«Die Post» - Personalzeitung - Die Schweizerische Post
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16 Hintergrund Mehrsprachigkeit<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> Nr. 10/2009<br />
www.post.ch/personalzeitung<br />
«Ein Sprachaufenthalt ist<br />
eine Erfahrung fürs Leben»<br />
Lernt man besser eine zweite Landessprache oder Englisch? Iwar Werlen, Professor am Institut für<br />
Sprachwissenschaft der Universität Bern, zu Pro und Kontra der Mehrsprachigkeit.<br />
Intervista: Claudia Grasso / Foto: Silvia Moser<br />
Professor Iwar Werlen: «Es ist erwiesen, dass mit der Anzahl Sprachen, die jemand spricht, auch der Lohn steigt.»<br />
41 Prozent der Mitarbeitenden der <strong>Post</strong><br />
finden es nicht nötig, eine zweite Landessprache<br />
zu sprechen. Was sagen Sie zu<br />
diesem Resultat?<br />
Das erstaunt mich ehrlich gesagt. In einer<br />
Studie, die ich vor zwei Jahren in der Schweiz<br />
durchgeführt habe, fanden es 90 Prozent der<br />
Befragten wichtig, mindestens eine zweite Landessprache<br />
zu sprechen.<br />
Ist die Mehrsprachigkeit in der Schweiz<br />
ein Problem oder eine Chance?<br />
Beides. Als Schweizer haben wir das Glück,<br />
uns mit den Bewohnern unserer Nachbarländer<br />
verständigen zu können. Der Kontakt zu Personen<br />
mit anderem sprachlichen und kulturellen<br />
Hintergrund fördert die Toleranz. <strong>Die</strong> Mehrsprachigkeit<br />
erfordert aber auch einen beachtlichen<br />
Verwaltungsapparat und das Engagement jedes<br />
Einzelnen beim Fremdsprachenlernen.<br />
Wie verhalten sich die verschiedenen<br />
Sprachgruppen in Bezug auf die Mehrsprachigkeit?<br />
In der Schweiz sprechen lediglich 13 Prozent<br />
der Bevölkerung nur eine Sprache. Im Tessin<br />
sinkt die Quote sogar auf acht Prozent. <strong>Die</strong><br />
Tessiner sind in den Landessprachen aber versierter<br />
als im Englischen. <strong>Die</strong> Romandie ist<br />
punkto Fremdsprachen am wenigsten bewandert.<br />
Dennoch hält die Schweiz in Sachen<br />
Sprachkenntnisse, gemeinsam mit Skandinavien,<br />
den europäischen Rekord.<br />
Wie oft und wo haben die Schweizer<br />
Gelegenheit, eine zweite Landessprache<br />
zu sprechen?<br />
Landessprachen sind vor allem bei der<br />
Arbeit nützlich, besonders im stark kundenorientierten<br />
<strong>Die</strong>nstleistungssektor. In der Familie<br />
wird selten eine andere Sprache gesprochen,<br />
ausser der Partner sei fremdsprachig.<br />
Wie sehr sind die Schweizer willens, eine<br />
zweite Landessprache zu lernen?<br />
Meine Untersuchungen ergaben, dass die<br />
Schweizer aus einer Art Patriotismus heraus<br />
motiviert sind, eine zweite Landessprache zu