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blinklicht 3/2011 - atr.de

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Werkstattpraxis ¦ Im Fokus Werkstattpraxis ¦ Im Fokus<br />

© Foto: CC/Ramic<br />

Richtiger Umgang mit Radlagern<br />

Falscher<br />

Eindruck<br />

Radlager sind eine wichtige Einnahmequelle für<br />

Werkstätten. Fehler beim Einbau sind die häufigste<br />

Ausfallursache bei Tauschlagern. Dabei ist<br />

die Montage mit <strong>de</strong>m richtigen Spezialwerkzeug<br />

gar nicht so schwierig. <strong>blinklicht</strong> hat sich bei<br />

NTN-SNR und Hazet umgehört.<br />

Defekte Radlager äußern sich auf verschie<strong>de</strong>ne Arten: ein vibrieren<strong>de</strong>s<br />

Lenkrad o<strong>de</strong>r Gaspedal, ABS-Ausfall, beschädigte<br />

Peripherie o<strong>de</strong>r untypische Geräusche beim Kurvenfahren o<strong>de</strong>r<br />

Einparken. Symptomatisch ist ebenfalls ein sichtbarer Fettaustritt.<br />

In <strong>de</strong>n Lagern wer<strong>de</strong>n die Defekte noch <strong>de</strong>utlicher: Ermüdungsabschälungen,<br />

Korrosion, Eindrücke in <strong>de</strong>r Laufbahn,<br />

Kerben in <strong>de</strong>n Kugeln. Noch immer ist die falsche Montage die<br />

Hauptausfallursache für Tauschlager. Das Fahrzeug muss meist<br />

schon nach etwa 5.000 Kilometern wie<strong>de</strong>r in die Werkstatt. Sicherheit<br />

haben Kfz-Profis nur, wenn sie mit <strong>de</strong>m richtigen Spezialwerkzeug<br />

arbeiten.<br />

Gera<strong>de</strong> die „brutale Montage“ von Radlagern mangels richtiger<br />

Werkzeuge ist oft für Defekte verantwortlich. Typisch sind Kugeleindrücke<br />

am Laufbahnrand, verursacht durch rohe Gewalteinwirkungen<br />

beim Einbau, Zubo<strong>de</strong>nfallen vor <strong>de</strong>r Montage<br />

o<strong>de</strong>r Einpressdruck auf <strong>de</strong>n falschen Ring. Kfz-Profis sollten<br />

<strong>de</strong>shalb beim Einbau die Kraft immer auf <strong>de</strong>n einzupressen<strong>de</strong>n<br />

Ring ausüben. Heruntergefallene Lager gehören in <strong>de</strong>n Schrott.<br />

Zu Abschälungen auf <strong>de</strong>m inneren Lagerring kommt es, wenn das<br />

Lager nicht mittig eingepresst wur<strong>de</strong> (Fotos: NTN-SNR)<br />

Meridiane auf <strong>de</strong>n Kugeln – meist bei zweireihigen Kugellagern<br />

– <strong>de</strong>uten darauf hin, dass <strong>de</strong>r Mechaniker die Zentralmutter<br />

o<strong>de</strong>r -schraube nicht angezogen hatte, bevor er das Fahrzeug<br />

bewegte. Dabei schieben sich die bei<strong>de</strong>n Lagerinnenringe auseinan<strong>de</strong>r,<br />

die Kugeln drücken sich am Laufbahnrand ab und<br />

wer<strong>de</strong>n beschädigt. In diesem Fall muss das Radlager unbedingt<br />

getauscht wer<strong>de</strong>n.<br />

Ist das Lager nicht genug verspannt, kommt es zu <strong>de</strong>n charakteristischen<br />

Meridianen auf <strong>de</strong>n Lagerkugeln<br />

Für teilweise o<strong>de</strong>r komplett korrodierte Radlager ist meist ein<br />

Dichtungsscha<strong>de</strong>n verantwortlich. Bei nicht angetriebenen<br />

Achsen ist oft eine <strong>de</strong>fekte Fettkappe <strong>de</strong>r Übeltäter. Schon bei<br />

kleinsten Korrosionspunkten auf <strong>de</strong>r Oberfläche sollte das Radlager<br />

getauscht wer<strong>de</strong>n. Wenn die Werkstatt alte Kleinteile wie<strong>de</strong>rverwen<strong>de</strong>t,<br />

etwa Sicherungen, Muttern, Fettkappen o<strong>de</strong>r<br />

Dichtungen, kann das Lager ebenfalls korrodieren. Ein Grund,<br />

weshalb NTN-SNR Austauschlagern die wichtigsten Kleinteile<br />

beilegt.<br />

Der „natürliche Tod“ eines Radlagers zeigt sich in aller Regel<br />

durch Ermüdungsabschälungen. Tauschen sie schon sehr früh<br />

auf, können jedoch auch an<strong>de</strong>re Probleme zugrun<strong>de</strong> liegen.<br />

Meistens sind dann Montagefehler o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>fekte Umgebungsteile<br />

Schuld am vorzeitigen Ausfall. Deshalb gilt auch dort:<br />

schlechte Teile austauschen und nur passen<strong>de</strong>s Werkzeug zum<br />

Wechseln benutzen.<br />

Ist die Zentralmutter nicht fest genug angezogen, kommt es am<br />

Außenring <strong>de</strong>s Radlagers zu Abschälungen<br />

Ist <strong>de</strong>r Achsträger überlastet o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>fekt, kommt es am Radlager<br />

oft zu Schmierungsproblemen. Die Laufbahnen sind dann<br />

mattiert im Bereich <strong>de</strong>r Einlaufspuren <strong>de</strong>r Rollkörper, die Achsschenkel-Passung<br />

ovalisiert. Zu<strong>de</strong>m rostet häufig die Passung<br />

auf <strong>de</strong>m Lageraußenring in <strong>de</strong>r Lastzone und die Oberfläche<br />

schält sich ab. Im schlimmsten Fall verschweißen sich die Lagerkomponenten.<br />

Unabhängig davon, wie weit das Schmierungsproblem<br />

fortgeschritten ist: Grundsätzlich hilft nur noch<br />

<strong>de</strong>r Austausch <strong>de</strong>s Achsschenkels und <strong>de</strong>s Radlagers.<br />

Der sogenannte „Falsche Brinell-Effekt“ ist heute ein seltenes<br />

Phänomen. Er trat zum Beispiel beim Transport von Neufahrzeugen<br />

vom Produktionsstandort zum Händler auf. Die Stillstandserschütterungen<br />

– etwa beim Bahntransport – führten<br />

dabei zu Abnutzungsspuren in <strong>de</strong>r Lagerlaufbahn.<br />

So läuft’s richtig<br />

Aus <strong>de</strong>m früheren Normteil Radlager ist ein Sicherheitsbauteil<br />

gewor<strong>de</strong>n – die richtige Handhabe in <strong>de</strong>r Werkstatt ist daher<br />

wichtig. Oberstes Gebot beim Ein- und Ausbau von Lagern ist<br />

Sauberkeit. Der Mechaniker darf das Lager erst unmittelbar vor<br />

<strong>de</strong>m Einbau aus <strong>de</strong>r Verpackung nehmen. Im besten Fall liegen<br />

die Kleinteile und das Werkzeug parat, bevor man die erste<br />

Schraube löst. Natürlich sollten Fachleute ausschließlich geeig-<br />

netes Werkzeug verwen<strong>de</strong>n; NTN-SNR empfiehlt dabei die<br />

Spezialwerkzeuge von Hazet. Damit bleiben auch beispielsweise<br />

<strong>de</strong>r Lagersitz im Radträger und die Radnabe intakt. Nach<br />

<strong>de</strong>m Ausbau begutachtet <strong>de</strong>r Kfz-Profi <strong>de</strong>n Zustand aller Umbauteile<br />

<strong>de</strong>s Lagers – also Schwenklager, Radnabe, Achszapfen<br />

– und reinigt diese. Sie sollten vor allem frei von Rissen,<br />

Absplitterungen und Stoßspuren sein. Beschädigte Teile müssen<br />

ausgetauscht wer<strong>de</strong>n.<br />

Vor allem die Radlager mit <strong>de</strong>m ASB-System von NTN-SNR<br />

reagieren empfindlich auf Magnete. Beim ASB-System wird die<br />

Raddrehzahl nicht wie früher analog erfasst und an das ABS-<br />

Steuersystem weitergegeben, son<strong>de</strong>rn digital. Magnetisches<br />

Werkzeug in <strong>de</strong>r Nähe ist tabu. Vor <strong>de</strong>m Einbau prüft <strong>de</strong>r Mechaniker<br />

mit einer Testkarte <strong>de</strong>n Sensorring. Sind die Magnetsegmente<br />

darauf gleichmäßig verteilt, ist alles in Ordnung. Bei<br />

Unregelmäßigkeiten wür<strong>de</strong> das ABS nicht einwandfrei funktionieren.<br />

Den Sensorring, man erkennt ihn an <strong>de</strong>r schwarzen<br />

o<strong>de</strong>r rosafarbenen Dichtung, montiert man zur Fahrzeuginnenseite<br />

hin.<br />

Das Radlager ist ein passgenaues Bauteil. Ohne richtiges<br />

Werkzeug verkantet es <strong>de</strong>shalb bei <strong>de</strong>r Montage leicht. Montagekräfte<br />

dürfen nur auf <strong>de</strong>n einzupressen<strong>de</strong>n Ring wirken, niemals<br />

auf <strong>de</strong>n Wälzkörper. Beson<strong>de</strong>rs wichtig: Kraftausübung<br />

auf bei<strong>de</strong> Ringe gleichzeitig beschädigen das Lager. Beim Einpressen<br />

gelten die Herstellervorgaben. Deshalb schreibt NTN-<br />

SNR bei Tauschlagern stets das vorgeschriebene Drehmoment<br />

auf <strong>de</strong>n Karton. Nach <strong>de</strong>m Einbau folgt die Probefahrt: Das<br />

Lager muss ruhig, gleichmäßig und leise laufen, das ABS fehlerfrei<br />

funktionieren.<br />

Vier Lagergenerationen<br />

Generation null: Einfache Kegelrollenlager.<br />

Generation eins: Der Außenring <strong>de</strong>s Lagers wird einfach<br />

in das Radlagergehäuse eingepresst und die Radnabe<br />

in <strong>de</strong>n Innenring.<br />

Generation zwei: Hat einen Flansch – entwe<strong>de</strong>r zur<br />

Befestigung <strong>de</strong>s Lagers am Fahrzeug, nach<strong>de</strong>m die<br />

Radnabe innen eingepresst wur<strong>de</strong>, o<strong>de</strong>r zur Befestigung<br />

an <strong>de</strong>r Bremsscheibe und am Komplettrad.<br />

Generation drei: Sogenannte Zwei-Flansch-Lager. Ein<br />

Flansch wird an das Fahrzeug geschraubt, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

an die Bremsscheibe und das Rad. Vor allem diese Lager<br />

sind <strong>de</strong>rzeit im Trend, weil die Autohersteller damit<br />

Gewicht sparen und auch <strong>de</strong>r Service einfacher ist.<br />

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