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Die Neue Hochschule - Hlb

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14 STOCKER<br />

Prof. Dr. Klaus Stocker<br />

International Business<br />

Georg-Simon Ohm University<br />

of Applied Sciences<br />

Klaus-Stocker@t-online.de<br />

DNH 6 ❘ 2010<br />

Klaus Stocker<br />

Der MBA oder<br />

des Kaisers neue Kleider<br />

Wenn die laute Kritik am Bologna<br />

Prozess vorwiegend auf den Bachelor<br />

gerichtet ist, so vermutlich nur deshalb,<br />

weil die meisten Studierenden noch<br />

nicht bei den Masterprogrammen<br />

gelandet sind. Master und vor allem der<br />

betriebswirtschaftliche Sonderfall MBA<br />

waren bisher in Deutschland ein Exklusivstudium<br />

für eine kleine Minderheit:<br />

<strong>Die</strong> Karriereversprechen der Anbieter<br />

von Masterprogrammen stehen in krassem<br />

Gegensatz zu der Tatsache, dass nur<br />

3% der Vorstandsmitglieder der 100<br />

größten deutschen Unternehmen einen<br />

MBA-Abschluss aufweisen, 49% dagegen<br />

eine Promotion. Aber das dürfte<br />

sich in Zukunft ändern: Selbst wenn<br />

tatsächlich nur ein Drittel der Bachelorabsolventen<br />

weiterstudieren dürfen<br />

oder wollen, so werden dann immerhin<br />

über 12% eines gesamten Altersjahrgangs<br />

der Bevölkerung ein Masterstudium<br />

beginnen, also mehr als in den siebziger<br />

Jahren insgesamt studiert haben.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklung wird schon sehr bald<br />

einsetzen und die Mehrheit der deutschen<br />

<strong>Hochschule</strong>n ist darauf weder<br />

qualitativ noch quantitativ vorbereitet;<br />

sie werden vermutlich damit ähnlich<br />

überfordert sein wie bei der Einführung<br />

der Bachelorprogramme und sie würden<br />

gut daran tun, sich vorher um die Klärung<br />

einiger wichtiger Fragen zu kümmern,<br />

die vor allem das Selbstverständnis<br />

der deutschen und europäischen<br />

Hochschultradition berühren.<br />

Unübersichtlichkeit<br />

beim Thema Master oder MBA<br />

<strong>Die</strong> offenen Fragen beginnen mit der<br />

Frage nach dem Unterschied zwischen<br />

MBA und „Master“. Meist hört man,<br />

dass der MBA nicht fachlich vertiefend,<br />

sondern generalistisch sein soll, was<br />

sicherlich seiner Herkunft als Aufbaustudium<br />

für Ingenieure vor 100 Jahren<br />

am ehesten gerecht wird. Nur leider<br />

harmoniert diese Erkenntnis so gar<br />

nicht mit der heutigen Realität, in der<br />

auch MBA’s für Industrial Design oder<br />

Internationales Steuerrecht angeboten<br />

werden, was wiederum die Puristen auf<br />

die Palme bringt. Aber die Welt hat sich<br />

in hundert Jahren weitergedreht und<br />

die Frage sei gestattet, warum eigentlich<br />

Betriebswirte mit dem MBA noch einmal<br />

vorwiegend Managementkenntnisse<br />

erwerben sollen, wenn sie das in<br />

ihrem Erststudium auch schon gemacht<br />

haben oder jedenfalls gemacht haben<br />

sollten? Hier macht es doch mehr Sinn,<br />

eine Vertiefungsrichtung einzuschlagen,<br />

statt noch weitere ein bis zwei Jahre<br />

ohnehin meist theoretisches Managementwissen<br />

zu erwerben. Das würde<br />

bedeuten, dass für Betriebswirte die<br />

enger fokussierten Master of Arts (MA)<br />

oder Science (MSc) besser geeignet sind,<br />

während der klassische MBA alter Prägung<br />

eher für Ingenieure, Architekten<br />

oder Sozialwissenschaftler, vielleicht<br />

noch Volkswirte sinnvoll ist.<br />

Ähnlich offen ist auch die Frage, ob<br />

zwischen Erststudium und Master eine<br />

Phase der Berufstätigkeit liegen soll.<br />

International ist für den MBA die vorherige<br />

Berufstätigkeit erwünscht, wenn<br />

auch nicht generell, auch die KMK ließ<br />

bisher beide Formen zu. Akkreditierungsagenturen<br />

sehen das unterschiedlich<br />

und es gibt auch MBA’s renommierter<br />

<strong>Hochschule</strong>n in Deutschland, die<br />

nur eine Art Praktikum als Mindestvoraussetzung<br />

verlangen. In der Presse<br />

gibt es dazu keine einheitliche Meinung,<br />

sonder eher ein großes Durcheinander:<br />

Da entrüstet man sich darüber,<br />

dass überhaupt <strong>Hochschule</strong>n

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