Das Magazin 1/2010 - Evangelische Heimstiftung
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Aufzüge blockiert<br />
Die Hausdirektorin fragt reihum<br />
weiter. Jeder verliert einen oder zwei<br />
Sätze, beschränkt sich dabei auf die<br />
Informationen, die für die anderen<br />
wichtig sein könnten. Küchenchefi n<br />
Kornelia Seiffert bittet darum, die<br />
Aufzüge zu den Stoßzeiten für die<br />
Essensausgabe zu reservieren, denn<br />
kürzlich hätten einige Bewohner<br />
zehn Minuten auf ihr Essen warten<br />
müssen. Die Rufbereitschaft hat diese<br />
Woche Hausmeister Klemens Seifried,<br />
der ankündigt, dass gegen 13.30 Uhr<br />
der Strom kurz abgestellt werden müsse.<br />
In die Kochwäsche hat sich mal<br />
wieder eine Wolldecke geschmuggelt,<br />
die Hildegard Kohli zufolge total<br />
verfi lzt sei. Simone Schmid von der<br />
Aktivierung kündigt Gymnastik sowie<br />
Spiel, Spaß und Bewegung an und<br />
fragt, ob es möglich sei, ein weiteres<br />
Zeitungsexemplar zu beschaffen, da<br />
die Betreuungsassistentin heute mit<br />
den Bewohnern das Schwäbische<br />
Tagblatt lese. Hausdirektorin Heike<br />
Zinser will sich darum kümmern.<br />
Auf den Wohnbereichen fi ndet heute<br />
zudem die halbjährliche Apothekenüberprüfung<br />
statt, wie Pfl egedienstleiter<br />
Andri Schickner berichtet, der<br />
sich bisher alle genannten Infos auf<br />
seinem Übersichtsblatt notiert hat.<br />
Grüße aus Stuttgart<br />
Nachdem alle zu Wort gekommen sind,<br />
sagt Hausdirektorin Heike Zinser, dass<br />
heute niemand im Haus Geburtstag<br />
habe, dass sie aber zwei Bewohner,<br />
die am Wochenende Geburtstag<br />
gehabt hätten, noch besuchen und<br />
ihnen eine Flasche Johannisbeersaft<br />
überreichen wolle. Und sie übermittelt<br />
herzliche Grüße vom EHS-Hauptgeschäftsführer<br />
vom Neujahrsempfang<br />
in Stuttgart.<br />
Auf Wohnbereich 2 angekommen,<br />
informiert Schichtleiterin Sandra<br />
Spieß umgehend ihre vier Mitarbeiterinnen<br />
über das Wichtigste der<br />
Morgenrunde. Sie selbst schätzt die<br />
Frühbesprechungen sehr, weil sie der<br />
Meinung ist, dass viele Infos auf den<br />
Wohnbereichen sonst nicht ankämen.<br />
Wenn sie beispielsweise rechtzeitig<br />
von Aktivierungsangeboten wie<br />
Gymnastik erfahre, könne sie die<br />
einzelnen Bewohner gezielt darauf<br />
hinweisen, richten und rechtzeitig<br />
zu den Angeboten bringen.<br />
Geballte Infos erleichtern Arbeit<br />
Im Anschluss an die Morgenrunde<br />
vereinbaren Pfarrerin Heidrun Kopp<br />
und Rosemarie Gonser vom Sozialdienst<br />
noch die Abendmahlstermine<br />
an Ostern. Heidrun Kopp, die einen<br />
Sonderauftrag für Altenpfl egeseelsorge<br />
hat, kommt seit fünf Jahren etwa<br />
drei- bis viermal in der Woche ins<br />
Luise-Wetzel-Stift, um Bewohner und<br />
Angehörige zu begleiten. Sie schätzt<br />
es sehr, als Gast an den Morgenrunden<br />
teilnehmen zu dürfen. „Ich fühle<br />
mich da sehr willkommen, und die<br />
kurze, konzentrierte Information<br />
erleichtert mir das Arbeiten“, sagt sie.<br />
Es sei hilfreich, Vertreter aller Bereiche<br />
auf einmal anzutreffen. Dies erspare<br />
ihr, die einzelnen Informationen<br />
mühsam zusammentragen zu müssen.<br />
„Diese zehn Minuten sind wirklich<br />
sehr sinnvoll investiert!“<br />
Wolldecke in der Kochwäsche<br />
In der Küche bereitet Kornelia Seiffert<br />
mittlerweile eine spezielle Kost für die<br />
an Durchfall erkrankte Bewohnerin<br />
zu. Sie reibt einen Apfel in eine Schüssel.<br />
Anschließend kocht sie Wasserkartoffelbrei,<br />
der nur mit Salz gewürzt<br />
wird. <strong>Das</strong> Mittagsmenü – rund 180<br />
Essen – haben sie und ihr Kollege bereits<br />
vor der Morgenrunde begonnen:<br />
<strong>Das</strong> Gulasch ist angesetzt, die Hähnchenschlegel<br />
und das Kaisergemüse<br />
sind vorbereitet, und die Zucchinirahmsuppe<br />
dampft im Kessel vor sich<br />
hin. Ihr Buch mit den Notizen der<br />
Morgenrunde hat sie auf das Fensterbrett<br />
gelegt, damit sich auch ihr Kollege<br />
einen Überblick über die Infos<br />
verschaffen kann. In der Wäscherei<br />
ist die verfi lzte Decke wieder ein<br />
Thema, als eine Mitarbeiterin einen<br />
Esslöffel aus der Wäsche zieht und<br />
ihn ihren Kolleginnen zeigt. „<strong>Das</strong><br />
passiert leider immer mal wieder –<br />
zum Glück ist er nicht in die Trommel<br />
geraten“, sagt Annerose de Melo.<br />
Morgen früh um 9 Uhr beginnt im<br />
Luise-Wetzel-Stift die nächste<br />
Morgenrunde. Zwischendurch<br />
werden sich Spät-, Nacht- und Frühschicht<br />
abgewechselt und zahlreiche<br />
unerwartete Dinge ereignet haben,<br />
die bei der Morgenrunde für neuen<br />
Gesprächsstoff sorgen werden.<br />
Mylena Baumann<br />
(*Namen der Bewohner geändert)<br />
Reportage<br />
„Aus der <strong>Heimstiftung</strong>“ 1/<strong>2010</strong> 19