Das Magazin 1/2010 - Evangelische Heimstiftung

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Reportage Zehn Minuten sinnvoll investiert Auf den effektiven Informationsaustausch bei der Morgenrunde mag im Luise-Wetzel-Stift keiner verzichten Im Alltag des Alten- und Pflegeheims der Evangelischen Heimstiftung (EHS) in Tübingen wird nichts dem Zufall überlassen: Dienste und Abläufe sind klar strukturiert, Informationen über die rund 200 Bewohner werden zeitnah weitergegeben. Hierbei hat die tägliche Morgenrunde eine zentrale Funktion: In wenigen Minuten bringen sich die Mitarbeiter gegenseitig auf den neuesten Stand. Montagmorgen, kurz vor 9 Uhr: Küchenchefi n Kornelia Seiffert legt den Kochlöffel aus der Hand, Hausmeister Klemens Seifried schließt die Tür des Schaltkastens, und die Mitarbeiter aus Verwaltung, Hauswirtschaft und den Wohnbereichen kommen ins Besprechungszimmer. 14 Personen sitzen mit gezücktem Stift an dem langen Tisch. Es kann losgehen. Hausdirektorin Heike Zinser bittet zunächst Lydia Klatt von Wohnbereich 1, über aktu elle Ereignisse zu berichten. Anita Kaiser* sei wieder aus dem Krankenhaus zurückgekehrt 18 „Aus der Heimstiftung“ 1/2010 und Helga Ascher* sei heute Nacht gestürzt. „Hat sie sich verletzt?“, fragt die Hausdirektorin. „Nein“, entgegnet Lydia Klatt. Bei Sandra Spieß auf Wohnbereich 2 gibt es keine Neuigkeiten zu vermelden. Barbara Kontny von Wohnbereich 3 berichtet, dass sich der Allgemeinzustand von Maria Engel* und Helmut Kiener* verschlechtert habe. Auf Wohnbereich 4 leidet eine Bewohnerin an Durchfall. Slavica Hlisc berichtet, dass die Dame deshalb seit dem Wochenende spezielle Kost auf ihr Zimmer bekommt – sonst sei alles in Ordnung. Rippenbruch und Unterricht Auch beim Betreuten Wohnen ist am Wochenende, wie Erika Gruchot berichtet, einiges los gewesen: „Albert Pelle* hat sich eine Rippe gebrochen, anscheinend ohne Sturz.“ Rosemarie Gonser vom Sozialdienst freut sich, dass sie nach einer Woche Unterricht auf der Karlshöhe in Ludwigsburg wieder im Hause ist. Pfarrerin Heidrun Kopp gibt das Wort gleich weiter, denn sie hat heute nichts Aktuelles zu berichten. Dafür aber Helene Schuller von der Verwaltung, die mitteilt, dass ab 1. März ein neues Tarifsystem eingeführt werde und es daher sehr viel zu tun gebe. Neuigkeiten vermeldet auch die Hausreinigung: „Wir werden heute fertig mit der Ebene 0, dann sind alle Wohnungen bezugsfertig“, berichtet Gabi Zechmeister.
Aufzüge blockiert Die Hausdirektorin fragt reihum weiter. Jeder verliert einen oder zwei Sätze, beschränkt sich dabei auf die Informationen, die für die anderen wichtig sein könnten. Küchenchefi n Kornelia Seiffert bittet darum, die Aufzüge zu den Stoßzeiten für die Essensausgabe zu reservieren, denn kürzlich hätten einige Bewohner zehn Minuten auf ihr Essen warten müssen. Die Rufbereitschaft hat diese Woche Hausmeister Klemens Seifried, der ankündigt, dass gegen 13.30 Uhr der Strom kurz abgestellt werden müsse. In die Kochwäsche hat sich mal wieder eine Wolldecke geschmuggelt, die Hildegard Kohli zufolge total verfi lzt sei. Simone Schmid von der Aktivierung kündigt Gymnastik sowie Spiel, Spaß und Bewegung an und fragt, ob es möglich sei, ein weiteres Zeitungsexemplar zu beschaffen, da die Betreuungsassistentin heute mit den Bewohnern das Schwäbische Tagblatt lese. Hausdirektorin Heike Zinser will sich darum kümmern. Auf den Wohnbereichen fi ndet heute zudem die halbjährliche Apothekenüberprüfung statt, wie Pfl egedienstleiter Andri Schickner berichtet, der sich bisher alle genannten Infos auf seinem Übersichtsblatt notiert hat. Grüße aus Stuttgart Nachdem alle zu Wort gekommen sind, sagt Hausdirektorin Heike Zinser, dass heute niemand im Haus Geburtstag habe, dass sie aber zwei Bewohner, die am Wochenende Geburtstag gehabt hätten, noch besuchen und ihnen eine Flasche Johannisbeersaft überreichen wolle. Und sie übermittelt herzliche Grüße vom EHS-Hauptgeschäftsführer vom Neujahrsempfang in Stuttgart. Auf Wohnbereich 2 angekommen, informiert Schichtleiterin Sandra Spieß umgehend ihre vier Mitarbeiterinnen über das Wichtigste der Morgenrunde. Sie selbst schätzt die Frühbesprechungen sehr, weil sie der Meinung ist, dass viele Infos auf den Wohnbereichen sonst nicht ankämen. Wenn sie beispielsweise rechtzeitig von Aktivierungsangeboten wie Gymnastik erfahre, könne sie die einzelnen Bewohner gezielt darauf hinweisen, richten und rechtzeitig zu den Angeboten bringen. Geballte Infos erleichtern Arbeit Im Anschluss an die Morgenrunde vereinbaren Pfarrerin Heidrun Kopp und Rosemarie Gonser vom Sozialdienst noch die Abendmahlstermine an Ostern. Heidrun Kopp, die einen Sonderauftrag für Altenpfl egeseelsorge hat, kommt seit fünf Jahren etwa drei- bis viermal in der Woche ins Luise-Wetzel-Stift, um Bewohner und Angehörige zu begleiten. Sie schätzt es sehr, als Gast an den Morgenrunden teilnehmen zu dürfen. „Ich fühle mich da sehr willkommen, und die kurze, konzentrierte Information erleichtert mir das Arbeiten“, sagt sie. Es sei hilfreich, Vertreter aller Bereiche auf einmal anzutreffen. Dies erspare ihr, die einzelnen Informationen mühsam zusammentragen zu müssen. „Diese zehn Minuten sind wirklich sehr sinnvoll investiert!“ Wolldecke in der Kochwäsche In der Küche bereitet Kornelia Seiffert mittlerweile eine spezielle Kost für die an Durchfall erkrankte Bewohnerin zu. Sie reibt einen Apfel in eine Schüssel. Anschließend kocht sie Wasserkartoffelbrei, der nur mit Salz gewürzt wird. Das Mittagsmenü – rund 180 Essen – haben sie und ihr Kollege bereits vor der Morgenrunde begonnen: Das Gulasch ist angesetzt, die Hähnchenschlegel und das Kaisergemüse sind vorbereitet, und die Zucchinirahmsuppe dampft im Kessel vor sich hin. Ihr Buch mit den Notizen der Morgenrunde hat sie auf das Fensterbrett gelegt, damit sich auch ihr Kollege einen Überblick über die Infos verschaffen kann. In der Wäscherei ist die verfi lzte Decke wieder ein Thema, als eine Mitarbeiterin einen Esslöffel aus der Wäsche zieht und ihn ihren Kolleginnen zeigt. „Das passiert leider immer mal wieder – zum Glück ist er nicht in die Trommel geraten“, sagt Annerose de Melo. Morgen früh um 9 Uhr beginnt im Luise-Wetzel-Stift die nächste Morgenrunde. Zwischendurch werden sich Spät-, Nacht- und Frühschicht abgewechselt und zahlreiche unerwartete Dinge ereignet haben, die bei der Morgenrunde für neuen Gesprächsstoff sorgen werden. Mylena Baumann (*Namen der Bewohner geändert) Reportage „Aus der Heimstiftung“ 1/2010 19
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Seite 13 und 14: eitslose, Wiedereinsteiger und Men-
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