe<strong>der</strong> keinen o<strong>der</strong> einen Punkt gemeinsam.<br />
f) Stufen des Begriffsverständnisses<br />
1. Stufe: inhaltliches Begriffsverständnis (Klasse 5-6)<br />
– inhaltliche Erfassung<br />
– Anwendung des Begriffs auf Umweltsituationen<br />
– Bezugnahme auf den Begriff bei Argumentationen<br />
Inhaltsziele:<br />
– Für einen Figurenbegriff entscheiden, ob Figur unter den Begriff fällt o<strong>der</strong> nicht<br />
– Für einen Relationsbegriff entscheiden, ob <strong>für</strong> ein vorgegebenes Figurenpaar die Relation<br />
zutrifft o<strong>der</strong> nicht<br />
– Beispiele des Begriffs zeichnen o<strong>der</strong> herstellen können<br />
– Beispiele des Begriffs in Umweltsituationen aufweisen<br />
2. Stufe: Integriertes Begriffsverständnis (ab Klasse 7)<br />
– Beziehung zu an<strong>der</strong>en Begriffen<br />
Inhaltsziele:<br />
– Zu dem Figurenbegriff Unterbegriffe, Oberbegriffe und nebengeordnete Begriffe angeben<br />
– Sätze angeben, in <strong>der</strong>en Voraussetzungen o<strong>der</strong> Behauptung <strong>der</strong> Figurenbegriff eingeht<br />
– Die definierenden Eigenschaften des Begriffs kennen und Beweis von Sätzen benutzen<br />
– Den Begriff zur Beschreibung von Umweltsituationen anwenden<br />
17
Exkurs: <strong>Geometrie</strong>unterricht in <strong>der</strong> 5. und 6. Klasse<br />
Einige Schülerfehler im <strong>Geometrie</strong>unterricht:<br />
5. Klasse:<br />
- Anlegen des Geodreiecks:<br />
Bsp.: Das Dreieck sollte so angelegt werden, dass <strong>der</strong> Punkt an<br />
einer vorgegeben Achse auf den Punkt P´ gespiegelt wird<br />
� Die Schüler sind nicht in <strong>der</strong> Lage mehrere Bedingungen<br />
gleichzeitig umzusetzen. Die Nullmarke auf <strong>der</strong> Spiegelachse und<br />
die richtige Entfernung sind meist korrekt, jedoch wird <strong>der</strong><br />
verlangte rechte Winkel zwischen <strong>der</strong> Spiegelachse und <strong>der</strong><br />
Geraden PP´ nicht beachtet.<br />
- Fehler bei <strong>der</strong> Klassifikation nur nach Endpunkteigenschaften:<br />
Aufgabe: Sie dir die Linien im Zeichenfeld genau an!<br />
1. Welche Linien sind Geraden?<br />
2. Welche Linien sind Strecken?<br />
3. Welche Linien sind Halbgeraden?<br />
Die Schüler kennen zwar die Beschreibung aus dem Unterricht („Geraden haben keinen<br />
Anfang und kein Ende, Strecken haben einen Anfangspunkt und einen Endpunkt und<br />
Halbgeraden haben einen Anfang aber kein Ende), beachteten aber die Geradlinigkeit nicht.<br />
� Somit machen sie den Fehler und bezeichnen a und b als Gerade, f und e als Strecke und g,<br />
d und c als Halbgerade.<br />
- Verwechslung von Begriffen:<br />
Aufgabe a) Sie dir die Linien im Zeichenfeld genau an!<br />
1. Welche Linien sind Geraden?<br />
2. Welche Linien sind Strecken?<br />
3. Welche Linien sind Halbgeraden?<br />
Die Schüler wissen zwar, dass sie die Geradlinigkeit zu beachten haben, wissen aber nicht,<br />
dass es sich bei einer Geraden nicht um alle Strecken wie z.B. Halbgeraden handelt.<br />
� Somit machen sie den Fehler und bezeichnen f, g, c und a als Gerade und b, d und e als<br />
Halbgerade.<br />
Aufgabe b) Gib die Seiten des Vierecks an!<br />
� Es wurden zum Beispiel die Diagonalen anstelle <strong>der</strong> Seiten<br />
genannt, o<strong>der</strong> die Ecken an Stelle <strong>der</strong> Seiten.<br />
- Fehler bei <strong>der</strong> Zeichenkonvention:<br />
Aufgabe a) Zeichne die Gerade durch E und F!<br />
� Die Schüler haben zwar eine Gerade von E nach F gezeichnet,<br />
haben aber die Gerade nicht nach ihrer genauen Beschreibung<br />
gezeichnet und bei den Punkten E und F als Strecke enden lassen.<br />
18
Aufgabe b) Zeichne Halbgeraden ein!<br />
� Die Schüler haben zwar einen Endpunkt markiert, aber die Zeichenkonvention nicht<br />
eingehalten<br />
- Fehler bei Senkrechten:<br />
* Meist sind die Schüler verunsichert wenn <strong>der</strong> Begriff an<strong>der</strong>s<br />
formuliert wird. Z.b. steht senkrecht auf o<strong>der</strong> eine zu g senkrechte<br />
Gerade … Dadurch entstehen Fehler wie in folgen<strong>der</strong> Abbildung.<br />
Der Schüler hat eine Senkrechte zu g durch B gezeichnet.<br />
6. Klasse:<br />
In <strong>der</strong> 6. Klasse werden natürlich noch viele Fehler aus <strong>der</strong> 5. Klasse begangen. Zudem<br />
werden die alten Fehler auf neue Aufgabentypen übertragen.<br />
- Fehler beim Koordinatensystem:<br />
* Schüler verwechseln die Reihenfolge <strong>der</strong> Koordinaten<br />
* Schüler haben Probleme beim Einzeichnen von gemischten Brüchen in das<br />
Koordinatensystem � meist wird nur die Ganze Zahl eingetragen<br />
Der Schüler sollte im nebenstehenden Bild den Punkt C mit den<br />
Koordinaten (2, 2 1/2 ) einzeichnen<br />
- Fehler beim Spiegeln:<br />
* Schüler zählen die Kästchen nicht richtig<br />
* Fehler beim Spiegeln mit dem Geodreieck wie in <strong>der</strong> 5. Klasse (siehe oben)<br />
* Fehler beim Einzeichen einer Spiegelachse<br />
19
Beispiel einer Lehrstoffanalyse in <strong>der</strong> 5. Klasse:<br />
Thema: Geraden, Strecken und Halbgeraden<br />
Lehrziel: Eigenschaften von Geraden, Strecken und Halbgeraden:<br />
* Gerade: Anschaulich stellt man sich darunter eine unendlich lange, unendlich dünne und<br />
gerade/nicht krumme Linie vor.<br />
* Strecke: Eine Strecke ist eine gerade Linie, die von zwei Punkten begrenzt wird, sie ist die<br />
kürzeste Verbindung ihrer beiden Endpunkte.<br />
* Halbgerade: Der Strahl und die Halbgerade sind in <strong>der</strong> <strong>Geometrie</strong> - anschaulich gesprochen<br />
- eine gerade Linie, die auf einer Seite begrenzt ist, sich aber auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ins<br />
Unendliche erstreckt.<br />
Inhaltsziele:<br />
* Wissen, dass eine Gerade mit kleinen Buchstaben wie g, h, … bezeichnet wird,<br />
* Wissen, dass eine Strecke auf einer Geraden g liegt mit Anfangs – und Endpunkt und mit<br />
großen Buchstaben wie A, B, … bezeichnet wird, mit <strong>der</strong> Schreibweise A ∈g und B ∈g<br />
* Wissen, dass eine Halbgerade einen Anfangs- aber keinen Endpunkt hat<br />
* Erkennen können, welche „Linien“ Geraden sind und welche nicht<br />
* Erkennen, welche „Linien“ Strecken, welche Halbgeraden und welche Geraden sind<br />
Prozessziele:<br />
* Untersuchen, bei welchen Linien es sich um Geraden, bei<br />
welchen um Strecken und bei welchen es sich um Halbgeraden<br />
handelt<br />
* Angabe <strong>der</strong> einzelnen Linien in einer mathematisch korrekten<br />
Schreibweise<br />
* Korrektes Abzeichnen <strong>der</strong> vorgegebenen Strecken und<br />
Halbgeraden auf ein Blatt<br />
Operationalisierung:<br />
- Die Schüler sollen am Ende <strong>der</strong> Stunde die Eigenschaften von Geraden, Strecken und<br />
Halbgeraden verstanden und gelernt haben<br />
- Durch Aufgaben wie z.B. im Prozessziel aufgezeigt, wird überprüft, ob <strong>der</strong> Schüler das<br />
Gelernte verstanden hat � „eigentliches operationalisieren“<br />
- Anschließend die Aufgabentypen variieren lassen, um eine Reproduktion zu verhin<strong>der</strong>n und<br />
die Schüler zu for<strong>der</strong>n<br />
=> Lehrziel überprüfbar machen<br />
20
Exkurs: Das Haus <strong>der</strong> Vierecke<br />
Zugehörigkeit / Oberbegriff<br />
- ist Viereck (konvexes)<br />
- ist Trapez<br />
- ist Parallelogramm<br />
- ist gleichschenkliges Trapez<br />
- ist Rechteck<br />
- ist Drachenviereck<br />
- ist Raute<br />
- ist Quadrat<br />
Eigenschaften<br />
- parallele Seiten<br />
- gleichlange Seiten<br />
- gleich große Winkel<br />
- rechte Winkel<br />
- Symmetrieachsen<br />
- Drehsymmetrie<br />
- Punktsymmetrie<br />
- Diagonalen senkrecht zueinan<strong>der</strong><br />
- Diagonalen halbieren sich<br />
Einige Erläuterungen aus<br />
Wikipedia:<br />
Ein Trapez ist ein Viereck mit<br />
mindestens zwei parallelen Seiten.<br />
Sind je zwei einan<strong>der</strong><br />
gegenüberliegende Seiten parallel,<br />
so spricht man von einem Parallelogramm.<br />
Ein Viereck mit vier gleich großen Winkeln (90°, siehe rechter Winkel) nennt man Rechteck.<br />
Bei einem Drachenviereck(Deltoid) stehen die Diagonalen senkrecht aufeinan<strong>der</strong> und eine<br />
Diagonale wird durch die an<strong>der</strong>e halbiert. Dies ist gleichbedeutend damit, dass es zwei Paaren<br />
benachbarter Seiten gibt, die jeweils gleich lang sind. Bei vier gleich langen Seiten spricht<br />
man von einem Rhombus (Raute). Ein Quadrat hat sowohl vier gleich lange Seiten als auch<br />
vier gleich großen (Innen-)Winkeln (90°). Bei einem Sehnenviereck sind die vier Seiten<br />
Sehnen des Umkreises. Sind die vier Seiten Tangenten eines Inkreises so spricht man von<br />
einem Tangentenviereck.<br />
Zwischen den einzelnen Vierecktypen gelten diverse Mengenrelationen, insb. die in <strong>der</strong><br />
Grafik dargestellten Teilmengenbeziehungen, wie zum Beispiel:<br />
� Quadrat ⊂ Rechteck ⊂ Parallelogramm ⊂ Trapez ⊂ konvexes Viereck<br />
21
3. Konstruieren:<br />
a) Klassisches Zeichenmedium<br />
b) Dynamisches <strong>Geometrie</strong>system (DGS)<br />
c) Konstruktionsbeschreibung/-programm<br />
d) Konstruktionsaufgaben<br />
e) Konstruktionsprotokoll<br />
a) Klassisches Zeichenmedium<br />
Zum klassischen Zeichenmedium im <strong>Geometrie</strong>unterricht <strong>der</strong> Schule gehören:<br />
- ein Blatt Papier, welches einen Ausschnitt <strong>der</strong> allseitig unbegrenzten Zeichenebene<br />
repräsentiert,<br />
- ein Zeichenstift (Bleistift) zum Zeichnen (Markieren) von Punkten und zum Zeichnen von<br />
Geraden, Halbgeraden und Strecken<br />
- ein Lineal zum Zeichnen von Geraden, Halbgeraden und Strecken<br />
- ein Zirkel zum Zeichnen von Kreisen und zum Übertragen von Streckenlängen<br />
- Geodreieck zum Zeichnen von Strecken, Geraden, Halbgeraden, Winkeln, Mittelpunkten,<br />
senkrechten und parallelen Geraden sowie zum Messen von Strecken und Winkeln<br />
b) Dynamisches <strong>Geometrie</strong>system (DGS)<br />
- Variationsmöglichkeiten durch Schieberegler und Zugmodus:<br />
* Schieberegler (kurze Einweisung):<br />
Der Schieberegler ist zu finden unter dem Winkelsymbol. Ein Schieberegler dient dazu<br />
mühelos eine bestimmte Strecke o<strong>der</strong> einen Winkel in einem bestimmten Intervall und mit<br />
einer bestimmten Schrittweite zu variieren. Ist <strong>der</strong> Schieberegler erstmal erstellt, dann kann<br />
<strong>der</strong> Regler mit Hilfe des Pfeils verschoben werden. Nun kann eine Strecke o<strong>der</strong> ein Winkel<br />
erstellt werden, hierbei ist es wichtig dass immer zuerst <strong>der</strong> Schieberegler erstellt wurde.<br />
* Zugmodus:<br />
Beim Zugmodus kann eine Konstruktion, z.B. ein Dreieck, an einem beliebigen Punkt<br />
gezogen und verzogen werden.<br />
- Modulares Konstruieren durch Zusammenfassen mehrerer Konstruktionsschritte zu einem<br />
Makro:<br />
Aus einer vorhandenen Konstruktion kann ein Werkzeug erstellt werden, indem die<br />
Ausgangsobjekte und die Zielobjekte ausgewählt werden. Man kann dann mit einem<br />
passenden Icon auch einen Knopf in <strong>der</strong> Werkzeugleiste zu diesem Werkzeug erstellen, damit<br />
das Werkzeug auch bei einem Neustart des Programms wie<strong>der</strong> verwendet werden kann.<br />
- Spurlinien als Punktmenge eines sich verän<strong>der</strong>nden Punktes während <strong>der</strong> Variation einer<br />
Größe:<br />
Beispiel: Erstellt wird ein Dreieck ABC und zwei Mittelsenkrechten durch die Seite a und b.<br />
Beide Punkte lässt man schneiden über den Arbeitsschritt „miteinan<strong>der</strong> schneiden“. Der<br />
Schnittpunkt erhält die Bezeichnung D. Mit Rechtsklick wird nun auf D geklickt und die Spur<br />
angestellt. Zieht man nun im Zugmodus an C so entsteht die Spur <strong>der</strong> Mittelsenkrechten durch<br />
die Seite c. Durch Arbeiten mit <strong>der</strong> Spurlinie haben die Schüler die Möglichkeit solche<br />
Erkenntnisse selbst zu entdecken.<br />
22
c) Konstruktionsbeschreibung/-programm<br />
- Sequenz von Konstruktionsschritten � schrittweiser Aufbau <strong>der</strong> Zielkonfiguration<br />
- schrittweise Erzeugung von Punkten, Geraden, Kreisen, ...<br />
- Schnittpunkte von Ortslinien<br />
- zielgerichtet zur Lösung einer Konstruktionsaufgabe<br />
- Grundkonstruktion: Konstruktionen, die in einem Schritt durchführbar sind<br />
d) Konstruktionsaufgaben<br />
- leerer o<strong>der</strong> nicht leerer Anfangszustand<br />
- gleichwertige Konstruktionsprogramme<br />
- eindeutige (bzw. mehrere kongruente) o<strong>der</strong> mehrere nicht kongruente Lösungszustände<br />
- Überprüfung <strong>der</strong> richtigen Lösung durch<br />
* Konstruktionsprogramm<br />
* empirisch durch Zugmodus<br />
e) Konstruktionsprotokoll<br />
Es gibt 2 Möglichkeiten ein Konstruktionsprotokoll anzufertigen:<br />
1. Möglichkeit:<br />
Je<strong>der</strong> einzelne Schritt und jede einzelne Linie wird chronologisch aufgeführt<br />
� läuft im Computer so, jedes Objekt wird schrittweise erzeugt<br />
2. Möglichkeit:<br />
Es werden schrittweise Punkte erzeugt und wenn <strong>für</strong> einen Punkt zwei Eigenschaften benötigt<br />
werden, dann werden diese hingeschrieben<br />
� Schwierigkeit liegt darin, dass man sich vorher überlegen muss wie man konstruieren will<br />
23
4. Messen und Berechnen:<br />
a) Größen<br />
b) Begriffserwerb bei Größenbegriffen<br />
c) Zählen und Messen<br />
d) Berechnen von Flächen und Volumen<br />
e) Stufen des Begriffsverständnisses<br />
f) Winkelbegriff<br />
a) Größen<br />
Es gibt 4 Größen:<br />
- Längen (z.B. von Strecken, 3 cm, 2,05 km)<br />
- Flächen (z.B. von Rechtecken, 12 cm², 3 ha)<br />
- Volumen (z.B. von Qua<strong>der</strong>n, 40 dm², 3,1 m³)<br />
- Winkel (z.B. zwischen zwei Geraden, 33°, 21°30')<br />
Jede Größe wird durch eine Maßfunktion bestimmt. Es kann also zu einer Fläche nur einen<br />
eindeutigen Flächeninhalt geben (funktionaler Zusammenhang).<br />
* Maßfunktion:<br />
Zur Erfassung <strong>der</strong> Größenbegriffe gehört die begriffliche Unterscheidung zwischen <strong>der</strong> zu<br />
messenden geometrischen Figur und <strong>der</strong> gemessenen Größe.<br />
Für die Schreibweise ist es üblich dasselbe Symbol sowohl <strong>für</strong> die Figur als auch <strong>für</strong> die<br />
Größe <strong>der</strong> Figur zu verwenden. So bezeichnen wir a, b, c, α, β, y, sowohl die Seiten und<br />
Winkel in einem Dreieck ABC, als auch die zugehörigen Streckenlängen bzw. Winkelgrößen.<br />
b) Begriffserwerb bei Größenbegriffen<br />
1. Größenvergleich<br />
- direkter Vergleich:<br />
* zwei Stäbe gleicher Länge werden miteinan<strong>der</strong> verglichen<br />
* zwei Figuren haben den gleichen Flächeninhalt, wenn sie mit denselben Plättchen ausgelegt<br />
werden können<br />
- zerlegungsgleiche Vielecke und Körper:<br />
Mit Beginn <strong>der</strong> Flächenberechnung von Parallelogrammen, Dreiecken und Trapezen wird <strong>für</strong><br />
Vielecke <strong>der</strong> Flächenvergleich mit Hilfe <strong>der</strong> Relationen zerlegungsgleich präzisiert:<br />
* Zwei Vielecke (Körper) heißen zerlegungsgleich, wenn man sie in kongruente Teilvielecke<br />
(Teilkörper) zerlegen kann.<br />
* Zerlegungsgleiche Vielecke (Körper) haben denselben Flächeninhalt<br />
– Beispiele:<br />
Sind die beiden Vielecke zerlegungsgleich?<br />
24
Zeichne drei zerlegungsgleiche Vielecke<br />
2. Erweiterung <strong>der</strong> Definitionsbereiche<br />
� es werden bestehende Begriffe erweitert von:<br />
- bei Längen auf Kreise<br />
- bei Flächen auf beliebige Vielecke, Kreisflächen und Oberflächen von Körpern,<br />
- bei Volumen auf Prismen, Pyramiden, Zylin<strong>der</strong>, Kegel und Kugeln.<br />
Übergang von Zähl- und Messverfahren zu Berechnungsverfahren und Formeln.<br />
� nicht mehr zählen von einfachen Kästchen � Abzählen wird verkürzt durch z.B. Produkt<br />
aus Länge x Breite x Höhe � Übergang <strong>für</strong> Schüler ist schwierig und man muss sich Zeit<br />
nehmen<br />
Flächen und Volumen werden aus gegebenen Längen und Winkeln berechnet.<br />
c) Zählen und Messen<br />
Die Bestimmung einer Größe durch Zählen und Messen beruht auf folgen<strong>der</strong> Einsicht:<br />
Ist eine Figur in n kongruente Teilfiguren zerlegbar, dann ist sie n-mal so groß wie jede <strong>der</strong><br />
Teilfiguren.<br />
Willkürliche Festlegung einer „Einheitsgröße“<br />
* Elle, Stabilo-Stifte, Meter<br />
* Einheitsquadrat aus Pappe, Rest mit kleineren Quadraten, Auszählen im Gitternetz<br />
* Umschüttversuche mit Wasser, Einheitswürfel, Rest mit kleineren Würfeln ausfüllen<br />
* rechter Winkel (aus Quadrat und Rechteck bekannt), gestreckter Winkel in kongruente<br />
Teilwinkel unterteilen<br />
Messen von Streckenlängen und Winkeln mit Geodreieck – Auszählen von Flächen und<br />
Volumen<br />
d) Berechnen von Flächen und Volumen<br />
-Herleitung von Formeln mithilfe kongruenter Figuren<br />
* Beispiel: Flächeninhalt des Parallelogramms<br />
Wegen AFD = BEC folgt<br />
f(AFD) = f(BEC) und somit<br />
f(ABEF) = f(ABED) – f(AFD)<br />
= f(ABED) – f(BEC)<br />
= f(ABCD)<br />
= AB * AD ,<br />
also f(ABEF) = AB * AD<br />
25
- infinitesimale Methoden<br />
Die Berechnung <strong>der</strong> Kreisfläche, sowie die Berechnung des Volumens von Pyramide, Kegel<br />
und Kugel erfor<strong>der</strong>n infinitesimale Methoden. Die Kreisfläche wird mit Hilfe <strong>der</strong><br />
Intervallschachtelung berechnet, indem man die Kreisfläche durch einbeschriebene und<br />
umbeschriebene regelmäßige Vielecke einschachtelt<br />
* Kreisberechnung durch ein- und umbeschriebene reguläre Vielecke<br />
* Prinzip von Cavalieri<br />
http://www.cybernautenshop.de/virtuelle_schule/dfu/DFU-Koerper/cavalieri.html<br />
Das Prinzip von Cavalieri besagt, dass zwei verschiedene Körper das gleiche Volumen<br />
besitzen, wenn in je<strong>der</strong> Schnitthöhe die Schnittfiguren bei<strong>der</strong> Körper gleich groß sind. Im Bild<br />
erkennt man, dass jeweils beide Körper volumengleich sind, da sie gleich hoch sind und in<br />
je<strong>der</strong> Höhe die Schnittfiguren den gleichen Flächeninhalt besitzen:<br />
e) Stufen des Begriffsverständnisses<br />
Es werden drei Stufen des Begriffsverständnisses unterschieden:<br />
1. Inhaltliches Begriffsverständnis<br />
* Zwischen <strong>der</strong> Figur und ihrer Größe unterscheiden<br />
* Größe in verschiedenen Maßeinheiten angeben<br />
* Inhaltsgleichheit durch Zerlegen und/o<strong>der</strong> Ergänzen zeigen<br />
* Berechnungsformeln kennen und anwenden können<br />
26
2. Integriertes Begriffsverständnis<br />
* Herleiten von Berechnungsformeln<br />
* Begründen <strong>der</strong> Umfangs- und Flächenformeln <strong>für</strong> den Kreis<br />
* Herleiten <strong>der</strong> Oberflächen- und Volumenformeln <strong>für</strong> Qua<strong>der</strong>, Pyramide, Kegel und Kugel<br />
3. Formales Begriffsverständnis<br />
Dieses zielt auf die axiomatische Verankerung des Messens in einem deduktiven Aufbau <strong>der</strong><br />
<strong>Geometrie</strong> und hängt daher von dem jeweiligen axiomatischen Aufbau <strong>der</strong> <strong>Geometrie</strong> ab.<br />
f) Winkelbegriff<br />
- Gerichteter Winkel:<br />
*Jedes Halbgeradenpaar (a,b) mit einem gemeinsamen Anfangspunkt<br />
S nennt man einen gerichteten o<strong>der</strong> orientierten Winkel mit dem<br />
Scheitel S, dem Erstschenkel a und dem Zweitschenkel b.<br />
* Nachteil: sehr aufwändig<br />
- Ungerichteter Winkel<br />
* Winkel zwischen 0° und 180°<br />
* Nachteil: keine überstumpfen Winkel (>180°)<br />
- Ungerichteter Winkel im Winkelfeld<br />
* Winkel zwischen Schenkeln im Winkelfeld<br />
* Schenkel werden nicht unterschieden<br />
* zu zwei Schenkeln gibt es immer zwei Winkel<br />
27
5. Abbildungen:<br />
a) Definition Abbildung<br />
b) Affine Abbildungen<br />
c) Ähnlichkeitsabbildungen (Unterbegriff <strong>der</strong> affinen Abbildung)<br />
d) Kongruenzabbildungen (Unterbegriff <strong>der</strong> Ähnlichkeitsabbildung)<br />
e) Stufen des Begriffsverständnisses<br />
f) Einführung von Abbildungsbegriffen<br />
g) Symmetrische Figuren<br />
a) Definition Abbildung<br />
Abbildung sind eindeutige Zuordnungen, die einer Figur eindeutig eine Bildfigur zuordnen.<br />
Dabei handelt es sich im GU fast ausschließlich um bijektive Abbildungen <strong>der</strong> Ebene.<br />
- Existenz einer inversen Abbildung � Bild wird auf die Originalfigur abgebildet<br />
- Identische Abbildung � symmetrische Figur � Figur wird auf sich selbst abgebildet<br />
Zwei Abbildungen können hintereinan<strong>der</strong> ausgeführt werden: Verkettung von Abbildungen<br />
- Assoziativgesetz<br />
s1os2os3 z.B. bei drei Achsenspiegelungen: = s1,2 os3<br />
o<strong>der</strong><br />
= s1os2,3 - im Allgemeinen gilt das Kommutativgesetz nicht!<br />
b) Affine Abbildungen<br />
Abbildungen, bei <strong>der</strong> Geraden auf Geraden abgebildet werden, heißen affine Abbildungen.<br />
- Eigenschaften affiner Abbildungen:<br />
* parallele Geraden werden auf parallele Geraden abgebildet � parallelentreu<br />
* A,B,C sind kollinear => Verhältnis ist invariant � Verhältnistreu, aber nur innerhalb einer<br />
Gerade<br />
* zu zwei Dreiecken ABC und A'B'C' existiert genau eine affine<br />
Abbildung, die A auf A', B auf B' und C auf C' abbilden<br />
- alle Abbildungen im GU sind affine Abbildungen<br />
- Gruppe <strong>der</strong> affinen Abbildung:<br />
28
c) Ähnlichkeitsabbildungen<br />
Wenn zur affinen Abbildung noch eine zweite Vorschrift dazukommt, dann hat man eine<br />
Ähnlichkeitsabbildung<br />
Affine Abbildungen, bei <strong>der</strong> die Relation „ist orthogonal zu“ erhalten bleibt, heißen<br />
Ähnlichkeitsabbildungen.<br />
- Eigenschaften <strong>der</strong> Ähnlichkeitsabbildungen<br />
* Eigenschaften <strong>der</strong> affinen Abbildungen<br />
* Kreise werden auf Kreise abgebildet<br />
* Winkel werden auf Winkel gleicher Größe abgebildet � Winkeltreue<br />
* Streckenverhältnisse zweier Strecken sind invariant � Verhältnistreue von Strecke<br />
- Ähnlichkeitsabbildungen sind Verkettungen von<br />
* Zentrischer Streckung und<br />
* Kongruenzabbildungen<br />
d) Kongruenzabbildungen<br />
Kongruenzabbildungen sind spezielle Ähnlichkeitsabbildungen.<br />
Abbildungen, bei denen deckungsgleiche (kongruente) Figuren aufeinan<strong>der</strong> abgebildet<br />
werden, heißen Kongruenzabbildungen.<br />
ODER:<br />
Ähnlichkeitsabbildungen, bei denen die Streckenlängen erhalten bleiben, heißen<br />
Kongruenzabbildungen.<br />
- Eigenschaften<br />
* Eigenschaften <strong>der</strong> Ähnlichkeitsabbildungen<br />
* Strecken werden auf Strecken gleicher Länge abgebildet � Längentreue<br />
- Kongruenzabbildungen:<br />
* Achsenspiegelung � Drehsinn wird umgekehrt<br />
29
* Punktspiegelung � Drehsinn bleibt erhalten<br />
* Drehung � Drehsinn bleibt erhalten<br />
* Verschiebung � Drehsinn bleibt erhalten<br />
⇒ Hier sind 4 Kongruenzabbildungen aufgeführt, es gibt aber auch noch mehr, es reicht aber<br />
auch nur eine! � Mit <strong>der</strong> Achsenspiegelung könnte man alle kongruenten Abbildungen<br />
durchführen.<br />
⇒ maximal 3 Achsenspiegelungen müssen durchgeführt werden<br />
30
e) Stufen des Begriffsverständnisses<br />
- inhaltliches Begriffsverständnis<br />
* Kenntnis von Verfahren um Punkte auf Bildpunkte abzubilden<br />
* Figur und Bildfigur einer Abbildung zuordnen können<br />
* Kenntnis <strong>der</strong> Invarianzeigenschaften <strong>der</strong> Abbildungen<br />
* Lösen von Konstruktionsaufgaben<br />
- integriertes Begriffsverständnis (systematisches Begriffsverständnis)<br />
* Unterscheidung <strong>der</strong> Eigenschaften von Affinen, Ähnlichkeits- und Kongruenzabbildungen<br />
� klar herausstellen<br />
* Abbildungen als Verkettung von Abbildungen darstellen<br />
� erfor<strong>der</strong>t sehr hohes Begriffsverständnis<br />
f) Einführung von Abbildungsbegriffen<br />
konstruktives Einführen von Abbildungsbegriffen<br />
- „Tintenklecks“-Bil<strong>der</strong><br />
- Klapp- und Faltverfahren<br />
- Spiegel, halbdurchlässiger Spiegel<br />
- Transparentpapier-Verfahren<br />
- Konstruktion mit Zeichengerät<br />
g) Symmetrische Figuren<br />
symmetrische Figur: kommt durch Kongruenzabbildung wie<strong>der</strong> zur Deckung<br />
z.B.: Fünfeck = symmetrische Figur<br />
Das Fünfeck ist Achsensymmetrisch (5 Symmetrieachsen)<br />
5 Drehungen (72° * K)<br />
o<strong>der</strong>: Punktsymmetrie:<br />
2 Symmetrieachsen<br />
1-Punktsymmetrie<br />
2 Drehungen (180° * K)<br />
31
6. Beweisen:<br />
a) Sätze im GU<br />
b) Innenwinkelsummensatz<br />
c) Thaleskreis<br />
d) Kongruenzsätze<br />
e) Ähnlichkeitssätze<br />
f) Vierstreckensatz/Strahlensätze<br />
g) Satzgruppe des Pythagoras<br />
h) Kongruenzbeweise<br />
i) Abbildungsbeweise<br />
a) Sätze im GU<br />
- Sätze sind allgemeingültige Aussagen<br />
- Beweis durch logische Folgerung aus an<strong>der</strong>en Aussagen, die selber unmittelbar einsichtig<br />
sind<br />
- Niveaustufen (die Schüler erreichen können):<br />
* Stufe des Argumentierens � einen Sachverhalt erkennen (kein Beweis � mathematische<br />
Übersetzung in deutsche Sprache)<br />
* Stufe des inhaltlichen Schließens � es werden bereits bekannte Sachverhalte verwendet um<br />
einen Beweis durchzuführen<br />
- Abwägung <strong>der</strong> Beweisnotwendigkeit von Sätzen gegenüber dem Aspekt von <strong>Geometrie</strong> als<br />
Lehre vom Anschauungsraum<br />
� Sind Beweise notwendig?<br />
� Schwierig !?!?<br />
Logisches Denken ist wichtiger als Beweisen<br />
⇒ Ausgleich schaffen: Neue Sachverhalte durch entdeckendes Lernen erfahren und<br />
anschließend beweisen<br />
b) Innenwinkelsummensatz<br />
Stufe des Argumentierens:<br />
- Parkettierung mit kongruenten Dreiecken (Parkettierung kann variiert werden; bei<br />
Parkettierung mit kongruenten Dreiecken gilt <strong>der</strong> Innenwikelsummens.)<br />
- Gleiche Winkel mit gleicher Farbe markieren<br />
- Hilfsfragen:<br />
* Welche Farben bei Innenwinkeln?<br />
* Welche Farben an Geradenkreuzungen?<br />
- Formulierung des Satzes über die<br />
Innenwinkelsumme � Satz muss<br />
aufgeschrieben werden<br />
32
Stufe des inhaltlichen Schließens:<br />
- Beweis mit Hilfe des Wechselwinkelsatzes<br />
(1) α, β, γ sind Innenwinkel eines Dreiecks ABC. (Voraussetzung)<br />
(2) g || AB (Beweisidee)<br />
(3) α2 + γ + β2 = 180° ((1), gestreckter Winkel)<br />
(4) α2 = α (Wechselwinkel)<br />
(5) β2 = β (Wechselwinkel)<br />
(6) α + β + γ = 180° ((3), (4), (5), Behauptung<br />
c) Thaleskreis<br />
Liegt ein Eckpunkt C eines Dreiecks ABC auf dem Thaleskreis über [AB], dann ist <strong>der</strong><br />
Winkel ACB = 90° (Umkehrung gilt auch)<br />
Beweis:<br />
Zum Beweis werden zwei ebenfalls von Thales<br />
bewiesene Sätze benötigt:<br />
1. Die beiden Winkel an <strong>der</strong> Grundseite (Basiswinkel)<br />
eines gleichschenkligen Dreiecks sind gleich groß.<br />
2. Die Winkelsumme im Dreieck ist 180°.<br />
Halbkreis mit Dreieck und Mittelpunkt M<br />
ABC sei ein Dreieck innerhalb eines Kreises mit [AB] als Kreisdurchmesser und dem Radius<br />
r. Dann ist <strong>der</strong> Mittelpunkt M <strong>der</strong> Strecke AB auch <strong>der</strong> Kreismittelpunkt. Die Streckenlängen<br />
AM, BM und CM sind also gleich dem Radius r.<br />
Die Strecke CM teilt das Dreieck ABC in zwei Dreiecke AMC und BCM auf, die<br />
gleichschenklig sind. Die Basiswinkel dieser Dreiecke, also die Winkel an <strong>der</strong> Grundseite AC<br />
bzw. BC, sind daher jeweils gleich (α und β in <strong>der</strong> Abbildung).<br />
Die Winkelsumme im Dreieck ABC beträgt 180°:<br />
Dividiert man diese Gleichung durch 2, so ergibt sich<br />
Damit ist gezeigt, dass <strong>der</strong> Winkel α + β im Punkt C ein rechter Winkel ist.<br />
33
d) Kongruenzsätze<br />
1. SSS-Satz<br />
Wenn zwei Dreiecke in den Längen dreier Seiten übereinstimmen, dann sind sie kongruent.<br />
2. SWS-Satz<br />
Wenn zwei Dreiecke in den Längen zweier Seiten und <strong>der</strong> Größe des eingeschlossenen<br />
Winkels übereinstimmen, dann sind sie kongruent.<br />
3. WSW-Satz<br />
Wenn zwei Dreiecke in <strong>der</strong> Länge einer Seite und <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> anliegenden Winkel<br />
übereinstimmen, dann sind sie kongruent.<br />
4. SsW-Satz<br />
Wenn zwei Dreiecke in <strong>der</strong> Länge zweier Seiten und <strong>der</strong> Größe eines Winkels, <strong>der</strong> nicht von<br />
den Seiten eingeschlossen wird, übereinstimmen und die größere <strong>der</strong> beiden Seiten dem<br />
Winkel gegenüberliegt, dann sind sie kongruent.<br />
5. WWW-Kongruenzsatz<br />
Wenn zwei Dreiecke in <strong>der</strong> Größe dreier Winkel übereinstimmen, dann sind sie kongruent.<br />
→ zwei genügen, aber die beiden Dreiecke sind ähnlich, nicht deckungsgleich!<br />
Eigenschaften<br />
e) Ähnlichkeitssätze<br />
Von den Kongruenzsätzen kommt man zu den Ähnlichkeitssätzen, da diese die<br />
abgeschwächten Kongruenzsätze darstellen.<br />
Wenn zwei Figuren F und F' ähnlich sind, stimmen sie im Verhältnis ihrer Seiten und in allen<br />
drei Winkeln überein.<br />
a b c<br />
Mathematisch ausgedrückt: F : F´<br />
⇒ = = ∧ α = α´, β = β´, χ = χ´<br />
a´ b´ c´<br />
Zwei Figuren F und F' sind ähnlich, wenn sie<br />
1) sie in zwei Winkeln übereinstimmen<br />
M.: α = α´ ∧ β = β´<br />
⇒ F : F´<br />
2) sie im Verhältnis aller drei Strecken übereinstimmen<br />
a b c<br />
M.: = = ⇒ F : F´<br />
a´ b´ c´<br />
3) sie im Verhältnis zweier Strecken und dem dazwischenliegenden Winkel übereinstimmen<br />
a b<br />
M.: = ∧ χ = χ´<br />
⇒ F : F´<br />
a´ b´<br />
4) sie im Verhältnis zweier Strecken und dem gegenüberliegenden Winkel <strong>der</strong> längeren<br />
Strecke übereinstimmen<br />
a b<br />
M.: = ∧ α = α´(wenn<br />
a> b) ⇒ F : F´<br />
a´ b´ 34
f) Vierstreckensatz/Strahlensätze<br />
Wie zuvor die Ähnlichkeitssätze die abgeschwächte Version <strong>der</strong> Kongruenzsätze dargestellt<br />
hat, können nun die Vierstreckensätze von den Ähnlichkeitssätzen abgeleitet werden<br />
Werden zwei sich in Z schneidende Geraden von zwei Parallelen geschnitten, dann gilt:<br />
1) Die Längen <strong>der</strong> Streckenabschnitte auf <strong>der</strong> einen Geraden verhalten sich wie die<br />
entsprechenden Längen <strong>der</strong> Streckenabschnitte auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Geraden.<br />
Werden zwei sich in Z schneidende Geraden von zwei Parallelen geschnitten, dann gilt:<br />
2) Die Längen <strong>der</strong> Streckenabschnitte auf den Parallelen verhalten sich wie die zugehörigen<br />
Streckenlängen (von Z ausgehend) auf einer Geraden.<br />
Achtung: Häufigster Fehler bei Schülern:<br />
Schüler vergessen, dass von Z ausgegangen werden muss<br />
35
g) Satzgruppe des Pythagoras<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Satzgruppe_des_Pythagoras<br />
Die Satzgruppe des Pythagoras umfasst drei Sätze <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>, die sich mit<br />
Berechnungen in rechtwinkligen Dreiecken befassen:<br />
1. Satz des Pythagoras<br />
2. Kathetensatz des Euklid<br />
3. Höhensatz des Euklid<br />
Satz des Pythagoras<br />
Der Satz des Pythagoras besagt, dass in einem<br />
rechtwinkligen Dreieck die Fläche des großen Quadrats<br />
über <strong>der</strong> Hypotenuse gleich <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Flächen <strong>der</strong><br />
Quadrate über den beiden Katheten ist.<br />
Seien a,b,c die Seiten eines Dreiecks mit <strong>der</strong> Seite c<br />
(Hypotenuse), die sich stets gegenüber einem 90°-<br />
Winkel befindet, den b auf a bildet. Das Quadrat über c<br />
ist flächengleich zu <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Quadrate über a<br />
und b genau dann, wenn das Dreieck rechtwinklig ist<br />
und dieser rechte Winkel bei C ist.<br />
2 2 2<br />
Als Formel: a + b = c<br />
Kathetensatz des Euklid<br />
Der Aufpunkt <strong>der</strong> Höhe h teilt die Hypotenuse in zwei Teile. Das Verhältnis dieser beiden<br />
Teile wird durch den Kathetensatz beschrieben. Er besagt, dass in rechtwinkligen Dreiecken<br />
die Rechtecke im Quadrat über <strong>der</strong> Hypotenuse unter den Kathetenquadraten diesen jeweils<br />
flächengleich sind.<br />
O<strong>der</strong>:<br />
Seien a,b,c die Seiten eines rechtwinkligen Dreiecks mit <strong>der</strong><br />
Hypotenuse c. Teilt man dieses Dreieck an <strong>der</strong> Höhe h und ist p <strong>der</strong><br />
Hypotenusenabschnitt über a, q <strong>der</strong> entsprechende Abschnitt über b,<br />
so gilt:<br />
Das Quadrat über a ist flächengleich zum Rechteck mit den Seiten p und<br />
c, und das Quadrat über b ist flächengleich zum Rechteck mit den Seiten<br />
q und c.<br />
Als Formeln:<br />
2<br />
a = pg<br />
c<br />
2<br />
b = qg<br />
c<br />
36
Höhensatz des Euklid<br />
Der Höhensatz besagt, dass in einem rechtwinkligen Dreieck das Quadrat über <strong>der</strong> Höhe<br />
flächengleich dem Rechteck aus den Hypotenusenabschnitten ist.<br />
O<strong>der</strong>:<br />
Gegeben sei ein rechtwinkliges Dreieck mit <strong>der</strong> Höhe h,<br />
welche die Hypotenuse in die Abschnitte p und q teilt.<br />
2<br />
Dann ist h = pg.<br />
q<br />
Die Umkehrung gilt ebenso:<br />
Gilt <strong>der</strong> Höhensatz in einem Dreieck, so ist dieses Dreieck<br />
rechtwinklig.<br />
h) Kongruenzbeweise<br />
- Beweis eines Satzes mithilfe kongruenter Dreiecke<br />
Beispiel: Wenn man die Basis [AB] eines gleichschenkligen Dreiecks ABC über die<br />
Eckpunkte A und B hinaus um jeweils die gleiche Strecke d verlängert, dann entsteht ein<br />
neues Dreieck EFC, das wie<strong>der</strong> gleichschenklig ist.<br />
Kongruenzbeweis:<br />
- EA= d = BF (Voraussetzung)<br />
- SCAE = 180°− SBAC = 180°−<br />
SCBA = SFBC<br />
(Nebenwinkel) (Basiswinkel im gleichsch. Dreieck) ( Nebenwinkel)<br />
- AC = BC (gleiche Schenkel im gleichsch. Dreieck)<br />
⇒VEAC ≅V<br />
BFC (Kongruenzsätze SWS)<br />
i) Abbildungsbeweise<br />
Beweis eines Satzes mithilfe <strong>der</strong> Eigenschaften von Kongruenzabbildungen<br />
(Achsenspiegelung, Punktspiegelung, Drehung und Verschiebung)<br />
Abbildungsbeweis:<br />
(siehe Skizze Kongruenzbeweis)<br />
-<br />
1<br />
EM = EA + AM = d + AB = BF + MB = MF<br />
2<br />
(E,M,A sind kollinear) (Voraussetzung) (Vorraussetzung) (M,B,F sind kollinear)<br />
- EF ⊥ MC da AB ⊥ MC<br />
(AB = EF) (Voraussetzung)<br />
- C ist Fixpunkt bezüglich Symmetrieachse MC, da C∈ MC<br />
⇒V EFC ist achsensymmetrisch bzgl. CM ⇒ VEFC<br />
ist gleichschenklig<br />
37
7. Entdeckendes Lernen:<br />
a) Darbieten<strong>der</strong> Unterricht<br />
b) Entdecken<strong>der</strong> Unterricht<br />
c) Charakterisierung Lernsequenz<br />
d) Vergleich: entdeckend – darbietend<br />
e) Beispiel: Herleitung Trapezfläche<br />
f) Beispiel: Satz des Pythagoras<br />
g) Methoden zum entdeckenden Lernen:<br />
- Induktive Satzfindung<br />
- Analyse einer Konfiguration<br />
- Konstruktionsaufgaben<br />
- Berechnungsaufgaben<br />
h) Aussagen über Ortslinien entdecken<br />
i) elektronische Lernpfade<br />
a) Darbieten<strong>der</strong> Unterricht<br />
Beispiel: Darbietendes Lernen<br />
- Ziel <strong>der</strong> Stunde zu Beginn bekannt geben<br />
- Herleitung <strong>der</strong> Formel an <strong>der</strong> Tafel o<strong>der</strong> am OHP (Overhead-Projektor)<br />
- Wahl <strong>der</strong> Herleitung nach<br />
* Kenntnisstand <strong>der</strong> Schüler � welche Vorkenntnisse sind vorhanden<br />
* einfachster Verständlichkeit � Lernpfad <strong>der</strong> <strong>für</strong> den Schüler am ehesten zu verstehen ist<br />
Darbieten<strong>der</strong> Unterricht: Darbieten<strong>der</strong> Unterricht versucht mathematische Sachverhalte<br />
(Inhaltsziele)<br />
- als „Fertigprodukt“, � reproduktive Leistung <strong>der</strong> Schüler<br />
- möglichst effektiv, also mit möglichst geringem Zeitaufwand, � größter Vorteil des<br />
darbietenden Unterrichts, da wenig Zeit viel vermittelt<br />
- mit geeigneter Wahl <strong>der</strong> Veranschaulichungsmittel und<br />
- mit sorgfältiger Abstufung <strong>der</strong> Schwierigkeiten<br />
zu vermitteln.<br />
� Schülern wird reproduktive Leistung abverlangt:<br />
Teilschritte <strong>der</strong> Problemlösung müssen nachvollzogen und verstanden werden.<br />
b) Entdecken<strong>der</strong> Unterricht<br />
Beispiel: Entdeckendes Lernen<br />
- Lehrer hat mithilfe von Arbeitsblättern Lernsequenz (bestehend aus einzelnen Lernstufen)<br />
vorbereitet<br />
� Schüler kann mit Materialien selbstständig Sachverhalte erarbeiten<br />
- Schüler bearbeiten die einzelnen Stufen in Einzelarbeit, Partnerarbeit, Unterrichtsgespräch<br />
- Schüler entdecken den Inhalt je<strong>der</strong> Stufe selbstständig und schreiben sich die Ergebnisse auf<br />
- Ergebnis <strong>der</strong> Stunde wird formuliert, vorgestellt und gesichert (aufgeschrieben)<br />
� Schriftliche Sicherung ist von höchster Bedeutung<br />
38
Entdecken<strong>der</strong> Unterricht:<br />
Entdecken<strong>der</strong> Unterricht, bei dem ein Inhaltsziel selbst entdeckt werden soll.<br />
Inhaltsbezogenes Problem wird so in Teilprobleme zerlegt,<br />
- dass die Mehrzahl <strong>der</strong> Schüler diese jeweils selbstständig durchlaufen können und<br />
- <strong>für</strong> jeden Schritt eigene produktive Leistung <strong>der</strong> Schüler nötig ist, die schließlich zum<br />
Inhaltsziel führen.<br />
=> Lernsequenz zum entdeckenden Lernen<br />
c) Charakterisierung Lernsequenz<br />
Charakterisierung Lernsequenz<br />
- Lernsequenz ist auf Inhaltsziel hin konzipiert � zielstrebig<br />
- Lernsequenz gibt Schülern viele Möglichkeiten zur Realisierung von Prozesszielen � da<br />
je<strong>der</strong> Schüler an<strong>der</strong>s denkt müssen untersch. Möglichkeiten angeboten werden<br />
- jede Teilaufgabe ist eine die Schüler motivierende Problemstellung<br />
- Feinheit <strong>der</strong> Stufung hängt von <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Lerngruppe ab<br />
d) Vergleich: entdeckend – darbietend<br />
Vergleich: entdeckend - darbietend<br />
Nachteil: Vorteil:<br />
- größerer Zeitaufwand - Motivation durch Eigentätigkeit<br />
- Erfolgserlebnis in einer Stufe wirken sich auf nächste Stufe aus<br />
- Herleitung durch Schüler ermöglicht integriertes<br />
Begriffsverständnis<br />
- För<strong>der</strong>ung von Prozesszielen<br />
� Schüler müssen bewiesen, formulieren und argumentieren lernen<br />
e) Beispiel: Herleitung Trapezfläche<br />
1. Zerlege das Parallelogramm im Gitternetz auf verschiedene Weise in zwei kongruente<br />
Trapeze.<br />
Wie groß ist <strong>der</strong> Flächeninhalt<br />
a) des Parallelogramms?<br />
b) <strong>der</strong> beiden Trapeze?<br />
2. Bestimme den Flächeninhalt des Trapezes.<br />
39
3. Bestimme den Flächeninhalt des Trapezes mit den angegebenen Maßen.<br />
4. Gib eine allgemeine Formel an, mit <strong>der</strong> man aus den Längen <strong>der</strong> parallelen Seiten a und c<br />
und <strong>der</strong> Höhe h den Flächeninhalt A berechnen kann.<br />
f) Beispiel: Satz des Pythagoras<br />
1. Wie groß ist <strong>der</strong> Flächeninhalt <strong>der</strong> Vielecke? (Gitterabstand 1cm)<br />
� Schüler sollen Flächeninhalt von Vielecken im Gitternetz durch Umrahmung mit<br />
geeigneten Rechtecks-Figuren berechnen. Die Spezialisierung auf Quadrate führt dann zur<br />
Entdeckung des Satzes von Pythagoras.<br />
2. Wie lang ist die Quadratseite des Quadrates in c)? Benutze den Taschenrechner.<br />
� Überleitung zu Stufe 3.<br />
40
3. Wie lang ist die Strecke [AB]? (Gitterabstand 1cm) Beschreibe ein Verfahren, mit dem<br />
man die Länge einer Strecke im Gitternetz bestimmen kann.<br />
� Schüler müssen Quadrat zu gegebener Strecke selbst konstruieren. Damit wird ein<br />
Verfahren entdeckt, mit dem man zu je<strong>der</strong> Strecke im Gitternetz <strong>der</strong>en Länge berechnen kann.<br />
4. Leite eine Formel ab, mit <strong>der</strong> man die Länge c aus den Streckenlängen a und b berechnen<br />
kann.<br />
� Durch Einführung von Variablen wird spezielles zu allgemeinem Berechnungsproblem<br />
(Abstraktion). Dessen Lösung liefert eine Formel zur Berechnung <strong>der</strong> gesuchten Seitenlänge:<br />
c 2 = (a + b) 2 – 4 · ½ab = a 2 + 2ab + b 2 – 2ab = a 2 + b 2<br />
5. Begründe: In jedem rechtwinkligen Dreieck ABC mit γ = 90° gilt: c2 = a2 + b2.<br />
Schüler müssen Problemstellung umstrukturieren. Vom Gitternetz losgelöst bleibt ein<br />
rechtwinkliges Dreieck, dessen Hypotenusenlänge aus den Kathetenlängen zu berechnen ist.<br />
Schüler müssen ohne Hilfe des Gitternetzes ein- bzw. umbeschriebene Quadrate zeichnen und<br />
die Gleichung c2 = a2 + b2 herleiten.<br />
g) Methoden zum entdeckenden Lernen:<br />
Induktive Satzfindung:<br />
Satzfindung und Einsicht <strong>der</strong> Allgemeingültigkeit in zwei Stufen:<br />
1. Stufe: An Einzelbeispielen erkennen die Schüler durch Zeichnen und Messen die<br />
Allgemeingültigkeit eines Sachverhaltes (mathematischer Satz). Gewonnene Erkenntnis<br />
alleine sollte Schüler noch nicht zufrieden stellen.<br />
=> Motivation zum allgemeingültigen Beweisen<br />
2. Stufe: Durch anschließenden Beweis des Satzes sollen die Schüler die Allgemeingültigkeit<br />
einsehen.<br />
41
Beispiel:<br />
1. Stufe: Satzfindung<br />
Es gibt einen Winkelsummensatz <strong>für</strong> Dreiecke. Gibt es auch einen <strong>für</strong> Vierecke? Zeichnet<br />
beliebige Vierecke, messt die vier Innenwinkel und addiert diese.<br />
� Voraussetzung: Winkelsummensatz muss bekannt sein<br />
2. Stufe: Beweis des Satzes<br />
Kann man auch ohne zu zeichnen und zu messen herausfinden, dass die Winkelsumme 360°<br />
beträgt? Ihr wisst ja bereits, dass die Winkelsumme in jedem Dreieck 180° beträgt. Kann uns<br />
das weiterhelfen?<br />
Bewertung:<br />
Beide Stufen ermöglichen entdeckendes Lernen<br />
* gut geeignet <strong>für</strong>:<br />
� Thalessatz<br />
� Umfangswinkelsatz<br />
� Schnittpunktsatz <strong>für</strong> Mittelsenkrechte im Dreieck<br />
� Schnittpunktsatz <strong>für</strong> Winkelhalbierende im Dreieck<br />
* schlecht geeignet <strong>für</strong>:<br />
� Satz des Pythagoras<br />
� Schnittpunktsatz <strong>für</strong> Höhen im Dreieck<br />
Analyse einer Konfiguration:<br />
Satzfindung und Einsicht <strong>der</strong> Allgemeingültigkeit durch betrachten einer vorgegebenen<br />
Konfiguration und anschließen<strong>der</strong> Analyse:<br />
1. Stufe: Lehrer gibt geeignete Konfiguration vor<br />
2. Stufe: Schüler analysieren Konfiguration unter bestimmtem vorgegebenen Gesichtspunkt,<br />
entdecken den Satz und erkennen zugleich seine Allgemeingültigkeit.<br />
Beispiel:<br />
1. Stufe: Konfiguration<br />
Zeichne einen Kreis mit Mittelpunkt M und ein Sehnenviereck ABCD. Der Kreismittelpunkt<br />
M sollte im Inneren des Vierecks liegen. Verbinde die Eckpunkte des Vierecks mit dem<br />
Kreismittelpunkt M.<br />
2. Stufe: Analyse<br />
1. Färbe in <strong>der</strong> Figur gleichgroße Winkel mit <strong>der</strong>selben Farbe.<br />
2. Begründe, warum gleichgefärbte Winkel gleich groß sind.<br />
3. Was fällt dir bei gegenüberliegenden Winkeln im Viereck auf?<br />
4. Wie groß ist jeweils die Summe <strong>der</strong> gegenüberliegenden Winkel?<br />
5. Formuliere einen Satz <strong>für</strong> Sehnenvierecke.<br />
Bewertung:<br />
Methode anwendbar, wenn Konfiguration während des Beweises nicht verän<strong>der</strong>t werden<br />
braucht.<br />
* Für leistungsschwächere Schüler geeignet.<br />
* Schüler sollten Konfiguration selbst zeichnen, damit nicht mehr Voraussetzungen in die<br />
Figur hineininterpretiert werden. Keine Spezialfälle zeichnen.<br />
* gut geeignet <strong>für</strong><br />
� Winkelsummensatz <strong>für</strong> Dreiecke<br />
� Sehnenvierecksatz<br />
� Umfangswinkelsatz / Umfangswinkel-Mittelpunktswinkelsatz<br />
� Sehnensatz<br />
42
Konstruktionsaufgaben:<br />
Lösen einer Konstruktionsaufgabe:<br />
Satzfindung und Einsicht <strong>der</strong> Allgemeingültigkeit durch vorheriges Lösen einer<br />
Konstruktionsaufgabe und anschließen<strong>der</strong> ergänzen<strong>der</strong> Überlegung.<br />
1. Stufe: Schüler lösen Konstruktionsaufgabe und begründen Richtigkeit <strong>der</strong> Konstruktion.<br />
2. Stufe: Durch zusätzliche Überlegung wird Satz entdeckt und seine Allgemeingültigkeit<br />
eingesehen.<br />
Beispiel:<br />
Voraussetzung: Gemeinsamer Schnittpunkt <strong>der</strong> Mittelsenkrechten ist bekannt.<br />
1. Stufe: Konstruktionsaufgabe<br />
Gegeben ist ein Dreieck ABC. Zeichne ein Dreieck PQR, so dass das Dreieck ABC das<br />
Mittendreieck von Dreieck PQR ist, also dass die Punkte A,B und C jeweils Mittelpunkte <strong>der</strong><br />
Seiten des Dreiecks PQR sind.<br />
2. Stufe: Zusätzliche Überlegung Zeichnet die Mittelsenkrechten des Dreiecks PQR. Welche<br />
Bedeutung haben die Mittelsenkrechten des Dreiecks PQR <strong>für</strong> das Dreieck ABC?<br />
Bewertung:<br />
Es ist nicht <strong>für</strong> jeden Satz eine geeignete Konstruktionsaufgabe vorhanden.<br />
* Konstruktionsaufgabe sollte nicht zu schwer gewählt werden.<br />
* gut geeignet <strong>für</strong>:<br />
� Schnittpunktsatz <strong>für</strong> Höhen im Dreieck<br />
� Schnittpunktsatz <strong>für</strong> Mittelsenkrechten im Dreieck (Umkreis)<br />
� Schnittpunktsatz <strong>für</strong> Winkelhalbierende im Dreieck (Inkreis)<br />
� Schwerpunktsatz <strong>für</strong> Dreiecke (Seitenhalbierende)<br />
� Kathetensatz des Euklid<br />
Berechnungsaufgaben:<br />
Satzfindung durch Berechnung einer speziellen Aufgabe und anschließen<strong>der</strong><br />
Verallgemeinerung:<br />
1. Stufe: Schüler lösen eine spezielle Berechnungsaufgabe.<br />
2. Stufe: Die Einführung von Variablen führt zur allgemeinen Lösung und damit zu dem<br />
gewünschten Satz.<br />
Beispiel:<br />
Voraussetzung: Satz des Pythagoras und die trigonometrischen Funktionen sin(φ) und cos(φ)<br />
sind bekannt.<br />
1. Stufe: Berechnungsaufgabe<br />
Ein Dreieck ABC ist gegeben mit a = 5cm, b = 7cm und γ = 75°. Berechne c.<br />
2. Stufe: Allgemeine Lösung<br />
Finde eine Formel, um c <strong>für</strong> ein allgemeines Dreieck ABC aus den bekannten Größen a, b und<br />
γ zu berechnen.<br />
43
Bewertung:<br />
Methode ist beson<strong>der</strong>s <strong>für</strong> leistungsschwächere Klassen geeignet und <strong>für</strong> Sätze, die eine<br />
Formel (Zusammenhänge zwischen Größen) als Inhalt haben.<br />
* gut geeignet <strong>für</strong>:<br />
� Kosinussatz <strong>der</strong> Trigonometrie<br />
� Sinussatz <strong>der</strong> Trigonometrie<br />
� Satz des Pythagoras<br />
� Winkelsummensatz <strong>für</strong> Dreiecke<br />
� Thalessatz<br />
� Flächenformel <strong>für</strong> Trapeze<br />
Welche Methode ist auf den Satz überhaupt anwendbar?<br />
* hängt von Kenntnissen und Einfallsreichtum des Lehrers ab<br />
* Anlegen einer Beispielsammlung und didaktische Literatur verfolgen<br />
� Welche <strong>der</strong> anwendbaren Methoden ist <strong>für</strong> die jeweilige Lerngruppe am meisten<br />
geeignet?<br />
* Induktives Vorgehen för<strong>der</strong>t Prozessziel Beweisen<br />
* Analyse einer Konfiguration am einfachsten, da keine Problemaufgabe gelöst werden muss<br />
* Konstruktions- und Berechnungsaufgaben im Schwierigkeitsgrad variierbar<br />
h) Aussagen über Ortslinien entdecken<br />
- Beispiele <strong>für</strong> Ortslinienaussagen<br />
* Kreis ist Menge aller Punkte mit festem Abstand (=Radius des Kreises) zum Mittelpunkt<br />
des Kreises<br />
* Parabel ist Menge aller Punkte, die vom Brennpunkt den gleichen Abstand besitzen, wie<br />
von <strong>der</strong> Leitlinie<br />
* Ellipse ist Menge aller Punkte, <strong>der</strong>en Summe <strong>der</strong> Abstände zu den beiden Brennpunkten<br />
gleich ist<br />
* Mittelsenkrechte ist Menge aller Punkte, die von zwei Punkten gleich weit entfernt sind<br />
* Thaleskreis ist Menge aller Punkte, die einen 90°-Winkel zu zwei Punkten ergeben<br />
Beispiele:<br />
Ermittle die Ortslinie aller Punkte,<br />
- die von den Endpunkten einer Strecke [AB] dieselbe Entfernung haben.<br />
- die von den Schenkeln eines Winkels denselben Abstand haben.<br />
- <strong>für</strong> die <strong>der</strong> Winkel ACB zu gegebener Strecke [AB] 90° ist.<br />
- <strong>für</strong> die <strong>der</strong> Winkel ACB zu gegebener Strecke [AB] eine bestimmte Größe hat.<br />
Bewertung:<br />
- Durch Ortslinien können Sachverhalte (Sätze) entdeckt und formuliert werden<br />
- „Spur“-Funktion in einem DGS hilft bei <strong>der</strong> Entdeckung des Sachverhaltes<br />
- Beweisführung durch Ortslinieneigenschaften möglich aber schwierig<br />
i) elektronische Lernpfade<br />
- Beispiele im Internet: http://wiki.zum.de/<strong>Mathematik</strong>-digital<br />
- Wechsel zwischen Aufgabenstellung (Text) und DGS zur Aufgabenbearbeitung (Programm)<br />
- Linksammlung von vorgefertigten Programmen im Internet:<br />
http://www.mathematik-digital.de<br />
44
8. Problemlösen:<br />
a) Routineaufgabe vs. Problemlösen<br />
b) Routineaufgabe o<strong>der</strong> Problem?<br />
c) Warum Problemlösen im MU?<br />
d) Lösungsstrategien<br />
e) Heuristische Hilfsmittel<br />
f) Umfang mit Schwierigkeiten<br />
g) Beispielstunde Japan<br />
h) Interpolationsprobleme<br />
i) Berechnungsprobleme<br />
j) Konstruktionsprobleme<br />
k) Weglassen einer Bedingung<br />
l) Reduktion auf ein Berechungsproblem<br />
m) Ein Kästchen fehlt...<br />
a) Routineaufgabe vs. Problemlösen<br />
Erläuterungen:<br />
- Operator ist z.B. ein bekannter Satz <strong>der</strong> angewendet wird<br />
- Algorithmus: Operatorkette<br />
- Routineaufgabe: bei Routineaufgaben ist <strong>der</strong> weg bekannt; Routineaufgaben sollten nicht zu<br />
sehr gewichtet werden, da sie im Berufsleben kaum noch benötigt werden � deshalb muss<br />
man dem Schüler Problemlösungsstrategien beibringen<br />
- Problem: man weiß nicht wie man vom Anfangszustand zum Zielzustand kommen soll<br />
� Weg ist das Problemlösen<br />
b) Routineaufgabe o<strong>der</strong> Problem?<br />
- subjektiv sehr verschieden � von Schüler zu Schüler unterschiedlich<br />
- abhängig vom Vorwissen � unterschiedliche Kenntnisstände <strong>der</strong> Schüler<br />
- dieselbe Aufgabe kann <strong>für</strong> verschiedene Menschen eine Routineaufgabe o<strong>der</strong> ein Problem<br />
sein � ein Schüler empfindet es so, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e so<br />
- Fehleinschätzungen bzgl. <strong>der</strong> Schwierigkeit einer Aufgabe beruhen in <strong>der</strong> Regel auf falscher<br />
Einschätzung des Vorwissens<br />
45
c) Warum Problemlösen im MU?<br />
- Kontexte aus <strong>der</strong> Umwelt, die mathematischen Sinn ergeben<br />
* Behalten, Motivation, nachhaltiges Lernen � Bezug aus dem Alltag motiviert<br />
- Schlüsselkompetenz <strong>für</strong> das lebenslange Lernen � wenn <strong>der</strong> Schüler gelernt hat Probleme<br />
zu lösen, dann wendet er das auch auf an<strong>der</strong>e Probleme an<br />
* eigene Lösungsansätze und Strategien entwickeln<br />
* mit uneindeutigen Informationen umgehen<br />
- emotionale Erlebnisse<br />
* Durchhaltevermögen, Aushalten von Wi<strong>der</strong>ständen<br />
* Durchbrüche, Aha-Erlebnisse<br />
- Transfer<br />
* Umgang mit unbekannten Situationen<br />
* Sammeln und strukturieren von Informationen<br />
d) Lösungsstrategien<br />
- Vorwärtsarbeiten<br />
* was ist gegeben?<br />
* was weiß ich über das Gegebene?<br />
* was kann ich daraus ermitteln?<br />
� Man betrachtet die Angabe und schaut was kann man machen. Mit diesem Ergebnis schaut<br />
man sich die Aufgabe wie<strong>der</strong> an und überlegt was kann man nun machen …<br />
Beispiel:<br />
* A, a, b, c ist gegeben<br />
* F soll berechnet werden<br />
a+ c<br />
T = gb<br />
2<br />
2A<br />
d =<br />
a<br />
h= b−d 1<br />
D= gg c h<br />
2<br />
⇒ F = T − A−D 46
- Rückwärtsarbeiten<br />
* was ist gesucht?<br />
* was weiß ich über das Gesuchte?<br />
* was benötige ich, um das Gesuchte zu ermitteln?<br />
� Was benötige ich um F zu berechnen<br />
F = T −A−D a+ c<br />
T = gb<br />
2<br />
1<br />
D= gg c h<br />
2<br />
h= b−d 2A<br />
d =<br />
a<br />
- Analogiebildung<br />
* wurde schon einmal etwas Ähnliches gelöst?<br />
* lassen sich bekannte Lösungsschritte übernehmen?<br />
- Zerlegungsprinzip<br />
* welche Teilprobleme sind lösbar?<br />
* Zerlegen in überschaubare Portionen<br />
* Abarbeiten <strong>der</strong> Teilprobleme<br />
- Suchraumeingrenzung<br />
* in welchen Grenzen liegt das Ergebnis?<br />
* systematisches Probieren<br />
- Ziel-Mittel-Analyse<br />
* welche (heuristischen) Hilfsmittel können auf dem Weg zum Ziel hilfreich sein?<br />
e) Heuristische Hilfsmittel<br />
- Tabelle<br />
* Ausprobieren<br />
* welche Werte sollen eingetragen werden?<br />
- Informative Figur / Skizze / Hilfslinien<br />
* hilft beim Verständnis des Problems<br />
* beim Zeichnen wird deutlich, welche Informationen zur Lösung benötigt werden<br />
- Gleichung / Term<br />
* Beziehungen <strong>der</strong> Informationen werden verknüpft dargestellt<br />
* nicht immer notwendig<br />
f) Umgang mit Schwierigkeiten<br />
- mangelnde Operatorkenntnis (� Formeln, Sätze etc. müssen beherrscht werden)<br />
* Anwenden in einfache Übungsaufgaben mit Problemcharakter (vgl. Goldberg)<br />
* Liste mit benötigten Operatoren anfertigen<br />
47
- Anwendbarkeit eines Operators wird nicht erkannt<br />
* Erkennen von (Teil-) Konfigurationen üben<br />
- falsche Anwendung eines Operators<br />
* Eigenschaften von Teilfiguren dürfen nicht <strong>der</strong> Anschauung entnommen werden<br />
- Schwierigkeit beim Anwenden heuristischer Strategien<br />
* zunächst nur Vorwärtsarbeiten einsetzen<br />
g) Beispielstunde Japan<br />
- Stunde ist Teil einer größeren Unterrichtseinheit zur Ähnlichkeit geometrischer Figuren<br />
- Beginn <strong>der</strong> Stunde: Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Strahlensätze im Lehrervortrag<br />
� Ziel ist das Problemlösen, deshalb ist es sinnvoll den Schülern die Operatoren noch mal<br />
nahe zu bringen, damit alle Schüler auf dem gleichen Stand sind<br />
(Keine Hausaufgabenbesprechung)<br />
PQ || BC<br />
⇒ AP : AB = AQ : AC = PQ : BC<br />
PQ || BC<br />
⇒ AP : PB = AQ : QC<br />
⇒ PQ || BC<br />
- anschließend wird Spezialfall eingeführt und durch zwei Schüler bewiesen<br />
� die Klasse bekommt ein Problem dargestellt welches dann auch gelöst wird<br />
- er wird zur Berechnung von Strecken genutzt, die die Schenkel gegebener Dreiecke<br />
halbieren<br />
48
- Aufgabe <strong>für</strong> Gruppenarbeit:<br />
Die Länge <strong>der</strong> Mittelparallele eines Trapezes mit bekannten Längen <strong>der</strong> parallelen Seiten soll<br />
bestimmt werden.<br />
- nach Klärung <strong>der</strong> Problemstellung Einteilung <strong>der</strong> Klasse in Vierergruppen, in denen ein<br />
Austausch von Ideen stattfindet.<br />
- Lehrer läuft während Gruppenarbeit von Tisch zu Tisch und beantwortet Fragen, rät o<strong>der</strong><br />
hilft, merkt sich die Lösungen <strong>der</strong> Schüler und bereitet anschließende Besprechung an <strong>der</strong><br />
Tafel vor<br />
- vier <strong>der</strong> sieben verschiedenen Lösungen, die gefunden werden, lässt er an <strong>der</strong> Tafel<br />
darstellen<br />
h) Interpolationsprobleme<br />
- Anfangszustand ist genau definiert<br />
- Zielzustand ist genau definiert<br />
- Schüler kennt keine Lösung <strong>der</strong> Aufgabe (sonst Routineaufgabe), die den Anfangszustand in<br />
den Zielzustand überführt<br />
- Schüler verfügt über Kenntnisse (Operatoren), die eine Lösung des Problems gestatten<br />
- drei Arten:<br />
* Berechnungsprobleme<br />
* Konstruktionsprobleme<br />
* Beweisprobleme<br />
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i) Berechnungsprobleme<br />
- Lösungsfindung durch<br />
* Vorwärtsarbeiten<br />
* Rückwärtsarbeiten<br />
* Lösen eines Gleichungssystems<br />
- Themenbereiche <strong>der</strong> <strong>Geometrie</strong><br />
* Winkelbeziehungen in Figuren (Klasse 7)<br />
* Flächeninhalte von Dreiecken und Vierecken (Klasse 7 – 9)<br />
* Satzgruppe des Pythagoras (Klasse 9)<br />
* Flächeninhalt des Kreises (Klasse 9)<br />
* Strahlensätze (Klasse 9)<br />
* Trigonometrie (Klasse 10)<br />
j) Konstruktionsprobleme<br />
- Problemanalyse<br />
* Planfigur zeichnen, Gegebenes und Gesuchtes mit verschiedenen Farben markieren<br />
* Fallunterscheidungen durchführen, verschiedene Fälle nacheinan<strong>der</strong> Lösen<br />
- Lösungsfindung (Heuristische Regeln)<br />
* Weglassen einer Bedingung <strong>der</strong> Zielkonfiguration<br />
* Ortslinienmethode<br />
* Reduktion auf ein Berechnungsproblem<br />
- Themenbereiche <strong>der</strong> <strong>Geometrie</strong>:<br />
* Kongruenzabbildungen – Dreiecke und Vierecke (Klasse 7)<br />
* Zentrische Streckung (Klasse 9)<br />
k) Weglassen einer Bedingung<br />
einem spitzwinkligen Dreieck soll ein Quadrat einbeschrieben werden<br />
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l) Reduktion auf ein Berechungsproblem<br />
einem „Kirchenfenster“ soll ein Kreis einbeschrieben werden<br />
1. Vorwärtsarbeiten<br />
• Was ist bekannt?<br />
� Symmetrie!<br />
2. Rückwärtsarbeiten!<br />
• Wie bekommt man den Kreis?<br />
� Mittelpunkt M<br />
• Wie bekommt man M?<br />
� Radius R o<strong>der</strong> Höhe h<br />
• Wie bekommt man R bzw. h?<br />
� ???<br />
3. Hilfslinien einzeichnen!<br />
• Wie liegt <strong>der</strong> neue Kreis zu<br />
den alten?<br />
• Weitere Hilfslinie? � Ja<br />
• Wie bekommt man R bzw. h?<br />
4. Berechnen!<br />
m) Ein Kästchen fehlt...<br />
Tipp! Unterschiedliche Steigungen …<br />
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9. Didaktische Prinzipien:<br />
a) Spiralprinzip und Orientierung an Leitideen<br />
b) Lernen Fragen zu stellen o<strong>der</strong> das Sokratische Prinzip<br />
c) Problemlösen<strong>der</strong> Unterricht und Genetisches Prinzip<br />
d) Inner- und außermathematische Beziehungen herstellen<br />
e) Produktiv Üben und Wie<strong>der</strong>holen<br />
f) Verän<strong>der</strong>te Leistungsmessung<br />
g) Das Operative Prinzip<br />
h) Das Prinzip <strong>der</strong> Selbsttätigkeit<br />
a) Spiralprinzip und Orientierung an Leitideen<br />
Die Inhalte des <strong>Mathematik</strong>unterrichts dürfen nicht in unzusammenhängende Gebiete<br />
zerfallen, son<strong>der</strong>n Lernende sollen Beziehungslinien o<strong>der</strong> rote Fäden und Beziehungsnetze im<br />
<strong>Mathematik</strong>lehrgang erkennen. Derartige Fundamentale Ideen sollen den Lernenden eine<br />
Orientierung in <strong>der</strong> Stofffülle einer Wissenschaft geben und die Grundzüge des Fachs unter<br />
einem bestimmten Aspekt aufzeigen. Sie orientieren sich an Begriffen o<strong>der</strong> Aktivitäten des<br />
<strong>Mathematik</strong>unterrichts, wie etwa Algorithmus, Funktion, Linearität, Invarianz, Approximation<br />
o<strong>der</strong> Modellbildung bzw. an Prozesszielen wie Beweisen, Optimieren, Auffinden von<br />
Zusammenhängen o<strong>der</strong> Begriffsbildung<br />
b) Lernen Fragen zu stellen o<strong>der</strong> das Sokratische Prinzip<br />
Das Sokratische Prinzip beschreibt einen Unterricht, <strong>der</strong> am Fragen orientiert ist. Der Name<br />
„sokratisch“ geht auf den Menon-Dialog von Sokrates zurück, in dem er einen Sklaven durch<br />
fortgesetztes Fragen dahin führt, dass dieser die Frage nach <strong>der</strong> Seitenlänge eines Quadrates<br />
doppelter Fläche beantworten kann (vg. http://www2.rz.hu –– berlin.de/cusima/<br />
aufgaben/menontxt.htm). Unter <strong>der</strong> sokratischen Methode verstehen wir eine<br />
Unterrichtsmethode, bei dem <strong>der</strong> Lehrende durch Fragen den Problemlöseprozess beim<br />
Lernenden initiiert und steuert und so dem Lernenden hilft, sich Wissen selbst anzueignen.<br />
c) Problemlösen<strong>der</strong> Unterricht und Genetisches Prinzip<br />
Das zentrale Anliegen des genetischen Prinzips ist es, dass <strong>Mathematik</strong> nicht als ein<br />
Fertigprodukt gelernt wird, son<strong>der</strong>n dass Lernende einen Einblick in den Prozess <strong>der</strong><br />
Entstehung von <strong>Mathematik</strong> erhalten. <strong>Mathematik</strong> ist etwas, bei dem Lernende entdecken<br />
o<strong>der</strong> erfinden können, auch wenn es sich meist o<strong>der</strong> fast ausschließlich nur um<br />
Nacherfindungen handelt.<br />
d) Inner- und außermathematische Beziehungen herstellen<br />
Das Prinzip <strong>der</strong> Beziehungshaltigkeit hat seine Wurzeln im Prinzip <strong>der</strong> Realitätsnähe o<strong>der</strong><br />
Lebensnähe aus <strong>der</strong> Reformpädagogik. Durch das Aufzeigen von Beziehungen soll<br />
<strong>Mathematik</strong> besser gelernt und länger behalten werden, indem es auf Vorerfahrungen <strong>der</strong><br />
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Lernenden aufbaut, es soll <strong>der</strong> Sinn mathematischer Begriffe durch Umweltbezug gezeigt<br />
werden und schließlich soll im Sinne des fachübergreifendes Lernen <strong>der</strong> Isolierung <strong>der</strong><br />
einzelnen Fächer entgegengewirkt werden.<br />
e) Produktiv Üben und Wie<strong>der</strong>holen<br />
Üben und Wie<strong>der</strong>holen sind notwendig zur Sicherung und Vertiefung des Gelernten und zur<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Fähigkeit, das Gelernte in ähnlichen Situationen anwenden zu können. Üben<br />
kann in verschiedenen Formen erfolgen, wie etwa Verständnisübungen, stabilisierendes Üben,<br />
operatives Üben, anwendungsorientiertes Üben o<strong>der</strong> heuristisches Üben (vgl. ZECH, S. 208).<br />
Üben darf keine isolierte Tätigkeit sein, son<strong>der</strong>n muss in die Unterrichtskonzeption<br />
eingebunden sein und muss mit Einsicht verbunden sein. Üben muss ferner regelmäßig<br />
stattfinden („Prinzip <strong>der</strong> konsequenten Wie<strong>der</strong>holung“) und sollte bereits gelernte Dinge<br />
immer wie<strong>der</strong> in neuen Kontexten aufgreifen („Prinzip <strong>der</strong> integrierten Wie<strong>der</strong>holung“).<br />
Damit ein Schema erlernt und verfügbar bleibt –– es also ein stabiles Wissenselement wird –<br />
– , muss es in herausfor<strong>der</strong>nden und anregenden Kontexten immer wie<strong>der</strong> geübt werden<br />
(„Prinzip <strong>der</strong> Stabilisierung“).<br />
f) Verän<strong>der</strong>te Leistungsmessung<br />
Eine verän<strong>der</strong>te Aufgabenkultur muss sich auch auf die Aufgabenstellungen in<br />
Leistungskontrollen und die gesamte Art <strong>der</strong> Leistungsmessung auswirken.<br />
Leistungsmessung wird als ein Prozess angesehen, <strong>der</strong> den gesamten Unterricht begleitet und<br />
<strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e auch den „Zuwachs von Kompetenz erfahrbar machen“ (BLK – Modul 5)<br />
soll.<br />
g) Das Operative Prinzip<br />
„Das operative Prinzip leitet einen Unterricht, <strong>der</strong> das Denken im Rahmen des Handelns<br />
weckt, es als ein System von Operativen aufbaut und es schließlich wie<strong>der</strong> in den Dienst des<br />
praktischen Handelns stellt.“ (AEBLI) Dieses ist die Grundannahme des operativen Prinzips,<br />
das AEBLI in die allgemeine <strong>Didaktik</strong> eingeführt hat.<br />
h) Das Prinzip <strong>der</strong> Selbsttätigkeit<br />
Viele sog. schülerorientierte Arbeitsformen wie problemlösen<strong>der</strong>, entdecken<strong>der</strong>, Projekt –<br />
o<strong>der</strong> offener Unterricht setzen Eigenaktivitäten o<strong>der</strong> Selbsttätigkeit des Lernenden voraus. Mit<br />
einem auf Selbsttätigkeit aufbauenden Unterricht sind Ziele wie Entwicklung von<br />
Selbstständigkeit, kritisches Reflektieren <strong>der</strong> eigenen Tätigkeit und Motivation durch eigenen<br />
Erfolg verbunden. Insbeson<strong>der</strong>e sollten Verständnisfehler produktiv genutzt werden, zum<br />
einen um die Ursachen von Fehlerquellen aufzuspüren, zum an<strong>der</strong>en um durch das Aufzeigen<br />
von Konsequenzen aus fehlerhaften Überlegungen bewusst die Wi<strong>der</strong>sprüche zu<br />
mathematischen Gesetzmöglichkeiten deutlich werden zu lassen.<br />
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