inforetica_0409 1 - Rhätische Bahn
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Trotzdem wies die grösste Räumbreite der Dampfschleuder<br />
bei 3,6 m. Die Konstruktionsbreite der Berninabahn-Fahrzeuge<br />
betrug damals 2,5 m, womit zwischen<br />
den Fahrzeugen und der Schneemauer nur je Seite<br />
55 cm blieben. An den Stellen, wo der Wind stark wehte,<br />
setzte sich viel Schnee an und durch das Räumen entstand<br />
ein Kanal, wodurch die Züge fahren mussten.<br />
Beim Durchfahren pressten die Triebfahrzeuge und die<br />
Spurpflüge den Schnee seitlich an die Wand und härteten<br />
diese dermassen, dass die Züge stecken blieben. Um<br />
dies zu verhindern, musste der Abstand zwischen Fahrzeugen<br />
und Schneewand grösser werden. Direktor Zimmermann<br />
besuchte mit einer Delegation der Berninabahn<br />
die Norwegischen Staatsbahnen. Diese hatten auf<br />
der Bergenbahn ähnliche Winterverhältnisse wie am<br />
Bernina. Mittels eines gezogenen Wagens, welcher gros se,<br />
seitlich nach aussen zu öffnende Wände hatte, zogen<br />
die Norweger den Schnee ins Innere des Wagens und<br />
liessen ihn hinten in Fahrbahnmitte gleiten. Die hinter<br />
der Räumkomposition folgende Dampfschneeschleuder<br />
warf den Schnee weit weg. Durch diese Methode entstand<br />
ein breiter Schneekanal, in welchem die Schneepflüge<br />
der Lokomotiven den gesammelten Schnee seitlich<br />
hinauszuwerfen vermochten, ohne dass es zu<br />
Stauungen kam. Von dieser Arbeitsweise begeistert,<br />
kehrte die Delegation zurück und plante sofort einen<br />
Schneeräumer wie sie ihn in Norwegen gesehen hatten.<br />
Die Werkstätte Poschiavo baute auf dem Untergestell<br />
des L 302 im Jahre 1936 den Schneeräumer mit der<br />
Nummer X 1002. Der Wagen bewährte sich und half die<br />
Zahl der Züge, die im harten Schnee stecken blieben<br />
stark zu reduzieren.<br />
Mit diesen insgesamt acht Schneeräumungsfahrzeugen<br />
räumte die Berninabahn bis 1940 ihre Linien. Die Be-<br />
<strong>Rhätische</strong> <strong>Bahn</strong> InfoRetica, Nr. 4 / 2009<br />
reitstellung der beiden Dampfschneeschleudern verursachte<br />
jedoch einen grossen Kohlenverbrauch und im<br />
Einsatz mussten jeweils vier Mann anwesend sein.<br />
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erschwerte und<br />
verteuerte sich die Beschaffung von Kohle für den Betrieb<br />
der Dampfschneeschleudern. Der Umstand, dass<br />
die beiden Salonwagen seit 1936 so gut wie nie zum<br />
Einsatz gelangten und der speziell dafür eingerichtete<br />
Küchenwagen Xü 31 ungenutzt herumstand, bewog die<br />
Berninabahn letzteren in eine nicht selbstfahrende<br />
elektrische Schneeschleudermaschine umzubauen. Die<br />
Werkstätte Poschiavo räumte den Wagen aus und installierte<br />
darin als Antriebsmotor einen ausgedienten<br />
Generator einer Umformergruppe. In einem aus Eisen<br />
zusammengeschweissten Gestell baute sie zwei kleine<br />
Schleuderräder, welche der zum Motor umgebaute Generator<br />
antrieb. Die Stromabnahme erfolgte über einen<br />
Lyrabügel in der Mitte des Daches. Trotz kleinem Schluckvermögen<br />
der beiden Schleuderräder genügte die Schneeschleuder<br />
bei Neuschnee und Wind und die beiden<br />
Dampfschneeschleudermaschinen mussten nur noch<br />
sehr selten, bei Sturm und Lawinenniedergängen, ausrücken.<br />
Seit der Fusion mit der RhB bis Mitte der Sechszigerjahre<br />
änderte sich nichts. Zwei neue elektrische Schneeschleudermaschinen<br />
und die hydraulischen Spurpflüge<br />
von Stadler verursachten eine Modernisierung der<br />
Schneeräumung.<br />
9129 Morteratsch, Foto Ernst Hofstetter 9132 Samedan 31.5.1974<br />
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