blinklicht 3/2011 - atr.de
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Werkstattpraxis ¦ Im Fokus Werkstattpraxis ¦ Im Fokus<br />
Fahrzeugelektronik: Fehlersuche an Komfortsystemen<br />
Komplexe Systeme<br />
Elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung und viele weitere elektronische Komfortsysteme<br />
gehören mittlerweile zum Standard – selbst bei Kleinwagen. Störungen an diesen Systemen<br />
können für die Werkstatt einen erheblichen Aufwand für die Fehlersuche be<strong>de</strong>uten. <strong>blinklicht</strong><br />
zeigt, wie sich dieser mit einfachen Mitteln reduzieren lässt.<br />
Komfortsysteme machen das Autofahren<br />
bequem und sicher. Wenn aber mal einige<br />
<strong>de</strong>r zahlreichen elektronisch gesteuerten<br />
Funktionen nicht mehr ihren Dienst<br />
erfüllen, kann die Fehlersuche viel Zeit in<br />
Anspruch nehmen. Um Suchzeiten zu<br />
verkürzen, muss <strong>de</strong>r Werkstattprofi logisch<br />
vorgehen und sich eine systemübergreifen<strong>de</strong><br />
Fehlersuchstrategie aneignen.<br />
Da Komfortsysteme heute in allen<br />
Fahrzeugklassen über verschie<strong>de</strong>ne Datenbussysteme<br />
miteinan<strong>de</strong>r vernetzt sind<br />
und sich gegenseitig beeinflussen, ist es<br />
zu<strong>de</strong>m wichtig, dass <strong>de</strong>r Fachmann nicht<br />
nur das von einer Störung betroffene<br />
System in Augenschein nimmt, son<strong>de</strong>rn<br />
sich auf das gesamte Bussystem konzentriert.<br />
Hierbei muss er wissen, welche<br />
Steuergeräte an <strong>de</strong>m jeweiligen Datenbus<br />
angeschlossen sind. Ein Topologieplan,<br />
<strong>de</strong>r zum Beispiel in Informationssystemen<br />
zu fin<strong>de</strong>n ist, leistet hierbei<br />
wertvolle Dienste.<br />
Funktionalitäten prüfen<br />
Komfortsysteme in heutigen Fahrzeugen<br />
sind zwar komplex. Zu einer erfolgreichen<br />
Fehlersuchstrategie gehört, möglichst<br />
viele Informationen zu <strong>de</strong>m Fehlerbild<br />
zu sammeln. Das beginnt mit einem<br />
ausführlichen Gespräch mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>m Nachvollziehen <strong>de</strong>r Beanstandung.<br />
Zunehmend wichtiger wird es für<br />
<strong>de</strong>n Kfz-Profi in diesem Zusammenhang<br />
auch, sich mit <strong>de</strong>r Bedienungsanleitung<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Fahrzeugs zu beschäftigen.<br />
Keiner kann heute mehr bei <strong>de</strong>r<br />
enormen Vielzahl an Fahrzeugmo<strong>de</strong>llen<br />
und -varianten alle Komfortfunktionen<br />
kennen. Han<strong>de</strong>lt es sich lediglich um eine<br />
Fehlbedienung eines Komfortsystems,<br />
kann die Fehlersuche im besten Fall mit<br />
einem Beratungsgespräch schnell abgeschlossen<br />
sein.<br />
Mit <strong>de</strong>m Stellgliedtest kann <strong>de</strong>r Kfz-Profi Fehler an Komponenten, <strong>de</strong>r Spannungsversorgung und<br />
Signalübertragung schnell und auf einfache Weise ausschließen<br />
Im nächsten Schritt sollte <strong>de</strong>r Fachmann<br />
sorgfältig alle Funktionalitäten <strong>de</strong>r Komfortsysteme<br />
prüfen – auch diejenigen, die<br />
nicht beanstan<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Damit lassen<br />
sich, ohne ein Diagnose- o<strong>de</strong>r Messgerät<br />
eingesetzt und ohne nur eine Schraube<br />
gelöst zu haben, zusätzliche wertvolle<br />
Hinweise für die weitere Fehlersuche<br />
sammeln. Hierzu ein Beispiel: Bemängelt<br />
<strong>de</strong>r Autofahrer, dass sich <strong>de</strong>r Fensterheber<br />
auf <strong>de</strong>r Beifahrerseite nicht mehr von<br />
<strong>de</strong>r Fahrertüre aus bedienen lässt, sollte<br />
<strong>de</strong>r Fachmann auch alle an<strong>de</strong>ren Funktionen<br />
<strong>de</strong>s Türsystems prüfen. Funktioniert<br />
etwa die Zentralverriegelung an bei<strong>de</strong>n<br />
Türen und lässt sich <strong>de</strong>r Fensterheber<br />
von <strong>de</strong>r Beifahrertüre aus bedienen,<br />
ist das ein sicheres Indiz dafür, dass <strong>de</strong>r<br />
Datenbus intakt ist und die Fehlerursache<br />
am Fensterschalter zu suchen ist.<br />
Wäre die Busleitung zur Beifahrertür unterbrochen,<br />
o<strong>de</strong>r gar die Kommunikation<br />
auf <strong>de</strong>m gesamten Komfortbus gestört,<br />
wür<strong>de</strong>n auch an<strong>de</strong>re Komfortfunktionen<br />
– etwa die Zentralverriegelung – nicht aktivierbar<br />
sein. So lässt sich mit <strong>de</strong>m Prüfen<br />
<strong>de</strong>r Funktionalitäten und mit logischem<br />
Kombinieren nach <strong>de</strong>m Ausschlussverfahren<br />
die Fehlerquelle Schritt<br />
für Schritt eingrenzen.<br />
Eigendiagnose nutzen<br />
Nach <strong>de</strong>m Prüfen <strong>de</strong>r Funktionalitäten<br />
kommt die Steuergerätediagnose zum<br />
Einsatz. Sie bietet sehr viele Möglichkeiten,<br />
Fehler in Komfortsystemen ausfindig<br />
zu machen. Oft weisen schon die Fehlerspeichereinträge<br />
auf eine mögliche Störung<br />
hin. Hier ist es ratsam, eine Fehlerspeichergesamtabfrage<br />
vorzunehmen.<br />
Fin<strong>de</strong>n sich in mehreren Steuergeräten<br />
ähnliche Fehlereinträge, lässt sich auch<br />
hier mit sinnvollem Kombinieren ein Fehler<br />
leicht eingrenzen. Ist die Kommunikation<br />
mit einem <strong>de</strong>r Steuergeräte nicht<br />
möglich, lässt sich gegebenenfalls im<br />
Fehlerspeicher <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren, am gleichen<br />
Bus angeschlossenen Steuergeräte, ein<br />
Hinweis auf einen eventuellen Fehler fin<strong>de</strong>n.<br />
Allerdings sollte sich <strong>de</strong>r Fachmann<br />
durch unplausible Fehlereinträge nicht<br />
irritieren lassen. In vielen Fällen ist es<br />
sinnvoll, nach <strong>de</strong>r Dokumentation <strong>de</strong>r<br />
ausgelesenen Fehler alle Fehlerspeicher<br />
zu löschen und nach einer Probefahrt<br />
bzw. nach <strong>de</strong>m erneuten Prüfen aller<br />
Komfortfunktionen die Fehlerspeicher erneut<br />
abzufragen.<br />
Noch wichtiger als das Auslesen <strong>de</strong>s<br />
Fehlerspeichers ist das Auswerten <strong>de</strong>r<br />
Messwerte. Sie sparen <strong>de</strong>m Fachmann<br />
das umständliche Messen von Sensor-<br />
Das CAN-Bussignal lässt sich am einfachsten mit<br />
einem Einkanaloszilloskop ermitteln<br />
und Schaltersignalen und liefern ihm direkte<br />
Hinweise auf <strong>de</strong>fekte Komponenten<br />
o<strong>de</strong>r Leitungen. Gleiches gilt auch für<br />
<strong>de</strong>n Stellgliedtest. Lassen sich damit die<br />
angewählten Funktionen aktivieren, können<br />
Fehler an Komponenten, <strong>de</strong>r Spannungsversorgung<br />
und Signalübertragung<br />
schnell und auf einfache Weise ausgeschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n. Natürlich benötigt <strong>de</strong>r<br />
Werkstattprofi für diese Prüfungen ein<br />
Diagnosegerät, das möglichst viele Funktionen<br />
<strong>de</strong>r Eigendiagnose unterstützt.<br />
Spannung – Busssignal –<br />
Steuergerät<br />
Die Komfortfunktionen wer<strong>de</strong>n in vernetzten<br />
Systemen in <strong>de</strong>r Regel von <strong>de</strong>zentral<br />
angeordneten Steuergeräten gesteuert.<br />
Konzentriert sich <strong>de</strong>r Verdacht<br />
nach <strong>de</strong>m Prüfen <strong>de</strong>r Funktionalitäten<br />
und <strong>de</strong>m Auswerten <strong>de</strong>r Eigendiagnose<br />
auf eines <strong>de</strong>r Steuergeräte, gibt es in diesem<br />
Bereich im Grun<strong>de</strong> genommen nur<br />
drei Fehlermöglichkeiten: Die Spannungsversorgung,<br />
das Bussignal und das<br />
Steuergerät selbst. Das Prüfen <strong>de</strong>r Spannungsversorgung<br />
lässt sich mit Hilfe ei-<br />
nes Schaltplans und eines Multimeters<br />
einfach prüfen – sofern man ohne großen<br />
Demontageaufwand an das Steuergerät<br />
herankommt. Dies sollte aber immer unter<br />
Last geschehen, um Übergangswi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong><br />
in die Messung mit einzubeziehen.<br />
Auch das Bussignal lässt sich am<br />
Steuergerätestecker mit Hilfe eines Oszilloskops<br />
recht einfach verifizieren. Dazu<br />
schließt <strong>de</strong>r Profi das Messgerät direkt<br />
an <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Busleitungen an. Bei intaktem<br />
Datenbus muss ein sauberes<br />
Rechtecksignal zu erkennen sein. Die<br />
Spannungspegel sind je nach Bussystem<br />
und Fahrzeughersteller unterschiedlich.<br />
Wenn die Spannungsversorgung<br />
und das Bussignal intakt sind, kann nur<br />
noch das Steuergerät selbst <strong>de</strong>fekt sein.<br />
Ist auf <strong>de</strong>m Datenbus kein Signal messbar,<br />
gibt es ebenfalls drei Fehlermöglichkeiten:<br />
Eine Unterbrechung <strong>de</strong>r Busleitungen,<br />
einen Kurzschluss nach Masse<br />
bzw. Plus o<strong>de</strong>r ein am Datenbus angeschlossenes<br />
Steuergerät ist <strong>de</strong>fekt. Welcher<br />
Fehler davon auch vorliegt: In diesem<br />
Fall wird die Fehlersuche zeitintensiv,<br />
da ein hoher Demontageaufwand<br />
notwendig ist, um an die Steuergeräte<br />
und ggf. an die Busleitungen heranzukommen.<br />
Sinnvollerweise sollten zunächst<br />
alle am Datenbus angeschlossenen<br />
Steuergeräte nacheinan<strong>de</strong>r abgetrennt<br />
und dabei das Bussignal<br />
gemessen wer<strong>de</strong>n. Ist das Bus signal<br />
nach <strong>de</strong>m Abtrennen eines<br />
Steuergerätes wie<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>n,<br />
hat man das <strong>de</strong>fekte<br />
Steuergerät zweifelsfrei<br />
ermittelt. Wenn<br />
selbst nach <strong>de</strong>m Abtrennen<br />
aller Steuergeräte<br />
immer noch kein Bussignal<br />
vorhan<strong>de</strong>n ist, muss <strong>de</strong>r<br />
Fehler im Kabelbaum gesucht<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Fehlersuche an<br />
Komfortsystemen muss<br />
also nicht zwangsläufig<br />
kompliziert sein. Liegt ein Fehler<br />
an <strong>de</strong>r Signalübertragung<br />
o<strong>de</strong>r an einem <strong>de</strong>r Steuergeräte<br />
vor, ist sie jedoch meistens zeitintensiv.<br />
Hier gilt es dann, früh mit<br />
<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n die weitere<br />
Vorgehensweise abzuklären,<br />
um eine<br />
wirtschaft liche Lösung<br />
für bei<strong>de</strong> Seiten zu fin<strong>de</strong>n.<br />
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