ZNN 7+8/2004, S. 38-41 - Zahnärztekammer Niedersachsen
ZNN 7+8/2004, S. 38-41 - Zahnärztekammer Niedersachsen
ZNN 7+8/2004, S. 38-41 - Zahnärztekammer Niedersachsen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zukunft des Gesundheitswesens<br />
ZWANGSKOLLEKTIV<br />
Bei der Bürgerversicherung setzt die SPD offenbar auf Klassenkampf<br />
statt Kassenkampf. Wer viel leistet und gut verdient<br />
oder – weil er gespart und investiert hat – Mieten<br />
oder Zinsen einnimmt, steht auf der Verliererseite. Die SPD-<br />
Arbeitsgruppe unter Leitung von Andrea Nahles, die dem<br />
linken Parteiflügel zugeordnet wird, kündigte für den kommenden<br />
Herbst ein durchgerechnetes Modell für eine Bürgerversicherung<br />
an. Die Reformkommission hat nicht nur<br />
vor, alle Bürger gesetzlich zu versichern und dabei alle Einkommensarten<br />
zu berücksichtigen. Nach den neuen Plänen<br />
der Sozialdemokraten sollen Besserverdiener, die über Kapitalerträge<br />
oder Mieteinnahmen verfügen, doppelte Beiträge<br />
zahlen: „Es wird zwei Beitragsbemessungsgrenzen geben:<br />
die eine für Lohn und Gehalt, die andere für Vermögenseinkommen“,<br />
zitierte die „Süddeutsche Zeitung“ ein<br />
Kommissionsmitglied. Die beiden Bemessungsgrenzen sollen<br />
jeweils der heutigen Grenze entsprechen.<br />
Zusammengenommen würden die verschiedenen Einkommensarten<br />
demnach bis zu einer Höhe von 6975 Euro mit<br />
dem Kassensatz belastet. Am Beitrag, der auf das Arbeits-<br />
einkommen angerechnet wird, würde sich der Arbeitgeber<br />
weiterhin zur Hälfte beteiligen, meldet die „FAZ“. Den Beitrag<br />
auf das Kapitaleinkommen hingegen müsste der Versicherte<br />
alleine zahlen. Angerechnet werden könnte ein Freibetrag<br />
in Höhe von 1370 Euro. Auch die Grünen wollen<br />
Freiberufler, Selbständige und Beamte in die Bürgerversicherung<br />
einbeziehen und die Beiträge auf alle Einkommensarten<br />
erheben. Wie sie zur doppelten Beitragsbemessungsgrenze<br />
stehen, war bei Redaktionsschluß noch offen.<br />
Fraktionschefin Krista Sager stelle allerdings noch vor der<br />
Sommerpause Eckpunkte einer umfassenden Reform in<br />
Aussicht. Im Herbst soll sich ein Grünen-Parteitag mit der<br />
Bürgerversicherung befassen. Ein Gutachten, das die Partei<br />
beim Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES)<br />
in Auftrag gab, prognostiziert Beitragssenkungen von 14,1<br />
auf 12,7 Prozent. Die Grünen ließen sogar errechnen, dass<br />
der Beitragssatz auf bis zu 10,7 Prozent fiele, wenn die Beitragsbemesssungsgrenze<br />
ganz aufgehoben (!) würde. Fragt<br />
sich nur, ob diese Sätze auch langfristig zu halten sind.<br />
Darüber hinaus machen die Wissenschaftler in ihrem Gut-