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Download - Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH

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»Tradition – das ist die<br />

Bewahrung des Feuers <strong>und</strong><br />

nicht die Anbetung der Asche!«<br />

Gustav Mahler (1860 – 1911),<br />

österreichischer Komponist,<br />

Dirigent <strong>und</strong> Operndirektor<br />

4<br />

FORUM DREI | NOVEMBER 2006<br />

„UNVERZICHTBARES SCHÜTZEN,<br />

BELANGLOSES DURCH NEUES ERSETZEN“<br />

Von Michael Bräuer, Architekt, Stadtplaner <strong>und</strong> Vorsitzender der Expertengruppe Städtebaulicher<br />

Denkmalschutz beim B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />

Die aktuelle Entwicklung in einer Reihe<br />

von Städten der östlichen B<strong>und</strong>esländer<br />

ist zunehmend von einer Auseinandersetzung<br />

um die Bewahrung <strong>und</strong><br />

Wiederbelebung von Baubeständen betroffen,<br />

die in den Jahren seit der Wende aus den unterschiedlichsten<br />

Gründen noch nicht wieder in Nutzung<br />

genommen werden konnten oder auch in<br />

dieser Zeit aus der Nutzung ausgeschieden wurden.<br />

Sie stören nun.<br />

Da der Stadtumbau in seiner Ost-Version die<br />

Möglichkeit eröffnet, diese Bestände ohne den<br />

gravierenden Einsatz eigener Finanzmittel loszuwerden<br />

<strong>und</strong> die Politik mancherorts dazu auffordert,<br />

diese „Gunst der St<strong>und</strong>e“ zu nutzen, ist der<br />

Konflikt bei problembeladenen Bebauungen an<br />

ausgewählten Standorten vorprogrammiert. Dies<br />

betrifft insbesondere die historischen Stadtkerne<br />

sowie Bereiche der Innenstädte mit Bausubstanzen<br />

mittelalterlicher Herkunft, aber auch aus der<br />

Gründerzeit <strong>und</strong> zunehmend auch der Neuen<br />

Moderne der Zwischenkriegszeit sowie der 50er<strong>und</strong><br />

60er-Jahre des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Besonders schmerzhaft empf<strong>und</strong>en wird dieses<br />

Geschehen, wenn es sich in definierten Sanierungsgebieten<br />

der Städte oder den in der Regel<br />

weiträumiger gefassten Erhaltungsgebieten<br />

manifestiert. Als nicht akzeptabel muss es<br />

bezeichnet werden, wenn es Fördergebiete<br />

betrifft, die im Rahmen des Sonder-Förderprogrammes<br />

Städtebaulicher Denkmalschutz als<br />

Ensemble gefördert wurden <strong>und</strong> werden.<br />

Denkmalpfleger als Partner<br />

Leider <strong>und</strong> in der Regel zu Unrecht werden häufig<br />

die Organe der Denkmalpflege, das heißt<br />

deren Mitarbeiter zum Buhmann bzw. zur Buhfrau<br />

in der Auseinandersetzung. Das ist ungerecht.<br />

Es darf an dieser Stelle daran erinnert werden,<br />

dass ein für viele Bürger der ehemaligen<br />

DDR gravierender Gr<strong>und</strong> für die Wende im Herbst<br />

1989 die andauernde Gefährdung der Identität<br />

stiftenden historisch gewachsenen Stadtbereiche<br />

unter den damals vorgegebenen baulichen<br />

Reproduktionsbedingungen war. Wer in dieser<br />

Zeit verantwortungsvoll am Entwicklungsgeschehen<br />

in den Städten beteiligt war, war froh, unter<br />

ALTE STADT. NEUE STADT.<br />

den im Institut für Denkmalpflege tätigen Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen Partner zu finden, mit denen<br />

es auch gelingen konnte, politisch anders vorgeprägte<br />

Entwicklungen noch in vernünftige Bahnen<br />

zu lenken, Besinnung oder Entschleunigung<br />

anzumahnen <strong>und</strong> auch durchzusetzen <strong>und</strong> somit<br />

manchen Abrissverlust zu verhindern. Erfolge<br />

basierten auch damals, in der Regel von den<br />

Stadtoberen zähneknirschend akzeptiert, auf<br />

dem im Prinzip vorbildlichen <strong>und</strong> seit 1975 geltenden<br />

Denkmalschutzgesetz der DDR. Der subjektive<br />

Faktor, Persönlichkeit, Selbstbewusstsein,<br />

fachliche Qualität <strong>und</strong> Integrität, Dialogbereitschaft<br />

<strong>und</strong> auch manche List waren schon<br />

damals immer hilfreich.<br />

Erfolge sind unübersehbar<br />

Die für die Denkmalschützer <strong>und</strong> die ihnen<br />

anempfohlenen Bausubstanzen ambivalente<br />

Situation wurde durch die Wiedergewinnung der<br />

Einheit <strong>und</strong> die Bildung der Länder im Osten prinzipiell<br />

beendet. Alle waren darüber sehr froh.<br />

Wesentliche Aspekte der Politik waren seitdem<br />

auf die Erhaltung <strong>und</strong> Wiederbelebung der historisch<br />

gewachsenen Stadtstrukturen <strong>und</strong> der sie<br />

definierenden Bestände gerichtet. Alle b<strong>und</strong>esstaatlichen<br />

<strong>und</strong> föderalen Regelungen der Länder,<br />

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