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Download - Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH

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STILEPOCHEN<br />

darunter auch die von allen Ländern erlassenen<br />

Denkmalgesetze, verfolgten dieses Ziel <strong>und</strong> tun<br />

das auch heute noch. Die Förderprogramme,<br />

zunächst das Modellstadtprogramm, dann das<br />

Stadterneuerungsprogramm <strong>und</strong> besonders<br />

wirksam das B<strong>und</strong>-Länder-Programm Städtebaulicher<br />

Denkmalschutz, das 1991 aufgelegt wurde,<br />

schufen den notwendigen Unterbau für die seitdem<br />

eingetretene <strong>und</strong> für jedermann überzeugende<br />

Wiedergewinnung unserer Städte als Zentren<br />

des gesellschaftlichen <strong>und</strong> auch des bürgerschaftlichen<br />

Lebens. Die seit September 2006<br />

existierende <strong>und</strong> derzeit umlaufende Ausstellung<br />

„Denk!mal: Alte Stadt – Neues Leben“ vermittelt<br />

eindrucksvoll den flächendeckend eingetretenen<br />

Wandel <strong>und</strong> damit eines der hervorragenden<br />

Erfolgsmerkmale des Einigungsprozesses. Die<br />

meisten historischen Stadtkerne sind in ihren<br />

Strukturen <strong>und</strong> den sie prägenden Substanzen<br />

nicht mehr gefährdet. Dieser Erfolg kann nicht<br />

hoch genug eingeschätzt werden <strong>und</strong> beinhaltet<br />

die Verpflichtung, in dem Bemühen nicht nachzulassen.<br />

Dabei liegt es in der Natur der Sache,<br />

dass das Engagement der Denkmalschützer nicht<br />

nur die historischen <strong>und</strong> mittelalterlich geprägten<br />

Stadtkerne betrifft, sondern dass auch nachfolgende<br />

Epochen <strong>und</strong> Generationen Stadträume<br />

<strong>und</strong> Bauten von historischer <strong>und</strong> kultureller<br />

Bedeutung geschaffen haben, die es zu<br />

schützen gilt, insbesondere wenn sie auf Gr<strong>und</strong><br />

ihrer Qualität unter Schutz gestellt sind.<br />

> ROMANIK IN LEIPZIG<br />

Die Andreaskapelle in Knautna<strong>und</strong>orf gilt als ältestes<br />

Bauwerk in Leipzig <strong>und</strong> ältester Sakralbau in<br />

Sachsen. Unter dem achtseitigen Turmaufsatz von<br />

1721 ist eine romanische R<strong>und</strong>kapelle aus dem<br />

11. Jahrh<strong>und</strong>ert erhalten geblieben. Damit ist die<br />

Kapelle im <strong>Leipziger</strong> Südwesten ein unschätzbares<br />

Zeugnis aus der frühen Zeit der deutschen Besiedlung<br />

im <strong>Leipziger</strong> Raum.<br />

6<br />

Fair handeln<br />

In unserer zivilisierten Gesellschaft sind die<br />

gesetzlichen Regelungen <strong>und</strong> ihre Ausformungen<br />

nicht der Willkür einzelner ausgesetzt, sondern<br />

Ausdruck des demokratisch verfassten Wollens<br />

der Gesellschaft. In diesem Sinne sollten sie<br />

jederzeit von allen Beteiligten ernst genommen<br />

werden, <strong>und</strong> nur darauf können Arbeitsprozesse,<br />

Diskurse <strong>und</strong> letztlich Entscheidungen basieren.<br />

Dabei kann es in einem verantwortungsvoll<br />

gestalteten Entscheidungsprozess nicht um die<br />

Dominanz oder gar das Diktat einer Seite gehen,<br />

sondern es muss der Diskurs gleichberechtigter<br />

Partner <strong>und</strong> die Suche nach Gemeinsamkeit <strong>und</strong><br />

bestmöglicher Lösung gefordert werden <strong>und</strong><br />

möglich sein. Das ist in der Regel nicht mehr der<br />

Fall, wenn die Organe der Denkmalpflege in den<br />

Organisationsstrukturen der Landes- <strong>und</strong> Kommunalverwaltungen<br />

den Bereichen des Bauens<br />

unterstellt sind. Die so eingeordneten Denkmalschützer<br />

haben, das dürfte für jedermann nachvollziehbar<br />

sein, deutlich eingeschränkte Möglichkeiten,<br />

ihren Standpunkt in den Dialog einzubringen<br />

oder auch seine Priorität durchzusetzen.<br />

Einen offenen Dialog führen<br />

Andererseits muss man auch von den Denkmalschützern<br />

die Anerkennung von Realitäten <strong>und</strong><br />

die Bereitschaft einfordern, sich dem erforderlichen<br />

Dialog zu stellen <strong>und</strong> sich nicht lediglich<br />

hinter der stringenten Handhabung der Denkmalgesetzgebung<br />

zu verbarrikadieren. So muss<br />

es möglich sein, über die weiteren Existenzchancen<br />

von Bausubstanzen zu diskutieren, die trotz<br />

hervorragender <strong>und</strong> in dieser Breite in Zukunft<br />

nicht mehr gegebener Fördermöglichkeiten bisher<br />

nicht wieder aktiviert werden konnten. Dafür<br />

gibt es, wie schon erwähnt, vielfältige Ursachen.<br />

Diese können bei noch immer nicht geklärten<br />

Eigentumsverhältnissen bzw. der Handlungsunfähigkeit<br />

zerstrittener oder breit gestreuter<br />

Eigentümergemeinschaften liegen. Sie können<br />

durch Lageprobleme wie die Belastung durch die<br />

erheblich gewachsenen Verkehrsströme in dafür<br />

historisch nicht ausgeformten Stadträumen<br />

beeinflusst sein oder auch lediglich in einer zu<br />

geringen Attraktivität im Ranking der vergleichbaren<br />

Standorte der jeweiligen Stadt ihre Ursache<br />

haben. Die Bedingungen, mit denen die<br />

Stadtgesellschaften durch Abwanderung <strong>und</strong><br />

demografischen Wandel heute <strong>und</strong> noch weiter<br />

in der Zukunft konfrontiert werden, schaffen<br />

standörtlich differenziert, aber letztlich doch<br />

unvermeidbar, Leerstände <strong>und</strong> städtische<br />

FORUM DREI | NOVEMBER 2006<br />

Leerräume. Das ist von niemandem gewollt, aber<br />

leider nicht vollständig zu verhindern. Damit ist<br />

aber im Interesse des Gemeinwohls der<br />

Anspruch verknüpft, diesen Prozess planerisch<br />

zu begleiten <strong>und</strong> politisch <strong>und</strong> fachlich breit<br />

abgestützt bewusst zu gestalten.<br />

Stufenweise vorgehen<br />

Oberstes Prinzip ist – <strong>und</strong> muss es auch bleiben<br />

–, jegliche kulturhistorisch wertvolle <strong>und</strong><br />

auch als solche erkannte <strong>und</strong> geschützte Bausubstanz<br />

im originalen Zustand zu erhalten <strong>und</strong><br />

zu nutzen. Sollte das nicht möglich sein, so kann<br />

nur in einem verantwortungsvoll absolvierten,<br />

fairen <strong>und</strong> auf gemeinsame Auffassungen abstellenden<br />

Arbeitsprozess der Grad der Veränderung<br />

oder das Ausmaß des Eingriffs unter frühzeitiger<br />

<strong>und</strong> intensiver Beteiligung der Vertreter der<br />

Denkmalpflege erarbeitet werden.<br />

Das erfordert den einschlägigen Willen der Eigentümer,<br />

Investoren <strong>und</strong> Genehmigungsbehörden<br />

auf der einen Seite <strong>und</strong> die Bereitschaft der<br />

Denkmalpfleger auf der anderen Seite, sich diesem<br />

Prozess zu stellen. Das kann zeit- <strong>und</strong><br />

arbeitsaufwändig sein, <strong>und</strong> es ist zu beobachten,<br />

dass die personell stark abgebauten Organe des<br />

Denkmalschutzes mehr <strong>und</strong> mehr überfordert,<br />

Personalverstärkungen aber kaum zu erwarten<br />

sind. Unter diesem Aspekt ist das frühzeitige Aufeinander<br />

zugehen geradezu zwingend, wenn<br />

nicht der Zeitdruck zum letzten, fachlich am<br />

wenigsten kompetenten Entscheider werden soll.<br />

Der wegen unlösbarer Probleme unwiderrufliche<br />

Abriss <strong>und</strong> damit der Verlust definierter kultureller<br />

<strong>und</strong> immer auch materieller Werte darf nur<br />

der letzte Ausweg sein. Der Weg bis dahin muss<br />

nachweislich von dem Bemühen geprägt sein,<br />

alle denkbaren Möglichkeiten zur Revitalisierung<br />

der Bausubstanz ausgeschöpft zu haben. Dazu<br />

gehört auch die Nutzung der im Rahmen der alljährlich<br />

abzuschließenden Verwaltungsvereinba-<br />

ALTE STADT. NEUE STADT.<br />

rungen des B<strong>und</strong>es mit den Ländern angebotenen<br />

Mittel zur Sicherung von Gebäuden mit der<br />

Absicht einer späteren Sanierung <strong>und</strong> Wiedernutzung.<br />

Bestehende bürgerschaftliche Aktivitäten,<br />

Gruppierungen <strong>und</strong> Vereine sollten immer in<br />

die Prozesse <strong>und</strong> Entscheidungen einbezogen<br />

werden. Ohne die Beteiligung der Öffentlichkeit<br />

kann es nicht erfolgreich sein.<br />

Rechtzeitig planen<br />

In allen Städten, die verantwortungsvoll ihre<br />

Stadtentwicklung planen <strong>und</strong> gestalten, ist der<br />

Transformationsprozess der Stadtbevölkerung in<br />

seinen Tendenzen bekannt, allerdings in seinen<br />

Größenordnungen nur durch ständiges Beobachten<br />

in Relationen erfassbar. Es ist aber<br />

immer möglich, daraus Ansätze für gesamtstädtische<br />

<strong>und</strong> davon abgeleitete Detailplanungen zu<br />

entwickeln. Hier ist die kommunale Planungshoheit<br />

gefordert. Rechtzeitig die städtischen Plandokumente,<br />

die vielerorts noch aus der einseitigen<br />

Wachstumssicht der 90er-Jahre aufgestellt<br />

<strong>und</strong> in den wenigsten Fällen standortkonkret<br />

fortgeschrieben worden sind, zu prüfen <strong>und</strong> sich<br />

bei Bedarf neu zu positionieren, Prioritäten neu<br />

zu setzen <strong>und</strong> damit mittel- <strong>und</strong> langfristig<br />

Abläufe vorzustrukturieren, die gewährleisten,<br />

dass die Stadt als lebendiger Organismus mit<br />

attraktiver Gestaltung existent <strong>und</strong> ablesbar<br />

bleibt – das ist ein gegenwärtiges Erfordernis.<br />

Unabgestimmte oder auch ungewollte Abrisse<br />

<strong>und</strong> Perforierung verhindern, die Stadtmitte stärken,<br />

nachhaltig nutzbare Stadtstrukturen sichern<br />

<strong>und</strong> Lebensräume für eine vitale <strong>und</strong> möglichst<br />

auch multikulturelle Stadtgesellschaft organisieren,<br />

die alle Altersgruppen umfasst, sind nur<br />

einige der gegenwärtigen Ansprüche. Das wird<br />

nicht überall <strong>und</strong> über alle Stadtgrößen oder<br />

Regionen hinweg gleichermaßen bedeutsam<br />

sein, aber im Prinzip muss man sich in allen Kommunen<br />

damit befassen. Je besser man vorbereitet<br />

7

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