Kahn - NOZ.de

Nr. 24 Dienstag, 25. Juni
Seoul (dpa)
Der tragische Held Michael
Ballack hat der deutschen Nationalmannschaft
die Traumreise
nach Yokohama ermöglicht.
Durch das dritte Turnier-
Tor des Leverkuseners gewann
das Team von Rudi Völler
das Halbfinale im „Hexenkessel“
von Seoul gegen Gastgeber
Südkorea mit 1:0 (0:0)
und steht nun zum siebten
Mal im Finale einer WM – noch
nie seit 1954 kam ein Vorstoß
ins Endspiel so überraschend.
Aber ausgerechnet im Finale
gegen Rekord-Weltmeister
Brasilien oder die Türkei ist
Ballack nach seiner zweiten
gelben Karte im Turnier zum
Zuschauen verurteilt.
Vor 65 256 Zuschauern, die
das ausverkaufte „World Cup
Stadium“ der koreanischen
Hauptstadt in ein „rotes Meer“
verwandelten, beendete die
deutsche Mannschaft dank einer
abgeklärten Vorstellung
mit ihrem 50. WM-Endrundensieg
das koreanische Fußball-Märchen
und erfüllte
auch dem Teamchef einen großen
Traum. Denn Rudi Völler
hat nun die Chance, sowohl als
Spieler als auch als Trainer die
WM-Trophäe in der Hand zu
halten – wie zuvor nur Franz
Beckenbauer.
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Gegen eine koreanische
Mannschaft, die längst nicht
mehr so schwungvoll und
spritzig war wie bei ihren Siegen
über Portugal und Italien,
war das deutsche Team Chef
auf dem Platz. Kompromisslos
in den Zweikämpfen lauerte
die Elf mit kühlem Kopf auf ih-
WM 2002 Korea Japan
Ballack macht Traum wahr
Deutschland nach 1:0 im WM-Finale - Torschütze im Endspiel gesperrt
DAS TOR ZUM FINALE: Michael Ballack (Nr. 13) trifft im Nachschuss, Torwart Lee ist machtlos; links
Oliver Bierhoff. Foto: dpa
re Chance und nutzte sie eine
Viertelstunde vor Schluss
durch Ballack: Nachdem er mit
seiner Direktannahme nach
Flanke von Oliver Neuville zunächst
am koreanischen Keeper
Jae-Woon Lee gescheitert
war, nutzte der Noch-Leverkusener
den Abpraller selbst zum
„goldenen Tor“.
Der Einzug ins Finale steht
für die vorläufige Krönung der
noch kurzen Trainer-Karriere
von Völler, der ursprünglich
als Platzhalter für Christoph
Daum angetreten war, um einem
am Boden liegenden
Team wieder auf die Beine zu
helfen. In den zwei Jahren seit
dem Debakel bei der EM 2000
formte der 42-Jährige aus Spie-
lern, denen viele die Qualifikation
für Japan und Südkorea
nicht zugetraut hatten, eine
Mannschaft, die ihre spielerischen
Defizite mit Kampfkraft
und Willensstärke erfolgreich
wettmacht. Schlüsselerlebnis
auf dem Weg zu einer verschworenen
Einheit waren für
Völler die WM-Relegationsspiele
gegen die Ukraine.
Die erste Chance eines umkämpften
Spiels besaßen die
Koreaner durch Chun-Soo Lee
(8.), dessen Schuss Oliver Kahn
eine weitere Kostprobe seines
überragenden Könnens abnötigte.
Fortan war der Münchner
fast beschäftigungslos, weil
nun vor allem die Deutschen in
der Offensive die Akzente setz-
ten. In der 17. Minute bot sich
Neuville eine unverhoffte
Schusschance, die der Leverkusener
nicht zu nutzen wusste.
Als Klose nach einem Laufduell
mit Tae-Young Kim im
koreanischen Strafraum zu
Fall kam (24.), hoffte das deutsche
Team vergeblich auf den
Elfmeterpfiff des souverän leitenden
Schweizer Unparteiischen
Urs Meier. Die letzte
Möglichkeit vor der Pause für
die immer dominanter werdende
Völler-Elf verpassten
Bode und Klose, die nach
Schneiders Eckball plötzlich
frei vor dem Tor standen.
Auch nach dem Seitenwechsel
diktierte die deutsche Mannschaft
das Geschehen.