Erzieherinnen- gesundheit - Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
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Kapitel 4: Handlungsfelder<br />
� der Arbeitsumgebung (physikalische<br />
Bedingungen),<br />
� der Arbeitsorganisation,<br />
� den Anforderungen aus der Arbeitsaufgabe,<br />
� den sozialen Bedingungen sowie<br />
� den gesellschaftlichen Bedingungen.<br />
Ein Überblick zu kita-spezifi schen Stressoren<br />
bzw. Belastungen ist in Kap. 6.6 zu fi nden.<br />
Es ist offensichtlich, dass psychische<br />
Belastungen bei Personal in Kindertageseinrichtungen<br />
vor allem auf Grund:<br />
� komplexerer Arbeitsinhalte (z. B. durch<br />
neue pädagogische Anforderungen<br />
wie Beobachtungen, Einschätzung des<br />
Entwicklungsstandes, Vorbereitung<br />
und Durchführung von Entwicklungsgesprächen,<br />
Qualitätsmanagement),<br />
� der Arbeitsorganisation (z. B. durch<br />
pädagogische Konzepte, wie die<br />
offene Arbeit, und fehlende Rahmenbedingungen<br />
zu deren Umsetzung,<br />
Ausgleich von Krankheit und Urlaub im<br />
Kollegenkreis, Dienstberatungen, andere<br />
organisatorische Aufgaben) und<br />
� sozialer Bedingungen (z. B. durch<br />
derzeitige soziale Strukturen der Elternhäuser<br />
und damit einhergehende<br />
Konfl ikte, Druck von Vorgesetzten,<br />
Konkurrenzdenken im Team)<br />
in ihrer Bedeutung zugenommen haben und<br />
weiter zunehmen werden. Sie alle gehen mit<br />
ganz spezifi schen psychosozialen Gefährdungsmustern<br />
einher, da die tägliche Arbeit<br />
immer mehr Personen, wie die zu betreuenden<br />
Kinder, deren Eltern, Kollegen, Kita-Leitung,<br />
Kita-Träger usw., mit einschließt. Eine<br />
Besonderheit der Arbeitsstätte Kita besteht<br />
zusätzlich darin, dass sich das personelle<br />
Umfeld ständig verändert und sich die darin<br />
tätige Person immer wieder neu an Kinder<br />
und Eltern sowie wechselnde Gruppenstrukturen<br />
gewöhnen und angemessen agieren<br />
muss. Die Entwicklung zur Kommunikationsgesellschaft,<br />
Flexibilisierung von Arbeitszeit<br />
und Arbeitsort (nicht nur bei Erzieherpersonal,<br />
sondern v. a. bei den Eltern), Entlohnung,<br />
Anforderungsprofi len und lebenslanges berufl<br />
iches Lernen sind die Szenarien der Zukunft,<br />
auf die sich Kita-Träger wie auch Kita-<br />
Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter einstellen<br />
müssen (Berufsverband der Unfallkassen<br />
2005).<br />
Bei Kita-Personal sind auch negative Beanspruchungsfolgen<br />
aufgrund vielfältiger und<br />
paralleler Anforderungen in einem komplexen<br />
sozialen System vorzufi nden. Dazu gehören<br />
v. a.:<br />
18<br />
� Stress,<br />
� arbeitsbedingte Müdigkeit mit (psychischer)<br />
Erschöpfung,<br />
� Burnout und<br />
� Arbeitsunzufriedenheit.<br />
Begleitende Symptome dieser negativen Beanspruchungsfolgen<br />
sind zwischenmenschliche<br />
Konfl ikte, die in Mobbing enden können.<br />
Weiterhin werden körperliche Beschwerden,<br />
wie z. B. Rückenbeschwerden, Magen-Darm-<br />
Probleme oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
häufi g durch psychische und psychosoziale<br />
Belastungen mit verursacht. Auch der Verlust<br />
der Empathiefähigkeit als Schutzmechanismus<br />
vor weiter zunehmender chronischer Stressaktivierung<br />
wurde für den sozialen Bereich nachgewiesen<br />
(Stück et al .2005).<br />
Einfl uss von Führung bei der Entstehung<br />
von psychischer Belastung<br />
Insbesondere der Führung - sei es die eines<br />
Kita-Trägers im Großen oder die der Kita-Leitung<br />
im Kleinen – kommt im Bereich der psychischen<br />
Belastungen eine Schlüsselfunktion<br />
zu. Überall dort, wo Menschen an Aufgaben<br />
arbeiten oder gemeinsame Ziele verfolgen, ist<br />
es notwendig, das Miteinander abzustimmen,<br />
die Menschen zu motivieren und zu beeinfl ussen<br />
(Bundesverband der Unfallkassen 2005, S.<br />
31 ff.). Dabei werden Individuen entweder aus<br />
organisatorischer Sicht durch Strukturen gelenkt<br />
(z. B. Technik, Verfahrensanweisungen,<br />
Dienstanweisungen und Regelungen) oder aus<br />
sozialer Sicht personal geführt (durch Vorgesetzte).<br />
Führung ist im ersten Kontext als reine bürokratische<br />
Umsetzung organisationaler Erfordernisse<br />
anzusehen, in der die Führungskräfte<br />
die ihnen zugedachten Funktionen übernehmen<br />
und im Sinne der festgelegten Organisationsziele<br />
agieren. Im zweiten Kontext ist Führung<br />
jedoch weniger rational, denn diejenige<br />
Person, die führt, wird von den Geführten als<br />
Person mit all ihren Eigenheiten und Fähigkeiten<br />
wahrgenommen. Ihr werden Absichten zugeschrieben<br />
und Vertrauen entgegengebracht.<br />
Dadurch gewinnt die Führung eine zusätzliche,<br />
gefühlsmäßig eingefärbte Bedeutung.<br />
In der Arbeitswelt ist Führung eine unverzichtbare<br />
Größe und darf nicht zur Routine werden,<br />
denn sie ist ein sozialer Prozess, der ständig<br />
den sich ändernden Umständen angepasst<br />
werden muss. Beispielsweise sind Aufgaben<br />
nicht immer von vornherein überschaubar und<br />
gegenüber anderen Tätigkeiten abgrenzbar,<br />
neue gesetzliche Regelungen und Erkenntnisse<br />
machen Anpassungen, Veränderungen und