Die Neue Hochschule - Hlb
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34 KLING-KIRCHNER<br />
der T.U. Darmstadt und der <strong>Hochschule</strong><br />
Ingolstadt mit Veranstaltungen in<br />
Mathematik, Informatik und Ingenieurwissenschaften.<br />
Neben den Projektbeispielen<br />
wurden den Teilnehmenden der<br />
Fortbildung vielfältige praktische Ideen<br />
für die Hochschullehre angeboten.<br />
Dabei ging es vor allem um die Erprobung<br />
aktivierender Methoden zur Förderung<br />
eines erfahrungsbasierten und<br />
problemorientierten Lehrens im Seminar,<br />
die eine effektive Kompetenzvermittlung<br />
sichern sollen.<br />
Wichtige offene Fragen<br />
Allerdings haben viele der neuen Ideen,<br />
Vorschläge und didaktischen Beispiele<br />
eine Reihe von wichtigen Fragen aufgeworfen,<br />
die in der Fortbildung „Hochschuldidaktik<br />
kompakt“ mit bedenkenswerten<br />
Argumenten diskutiert wurden<br />
und die für die unterschiedlichen Lehr-<br />
Lern-Situationen immer wieder neu<br />
überlegt und entschieden werden müssen.<br />
So wurde durch die in der Fortbildung<br />
vorgestellten didaktischen Beispiele aus<br />
der Lehrpraxis u.a. der Fachhochschule<br />
in Ingolstadt deutlich, dass und wie<br />
beruflich relevante Problemlösungen<br />
selbst in den ersten Semestern technischer<br />
Studiengänge projektbezogen und<br />
erfahrungsbasiert erlernt werden können.<br />
Das führte jedoch auf Seiten der<br />
Teilnehmenden u.a. zu der Frage, ob<br />
nicht das Lernen, wenn es zu stark problem-<br />
und erfahrungsbasiert erfolgt, zu<br />
viel Zeit in Anspruch nimmt, und ob<br />
die Studierenden im Rahmen derartiger<br />
Projekte ein ausreichendes Verständnis<br />
der Grundprinzipien des Stoffes erwerben<br />
können.<br />
<strong>Die</strong>ses ist eine sehr ernst zu nehmende<br />
Überlegung, die für jede Planung einer<br />
Lehrveranstaltung bedeutungsvoll ist.<br />
Sicher bleibt zu klären, ob das übergreifende<br />
Lehr-Lernziel „Kompetenzorientierung“<br />
nur mit Hilfe erfahrungsbasierter<br />
Projekte erreichbar ist oder ob nicht<br />
auch die Initiierung von „Mini-Erfahrungen“<br />
im Rahmen einer ansonsten<br />
DNH 6 ❘ 2010<br />
wissensorientierten Lehrveranstaltung<br />
für die Entwicklung spezifischer Kompetenzen<br />
ausreichend sein kann.<br />
In diesem Zusammenhang kam die<br />
Frage auf, ob kompetenzorientierte<br />
Lehrmethodik, so wie sie in der Fortbildung<br />
vorgestellt wurde, vor allem auf<br />
pädagogischen Kommunikations- und<br />
Handlungsansätzen beruhen müsse<br />
oder ob nicht auch ausgesprochen lehrgebietsbezogene<br />
Angebote denkbar<br />
sind, mit deren Hilfe erfahrungsbezogene<br />
Lernsituationen für die Studierenden<br />
geschaffen werden können. Dabei<br />
wurde von den Teilnehmenden darauf<br />
hingewiesen, dass es Grundvoraussetzung<br />
der Lehrtätigkeit im je eigenen<br />
disziplinären Wissens- und Forschungsbereich<br />
sei, sich nicht nur mit dem<br />
Inhalt der Lehre zu beschäftigen, sondern<br />
sich ebenfalls der Vorgehensweise<br />
in einer Lehrveranstaltung und damit<br />
dem Lernen der Studierenden zu widmen.<br />
Gleichzeitig wurde von den Teilnehmenden<br />
darauf verwiesen, dass die Vermittlung<br />
von Kompetenzen im Sinne<br />
einer Berufsbefähigung für die Studiengänge<br />
an Fachhochschulen keine <strong>Neue</strong>rung,<br />
sondern eine Selbstverständlichkeit<br />
und damit keineswegs so neu sei<br />
wie häufig diskutiert würde.<br />
Außerdem habe die Strukturierung des<br />
Studiums anhand von Modulen, von<br />
Bildungspolitikern als Meilenstein für<br />
Berufsbefähigung gefeiert, teilweise<br />
erhebliche Nachteile für die Studierenden:<br />
Es gehe ein Großteil der Angaben<br />
über die notwendig zu vermittelnden<br />
Inhalte verloren, und von Kompetenzen<br />
zu reden scheine wichtiger geworden,<br />
als das dafür erforderliche Wissen<br />
darzustellen.<br />
Überdies wurde die kritische Frage<br />
gestellt, ob ein durch Bologna verkürztes<br />
Fachstudium, der Bachelor – auch<br />
wenn unterstützt durch die in der Fortbildung<br />
präsentierten didaktischen<br />
Angebote – sich wirklich konstruktiv<br />
auf die Berufsfähigkeit und die spätere<br />
berufliche Tätigkeit der Studierenden<br />
auswirkt.<br />
Insgesamt betrachtet ging es um die<br />
Frage, wie im eigenen Fachgebiet mittels<br />
der angebotenen Lehrmethoden<br />
und Handlungsformen die Studierenden<br />
die Inhalte praktisch wirksamer<br />
und erfolgreicher aufnehmen könnten.<br />
<strong>Die</strong> Fortbildungsveranstaltung wurde<br />
als Anstoß für eigene weitergehende<br />
didaktische Überlegungen gewertet. Am<br />
Ende wurde der Wunsch nach einer<br />
Fortsetzung der Fortbildung laut, die<br />
allerdings auf das eigene Lehrgebiet<br />
fokussiert sein und eine fachspezifische<br />
Didaktik-Beratung anbieten sollte. <strong>Die</strong><br />
in der Fortbildung „Hochschuldidaktik<br />
kompakt“ angebotenen lehrgebietsunspezifischen<br />
kommunikativen Handlungsansätze<br />
könnten zwar erste Anregungen<br />
geben, aber eine Überprüfung<br />
und Fortentwicklung der eigenen Lehrmethodik<br />
müsse fachspezifisch erfolgen.<br />
‚Quintessenz’ der Fortbildungsveranstaltung<br />
und neue lehrmethodische<br />
Herausforderungen<br />
In der Fortbildung „Hochschuldidaktik<br />
kompakt“ ist Folgendes deutlich geworden:<br />
1. Hochschullehrer sind bereit, ihre<br />
Lehrmethodik zu reflektieren. Sie<br />
wollen und sie brauchen dabei angemessene<br />
Unterstützung.<br />
2. Lehrmethodiken müssen den zu vermittelnden<br />
Inhalten angepasst und<br />
auf die jeweils beteiligten Hochschullehrer<br />
und Studierenden zugeschnitten<br />
sein.<br />
3. Der im Rahmen der Bologna-Reform<br />
bedeutungsvolle Begriff der „Kompetenzorientierung“<br />
ist ein intentionaler<br />
Begriff und kann erst mit Hilfe<br />
von Verknüpfungen mit realen problematischen<br />
Erfordernissen und den<br />
für die entsprechenden Problemlösungen<br />
notwendigen Kompetenzen<br />
konkretisiert werden.