Die Neue Hochschule - Hlb
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Hans-Wolfgang Waldeyer nimmt Stellung zu dem Kommentar zum Brandenburgischen Hochschulgesetz<br />
von Lothar Knopp und Franz-Josef Peine und empfiehlt ihn trotz einiger kritischen Anmerkungen als ein<br />
unverzichtbares Hilfsmittel bei der Auslegung des Gesetzes.<br />
schulen auch auf § 3 Abs. 1 Satz 2<br />
BbgHG Bezug genommen. Danach<br />
bereiten die <strong>Hochschule</strong>n auf berufliche<br />
Tätigkeiten vor, die die Anwendung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse und wissenschaftlicher<br />
Methoden erfordern. Hieraus<br />
kann abgeleitet werden, dass die Lehre<br />
an den Fachhochschulen wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse und wissenschaftliche<br />
Methoden zu vermitteln hat.<br />
In § 4 Abs. 1 Satz 1 BbgHG wird auch<br />
für die Professoren der Fachhochschulen<br />
die Freiheit der Lehre garantiert.<br />
<strong>Die</strong>se umfasst das Recht auf Äußerung<br />
von wissenschaftlichen Lehrmeinungen.<br />
Gemäß § 16 Abs. 1 BbgHG sollen Lehre<br />
und Studium die Studierenden auf<br />
berufliche Tätigkeiten vorbereiten und<br />
ihnen die dafür erforderlichen fachlichen<br />
Kenntnisse, Fähigkeiten und<br />
Methoden so vermitteln, dass sie zu<br />
wissenschaftlicher Arbeit und selbstständigem<br />
Denken befähigt werden. <strong>Die</strong>se<br />
Regelung legt ein für die Universitäten<br />
und Fachhochschulen einheitliches<br />
Ausbildungsziel fest.<br />
<strong>Die</strong> Wissenschaftlichkeit der Fachhochschullehre<br />
kommt besonders deutlich<br />
dadurch zum Ausdruck, dass in § 3<br />
Abs. 1 Satz 4 BbgHG den Fachhochschulen<br />
anwendungsbezogene Forschung<br />
als Pflichtaufgabe zugewiesen<br />
wird. <strong>Die</strong> Forschung in den <strong>Hochschule</strong>n<br />
dient gemäß § 33 Abs. 1 Satz 1<br />
BbgHG nicht nur der Gewinnung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse, sondern<br />
auch der wissenschaftlichen Grundlegung<br />
und Weiterentwicklung von Lehre<br />
und Studium.<br />
Als Ergebnis ist festzuhalten, dass den<br />
brandenburgischen Fachhochschulen<br />
anwendungsbezogene wissenschaftliche<br />
Lehre als Pflichtaufgabe zugewiesen ist.<br />
2. Forschung<br />
Gemäß § 3 Abs. 1 Satz 4 obliegt den<br />
brandenburgischen Fachhochschulen<br />
anwendungsbezogene Forschung als<br />
Pflichtaufgabe. Anwendungsbezogene<br />
Forschung wird definiert als „Forschung,<br />
die überwiegend an dem Ziel<br />
einer praktischen Anwendbarkeit ihrer<br />
Ergebnisse orientiert ist“. 5) Grundlagenforschung<br />
und anwendungsbezogene<br />
Forschung unterscheiden sich somit nur<br />
durch die Zielsetzung, die Forschungstätigkeit<br />
ist in beiden Bereichen prinzipiell<br />
von einheitlicher Natur. 6) Auch<br />
anwendungsbezogene Forschung ist<br />
daher Forschung im Sinne von Art. 5<br />
Abs.3 Satz 1 GG.<br />
Das Wort „insbesondere“ in § 3 Abs. 1<br />
Satz 4 BbgHG macht deutlich, dass<br />
auch Grundlagenforschung den Fachhochschulen<br />
obliegen kann. <strong>Die</strong>se ist<br />
aber gegenüber der anwendungsbezogenen<br />
Forschung nachrangig und kommt<br />
nur in Ausnahmefällen in Betracht.<br />
3. Einheit von Forschung und Lehre<br />
Da den Fachhochschulen anwendungsbezogene<br />
wissenschaftliche Lehre und<br />
anwendungsbezogene Forschung<br />
obliegt, ist auch an ihnen die Einheit<br />
von Forschung und Lehre gegeben. <strong>Die</strong>s<br />
hat das Bundesverfassungsgericht 7) erst<br />
kürzlich zutreffend festgestellt.<br />
II. Begriff<br />
„wissenschaftliche <strong>Hochschule</strong>n“<br />
Zur Abgrenzung von den Fachhochschulen<br />
bezeichnet Herrmann die Universitäten<br />
als „wissenschaftliche <strong>Hochschule</strong>n“.<br />
8) <strong>Die</strong>se Begriffsbildung kann<br />
nicht überzeugen. <strong>Die</strong> Fachhochschulen<br />
sind zwar keine „wissenschaftlichen<br />
BRANDENBURGISCHES HG 39<br />
<strong>Hochschule</strong>n“ im herkömmlichen<br />
Sinne, weil ihnen Promotionsrecht und<br />
Habilitationsrecht fehlen. Wissenschaft<br />
vollzieht sich aber nicht nur in den Formen<br />
der Promotion und Habilitation.<br />
Prägendes Merkmal der wissenschaftlichen<br />
<strong>Hochschule</strong>n ist letztlich die Einheit<br />
von Forschung und Lehre. 9) Da<br />
diese auch an den Fachhochschulen<br />
gegeben ist, sind diese als wissenschaftliche<br />
<strong>Hochschule</strong>n eigener Prägung einzuordnen.<br />
10) Das Bundesverfassungsgericht<br />
11) ordnet daher die Fachhochschulen<br />
ebenso wie die Universitäten<br />
als „wissenschaftliche Ausbildungsstätten“<br />
ein und vermeidet die Verwendung<br />
des Begriffs „wissenschaftliche<br />
<strong>Hochschule</strong>n“ zur Kennzeichnung der<br />
Universitäten.<br />
III. Promotionsrecht<br />
für Fachhochschulen<br />
Hierzu führt Herrmann aus: 12) „§§ 29<br />
Abs. 1 Satz 1, 30 Abs. 1 Satz 1 beschränken<br />
das Promotions- und Habilitationsrecht<br />
auf die Universitäten. <strong>Die</strong> Befugnis,<br />
Promotionen durchzuführen, kann<br />
demnach Fachhochschulen nicht übertragen<br />
werden. Es gehört zu den Grundlagen<br />
des Verhältnisses zwischen Staat<br />
und <strong>Hochschule</strong> (als Selbstverwaltungs-<br />
5) Bundesbericht Forschung VI, BT-Drucksache<br />
8/3024, S. 444<br />
6) Vgl. Wissenschaftsrat, Empfehlungen zu Organisation,<br />
Planung und Förderung der Forschung,<br />
1975, S. 26; Flämig, Handbuch des<br />
Wissenschaftsrechts, 1. Auflage 1982, S. 882<br />
7) Beschluss vom 13. April 2010, Az.: 1BvR<br />
216/07, Rdnr. 49-51<br />
8) § 29 Rdnr. 9 und 10<br />
9) Krüger, Handbuch des Wissenschaftsrechts,<br />
Bd. 1, 2. Auflage, 1996, S. 209, 213<br />
10) Waldeyer (o. Fn. 3), Rdnr. 207<br />
11) Beschluss vom 13. 4. 2010, Az.: 1 BvR<br />
216/07, Rdnr. 48<br />
12) § 29 Rdnr. 9 und 10<br />
DNH 6 ❘ 2010