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1985 - Deutschland 1933 – 1990

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<strong>1985</strong>es einem polnischen oder tschechischen Historiker nicht in den Sinngekommen, das Generalgouvernement und das Protektorat Böhmenund Mähren, beides von Hitlers Gnaden, um des lieben Friedens willenals das Schlusswort der Geschichte anzuerkennen.“ Das ist ja wiederheiß. Da wird so ganz nebenher der Jugend gleich noch ein bisschenGeschichtsunterricht geliefert und der älteren Generation eine forscheAuffrischung ihres müden Gedächtnisses. Hört sich aber oberflächlichbetrachtet erst mal wie eine Kritik an. Fragt sich nur an wem.Der Brandt-Biograph Klaus Harpprecht wusste um die Wirkung dieserdauernden Zweideutigkeiten: „Die Ostpolitik löste sich nicht aus demgrößeren Verbund der Allianz. Doch sie gewann, ohne die verstärkteeuropäische Abstützung, ein isoliertes Gewicht, das ihr zunächst nichtzugedacht war. Ohne das europäische Korrektiv bewirkte sie beinahezwangsläufig eine Aufwertung des »Nationalen«, die den irritierbarenGeistern in den Hauptstädten des Westens Anlass gibt, von Zeit zu Zeitvon einem »deutsch-deutschen Sonderverhältnis« zu sprechen (das inOst-Berlin nicht immer energisch dementiert wird).Richard von Weizsäcker wies völlig zu Recht darauf hin, dass die»deutsche Mittellage« – genauer: die Lage an der Nahtstelle zwischenOst und West – jeder deutschen Regierung aufträgt, das bestmöglicheVerhältnis zur Sowjetunion herzustellen. Das heißt aber: Die vitalenInteressen der Bundesrepublik reichen stets ein Stück über die Allianzhinaus, auch über die europäische Gemeinschaft, in der sie ihre Zukunfterkennen will. Das gilt erst recht, wenn sich mit der menschlichenVerantwortung für das Geschick der Deutschen hinterm Zaun derAnspruch auf die Wiederherstellung der staatlichen Einheit verbindet.Der Bonner Ur-Kanzler Konrad Adenauer redete den Deutschen ein, essei beides möglich: die West-Integration und die Wiedervereinigung.Der Autor dieser Betrachtung warf ihm vor, dass er mit diesem Widersprucheine deutsche »Lebenslüge« gezüchtet habe, die sich eines Tagesrächen müsse. Brandts historisches Verdienst war es, dass er denSchleier über dem Unvereinbaren fortriss.Die »Lebenslüge« schien mit der »Anerkennung der Realitäten« endlichausgelöscht zu sein – wenigstens in den Köpfen der Bürger, wenn-1453

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