ZNN 7+8/2004, S. 38-41 - Zahnärztekammer Niedersachsen
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VOLLKERAMISCHE RESTAURATIONEN<br />
■ Einleitung<br />
Vollkeramische Restaurationsmaterialien sind in der Zahnheilkunde<br />
immer dann gefragt, wenn höchste Ansprüche<br />
an Ästhetik und Biokompatibilität gestellt werden. Die<br />
hohe Biokompatibilität von Keramiken beruht auf der Tatsache,<br />
dass sich deren Bestandteile bereits auf einer hohen<br />
Oxidationsstufe befinden. Eine weitere Reaktion unter den<br />
feuchtwarmen Bedingungen des Mundmilieus, wie von<br />
einigen Metall-Legierungen bekannt, ist daher unwahrscheinlich.<br />
Man spricht auch von einem reaktionsträgen<br />
oder inerten Verhalten der Keramik. Negative Wechselwirkungen<br />
mit dem umgebenden Gewebe sind damit nicht zu<br />
erwarten. Von klinischen Nachuntersuchungen ist zudem<br />
bekannt, dass die Akkumulation mikrobieller Plaque auf<br />
glasierten vollkeramischen Oberflächen geringer war, als<br />
bei anderen dentalen Werkstoffen. Keramische Materialien<br />
können hinsichtlich der optischen und mechanischen Eigenschaften<br />
nahezu exakt auf die natürliche Zahnhartsubstanz<br />
abgestimmt werden. Dies betrifft insbesondere<br />
das spezifische Eigenschaftsprofil des Zahnschmelzes.<br />
Neben diesen zahlreichen positiven Eigenschaften besitzen<br />
keramische Werkstoffe auch gewisse Nachteile: Aufgrund<br />
der gerichteten kovalenten Bindungen im Kristallgitter zeigen<br />
Keramiken im Vergleich zu Metallen eine geringere<br />
mechanische Festigkeit, eine höhere Festigkeitsstreuung<br />
sowie eine zeitabhängige Festigkeitsminderung. Diese waren<br />
u. a. verantwortlich für die hohen Misserfolgsraten<br />
früherer vollkeramischer Restaurationen [Erpenstein H.,<br />
Kerschbaum Th./ Mc Lean, J. W:]. Oft ist noch das Vorurteil<br />
anzutreffen, dass vollkeramische Restaurationen eine sehr<br />
invasive Präparationsgestaltung erfordern. Dies war für die<br />
früher überwiegend verwendete keramische Jacketkrone<br />
und Kronen aus dem ersten gussfähigen Glaskeramik-System<br />
zutreffend, für die ein hoher axialer Abtrag als notwendig<br />
erachtet wurde, um eine ausreichende Festigkeit zu<br />
erzielen. Neue In-vitro-Erkenntnisse und ein besserer Einblick<br />
in die Stressformation vollkeramischer Restaurationen<br />
haben jedoch in den letzten Jahren zu einer zurückhaltenderen<br />
Präparationsweise geführt. Aktuell verfügbare vollkeramische<br />
Systeme haben durch die rasante technische<br />
Weiterentwicklung der letzten Jahre eine erhebliche Festigkeitssteigerung<br />
und Anwendersicherheit erfahren, die sich<br />
in zufriedenstellenden klinischen Daten wiederspiegelt.<br />
Wesentliche Voraussetzungen für einen klinischen Langzeiterfolg<br />
sind jedoch eine korrekte Materialauswahl und<br />
Indikationsstellung für die verfügbaren Systeme.<br />
Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die Restaurationsmöglichkeiten<br />
mit aktuell verfügbaren vollkeramischen<br />
Systemen.<br />
ZAHNÄRZTLICHE<br />
NACHRICHTEN<br />
NIEDERSACHSEN 9/04<br />
■ Wurzelstifte aus Keramik<br />
Der zunehmende klinische Einsatz vollkeramischer Restaurationen<br />
hoher Transluzenz hat in den letzten Jahren die<br />
Anforderungen an die optischen Eigenschaften des Aufbausystems<br />
für endodontisch behandelte Zähne erheblich<br />
verändert. Wurzelstifte aus Metall sind nicht immer in der<br />
Lage, die Forderungen nach einer hohen Korrosionsbeständigkeit<br />
und Gewebeverträglichkeit zu erfüllen. Zudem wird<br />
vermehrt die fehlende Transluzenz metallischer Stiftaufbauten<br />
beklagt, die das Erscheinungsbild vollkeramischer<br />
Restaurationen stark beeinträchtigen können und teilweise<br />
blaulivide Verfärbungen der<br />
angrenzenden Gingiva hervorrufen.<br />
Mit der Einführung<br />
konfektionierter Wurzelstifte<br />
aus teilstabilisierter Zirkoniumdioxid(ZrO<br />
2)-Keramik (z. B.<br />
Cerapost oder Cosmopost)<br />
stehen metallfreie Stiftaufbausysteme<br />
mit vielverspre-<br />
chenden ästhetischen und<br />
werkstofflichen Eigenschaften<br />
zur Verfügung. Durch die<br />
Entwicklung einer speziellen<br />
Glaskeramik (IPS Empress<br />
Cosmo), die als individueller<br />
Stumpfaufbau an konfektionierte<br />
Wurzelstifte aus ZrO 2-<br />
Keramik angepresst werden<br />
kann, ist die Herstellung einteiliger,<br />
halbkonfektionierter<br />
Stiftaufbauten möglich<br />
geworden (Abb. 2). Der<br />
Haupteinsatzbereich ist die<br />
Frontzahnregion des Oberkiefers<br />
[Edelhoff D., Spiekermann<br />
H., Yildirim M.:]. Eine<br />
Steigerung der Stiftretention<br />
im Wurzelkanal sowie eine<br />
bessere Spannungsverteilung<br />
auf die umgebene Kanalwand<br />
kann durch eine adhäsive Befestigung<br />
erzielt werden. Für<br />
die adhäsive Befestigung eignen<br />
sich autopolymerisierende<br />
oder dualhärtende Dentinadhäsiv-<br />
und Befestigungskomposit-Systeme.<br />
Rein<br />
lichthärtende Befestigungsmaterialien<br />
können angesichts<br />
der geringen Durch-<br />
Abb. 1a: Durchlichtaufnahme von zu Behandlungsbeginn<br />
vorhandenen metallkeramischen<br />
Kronen (11 und 21), die aufgrund<br />
einer insuffizienten Randschlussqualität<br />
entfernt wurden.<br />
Abb. 1b: Durchlichtaufnahme von nachfolgend<br />
eingegliederten vollkeramischen Kronen<br />
aus Silikatkeramik.<br />
Abb. 2: Versorgung von Frontzähnen (11 bis<br />
23) mit konfektionierten Wurzelstiften aus<br />
teilstabilisierter Zirkoniumdioxid-Keramik,<br />
die im zahntechnischen Labor mit einem<br />
individuellen Stumpfaufbau aus einer speziellen<br />
Glaskeramik versehen wurden.